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Interview: Alice Rose, While The Moss Redeems The Stone

Finanzieller Durchbruch als Straßenmusikerin

17. April 2021

Sie war Jurorin in der Show „Denmark’s Got Talent“, verbringt die meiste Zeit in Thailand und zählt heute zu den Vorreiterinnen unter weiblichen Synthesizer-Experten: Die großartige Alice Rose.
2008 sind wir das erste Mal auf sie gestoßen. Eine kreative Produzentin elektronischer Musik, die Ihre Synth-Sounds noch selbst programmiert. Auf so was treffen wir hier bei AMAZONA.de ja bekanntlich nicht oft.
Heute, 13 Jahre später, wollten wir von ihr wissen, wohin sie es getrieben hat, was es Neues aus ihrem Leben gibt und natürlich was ihre Musik so treibt.

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Lina:
Liebe Alice, lange ist es her … Was ist in deinem Leben seit dem letzten Interview vor 13 Jahren passiert?

Alice Rose:
Ich wohne mittlerweile in Berlin, aber ich war seit eineinhalb Jahren nicht mehr zu Hause. Die letzten Monte habe ich in Thailand, genau genommen auf Koh Phangan, verbracht. Seit 6 Jahren reise ich immer mal wieder nach Asien für mindestens 2-3 Monate. Ich reise nach Asien, weil ich dort viel Yoga mache, kann dort ein entspanntes Leben führen in einer natürlichen Umgebung am Strand und im Jungle, mit netten Leuten Zeit verbringen.

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Lina:
Hast du denn  Berlin nicht vermisst?

Alice:
Das Stadtleben hat nicht mehr zu mir gepasst, die ganzen Autos, der Stau … Das war alles Stress für mich. Mein Herz braucht Natur und Ruhe, aber trotzdem Community, Kreativität und das habe ich damals in Indien entdeckt. Freunde aus der Tanz-Szene haben mich dann irgendwann mal nach Thailand für ein Festival eingeladen und so bin ich in Thailand gelandet. In Thailand war es noch viel entspannter als in Indien. Bisschen sauberer, einfacher und nicht ganz so viele Leute. Dort kann man wunderbar leben, kreativ sein und für seine Musik leben. Ich wusste nicht, dass es so geht, ich habe immer in Städten gewohnt, aber ich fand alles zu stressig in der Stadt. In Thailand habe ich immer wieder mal ein paar Auftritte in Bars, Clubs und auf Tanzveranstaltungen, wegen der Corona Situation ist es dieses Jahr aber weniger, ansonsten schreibe ich neue Liedtexte und genieße die Natur. Es ist eigentlich nicht anders als Zuhause, nur viel schöner.

Lina:
Seit wann kannst du von deiner Musik leben? Welcher Moment war dein Durchbruch?

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 Alice:
Ich kann seit circa 2016/2017 von meiner Musik leben. Der finanzielle Durchbruch gelang mir durch die Straßenmusik. Manchmal bin ich auch in Bars oder in einem Café aufgetreten, dort habe ich ein paar 100 Euro verdient. Ich habe 1-2-mal in der Woche auf der Straße gespielt und das hat für meinen Lebensunterhalt gereicht. Samstags habe ich immer sehr gerne auf einem Markt in Prenzlauer Berg gespielt, manchmal bei der Warschauer Straße bei der S-Bahn, Türkischer Markt in Kreuzberg, East Side Gallery am Fluss, das hat sich aber von Jahr zu Jahr geändert. Straßenmusik ist eine Disziplin! Ich spiele viel Straßenmusik, aber habe auch Festivals Auftritte, Gigs oder Open Airs. Ich mag es, auf der Straße zu spielen. Wenn ich die vorbeilaufenden Zuschauer, die nichts erwarten, mit meiner Musik und meiner Stimme berührt habe, dann habe ich etwas erreicht.

Andere Menschen, wie Kinder oder depressive Menschen auf dem Heimweg von der Arbeit über die Straßenmusik zu erreichen, ist so viel einfacherer. Straßenmusik mache ich jedoch nur im Sommer.

Lina:
Du warst mal in der TV-Show „Denmark’s Got Talent“ in der Jury zu sehen, darf man dich als Star bezeichnen?

Alice:
Nein, ich würde mich nicht als Star bezeichnen. Ich habe einen Golden Buzzer bekommen, diesen bekommen nicht so viele, dann war ich kurz in der Show, aber jetzt nicht mehr. Das war nur eine einmalige Sache, aber es war eine fantastische Erfahrung. Insgesamt war ich zweimal im Fernsehen, das kam auch durch meine Straßenauftritte. Ich wurde spontan auf der Straße gefragt, ob ich da oder da auftreten möchte.

