Hardware-Controller für Vintage & Plugins
Ich gestehe, ich bin immer mehr ein Freund von externen Controllern, vor allem wenn sie sowohl Vintage-Hardware als auch Plugins steuern können, wie dies im Fall des mir vorliegenden Synthpogrammers von STEREOPING möglich ist.
Über STEREOPING haben wir auf AMAZONA.de erstmals im August 2014 berichtet, als uns Gründer und Mastermind der kleinen Controller-Schmiede aus Deutschland, Gregor Zoll, seine Helferlein für Vintage-Synthesizer zum ersten Mal vorstellte.
Für 239,- Euro konnte man einer wachsenden Anzahl von Synthesizer-Klassikern nun mit dedizierten Hardware-Controllern endlich auf den Pelz rücken, ohne die kostspieligen originalen Remote-Controller kaufen zu müssen, die erstens schwer – und zweitens bei manchen Modellen gar nicht erhältlich waren.
Ganz offensichtlich hat diese Idee bei Usern weltweit starken Anklang gefunden, denn 3 Jahre später, im August 2017, präsentierte Gregor den Synth-Programmer. Die Stereoping-Controller waren mit dieser Ausgabe ganz offensichtlich erwachsen geworden.
Zunächst kam die Variante für den Roland MKS-80 auf den Markt, der endlich den seltenen und immer kostspieligeren Roland Programmer MPG-80 ablöste. Der Synth-Programmer ist allerdings kein Schnäppchen, sondern schlägt mit 690,- Euro zu Buche, während der seltene MPG-80 heute auch mal gut ungerne knapp 1.000,- Euro kostet. Geübte DIY-User können vom Synth-Programmer aber auch einen Bausatz für 550,- Euro erwerben.
Danach folgten auch vom STEREOPING Synth-Programmer diverse Varianten und schließlich ein Update, das es ermöglichte, den Synth-Programmer als universell programmierbaren MIDI-Controller einzusetzen. Genau diese Variante liegt mit nun mit verschiedenen Folien und Knöpfchen vor und wird nun getestet.
Der STEREOPING Synth-Programmer im Einsatz
Das oben gezeigte Pärchen hatte ich von Gregor im Tausch gegen einen meiner Synthesizer erhalten. Vor Jahren hatte ich den MKS-80 bereits (zweimal) … und doch konnte ich ohne den passenden Programmer einfach nicht mit ihm warm werden.
Als mit Gregor das Pärchen anbot, musste ich einfach zuschlagen – und gleich vorab – ich habe es bis jetzt nicht bereut. Zum einen finde ich nach wie vor den Sound des MKS-80 brachial und wunderschön. Im Vergleich zum meinem Jupiter-6 gefiel er mir sogar deutlich besser – und einen Vergleich zum Jupiter-8 konnte ich bislang nicht anstellen. Angeschlossen habe ich das Pärchen direkt über mein MOTU MIDI-Interface an Logic Pro – und los ging der Spaß.
Tatsächlich musste ich für den reinen Controller-Betrieb kein einziges Mal ins Handbuch schauen, da sich Programmer und MKS-80 perfekt verständigten und das Display des Programms immer wunderbar Auskunft darüber gab, an welchem Parameter man gerade Korrekturen vornahm.
Alleine hier zeigt sich schon der große Vorteil gegenüber dem Original, das über kein eigenes Display verfügt.
Haptik und Verarbeitung
Der Synthprogrammer sitzt in einem stabilen 19″-Gehäuse mit abnehmbare Rack-Ohren. Auf der Oberseite befinden sich drei vertieft angebrachte MIDI-Anschlüsse sowie der Netzteilanschluss. Da wurde mitgedacht, damit im Rack oberhalb des Programms für die Kabel keine Blindplatte eingefügt werden muss.
Nutzt man den Synthprogrammer als Desktop-Tool, stehen die Kabel nach hinter raus und auf der Unterseite befinden sich vier verschraubte, anständige Gummifüße. Das Gehäuse ist auf dem Tisch stehend leicht angewinkelt zu einem geneigt.
