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Vintage-Analog: Doepfer SCHALTWERK Sequencer

Step-Sequencer aus München für die Welt

16. Mai 2020

Wenn es einen Sequencer gibt, bei dem Name und Funktion exakt genau das beschreiben, was ein derartiges Gerät machen sollte und dann tatsächlich macht, so trifft dieses auf SCHALTWERK exakt zu. Hier muss man sich auch vor Augen halten, dass wir hier einen Oldtimer und auch Klassiker aus dem Jahr 1996/1997 vor uns haben. Das SCHALTWERK – und man kann es nicht anders formulieren – ist ein Kultgerät. An dieser Stelle dankt der Autor herzlich Florian Anwander, der sein Exemplar zur Verfügung stellte.

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Einführung zum Doepfer Step-Sequencer

Bei so einem Klassiker stellt zunächst auch die Frage des Einsatzes und ein geflügeltes Wort unter AMAZONA.de Kollegen ist: „Sequencer kann man nie genug haben.“ Und das trifft es auch, der Autor verfügt über ein Arsenal, das von Korg SQ1, Analogue Solutions Oberkorn 3, Pioneer Toraiz SQUID bis hin zu diversen Onboard-Sequencern in einer Korg M1, Roland System 8 oder Sequential Prophet REV2 16 Voice reicht.

Alle haben ihre Eigenheiten und Besonderheiten. Und somit ihre Berechtigung. Und auch der SCHALTWERK Sequencer. Wobei seine Komfortzone die Bühne und somit die Performance ist.

Aber widmen wir uns erst einmal den Grundlagen. In seinem Produktionszeitraum wurde das SCHALTWERK in einer 220 V Version mit internem und einer Export-Version ohne internes Netzteil gefertigt. Ebenso war eine Spezialversion mit blauen LEDs erhältlich. Welche heute vermutlich als ultra rarer Sternenstaub gehandelt wird.

Die letzte offizielle Firmware-Version ist V1.31, die auf ein EPROM zu verfrachten ist. Hier muss man wissen, wir befindet uns im Neuland und USB-Firmware Flash-Updates, womöglich via Internet waren nicht die Regel. Aber und das ist schon wegweisend, es gibt zum SCHALTWERK ein Software-Tool namens „Werkmap“, das unter Win10 tatsächlich noch läuft und mit dem man die SysEx-Files des SCHALTWERK umkrempeln kann.

Zitat Dieter Döpfer:
„Mit Hilfe dieses kleinen aber lautstarken Tools können Sie auf recht praktische Weise die Numerierung von Patterns, Songs, Presets, Chunks und Tracks des Schaltwerks oder Regelwerks (hier kurz „X-Werk“ genannt), die sich irgendwo in einem Ihrer Sysexfiles befinden, total umkrempeln.
Sysexfile – das ist eine Datei der Form *.SYX die einen oder mehrere System-Exclusiv Dumps von einem odere mehreren verschiedenen Geräten in binärer Form enthalten kann. Dieses kleine Tool ist in der Lage die darin befindlichen Doepfer „X-Werk“ Dumps zu erkennen und diese für die o.g. Zwecke zu modifizieren.“

Was ist SCHALTWERK?

SCHALTWERK ist eine komplexe Ablaufsteuerung zur Erzeugung von MIDI-Events, aber auch Trigger & Sync von Signalen für ein Analogsystem. So steht es in der Bedienungsanleitung geschrieben. Unsere Bedienelemente hier sind eine Tastermatrix, ein Display und ein Encoder zur Anwahl von Werten. Und daraus lässt sich auch die Hauptorganisationsstruktur das SCHALTWERK ableiten. Dies wären der STEP, ein TRACK, das PATTERN und der SONG. Ein Step, Track, Pattern oder Song geben dann über das Leuchten einer LED ihren Zustand aus. LED leuchtet, ist aktiv. LED leuchtet nicht, ist nicht aktiv.

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Step by Step Programmierung

Pro Step können wir das an MIDI/Noten-Events mitgeben, was für eine Performance nötig ist. Darüber kann SCHALTWERK auf Step-Ebene noch folgende Eventarten erzeugen:

Es kann so z. B. auch ein:

  • Controller Event,
  • polyphoner Aftertouch,
  • monophoner Aftertouch
  • Program-Change oder
  • Pitchbend sein.

