Bandecho Reinkarnation
Vorwort der Redaktion
Da wir aktuell gerade die Plug-in Version des Roland Space-Echos vorstellen, adaptiert von Universal-Audio, wollen wir auch nochmals den hauseigenen Clone Boss RE-20 Space Echo von ROLAND in Erinnerung rufen (Boss steht drauf, aber Roland ist drin). Zwar ist dieser in Form eines „Pedals“ ausgeführt, jedoch nicht weniger interessant – vor allem für Produzenten und Vintage-Liebhaber.
Historie zu Bandechos
Roland Space Echo RE-201 – ein Gerät, von dem viele Musiker schwärmen … sogar und vor allem die, die jemals ein solches benutzt haben! Noch heute werden diese Geräte zu guten Preisen weitergereicht und das hat auch die Zunft der Effektgeräte-Entwickler erkannt. Während auf der Softwareseite UAD seinen Teil vom Kuchen abschneidet (und das durch eine gemeinsam mit Roland erarbeitete Emulation, die man nur als gelungen und tricky bezeichnen kann), hat sich auf der Hardwareseite niemand anderes als die Firma BOSS selbst den Schritt erlaubt, ein „Folgegerät“ für das digitale Zeitalter herzustellen: das BOSS Space Echo RE-20. Sofort sichtbarer Unterschied ist die kompaktere Form und die Reinkarnation als Bodentreter, indem das Gerät zwei Pedale aufweist, die unmittelbar die Nähe zur Gitarrenfraktion ersichtlich werden lassen. Diesen Umstand habe ich schlichtweg übersehen bzw. verdrängt, da ich ein Space Echo in vielen Bereichen zeitgenössischer Musik angetroffen habe und selbst oft genug die Klänge eines Minimoogs durch eine solche Maschine geschickt habe. Also haben wir uns für einen schubladenübergreifenden Test entschieden, Echo ist Echo – oder nicht?
Die technische Seite
Zäumen wir das Pferd von hinten auf! Auf der Rückseite des sehr robust wirkenden Gehäuses des Boss RE-20 Space Echos finden sich zwei Audioeingänge in Form von 6,3 mm Buchsen, Gleiches wird auch als Ausgang geboten. Das Gerät kann aber auch wie in althergebrachter Form in Mono betrieben werden. Dazu gibt es noch einen Eingang zum Anschluss eines Expression-Pedals, mit dem bestimmte wählbare Parameter verändert werden können. Ein Anschluss für ein Netzgerät und ein Wahlschalter, ob das Eingangssignal durchgeschleift oder eine Nutzung als Send-Effekt ohne Eingangssignal über einen Mixer bevorzugt wird, runden das Angebot ab.
Das Gerät kann auch über Batterien betrieben werden, ein erster Satz gehört zum Lieferumfang!
Die Pedale
… des Boss RE-20 Space Echos dienen zur Linken dem Ein- und Ausschalten des Effekts, wobei das Ausschalten kein abruptes Ende des gerade auslaufenden Delays herbeiführt. Dieses bleibt bis zu seinem natürlichen Ende hörbar, es wird nur kein neues mehr produziert. Das rechte Pedal kann u. a. als Tap-Pedal zur Vorgabe des Tempos verwendet werden. Doch finden wir hier eine Besonderheit, die beim Halten des rechten Pedals zur Anwendung kommt, den so genannten „Twist-Effekt“. Bei diesem Effekt wird gleichzeitig Intensity und Repeat Rate (s. u.) erhöht, beim Loslassen gehen die Werte zurück zu ihren Einstellungen. Hält man das Pedal lange genug, führt das zur Selbstoszillation und damit zu einem bekannten und oft benutzten Effekt des Tape Delay-Zeitalters. Zwischen den Pedalen finden wir zwei rote Lämpchen, wobei das linke anzeigt, ob der Effekt ein- oder ausgeschaltet ist. Beim rechten erkennen wir die Geschwindigkeit des Echos, wie wir es „eingetappt“ haben. Ein weiteres Display zeigt den virtuellen Verlauf des Bandes an, wie es gerade von der Software abgearbeitet wird. Die Anzeigen sind deshalb u. U. unterschiedlich, weil wir es ja mit ein bis drei virtuellen Tonköpfen zu tun haben.
