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Der Sound of Frankfurt und die goldenen Techno-Jahre 1989-1993

27. Juli 2020

Die Anfänge der Clubszene

Die Geschichte des modernen Dancefloors begann in Deutschland spätestens mit der Eröffnung der ersten Diskothek – dem 1959 eröffneten Scotch-Club in Aachen. Auch die Ursprünge späterer Top-Clubs in Südeuropa wurden schon vor über 50 Jahren in die Wege geleitet. 1967 eröffnete das erste Pacha in Sitges an der Costa Brava. Doch elektronische Musik, wie wir sie heute kennen, war in zu dieser Zeit noch in weiter Ferne.

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Die Pioniere der elektronischen Musik, Kraftwerk, formierten sich 1970 in Düsseldorf. In den 70iger und 80iger Jahren war Düsseldorf ein Meltingpoint für innovative Musik, der sich rund um den Club Ratinger Hof in der Altstadt bildete. Die Soundtüftler Chrislo Haas (Gründungsmitlied DAF, Der Plan, Liaison Dangereuses) und Gabi Delgado-Lopez (DAF), sowie die Bands Fehlfarben, Die Krupps, Propaganda uvm. starteten in der Rheinstadt ihre Karriere.

Das bereits erwähnte Pacha zog 1973 nach Ibiza. Bereits drei Jahre später eröffnete die später auch zur Legende werdende Disco Amnesia auf Ibiza. Im gleichen Jahr, 1976, gab es bei den elektronischen Musikgeräten einen Quantensprung: Die Stringmachine Korg PE-1000 stattete den Keyboarder mit Sounds wie Brass und Strings aus und ermöglichte ihm das Erstellen eigener Sounds. Besonders aber der für polyfones Spielen ausgelegte, kommerziell vertriebene Synthesizer Yamaha CS-80 bedeutete einen Meilenstein in der Erzeugung analoger Klangerzeugung. Der besondere Sound ist z. B. bei Vangelis zu hören, dessen Song „Pulstar“ 1976 erschien. Im gleichen Jahr machte ein weiterer Wegbereiter der elektronischen Musik Furore: Jean Michele Jarre schuf mit Oxygène (Part IV) ein Jahrhundertwerk.

Die 70iger Jahre waren das Disco-Zeitalter. Mit dem 1977 von Giorgio Moroder produzierten Disco-Hit von Donna Summer „I Feel Love“ gelang ein erster „Vorläufer“ der elektronischen Dancemusik. Die Instrumentals waren ausschließlich mit synthetischen Mitteln produziert. Angestachelt von den neuen musikalischen Möglichkeiten, die der Disco-Welle einen Schub verlieh, wurden 1977 mit dem Warehouse in Chicago und dem Studio 54 in New York, die ersten Großraumdiskotheken in den USA eröffnet. Dem Vorbild folgend ging ein Jahr später, 1978, auch in Deutschland eine Großraumdiskothek mit einer Long High-Tech Musikanlage wie im Studio 54 in New York an den Start: Das Dorian Gray – die Flughafendiskothek in Frankfurt am Main. Im gleichen Jahr eröffnete die Nobel-Diskothek Trinity in Hamburg, ausgestattet mit der einzigen in Deutschland eingebauten Long-Anlage neben dem Dorian Gray. Auch auf Ibiza ging die Party weiter: 1978 eröffnete die Mega-Diskothek KU (ab 1994 Privilege). Ein Vinyl, zu dem mit Sicherheit zu dieser Zeit getanzt wurde, war „Chase“ – ein instrumentaler Song, den Giorgio Moroder im selben Jahr veröffentlichte.

Während sich in Deutschland Düsseldorf und Berlin als erste Zentren für elektronische Musik herauskristallisierten, bildete sich besonders in London ein Epizentrum neuartiger Synthesizersounds. Die 1979-80 jeweils Dienstags stattfindende Clubnacht im Blitz in Covent Garden in London besuchte eine subkulturelle Szene, die später eine Reihe von Weltstars hervorbrachte. Zu den so genannten „Blitz Kids“ zählten z. B. Rusty Egan und Steve Strange von Visage, Billy Idol, Tony James (Sigue Sigue Sputnik), Boy George und die Mitglieder von Spandau Ballet, die im Club auch Liveabende bespielten. Besonders ein Song der Blitz-Kids war richtungsweisend für den damaligen Zeitgeist: „Fade to Grey“ von Visage.

Wie auch in Düsseldorf, so war auch in London die Nähe zur Kunsthochschule ein kreativ, belebendes Element für die Gestalter der neuartigen, elektrolastigen Musik, die später u.a. in das weltumspannende Genre Synthiepop mündete. Nicht nur Kunst und Musik vermischten sich, sondern auch Reiche und Aussteiger tanzten plötzlich vereint zu derselben Musik in Lounge- und Ambientläden wie dem 1980 eröffneten Café del Mar auf Ibiza. Die Dorian Gray Macher Gerd Schüler und Michael Presinger eröffneten 1980 ebenfalls einen weiteren Club: Den Perkins Park – eine Nobeldisko, die über Jahrzehnte das Nachtleben in Stuttgart prägte.

Die neuen Ansätze elektronischer Musikstile verbreiteten sich schnell und waren in den frühen 1980er-Jahren auch Inhalt der nächtlichen Radiosendung „Midnight Funk Association“ in der amerikanischen Arbeiterstadt Detroit. Moderator der Radiosendung war Charles Johnson (alias The Electrifying Mojo). Inspiriert von der neuen Klangvielfalt, verschmelzten die Produzenten Juan AtkinsDerrick May und Kevin Saunderson (die „Belleville Three“), die kreativen Style zum Detroiter Techno-Sound. Juan Atkins veröffentlichte 1984 mit Richard Davies unter dem Namen Cybotron die Schallplatte „Techno City“ In einem kurze Zeit später erschienen Interview im englischen „The Face“-Magazine stellte ein Journalist die Frage nach der musikalischen Ausrichtung von Cybotron. Juan Atkins antwortete: „Call it techno“.

Fest steht: Bereits Anfang der 80iger Jahre wurden zeitlose Klassiker elektronischer Musik geschaffen. 1981 erschienen von Liaisons Dangereuses „Los Ninos Parque“, von The Neon Judgement „TV Treated“, die Single „Bostich“ von der Schweizer Formation Yello sowie von Matsutake´s Projekt Logic System der Track „Unit“. Während sich eine internationale Dancefloor-Szene in London und Detroit bildete, legte der feiernde Jetset auch gerne Zwischenstopps in der Frankfurter Flughafendisco Dorian Gray ein. Für Plattennachschub sorgte ein gewisser Andreas Tomalla alias Talla 2XLC, der 1982 als 19jähriger einen Job in einem Frankfurter Plattenladen ausübte. Die neuen aufkommenden, elektronischen Scheiben kategorisierte er in einem eigenen Fach und beschriftete dieses mit dem wegweisenden Begriff „Techno“. Noch vor den elektronischen Frühstartern in Detroit, wurde so erstmals Techno als eigener Musikstil definiert. Was geschah 1982 noch? Der später legendäre House- und Raverclub Hacienda eröffnete in Manchester. Ein Jahr später, 1983, gab es weitere musikalische Höhepunkte für die weltweit aufstrebenden Clubszenen: Frankie goes to Hollywood mit „Relax“, Pulstar mit „Hypnosis“, Boytronic mit „You“ und Hypnotic Tango mit „My Mine“ füllten die Dancefloors. Im selben Jahr startete mit dem Front in Hamburg einer der ersten deutschen Houseclubs. In Frankfurt am Main legte der HR die Sendung „Sounds of Synthesizer“ auf, die bis Anfang 1986 lief. Es sollte ein erster Vorgeschmack für die später boomende Elektroszene in Frankfurt am Main sein…

1984 kommerzialisierte sich die aufstrebende Synthie-Szene immer mehr: Tears for Fears mit „Shout“, Depeche Mode mit „People are People“ und Duran Duran mit „The Wild Boys“, wurden zu echten Chartstürmern. Ein weiterer Stil der elektronischen Tanzmusik feierte Erfolge: Italo-Disco. So sorgte z. B. Scotch mit „Disco Band“ für volle Tanzflächen. 1984 war quasi auch das Geburtsjahr für den später gefeierten Frankfurt-Techno. Im Dezember 1984 gründete Talla 2XLC den legendären Techno-Club im „No Name, im Frankfurter Steinweg. 1984 gab es mit Axodry und wenig später mit Moskwa TV (u.a. Tekkno Talk), die ersten erfolgreichen eigenen Produktionen von Talla 2XLC und RaHen.

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Mitte der 80iger Jahre setzte sich zunehmend auch ein härterer Stil der elektronischen Musik durch. Belgien wurde zum Antreiber neuer, bahnbrechender Musikstyles. 1985 als Paul Ward und Sven Van Hees auf S.I.S. Antwerpen ihre Radioshow „Liaisons Dangereuses“ herausbrachten, spielten sie einen Mix aus EBM, House, New Beat, Acidhouse und Synthpop etc.

1985 erschien erstmals die DJ-Fachzeitschrift Network Press in Deutschland und etablierte eigene Dance Charts. Obwohl die zunehmend kommerziell erfolgreichere Dance- und DJ-Szene stetig wuchs, konnte das Angebot an elektronischer Musik immer noch nicht die Nachfrage in den Clubs befriedigen, so dass DJs nun auch zu Musikproduzenten wurden, um damit auch den eigenen Laden musikalisch am Laufen zu halten. In Frankfurt wurde OFF (Electrica Salsa) und später 16 Bit (Where are you) von Sven Väth sowie Michael Münzing und Luca Anzilotti aus der Taufe gehoben. Besonders das 1986 veröffentlichte „Electrica Salsa“ wurde zu einem großen Charterfolg. Aus dem DJ Sven Väth wurde plötzlich ein Popstar. Die Clubs wurden immer größer und luxuriöser. Mit Laser, Strobo und Nebel ausgestattete Großraumdiskotheken wie das 1986 eröffnete Tarm Center in Bochum entstanden.

Neben R&B-lastiger House-Music (u.a. Steve „Silk“ Hurley mit „Jack your body“) erschienen 1986 auch zeitlose EBM-Klassiker wie A Split Second „Flesh“, Nitzer Ebb „Murderous“ und „Let your body learn“.

Auch 1987 gab es in den Clubs einen wilden Mix aus R&B, souligen Funk, House, Synthie, EBM und Pop. Die Frankfurter Band Okay mischte mit ihren Soundschnipseln die Singlecharts auf. Weitere prägende Titel in dem Jahr waren u.a. M.A.R.S. mit „Pump up the volume“, Camouflage mit „The great Commandment“ sowie die britischen EBM-Pioniere Nitzer Ebb mit „Join in the chant“ und „Let beauty loose“. 1987 eröffnete mit der Königsburg in Krefeld eine weitere, bundesweit bekannte Großraumdiskothek. Auch in Frankfurt am Main tat sich einigen: Talla 2XLC rief mit ZYX das Techno-Label „Technodrome International“ ins Leben und die ZYX-Records Veröffentlichung: „The new Sound of Frankfurt“ fasste erstmals die neuen elektronischen Töne aus dem Rhein-Main-Gebiet mit dem prägenden Begriff „Sound of Frankfurt“ zusammen.

Richtig Fahrt nahm die elektronische Dancefloor-Musik im Jahr 1988 auf. Was in diesem Jahr eingeleitet wurde, mündeten dann in die fünf goldenen Techno-Jahre 1989 bis 1993. Schauen wir uns das Jahr 1988 mit seinen musikalischen Highlights der elektronischen Tanzmusik im Detail an.

