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Test: Fredenstein Artistic EQ, API 500 Equalizer

Günstiger EQ mit Vintage-Vibe

9. November 2020
Fredenstein_Artistic_EQ test

Fredenstein Artistic EQ, API 500 Equalizer

Der zum Test vorliegende Fredenstein Artistic EQ wurde Anfang des Jahres auf der NAMM 2020 präsentiert. Es handelt sich um einen dreibandigen Equalizer im API 500 Format, der mit einer zusätzlichen “Color”-Funktion für etwas mehr Farbe im Signal sorgen soll. Auch ein eingebauter Übertrager soll dazu beitragen, den Artistic EQ klanglich in der eher warmen „Vintage“-Ecke zu positionieren. Der Preis ist eine Kampfansage an die Konkurrenz: Für nur 225,- Euro ist dieser EQ zu haben und er ist damit einer der günstigsten System 500 Equalizer auf dem Markt. Wie viel Vintage gibt es für so wenig Kohle?

Zeitgleich mit dem Artistic EQ hat Fredenstein auch die Bento 8 Pure Analog Racks vorgestellt, die wir bereits für euch unter die Lupe genommen hatten. Der Fredenstein Artistic EQ vervollständigt nun im Zusammenspiel mit dem Artistic Pre und einem Artistic Leveler den klassischen Signalzug, bestehend aus Vorverstärker, EQ und Kompressor.

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Fredenstein Artistic EQ

Beim Gerät auf der Verpackung sind noch die alten Potikappen zu sehen – der Artistic EQ wird aber mit deutlich hochwertigeren Potis geliefert!

Fredenstein ist einer von nur wenigen Herstellern, die sich trauen, den Einsteiger- wie auch den Profimarkt gleichzeitig anzusprechen. Im Portfolio gibt es Gerätschaften für mehrere tausend Euro, aber speziell in der Artistic-Serie finden sich Preamps, Kompressoren usw. zu einem unglaublich guten Kurs. Durch die eigene Fertigung, die wie die Entwicklung aller Produkte in Taiwan stattfindet, hebt sich die Verarbeitungsqualität meist deutlich von der China-Konkurrenz ab.

Unboxing und erster Eindruck des Fredenstein Artistic EQ

Geliefert wird der Artistic EQ in einer kleinen, weißen Kartonschachtel. Darin befindet sich das Modul gut gepolstert und in Anti-Statik-Tüte verpackt, eine gedruckte Bedienungsanleitung in englischer Sprache liegt ebenfalls bei.

Fredenstein Artistic EQ

Eine gedruckte Bedienungsanleitung in englischer Sprache liegt bei

Wie viele andere System-500 Module ist das Gehäuse des Fredenstein Artistic EQs offen. Daher ist der Blick frei auf die Hauptplatine, wo sofort zwei Bauelemente ins Auge springen. Zum einen der in den USA gefertigte Edcor Ausgangsübertrager zum anderen der Operationsverstärker OPA2 im klassischen API 2520 Stil. Dieser OpAmp ist gesockelt und kann von bastelwütigen Nutzern mit einem anderen Modell auf 2520-Basis getauscht werden. Zufällig habe ich noch zwei originale 2520 OpAmps im Studio – im Praxisteil werden wir uns die Unterschiede anhören.

Fredenstein Artistic EQ

Unverkennbar: der Edcor Ausgangsübertrager „Made in USA“

Hervorragend verarbeiteter Equalizer

Die Verarbeitung des Fredenstein Artistic EQs ist beeindruckend gut. Vor allem die massiv wirkenden und verschraubten Potis mit Kappen aus Metall zeugen von einer hohen Wertigkeit.
Anderen Geräten in weitaus höheren Preisregionen, wie etwa meinen API 512c, steht der Fredenstein beim Thema Verarbeitung in nichts nach. Lackierung, Metallverarbeitung, verwendete Komponenten alles top. Auch die drei kleinen Kippschalter aus Metall sowie der hintergrundbeleuchtete Druckschalter machen einen robusten Eindruck. Damit wird der Fredenstein Artistic EQ selbst hartem Live-Einsatz oder rauen Studio-Sessions problemlos gewachsen sein.

