Analogue Solutions Treadstone: So viel MIDI wie nötig
Damit sind wir bei den letzten Bausteinen angelangt: der MIDI-Funktionalität und dem internen Sequencer. MIDI-Daten werden standardmäßig auf Kanal 1 empfangen, was nicht geändert werden kann. Die Steuerung über MIDI ist simpel. Man verbindet dafür einfach den mitgelieferten MIDI-zu-CV-Adapter mit dem MIDI-Eingang des Treadstone und einem Audiointerface oder einem beliebigen MIDI-Controller. Hierdurch lässt sich der Sequencer des Treadstone unmittelbar zu einem DAW-Projekt temposynchronisieren (falls das Senden von MIDI-Clock-Nachrichten in den DAW-Einstellungen aktiviert ist und der VCA des Treadstone durch die Hüllkurve getriggert wird) und/oder die Stimme des Treadstone per Keyboard oder einer sonstigen Eingabequelle spielen. All dies funktionierte reibungslos im Umfeld von Ableton Live 10 und Push 2. Auch auf das Pitchbend-Rad und die Oktavwahlschalter eines Prophet-6 reagierte der Treadstone so wie erwartet.
Der unsichtbare Sequencer ist in erster Linie als MIDI-Looper, nicht als typischer Step-Sequencer konzipiert. Neben bis zu 16 Notenwerten können mithilfe eines MIDI-Controllers auch Pausen und Sprünge eingegeben werden. Pausen werden durch den MIDI-Notenwert 97 (C#7) gesetzt, Sprünge durch den MIDI-Notenwert 96 (C7). Letztere sind notwendig für die Erstellung von Patterns, die weniger als 16 Noten umfassen sollen. Grundsätzlich erinnert der Treadstone immer die 16 Notenereignisse, die zuletzt von einem MIDI-Controller empfangen wurden. Spielt man mehr als 16 Noten ein, dann werden die bereits platzierten Notenwerte einfach überschrieben. Im laufenden Betrieb, das heißt sobald der Sequencer durch ein Clock-Signal getriggert wird, ermöglicht dies die unmittelbare Aufzeichnung und Änderung von Patterns. Der MIDI-Loop-Sequencer kombiniert demgemäß die Aufnahmemethode eines Audio-Loopers mit der Annehmlichkeit eines quantisierenden Sequencers, ohne dass man dafür die Anleitung bemühen müsste. Wer hingegen ein Pattern sorgfältig programmieren möchte, kann dies auch tun, während der Sequencer keine Clock-Signale empfängt. Mithilfe der Taste ‘Advance’, unter der sich die Leuchtdiode befindet, die die LFO-Frequenz anzeigt, lässt sich überdies von einem Sequencer-Schritt zum nächsten springen.
Wenn der Sequencer via MIDI-Clock gesteuert wird, um beispielsweise zu einem DAW-Projekt synchronisiert zu werden, lässt sich gleichzeitig immer noch über den analogen Clock-Eingang Einfluss auf die Sequenz nehmen, also etwa durch den internen LFO. Mit etwas Feingefühl lassen sich auf diese Weise Polyrhythmen erstellen, deren Phasenverschiebung man über die Geschwindigkeit des LFOs regulieren kann. Darüber hinaus lassen sich die Notenwerte für eine Sequenz auch über die Oszillatorfrequenz-Eingänge im Patchfeld steuern, während man die Sequenz als Ganze via MIDI transponiert.
Analogue Solutions Treadstone Audiobeispiele
Nach so viel Gerede über Patterns, Steuerspannungen und Clock-Signalen folgen an dieser Stelle noch fünf weitere Audiobeispiele, in denen der Treadstone – sowohl intern als auch extern gesteuert – für Sequenzen genutzt wurde.
Für die erste Sequenz wurde der Sequencer des Treadstone mittels des Push 2 Controllers mit Noten gefüttert. Das Clock-Signal für die Sequenz liefert der Rechteck-LFO. Man hört zunächst Sägezahn- und Pulssignal zu 50/50 gemischt, während der Hüllkurvengenerator die Pulsbreitenmodulation, die Filterfrequenz und den VCA steuert. Zusätzlich ertönt das Delay. Nacheinander werden weißes Rauschen, der Suboszillator, das Sägezahnsignal im Bypass-Modus und schließlich das Rauschen im Bypass-Modus zugeschaltet. Dazu gibt es manuelle Variationen der Filterfrequenz und -resonanz.
Im zweiten Beispiel steuert eine Sequenz des BeatStep Pro die Oszillatorfrequenz, während eine weitere Sequenz die Hüllkurve triggert. Zusätzlich wird die Filterfrequenz durch Velocity-Werte moduliert. Intern moduliert der Rechteckoszillator die Filterfrequenz. Die Intensität der Filterfrequenzmodulation, die Hüllkurvenphasen und die Filterfrequenz werden zudem bei der Wiedergabe variiert.