1988: Der „Summer of Love“

In Belgien kam der New Beat u.a. mit Frank de Wulf (B-Sides), Public Relation (Eighty Eight) auf. Besonders auf dem Label R&S erscheinen einige Elektroklassiker. In England gab es 1988 den „Summer of Love“, mit stilprägenden Outdoor-Raves und legendären Clubnächten. Ein Meltingpoint lag in Manchester, wo aus Ibiza heimgekehrte Urlauber den Sound der Insel verbreiten. Auch in London wurde die Musik aus Ibiza zur großen Nummer. Ende August 1987 kehrten die Londoner DJs Paul Oakenfold, Johnny Walker, Danny Rampling und Nicky Holloway erschöpft, aber brennend vor missionarischem Eifer nach Hause zurück. Sie besuchten während ihres Ibiza-Urlaubs das Amnesia, eine alte Farm, die zum Open-Air-Club umgewandelt wurde. Dort mixte DJ Alfredo einen magischen Musikmix über alle Stilgrenzen hinweg. Diese Musik brachten sie nach London in ihre Clubs mit und lösten eine Begeisterungswelle bei den Clubgängern aus.

Auch Acid, belgische EBM-Sachen und Detroit-Techno wurden von den DJ´s 1988 zusammengemixt. Zu den musikalischen Leckerbissen zählen 1988: Tribantura (Lack of Sense), Anne Clark (Our Darkness), Yello (The Race), Inner City (Big Fun und Good Life), Westbam (Monkey Say Monkey Do), Out Of The Ordinary (The Dream), A Split Second (Mambo Witch), Front 242 (Headhunter), Nitzer Ebb (Control I´m here), Signal A Out 42 (Carnaval), Hithouse (Jack to the house to the underground) und Amnesia (Ibiza). Am 17.10.88 erschien die erste Version von KLF´s elektronischer Tanzhymne „What´s time is love“ und wurde zu einer Ikone der schnell wachsenden, britischen Rave-Szene.

Deutschland feiert seinen eigenen Techno-Stil

Auch in Deutschland gab es im Jahr 1988 wegweisende Entwicklungen: Aus dem Vogue in Frankfurt am Main wurde am 18.10.88 das Omen mit seinem Stamm-DJ Sven Väth. Im Herbst 1988 schickte das Goethe-Institut den Berliner DJ Westbam als Resident-DJ des deutschen Kulturbeitrags „Kunstdisco“ im Rahmen der Olympischen Spiele nach Seoul. Und im Dezember 1988 fanden in Berlin erste Acid-Partys u.a. mit dem Loveparade-Erfinder DJ Motte im UFO (Partys bis Sylvester 1990 u.a. in der Köpenicker Straße 89-90) statt.

Als Ende der achtziger Jahre sich die elektronische Dancefloormusik immer mehr durchsetzte, fand diese musikalische Revolution nicht nur in kleinen, alternativen Clubs statt. Stattdessen setzte sich ein anderer Trend endgültig durch: Großraumdiskotheken. Diese entstanden überwiegend auf der grünen Wiese, in leerstehende Gewerbehallen oder Discotheken-Neubauten. Ein Trend der über den Teich kam. Wie in den USA schaufelte man auch hier Städter und Umlandbewohner auf die, mit ausreichend Parkplätzen gesegnete, „grüne Wiese“. „Erlebnisgastronomie“ war das neue konzeptionelle Zauberwort für die Großraumdiskotheken. Nicht mehr die Musik und das tanzen von Disco-Fox, sondern die vielfältige Unterhaltung, das „Event“, sollten die Massen anziehen. Mit immer aufwendigeren Laser-Shows, immer mehr Tanzflächen und anderen Vergnügungsstationen wie Swimming-Pool und Kino, wuchsen die neuen Vergnügungstempel, wie z.B. das Extra Dry in Koblenz und das KK Center in Kempen, auf immer mehr Quadratmeter. Auch in diesen neuartigen Disco-Tempeln wurde ab und an „Undergroundiges“ wie Acid gespielt – doch als massentauglicher Sound konnte sich dieser exzentrische Musikstil nicht durchsetzen. Im Untergrund reifte derweilen eine neue elektronische Musikrichtung, die geprägt durch Acid, Rave, House, Dance und EBM-Einflüsse langsam um die Welt schwappte: Techno. Befördert wurde die Musik auch durch die Verbilligung der Produktionsgeräte. Jeder konnte nun, ohne ein teures Tonstudio zu haben, elektronische Musik machen.

Techno entstand als eine neue elektronische Musikrichtung, die überwiegend durch musikalische Einflüsse aus Detroit („Detroit-Techno“) und Chicago („Chicago-House“) und dem EBM-geprägten Belgien („New Beat“) zu etwas eigenständigen heranreifte. Insbesondere bei experimentierfreudigen Protagonisten in Berlin und Frankfurt am Main stieß der neue Sound auf offene Ohren, wie das Jahr darauf zeigen sollte.

1989: Das Geburtsjahr der Techno-Musik

1989 war das wichtigste Jahr in der Geschichte der Techno-Musik. Die Großraumdiskotheken und kleinen Clubs spielten einen Mix aus EBM; New Beat, Rave, ACID, Dance, Italo-House und US-Funk. Im Laufe des Jahres etabliert sich zudem Techno als eigenständiges Musik-Genre. Eine Musikrichtung, die einschlug wie eine Bombe. Nichts war mehr so wie es war. An Techno-Musik kam im Jahr 1989 keiner mehr vorbei. Es entstand eine eigene Techno-Szene, mit eigenen Clubveranstaltungen, spezialisierten DJ´s, Plattenläden und Fanzines. 1989 war das Geburtsjahr der Technokultur.

In Berlin fiel 1989 die Mauer und in allgemeiner Feierlaune, Neugier auf Ost und West und massenhaft leerstehenden Locations und beruflichen Freiräumen kam die kreative, elektronische Partymusik wie gerufen. Insbesondere der 1989 eröffnete, legendäre Hardwax-Plattenladen war Einkaufsstätte der DJ´s und beförderte elektronische Musiktrends, wie Detroit-Techno, in die Berliner Clubszene. Ein weiterer Multiplikator war die Radiosendung DT 64 mit Marusha, die einen eigenständigen Techno-Musikstyle im Osten Deutschlands etablierte. Das Motto vieler Berliner DJ´s indessen hieß „härter immer härter“, d.h. ein harter bassorientierter Techno wurde nach und nach zum Synonym für die Berliner Techno-Partys. Und so kam es, dass in Berlin junge Menschen aus Ost und West gemeinsam zu abgefahrenen Raves in provisorischen Kellerclubs die neue elektronische Musik feierten. Doch damit nicht genug: Am 1. Juli 1989 fand die 1. Loveparade auf dem Kudamm in Berlin statt. Das Musikgefühl konnte nun Jahr für Jahr von der stetig wachsenden Technogemeinde aus aller Welt auf einer gemeinsamen Parade zelebriert werden.

1989 war auch das Jahr, in dem die Clubzene in Rhein-Main explodierte. 1989 gründete Talla2XLC das Label Muzic Research (New Zone, Zoth Ommog). Sven Väth legte nicht mehr im Dorian Gray auf, sondern in seinem eigenen Laden Omen. Die ersten Monate des im Oktober 1988 gestarteten Clubs legten die Grundlage für eine einzigartige Erfolgsgeschichte. Das Dorian Gray wurde 1989 zur Homebase des „Technoclub“. Spätestens auf der Reanimations Party am 08.09.89 (nach der Pause des Technoclubs von März bis September 1989) und bei der „Half decade (1984-89) Party“ des Technoclubs am Mitte Dezember 1989 mit Nitzer Ebb im Dorian Gray, formte sich eine gewaltige Techno- und EBM-Szene im Rhein-Main-Gebiet. Im Mai 1989 erschien von Protagonisten des Dorian Gray die erste Print-Ausgabe der Frontpage und im Dezember 1989 von Thomas Koch (DJ T.) die erste Ausgabe der Groove im Rhein-Main-Gebiet. Die Partyszene rund um Frankfurt am Main hatte nun erstmals eigene Fanszines zur elektronischen Musik.

Die kreative Technoszene in Frankfurt am Main produzierte 1989 bahnbrechende Techno-Scheiben wie Umo Detic mit Fahrenheit (die 1. New Zone Veröffentlichung), Culture Beat mit „Der Erdbeermund“ (die 1. Culture Beat-Platte), Nitribit mit „Harmonic Drive“, Abfahrt mit „Alone (It’s Me)“ und Force Legato mit „System“ uvm.

Musikalisch setzte das Jahr 1989 Maßstäbe für die Technomusik und verwandte Musikgenres wie dem New Beat. Acid war langsam tot, Rave und Techonmusik setzten sich immer mehr durch. Hier eine kleine Auswahl der internationalen Clubhits von 1989: Tragic Error „Tanzen“, Mysterious Art „Das Omen“, Technotronic „Pump up the jam“, Westbam „Hold me back“, Grand piano „Mixmaster“, Depeche Mode „Personal Jesus“, Liaison D. „Heart-Beat“, Atmosphere „Atmosphere“, KLF „What Time Is Love“, Lil Louis „French Kiss“, Lisa Stansfield „This is the right time“, Deskee „Let There Be House“, Black Box „Ride on time“, Mr. Lee „Get Busy“ und „Got to get“ von Rob ’n‘ Raz feat. Leila K.

1990: The Power

1990 wurde eingeläutet durch Snap (ein Projekt von Michael Münzing und Luca Anzilotti), die mit dem Dancefloortitel „The Power“, Musikgeschichte schrieben. Weitere musikalische Höhepunkte waren in dem Jahr u.a.  Liaison D. „He Chilled out“, And One „Metall Hammer“, D-Shake „Yaaah“, Adamski „Killer“, G.T.O. „Pure“, Tricky Disco, Shamen „Pro-Gen“, sowie die Trance-Megahymne „Age of Love“. Musikalisch war es wahrscheinlich das beste Technojahr.

Am 5. Mai 1990 gab es die erste Radiosendung der HR3-Clubnight. Zu dieser Zeit hatte noch keiner Internet und durch die Radiosendung konnte erstmals ein gemeinsamer musikalischer Nenner in der Techno-Musik für das Rhein-Main-Gebiet gefunden werden. Die Raver kauften nun nicht mehr nur Techno-Scheiben, die sie in den Clubs gehört hatten, sondern kauften bevorzugt auch Maxi´s, die in der Clubnight gespielt wurden. Einige Techno-Hits verdanken ihren Erfolg der Radiosendung. Am 2. Juni 1990 startete dann durch den Privatsender RPR eine konkurrierende-Radiosendung zur HR3-Clubnight: RPR-Maximal.

1991: Tresor, Mayday und ausschweifende Technopartys

Auch 1991 gab es wieder einige erfolgreiche EBM-Hits wie And One „Techno Man“ und Front 242 „Rhythm of time“. Doch EBM wurde ansonsten kaum noch auf Technoabenden gespielt. Die Party stand nun im Mittelpunkt. 1991 eröffnete der legendäre Tresor Club in Berlin und am 14. Dezember 1991 fand die erste Mayday in der Halle Weißensee in Berlin statt. Es war der Startpunkt für Technoraves. Auf Flyern wurden immer mehr Techno-Großveranstaltungen mit mehreren „Star-DJs“ aus der ganzen Welt beworben. Kommerz, Merchandising und professionelle Veranstalter machten sich langsam in der Szene breit. Auch der Berliner Techno fand nun nicht mehr nur in kleinen Insiderläden statt, sondern hatte die Massen erreicht. Musikalisch entwickelte sich die Technomusik immer mehr zur treibenden Technoparty. Folgende Tracks waren u.a. 1991 stilprägend in den Clubs: Interactive „Who is Elvis?“, DJ Dick „Weekend“, LDC „Die schwarze Zone“, R.J.´s Rule „Rave this nation“, L.A. Style „James Brown is dead“, Human Resource „Dominator“, Quadrophonia „Quadrophonia“, Phantasia „Inner light“, Ravebusters „Mitrax“ und T99 mit „Anastasia“. Die Musikindustrie mit ihren großen Labels mischte nun auch kräftig auf dem Technomusik-Markt mit.