Lina:
Dein Musikstil hat sich in den letzten Jahren auch verändert beziehungsweise verlagert vom elektronischen zum akustischen Stil. Hat das mit deinen Lebenserfahrungen und dem Reisen zu tun?

Alice:
Ich mochte es irgendwann nicht mehr, mit dem Computer zu arbeiten und ständig nur in Studios zu sitzen. Darum bin ich einfach mal auf die Straße gegangen. Freunde haben auf der Straße Musik gemacht und damit Geld verdient und das wollte ich auch! In Amsterdam und Berlin bin ich dann mit meiner Loopstation, meiner Stimme und einer Bratsche auf die Straße gegangen, habe damit geübt und gleichzeitig Geld verdient. Diese Instrumente waren leichter mitzunehmen als meine elektronischen Geräte. Als ich nach Berlin gezogen bin, dachte ich, ich gehe wieder mehr in die elektronische Musikrichtung, aber das Gegenteil war der Fall. Ich war umgeben von akustischen Musikern. Durch Meditation wurde ich auch dazu inspiriert, weiter mit dem Audio Hub Lieder zu schreiben.

Alise Roses neues Album „While The Moss Redeems The Stone“

Lina:
“While The Moss Redeems The Stone“ ist dein neustes Album. Wie ist das Album entstanden und was möchtest du damit ausdrücken? Gehören die Bilder zum Gesamtkonzept des Albums?

Alice:
Ich hatte 2018 einen Kollegen angeheuert, mit mir das Album „What To Do In The Rain“ und danach das aktuelle Album „While The Moss Redeems The Stone“ aufzunehmen. Denn ich hatte einfach mal Lust auf etwas anderes, auf mehr Energie und Straßenmusik. In meinem neuen Album geht es viel um Liebe, Vergänglichkeit und darum, Beziehungen zu verstehen. Denn alles im Leben ist eine Beziehung. Im Titelsong singe ich „Ich lerne gerade das Papier zu falten, während das Moos den Stein einnimmt“. Also quasi während das Leben vergeht, lerne ich die Kunst des Liebens. Und die Bilder passen einfach zum gesamten Konzept. Meine Tochter und ich haben übrigens bei meinem ersten Track „Sunshine“ ein Duett gesungen. Für meine Tochter ist die Musik jedoch nur ein Hobby.

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Lina:
Du hältst dich gerade in Thailand auf und bist ja schon immer gerne gereist. Was bedeutet dir das Reisen und inwiefern hat es Einfluss auf deine Musik?

Alice:
Das Reisen hat für mich einen großen Einfluss. Ich reise, um mich selbst zu finden, um zur Ruhe zu kommen, aber auch für die Musik, um neue Inspiration zu finden. Es gibt auch alternative Wege. Man muss nicht zu Hause in der Stadt sitzen, man kann auch irgendwo auf der Welt in der Natur sitzen und dort neue Lieder schreiben.

Lina:
Denkst du, dass die Männer-Dominanz in der Musikwelt durch Leute wie dich bröckelt?

 Alice:
Ja, auf jeden Fall. Ich konnte sehen, dass ich in den letzten Jahren so etwas wie eine Pionierrolle hatte. Ich war damals eine der wenigen und ersten Frauen, die alleine auf der Bühne mit Drum-Maschinen Musik gemacht hat. Heutzutage ist das viel normaler. Hoffentlich habe ich in den letzten Jahren ein paar mehr Leute inspiriert.

Lina:
Und wo soll die Reise in deinem Leben künstlerisch und entwicklungstechnisch weiter hingehen?

Alice:
Ich schreibe bereits an neuen Liedtexten. Auch alternative Projekte würden mich interessieren wie NFTs. Das ist die Zukunft der Musikbranche, eine neue Art des Teilens. Immer mehr berühmte Musiker machen das. Ich würde auch gerne da mitmachen, aber ich habe relativ wenige Follower und Likes. Aber ich möchte mein neues Album vielleicht mit NFTs machen oder ich mache eine Zusammenarbeit mit einem digitalen Künstler und wir überlegen uns was Neues zusammen. Ich mache auf jeden Fall weiterhin elektronische Musik. Ich bleibe aber für alles offen und will Neues machen. Ansonsten schreibe ich meine neuen Songs. Irgendwann komme ich wieder aus Thailand zurück, aber ich weiß noch nicht genau wann, auch wegen Corona. Demnächst möchte ich aber wieder ins Studio und neue Aufnahmen machen. Bis ich wieder nach Berlin komme, werde ich in Thailand rumreisen und einen musikalischen Road-Trip mit meinem Freund machen und während des Road-Trips mache ich weiterhin Auftritte.