Fredenstein Artistic EQ

Einfaches Layout für eine einfache Bedienung – der „Color“-Schalter sitzt in der Mitte des EQs

Die Bedienelemente des Artistic EQs

Der grundlegende Aufbau des Fredenstein Artistic EQ ist leicht zu durchschauen. Die drei Frequenzbänder gliedern sich in die Bereiche “Hi Freq”, “Mid Freq” und “Low Freq”, erlauben also Eingriffe in den Höhen-, Mitten- und Bass-Bereich. Jedes dieser Bänder hat zwei Drehregler zur Auswahl der jeweiligen Frequenz und zum Anheben bzw. Absenken der Lautstärke. „Hi Freq“ und „Low Freq“ besitzen zudem einen Kippschalter, um zwischen Bell- und Shelf-Modus zu wechseln. Damit lässt sich der Fredenstein Artistic EQ auch als variables Hi- bzw. Low-Pass Filter verwenden. Etwa in der Mitte der Frontplatte findet sich der “Color”-Schalter, mit dem sich eine analoge Röhrensimulation aktivieren lässt. Ähnliche Konzepte, bei denen harmonische Obertöne zum Signal hinzugefügt werden, kennt man bereits von anderen Herstellern wie beispielsweise SSL (VHD) oder Rupert Neve (Silk). Ein grün leuchtender Druckschalter am unteren Ende der Frontplatte aktiviert bzw. deaktiviert den EQ. Durch den True-Bypass-Mode lassen sich damit schnell die Klangveränderungen kontrollieren. Zwei kleine LED-Lämpchen zeigen zudem an, ob das Gerät mit Strom versorgt wird (PWR – grün) bzw. ob das Ausgangssignal übersteuert (CLIP – rot).

Fredenstein Artistic EQ

Der Artistic EQ ist sehr gut verarbeitet, passt leicht ins Rack und benötigt nur wenig Strom

Fredenstein Artistic EQ – technische Daten

Der generelle Arbeitsbereich des Fredenstein Artistic EQs liegt zwischen 20 und 20.000 Hz bei +/- 0,2 dB. Das Band “Low Freq” regelt Frequenzen zwischen 30 und 300 Hz, ab 300 Hz übernimmt das Mittenband bis hoch zu 3 kHz. Hier gibt es eine kleine Überschneidung zum Frequenzbereich von “Hi-Freq”, der zwischen 2 kHz und 20 kHz liegt. Die Lautstärke lässt sich in jedem dieser Bereiche um 14 dB absenken oder anheben. Der Wert “Q”, also wie breit bzw. eng der jeweilige Arbeitsbereich ist, ist beim Artistic EQ abhängig von der Frequenz. Auf diesen Parameter hat man keinen direkten Zugriff. Für ganz präzises Auslöschen oder Anheben einzelner Frequenzen gibt es spezialisiertere Werkzeuge, der Artistic EQ ist eher auf einfache Handhabung ausgelegt.

Die Eingangsimpedanz des Artistic EQs beträgt 10 kOhm, der maximale Eingangspegel liegt bei +24 dBu. Ausgangsseitig ist die Impedanz 600 Ohm der Maximalpegel beträgt hier sogar +26 dBu. Ein- und Ausgänge sind symmetrisch ausgelegt. Das Signal-Rausch-Verhältnis liegt bei unter 90 dB bei 0 dB Gain.
Die Ansprüche an die Stromversorgung sind beim Artistic EQ relativ gering, er benötigt nur 70 mA. Zum Vergleich: Die für den Test verwendeten Bento 8 Pure Analog Racks bieten mit 500 mA pro Slot deutlich mehr Power! Selbst in leistungsschwachen Racks anderer Hersteller sollte das Equalizer-Modul aber seine Dienste verrichten.

