“For those concerned: There is no guitar on this album”
10 Jahre Klavierunterricht bei leicht altjüngferlichen Pädagoginnen, die zwischen Wohltemperiertem Klavier und „Für Elise“ tatsächlich mal einen BoogieWoogie oder Ragtime (Ich sage nur „Der Clou“) durchgenommen haben. Und dann das erste Mal im Probenraum und der Gitarrist dreht den Hiwatt auf. Mit einem Rhodes oder Wurlitzer ließ sich da kaum dagegenhalten, es sei denn, man ist Keyboarder bei 10CC oder Supertramp, wo der aggressivste Klang aus einer Klarinette kommt. Erst eine Hammond über einen Marshall-Turm stellte annähernde Waffengleichheit her.
Und dann kam der Moog und die Gitarristen konnten einpacken. Mit den Worten des Yes-Keyboarders Rick Wakeman: „For the first time you could go on [stage] and give the guitarist a run for his money“ Nicht von ungefähr wurde das Pitchrad als erstes dafür genutzt, möglichst authentisch das Bending einer Gitarre nachzuahmen. Jan Hammer war darin ein Meister und schickte seinen Mini zusätzlich durch Verzerrer, Flanger und einen Pignose-Amp. Das Cover seines Konzept-Albums „The first seven days“ enthält den Hinweis „For those concerned: There is no guitar on this album.“
Der Creamware Minimax und der Mantel der Geschichte
Ich denke, es ist klar, worauf ich hinaus will. Es ist die Geschichte der neuen Musik, die mit der Einführung des Minimoogs begann. Das Instrument hat die Vorstellung von Musik, wie man sie bis dahin kannte, geändert. Und wenn im Reissue-Thread ein amazona.de-Leser fragt, ob denn der Minimoog in neueren Chartskompositionen zu hören ist, dann vermag ich das nicht zu beantworten. Aber was ich in den Charts höre, sind zumeist elektronische Klänge, Drums aus dem Computer und jede Menge Synthesizer ob mit Hardware oder – zumeist wohl – aus der DAW eingespielt. Und das hat alles mit dem Minimoog begonnen.
Die Frage nach der aktuellen Chartproduktion mit Minimoog war übrigens ernst gemeint und keine Provokation.
Also, wer was weiß…
Hallo Digital,
Stereolab, Danger Mouse und Alicia Keys werf ich mal in den Raum.
@ digital-synthologie
Dazu müsste man aktuelle Chartproduktionen erstmal kennen. Tue ich mir nicht mehr an. Denke aber, dass da der Minimoog nicht mehr die Relevanz hat, wie in den 70ern und noch ggf. in den 80ern vereinzelt.
Zum Report: Schön geschrieben, mit Leidenschaft und gut nachvollziehbarem Statement. Recht differenziert. Nix zu nölen- auch wenn man in Kleinigkeiten vielleicht anderer Auffassung sein mag. Tat m.E. auch Not nach der Minimooglobhudeleiorgie der letzten Zeit, dass man da wenigstens etwas relativiert und dass man an die Alternativen erinnert.
Hallo Wellenstrom, vielen Dank für Dein differenziertes feedback und Deine Anmerkungen zu den Stranglers, Gary Numan, Human League etc. Das ist just die Zeit, in der ich anfing, mich mit Synthesizern zu beschäftigen.
@costello Ein Dank geht zurück.
Dein Beitrag hat bewirkt, dass ich mir hier gerade ein Stranglers Album nach dem anderen reinziehe.
danke für den klasse Bericht!
ich habe einen Minimax und geb den nicht mehr her ;) er klingt phantastisch.
…zum „Minimoog fame“ tut man sich heute wirklich schwer, in der Vergangenheit aber finden sich starke Minimoog Bands, zb Manfred Mann….
das Album „Chance“ strotzt nur so von MM-Power und Spielkunst,
i came for U !
@THEXCEE Auch von mir DANKE!
Klasse Bericht!
@akademus Merci :-)
@THEXCEE Hi Christoph, fast hätte ich noch was in der Art von „Davy’s on the road again“ drangehängt. Aber ich besitze leider kein SEM von Oberheim ;-) Aber das ist schon irgendwie bezeichnend, dass Künstlern wie Manfred Mann oder auch Jan Hammer der reine Moog-Sound irgendwann nicht mehr genügte und sie ihn mit dem Oberheim gedoppelt haben.
@THEXCEE ich war vor 25 jahren am manfred mann,s earth band.. ja war gut.. aber hat mich nicht aus den socken gehauen…
angeblich hat er ein preset.. und alle regler festgeklebt.. lol…
„ich war vor 25 jahren am manfred mann,s earth band“
Ich kann mit der Präposition „am“ hier nix anfangen.