Ein solches MIDI-Event besteht neben der Angabe der MIDI-Event-Art aus der Angabe des MIDI-Kanals und einem bzw. zwei weiteren Werten, die das MIDI-Event weiter beschreiben.

  • Beim Noten-Event z. B. ist dies die Angabe der Tonhöhe, also des Notenwertes und die Lautstärke, also die Noten Velocity. Beim  Controller die  Controller-Nummer und der Controller-Wert.
    Der polyphone Aftertouch ist wie ein Notenwert aufgebaut.
  • Der monophone Aftertouch besitzt als weiteren Wert nur noch die monophone Velocity.
  • Programm-Change die Program-Change-Nummer
  • Pitchbend besteht zwar ideal aus zwei weiteren Werten, faktisch ist einer davon aber immer 0.

Doepfer SCHALTWERK Making of

Recording Spuren

Tracks fassen nun offensichtlich Steps zu einer Spur zusammen. Und hier gibt es nun globale Track-Parameter, die man sich vorab verinnerlichen sollte, da dies in der Performance der zentrale Punkt ist.

Ein Track erhält nun  global einige Parameter für alle seine 16 zugeordneten Steps. Das wäre z. B.

  • die MIDI-Event Art,
  • dessen MIDI-Kanal,
  • die Basis-Notennummer bzw.
  • Basis-Velocity,
  • Gate-Dauer,
  • Notendauer,
  • Delay-Zeit,
  • Start- und End-Step,
  • Runmode und
  • die verschiedenen Effektparameter.

Das heißt, alle 16 Steps dieses Tracks können den jeweiligen Parameter nur gemeinsam haben, eine wahlfreie Einstellung für jeden Step unterschiedlich ist nicht möglich. Allerdings können diese Parameter natürlich für jeden Track anders eingestellt werden.

Dafür besitzt jeder Track einen Select-Taster und eine dazugehörige LED. Dadurch kann ein Track unmittelbar angewählt  werden, was durch Leuchten der Select-LED angezeigt wird. Alle Track-Editieroperationen beziehen sich nun auf den Track, dessen LED brennt, in speziellen Edit-Modes können dies auch wahlfrei mehrere Tracks gleichzeitig sein. Als Highlight können wir dann auch einzelne Tracks „muten“, auch hier in mehr als einer Geschmacksrichtung.

Sequence-Pattern

Die Patterns sind die komplette Zusammenstellung aller 8 Tracks mit ihren jeweils 16 Steps. Ist das nicht etwas wenig? Nein! Das ist ausreichend und komplex genug, denn wir sind noch nicht beim Songmodus.

Im SCHALTWERK existieren

  • 130 Pattern-Speicher,
  • 128 nichtflüchtige Pattern-Speicherplätze,
  • ein Edit-Pattern und
  • ein Clipboard-Pattern.

Hier müssen wir aufpassen, da wir sonst zwei extrem nützliche Funktionen verpassen: das Edit-Pattern und das Clipboard-Pattern. Dazu sollte man beachten, wenn man also eines der 128 Patterns anwählt, so kann in Folge nicht etwa dieses Pattern direkt editiert werden, sondern es wird lediglich in das Edit-Pattern kopiert. Dieses Edit-Pattern ist also solange flüchtig, bis wir eines der 128 Pattern ersetzen. Hat aber den Vorteil, dass wir ein anderes Pattern laufen lassen können, während wir das Edit-Pattern womöglich in Doepfer-Echtzeit editieren.

Das Clipboard-Pattern ist so etwas wie „Kanal 17“ in MIDI oder hier das Pattern 129, in welches das   Editpattern zwischengespeichert werden kann. Dies wird z. B. nötig, wenn ein geeigneter (also  z. B. freier Speicherplatz) für das eben erstellte Edit-Pattern gesucht wird oder gesucht werden muss.

Ein Anwählen eines der  128  Patterns würde ja unweigerlich das Edit-Pattern zerstören. Oder aber  wenn das Ursprungs-Pattern mit dem Edit-Pattern verglichen werden soll etc. Für das Clipboard-Pattern steht ein eigener Taster zu Verfügung. Wird dieser betätigt, so wird das momentane Edit-Pattern in das Clipboard kopiert. Zum Zeichen dafür, dass unser Clipboard nun belegt ist, blinkt dessen LED.
Soll nun irgendwann das Clipboard wieder in das Edit-Pattern kopiert werden, so ist die Clipboard-Taste ein weiteres Mal zu betätigen. Daraufhin befindet sich das Pattern wieder im  Edit-Pattern, die LED erlischt und das Clipboard ist wieder für ein neues Pattern aufnahmebereit.