Die Potis haben einen angenehmen Widerstand und sitzen wirklich fest im Gehäuse. Da wackelt nichts und wirkt irgendwie „billig“. Die 7 Schalter am Gehäuse, erinnern an die Sequential Prophet-5 Tasten mit integrierten LEDs – und passen toll zur Sequential VS Edition.
Das Display leuchtet kräftig blau auf schwarzem Untergrund ist aus jedem Winkel hervorragend ablesbar. Kurzum, das Ding ist hervorragend verarbeitet. Ich hatte ja gerade erst den SFC-1 von Soundforce in den Händen, da sind wirklich Welten dazwischen – zu Gunsten des Synth-Programmers versteht sich.
Handbuch
Dazu muss ein kurzer Absatz sein, denn wo bekommt man denn heute noch ein deutschsprachiges und hochwertig gedrucktes Handbuch mitgeliefert?
Die Anleitung erklärt leicht verständlich alle Funktionen (auch die versteckten) und beinhaltet zusätzlich eine englische Sprachvarianten.
MIDI-Connection
Die drei oben erwähnten MIDI-Anschlüsse sind nicht wie vermutet In, Out und Thru, sondern 2x MIDI-In und 1x MIDI-Out. Mit dem ersten MIDI-In und Out wird der MKS-80 direkt verknüpft, um einen reibungslosen Handshake-Austausch aller Parameter zu garantieren. Über den zweiten MIDI-In wird ein Keyboard oder der DAW-Out angeschlossen.
Möchte man die Editierung in einer DAW aufzeichnen, könnte man auf die Idee kommen und den MIDI-Out des Programms über die DAW an den MKS-80 durchzuschleifen. Davon rät Gregor jedoch ab:
„Das ist keine gute Idee. Die Edits (am OUT des Programmers) sind SysEx-Befehle. Kaum eine DAW kann die gescheit aufzeichnen, geschweige den nachträglich editieren. Für Automatisierungen kann/sollte man in der DAW Control Change Befehle/Kurven erzeugen. Dafür bietet fast jede DAW Dashboards und andere Möglichkeiten. Diese in der DAW/Sequencer erzeugten CC-Daten werden vom Programmer dann übersetzt in SysEx-Befehle. In der Anleitung ist eine Tabelle welcher CC welchen Parameter fernsteuert.“
Natürlich ist das eine deutliche Einschränkung gegenüber einer Lösung, die sich direkt in der DAW aufzeichnen ließe, aber dieses Manko kann nicht dem Synth-Programmer zugeschrieben werden, sondern ist eine Gegebenheit des MKS-80, mit der man schlichtweg leben muss.
Synthprogrammer 80 vs. Roland MPG-80
Bei Betrachtung beider Controller fällt sofort auf, dass der MPG-80 deutlich mächtiger wirkt und ganz offensichtlich auch mehr Regler auf seiner Oberfläche Platz gefunden haben.
Der Roland MPG-80 punktet durch eine deutlich größere Anzahl an Reglern, doch dies gleicht der Synthprogrammer an Übersichtlichkeit und Display aus.
Über die beiden blauen Taster Upper and Lower über dem Display werden diese fehlenden Parameter aufgerufen und editiert:
- LFO-1 (Waveform)
- PWM (PWM Mode Select)
- KEY FOLLOW (VCO Select)
- VCF (Env Select)
- KEY MODE (Splitpoint)
- ASSIGN (Hold)
- BENDER (VCO-1 Bend, VCO-2 Bend)
- VCO-1 (Modulation)
- VCO-2 (Modulation)
- ENV-1 (Reset)
- ENV-2 (Reset)
- AFTERTOUCH (Mode)
Für meinen Geschmack wurde das sehr gut gelöst. Von Parameter-Dschungel keine Spur. Es handelt sich vor allem um Parameter, die bei der Programmierung auch eher selten Verwendung finden.
Klar punkten kann der Synthprogrammer im direkten Vergleich aber vor allem durch sein Display, das nicht nur die Parameter namentlich anzeigt, die man gerade bewegt, sondern auch das sehr rudimentäre Display des MKS-80 gänzlich ersetzt.
Aber … der Synth-Programmer kann noch deutlich mehr, als nur den MKS-80 zu steuern.
