Filter, OSC, LFO und Delay: 45,-€
Seit Korg 2008 mit dem Korg DS-10 für Nintendo DS und anschließend analog mit dem Korg Monotron und Monotribe einen relevanten Markt für Kleinstsynthesizer urbar gemacht haben, reißt die Welle von praktischen bis skurrilen Klangerzeugern nicht ab. Diese Welle wird nicht nur von den Volcas, sondern auch beispielsweise von Bastl oder Teenage Engineering, um nur die Bekanntesten zu nennen, weitergetragen. Ich würde sogar soweit gehen zu behaupten, die Ankunft der Kleinstsynthesizer, die von Korg in den Mainstream gepusht wurden, hat auch sehr zum Boom des Euroracks der letzten Jahre beigetragen. Daraus beantwortet sich auch die Frage, ob ein Kleinteil wie das Korg Monotron Delay auch heute noch relevant ist, schon quasi von selbst.
Der erste Eindruck: Korg Monotron Delay
Das Korg Monotron Delay erschien erstmals 2012, hat aber bis heute nichts von seiner Faszination verloren. Der Klassiker ist in ein kleines schwarzes Kästchen von 120 x 72 x 28 mm verbaut und besitzt ein Fliegengewicht von 95 g plus zwei AAA-Batterien. Diese sind in der Blister-Verpackung enthalten und reichen für ca. acht Stunden Spielspaß. Damit diese Laufzeit passend rationiert werden kann, gibt es einen Ein/Aus-Schalter am Gerät. Eine automatische Abschaltung gibt es leider nicht. Das ist aber auch der einzige Nachteil des Korg Monotron Delay, um das mal vorwegzunehmen.
Auch im Blister ist ein mehrsprachiges Bedienungsfaltblatt für Korg Monotron, Duo und Delay zusammen enthalten .
Analoge Komponenten – Filter, OCS und LFO
Auf der Rückseite befinden sich zwei stereokompatible Buchsen für 3,5 mm Klinkenstecker. Die eine Buchse ist ein AUX-Eingang, mit der ein Audiosignal in das Korg Monotron Delay eingeschleift werden kann und von dort durch das Filter läuft und an der anderen kann das Summensignal von AUX und interner Klangerzeugung wieder abgegriffen werden. Ansonsten befindet sich rückseitig noch ein Lautstärkeregler und ein versenktes Potentiometer, mit dem sich die LFO-Schwingungsform verändern lässt. Dazu später mehr.
Das Korg Monotron Delay ist aber keineswegs nur ein Delay-Effekt, sondern besitzt auch einen klangerzeugenden analogen Oszillator mit LFO-Modulation. Das Filter ist ein analoges 12 dB/Okt Tiefpassfilter wie bei Monotron und Monotribe auch und ist entsprechend den originalen Schaltkreisen aus dem MS-10/20 aufgebaut.
Digitale Komponenten – das Delay
Die Delay-Einheit ist aber nicht analog, sondern auf einem Princeton PT2399 Echo Audio Processor aufgebaut. Dieser CMOS-Chip ist in der Elektronikszene sehr beliebt, weil er preiswert (ca. 1,50 Euro/Stück) und funktionsreich ist und ziemlich gut nach „analog“ klingt. Das hat er vor allem seinem sehr warmen, bassigen Filterdesign zu verdanken, das die üppigen hochfrequenten digitalen Artefakte aus dem Audionutzsignal heraushält. Bei einem THD-Wert von <0,5 % (Datenblatt) darf man aber auch nicht zuviel erwarten, aber seine „Zerre“ ist dann doch recht harmonisch. Der interne Speicher des PT2399 beträgt 44 kBits, was bei höheren Delay-Zeiten doch zu einem merklich Abbau in der Qualität der Wiederholungsschleife führt.
Da der PT2399 sehr oft vor allem in der DIY- und experimentellen Szene, aber auch etlichen kommerziellen Produkten wie Bodentreterpedalen verwendet wird, ist es nicht unwahrscheinlich, wenn einem der Grundklang vertraut vorkommt.