Songmodus

SCHALTWERK verwaltet maximal 16 Songs zu 128 Steps. Diese  Abfolge kann maximal 128 Patterns hintereinander automatisch aufrufen, wobei jedes Pattern nach dem Aufruf bis zu 127 Mal abgespielt werden kann. Jedem Songstep kann neben der Angabe, welches Pattern abgespielt werden soll und wie oft, noch eine vom Pattern abweichende On-Einstellung zugeordnet werden. Auf Wunsch kann man dieses Verhalten auch Live und on the fly machen, so dass wir hier eine Klasse Jam-Funktion haben.

Fortgeschrittene Funktionen

Arpeggio

Wir sehen uns auf der Oberfläche und im Display ein wenig um, die erste Eingabe einer Sequenz geht innerhalb einer Minute von der Hand und tut gar nicht weh. Da wären zunächst eine Arpeggiator-Funktion. Doepfer bezeichnet diese im Kontext des SCHALTWERK als Effekt und dies ist es im eigentlichen Sinn auch. Geben wir am MIDI In 1 mit ein Masterkeyboard einen Notenwert vor, so wird hier dann ein entsprechendes Arpeggio ausgelöst. Ändert sich nun der Notenwert, wird das Arpeggio transponiert ausgegeben.

Record-Step

Dabei werden die Step-Notennummern und Velocity-Werte des vorgesehenen Tracks fortlaufend  mit den am MIDI In1 empfangenen Noten beschrieben. Entweder können dann die Noten, nachdem sie so im Sequencer gelandet sind, editiert oder mit Overdub über MIDI In1 überschrieben werden.

Transpose
Hier wird dann einfach das an MIDI In1 anliegende Signale auf den Notenwert hinzugefügt. Um hier nicht über das Ziel hinauszutransponieren, transponieren wir zunächst erst mal tiefe Notenwerte.

Gater

Einen Effekt, den man nicht mehr erklären muss. Wie viele unzählige Gater/Morse-Basslines wurden in den Achtzigern gemacht. Und auch der Autor ist ein großer Freund dieser Technik. Drei kurz, drei lang usw usf.

Chord

SCHALTWERK verfügt auch über einen CHORD-Modus, hier muss man wissen, CHORD und GATER schließen sich auch aus und können nie gleichzeitig aktiviert werden. CHORD und Arpeggio teilen sich den Zwischenspeicher. Und alle Effekte sind von der Ablaufpriorität deutlich niedriger als alle primären SCHALTWERK-Funktionen. Treffen am MIDI In also schnelle Notenwechsel oder sehr viele MIDI-Informationen ein, so könnten die Effekte teilweise hörbare Delays aufweisen. Ebenso ist es ratsam, hier noch mal die Seite 22 des Handbuchs zum SCHALTWERK zu lesen. Da es nicht trivial ist, wie die hier bezeichneten Effekte tatsächlich berechnet werden.

TOOLS

Was SCHALTWERK darüber hinaus auszeichnet, sind die Tools im Menü, ohne groß ins Handbuch zu sehen, ist die endgültige Performance mit wenigen Drehungen und Eingaben organisiert. Oder eben arrangiert. Entsprechend unserer Zielstellung. Hier auch noch mal zur Erinnerung, dass der Verfasser ein Neuling am Schaltwerk ist.

Song und Spiel Modi

SCHALTWERK nur in einer linearer Weise das Pattern von links nach rechts schieben zu lassen, wäre viel zu einfach. Eine Sequenz, Pattern oder gar Song können zu Zweier- oder Vierer-Gruppen verknüpft werden und entsprechend als Pendel1, Pendel2, UP/DOWN – und hier können wir dann z. B. auch die Effekte mit ins Spiel springen. Und wenn wir dann noch im Kopf haben, Edit und Clipboard, dann haben wir hier unbegrenzte Möglichkeiten.

Anschlüsse und Besonderheiten

Wenn wir die Rückseite betrachten, dann finden wir neben dem Stromanschluss, dem MIDI-Buchsen-Trio und einer SYNC-Buchse, deren Belegung und Funktion im Benutzerhandbuch erläutert wird, auch 2x 8 CV- und 8 Gate-Ausgänge, dieses sollte reichen. Hier sollte man beachten. MIDI MERGE kann SCHALTWERK nicht. Die CV/Gate laufen immer parallel zum MIDI Out. Die Zuordnung CV1 für Track 1 bis CV8 für Track 8 ist fix.