Warst du _in_, also Teil der Earth Band?
Oder warst du _bei_, also bei einem Konzert der Earth-Band?
Oder gibt es noch weitere Möglichkeiten, die ich übersehe?
Etwas OT, auch nicht persönlich gemeint: Dein Schreibstil hemmt zumindest meinen Lesefluss massiv, vor allem durch fehlende oder besonders häufig eingestreute Satzzeichen.
An fehlende Nutzung von Großbuchstaben hab ich mich leider irgendwie schon gewöhnt…
@A.Vogel grossbuchstaben kann ich mir nicht leisten…
ka was du mit „am“ nicht verstehst…das sagt man hier so.. ich war am rhcp / acdc / feuchtem keks usw.
und zumindest im süddeutschem raum auch… helgoland weiss ich nicht..
Wir waren zum acdc Konzert ist wohl von duden aus gesehen korrekter.. nur sagt das niemand umgangssprachlich…. :)
bei uns.. ich bi am acdc gsii…
ps: ich verwende kein ß.. gibt es im heidiland nicht
ach ja…. die bösen punkte…
so nebenbei:
das war ein gewöhnliches konzert im volkshaus zürich.. von der frisch wiedergegründeten band.. von manfred mann und mick roger… wer wirklich alles dort war.. entzieht sich meinen kentnissen… habe hauptsächlich manferd vom balkon oben zugeschaut.. wie er die pitch/mod-wheels bedient hat.. ob er sonst noch rumgeschraubt hat weiss ich nicht mehr.
Wie jetzt? Anruf in Troisdorf oder Siegburg? Das sind zwei verschiedene Städte auch wenn sie aneinander angrenzen. Sonic Core sitzt jedenfalls in Troisdorf, nicht in Siegburg.
Edit: Punk und Solo schließen sich eigentlich auch aus!
@changeling „Edit: Punk und Solo schließen sich eigentlich auch aus!“
The Stranglers waren auch nie ’ne reine Punkband. Dave Greenfield tingelte vor seiner Zeit bei den Stranglers als Progrock Keyboarder rum. Hört man ja ruckzuck raus.
Generell spielen Synths im Punk keine bis gar keine Rolle. Aufgrund dessen kamen ja Leute wie Gary Numan, eigentlich im Punk verwurzelt, dazu, aus diesem engen Korsett auszubrechen. Und den Stranglers war das auch zu eng. Die waren musikalisch einfach ’nen Tacken weiter.
Sehe ich auch so, die Stranglers waren jedenfalls bei Singles und Alben immer für eine Überraschung gut. Ich denke man kann die nicht auf Punk Rock reduzieren, allein Die Instrumentierung und die Produktion von Golden Brown sprechen dagegen. Vielmehr waren die Stranglers von vielen Stilen beeinflusst und haben ihr Ding gemacht.
Man achte mal auf den Synth hier.
https://youtu.be/cy9-epdDw9E
@changeling Du hast völlig Recht, das hat die Redaktion verschlimmbessert. Bei mir im Originaltext stand „rief ich bei Sonic Core in Troisdorf“ an. Creamware war zu der Zeit, als ich mit den Geräten in Kontakt kam, als Firma schon längst liquidiert.
@costello Am Standort Siegburg bei Bonn arbeitet unser engagiertes Team talentierter Ingenieure beständig an der Weiterentwicklung unserer Produkte, wie z.B. der SCOPE DSP Audio Platform, die für uns und für eine großartige Gemeinschaft kreativer und professioneller Anwender und 3rd Party-Entwickler aus aller Welt vor allem eines bedeutet: Hingebung und Leidenschaft bei der Arbeit. Quelle: http://sonic-core.net/joomla.soniccore/index.php?option=com_content&view=article&id=36&Itemid=7&lang=de
Das Impressum nennt Troisdorf. Quelle: http://sonic-core.net/joomla.soniccore/index.php?option=com_content&view=article&id=38&Itemid=9&lang=de
@Dirk Matten Danke an die Faktenchecker vom Lektorat :-)
Übrigens: Erwähnenswert ist vielleicht, dass der Produzent der Stranglers in jenen Jahren Martin Rushent war. Der wird durchaus auch wert darauf gelegt haben, dass die Synths eine etwas hervorgehobenere Rolle spielen. Er war begabt darin, den Punks den Synthesizer nahezubringen, siehe auch Pete Shelley (Buzzcocks)…. seinen kreativen Höhepunkt erlangte er als Produzent vom komplett synthesizer- und drummachinedominierten „Dare“ (The Human League), worauf er einen massiven gestalterischen Einfluss hatte.