Die Bedienung des Monotron Delay
Zur Klangmanipulation kann zuerst einmal die LFO-Schwingungsform fesggelegt werden. Hier stehen Dreieck und Rechteck zur Auswahl. Die LFO-Frequenz reicht von 24 Sek. pro Schwingungsperiode bis zu ca. 200 Hz und reicht damit weit in den Audiobereich. Die LFO-Schwingungsform kann aber auch noch zusätzlich mit dem versenkten Potentiometer auf der Rückseite stufenlos verändert werden. So wird aus der initialen symmetrischen Dreiecksform in der ganz linken Stellung ein normaler Sägezahn (steil aufsteigend, lang abfallen) und in der ganz rechten Stellung ein inverser Sägezahn.
Gleiches gilt für die Rechtform die von Nadelimpuls zu „Block“ überblendet werden kann. Der LFO wirkt dabei auf die Lautstärke des Sägezahn-Oszillators, aber leider nicht auf den AUX-Eingang.
Mit dem Intensitätsregler lässt sich noch die Modulationstiefe des LFOs auf die Tonhöhe einstellen.
Der klangerzeugende VCO bietet außer der Tonhöhensteuerung über die Folienklaviatur keine weiteren Einstellmöglichkeiten. Sein Frequenzumfang reicht von ca. 40 bis 3522 Hz.
Das MS-10/20 Filter besitzt nur einen Cutoff-Regler, aber keinen zum Einstellen der Resonanz. Das lässt sich aber, wie so vieles beim Korg Monotron Delay, per Selbstbau nachrüsten. Hier treffen auch die Signale von AUX und VCO zusammen, werden summiert und dann durch das Filter geschickt, wo es weiter zum Delay geht.
Bei der Delay-Einheit beträgt die maximale über den Time-Regler einstellbare Verzögerungszeit ca. 1 Sekunde. Mit dem Feedback-Regler wird die das Abklingverhalten der Delay-Schleife eingestellt. Wobei in der Nähe des Maximums nicht nur die Feedback-Schleife unendlich wird, sondern sich durch das Grundrauschens des Korg Monotron Delay noch weiter aufbaut.
Ribbon-Controller
Von dem Klaviaturaufdruck sollte man sich nicht fehlleiten lassen, denn es ist ein astreiner induktiver Ribbon-Controller, der sowohl sehr feinfühlig und als auch exakt ist, zum Guten wie zum Schlechten. Es lassen sich mit ihr hervorragende Slides machen, aber exakt zweimal den gleichen Ton zu treffen, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit, was auch an dem fünf Oktaven umfassenden Tonumfang des Monotron Delays liegen dürfte.
Ganz bestimmt liegt es aber daran, dass hier, im Gegensatz zum Monotron/Duo, der Ribbon-Controller nicht in Tonschritte unterteilt ist, sondern durchgängig. Dafür lassen sich bei den beiden anderen aber auch keine durchgängigen Slides machen*, sondern nur gesteppte, wie bei einer herkömmlichen mechanischen Klaviatur.
(*Monotron Duo ist umschaltbar)
DIY und Mods
Das Korg Monotron Delay ist, wie alle Korgtrons, hackable. Das heißt, sie wurden von Korg so konzipiert, dass man „einigermaßen einfach“, zusätzliche Funktionen einbauen kann. Mit „einfach“ meine dann nicht das „auf-SMD-Bauteilen“-Löten, das teilweise von Nöten ist, sondern, die Freundlichkeit von Korg schon von vornherein die allermeisten Patch-Punkte auf der Platine zu beschriften und die Schaltpläne der Korgtrons zu veröffentlichen. Natürlich geht bei der Modifizierung die Garantie flöten, aber wie so oft: no risk, no fun.
So haben sich mit der Zeit etliche Erweiterungen angesammelt, die den Nutzen der Korgtrons mitunter deutlich erhöhen.
Die einfachste Erweiterung ist wohl, den Batteriebetrieb auf Netzteilbetrieb umzustellen, dann dem Filterdesign seinen Resonanzregler zurückzugeben, gefolgt von einer LFO-Steuerung für den Filter-Cutoff und das Überblenden der Schwingungsform des Oszillators zwischen Sägezahn und Rechteck.
Es gibt auch mit Mods zur Anpassung des Notenumfangs des Ribbon-Controller, um besser Noten spielen zu können und sogar eine Bauanleitung für ein passendes 1-Oktaven-Keyboard und noch einiges mehr. Einige der besten Links zu den Modifikationen sind unten angeführt.