1992: Verrückte Club-Kultur

1992 schloss die legendäre, dem Studio 54 in New York nachempfundene, Diskothek Trinity in Hamburg. Im April 1992 fand die Mayday in Köln statt. Das Rheinland war besonders mit dem Space Club im Technofieber. Musikalisch gab es u.a. Technohits wie Dance 2 Trance „Power of the american natives“, Westbam „The mayday anthem“, Felix „Don´t you want me“ und Ramirez „La musica tremenda“. Die Techno-Community wuchs und wuchs. Die Raver zogen für die beste Party am Wochenende quer durch Republik und betrieben „Clubhopping“. Techno war in seinen Anfangsjahren ein Zeitgeist und für viele seiner Protagonisten ein Lebensgefühl. Techno hatte auf seinem Höhepunkt Anfang bis Mitte der neunziger Jahre Musik und Mode mitbestimmt. Der „Techno-Style“ mit seiner bunt-verrückten Clubculture-Mode gehörte ebenso dazu wie die „Flyer“-Kultur und neuartige Energydrinks.

Der „Sound of Frankfurt“

Frankfurt am Main war, ohne Zweifel, neben Berlin in dieser Zeit das Technomekka in Deutschland. Sie profitierte als kosmopolitische Stadt ganz besonders vom Airport, der eine reisefreudige Community mit internationalen Kontakten entstehen ließ und Frankfurt am Main zur Ankunftsstadt für globale Musiktrends machte. Der „Sound of Frankfurt“ wurde nicht nur in den Frankfurter Top-Clubs wie dem Dorian Gray, dem Omen und der Music Hall gespielt, sondern auch im weiten Umland. Gleichzeitig gab es besonders erfolgreiche DJ´s aus dem Rhein-Main-Gebiet (Dag, Andy Düx, Pascal FEOS, R-Damski,Taucher, Marc Spoon, Heinz Felber Uli Brenner etc.), eine große Anzahl von Labels (ZYX, Logic, AMV/Discomania, Boy Records, Muzic Research, Force inc., Abfahrt, Overdrive, Harthouse etc.), entsprechende Plattenläden (Boy Records Wiesbaden, Frankfurt), Fanszines (Frontpage, Groove) und erfolgreiche Act´s (Snap, Culture Beat, Off etc.). Der „Sound of Frankfurt“ bzw. „Frankfurt Techno“ entstand schließlich, indem die DJ´s der HR3 Clubnight den Sound vorgaben und die Clubs in der Region diesen adaptierten. Wer nicht in der Clubnight gespielt wurde den gab es nicht. Wer in der Clubnight auftauchte, konnte sich sicher sein, dass dieses Vinyl in Rhein-Main nachgefragt wurde. Eine „Vor-Auswahl“ des Techno-Vinyls wie im Hard Wax, Berlin gab es nicht, bzw. der Hauptfilter war hier also nicht der Plattenladen, sondern die HR Clubnight. Während die Frankfurter Protagonisten aus der Rhein-Main-Region kamen, waren die Berliner DJs zumeist aus West-Deutschland zugezogen. Berlin brachte die  Loveparade, Top-DJ´s wie Westbam (und dem Cult-Label Low Spirit) und unzählige Clubs wie dem Tresor, Walfisch und E-Werk hervor. Aber keine Stadt wie Frankfurt am Main. hatte zu dieser Zeit einen solchen kreativen  Output und war so gut vernetzt wie die Macher im Rhein-Main Gebiet. Michael Münzing war z.B. nicht nur Produzent von SNAP, Mitinhaber vom Logic Label (u.a. Off), sondern auch Mitbesitzer des Technotempel Omen. Die Verwertungskette von Produktion, Vertrieb und Vermarktung war perfekt! Frankfurt am Main war eine der wichtigsten Geburtsstätten der Techno-Musik und kommerzieller Antreiber der weiteren Entwicklung.

1993: Der Beginn der Krise in der Clubkultur

Die Technoparty ging auch 1993 weiter mit Titeln wie „Te Quirro“ von Intrance feat. D-Sign, „An accident in paradise“ von Sven Väth „Mr. Vain“ von Culture Beat und dem Trance-Klassiker von Quench „Dreams“. 1993 war aber ein auch sehr trauriges Technojahr: Am 06.11.1993 verunglückte der erfolgreiche Techno-DJ und Produzent Torsten Fenslau bei einem Autounfall tödlich. 1993 war das letzte, der 1989 eingeläuteten, legendären fünf Technojahre. Musikalisch wurde der Höhepunkt in diesem Jahr überschritten. Der Kommerz hatte die Technokultur vollständig vereinnahmt. Techno war zum Massenphänomen mit teilweise billigen Auswüchsen wie dem „Kirmes-Techno“ verkommen. In den folgenden Jahren kamen dann noch verschärfte Probleme mit Ecstasy hinzu. Viele Raver gingen nicht mehr wegen der Musik in die Clubs, sondern um Drogen zu konsumieren. Alle Probleme zusammen, führten dazu, dass in den Folgejahren immer mehr Clubs schließen mussten: 1997 das Front in Hamburg und der Hacienda Club in Manchester. 1998 das Omen und 2000 das Dorian Gray in Frankfurt am Main. Auch wenn immer neue Besucherrekorde auf der Love Parade gefeiert wurden: Die Technokultur hatte sich stark verändert. 2000 wurde die letzte, originale HR3-Clubnight im Radio ausgestrahlt. Die Print-Fanszines Groove und Frontpage wurden eingestellt. Immer mehr DJ´s, Produzenten und Clubgänger zogen nach Berlin. Die Technohauptstadt Frankfurt am Main war Geschichte. Mit der Schließung der Königsburg 2001 (einige Jahre später gab es noch einmal ein re-Opening) und des Tarm Centers in Bochum 2003, war auch die Zeit der legendären Großraumdiskotheken beendet. Doch Techno als Musikstil prägt die Popkultur bis in die heutige Zeit.

Techno-Metropole Frankfurt am Main

Als Gerd Schüler und Michael Preisinger am 8. November 1978 das Dorian Gray im Frankfurter Flughafen eröffneten, deutete noch nicht allzu viel darauf hin, dass dieser Club „Die Mutter aller Großraumdiskotheken“ und die Keimzelle für eine neue weltumspannende Musikbewegung werden würde. Mit der Eröffnung folgte das Gray seinem 1977 in New York eröffneten Vorbild „Studio 54“ – einem wahren Tempel für eine hedonistische und ekstatische Disco-Bewegung. Bis dahin waren „Großraumdiskotheken“ in Europa in dieser Form nicht bekannt, vieles spielte sich in kleinen Clubdiskotheken und „Tanzsälen“ ab. Es gab noch keine Gewerbegebiete mit großen Gewerbehallen o.ä., die als Unterschlupf für eine Großraumdiskothek dienen konnten. Für die Macher war es also ein Glücksfall, dass die riesigen Mietflächen des Frankfurter Flughafens auch Platz für diese gigantische Form einer Disco boten. Zudem sprachen noch weitere Vorteile für diesen Standort: Ein quasi kosmopolitischer, per Flieger erreichbarer Partyort und das Fehlen einer Sperrstunde – die es zu dieser Zeit noch in der Frankfurter City gab.

Eine Großraumdiskothek wie das Dorian Gray bot die Möglichkeit eines völlig neuen Diskotheken-Konzeptes: Ein großer Saal für Mainstream-Musik und weitere Tanzflächen für musikalische Nischen. So konnte der Musik-Geschmack auf kleinere Einheiten heruntergebrochen werden. Gerade in diesen Nischen bot sich für die DJ´s die Möglichkeit neues auszuprobieren, zu experimentieren und die Musik in neue Kategorien einzuteilen. Begünstigt durch diese Entwicklung bildete sich Mitte bis Ende der achtziger Jahre ein breites Spektrum für Clubmusik, die Einflüsse der belgischen New Beat Bewegung (Patrick de Meyer, Fonny de Wulf, Frank de Wulf), Chicago-House, Detroit-Techno, Acid in einem Stilmix verarbeitete.

Technische Innovationen für die elektronische Musik

Gleichzeitig verbesserten sich, Mitte der achtziger bis Ende der achtziger Jahre, die technischen Möglichkeiten für die Produktion elektronischer Musik. Immer neue innovative Bands, insbesondere aus dem EBM-Bereich, traten aus dem Untergrund auf und wurden einem breiten Publikum bekannt. Das Dorian Gray erschuf durch seinen Protagonisten Talla 2 XLC  mit dem 1984 gegründeten Technoclub im No Name, Frankfurt am Main einen Club im Club, der später als „Technoclub“ im Dorian Gray zur Legende wurde. Das „Gray“ wurde nun schnell zum Mekka eines noch relativ kleinen Publikums das sich für elektronische Musik begeisterte. Gleichzeitig wurde die Nachfrage nach tanzbarer elektronischer Musik immer größer – doch der Musikmarkt dafür noch relativ klein. Die Protagonisten der elektronischen Musik – zumeist DJ´s und Musikproduzenten – schufen daher ihre eigenen Musiklabels für diese Musik. Zudem konnte im Rhein-Main-Gebiet ein eigener europaweit erfolgreicher Sound kreiert werden: Der „Sound of Frankfurt“, der sich in Clubs wie dem Dorian Gray und der Frankfurter Music Hall schnell verbreitete. Immer mehr Bands entstanden. Maßgeblich beteiligt waren ehemalige GIs aus dem Rhein-Main-Gebiet, die oftmals Rap-Vocals zu den Dancefloorhits beisteuerten und Funk und Elektro musikalisch vereinten.

Eine besondere Rolle, als Pioniere der elektronischen Musik in Frankfurt am Main, spielten die Erfinder der Dance-Formation Snap! Luca Anzilotti und Michael Münzing. Michael Münzing gehörte jedoch nicht nur zu den Machern von SNAP, sondern war auch Mitbesitzer des Omen. Mit DJ Sven Väth etablierte er mit dem Omen einen Techno-orientierten Club, der Weltberühmtheit erlangte. Väth mit dem Projekt „Off“, SNAP uvm. fanden sich auf dem Label Logic Records zusammen. Einem Label, das auch u.a. den bahnbrechenden Produzenten Münzing und Anzilotti gehörte. Label, Bands und Clubs waren im Rhein-Main-Gebiet immer auf eine besondere Weise durch wegweisende Musikmacher miteinander verbunden.

Verbreitung eines einheitlichen Sounds in Frankfurt

Wie konnte sich im Gebiet zwischen Koblenz und Mannheim ein stilbildender Frankfurt-Techno herausbilden – in einer Zeit in der es noch keine Online-Medien, Foren und Communitys o.ä. gab? Mitte Mai 1990 erschuf HR 3 die Radio-DJ-Sendung „HR 3 Clubnight“. Damit gaben die Macher eine Antwort auf die neu aufkommenden, jungen Radiosender, die im Zuge der Liberalisierung des Radiomarktes besonders auch im Südwesten der Republik sehr erfolgreich waren. Mit der HR 3 Clubnight wurde ein einmaliges bundesweit innovatives Konzept etabliert, bei dem die erfolgreichsten DJ´s in Hessen, live in der Radiosendung ihre Sets vortrugen. Nun war der Nährboden für Techno-Musik in Rhein-Main geschaffen. Wer Techno-Musik hören wollte, schaltete Samstags die HR3 Clubnight an und mixte sich sein eigenes Tape. Die auflegenden DJ´s wurden schnell popuär (u.a. Sven Väth und der leider viel zu früh gestorbene Torsten Fenslau). Durch diese Verbreitungskette entstand eine eigene Frankfurter Kategorie, ein eigener „Frankfurter Stil“ der Technomusik.