Ganz klasse Artikel über diesen wahrscheinlich dienstältesten Digital-MM-Clone. Ich erinnere mich an 2003, als die Softwareversion für Scope rauskam und erstaunlich nah am Original dran war. Das in eine eigene Box zu schubsen, war einfach die logische Schlussfolgerung daraus, wg. Regler und so. Die Frage nach Sounds in aktuellen Charts: Davon kann man ausgehen, auch ohne konkret nachrecherchieren zu müssen. Kevin Schroeder hat kürzlich einen Schwung Audio Tracks für The Legend gemacht, das ist ein weiterer MM Soft-Clone, und neben den klassischen brettharten Bässen und typischen ELP oder Manfred Mann Leads auch jede Menge „moderne“ Sounds vorgeführt. Die aktuellen Trends sind nicht ganz so breitbeinig wie die späten 70er und frühen 80er, daher tragen allzu dicke MM Sounds sehr auf und wirken dort eher fehlplatziert. Auch sind abseits von Dirty Loops und Skinny Puppy ausladende SynthLeadparts nicht so gefragt. Aber eine Spur unscheinbarer kann der MM ebenfalls klingen, wieso auch nicht. Und wer mal bei fb unter einschlägigen Produktionsstätten eine entsprechende Umfrage machen will, der kann das auch tun, wenn es wirklich interessiert.
@k.rausch Hi Klaus, danke für Dein feedback und die Hinweise auf modernere Minimoog-Sounds. Und da fällt mir gleich ein Versäumnis ein: Du hast ja für den Minimax ganz tolle Sounds programmiert. Der youtube-Link gehört unbedingt noch hierher.
https://www.youtube.com/watch?v=-KSWf2C-Nww
Sind oldschoolige Sachen dabei. Mein Favorit fängt aber bei ungefähr 3:55 an. Erinnert mich sehr an die Ästhetik von Metamatic/ John Foxx.
@costello Cool! Danke für den Hinweis. Ich finde es schade, dass diese ASB Serie nicht mehr weiterproduziert wird, denn auch den Pro12 finde ich sehr gelungen. Da war sogar noch Luft nach oben, die hätten noch so einiges auf dieser Basis rausbringen können.
Sehr genial Costello.
@TobyB Danke Toby! Und dieses Mal hing mir auch kein Mike Lehmann an der Gurgel? ;-) Grüße, Costello
@costello Hallo Costello,
Ist es schon ein Altherrenwitz Mike Lehmann anzuführen ;-)
@costello Mike Lehmann der radiocomedy.. oder ist das rick-rolling.. ;)
Hi pppch, um rick-rolling geht’s da nicht; eher um Tobys konstruktiv-kritische Begleitung meiner musikalischen Gehversuche bei Musikstilen nach schätzungsweise 1985 ;-)
@costello ok.. ein (stalker)… hohoho :) :) .)
Ne, ein stalker nun ganz bestimmt nicht. Ich freue mich über so ein feedback :-)
ist auch wirklich sehr sehr ironisch gemeint… evtl. follower besser…
wie auch immer creamware.. ich erinnere mich noch an scope… hat irgendwie nicht in die zeit gepasst…
Was heißt das auf Deutsch?
das es zb. nur analog bildschrime mit niedriger auflösung gab.. dazu pentium II…. festplatten mit 80gb. fullhd war ein fremdwort…
logic war noch auf dem pc…
„Das Portamento funktioniert nur im Mono-Mode. Das hat Creamware beim (später erschienenen) Prodyssey besser gemacht, und beim Pro-12 ist mehrstimmiges Portamento durch das Original ohnehin vorgegeben.“
Hatte der Prophet 5 nicht ebenfalls nur monophones Portamento, welches nur im Unisono-Modus funktionierte? Polyphones Portamento war doch zu Anfang eher die Domäne von Oberheims OB-X und Nachfolgern und von Yamahas polyphonen CS.
„Nicht von ungefähr wurde das Modulationsrad als erstes dafür genutzt, möglichst authentisch das Bending einer Gitarre nachzuahmen.“
Ich dachte immer, dafür nimmt man das Pitch Wheel und das rechts daneben für Vibrato oder so. Kann aber auch sein, daß ich mich irre und es deshalb noch nicht mit dem Gitarrensound hingehauen hat.
Wofür braucht ein Mini Moog Speicherplätze? Weil betuchte Mini Moog-Spieler mittlerweile so alt sind, daß sie an den Toren der Demenz stehen und noch nicht einmal mehr wissen, was sie heute zum Frühstück gegessen haben?
Vielen Dank für den Hinweis. Die betreffenden Textstellen wurden korrigiert.
„errare humanum est“ – danke für den Hinweis mit dem Prophet, das hatte ich falsch bei mir abgespeichert. Nur gut, dass ich die beiden Räder wenigstens beim Spielen auseinander halten kann ;-)
@costello Dann klappt’s ja auch mit dem Gitarrensolo.