Um eine zweispurige Sequenz vorzutäuschen, triggern im nächsten Beispiel zwei verschiedene Gate-Spuren des BeatStep Pro die Hüllkurve für eine Bassdrum und die Filterfrequenz für Akzente, die das Oszillatorsignal stärker hervortreten lassen. Mit dem Abschwächer für den oberen Filter-CV-Eingang werden diese Akzente ein- und ausgeblendet. Der BeatStep Pro steuert überdies die Oszillatorfrequenz. Vom Oszillator erklingt eine durch die Hüllkurve modulierter Puls und das Rauschen, das am Ende im Bypass-Modus zugeschaltet wird. Das Delay erzeugt eine Echolänge von einem Schlag und während der Wiedergabe werden zudem die Filterfrequenz- und Hüllkurveneinstellungen variiert.
In der nachfolgenden Sequenz ist der BeatStep Pro erneut für die Steuerung der Oszillatorfrequenz und das Triggern der Hüllkurve verantwortlich. Eine Velocity-Spur moduliert ebenfalls wieder die Filterfrequenz. Seitens des Oszillators erklingt sowohl das Sägezahn- als auch das Pulssignal. Die Pulsbreite wird durch die Hüllkurve moduliert, während der Dreieck-LFO die Filterfrequenz ansteuert. Zudem ertönt ein leichtes Delay. Während der Wiedergabe werden die LFO-Rate, die Intensität der Filtermodulation, die Filterfrequenz, die Attack- und Sustain-Phasen der Hüllkurve, das Delay-Feedback und dessen Lautstärke variiert. Zusätzlich werden das Sägezahnsignal des Oszillators auf Bypass und der Suboszillator zugeschaltet. Am Ende wird schließlich der Delay-Effekt hochgefahren.
Im letzten Beispiel werden die CV-Eingänge des Treadstone durch Dave Smith Instruments Pro 2 angesteuert. Das Gate-Signal von dessen Sequencer gibt den Takt vor. Die Signale der ersten drei LFOs des Pro 2 werden über dessen CV-Ausgänge ausgegeben. Die Zufallsform von LFO 1 moduliert die Oszillatorfrequenz in synchronisierten 16teln, die Zufallsform von LFO 2 moduliert die Filterfrequenz in synchronisierten 4tel-Triolen über den unteren Filter-CV-Eingang und die Dreieckschwingung von LFO 3 moduliert die Filterfrequenz über den oberen, das heißt regelbaren CV-Eingang. LFO 4 moduliert wiederum die Frequenz von LFO 3 mit einer Dreieckschwingung, was für auf- und abschwellende Blubber-Effekte sorgt. Auf dem Treadstone hingegen moduliert der Dreick-LFO die Pulsbreite des Oszillators über den Duty-Eingang und für das BBC-Radiophonic-Workshop-Ambiente kommt erneut das Lo-Fi-Echo zum Einsatz. Während der Wiedergabe wird die Intensität der durch den dritten LFO des Pro 2 gesteuerten Filtermodulation variiert.
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MIDI-zu-CV-Adapterstecker? Wo kann man sowas kaufen? Oder ist es ein einfacher Din-zu-Klinke Adapter?
@Synchead „MIDI-zu-CV-Adapter“ hat sich mittlerweile als gängige Bezeichnung bei den meisten Fachhändlern eingebürgert, meint aber nichts anderes als Din-zu-Klinke-Adapter (in diesem Fall Miniklinke). Beim Treadstone gehört der Adapter zum Lieferumfang, da muss nichts hinzugekauft werden.
@Mike Hiegemann Ohne diesen Punkt über Gebühr zu strapazieren: es ist eben kein MIDI-CV Adapter! Es ist ein ganz normaler MIDI-Adapter, wie man ihn auch z.B. bei einer MPC Studio verwendet. In einem Fachartikel sollte man schon so genau bleiben, auch wenn irgendwelche Mitarbeiter bei Händlern Unsinn von sich geben. Gerade bei eine Gerät mit CV-Patchpunkten: es kann wirklich fies werden, wenn man das serielle MIDI-Signal und die CV-Ein-/Ausgänge durcheinander bekommt.
Zum ansonsten gut nachvollziehbaren Test mit schönen Beispielen hätte ich noch eine Frage: wieso wird die „robuste“ Bauweise hervorgehoben? Auf den Bildern kann man erkennen, dass weder die Potis noch die Buchsen verschraubt sind. Bei den Potis sieht man Kunststoffachsen. Diese Bauform ist eher dann zu finden, wenn die Herstellungskosten Priorität haben. Bei einem Desktop-Gerät muss man immer davon ausgehen, dass es mal herunterfällt. Dann schlägt die gesamte Last auf das PCB, weil keine Verschraubungen vorhanden sind. Oder man hat Glück, und die Plastikachsen brechen vorher.
Das können Wettbewerber zu einem geringeren Preis besser…
Sieht gut aus und klingt gut, was will man mehr.
Der Treadstone hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits hat man wohl aus einem Minimum an Reglern das Maximum an Funktionalität heraus geholt, andererseits entspricht die Verarbeitungsqualität anscheinend nicht dem recht hohen Preis. Ein Dark Energy erscheint daneben sichtbar wertiger. Auch als Nucleus eines Modular-Systems ist er mangels CV/Gate-Ausgängen nicht geeignet, höchstens als Erweiterung. Dafür finde ich ihn einfach zu teuer…