Ob es einem die Arbeit wert ist, bleibt aber jedem selbst überlassen, in jedem Fall werden experimentierfreudige Interessenten mehr Spaß mit dem Korg Monotron Delay haben als jene, die nur ein Delay wollen.
Audiobeispiele zum Monotron Delay
Zusätzliche Instrumente Xils PolyKB3 und STiX. Keine zusätzlichen Effekte. Gleichmäßige Pegelanhebung aller Beispiele um 12 dB.
Max Pegel bei -8.0 dBFS
Das Korg Monotron Delay on YouTube
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Ich liebe das Teil sehr, ist schon in vielen Tracks zum Einsatz gekommen und wird auch in Zukunft dabei sein, damit sind superfiese Sachen möglich, das Delay klingt wundervoll lo-fi, für mich ein Muß. Alle drei Monotrons sind für mich nach wie vor sehr relevant.
Überhaupt bin ich bekennender Monotron-Fan, schade, daß Korg die Serie nicht fortgesetzt hat, aber gleichzeitig auch toll, daß es mit dem hoffentlich bald erhältlichen NTS-1 einen neuen, diesmal digitalen Minisynth in ähnlichem Format gibt, der sowas wie eine Kombo der drei bisherigen ‚trons darstellt (plus noch etliche Extras), darauf freue ich mich schon (hab ihn vorbestellt).
Habt ihr auch Taschen für eure Monotrons? Ich schon! :)
Tolles spaßiges Gerät.
Die monotrons waren ja eine Art Test von korg um wieder mit analogen anzufangen.
Man kann übrigens viele gängige potikappen auf die Achsen draufstecken.
Es gibt sogar Fotos von prodigygigs mit monotron delay.
Ich hab noch einen Tip für Monotron-Freunde und solche, die es werden wollen: Verwendet für die Miniklinken-Ein- und Ausgänge auf alle Fälle Kabel mit dünnen Steckern, die sich nicht gegenseitig abspreizen. Die Buchsen sind nicht mit dem Gehäuse verbunden und lösen sich relativ leicht von der Platine ab, wenn sie zuviel Druck kriegen, das ist mir mit meinem ersten Monotron passiert.
Das kann ich unterstreichen. Ich hatte bei meinem deswegen leider ganz schnell einen Wackelkontakt :-( Unter den Monotrons ist der Delay mein persönlicher Favorit.
@SynthUndMetal Ich mag sie alle drei. Der erste Monotron kommt bei mir vornehmlich für Bässe und als Filterbox zum Einsatz, der Delay als, naja, halt Delay und FX, der Duo ist super als Samplerfutter, habe eine Menge Einzel- und Multisamples davon erstellt, die sich gut sowohl für melodische, als auch abgedrehte Sequenzen eignen.
Den normalen Monotron habe ich mit CV ausgestattet, das Keytracking ist ziemlich daneben, aber das ist mir egal, kann man ja durch entsprechende Spielweise ausgleichen.
Kann ich auch so bestätigen…ging mir mit beiden Buchsen auch so ,und dann fand ich dies:
https://t1p.de/gznp
Und zack ,nach ner guten Std. Lötspaß , hing das Ding im Eurorack .
@Sidstasche Coole Sache!
Ich habe mal davon geträumt, aus allen drei Monotrons einen 3 VCO-Synth mit OSC Mod, Delay und diversen Patchpunkten zu bauen, aber da reichen meine Kenntnisse leider nicht mal ansatzweise dafür aus.
Nur weil die Dinger so klein sind, sollte man ihren Sound nicht unterschätzen, die können echt gut rausblasen.
Das Ding ist was für SEE-NM’s. (SEE-NM = Sound Experimental Engineer-Non Music).
Der SEE-NM ist vom CMA & P deutlichst zu unterscheiden.
(CMA & P = Creative Music Artist & Producer).
Ein CMA & P würde nie auch nur einen Cent dafür verschwenden sich dieses Gerät anzuschaffen, sondern für dieses Geld kauft er lieber ein paar neue Patchkabel, Bier und Duftkerzen für’s Studio und verkneift sich sein GAS-Syndrom (Falls überhaupt vorhanden).