Lina:
In diesem Sinne bedanke ich mich bei dir für das Interview. Und ich wünsche dir noch eine schöne Zeit in Thailand und hoffentlich hören wir uns bald wieder, nicht erst wieder in 13 Jahren ;)

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Forum
  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Sehr inspirierend, schöne Musik (erinnert mich ein kleines bischen an Glen Hansard), schöne Stimme (!!!), spannender Lebenswandel. Das Lied »Alive« (siehe YouTube-Kanal) ist echt ein Ohrwurm.

    Das liest man alles gerne, es macht gute Laune und Mut, selber den Sprung mit der eigenen Musik zu wagen. Oder zumindest mal seinen Kram zu veröffentlichen (hust, hust). Dann hat man es wenigstens mal probiert.

  2. Profilbild
    lena

    Tolles Interview Lina und ein wirklich gelungener Einstieg bei Amazona. Hoffentlich lesen wir noch mehr Storys von Dir hier. Das ganze Ding könnte mal frischen weiblichen Input brauchen!!!

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Toll wenn so ein Lebenswandel funktioniert! Die schöne Seite vom Musikerdasein.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Über ganz viel Talent, Ehrgeiz und spirit steht genau eines:
    Mut!
    Beneidenswert

  5. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Sehr akustisch für eine Synthesiser-Expertin.

    Erinnert mich irgendwie an Zoe Keating, das Ganze: Streichinstrument, Looper, Stimme, musikalisches Handwerk.

    Ach ja, und immer diese Rumreiterei auf Berlin:

    Berlin kann jeder.

    Duisburg muß man wollen.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @iggy_pop „Duisburg muß man wollen.“ :) Heute seit langem mal wieder im Landschaftspark-Nord gewesen (Altes Stalhlwerk von 1900). Diese Architektur inspiriert ungemein. Von industrieller Revolution bis Cyberpunk Endgame ist alles dabei. Werde mein Profilbild mit so einem Monster von Stahlkocher bestücken.

  6. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Bemerkenswert find ich übrigens, daß diese Frau nicht über und über bekritzelt ist.

    Das finde ich sehr individuell.

    Bevor die ewigen Besserwisser und Meckerer wieder auf den Plan treten: Nichts gegen Körpermodifikation, aber daß es auch ohne geht, finde ich sehr erfreulich. Frau muß ja nicht immer machen, was alle machen, nur weil es en vogue ist.

  7. Profilbild
    Vati

    Bemerkenswert ist die CO2 Bilanz der Künstlerin. Völlig easy über den Wolken auf dem Weg zu sich selbst unterwegs und davor noch die gestressten Großstädter in Berlin Mitte und Prenzlauer Berg mit musikalischen Grüßen entspannt. Das hat Potential. Duisburg hat Strassenmusiker? Ich denke, die sind alle in Berlin?
    Ach ist ja immer noch Corona, deshalb die Ruhe in S, U und Strassenbahnen.
    Grüße von Vati

  8. Profilbild
    TobyB RED

    Bemerkenswerte Künstlerin. Allerdings glaube ich nicht das NFTs das Allheilmittel zur Monetarisierung von Kunst sind. Zum einen sind Blockchain Technologien derzeit eine etwas größere Umweltsauerei hinsichtlich Energie und Ressourcenverbrauch. Zum anderen wird ja nicht das Kernproblem von z.B. Musik-Vertrieb gelöst. Die Einnahmen Seite. Und hier sind die Flatrate Modelle der Anbieter das Problem. Das lösen NFTs nicht, die Problemlösung wird verschoben, da NFTs und Blockchain einen dezentralen kryptografischen Ansatz verfolgen, der sich auf das tatsächlich existierende Individum bezieht. Und der NFT Ansatz basiert auf der Spekulations-Annahme, ist also auch nichts weiter als eine Wette auf ein positives Ergebnis in der Zukunft. Das funktioniert wie spekulieren auf Tulpen aus Amsterdam. Und verbraucht nur den energetischen Gegenwert von Panama.

    • Profilbild
      Sontopi

      @TobyB Die Cardano Blockchain ist keine Umweltsauerei und unterstützt seit dem Mary Update NFTs.

      • Profilbild
        TobyB RED

        @Sontopi Wird die Blockchain in händisch Stein gemeisselt? Irgendwoher muss die Energie kommen aus denen 0 und 1 errechnet werden. Auch die moderne Informatik macht den Energieerhaltungssatz nicht obsolet. Die CO2 Bilanz eines Blockchain Miners und Blockchain Farmen kann man sehr gut ausrechnen. Für 2021 wird mit einem Energiebedarf von 110 TWh „Terra“ gerrechnet. Es gibt valide Zahlen, die besagen das lediglich 39 Prozent der Energie grün ist.

  9. Profilbild
    Tai AHU

    Schön, dass du dir Alice Rose ausgesucht hast. Höre sie immer gerne. Klasse Musikerin. Mora, Mora with the golden gun…

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