Der Artistic EQ als Arbeitspferd im Studio

Dank passend ausgeführter Bohrlöcher ist der Fredenstein Artistic EQ im Handumdrehen im Rack installiert. Schön, dass mir der deutsche Vertrieb Millstone Sound zwei Testexemplare hat zukommen lassen. Damit kann ich auch Stereo-Signale mit EQ bearbeiten und gleichzeitig die Serienstreuung beurteilen. Praktisch erweist sich hier das „Link“-Feature der Bento Racks, bei dem ein System-500 Slot intern mit dem nächsten Slot verlinkt werden kann. Man spart sich also zusätzliche Kabel. Gleichzeitig ermöglicht es dieses Feature, das Signal von einem Mic-Pre auf zwei EQs zu senden: einmal intern und einmal extern verkabelt per XLR. Sehr praktisch.

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So kann ich zunächst die Rauschwerte der beiden EQs miteinander vergleichen. Im Zusammenspiel mit meinen rauscharmen API 512c wird dem Signal kein zusätzliches Rauschen hinzugefügt. Die Werte sind sowohl im internen Modus als auch bei externer Verkabelung absolut identisch. Schön, dass man beim Fredenstein Artistic EQ also keine Kompromisse in Bezug auf höheres Grundrauschen eingehen muss und den EQ guten Gewissens in die Singnalkette einbauen kann.

Die Bedienung des Artistic EQ geht leicht von der Hand, die Potis sind griffig und die Schalter leicht zu erreichen. Auch die Lesbarkeit ist gut gelungen, trotz des geringen Platzes auf der Frontseite. Ein kleiner Wermutstropfen ist die Tatsache, dass die Level-Regler mittig leider nicht einrasten. Andere EQs bieten hier eine deutlich fühlbare 0 dB Position, die das entsprechende Band deaktiviert. Ohne diesen Rasterpunkt muss man beim Fredenstein Artistic EQ immer ganz genau mittig einpegeln, wenn man im jeweiligen Band keine Veränderung möchte. Das kann in einer hitzigen Session unnötig Zeit und Nerven kosten.

Fredenstein Artistic EQ

Übertrager und Color-Funktion sorgen für „Mojo“ – der OpAmp kann bei Bedarf gewechselt werden

Der erste klangliche Eindruck ist sehr positiv, da der EQ sehr musikalisch zu Werke geht. Während manch andere Equalizer eher steril an die Sache rangehen, findet beim Artistic EQ durchaus eine klangliche Aufwertung statt. Schnell lassen sich Einstellungen finden, die das Ausgangmaterial angenehm formen.

Den Anfang der Klangbeispiele macht das Bändchenmikrofon Nohype LRM-V im Zusammenspiel mit meiner Taylor Akustikgitarre. Bei Bändchenmikros greift man ja recht häufig zum EQ, um den meist voluminösen Bassbereich zu entschärfen und die Höhen etwas zu akzentuieren. In diesem Beispiel habe ich das Mikrofon absichtlich etwas zu nahe am 15. Bund der Gitarre platziert. Der Nahbesprechnungseffekt führt dazu, dass das Signal zu dunkel wird. Mit dem Artistic EQ lässt sich in diesem Fall sehr gut gegensteuern:

Der Nahbesprechungseffekt ist verschwunden und trotz des recht drastischen Eingriffs wirkt die Akustikgitarre nicht blechern oder metallisch, sondern in sich noch recht homogen.

Hier ein Vergleich am E-Bass, der direkt per HiZ-Anschluss in den API 512c geht. Bei 100 Hz steht der Level-Regler auf 2 Uhr (Bell Modus), bei 3 kHz steht der Level-Regler im Mittenband ebenfalls auf 2 Uhr. Neben dem eher weich zur Sache gehenden Fredenstein Artistic EQ hört ihr den Midas 512 V2 mit ähnlichen Einstellungen.

