Report: Creamware Minimax revisited, Sonic Core

Was fehlt ihm denn?

Ganz klar, das Modulations- und Pitchrad sucht man beim Minimax-Desktopgerät vergeblich. Dabei gehören sie zum Minimoog wie die Würschtel aufs Kraut. Sie haben unsere Soundvorstellung vom Minimoog nachhaltig geprägt. Durchaus nicht nur im positiven Sinne, wie dieses Musiker-Zitat aus dem Moog-Forum zeigt: „It’s something about Moogs…anyone playing them just seems to drift towards playing prog-rock jazzy wankery. They never get into smooth dubby basslines or riveting trance riffs …”

Der Moog klingt halt sehr gediegen und die Nutzung von Vibrato und Pitchbending verleitet dann genau zu diesem Spielstil. Kein Geringerer als Jan Hammer verlangte gar: “People should have a license to use the pitch wheel“ (Synthopia). Und er wusste, wovon er sprach. In jedem Falle sollte also das Keyboard, über das man den Minimax ansteuert, diese Räder haben. Im Ernst – einen Roland Bender oder gar einen M-1 Joystick finde ich da unangemessen.

Auch der niedliche Prodigy verfügt über die berühmten zwei Wheels für Pitch und Modulation. Die sollte das Steuerkeyboard für den Minimax auf jeden Fall auch besitzen

Wie groß der Regelbereich sein sollte, daraus machen manche eine Wissenschaft. Der Prodigy verfügt zum Beispiel nach oben wie unten eine Oktave, was ihm bei seiner lütten Zweieinhalboktaven-Tastatur auch ganz gut zu Gesicht steht, um schnell mal in bassige Regionen oder auch luftige Höhen zu gelangen. Was aber umgekehrt feindosierte Prog-Jazz-Rock-Wankery nicht eben erleichtert. Der Original Minimoog hat nach oben wie unten eine Quarte, Musiker wie Jan Hammer ließen sich das aber schon seinerzeit individuell anpassen. Beim Minimax kann man sich nun – sehr praktisch – den Pitchbend-Radius für jedes Preset in Halbtonschritten einstellen und mit dem Programm abspeichern.

Remote Control

Allen ASB-Geräten ist gemeinsam, dass sie sich auch über eine Remote-Software steuern lassen. Die muss erst einmal per CD auf den Rechner gespielt werden. Der virtuelle Minimax hat mehrere Pages; Die erste entspricht quasi der Minimax-Oberfläche und ist nicht weiter von Interesse.

Auf einer zweiten Page (Add) kommt man an die versteckten Features heran. Über den Einsatzbereich des Pitch-Wheels haben wir gerade gesprochen. Ebenso kann hier die klassische Low Note-Priority des Minimoogs auf Last Note gesetzt werden. Das mag musikalisch manchmal sinnvoll sein, konterkariert aber das Moog-Mimikry. Bei den Portamento-Effekten in Keith Emersons berühmten Lucky Man-Solo besteht der Charme ja gerade darin, dass unten dieses tiefe „d“ liegt, dann ein hohes “d“ angeschlagen wird und beim Loslassen der oberen Taste der Sound sofort wieder nach unten saust.

Ebenso typisch für den Minimoog ist, dass bei forcierter Legatospielweise keine neue Hüllkurve ausgelöst wird, sondern nur bei ungebundenem Spiel. Auch deshalb hört man Moog-Solos schnell heraus. Will man freilich eine schnelle, sauber artikulierte Tonfolge spielen, ist man damit nicht immer gut bedient. Aber auch das kann beim Creamware Minimax dahingehend geändert werden, dass jede angeschlagene Taste unmittelbar eine neue Hüllkurve startet. Die Feinjustierung der Effekte geschieht ebenfalls auf der Add-Seite.

Auf der Rückseite verfügt der Creamware Minimax über Ein- und Ausgänge, das bekannte MIDI-Trio und einen USB-Eingang. Alle Funktionen des Minimax lassen sich über MIDI-CC steuern. Das externe Netzteil ist nicht der Hit.

Andere Funktionen der Remote-Software dienen der Preset-Verwaltung und der Softwareaktualisierung. Nun ja, was in diesem Falle halt unter „aktuell“ zu verstehen ist. Das Thema lässt sich schnell abhandeln. Ganz frühe Creamware-Exemplare könnten eventuell von einem nicht stepfrei laufendem Portamento betroffen sein, das eher einem Glissando ähnelt. Dieses Problems hatten sich aber bereits die Creamware-Ingenieure angenommen.