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Test: Telefunken TF51, Großmembran-Röhrenmikrofon

Klassiker sterben nie aus

10. Februar 2020
telefunken tf51

Telefunken TF51, Großmembran-Röhrenmikrofon

Seit 2001 führt Telefunken Electroakustik in South Windsor, Connecticut, USA, das Erbe des deutschen Traditionsherstellers im Bereich Mikrofone fort. Während zunächst die alten Klassiker originalgetreu und entsprechend preisintensiv neu aufgelegt wurden, kamen bald auch eigene Produkte mit hinzu, die sich oft an die historischen Vorbilder anlehnen, sie aber nicht 1:1 kopieren. So wurde 2006 die R-F-T Serie vorgestellt, die vor Kurzem von der Alchemy Serie abgelöst wurde.

Aus den vier Mikrofonen steht mir nun das TF51 zum Test zur Verfügung.

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Die Alchemy Serie

Die neue Serie besteht aus vier Mikrofonen, die allesamt mit einer Röhre bestückt sind. Etwas aus dem Rahmen fällt das TF29 Copperhead, das nur mit Nierencharakteristik ausgestattet ist. Der größere Bruder TF39 Copperhead Deluxe bietet die drei Richtcharakteristiken Niere, Acht und Kugel. Gemeinsam ist den beiden die K67-Style Kapsel, was eine Nähe zum Neumann TLM67 aufzeigt. Telefunken beschreibt die beiden Copperheads als wahre Arbeitspferde, die überall da eingesetzt werden können, wo eine neutrale und ehrliche Tonübertragung gewünscht ist.

Das nächste Mikrofon der Reihe wurde bereits von meinem Kollegen Christian Spohn unter die Lupe genommen. Das TF47 wird vom Hersteller als Reminiszenz an den deutschen Sound angepriesen, namentlich genannt werden das Neumann U47 und das M49. Das Kapsel-Design orientiert sich an der K47 der späteren U47. Der Sound wird mit vollen Bässen, drückenden Mitten und sauberen Höhen beschrieben.

Unser Testobjekt, das TF51, ordnet Telefunken dem österreichischen Sound zu. Gemeint ist damit das AKG C12 und das Telefunken ELA M 251E, beiden Mikrofonen ist die berühmte CK-12 Kapsel gemeinsam. Klanglich sollen hier ausgeglichene Bässe mit natürlichen Mitten und offenen Höhen das akustische Bild formen.

Telefunken TF51

Die Alchemy Serie, TF29, TF39, TF43, TF51

Das Telefunken TF51

Das TF51 kommt mit Zubehör im Soft Shell Case. Hier lagert im Formschaum das Mikrofon selbst, das Netzteil M 903, Mikrofonspinne und Mikrohalter. Im abgeteilten Deckel befindet sich das 7-polige Mikrofonkabel. Mit dabei sind auch eine Schutzhülle, zwei Ersatzgummis für die Spinne, ein kleiner Quick-Start-Guide und ein Visitenkärtchen mit Seriennummer und Herstellungsdatum.

Alles ordentlich verpackt

Die Form des Großmembraners ist maximal schlicht gewählt. Ein Zylinder von 200 mm Länge und 46 mm Durchmesser. Die Messingröhre des Bodys ist dunkelgrau lackiert, die Metallteile dunkel verchromt. Auch das zweimaschige Einsprechgitter ist dunkel gehalten. Das sieht alles edler aus als auf den Produktfotos des Herstellers, hier wirkt das TF51 eher hellgrau mit normaler Verchromung. Trotzdem ist das Mikro optisch unauffällig, gerade die beiden Copperheads mit Altkupfer-Legierung machen hier weitaus mehr her.

Was aber zählt, sind die inneren Werte und da sollte sich das Röhrenmikrofon keine Blöße geben. Als Röhre wird eine 6072A eingesetzt, die auch beim ELA M 251E und dem C12 zum Einsatz kam. Die TK51 Kapsel ist wie beim Vorbild Rand polarisiert. Der Übertrager wurde von Haufe geliefert, ebenfalls synonym zum großen ELA M 251.

Das Innenleben des TF51

Da bleibt die Frage, was da noch den Unterschied zum mehr als 5- bis 6-fach so teuren Topmodell der Firma macht? Der Herstellungsort ist es schon mal nicht, auch die „günstige“ Alchemy Serie wird im Stammwerk in den USA gefertigt.

Nun, z. B. ist der Schalter zur Richtcharakteristik in das Netzteil gewandert. Das empfinde ich persönlich als Vorteil, so ist er besser zugänglich und kann auch massiver ausgeführt werden. Hier sitzt er beim M 903 Power-Supply zusammen mit den XLR-Buchsen für Ein- und Ausgang auf der Frontseite, schön bedienbar durch ein stylisches Chickenhead-Poti.

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Das Netzteil M 903

Netzbuchse, Spannungsumschalter und Power-Button haben auf der Rückseite Platz gefunden. Das Netzteil besteht aus stabilem Stahlblech und passt mit seiner dunkelgrauen Lackierung gut zum Mikrofon. Das war es auch schon, weitere Schaltmöglichkeiten, wie PAD oder Low-Cut, sind weder am Netzteil noch auch am Mikrofon zu finden.