Aus der Zeit gefallen?

Angesichts der Möglichkeiten des SCHALTWERKS verdient unser Gerät das Prädikat „absolut erhaltenswert“. Sicher haben neuere Sequencer zusätzliche Funktionen wie Skalen, Morphing, Warp, Timeshift, generatives Sequenzieren und vieles mehr.

Dennoch – und hier glänzt SCHALTWERK – ist es die einfache Editierung von Steps, von Patterns und Songs, gepaart mit einer auf die Live-Performance ausgerichteten Bedienung. Aber auch im Studio können wir SCHALTWERK gut gebrauchen, sofern wir Pattern-basierende Musik machen. Das Pattern ist hier nicht als Einschränkung zu sehen, denn letztlich geht jede Musik auf ein sich wiederholendes Pattern zurück, sofern man das so überspitzt formulieren kann. Ein renoviertes Tool namens Werkmap wäre hier auch für aktuelle Rechner und Produktionsumgebungen wünschenswert. Ist aber nicht Pflicht, denn generell erschließt sich SCHALTWERK schnell und gut.

Wir sollten auch im Kopf haben, dass wir über die Steps, Pattern-Ansteuerung über CV oder einen MIDI-Kanal Sequenzen alternieren, ändern, wechseln, stummschalten können. Und das funktioniert absolut livetauglich. Hier muss man allerdings immer die Abarbeitung der Effekte beachten. Denn dies kann im Einzelfall die Performance beeinflussen. Die ganz wagemutigen werden ihren Jam oder Performance aus dem Ergebnis von Step-Recordings aufbauen und dann über Edit und Clipboard-Pattern bearbeiten wollen, das ist sehr gut möglich, aber auch hier der Hinweis, der internen Abarbeitung im SCHALTWERK.

Abschließend noch zwei Videos mit dem SCHALTWERK und dem Sequential Pro REV2, der Autor bittet das Chaos im Hintergrund zu entschuldigen, es wird gerade umgebaut.  Die Sequenzen sind immer kurz vor den Aufnahmen entstanden. Sie erheben nicht den Anspruch auf das Prädikat „musikalisch wertvoll“.

Viel Spaß mit Teil 1 & 2.

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Und hier nun Teil 2.

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Fazit

SCHALTWERK ist der Sequencer schlechthin für den Performer, der seine musikalische Idee einfach und unkompliziert zur Aufführung bringen möchte. Sei es nun via MIDI oder CV/GATE, hier macht sich das Prinzip DOEPFER in letzter Konsequenz und Perfektion bemerkbar und wurde stringent umgesetzt. Auf der einen Seite wird man nicht mit einer hohen Einstiegshürde überfordert, sondern kann auspacken, einschalten und performen und nebenbei alle tiefergehenden Funktionen erlernen. Und verliert nicht die Lust, weil von Komplexität erschlagen. Und mit dem Wissen um die Funktionen des SCHALTWERK wachsen unsere Performances.

Die Klangbeispiele wurden entweder mit dem Prophet REV 2 oder dem Roland SE 02 erstellt. Hier wurden dann einmal alle Techniken wie ARP, Gater und Transpose getestet. Das Video wurde mit einem iPhone 6 Plus und ZOOM U24 aufgenommen, hier und da kamen noch ein Lexicon Hall und das Ping-Pong-Delay eines MX-1 zum Einsatz, das vom SCHALTWERK sein TEMPO erhielt. Alle anderen Beispiele gingen durch ein A&H ZED 420 in ein MOTU MK III und anschließend in Logic Pro X.

Plus

  • Bedienung
  • Design

Minus

  • -

Preis

  • gebraucht ab ca. 700,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    a.jungkunst AHU