Die Top-DJ´s aus dem Rhein-Main-Gebiet legten den Radiosendungen ihre neuesten Lieblings-Vinylscheiben auf und bildeten mit ihrem Set ein „Pflichtprogramm“ für DJ´s und Clubbesucher, die Montags nach der Radio-Sendung umgehend die neugespielten Maxi-Vinyls in den Plattenläden (z. B. WOM auf der Zeil, Boy Records in Wiesbadener Citypassage und in der Frankfurter Klingerstraße sowie im 1991 eröffneten Delirium Record Store in der Töngesgasse.) orderten. Unterstützt wurde diese Community durch die im Rhein-Main-Gebiet entstandenen Technopostillen „Frontpage“ und „Groove“. Und auch die die Platten-Verlage nahmen den neuen Trend positiv auf: Das im Hessischen beheimatete ZYX-Label wurde zu einem der erfolgreichsten Techno-Musikverlage. Durch die breite der Techno-Kultur im Rhein-Main-Gebiet konnte eine Einheit aus Sound und Community entstehen, die besonders in den Jahren 1989-1993 den Techno in Frankfurt am Main maßgeblich prägte. So entstand nach und nach ein gemeinsames Lebensgefühl einer ravenden Techno-Community fernab von VIP- und Modediktaten.

Erst Ende 1993 überschatteten immer mehr negative Berichte über Drogenexzesse die Techno-Szene. Techno war zur Massenbewegung geworden: Kommerz und Drogen beendeten abrupt die euphorische Gründerphase der Techno-Bewegung. Viele Techno-Protagonisten schwenkten nach und nach auf kommerzielle Produktionen der Euro-Dance-Bewegung um und viele Clubs mussten schließen.

Die Pionierzeit des Techno in Deutschland

Berlin:

Neben Frankfurt am Main war Berlin die wichtigste Stadt in der Gründerzeit der Technomusik in Deutschland. Mit der Loveparade, Top-DJ´s wie Paul van Dyk, Tanith, Kid Paul, Marusha, DJ Dick, Westbam und Top-Clubs wie dem Tresor, und dem E-Werk. Insbesondere die Macher des Low Spirit-Labels waren als tragende Säulen der Mayday und der Loveparade ähnlich gut vernetzt wie die Techno-Macher in Frankfurt am Main. Die Technomusik in Berlin war einzigartig. Der „dreckige Sound“ funktionierte nur in den Berliner Club-Kellerlöchern der Wendezeit.

Berliner Techno-Geschichte

Am 1. Juli 1989 zog die erste Love Parade mit ca. 150 Teilnehmern über den Kudamm – dort blieb sie bis einschließlich 1995, bevor sie ab 1996 erstmal in den Tiergarten zog. Bevor es jedoch mit der Love Parade losging, wurde Pionierarbeit in vielen kleinen Clubs geleistet: Dezember 1988 fanden erste Acid-Partys u.a. mit dem Loveparade-Erfinder DJ Motte und DJ Kid Paul im UFO (Partys bis Sylvester 1990 u.a. in der Köpenicker Straße 89-90, und dann zudem am Schöneberger Kleistpark in der Großgörschenstraße) statt. März 1991 dann Umzug zur Kult-Location Planet in der Köpenicker Straße 50 (bis Ende 1993). Zeitgleich eröffneten 1991 der Tresor an der Leipziger Straße und dem Quartier Latin an der Potsdamer Straße (bis Ende 1994).

1992 kam der Walfisch (After Hour-Partys – in den Räumen des späteren Sage Clubs) in der Köpenicker Str. (bis Ende 1994) und der Bunker in der Luisenstraße (bis April 1997) hinzu. Ab 1993 gab es erste Techno-Partys in der bekannten Location E-Werk, Wilhelmstraße und Ende 1993 auch Tekkno-Partys im Exit (Fischerinsel bis Ende 1994). Zudem gab es Techno- und House-Partys in der Turbine Rosenheim (Dubmission) in Schöneberg, in der Turbine (1991-1994 in der Ohlauer Str.), im altehrwürdigen Metropol am Nollendorfplatz, im 90 Grad in Schöneberg sowie im EBM-lastigen, legendären Linientreu in der Budapester Straße (dort lernten sich u.a. die Macher von And One erstmals kennen). Darüber hinaus gab es in Berlin die ersten Mayday-Partys.

Multiplikatoren der Techno-Bewegung waren u.a. das  Stadt-Magazin Flyer, die 1988 gestartete Radiosendung des SFB mit Monika Dietl und ihrer Nachfolgerin Marusha (ex Sender DT 64) auf dem Berlin/Brandenburger, in Potsdam ansässigen Fritz-Radio mit der Radio-Clubsendung Rave Satellite. Des Weiteren erwähnenswert ist die Radiosendung MDR Sputnik mit Clubmusik, die den Berliner Technogeschmack bis nach Leipzig und Dresden ausstrahlte.

1985 gründete der 2015 gestorbene William Röttger gemeinsam mit Maximilian Lenz (DJ Westbam) und Fabian Lenz („DJ Dick“ – Ideengeber für Mayday) sowie Klaus Jankuhn und Sandra Molzahn die Low Spirit Recordings GmbH, die sich zu einer der „Keimzellen des Techno“ entwickelte. Röttger förderte die Karrieren von Künstlern wie WestBam, DJ Dick, Marausha, RMB, Hardsequenzer, Ravers Nature und Mark Oh. Röttger war außerdem Geschäftsführer des Veranstaltungsunternehmens Mayday GmbH und war auch als Mitorganisator an der Loveparade beteiligt. Neben Westbam, DJ Dick, Marusha und Paul van Dyk gab es noch eine Reihe von weiteren DJ´s, die in Berlin, den Techno in seiner Gründungzeit bekannt machten: Mijk van Dijk, Jonzon, Clé, Rok und DJ  Tanith.

Noch eine kleine Betrachtung zum Wettstreit der „Techno-Hauptstadt Berlin vs. FFM“: Anfang der neunziger Jahre tobte ein Wettbewerb zwischen Berlin und Frankfurt am Main, um den Titel der „Techno-Hauptstadt“ in Deutschland. Wer sich die Szene vor Ort anschaute, dem wurde schnell klar, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen wurden. Während in Berlin, bevorzugt durch unendlich viele coole Kellerlocations alles eine Spur „undergroundiger“ und der Musikstil hart, schnell und laut war, wurde in Frankfurt mehr Wert gelegt auf Dancefloor und partyorientierten, tanzbaren Techno und EBM-lastigen Agreppo. In Frankfurt beschränkte sich die Auswahl auf wenige Top-Clubs (Gray, Omen, XS…). Trotzdem konnte man Berlin und Frankfurt zu gleichen Maßen als „Techno-Mekkka“ bezeichnen. Aus ganz Deutschland und teilweise dem angrenzenden Europa pilgerten die Technojünger an die Frankfurter Wirkungsstätten von Väth & Co. – doch die kreativen Freiräume waren in Berlin ungleich größer.

Nach dem Techno-Boom war die kurze aber intensive Blüte eine musikalische Hauptstadt von Deutschland zu sein in Frankfurt am Main vorbei. Berlin blieb auch nach dem Techno-Boom die kreative Hauptstadt von Deutschland und viele Protagonisten der Franfurter Dancefloorszene verlegten nach und nach ihren Wohnsitz und Arbeitsschwerpunkt an die Spree. Zu den ex-Frankfurter DJ´s und Produzenten, die später auch in Berlin tätig waren, zählen u.a. Holger Wick, Jürgen Laarmann, R-Damski und Nosie Katzmann.

Techno in Deutschland von Nord nach Süd von Ost nach West

Sicherlich es gab auch in Deutschland neben Frankfurt am Main und Berlin andere Techno-Zentren. In Hamburg z. B. Boris Dlugosch mit dem Front, im ansonsten eher houseorientierten Hamburg. Weitere stilprägende Techno-Clubs in Hamburg waren u.a. das Unit, Trinity und der Tunnel (ab 1993). Zu den bekannten DJ´s, die in HH auflegten gehörten u.a. Jens Mahlstedt (aus Bremen), und Jens Lissat (der als Resident-DJ auch regelmäßig zur Königsburg in Krefeld pendelte). In Bremen gingen die Technojünger u.a. ins Aladin, in Hannover ins 1990 für Partyjünger eröffnetet Hanomag-Gelände und im Osten wurde die Technoszene u.a. mit der 1992 in Leipzig eröffneten Distillery geprägt.

Im Ruhrgebiet, indem u.a. später Radio Eins Live einen Sound prägte, gehörten u.a. Dortmund und Bochum zu den Technohochburgen. In Dortmund war u.a. der Mayday-Rave (gegr. 1991 Berlin, 1992 Köln, 1993 erstmals Dortmund, später nur noch Dortmund) in der Westfalenhalle. In Bochum gab es nicht nur das Planet, sondern vor allem auch das Tarm Center mit dem DJ-Produzenten Caba Kroll (Bass Bumpers) der in dem bahnbrechenden Laserpalast an der Rombacher Hütte auflegte. Auch rund um Düsseldorf war einiges los: Der Hamburger Jens Lissat (auch Mitglied bei Interactive u. Phenomenia) mischte zusammen mit dem Meerbuscher Erfolgsproduzenten Ramon Zenker (u.a. Perplexer, Honesty 69) die Königsburg in Krefeld auf. Auch die Szene in Düsseldorf mit dem Ratinger Hof und dem nach Berlin und Hamburg in Düsseldorf temporär installierten „Macht der Nacht Zelt“ im Düsseldorfer Hafen von DJ Westbam war besonders aktiv.

In Köln wurde die Techno-Community u.a. von Roland Casper und Mate Galic mit dem Warehouse/Space Club, dem Alter Wartesaal (1983-2014 u.a. Blue Monday), Yokoto (Barbarella Partys Sven Väth), und Titos getragen. Platten kaufte man u.a. im WOM und Saturn am Hansaring in Köln. In Wuppertal war die Beat Box am Start. Sehr rührig war auch Claus Bachor u.a. im Ballhaus in Bonn.

Im Rhein-Neckar-Gebiet gab es u.a. das MS Connexion (Mannheim), KD (Worms, u.a. mit dem Produzenten und DJ Arno Müller und seinen Boy Records-Produktionen) und das Scala in Sinsheim. In Heidelberg u.a. der House Club. In Stuttgart war Uwe Hacker (Select Midi) DJ im Perkins Park in Stuttgart (dem Schwesterclub vom Dorian Gray), neben Marc Zaffarano (DJ im OZ Club in Stuttgart) einer der wichtigsten Protagonisten der Pionierzeit der Technomusik.

In Unterfranken gab es das Aladdins (Goldbach bei Aschaffenburg) mit dem viel zu früh verstorbenen DJ Mike Staab („Mysterious Art“ und Produzent von „Time to Time“) und besonders dem Airport in Würzburg.

Auch in Bayern gab es einige Vorreiter der Technomusik, wie DJ DJ Lupo (eig. Lutz Ludwig, später 1990 Booker und DJ-Promoter für Low Spirit in Berlin, 2014 verstorben) mit dem P1 und DJ Hell mit Partys im Parkcafe, Nachtwerk und Babalu (u.a. mit DJ Monika Kruse). Erst 1994 bekam München einen festen Techno Club mit dem Ultraschall in der Kantine Flughafen Riem. In Nürnberg ist der Club „Das Boot“ hervorzuheben.

Die Technoszene im Rhein-Main-Gebiet 1989-1993

Frankfurt war mit den Club-Locations Omen, dem Dorian Gray, der Music Hall und dem temporären Palais Osthafen (1990/91) ein besonderes Mekka der Technorevolution. Doch Techno wurde im ganzen Rhein-Main-Gebiet gelebt. In Offenbach stach z. B. das MTW hervor und Logic Records hatten dort seinen Sitz. In Darmstadt gab es Lopos Werkstatt mit dem umtriebigen DJ Torsten Fenslau, der u.a. das Abfahrt Label betrieb. In Rödermark gab es den Paramount Park (u.a. mit DJ Ulli Brenner) und in Taunusstein das Aoxomoxoa mit DJ Nicky Sprenger (früher u.a. im Boy Records Knie-Plattenladen in Wiesbaden, produzierte auch Platten u.a. BPM AM mit Münzing, Nitribit -Harmonic Walk). Wiesbaden hatte auch einige Clubs zu bieten wie der Wartburg, Big Apple (u.a. DJ Andy Düx) und dem Park Cafe. In Bingen gab es das legendäre Palazzo mit dem Mitbesitzer Udo Niebergall (Erfolgsproduzent, früher Voyou „Houseman“ auf Westside Records, Gründer Overdrive Records) und in Diez das Easy (DJ´s u.a. 1988-1992 Andy Düx -Overdrive Labelick und R-Damski). In Bad Kreuznach: gab es den Boy Plattenladen und in Kassel den Aufschwung Ost (später Stammheim 1996-2002).