Werfen wir bei der Gelegenheit gleich noch einen Blick auf die restlichen Accessoires. Die Mikrospinne ist solide aus Metall gefertigt und hält das Mikro mittels einer Rädelschraube fest. Die schlichte, aber zweckmäßige Konstruktion hält Rumpelgeräusche gut fern.

Stabile Spinne

Das kann der zusätzliche Mikrofonhalter so natürlich nicht leisten, er überzeugt aber ebenso durch eine stabile Ausführung und kommt bei geringem Platzangebot zum Einsatz. Das Mikrofonkabel ist mit ca. 7 m ausreichend lang, macht einen stabilen Eindruck und lässt sich durch seine Flexibilität gut verlegen. Mit dem Kunstlederstrumpf kann die Mikrofonkapsel vor Staub geschützt werden. So muss das Mikro nicht immer weggepackt werden. Im Toolcase sind alle Komponenten sicher untergebracht. Durch die Ausführung als Soft-Case sind allerdings größere Belastungen tunlichst zu vermeiden.

Schnell noch meine Lieblingsdisziplin „Technische Werte“  abgehandelt, dann kann es auch gleich mit dem praktischen Teil losgehen.

Die Empfindlichkeit ist mit 19 mV/Pa angegeben, das Eigenrauschen liegt bei 8 dBA, die max. SPL erreicht 128 dB, das Signal-Rausch-Verhalten erreicht 86 dBA. Ach ja, Frequenzumfang natürlich 20 Hz – 20 kHz, soweit also von dieser Seite alles im grünen Bereich.

Darf nicht fehlen: Der Frequenzgang

In der Praxis

Als Röhrengerät darf das TF51 natürlich zuerst gerne etwas aufwärmen, also gönnen wir dem Mikro seine 5 Minuten Akklimatisierung.

Dann geht es los mit der Nieren-Charakteristik. Was sofort auffällt, ist eine schöne räumliche Darstellung des Klangbilds und die viel beschworene Röhrenwärme. Die manifestiert sich in einer sehr fein gezeichneten Präsenz des Signals. Dagegen klingt mein geliebtes AKG C414 B-ULS, das ich natürlich wieder als Referenz mitlaufen lasse, geradezu hart in den oberen Bereichen.

Das untere Mittenband, das die Stimme zum Tragen bringt, klingt beim TF51 schön weich und intim, ohne zu stark aufzutragen. Der Bassbereich kommt straff und akzentuiert zu Gehör.

Das Mikro im Einsatz

Das lässt sich sehr schön mit einer Bongo Einspielung aufzeigen, wo es sich so anfühlt, als würde das Fell einfach schneller wieder ausschwingen. Dynamik und Ansprache wird wieder mit dem Shaker überprüft, hier reagiert das Mikro spritzig, ohne zu verschmieren.

An weiteren Instrumenten, wie Mandoline und Akustikgitarre, liefert das Telefunken entsprechend gute Ergebnisse, die Instrumente werden plastisch und überzeugend abgebildet und klingen immer einen Ticken edler als sie es sind. Auch am E-Gitarren-Amp gefällt das TF51 durch die gesamte Soundpalette.

Bisher liefert das Telefunken Mikro eine unaufgeregte, aber feine Performance, die keinen Klangbereich überrepäsentiert und dem Klang die nötige Tiefe gibt. Schauen wir mal, ob das mit den anderen beiden Richtcharakteristiken so übernommen wird. Das Umschalten erfolgt übrigens ganz ohne Knacksen, wenn nötig wird das Signal kurz gemutet, um die Spannung neu aufzubauen und wird dann sanft wieder freizugeben.

Der Umschalter für die Richtcharakteristiken

Die Acht verändert den Klang eigentlich nicht, die relativ breite Niere wird nun aber deutlich schmaler und ist nun auf beiden Seiten verfügbar. Je nach Instrument kann die Acht noch ein wenig mehr Dreidimensionalität mit hinzufügen. Voraussetzung ist ein akustisch passabler Raum.

Der ist auch dringend bei der Kugel angeraten, hier wird ja deutlich mehr indirekter Schall mit aufgenommen. Bei vielen Mikros gefällt mir die Kugel gar nicht, das Signal wird viel zu indirekt und verliert deutlich an Tiefen, so dass es schnell nasal klingt. Das macht das TF51 sehr gut, der Sound bleibt präsent und griffig. Durch die Charakteristik bietet er deutlich mehr Bewegungsfreiheit, ohne den Sound zu verändern. Auch als Raummikrofonierung, eine Paradedisziplin der Kugel, kann das Telefunken Pluspunkte verbuchen. Hier wird ein ehrlicher und angenehmer Klang erzeugt, der sich gut und gewinnbringend zu direkten Signalen zumischen lässt.