    Da hast du dir für die Blue Box mal ein nettes Teil ausgesucht. Das Schaltwerk hat mich früher jahrelang begleitet, bis ich irgendwann wieder auf „normale“ Sequencer umgestiegen bin und das gute Stück in dankbare Hände veräußert habe. Es ist wirklich ein Performance-Werkzeug, das, sofern es gut vorprogrammiert ist, viel Arbeit abnehmen kann. Bei einem Live-Konzert habe ich mal erleben müssen, wie diese Schaltwerk-Performance dem agierenden Musiker völlig entglitten ist. Für die eher Uneingeweihten war es ab dann nur noch schrecklich anzuhören, ich hatte eher Mitleid, da ich solche Erlebnisse ab und an im Heimstudio hatte, also zum Glück für die Menschheit ganz für mich allein ;-) , da ich alles sofort anhalten konnte. Das Schaltwerk birgt unglaubliche Möglichkeiten, aber wenn man nicht tief drinsteckt, sollte man bis auf Event an/aus eher die Finger von irgendwelchen Live-Programmierungen und Transponierungen u.ä. lassen. Da war der Point of no Return schnell überschritten. Aber nichtsdestotrotz eine gelungene Vorstellung des Schaltwerks in dieser Blue Box-Folge.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @a.jungkunst Danke Dir! Ich denke ähnlich, die Performance kann einem live entgleiten, wenn man SCHALTWERK nicht komplett verstanden hat. Bei lebenden Veränderungen ist es eben nicht trivial wie die Abarbeitung erfolgt. Einfache Sequenzen wie in den beiden Videos sind ratz fatz erstellt. Jedoch an den weiteren Beispielen hab ich schon Gehirnschmalz einsetzen müssen. Und ich hab einige Male in die Tischplatte gebissen, weil ich Abspeichern vergessen hatte. :) Trotzdem würde ich den SCHALTWERK wieder nehmen und ihn nicht zum Alteisen geben. Ich hab zwar andere Sequenzer, die haben aber andere Aufgaben bei mir, SQUID kümmert sich um die Performance, der Oberkorn um Arps, One Shots und sequenzte Sounds. Onboard Sequenzer machen sowas wie Atmos etc.

  2. Profilbild
    costello RED

    Hi Toby, das Schaltwerk scheint ein ziemlich geniales Gerät zu sein, weil wirklich alle Aspekte einer Performance abspeicherbar sind. Bei Deinem Fazit habe ich das Gefühl, Du hattest einen User wie mich vor Deinem geistigen Auge, für den ein Sequenzer gar nicht einfach genug gestrickt sein kann. Gibst Dir redlich Mühe, die „Angstschwelle“ vor diesem ja doch recht komplexen Teil abzubauen :) Klasse Videos übrigens, von Chaos im Hintergrund keine Spur und der REV2 klingt super!

    • Profilbild
      TobyB RED

      @costello Morsche Mr.C, Schaltwerk ist genial, man darf nur das Speichern nicht vergessen. Ich dachte mir mit dem Rev2 und dem SE02 machst nix falsch. Die Kisten kenn ich. Doof war nur beim Filmen, dass ich den Kugelkopf fürs Stativ auf dem Weg zur SB19 im ICE vergessen hab. Gab dann aus der Buchhaltung ein Augenbrauenhochzieher. ;) Meine Antwort: „Manfrotto wäre noch teurer geworden.“ Das Chaos lichtet sich grade, ist halt schwierig mit der Wendeltreppe, die zusätzlichen Tische und Racks gehen nur in Einzelteilen hoch unters Dach. Ich hab im letzten Jahr eindeutig zu viel Gear gekauft. Und damit meine ich nicht das Rhodes MK2 und den JC40.

  3. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Ein Sequenzer, der meinem persönlichen Idealsequenzer — dem EEH CM-4 — sehr nahe kommt. Damals für mich unerschwinglich, und für jemanden wie mich, der weder modular, noch MIDI sein Eigen nennt, eine eher sinnfreie und platzintensive Anschaffung.

    Erschwerend kam damals hinzu, daß ich live mal ein unangenehmes Erlebnis mit einem Doepfer Regelwerk auf der Bühne hatte, welches augenscheinlich spontan den Dienst quittierte und somit gut die Hälfte des Konzertes mal eben in den Orkus trat. Meine Vermutung ist, daß es durch eine Mobilfunkinterferenz aus dem Konzept gebracht wurde (man hört beim Livemitschnitt an der betreffenden Stelle zwei hochenergetische Knackser, gefolgt vom typischen Gebritzel eines Mobiltelefons, das in den Audiopfad einstreut). Mobiltelefone waren Anfang 1999 noch eine echte Novität.