Frankfurt Techno wurde, durch die Verbreitung der HR3-Clubnight, südlich bis Mannheim, westlich bis Würzburg (Airport) und Nordwestlich bis Koblenz gehört. In Koblenz gab es, draußen, auf der grünen Wiese des Gewerbegebiets, einen Giganten des Nachtlebens: das Extra, (früher Extra Dry mit der 1986 eröffneten Tanzfläche Dry) – die zu diesem Zeitpunkt wohl, nach dem BCM auf Mallorca, zweitgrößte Diskothek Europas. Der nächtliche Durchlauf in diesem gigantischen Schuhkarton des Nachtlebens war unglaublich: am Siedepunkt der Technoraves 1993 schwappten Samstag für Samstag bis zu 13.000 Tanzwütige ins Extra nach Koblenz. Donnerstags bis Sonntags brummte der Laden. Die knapp 100 Angestellten verteilten sich auf 5 Tanzflächen (Stradivari, Swing, Planquadrat mit „Cabriodach“, Confetti, Dry). Hinzu kamen noch ein Großraumkino, Restaurants, ein Außenbereich und eine eigene Currywurstbude. Vor dem Parkplatz mit Supermarktgröße bildeten sich, Abend für Abend, schier unendliche Autoschlangen, die für Mitternachtstaus auf der B9 sorgten. Die DJ´s Manuel Lopez (Chico), Jürgen Mutschall (der späte fleißig als „Dumonde“ Musik produzierte) und „Mr. Techno'“ Jörg Kempnich (Fräggel) sorgten für die Beschallung. Da Koblenz am letzten Zipfel des Einzugsgebietes der HR3 Clubnight lag, wurde selbstverständlich auf dem Techno-Floor auch die gesamte Bandbreite des Rhein-Main-Technos gespielt. Die besten Abende erlebte das Extra an Sonntagen, bei denen sogar Besucher aus dem 100 km entfernten Köln und Wiesbaden regelmäßig ins Extra einfielen und nach Sendeschluss um 3h morgens auf dem Parkplatz in den Montag hineinfeierten. Nach 1993 wurde die Musik qualitativ immer schlechter und es wurde immer mehr Massenpublikum ohne echtes Technomusikinteresse angezogen. Im Mai 1995 kam dann erstmal das jähe Ende des Extras – Schließung wegen Drogenproblemen.

Die technoorientierten Clubs in Frankfurt am Main 1989-1993

Dorian Gray, Frankfurt am Main

Das legendäre Dorian Gray (genannt „Gray“) bestand von 1978 bis zur Schließung (wegen unwirtschaftlicher Feuerauflagen) am 31.12.2000. Das Gray war im Frankfurter Airport, Terminal 1, Halle C, Ebene 0. Es gab für das Gray keine Sperrzeit wie in der Frankfurter Innenstadt zu dieser Zeit noch üblich. Es gab u.a. einen großen und kleinen Club im Gray. Im großen Club des Gray passten ca. 2.500 Raver rein. Insgesamt hatte das Gray eine geschätzte Kapazität von 6.000 Besuchern. Die ehemaligen Besitzer waren Michael Preisinger (der für die Locations im Süden – Rhein-Neckar, Stuttgart zuständig war) und Gerd Schüler, der die Locations rund um Frankfurt am Main betreute. Gerd Schüler war als Rennfahrer 1965 Deutscher Meister und eröffnete bereits 1968 seine erste Club-Discothek „Cockpit“ in Mannheim. Zu den Schwesternclubs des Gray zählten der Perkins Park in Stuttgart und der Aladins Club in Aschaffenburg. Zu den Mitarbeitern, bzw. Geschäftsführern von Schüler gehörte u.a. Matthias Martinsohn (später Mitbesitzer im Omen) und Marketingexperte Kai Mann. Das Gray besaß ein in Europa zu der Zeit einmaliges Richard-Long-Soundsystem. Lightjockey war u.a. „Alex Butcher“ (Alexander Metzger).

Das „Gray“ – die Mutter aller Diskotheken: ausgestattet mit 75 Metern Neonröhren unter der Decke, orientierte sich an große Vorbilder wie dem schmuddelig-mondänen Studio 54 in New York und war ein Ergebnis der Discowelle, die Ende der Siebziger von den USA nach Europa herüberschwappte. Später wurde das Gray zu einer der Geburtsstätten der Technomusik.

Unzählige, spätere Top-DJs verdienten sich ihre ersten Sporen im Gray. Das Gray war eine Austauschplattform und ein Aggregator für neue Technotracks, deren Erfolg beim Publikum getestet wurde. Zu den im Dorian Gray tätigen DJ´s zählten: Michael Münzing (Gray-DJ ab 1982 regelmäßig und 1984, 1985); Uli Brenner (Gray-DJ 1982-1987); Sven Väth (Gray-DJ 1983-84 kleiner Club u. 1987-1988 Großer Club – dazwischen 3 Jahre DJ im Vogue); Dag Lerner „DJ Dag“ (Gray-DJ 1988-1993. Anfang 1993 Wechsel ins Omen); DJ Torsten Fenslau (Gray-DJ 1988-1993); Markus Löffel „DJ Mark Spoon“ (DJ im Gray ab 1991, „Sonntagsfrühschicht“ mehrere Jahre ab 1994?). Zu den früheren Gray DJ´s zählten darüber hinaus DJ: Bijan Blum (1978-86, 1. Resident-DJ), Mete Bozkurt, Ralf Holl (1981-84). Besonders verbunden mit dem Dorian Gray war auch der „Technopabst“ Talla 2XLC (Gray-DJ u.a. 1984-1992, 1992-1995 Pause als DJ-nur noch Label etc. und ab 1995 bis Schließung 2000). Er etablierte mit dem Technoclub im Gray erstmals einen Club im Club.

Der Technoclub

Talla begründete den Technoclub am 02.12.1984 im No Name, dann ging der Technoclub ins Roxanne, dann wieder im No Name. Der ehemalige Gray-Lightjockey Alex Azary holt Talla dann ins Gray (zuerst Mittwochs, dann Freitags 1987/88 weitere DJ´s wie Andy Düx kamen dazu). Dann gab es jeden ersten Freitag im Gray den Technoclub und restliche Freitage Techno House mit Andy Düx (Veranstalter Talla). Zwischen 1987 und 89 ging es nochmal raus aus dem Gray und rein Sonntagnachmittags ins Omen. Ab 1989 gab es dann bis zur Gray-Schließung 2000 wieder den Technoclub im Dorian Gray. Talla etablierte in den Anfängen des Technoclubs eine erste After Hour (Sonntags 15h-21h) und gründete mit Jürgen Laarmann das Technoclub Fanszine Frontpage im Mai 1989 (Erstauflage 5.000 Expl.). Bis April 1992 wurde es quasi vom Technoclub im Gray herausgegeben. Talla 2XLC gehörte zu den Autoren, Armin „Jeff“ Johnert war zeitweise Chefredakteur.

Das Freitags-Programm des Technoclub (21h bis Open End) im Dorian Gray vom März 1990 sah z. B. so aus: Videoraum ab 21h Nonstop Electrowave + Strange Movies; Grosser Club Ab 22h Techno Total DJ Torsten Fenslau; ab ca. 1h Aggrepo beats everything DJ Talla 2XLC; Club Bizarre ab 22.30h Wave + Techno Classics mit DJ Armin. Kleiner Club Dance & Charts DJ Nouri.

Zu den DJ´s im Technoclub zählten u.a. Alex Azary (Gray-DJ ab 1987, Pionier des Technoclubs);  Armin „Jeff“ Johnert; Mete Bozkurt; Andreas „Andy“ Fröse; Tom; Robby Rob; Uwe LZP4; Torsten Fenslau und später auch Andy Düx (ab 87? und 1992-99 Gray-DJ); sowie R-Damski und DJ „T“.

Im Technoclub wurde Ende der achtziger Jahre neben Techno auch viel EBM bzw. die Frankfurter Variante „Aggreppo“ gespielt. Der Technoclub im Gray war ein musikalischer Impulsgeber für die gesamte Techno-Szene. Zu den besten Club Events u.a. vom Technoclub im Dorian Gray zählten:

1988 06.11.88 Technofestival mit A Split Second, The Klinik, Vomito Negro, Nitzer Ebb; 08.09.89 Reanimations Party (nach Pause Technoclub März 89-Sept. 89); 15.12.89 Techno Club 1984-1989 The half decade Party mit Nitzer Ebb; 11.05.90 Techno Club UK-Rave; Herbst 1990 Reanimation-Party – die Technowelle geht danach durchs ganze Land; 30.11.90 Techno Club 242-Party incl. Autogrammstunde; 13.09.91 Techno Club Reanimation Party, live Clock DVA u. Technogod; 06.06.92 bis 08.06.92 Energy Rave – 51 Stunden Nonstop Rave; 26.12.92 Holy Christmas Rave, DJ´s Väth, Dag, Spoon, Fenslau u.a.; 08.04.93 Spring Rave mit Culture Beat; 29.10.93 Techno Club Frontpage Party mit Westbam uvm.; 24. bis 26.12.93 Holy Christmas Rave.

Music Hall Frankfurt

Begründer und Inhaber der Music Hall waren Siegfried Lauth, Uwe Vollmershausen und Peter Mahnke (R.I.P.). Die Music Hall bestand vom 21.03.85 bis zum 25.06.94. Das Gelände war von der Stadt gepachtet. Diese benötigte das Gelände 1994 für die City-West-Bebauung. So kam es zum Ende und Abriss der Music Hall in der Voltastr. 74-80 in Frankfurt am Main, nähe dem damaligen „Opelrondell“. Die „Hall“ hatte eine Kapazität von ca. 4.500 Ravern. DJ´s waren u.a. Michael Münzing, DJ DAG, Ralf Holl (1984-1991), DJ Taucher & Koma und Mark Spoon.

Omen Frankfurt

Die ehemaligen Besitzer des Omen Sven Väth, Michael Münzing und Matthias Martinsohn (früher Dorian Gray, war auch Mitbegründer von Logic Records mit Münzing/Anzilotti) machten aus dem Vogue in der Frankfurter Junghofstraße am 18.10.88 das Omen. Geschlossen wurde der Club 19.10.98. Ein Abriss des Gebäudes war schon länger im Gespräch. Im Omen wurde viel Trance-Musik aus dem Eye-Q-/Harthouse-Label gespielt. Produzent von Väth-Produktionen war u.a. Ralf Hildenbeutel. Das Omen hatte eine Kapazität von etwa 3.000 Clubgängern. DJ´s waren u.a. Sven Väth (am Anfang 1988 4x die Woche), Michael Münzing (am Anfang 1988 1x die Woche), DJ „Pauli“ Steinbach (veranstaltete 1990 mit Väth die ersten Techno-Partys im Omen, später A&R Manager des Techno-Labels EyeQ/Harthouse), Frank Lorber (DJ 91-98, Delirium Plattenstore), DJ Dag (seit 1993 bis 97?. Freitags Sven Väth und Samstags Dag), Pascal F.E.O.S. (Pascalis Dardofas, Resistance D., verstorben 2020) und Toni Rios (bürgerl. Antonio Jose Ferro). Die ersten Techno-Partys gab es bereits Ende 1988 zum von Ibiza inspirierten „Summer of Love“. Ab 1990 gab es dann regelmäßig Techno-Partys.