Die Regler
An Klangparametern finden wir den TREBLE- und den BASS-Knob, mit denen die Klangfarbe des Echos beeinflusst werden kann. Des Weiteren stehen dem Boss RE-20 Space Echo zwei Regler für die Lautstärken des Reverbs und des Echos zur Verfügung. Auf der rechten Seite ist ein kleines Lämpchen vorhanden, das die Eingangsübersteuerung anzeigen soll, der dazugehörige Input-Gain-Regler ist direkt darunter angebracht.
Der dicke Regler in der Mitte ist der Mode Selector, mit dem die Anzahl der virtuellen Tonköpfe und die Verwendung des Reverbs eingestellt werden kann, wobei die 12. und damit letzte Option die Verwendung des Reverbs allein vorsieht, die ersten 4 hingegen ohne Reverb auskommen. Zusätzlich dient der Mode Selector beim Einschalten des Geräts noch zur Auswahl zwischen Normal (Einstellungen des originalen RE-20, d. h. Verzögerungszeit bis zu 3 sek.) und Long Mode (Verdopplung dieser Zeit) oder dem Modulationsziel (Repeat Rate, Intensity, Echo Level oder Twist) des optional erhältlichen und anschließbaren Expression Pedals. Die Einstellung von Repeat Rate beeinflusst den Abstand zwischen den einzelnen Echo-Wiedergaben, wobei ein Drehen im Uhrzeigersinn die Abstände verkürzt (da ja beim Original durch diesen Regler die Geschwindigkeit des Motors erhöht wurde). Der Intensity Knob ist nichts anderes als die Einstellung des Feedbacks, wobei gewisse Kombinationen zu einer gehörigen Selbstoszillation führen, die auch bewusst herbeigeführt werden kann.
Das Boss RE-20 Space Echo in der Praxis
Es macht Spaß, mit dem Boss RE-20 Space Echo zu arbeiten, egal ob man mit einem Minimoog solieren, die Flächen eines Memotrons um weitere Nuancen andicken oder die gezupften Klänge einer Gitarre mittels Echos vervielfältigen möchte. Dieses Gerät wird seinem Ruf oder besser seinem Anspruch gerecht, als digitaler Nachfolger des beliebten Roland Space Echo RE-201 zu dienen. Sehr angenehm macht es sich bemerkbar, dass bei allen Schaltungen oder Regelungen ein einwandfreies Klangverhalten vorhanden ist. Keine hörbaren Parametersprünge, keine Knackser bei z. B. Änderung der Delayzeit im laufenden Betrieb, das schafft Vertrauen und führt zu intuitivem Spiel mit den Parametern. Die Wärme der Wiedergabe des Originals wird nach meinem Gefühl erreicht, ohne jetzt zu beginnen, die Erbsen zu zählen, ebenso die ganz leichten Gleichlaufschwankungen, die die alten Bandechos für sich beanspruchen durften, heute oft als Feature, früher als echter Bug oder eher Ärgernis angesehen. Dadurch kommen die Echos … ich suche gerade nach einem anderen Ausdruck als fett oder amtlich … sehr prägnant, weil das äußerst subtile Verstimmen der Wiedergabe das Eingangssignal entsprechend anreichert.
Das ursprüngliche Spring Reverb ist nicht ganz so emuliert worden, wie ich es kenne, aber mir reicht das Gebotene an Reverb vollkommen aus, um dem erzeugten Echo noch einen ganz speziellen Schliff zu geben. Da war mir oftmals, aber das ist nun einmal Geschmackssache, das Geschepper der originalen Hallfeder(n) oft schon zu stark, so dass das dezenter wirkende digitale Gegenstück auf mich sogar klanglich angenehmer wirkt. Wem also der Besitz eines Originalgeräts bisher nicht vergönnt war oder wem die Schlepperei und die mechanische Abnutzung langsam zu viel wird, sollte sich nicht nur wegen der Qualität des Geräts, sondern auch aufgrund der Güte seines Outputs einmal näher mit dem RE-20 von BOSS beschäftigen.
Das Boss RE-20 Space Echo on YouTube
Zum Abschluss wie immer ein schönes YT-Video, bei dem das Boss RE-20 Space Echo eindrucksvoll demonstriert wird:
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Und zum Vergleich auch nochmals das Original Roland RE-201
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Habe ich mir schon vor einiger Zeit einen Boss "Space Echo Simulator" zugelegt und bin zu folgender Meinung gekommen:
– die Bandechosimulation ist von allerbester Güte, bis auf das Rauschen und den Bandsallat wurde alles bestens nachgebildet, sogar das extreme Feedback vom Original wurde sehr gut emuliert
– über den Reverb kann man sich streiten, für Gitarristen wohl geeignet aber sonst nur bedingt zu empfehlen aber besser als der original Rolandfederhall
Also ich finde das Tool ganz große Klasse. Mit etwas Übung kann man mit dem Bandecho tolle Dinge treiben. Dub ist Dub & live bleibt live.