    Dieses Erlebnis reichte also aus, um mein spontanes Vertrauen in einen Doepfer-Sequenzer zu bremsen (von Mobilfunk ganz zu schweigen). Bei Doepfer im Hause konnte man nach eigenem Bekunden übrigens keinen Fehler finden.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @iggy_pop Der EHH CM4 ist für mich der Tangerine Dream Sequenzer. Gabs den eigentlich mal als Seriengerät? Ich hab den nur bei Schmoelling und Froese gesehen. Deinen Systemabsturz mit dem Regelwerk kann ich nachvollziehen, mit Loser Kopplung kann man viel Sinn und Unsinn machen. 1999 waren die Grenzwerte für EMV Belastung noch viel höher und auf Grund des Frequenzbandes des C/D/E Netzes konntest du damit nicht nur temporär stören sondern auch Festplatten grillen. Sehr mit Vorsicht sind auch alte Mikrowellen mit einem schlecht geschirmten Magnetron zu geniessen, damit störst je nach Leistung im Umkreis von 100 Metern jedes Wlan. Und kannst im nahen Umfeld auf Platinen Spannung und Strom lose koppeln. Und damit die Schaltung zerstören. Oder wie in deinem Falle Bits und Bytes kurzzeitig über die Klippe jagen.

      • Profilbild
        swissdoc RED

        @TobyB Die Strahlengrenzwerte für Mobilfunk sind in D seit 1996 in der 26. BImSchV geregelt. Die frequenzabhängigen Grenzwerte entsprechen den von der ICNIRP vorgeschlagenen Werten und haben sich seit Einführung nicht geändert.
         
        Ende 1995 bin ich den schon laufenden Aufbau der E-Netze in Deutschland eingestigen. Die Kundenzahlen in diesem Bereich haben vor 1999 die Millionengrenze geknackt. Mit allen vier Netzen zusammen lag die Penetrationsrate 1999 knapp unter 30%.

        • Profilbild
          TobyB RED

          @swissdoc Hallo Doc, die 26. BImSchV, wurde 1997 geändert und SAR Werte der Mobilen sind seitdem gesunken. So rum wird ein Schuh daraus. Für mich ist Iggys Problem nachvollziehbar. Eine Penetrationsrate von 30 Prozent heisst aber andersrum auch das Smartphone sucht eine Funkzelle. Weil die Netzabdeckung nicht so groß ist. Okay E Plus und Netzabdeckung war noch mal eine andere Geschichte.

          • Profilbild
            swissdoc RED

            @TobyB Ich beziehe mich auf die Immisionsgrenzwerte. Diese sind stabil. Aber das betrifft die Strahlung vom Netz. Das bekannte Geräusch, auch von Jarre auf einem Album verewegt kommt vom GSM random access burst, den das UE mit voller Leistung raushaut, weil es ja nicht wissen kann, wie weit die BTS entfernt ist. Oder es ist ein Location Update bei Wechsel des LAC.
             
            Aber 1999 war ein Mobiltelefon keine Novität mehr.
             
            Ein Vertriebler hat mal gemeint, die Funklöcher gehörten zu einem Funknetz dazu. Sonst sei es ja eine Funktüte.
             
            Ein Bekannter hat andersherum mal vom Begriff Festnetz auf Feiern geschlossen. Auch sehr erheiternd.

      • Profilbild
        iggy_pop AHU

        @TobyB Den CM-4 gab es in einer Serie von vier Exemplaren, soweit ich weiß: Eins für Franke, eins für Froese, eins für Schmoelling und eins für Reinhold Heil.

        Klaus Schulze hatte ebenfalls diverse EEH-Teile (CM-2 und CM-3), aber das waren in erster Linie Triggergeneratoren für das Simmons SDS, glaube ich.

        Oben erwähntes Konzert mit Doepfer-Ausfall fand in den Niederlanden statt, vor internationalem Publikum. Da haben bestimmt ganz viele Leute ganz viele Süppchen gekocht mit ihren Mobiltelefonen.

        • Profilbild
          nativeVS AHU

          @iggy_pop Besitzt einer der von dir genannten ausser Schmoelling auch noch seinen CM4 oder wurden die bei all den anderen abgestossen? Ich mein vor jahren irgendwo gesehen/gelesen haben dass 2 davon mindestens abgestossen wurden, aber ich wuerde annehmen dass TD vielleicht doch auch ein ersatzt geraet besass; obwohl, live haben die ja damals eh nicht mehr gespielt.