XS / The Box Frankfurt

Das XS Bestand von 1991 bis 1994 (u.a. DJ Dag, Heiko M/S/O) später nochmal mit Ata bis 1998? Die ehemaligen Betreiber des houseorientierten Clubs am Willy-Brandt-Platz (Theaterplatz 1-3 ?) in Frankfurt am Main waren Alexander Azary und der leider schon verstorbene Mark Spoon.

DJs und Bands

Die Technorevolution beförderte die DJ´s zu den Stars der Clubszene. Zu den internationalen DJ-Stars in der Pionierzeit der Technomusik 1989 bis 1993 gehörten u.a. Carl Cox (Rave-DJ aus Manchester), Derrick May, Kevin Saunderson, Jeff Mills, Blake Baxter und Juan Atkins aus Detroit, Joey Beltram aus New York und Miss Djax aus den Niederlanden. Aus Deutschland sind die Berliner DJs Westbam (Berlin), Paul van Dyk, Tanith, Marusha, und DJ Dick zu nennen. Besonders zahlreich war auch die Anzahl von DJs im Rhein-Main-Gebiet, die in der Pionierzeit der Technomusik für unvergessliche Clubabende gesorgt haben. Zum „Olymp“ der Frankfurter Top-DJs gehören: DJ Sven Väth (u.a. Omen, Dorian Gray), DJ Dag (u.a. Omen, Dorian Gray), DJ „Pauli“ Steinbach (u.a. Omen), Talla 2XLC (Dorian Gray), Andy Düx (Mainz, früher u.a. Easy/Diez, Dorian Gray, Big Apple Wiesbaden, THX mit Peter Schmidt), R-Damski (u.a. Easy, Diez), Frank Lorber (u.a. Omen), DJ Taucher (u.a. Music Hall, Frankfurt am Main), Nicky Sprenger (u.a. im Knie-Plattenladen, Wiesbaden und DJ im Aoxomoxoa), DJ Ata (XS/Box Frankfurt am Main, Betreiber des Robert Johnson Offenbach) und die leider viel zu früh verstorbenen DJ´s und Produzenten: Heiko M/S/O (XS / Box), Mike Staab (war u.a. DJ im Aladdins in Goldbach bei Aschaffenburg), Torsten Fenslau (war u.a. DJ im Dorian Gray), Mark Spoon (war u.a. DJ im Dorian Gray) und Pascal F.E.O.S. (früher u.a. Omen).

Die Top-DJs der Techno-Pionierzeit in Frankfurt am Main

Torsten Fenslau

Torsten Fenslau (geb. 1964) war der Visionär des „Sound of Frankfurt“ und der wohl kreativste und produktivste DJ, Produzent und Manager der Technomusik in Deutschland. Der von Torsten Fenslau produzierte Song „Mr. Vain“ von Culture Beat ist der vierterfolgreichste Dancefloortitel in Deutschland aller Zeiten. Der Song war auf Platz 1 in dreizehn Ländern (u.a. 9 Wochen in Deutschland, 4 Wochen in Großbritannien) und bekam zudem Gold in den USA, Kanada, Australien, Frankreich und Deutschland. Torsten Fenslau erhielt 1994 postum den Echo „Produzent des Jahres“ national.

Keiner schaffte als DJ solch virtuose Sets – immer die richtige Mischung aus tanzbaren, treibenden Beats und elektronischen Hammerschlägen und hatte gleichzeitig so einen kommerziellen Erfolg. Nach dem Architekturstudium in Darmstadt ging es 1981 los mit Torsten Fenslau´s DJ-Karriere. Im der Disco Lopo´s Werkstatt in Darmstadt lernte er Jens Zimmermann kennen mit dem er später einige Werke produzierte. 1988 war er dann DJ im Dorian Gray in Frankfurt am Main. Er war zudem DJ in der HR3 Clubnight (bis zu 500.000 Zuhörer, er war Dj der allerersten Clubnight am 05.05.90) und begnadeter Songwriter, Produzent und Re-Mixer im eigenen Tonstudio „paraDox“ in Darmstadt. Mit seinem eigenen Label Abfahrt, ab 1990 eine eigene Edition „Get Into Magic“ mit Jens Zimmermann und Nosie Katzmann. Seine erste Produktion 1988 wurde direkt ein Erfolg – Out of the Ordinary „The dream“. Später folgten u.a „Ideas 4 Imitators“, „Klangwerk“, „Culture Beat“ und „LDC“.

Auch sein Darmstädter Freund Nosie Katzmann (später erfolgreich mit Jam & Spoons „Right In The Night“ und „More And More“ von Captain Hollywood Project) schuf diesen Sound mit, der zu einem überwältigenden Erfolg wurde. 1993 war die Techno-Musik bereit für einen Chart-Erfolg und das in ganz Europa: Der Song „Mr. Vain“ (meistverkaufte Single in Europa 1993) gefiel alten und neuen Techno-Fans gleichermaßen. Der Song schlug Brücken und konnte die neue und alte Techno-Szene beim Feiern vereinen. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere verunglückte Torsten Fenslau am 06.11.1993 tödlich bei einem Autounfall. Torsten Fenslau hat eine Lücke hinterlassen die nie wieder gefüllt werden konnte. Er war und ist unersetzlich in der Dance-Musikszene.

Sven Väth

DJ Sven Väth – ich glaube darüber braucht man nicht mehr viel zu schreiben. Wer Sven Väth jemals Live als DJ am Set gesehen hat, der weiß, was Party ist. Zu den Anfängen: Michael Münzing und Luca Anzilotti waren Mitbegründer des „Master Studio“ und produzierten mit Sven Väth „Where are you“ unter dem Projektnamen „16 Bit“. Das zweite Werk „Electrica Salsa“ (1986) ging 3 Millionen mal über die Ladentheke.

Väth hatte zeitweise im Gray aufgelegt und zählte zu den Besitzern des legendären Techno-Tempels Omen und war Protagonist des Labels Eye Q. Außerdem zählte er zu den unvergesslichen DJ´s der legendären HR3 Clubnight und bereicherte bedeutende Raves und Clubs rund um den Weltball.

DJ Dag

DJ Dag, der Meister der Techno-Trance-Musik. 1985 das erste Engagement in der Frankfurter Music Hall. Nach zwei Jahren weitere Gastspiele im Mirage (Saarbrücken) und Vogue (Frankfurt). Dann bekam Dag Lerner im Frühjahr 1988 den Sonntagmorgen im Gray. 1989 seine erste Maxi „Hanta yo – The Joker“ – eine echte Kultscheibe. Anfang 1993 wechselte er ins Omen – danach folgten weitere Clubs. Dag, legte ab 1992 zudem in der HR3 Clubnight auf und produzierte u.a. mit „Jam El Mar“ Erfolgshits wie „Dance 2 Trance“.

Marc Spoon

Jam El Mar & Mark Spoon sorgten mit der wabernden Soundmagie „Stella“ 1992 für eine amtliche Tanzhypnose sondergleichen. Mark Spoon alias Markus Löffel machte 1991 das Offenbacher Label Logic Records flott, war mit Alex Azary Mitbetreiber des Clubs XS in Frankfurt am Main und legte im Dorian Gray und ab 1994 für die HR3 Clubnight auf. Er war Mitinitiator des Love Trains der Frankfurt Posse auf der Love Parade. Sein Ausspruch „Warum seid ihr so scheiße leise?“, bei der Loveparade 1995 bleibt legendär. Mark Spoon starb leider viel zu früh mit 39 Jahren 2006.

Talla 2xlc

DJ Talla 2XLC – der Antreiber, Produzent und Erfinder des Techno. 1982 bei seiner Arbeit in einem Frankfurter Plattenladen im Hauptbahnhof sortierte er bekanntlich in einem Fach elektronische Musik-Scheiben ein und benannte diese erstmals mit einer eigenen Kategorie „Techno“. 1984 machte er seine erste eigene Produktion – Axodry. Kurz danach Generator 7/8. Dezember 1984 Gründung des Techno-Club im No Name (Steinweg) in der Frankfurter Innenstadt. 1987 ruft er mit ZYX das Techno-Label „Technodrome International“ ins Leben. Er spielte legendäre Sets im Rahmen seines Techno-Clubs im Dorian Gray. 1989 ging er mit MUZIC RESEARCH mit den Labels „New Zone“ und „Zoth Ommog“ an den Start. 1990 kam dann das Label „Suck me plasma“ hinzu. Mit dem musikalisch begabten Jallokin (der auch bei Fahrenheit „Umo Detic“ am Start war) produzierte er „BIGOD 20“ und schaffte mit „The Bog“ einen zeitlosen Technoklassiker. Später legte Talla 2 XLC auch bei RPR Maximal und in der legendären HR3 Clubnight auf. Talla 2XLC ist der „Techno-Pabst“!

Bands und Acts aus dem Rhein-Main-Gebiet

  1. Umo Detic – Fahrenheit: Hammerteil von Talla 2XLC und Jallokin mit Referenzen aus Kampfstern Galactica.
  2. Ideas 4 imitators – Der Komtur: Eine der Kultscheiben des tödlich verunglückten Erfolgsproduzenten Torsten Fenslau.
  3. Konzept – Hypnautic Beats: Konzept alias Giora Schein und Holger Wick, die sich wohl im Techno Club des Dorian Gray kennenlernten, sorgten für den feinen Unterschied, der Technobody-Music aus Rhein-Main zur Institution werden ließ. Konzept – erschienen auf „New Zone/AMV“ sorgten 1990 mit den Titeln „Hypnautic Beats“, „Human Transmission“, „Condem me“ und „Last night“ für extasische Tanzabende zwischen Ravern und der EBM-„Doc Martens-Fraktion“. Abgefeiert wurde hammerhart – ambossmäßig auch exklusiv auf Konzept & Technosystem Partys im Aoxomoxoa in Taunustein. Giora Schein, der mehr für den melodischen Teil verantwortlich war, war auch noch bei anderen Produktionen beteiligt (Blind Vision „Don´t look at me“ mit dem früheren Techno-Club DJ Andreas Froese), Time Modem (Mantel der Nacht), Eco/Heiko Daniel (Geld). Später produzierte Giora Schein dann u.a. mit Nosie Katzmann Euro-Dance-Charterfolge (Captain Hollywood Project „More and more“).
  4. Snap! – The power: 1990 eroberte „The Power“ als Wegbereiter des „Sound of Frankfurt“ die Tanzflächen. Mit dieser Nummer schrieben Luca Anzilotti und Michael Münzing – die Macher von Snap! Dance-Geschichte und wurden zum Synonym für den „Sound of Frankfurt“, der sich weltweit mit erfolgreichen Musikproduktionen etablierte. Michael Münzing gehörte mit Matthias Martinsohn und Sven Väth auch zu den Besitzern des Omen Clubs in Frankfurt am Main. Die eingängige Melodie, Textversatzstücke und die Kombination Sängerin Plus Rapper waren ein Markenzeichen von Snap! das danach von Eurodance und Dancefloor-Produzenten als Erfolgsgarant aufgegriffen wurde.
  5. Culture Beat – Mr. Vain: Das Dorian Gray ist zum Bersten gefüllt, die Tanzfläche flimmert, ein Strobo wabert über die Szenerie, ansonsten ist es stockdunkel und fast mystisch still, nur flüstern hört man und das obwohl fast 3.000 Menschen sich in den großen Club des Tanztempels gedrängelt haben und nun warten, warten dass es weiter geht, weiter mit der Musik. Mitten in dieser Szenerie hört man über die Lautsprecher ein klackern, als wenn jemand ein überdimensionales Musikband eingelegt hätte. Dann geht es los: Ein Paukenschlag, nein ein Donnern – einmal, zweimal, die Tanzfläche, nein das gesamte Dorian Gray hebt ab. Wie ein kalter Schauer mischt sich die Dunkelheit mit dem grauen Nebel und der gesamte Laden fängt an bombastisch zu vibrieren. Der Song „Mr. Vain“ von „Culture Beat“ erlebt an diesem 08.04.93, einem Ostern-Donnerstag zur Spring Rave-Party seine Premiere. Das Dorian Gray kochte in dieser Gründonnerstag-Nacht über.
    Die Gäste im Gray nickten, das muss es sein, das muss der Techno der Zukunft sein und dieser Song muss ein Hit werden. Und tatsächlich: Techno-Musik hat sich wieder selber übertroffen, weiter raus aus der Nische, Techno ist zu einer Jugendbewegung avanciert. Das Musikprojekt von Torsten Fenslau Culture Beat ausgestattet mit einem Rapper und der Sängerin Tania Evans bleibt neun Wochen lang Spitzenreiter in den Deutschen Charts. Das gab es noch nie. Culture Beat und der Song „Mr. Vain“ war ein Ausrufezeichen. Techno ist kein Untergrund mehr. Techno ist Pop. Techno ist In. Sehr In sogar. Was 1989 als undergroundiger Sound begann, ist fünf Jahre später zu einem internationalen Massenphänomen der Jugendkultur geworden.
  6. Bigod 20 – The Bog: Meisterwerk aus der Kreativ-Schmiede von Talla2XLC. Vocals von Front 242-Sänger Jean-Luc De Meyer.
  7. Klangwerk – Und weiter geht´s: Peter Zweier, Alexander Abraham und Torsten Fenslau schrieben mit Klangwerk (Warte bis es dunkel wird, Die Kybernauten) Techno-Geschichte: eine vorausschauende digitale Zukunftsvision zum Abheben. Später wechselte das Label von Fenslau „Abfahrt“ von ZYX zu SONY. Nun produzierte das Erfolgsteam nicht mehr als Klangwerk, sondern formierte als LDC (Die schwarze Zone, T-Raumreise). Peter Zweier (Klang), Alexander Abraham (Vocals „Achtung! Hier spricht Alexander Abraham von Klangwerk…“), Torsten Fenslau (Produktion) – eine absolute Kult-Formation!
  8. Dance 2 Trance – Power of american natives: DJ Dag´s mit Jam El Mar produziertes grandioses Erfolgswerk.