Zwei kleine Kritikpunkte zum RE-20 hab ich, die ich diesem Test nicht finde:
1.) Die Federhallemulation kommt erst nach einer kleinen Verzögerung. Das wäre bei „normalem“ Hall auf Gesang o.ä. nicht problematisch, aber dafür will heutzutage niemand einen Federhall einsetzen. Wenn, dann will man absichtlich den LoFi-Sound des Schepperns bei perkussivem Material – und genau da fällt die Verzögerung unangenehm auf.
2.) Die Tap-Tempofunktion betrifft nur die momentane Stellung des Mode-Selector, und bezieht sich dort auf genau den Abstand zwischen zwei Echos. Sobald man auf einen andere Kombination der „virtuellen Tonköpfe“ umschaltet, gilt wieder das Tempo des entsprechenden Reglers. Das ist leider ziemlich in die Hose gegangen, denn die geilen Dub-Echos sind natuerlich die triolischen Echos, aber beim Tappen klopft niemand Triolen. Wünschenswert wäre: Tempo bei Mode 2 rein klopfen, dann Mode auf 3 umschalten. Aber genau das geht nicht. Sehr schade!
@Florian Anwander Ich tappe immer triolen. Ich finde auch, dass man das hätte berücksichtigen können, auch weils im Original halt so ist, aber es ist ja echt kein Ding, das einzutappen, was man braucht :)
Feines Teil. Schwanke noch zwischen Plugin und Pedal. Echt schade, dass es das Teil nicht ohne Pedale gibt – am liebsten hätte ich es im Vintage-Gehäuse der 201 ;-)
Der Autor kommt zum Fazit, dass sich die Unterschiede im Rahmen halten würden – ein Fazit, dass ich in keiner Weise teilen könnte. Ich besitze beide Geräte und sie scheinen zwar das Gleiche zu wollen, doch können sie unterschiedlicher nicht sein. Das eine Gerät läuft ohne grosse Probleme, ist zeitlich synchronisierbar, bietet stereo, ist wartungfrei, viel leichter, transportabel, pedalboardtauglich etc. – es ersetzt die Delayfunktion des Space Echo. Das Andere bietet unweigerliche Wärme und Magie. Es vermag eine langweilige Stimme, sei sie, was sie auch immer, von deren Langeweile zu befreien und eine eigene kleine individuelle Geschichte erzählen zu lassen. In keiner Weise bietet der Nachbau ähnliches. So ähnlich verhält es sich umgekehrt.
@Roland v0ll Hallo Steinklopfer, die Unterschiede hast Du sehr schön beschrieben. Genauso geht es mir mit dem Boss-Doppelpedal CE-20 im Vergleich zum Original Roland-Chorus CE-1. Und das ist keine Mystik, es ist definitiv klangliches Ereignis.
@Roland v0ll Hab auch beide und kann das aus meiner Sicht so bestätigen. Allerdings schätze ich den kleinen auch sehr. Anders, aber je nach Bedarf auch sehr gut.
Wenn ich mir die Self-Oszillation anhöhre kommt mir das Grausen.
@MoonUnit Definitiv. Plastik-Gekrissel.
Habe ebenfalls das RE-20 zu Hause stehen und bin begeistert. Es steht dem Original in nichts nach. Ein fantastisches Echo vom Slapback bis hin zu selbstoszillierenden Feedback-Orgien.
Nichts für ungut, aber echter Federhall hat nunmal auch eine Verzögerung. Original ist halt original. Wäre aber sicher besser, man könnte das auch ausstellen – ist meist ein eher ungewünschter physikalischer Nebeneffekt. Insoweit stimme ich voll zu!
> Nichts für ungut, aber echter Federhall hat
> nunmal auch eine Verzögerung.
Vielleicht habe ich mich da ungenau ausgedrückt. Mit dem Satz „Die Federhallemulation kommt erst nach einer kleinen Verzögerung.“ meine ich ein Predelay. Und das hat der Federhall beim originalen RE-201 nicht.
… ohne das RE-201 zu kennen, hatte mir damals der Hall nicht zugesagt. Es ist ausserdem hässlich – eine Version ohne Pedale, aber mit Midi-Clock fänd ich praktischer.