          • Profilbild
            iggy_pop AHU

            @nativeVS Der von Reinhold Heil ging wohl mal an Frank Klare von SYNCO, danach verliert sich die Spur. Schmoelling hat seinen noch und sitzt darauf wie eine Glucke auf dem Nest. Franke wird seinen wohl mitgenommen haben nach LA (oder vielleicht ist der auch an die SYNCO-Leute gegangen, keine Ahnung), und was aus Froeses Geraffel wurde, nachdem das Studio aufgelöst worden war… wer weiß?

            • Profilbild
              nativeVS AHU

              @iggy_pop Ich bin etwas enttaeuscht dass beim SAW album der EEH nicht zum einsatzt gekommen ist und man ihn auch auf keinem der moderneren studio bilder erkennen kann.

              • Profilbild
                iggy_pop AHU

                @nativeVS Ich nehme mal an und unterstelle, daß dieses Gerät keinen praktischen, sondern nur noch einen nostalgischen Nutzen hat — und womöglich hat jeder der Anwender eine nicht unerhebliche Summe auf den Tisch legen müssen, um sich dieses Teil bauen zu lassen. Da trennt man sich dann auch nicht so leicht von.

  4. Profilbild
    Anthony Rother AHU

    Danke für den tollen und ausführlichen Artikel plus den Videos und Soundfiles. Das macht gleich gute Laune im eigenen Studio loszulegen.

    Das Schaltwerk war damals einer meiner großen Träume. Ich wußte nicht das der Sequencer so viele Optionen bietet. Alleine das Design ist schon der Hammer.

    • Profilbild
      TobyB RED

      @Anthony Rother Danke Anthony, dann mal ab ins Studio :) Wenn ich nicht schon ein Platz Problem hätte würde ich mir SCHALTWERK zu legen. Die Optionen hat der Schaltwerk aber man muss aufpassen wie die abgearbeitet werden, das ist der Trick und natürlich Speichern nicht vergessen.

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Schöner Artikel über ein schönes Gerät.

    Für den Schaltwerk-Sequenzer habe ich mich damals auch für meine Livegigs interessiert, allerdings konnte ich es seinerzeit wegen chronischem Sounderzeugermangel nicht verantworten, soviel Geld für einen weiteren Sequenzer auszugeben. Mein Roland MC-50 MKII bzw. vorher der Sequenzer des JV-1000 waren zwar sehr gut, boten aber nicht viele Möglichkeiten zum Direkteingriff während ein Stück oder eine Sequenz lief, bis auf den Drum-Mode natürlich, den ich folgerichtig auch umfangreich nutzte.

    Doepfer und seine Module haben mich zu dieser Zeit erst belustigt („wer braucht denn diesen alten Modularquatsch?“), dann fasziniert, ich saß damals mit den Doepfer-Katalogfaltblättern da und stellte mir mit Papier und Bleistift ein „kleines“ Modularsystem zusammen, kam aber hinten und vorne mit dem Geld nicht hin, daher verwarf ich die Sache wieder. Am Ende reichte es gerade mal für das Doepfer MSY-1 DIN-to-MIDI-Interface, das ich für meine 202, 303 und 606 brauchte und bis heute im Einsatz habe.

    Ich denke, das Teil ist heute noch relevant, man kriegt es aber wohl nicht mehr für normale Preise.

    • Profilbild
      TobyB RED

      Hallo Lightman. Danke dir, die blaue LED Version wird wohl über 1000 Euro liegen, wenn man sie findet. Die Standard Version liegt irgendwo zwischen 600 – 800 €. Das erachte ich noch als fair. Gemessen an dem was sie kann.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @TobyB Ich habe bis jetzt zwei der Sequenzer zum Verkauf angeboten gesehen, jedesmal um die 1000 Euro. Das Teil ist gut, keine Frage, aber ich denke, daß ich so viel Geld sinnvoller in andere Bereiche meines Studio stecken könnte, beispielsweise in neue Nahfeldmonitore, meine alten Tannoy sind nicht mehr ganz so frisch.

        • Profilbild
          Florian Anwander RED

          Das Schaltwerk, das Toby getest hat, ist ja meines, und die Wahrheit ist: Ich hatte es hier zum Verkauf eingestellt, worauf Peter Grandl ganz laut rief: „Haaaalt! Da müssen wir vorher einen Report darüber schreiben“. Diesen Artikel hat jetzt Toby geschrieben, da ich es für nicht fair gehalten hätte,das Gerät zu lobpreisen, das ich selber verkaufen will. Wer also zuschlagen will:
          https://www.amazona.de/advert/doepfer-schaltwerk/
          Ich verkaufe es übrigens wirklich nur, weil mir der Platz ausgeht. Wahrscheinlich werde ich mich dummärgern, wenn es weg ist…

  6. Profilbild
    moinho AHU

    Kennt jemand einen Vergleich vom hier beschriebenen Schaltwerk zum noch erhältlichen A-157-Modul?