Techno-Musik 1989-93 International

USA:

Die Zentren waren: New York (Studio 54, Joey Beltram), Chicago (Warehouse Club, House mit DJ Frankie Knuckles und Marshall Jefferson) und Detroit. Die neuen Ansätze elektronischer Musikstile verbreiteten sich schnell und waren in den frühen 1980er-Jahren auch Inhalt der nächtlichen Radiosendung „Midnight Funk Association“ in der amerikanischen Arbeiterstadt Detroit. Moderator der Radiosendung war Charles Johnson (alias The Electrifying Mojo). Inspiriert von der Klangvielfalt, verschmelzten die Produzenten Juan AtkinsKevin Saunderson (Inner City) und der kommerzkritische DJ und Produzent Derrick May (die „Belleville Three“) den kreativen Style zum Detroiter Techno-Sound. Weitere prominente DJs aus Detroit waren Jeff Mills, Blake Baxter und Steve Pointdexter.

Labels waren u.a. Nu Groove, Strictly Rhytm, +8 Records. Der Style bewegte sich zwischen Dancefloor, Techno-Funk, Techno-Rap, Techno-House, Techno. Einige bekannte Dancefloor-Hits aus den USA waren 1991: Moby – Go, Chrystal Waters – Gypsy Woman (la da dee). 1990: Deee-Lite – Grooves in the heart. 1989: Adeva – I thank you US/UK, Doug Lazy – Let the rhythm pump, Mr. Lee – Get Busy und Rufus & Chaka Khan – Ain´t nobody 1983/89. 1988: Inner City – Big fun.

Schweden:

Der Style in Schweden bewegte sich zwischen Dancefloor-Pop und Reggae-Dance. Bekannte Dancefloor-Hits waren 1990 Dr. Alban feat. Leila K. – Hello Afrika und 1989 Rob´n´Raz /Leila K. – Got to get und Neneh Cherry – Manchild.

U.K.:

Die Zentren waren London, Manchester (Hacienda, DJ u.a. Carl Cox) und Liverpool. Die Clubs u.a. Heaven (1988-1993 Donnerstags Rage), Astoria, Milk Bar, Wag Club (alle in London), und der Liverpool Quadrant Park in Liverpool. Der Style bewegte sich zwischen Acid, House, Rave, Techno, Techno-House und Dancefloor-Funk. Ein bekanntes Label der Gründungsjahre des Technos war Warp.

In den achtziger Jahren musste nicht nur die amerikanische Metropole Detroit einen weitreichenden Niedergang der Autoindustrie verkraften. Auch in Großbritannien gab es, in Städten wie Sheffield (aus dieser Stadt stammten schon die elektronischen Vorboten Heaven 17, Human League und Cabaret Voltaire) und Manchester, ein durch die Krise in der Montanindustrie ausgelöstes Fabriksterben. In der Folge der wirtschaftlichen Umbrüche wurden viele Arbeiter beschäftigungslos und es herrschte eine hohe Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen. Für einige Heranwachsenden wurde die Jobkrise zum Auslöser für kreative Aktivitäten und gestalterisches Schaffen. Die alten, nicht mehr benötigten Fabrikgelände dienten dabei oftmals als günstiges Quartier für ideenreiche Unternehmungen, oder wurden als Unterschlupf für Partys genutzt. Einige bekannte Tracks waren: 1992 Felix – Don´t you want me. 1990: KLF – What´s time is love?, Adamski – Killer, Guru Josh – Infinity, The Shamen – (Move any Mountain), The Shamen – Make it mine, GTO – Pure, Tricky Disco – Tricky Disco, LFO – LFO, DNA – La Serenissima. 1989: Lil Louis – French Kiss, The Beatmasters /Betty Boo – Ska train, D-Mob – Put your hands together, Double Trouble Rebel MC – Street tuff, Lisa Stansfield – This is the right time, Lisa Stansfield – All around the world, Soul II Soul – Back to life, Holly Johnson – Americanos, Fine young cannibals – She drives me crazy und The Cure – Lulaby.

Spanien:

Die Zentren waren Ibiza (Pacha, Amnesia, KU, Cafe del Mare), Madrid, Barcelona und Valencia. Der Style bewegte sich zwischen Techno, Trance und Ibiza-House. Ein bekannter Act war Chimo Bayo – Asi me gusta ami (1991).

Schweiz:

Ein bedeutendes Zentrum in der Pionierzeit des Techno war Zürich. 1992 wurde erstmals die legendäre, jährliche Techno Street Parade in Zürich durchgeführt.

Niederlande:

Die Techno-Zentren waren Eindhoven, Rotterdam, Amsterdam (It-Club). Bekannte Labels waren Go Bang! Und D-Shake. Eine bekannte DJ-Jane war in der Pionierzeit der Techno-Musik Miss Djax. Ein Top-Label war Go Bang!

Belgien:

Elektronisch und Partytauglich – mit „New Beat“ wurde aus den verschiedenen Kulturen im Land etwas eigenes, „Belgisches“ geschaffen. Doch New Beat, EBM und Techno wurden kaum im Radio gespielt. Deswegen musste man im Club gehen und die gehörten Platten dann im Laden kaufen. Ein gut ausgebautes Straßennetz und keine Sperrstunden ließen Großraumdiskos wachsen. Die Techno-Zentren in Belgien waren u.a.: Brüssel, Antwerpen (Cafe d’Anvers), Gent (R&S) und der New Beat Club Boccaccio (Destelbergen bei Gent). Der Style bewegte sich zwischen Acid, New Beat, Techno, Gabber und Eurodance. Zu den Top-Produzenten gehörten Hypp & Krimson (Ravebusters etc.) David Morley, Outlander und C.J. Bolland. Zu den besten Labels gehörten in der Pionierzeit der Technomusik Reenat und Sabine mit dem Label R & S/Gent und Antler Records/Aarschot, Bonzai Records (Antwerpen) sowie Play it again Sam (Brüssel). Zu den bekanntesten Acts aus Belgien gehörten Liasons D/Liaisons D. Wegbereiter des belgischen Techno waren Paul Ward and Sven Van Hees, die 1985 mit ihrer Radioshow auf S.I.S. Antwerpen mit dem Namen Liaisons Dangereuses starteten. Sie spielten EBM, House, New Beat, Acidhouse, Synthpop uvm. Zu den Technoprotagonisten zählten zudem Frank de Wulf (B-Sides. Liaisons D.) – nicht zu verwechseln mit Fonny De Wulf (Plaza, Rofo etc.). Ein weiterer, belgischer Techno-Pionier war Patrick DeMeyer – ein großer Songwriter, Komponist und Produzent (Tragic Error, Technotronic, T99, Daisy Dee, 2 Unlimited). Zu den bekanntesten Dancefloor- und Technotracks aus Benelux gehörten 1993: 2 Unlimited – No limit! (Belgien), 1992: Apotheosis – O Fortuna (Belgien), 1991:  R.J.´s Rule – Rave this nation, L.A. Style – James Brown is dead, Human Resource – Dominator, Quadrophonia – Quadrophonia (alle NL), Phantasia – Inner light, Ravebusters – Mitrax, T99 – Anastasia (alle aus Belgien). 1990: Liaison D. – He chilled out und Plaza – Yo-Yo (beide aus Belgien), D-Shake – Yaah/Technotrance (aus NL). 1989: Liaison D. – Heart-Beat, Tragic Error – Tanzen, Technotronic – Pump up the jam und Atmosphere – Atmosphere (alle aus Belgien).

Italien:

Zu den Techno-Zentren in der Pionierzeit des Techno zählten Rimini und Rom. Der Style bewegte sich zwischen Italo Disco, Trance und Techno. Zu den bekanntesten Dancefloor- und Techno-Titeln aus Italien zählten 1993: USURA – Open your mind, 1992: Ramirez – La musica tremenda, 1990: FPI Project – Going back to my R.(Rich in paradise), Age of love – Age of love, Atahualpa – Ultimo Imperio, 1989: The Mixmaster – Grand Piano, Black Box – Ride on time, 49ers – Touch me.

Labels Rhein-Main/FFM

Wer wissen will wie hoch der Einfluss und der kreative Output des Rhein-Main Techno´s zwischen 1989 und 1993 war, muss nur einen Blick auf die Labeldichte aus dem Rhein-Main und Umgebung werfen. Da wären u.a.

– ZYX, Merenberg. ZYX vertrieb auch die Kultlabel Techno Drome International (Recall IV – Contrast, Trust In 6 – Life in ecstasy, Tribantura – Lack of Sense, Indicate – The latest idea) und Boy Records

Boy Records aus Bad Kreuznach: Michael Zosel schaffte mit dem im Juni 1988 gegründeten Label einen ganz eigenen Stil in der Gattung Techno, der bis heute unverwechselbar ist. Vocals aus Filmen und berühmten Reden etc. gemischt mit elektronischen Amboss-Aggrepobeats. Die wichtigsten Acts waren u.a. Time Modem, O, New Scene – mit teilweise beachtlichen Verkaufszahlen. Top-Produzent war Arno Müller der u.a. mit New Scene und Hypnopedia und Joachim & Ulrich Wilhelm (Time Modem) am Start war. Die avangardistischen Töne aus Bad Kreuznach drangen bis in die von guten Technobässen verwöhnten Benelux-Länder vor.

Insgesamt galt für den“Frankfurt-Techno“, das hier Anfangs oftmals Vocals z. B. Film-Zitate verarbeitet wurden – z. B. bei Produktionen von Boy-Records und Abfahrt. Zu den weiteren Labels aus dem Rhein-Main-Gebiet aus der Technopionierzeit zählten:

– Westside (u.a. Sound der Techno-Anfänge des Erfolgsproduzenten Rahen.)