:-)
langer bericht, dafür braucht es schon einen grauen adventssonntag. den haben wir zum glück heute. und die lektüre lohnt – viel wissen, noch mehr begeisterung. so schreibt man über technik. großes lob!
schön auch der mut, inmitten all der analog-nostalgie ein klares bekenntnis zu VA zu äußern.
@mdesign Hallo mdesign, vielen Dank, dass Du Dich durch den Text durchgearbeitet hast und natürlich für Dein sehr nettes feedback! Adventliche Grüsse, costello
SUPER Bericht! Vielen Dank, Costello! Du sprichst mir aus der Seele als CreamwareSCOPE /NOAH ASB User. Das sind sowas von HIDDEN Champions. Leider blieb ihnen der kommerzielle Erfolg versagt.
Hallo Thomas Columbo, da warst Du ja noch zu nächtlicher Stunde auf den amazona-Seiten unterwegs. Vielen Dank für Dein Lob; ich sehe es wie Du, oder auch THEXCEE oder Klaus Rausch. Minimax, Pro-12 und Prodyssey sind Superinstrumente – egal ob als Software oder Hardware. Man kann nun trefflich darüber streiten, ob die ASB-Teile mit Stepsequenzer und voller VSTi-Einbindung noch schöner gewesen wären – aber zuallererst kommt eben doch der Klang. Und der ist astrein und mindestens im Mix fallen auch die Unterschiede zu den Originalen nicht mehr ins Gewicht.
Hallo Costello, vielen Dank für Deinen tollen Bericht! Auf S.7 erwähnst Du, dass Jan Hammer „sein“ Pitch Wheel sich hat anpassen lassen? Kannst Du dazu etwas genaueres sagen? Worin bestand genau diese Anpassung? An anderer Stelle sagst Du, dass Manfred Mann und Jan Hammer ihren Minimoog-Sound oft mit einem SEM Modul gedoppelt haben. Hast Du dafür mal ein oder zwei Musikbeispiele parat? Vielen Dank für Deine Mühe.
@moogist Hallo Moogist, danke für Dein Interesse an dem Minimax-Artikel. Ich habe bei der Vorbereitung ziemlich viel im Internet recherchiert und musste jetzt erstmal meine Quellen sortieren: Im Interview mit Synthopia sagt Jan Hammer: „ When I first got a Minimoog, the pitch bend was set to be a fourth. Eventually I got it adjusted to where I want it. Some people can get by with pitch bend set to two semitones, but you can not express the creativity that I look for with two semitones.“ Auf welches Intervall er es nun genau einstellen ließ, sagt er leider nicht.
Zur Verwendung des SEM bei Jan Hammer vergleiche bitte „Pretty quickly, Hammer added an Oberheim SEM module to his setup, later replacing it with an Oberheim Expander.“ Quelle:
http://www.keyboardmag.com/create-sounds/1256/get-jan-hammers-synth-lead-sound/51986
Und zu Manfred Manns SEM-Einsatz: Axel Jungkunst
https://www.amazona.de/test-tom-oberheim-sem-neuauflage/
Soundbeispiel: (hier sieht man die SEM-Box und das Tweaken)
https://www.youtube.com/watch?v=KLtYbqW-5Ao
Beispiel für Hammers Einsatz des SEM-Moduls: „Led Boots“ Jeff Beck und Jan Hammer, bei 2:34 sieht man das SEM über dem rechten Minimoog
https://www.youtube.com/watch?v=c4HTHRUyaKU
Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen weiterhelfen. Grüße, Costello
@moogist Noch ein Nachtrag; der M.Mann-Konzertmitschnitt ist von 1973, obwohl das SEM offiziell erst 1974 auf den Markt kam. Hatte er einen Prototypen? Denn auch dem Album Watch (1973) kam die Moog/Oberheim-Kopplung zum Einsatz (und ist da auch schön rauszuhören):
„Das Synthsolo in der Albumversion von „Davy’s On The Road Again“ spielte Manfred Mann auf einem Minimoog, der gemäß Oberheim-Anleitung mit CV/Gate-Ausgängen modifiziert worden war. Man hört sowohl den Minimoog als auch das von diesem angesteuerte SEM.“ Quelle: http://de.synth.wikia.com/wiki/Moog_Minimoog
@costello Klasse! Vielen Dank für Deine ausführlichen Antworten! Die Aufnahmen von Manfred Mann kenne ich natürlich („Watch“ ist übrigens von 1978). Jedenfalls bin ich wieder um einiges schlauer, was die Arbeit dieser „Helden“ des Minimoog betrifft :-)