Insgesamt scheint das TF51 universeller ausgelegt zu sein als das kürzlich von meinem Kollegen Christian Spohn besprochene TF47, das sehr gut zu tieferen Klangereignissen harmoniert. Das TF51 ist hier weniger Spezialist und kann deshalb auch als Hauptmikro empfohlen werden, wenn den Signalen über das gesamte Frequenzspektrum eine gewisse edle Röhrenseidigkeit mitgegeben werden soll.

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Fazit

Mit dem TF51 legt Telefunken Electroakustik ein umschaltbares Röhrenmikrofon im mittleren Preisbereich vor, das sich weder in Verarbeitung, Ausstattung, Performance und Einsatzvielfalt Schwächen leistet.

Der Klang ist edel und über das gesamte Frequenzspektrum ist Röhrenwärme zu spüren, ohne dass sie aufdringlich wirkt. Gleichzeitig wird das Signal immer straff und griffig abgebildet.

Variationen ergeben sich durch die drei Richtcharakteristiken, auf weitere Schaltfunktionen hat Telefunken für mein Dafürhalten zu Recht verzichtet.

Plus

  • universeller Sound
  • hörbarer, edler Röhrenklang
  • alle Richtcharakteristiken brauchbar
  • gute Verarbeitung
  • Zubehör hochwertig und funktional

Preis

  • 2.289,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    cher

    Ein Mikrofontest ohne Klangbeispiele (…wie immer bei diesem Redakteur…) ist einfach WERTLOS!!

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @cher Das Rummeckern auf immer demselben vermeintlichen Kritikpunkt am Testaufbau (…wie immer bei diesem Leser…) ist hingegen extrem inspirierend und UNABDINGBAR!!
      Bitte weiter so…

      • Profilbild
        digital-synthologie AHU

        @Armin Bauer Warum auch auf die Wünsche der Leser eingehen.

        Interessanterweise schaffen es andere Redakteure, wie zum Beispiel der Tester des Telefunken TF47.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Armin Bauer Vielleicht sieht Herr Bauer die Möglichkeit zu erläutern, warum er auf Audiobeispiele verzichtet. Ist es vielleicht das Minenfeld „versteckte vergleichende Werbung“ ? Ich habe für ein anderes Portal mal einen Test gemacht mit einem ebenfalls teueren Röhrenmicro und da einen 1:1 Audio Vergleich mit einem extrem neutralen Sennheiser SM4 gemacht, mit dem Zweck, die unterschiedliche Charakteristik des Röhrenmikrofons erfahrbar zu machen. Da kam sehr schnell Post und der Bericht war offline und im Giftschrank ;)

        • Profilbild
          TheTick123

          Hat er schon zig mal gemacht. Müsste man mal raussuchen, bei welchen Tests das war.

          Aber auch von mir gibts die Bitte: Hörbeispiele.

    • Profilbild
      janschneider

      @cher Ich finde ja eher Klangbeispiele bei einem Mikrofontest wertlos. Weder kenne ich den Raum noch den preamp noch den Sänger/das Instrument wirklich, da sind einfach zu viele Faktoren im Spiel, als dass das Ganze irgendeine Aussagekraft hat. Zeitverschwendung…
      Wenn überhaupt macht sowas wie audiotestkitchen.com Sinn, wo die alle Mikrophone penibelst unter standardisierten Bedingungen mit identischen Signalen beschallt haben (laut eigenwerbung zumindest), und man mehrere Geräte direkt miteinander vergleichen kann. Das ist aber ein extremer Aufwand, den bei amazona keiner bezahlen kann…

  2. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    ich bin jetzt kein echter Mikrofonspezialist (und gebe sogar offen zu, dass ich in der aktuellen Aktion ein Sennheiser e865s für 99,- Euro geschossen habe), aber: Sind mehr als 2.200 Euro für ein Röhrenmikrofon wirklich die preisliche Mittelklasse?

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @Jörg Hoffmann Hi Jörg,

      würde ich mal so definieren, ja. Hier geht es um Großmembran-Röhrenmikros, die sind schon mal von der Herstellung teuer.
      Deshalb würde ich die Abstufungen für diese Klasse so treffen (Ausnahmen natürlich durchaus vorhanden, Grenzen fließend ):
      Unter 400,-: Finger weg, i.d.R. Blender, die nur unnötig Geld verbrennen. Für den Etat lieber eins ohne Röhre.
      400,- bis 1200,- (Einstieg): Da gibt es ganz brauchbare Modelle. Wahrscheinlich nicht als alleinige Ausstattung, aber als gute Ergänzung zum restlichen Portfolio.
      1200,- bis 2500,- (Mittelklasse): Ab hier wird es interessant, da kann man schon sein Mikro für´s Leben finden.
      über 2500,- (Oberklasse): Ganz ehrlich, man muss sich schon verlieben um soviel Geld für ein Mikro auszugeben. Wenn es aber passiert, hilft nichts, Sparstrumpf plündern und glücklich werden.

      • Profilbild
        Jörg Hoffmann RED

        @Armin Bauer Hey Armin, Danke Dir! So kann man die Klasse der Röhrenmikros also nicht so einfach mit den Dynamischen- oder den Kondenser-Mikros vergleichen. Again what learned!

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