Skins & Plates für den Synth-Programmer
Synth-Programmer, der Universal-Controller
Wer wie ich nicht nur seinen MKS-80, sondern auch noch einen Microwave 1, ein Prophet VS Rack und einen Matrix-1000 mit dem Synth-Programmer editieren möchte, kann sich für 18,- das Stück sogenannte Faceplates bei STEREOPING kaufen.
Aktuell verfügbar sind Faceplates für:
- Rhodes Chroma
- Oberheim Matrix
- Waldorf Microwave
- Roland MKS-80
- Waldorf Pulse
- Sequential Prophet VS
Das einzige Problem: Vor dem Spaß kommt die Arbeit. Zum einen muss man die jeweilige Firmware aufspielen (funktioniert unkompliziert per Sysex-Dump und dauert ca. 3 Minuten) und es ist nötig, alle 49 Potiknöpfe zu entfernen, Faceplate aufzusetzen und Potiknöpfe wieder aufzustecken (dauert in etwa 15 Minuten). Mit schnell mal Controller an einen anderen Synth stecken, ist also nicht möglich.
Dieses Feature ist also eher als „nice to have“ einzuordnen und weniger studiotauglich. Ganz anders die Magnet-Faceplates, die es bislang für das impOSCar Plugin sowie in einer Blanko-Version gibt.
Diese werden nämlich einfach nur auf das Gehäuse gelegt und enthalten Aussparungen, die groß genug sind, um die Knöpfe nicht entfernen zu müssen.
Der CC-Mode des Synth-Programmers
Seit Version 1.5 gibt es in jeder Firmware zusätzlich einen CC-Mode, der den Synth-Programmer in einen universell einsetzbaren MIDI-Controller verwandelt. Über den PREFS-Schalter (links unten auf dem Panel) lässt sich dieser CC-Mode aktivieren und schließlich am Display sehr leicht editieren.
- Der CC Modus bietet 4 unabhängige und freidefinierbare „Sets“ (Zusammenstellungen), um schnell zwischen verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten oder VST-Instruments umzuschalten.
- Jedes Set beinhaltet einen veränderbaren Namen sowie die Definitionen aller 45 Drehregler.
- Jedem Drehregler kann im CC-Mode SETUP eine beliebige CC-Nummer sowie ein MIDI-Kanal (1-16 oder Basiskanal des Programmers) zugewiesen werden. Darüber hinaus ist auf Wunsch entweder eine Schrittweite (z. B. 0, 4, 8, 12 …) oder ein Maximalwert (z. B. 0-8 über den vollen Drehwinkel) definierbar.
- Einzelne Sets lassen sich als SysEx-Datei vom Programmer exportieren und natürlich auch wieder importieren.
Von Gregor gibt es bislang zwei vorgefertigte Sets. Eines für den bereits erwähnten impOSCar und eines für den MonoFury von Full Bucket.
Eigene Sets lassen sich tatsächlich leicht herstellen und dank des Blanko-Magnet-Faceplates auch leicht einsetzen.
Eigentlich nur schade, dass die ursprünglichen Faceplates einfach nur zu kleine Stanzungen haben, um sie ebenso schnell wie ihre magnetischen Geschwister wechseln zu können.
Spannend. Access hat 1994 den ersten Programmer für Microwave und Matrix 1000 ausgeliefert und dann Pläne für einen Universellen Programmer entwickelt. Ein Prototyp wurde auf der Musikmesse gezeigt. Dann hat es 25 Jahre gedauert und nun kann man etwas ähnliches im Laden kaufen. Sehr fein.
Ja, die Synth Controller und Synth Programmer von Stereoping sind eine feine Sache. Ich habe auch seit einiger Zeit das Pärchen MKS-80 und Programmer und bin sehr zufrieden damit. Aus meinem Matrix 1000 würde der Programmer sicher auch mehr rausholen als der Access Controller, ebenso aus dem Sequential VS. Aber ich kenne mich: Ständig neue Firmware aufspielen, Knöpfe abpulen, Folie wechseln – dazu bin ich viel zu faul ;-)
Super Idee schade dass man alle potis runter machen muss um das Faceplate zu wechseln.
Da werden bestimmt noch n paar Synthesizer mehr in Zukunft unterstützt. Die Software per preset zu ändern wäre auch noch n schönes Feature.