Für ein schlecht klingendes Digitaldelay, das so tut, als wäre es „vintage“ und „alt“, klingt das Roland/Boss RE-20 einfach zu schlecht und ist einfach zu teuer. Klanglich gibt es — außer einem schwammig-dumpfen Echoeffekt und einer schlechten Federhall-Simulation — nichts, was für ein RE-20 spräche — gerade die endlosen Feedbacks hart am Rande des Kreischens klingen beim RE-20 grausig künstlich.
Da klang die alte Behringer VM-1 Vintage Time Machine genauso schrottig „lo-fi“, kostete dabei aber gerade mal 40 Euro.
Roland sind schon bereits Ende der 1980er Jahre an ihrer eigenen Meßlatte gescheitert, als sie mit dem RE-3 (in Japan auch noch RE-5) Digital Space Echo eine fürchterlich klingende Variante des RE-201 auf den Markt brachten. Dazu kann sich das RE-20 prima gesellen.
Subjektive Meinung als Tatsache darstellen. So geht Internet :)
Als ich das RE-20 die erste Zeit an meinem Moog hängen hatte, war ich zunächst begeistert vom Klang.
Nun aber habe ich „das Licht gesehen“: Das RE-20 mag zwar dem Klangcharakter sehr nahe kommen, den man so von einem Roland Space Echo in Erinnerung hat. Aber als ich den Moog nun an ein echtes RE-201 angeschlossen habe, ist derart die Sonne aufgegangen, daß das RE-20 dagegen wie ein schlechter Scherz anmutet.
Wie gesagt, den Grundcharakter bekommt das RE-20 gut hin. Aber das alte Bandecho hat eine Lebendigkeit und Brachialität, die das Boss Gerät regelrecht steril erscheinen lässt. Auch ist im Vergleich der Klang des RE-20 sehr indirekt – wie hinter einem Vorhang.
Leider ist das Roland RE-201 wegen der fragilen Technik nicht wirklich für die Bühne geeignet und so zwingt mich der Livealltag doch zum RE-20, bei dem ich froh bin, nicht bei jedem Ton um das Durchhalten der Bandschleife und der Andrückrolle bangen zu müssen…
@m.leicht Ich hatte das RE-201 in den 80ern jahrelang auf der Bühne und das Ding hat tausende von Stunden klaglos funktioniert. Halt mal Band austauschen, die Köpfe und vor allem den Bandtransport sauber halten. Von daher muss mann nicht zwingend auf das RE-20 umsteigen. Vom Klang her auch nicht, ich find’s Grauenvoll – im Vergleich zum Original.
Nanu, hatten wir das nich schon mal…
Wenn man das Teil erst gar nicht mit dem Original vergleicht, bekommt man schon ein brauchbares Effektgerät. Stellt man die gute, alte „Bandschleuder“ daneben, ist’s natürlich vorbei mit lustig. Ich hatte ne ganze Weile beide Geräte und hab mir erst gar nicht vorgemacht, dass der „Clone“ ein Bandecho ersetzen könnte.
Wurde hier ja schon ein paarmal erwähnt: Ohne Pedale und Midi-Sync wär das Ding ein Hammer, so ist’s aber auch ganz nett.
@Atarikid > Ohne Pedale und Midi-Sync wär das Ding
> ein Hammer
ich empfehle da immer gerne das Lexicon MX-200. Das hat ein sehr nettes Tapedelay und dann eigentlich fast noch besser das PingPong-Delay.
Und eben MIDI-Sync – ohne das würde ich nicht mehr auf die Bühne gehen.
passt hier nicht ganz rein
habe das RE 20 vor einigen jahren wieder verkauft
habe nun von dawnprince das BOONAR, eine Replik vom binson echorec, ich weiß, anderes teil, aber das klingt echt 1:1 wie das original. mit ner farfisa compact bzw. yamaha yc25d dran der hammer.
Ich hatte neulich sowohl das RE-20 als auch das DD-20 hier. Beides BOSS Doppelpedal Delays. Das RE-20 ist recht schnell wieder gegangen. Es ist nicht wirklich schlecht, das DD-20 aber in praktisch jeder Hinsicht besser.
Wirklich analog / nach Tape klingen beide nicht (zumindest nicht in extremeren Einstellungen). Das DD-20 ist aber sehr viel flexibler und dank der BPM Anzeige/Einstellmöglichkeit sehr viel sinnvoller zu synchronisieren. Und es klingt, unabhängig von irgendwelchen Vorbildern, einfach sehr gut. Meine Empfehlung: Vergesst das RE-20, kauft das DD-20!