Als nächstes ein kurzer Schlagzeug-Beat. Erst ohne EQ, dann mit etwas mehr Wumms im Bereich um 60 Hz und einen Tucken mehr Höhen ab 8 kHz. Schließlich konnte ich es mir auch nicht verkneifen, im dritten Beispiel den Color-Modus zu aktivieren:

Der Color-Modus macht das Signal durch die Anreicherung von Obertönen etwas „dringlicher“. Je nach Signalquelle kann das deutlich hörbare Auswirkungen haben. Bei dem folgenden Beispiel ist der Effekt recht deutlich zu hören, etwa bei der Bassdrum:

Auch bei komplexeren Beats kann die Color-Funktion für mehr Punch sorgen (Achtung laut):

Die Bassdrum schiebt deutlich mehr und ist durch die Obertöne prominenter im Mix wahrnehmbar. Das lässt viel kreativen Spielraum zu. Wie wäre es beispielsweise mit einer Strophe im Normal-Modus, um dann im Chorus mit dem Color-Modus noch eine Schippe draufzulegen?

Hier ein Synthesizer-Sound, der ohnehin schon viele Obertöne besitzt:

An der Akustikgitarre, hier aufgenommen mit einer Schoeps MK4 / CMC1 Kombi, kann der Effekt durch die Vielzahl an Obertönen 2., 3. und 4. Ordnung den klaren Klang etwas mehr Grobkörnigkeit geben. Ob das gewünscht ist, hängt vom jeweiligen Einsatz ab:

Bei kompletten Mixes fand ich den Color-Effekt etwas zu viel des Guten. Einzelne Instrumente können davon profitieren, vor allem basslastige Sounds lassen sich schön damit abrunden und etwas hervorheben. Im komplexen Mixes schafft die Vielzahl an Obertönen aber ein klangliches Wirrwarr, dafür finde ich es weniger geeignet. Grundsätzlich weiß die Color-Funktion aber zu begeistern und bietet einen ausgesprochen guten Mehrwert.

Fredenstein Artistic EQ

Hier ein originaler API 2520 im Vergleich zum OPA2 aus dem Hause Fredenstein

Kampf der OPAs: API 2520 vs. OPA2

Zwei OPAs treten in den nächsten Beispielen gegeneinander an. Der legendäre alte OpAmp 2520 von API kommt in den folgenden Beispielen statt des verbauten Fredenstein OPA2 zum Einsatz:

Die klanglichen Unterschiede fallen weniger stark aus, als ich es vermutet hätte. Der OPA 2 scheint also eine recht guter Ersatz zum 2520 zu sein, der einen Wechsel des OpAmps nicht zwingend erfordert. Klanggourmets und Bastler haben durch den gesockelten OpAmp aber eine einfache Möglichkeit, den Artistic EQ zu modifizieren.

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Fazit

Der Fredenstein Artistic EQ hat meine Erwartungen deutlich übertroffen. Angesichts des günstigen Preises von 225,- Euro ist man als Tester ständig auf der Suche nach „dem Haken“, aber beim Artistic EQ findet man ihn einfach nicht. Beste Verarbeitung, hochwertige Komponenten und ein sehr musikalischer Grundklang, gepaart mit leichter Bedienbarkeit und einer Color-Funktion, die schon allein für mächtig viel Spaß sorgt. Der Fredenstein Artistic EQ wird Profis ebenso gerecht wie ambitionierten Einsteigern. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist exzellent und aufgrund der robusten Bauweise dürfte man als Anwender lange Zeit seine Freude mit dem Artistic EQ haben.

Plus

  • sehr gute Verarbeitung
  • Qualität von OpAmp und Übertrager
  • niedriges Rauschen
  • einfache Bedienung
  • Klang der Color-Funktion
  • musikalischer Grundklang
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • Level-Regler könnten auf 0 dB Position einrasten

Preis

  • 225,- Euro
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