Viel Erfolg
Ich bin auch sehr zufrieden. Ich hab die Pulse Edition, aber auch gerade die Matrix Faceplate geliefert bekommen. Das man die nicht einfach drauflegen kann ist tatsächlich schade, weil ich bei häufigem Wechsel der Potikappen befürchte, dass die Lebensdauer leiden könnte.
Super übrigens auch der Support: Auf eine Nachfrage, weil ich den Paraphonen Modus beim Pulse nicht aktiviert bekam, erhielt ich umgehend Rückmeldung und den notwendigen Hinweis und sogar eine noch nicht auf der Webseite erhältliche 1.5’er Firmware für den Pulse mitgeschickt, der auch für diese Edition den CC Modus nachliefert, denn in der Pulserversion war der noch nicht verfügbar.
Ich habe den Programmer für meine Microwave. Klar ist das viel Geld für einen reinen Controller, nicht mehr jedoch, wenn man seine Qualität und den Gesamtpreis des Synthesizers sieht, den man dann zur Verfügung hat !
Für mich absolute Spitze, ich wüßte nicht, was man da noch groß dran verbessern könnte. Übrigens antwortet der Gregor schnell und sehr hilfsbereit auf Anfragen und Sonderwünsche (wie z.B. einen bestimmten Knopf in einer bestimmten Farbe…).
Tolles Produkt…
Toller Bericht! Ich Selbst habe die Kombination mit dem MKS 80 genutzt. Schade dass nur vier CC Kontrolleroberflächen gleichzeitig im Gerät gespeichert werden können. Es wäre sonst eine tolle Möglichkeit seinen VST Park zu editieren.
Magnetische Austauschoberflächen sind eine großartige Idee dafür. Ist die Limitierung speicherabhängig oder wird es in Zukunft die Möglichkeit geben mehr als vier Oberflächen im Gerät zu speichern?
Hab mir einen für meinen Microwave gekauft. Muss ich endlich mal anschließen und ausprobieren.
Also ich könnte tatsächlich gleich mehrere gebrauchen.
Nur: Ich habe weder Platz noch Geld mir davon 3 Stück, später auch evtl. 5 Stück ins Rack zu schrauben.
Also kaufe ich erstmal gar keinen, sondern arbeite weiterhin mit Touchscreen und Software.
Was ich sofort kaufen würde, wäre ein Gerät, Version umschaltbar und magnetische Faceplates zum Wechseln.
Alle Knöppe ab, Platte wechseln, und dann erst die Version fürs entsprechende Gerät flashen, ist doch bekloppt. Wer macht denn das?
Eventuell würde sich so ein Universal Gerät auch besser verkaufen.
Das mit CC ist gut und schön, nur leider für die wenigsten Hardware Synths verwendbar. Sysex learn wäre das was ich bräuchte.
Bei den kleinen Stereoping Controllern das Gleiche.
Ungeachtet dessen, grosses Lob an Stereoping, dass überhaupt mal jemand wieder die Theamtik angepackt hat, einige Nachzügler gibt es ja jetzt auch schon.
Warum wird das Gerät nicht so ausgelegt, dass man die Firmware für mehrere Synth speichern kann? Falls Umschalten im Betrieb schwierig ist, könnte man beim Einschalten wählen.
Die Faceplates so fräsen, dass sie über schmale Knöpfe drüber gehen, sollte auch kein Problem sein. Ist nicht ganz so schön, aber wer öfter wechselt, nimmt das inkauf. Für Leute, die das Gerät nur für einen Synth kaufen, kann man ja optional etwas größere Knöpfe anbieten.
Das ist viel Arbeit so einen Midi-Controller zu entwerfen und zu programmieren… noch dazu aus robusten Metall , da erscheint der Preis wirklich mehr als angemessen. Mir gefällt die Idee und Umsetzung sehr gut und finde es toll das es sogar noch als DIY angeboten wird. Ich will ja auch mal meine eigenen Controller entwerfen, aber vorher werde ich wohl erst mal hier zuschlagen.
Laut homepage hat Gregor die Serie der „Synth Programmer eingestellt und ausverkauft.“
schade…