    Aus aktuellem Anlaß: PatchPierre zitiert in einem Artikel Meister Doepfer, daß das Schaltwerk ebenso wie das MAQ 16/3 in Zusammenarbeit mit Florian Schneider entstand – das wohl auch der Hintergrund von den Namen „Schaltwerk“ und „Regelwerk“?
    http://pat.....ction.html

    • Profilbild
      TobyB RED

      @moinho Das A 157 nennt Doepfer ja selber „kleines Schaltwerk“, da gibts aber schon noch den einen oder anderen Unterschied, ohne das ich mit dem A157 gearbeitet habe. Die Vorschläge von Native VS mit Polyend SEQ und Mode Machines SEQ12 sind da näher am Konzept, lässt man die CV/Gates außer acht. Hier ist wieder die Frage was braucht man für einen Sequenzer?

      Die Doepfer Kraftwerk Verbindung setze ich als bekannt voraus. Das würde hier aber den Rahmen des Artikels und mein Postfach sprengen.

    • Profilbild
      Florian Anwander RED

      @moinho > Kennt jemand einen Vergleich vom hier beschriebenen Schaltwerk
      > zum noch erhältlichen A-157-Modul?
      Der ganz große Unterschied ist quasi MIDI/CV/Gate versus Gate.
      Das A-157 kann nur Gates – also Notenzeitpunkt und ggf Notenlänge ausgeben.
      Das Schaltwerk steuert sowohl Notenwert (Tonhöhe) als auch Notenzeitpunkt und ggf Länge. Entsprechend fehlen dem A-157 sämtliche Gater/Arpeggiator/Chord-Trigger Funktionen. Das A-157 ist also tatsächlich wirklich nur ein „kleines“ Schaltwerk.

      • Profilbild
        raizen

        @Florian Anwander Für den A-157 gibt es auch eine alternative Firmware: https://www.rusche.ch/a157b-de/. Auch damit reicht der Funktionsumfang nicht an das Schaltwerk, aber es sind doch einige Dinge hinzugekommen, wie clock divider, euclidean rhythm, random, ratcheting, song mode.

        Und: falls dem A-157 noch etwas fehlt, gerne bei mir melden. Es ist immer eine Abwägung zwischen Komplexität der Bedienung und Funktionsumfang, aber ich denke Platz für 2, 3 Features hat es noch; aktuell tüftle ich gerade an der Möglichkeit auch Tonhöhen auszugeben, auch über Midi. Nicht im Ansatz in der Tiefe des Schaltwerkes und auch nur für die Tracks 7/8, aber für gewisse Fälle vielleicht eine nützliche Ergänzung.

  7. Profilbild
    nativeVS AHU

    Wie schlaegt sich das Schaltwerk eigentlich im vergleich zu modernen kollegen wie dem Polyend SEQ or Mode Machines SEQ-12.
    Ich bin leider immer noch auf der suche nach einem sequencer der so funktioniert wie ich das gerne haette…

    • Profilbild
      TobyB RED

      @nativeVS Hallo nativeVS,

      jedes Sequenzer Konzept hat Vor und Nachteile. Die Frage ist immer wie du arbeitest und was hast du vor? SCHALTWERK punktet durch relativ einfache Erstellung von Sequenzen auf Track und Song Ebene. Welche dann Live geschaltet werden können. Polyend SEQ und Mode Maschines SEQ 12, sind erstmal ähnlich haben aber z.b. keine CV / Gates Outs. Was in meinem Setup schon wieder schwierig wäre oder noch eine Box bedeuten würde. Ich hab deshalb verschiedene Sequenzer. Ein Pioneer Toraiz SQUID steuert bei mir die gesamte Performance, weil ich ohne großes Theater die Organisation der Kiste vom Rechner erledigen kann. der Oberkorn3 liefert die Arps oder sich bewegende Sounds. hier kommen dann Start/Stopp über eine Triggernote von den Tasten oder Sequenzer. Ein Sequenzer muss passen, den richtigen für dich findest du nur durch probieren. Ich habs halt für mich mit mehreren Sequenzern lösen können.

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