Ja stimmt’s vielleicht nicht? ;-D
@lindenpfaffe Wieso sollten Monotrons nicht in Musik zum Einsatz kommen? Ich kann mir gerade das Monotron Delay sehr gut für Begleitsounds vorstellen. Melodien lassen sich darauf zwar (fast) nicht spielen und Akkorde schon gar nicht aber dafür würde man sowas ja auch nicht einsetzen. Auf dem Monotron Delay kann man mit den entsprechenden Einstellungen mit einem einzigen Sound ein halbes Industrial-Noise-Stück erstellen – nicht dass ich sowas mag, aber auch das ist Musik.
Ein geniales Teil, welches jeden Cent Wert ist. Quasi Cabaret Voltaire in der Frühphase und Throbbing Gristle in einer Box. Auch für dubbige Sachen ist er perfekt.
Der einzige Monotron, den ich bis heute gerne verwende.
Allerdings steuert der LFO die Tonhöhe des Oszillators und nicht dessen Lautstärke ;)
Hast natürlich recht. Wie mir das nur durchgerutscht ist? Wurde korrigiert. :)
@Markus Schroeder Das erste Ausprobieren im Laden war einfach unfassbar, über 30 Minuten führte mich das Delay in spacige Klangwelten. Purer Spaß, sofort gekauft und der Duo folgte bald darauf.
Bis heute hält die Faszination an, selbst wenn das musikalische Einsatzgebiet begrenzt ist. Cabaret Voltaire und My Mutant Voice tauchten aus meiner Erinnerung wieder auf und mit jedem neuen Effektgerät gab und gibt es immer neue, teilweise total abgedrehte Klänge: Danke Korg!
Ein Wahnsinnsteil und hervorragendes Instrument – in unserer Band „Dinger“ hat die Synthesizerspielerin ausschliesslich ein Monotron Delay verwendet – bei den Aufnahmen und live. Das Album kann man sich hier anhören:
https://raketenbasis-haberlandstrasse.bandcamp.com/album/von-kommenden-tagen
Jeder experimentell veranlagte Musiker sollte eins haben…
hab auch zwei monotrons im studio..
machen spass!
der duo bass knarzt schön,
das delay habe ich als „dub siren“ fx und
sifi-sounds im einsatz.
werde mir mal die filter resonanz mod zu gemüte führen :)
Erst Soundbeispiel 4 und 5 haben bei mir einen Aha-Effekt ausgelöst. Bis dahin fühlte ich mich in meinem Vorurteil bestätigt und dachte „Was für ein Müll…“. Aber jetzt bin ich neugierig. Vielleicht hole ich mir mal ne Kiste und hänge Sie an eine meiner Drummaschinen…
Ich mag die Monotrons immer noch. Waren meine ersten KORG Geräte… dann der Monotribe, die Volcas und dann wurd‘s größer ;-)
@CloudSounds Schön. ich weiß auch von etlichen Leuten, die damals mit DS-10, monotron oder monotribe eingestiegen sind.
Heutzutge sind es wohl eher die TE-Pockets, weil EDM und so.
:)
Mein Monotron war eine Zugabe zum Keyboards-Abo; habe ihn jedoch kaum ernsthaft benutzt. Den Klang des MS-10 hatte ich nie besonders gemocht und jeder SFX-Sound aus dem Monotron klingt erbärmlich verglichen mit meinem Doepfer Dark Energy…
Ich hab sie auch alle die Monotrons. Danke für die schöne Liebeserklärung Markus!
@TobyB Gerne und Danke zurück. Schön dass das rüber kommt :)
Die Dinger sind vor allem ohne Ende modbar. Habe meinen auch auf CV/Gate umgestellt – nun kann man tatsächlch Musik damit machen. Der schönste Mod ist wohl der MS-X:
https://bit.ly/2Ec2ZA8
https://bit.ly/2sn4gkU
Auch der hier ist nett:
https://bit.ly/36sp75e
Das perfekte moding Opfer. Schön daß es einen Resonanz Mod gibt.
@Emmbot Wobei ich mich frage, wofür. Mit der richtigen Feedback-Einstellung simuliert man mit Leichtigkeit eine Filterresonanz.
Den will ich haben….. diesen abgefahrenen psychedelischen Drive endloser 8 Bit Schleifen die sich im Raum verlieren, hab da schon ein paar kreative Gedanken ihn in den Tracks als FX einzusetzen…i hear a new world .