– Hype (aus Kronberg) und Technoline

– Discomania, Rosbach/Ts.: Mitte 1989 zieht die ursprünglich aus Hannover stammende Discomania Vertrieb von Hilden nach Rosbach/Taunus. Im August 1991 Übernahme der Bad Homburger AMV-Label „Suck me plasma“, „New Zone“ und „Zoth Ommog“

– Muzic Research, das Label von Talla  2XLC von Alex Azary. Aus dessen Crew verblieb bis zur Schließung 2009 Armin „Jeff“ Johnert (Gray, Frontpage) im Vertrieb von Discomania. Discomania hatte zudem den exklusiven Vertrieb von Force Inc. (1991 von dem damals im legendären BOY arbeitenden Achim Szepanski in Frankfurt am Main gegründet) sowie den Vertrieb für Overdrive aus Wiesbaden (1990 gegründet von Captain Jack-Erfolgsproduzent und späteren Palazzo-Besitzer Udo Niebergall). Zudem erwähnenswert Andy Düx (Overdrive Records).

– Harthouse/Eye-Q-Rec., FFM/OF (1991-1997. 1997 Umzug nach Berlin) Gemeinsam gegründet von Sven Väth, dem ehemaligen Geschäftsführer des Dorian Gray und Verleger Heinz Roth und dem Produzenten Matthias Hoffmann. Künstler u.a. Oliver Lieb, Steffen Britzke, Ralf Hildenbeutel.

– Abfahrt, Darmstadt (Das Label des tödlich verunglückten Torsten Fenslau) mit Out of Ordinary, Tyrell Corp., Culture Beat etc.

– Parade Amoureuse, Cyclotron, Blackout Frankfurt/Main (Labels von Laiki Kostis, der Anfang der neunziger Jahre auch Chef von Boy Records in Frankfurt war)

– Logic Records, Offenbach, 1986 oder 1988 begründet von Michael Münzing, Luca Anzilotti u. Matthias Martinssohn (Omen-Mitbesitzer, später GF Cocoon). Label 1994 Verkauf an BMG Ariola. Künstler u.a. 16 BIT, Moses P., SNAP etc. Ab 1991 war Mark Spoon u.a. Talentscout (Dr. Alban etc.) bei Logic Records.

Medien /Kanäle

Radio: HR 3 Clubnight und RPR Maximal

In Detroit und Antwerpen (ab 1985) und Berlin (Monika Dietl mit ihrer zweistündigen Radiosendung „The Big Beat“, Samstagsabends um 20 Uhr auf dem SFB-Jugendsender „Radio 4 U“ ab 1986? Mit Acid, House etc.). Auch beim HR gab es mit „Sounds of Synthesizer“ eine stilprägende Sendung bereits mit dem Start am 02.01.1983 bis Anfang 1986. Doch erst als am 15. November 1989 mit Hit Radio FFH das erste Privatradio in Hessen startete wurde der Innovationsdruck für das öffentlich-rechtliche Radio so groß, dass ein eigenes Clubmusik-Format etabliert wurde. Der HR reagierte auf die aufkommende Privatradio-Konkurrenz mit der neuartigen Radiosendung HR 3 Clubnight – einer DJ-Sendung, dieses Format, Live DJing „on air“, war bereits in England längst erfolgreich. Es gab insgesamt zwei Radiosender, die stilbildendender Multiplikator für den „Sound of Frankfurt“ waren: die HR3 Clubnight und RPR Maximal. Die HR3 Clubnight: 05.05.90 bis 31.12.00 lief jeweils von 21-24h mit bis zu 500.000 Hörern. Die erste HR3 Clubnight bestritt am 05.05.1990 (Samstags 21-0h) Torsten Fenslau aus dem Dorian Gray. Das legendäre Stammteam umfasste ansonsten noch: Sven Väth (Omen), Lady D (Funkadelic, FFM), Heinz Felber (österreichische House-DJ, bekannt als Produzent von Deskee – Let there be house, DJ im Cooky´s 1986-1996), DJ Chilly T. (Hip-Hop-DJ World Disco in Kassel). Später legten auch Mark Spoon und Talla 2XLC dort auf. DJ Dag (erstmals 1992) und seit Anfang 1994 Ulli Brenner (der u.a. Resident-DJ im Paramount Park war) bestritten die insgesamt meisten DJ-Gigs bei der Clubnight. Legendär waren u.a. die Übertragungen vom jährlichen Hessentag, wie die HR-Clubnight vom 17.07.93 vom Hessentag in Lich mit Sven Väth, Dag Lerner und Torsten Fenslau („Mr. Vain“).

Die wenig später vom Privatsender RPR gestartete Sendung RPR Maximal war die zweite Radio-Clubmusic-Sendung, die ins Rhein-Main-Gebiet ausstrahlte. Die Radiosendung lief vom 02.06.1990-25.01.2001 (danach auf Sunshine live) mit Moderator Tillmann Uhrmacher (ex- Mysterious Art Bandmitglied, leider bereits verstorben) – der die neuesten Maxis des Dancefloor spielte. Gestartet wurde RPR Maximal 1990 mit einer Samstagssendung von 18.00 bis 21.00 Uhr aus dem „gläsernen“ RPR 1-Studio im „Mannheimer Stadtgarten“. Ab 1995 jeden Freitag von 21.00 bis 0.00 Uhr, ab 1996 bis 2.00 Uhr u.a. mit Talla 2 XLC.

Techno Print

Die wohl bekannteste Postille aus den Techno-Anfängen war die von Jürgen Laarmann im Mai 1989 in Frankfurt am Main begründete, dann später in Berlin beheimate Frontpage. Als erstes Fanszine für elektronische Musik wurde die Frontpage in der Anfangszeit vom Techno-Club im Dorian Gray herausgegeben. 1997 wurde das Magazin eingestellt.

Ein weiteres Dancefloor-Mag das 1989 im Rhein-Main Gebiet startete und später auch nach Berlin ging, war die von Thomas „T.“ Koch gegründete, zunächst als Gratismag herausgegebene Groove. Die Printversion der Groove wurde 2018 eingestellt.

Die DJ-Charts in der Frontpage und im Groove machte neben der HR Clubnight und dem Dorian Gray-Plattenstempel brachte viele Dance- und Technotitel zum Erfolg.

Mit übergreifenden Themen zur Dancefloor-Szene gab es das bundesweit erscheinende Magazin „Network Press“ (1985-1993). Das bis 1994 in Deutschland verbreitete Zeitgeistmagazin „Wiener“ und das bis 1996 erschienene Lifestylemagazin „Tempo“ sowie die 1991 bis 2008 erschiene „Max“ und das Magazin „Prinz“ (1978 Guckloch, ab 1989 Prinz? – gedruckt bis Ende 2012) waren weitere tonangebende Magazine, die in dieser Zeit ab und an über das Techno-Partygeschehen berichteten.

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Fazit
2019 wurde nicht nur das rocklastige, von den Medien begeistert aufgenommene "50 Jahre Woodstock" gefeiert, sondern eher unbeachtet von der Öffentlichkeit das dreißigjährige Jubiläum für die letzte große Musikbewegung: Techno. Frankfurt am Main war eine der Geburtsstätten der Techno-Musik und es gab einen ganz besonderen Spirit in den Anfängen der Techno-Musik, der weltweit unter dem Synomym "Sound of Frankfurt" geschätzt wurde. Was heute die alte Schule des Technos (classic Techno) war eine vom Newbeat inspirierte avantgardistische Musik, die vom Techno-Trance bis hin zum EMB-Agreppo reichte. Das Phänomen Frankfurt-Techno, sorgte für einen unvergleichlichen Sound der besonders in der Zeit von 1989-1993 von Frankfurt am Main aus in die gesamte Region (vom Mittelrhein bis Baden, vom Saarland bis nach Sachsen und Thüringen) ausstrahlte. Insbesondere Michael Münzing, Sven Väth, Talla 2XLC und Torsten Fenslau und DJ Dag haben die Technomusik in Frankfurt am Main zum Erfolg gebracht. Zu Geburtsstätten der Technomusik wurden die Frankfurter Clubs Dorian Gray und Omen. Mit den Erfolgsproduktionen Snap! „The Power“ und „Rhythm is a dancer“ sowie Culture Beat „Mr. Vain“ wurde Dance-Geschichte geschrieben.
Wichtige Impulsgeber und musikalische Pioniere des Technos hatten ihren Ursprung im Großraum Rhein-Main: 1989 entstanden in Frankfurt am Main die ersten Dancefloor- und Techno-Magazine "Groove" und "Frontpage". Ein jahr später starteten, als erfolgreiche musikalische Multiplikatoren, die legendären Radio-DJ-Sendungen "Hr3 Clubnight" und "RPR 1 Maximal". Zu den stilprägenden "Epizentren", die für die Ausbreitung des Techno-Sounds sorgten, zählten die in Frankfurt am Main beheimateten Clubs "Omen" und "Dorian Gray“. Der "Techno-Club" im Dorian Gray war Wegbereiter für einzigartige Musikstile: "Frankfurt-Techno" und im EBM-Bereich die Frankfurter Variante "Aggrepo". Hier wurden die Grundlagen geschaffen für einen unverwechselbaren, kreativen und kompromisslosen elektronischen Sound of Frankfurt. 1994-2004 gab es zudem ein elektronisches Musikfestival in der Frankfurter Innenstadt, welches sich auch "Sound of Frankfurt" nannte. Die stilprägende Musik aus Frankfurt am Main war insbesondere in der Pionierzeit des Techno 1989 bis 1993 eine der wichtigsten Meltingpoints der Technobewegung weltweit.
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Forum
  1. Profilbild
    Andreas Stadelmann AHU

    Alle Achtung, …! Sehr informativ … . Allein beim Lesen fallen mir Dinge wieder ein, welche ich schon total vergessen hatte. Da fallen Namen die einen musikalisch sofort wieder zurück katapultieren und eben nicht auf einer Fav Liste zu finden sind.
    Danke für die Sorgfalt bei der Zusammenführung …. toller Artikel!

  2. Profilbild
    NearDark

    Ich habe 1992 mit Torsten Fenslau „Near Dark – Heute ist ein guter Tag zu sterben“ produziert. Er fehlt mir!

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @NearDark Near Dark war ne absolute Weltnummer, danke dafür !!! Zur Zeit muss ich die (und u.a. die Abfahrt – come into my life) 12″ es ersetzen, saurar und schwer geworden – zurecht gesucht!

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Wer auch immer diesen Artikel geschrieben hat, ich will einfach mal DANKE sagen, DANKE DANKE DANKE für diesen absolut genialen, auf die Essenz zusammengefassten
    Artikel! Das kompetenteste was die letzten Jahrzehnte zu diesem Thema zu lesen war, und augenscheinlich von Anfang bis Ende nicht nur um Umfang, sondern Ausgewogenheit bedacht. Der Artikel ist ne Weltnummer, zum Ausdrucken und Abheften !!

  4. Profilbild
    Basicnoise AHU 1

    Toll zusammengefasst. Die frühen Jahre habe ich gerade so noch mitbekommen. Nach KLF und The Shamen war es tatsächlich unter anderem der Sound of Frankfurt, der mich schwer begeisterte und der mich auch bis heute prägt.

    Allerdings liest es sich, als sei nach ’93 alles tot gewesen. Dabei tat sich da auch in FFM durchaus noch einiges, zB. Atas Playhouse Label, um nur mal eines zu nennen. Klar, der Hotspot wurde dann Berlin aber auch dort kamen nochmal richtige (auch unkommerzielle) Kracher (Basic Channel!?).

    Alles in allem aber ein toller Bericht, Danke!

  5. Profilbild
    Flowwater AHU

    Ich weine immer, wenn ich solche Artikel lese, weil ich die richtige Club-Kultur aufgrund meines Alters (jetzt 55) und der geographischen Lage (Nähe Rosenheim) nie mitbekommen habe. Ich hatte immer das Gefühl, dass es in München kaum und in Rosenheim gar keine Club-Kultur gab. Wir hatten in Rosenheim einen Schuppen namens »Peppermint«, der eher durch seine Lautstärke aufgefallen ist (Tinitus garantiert). Und dann gab es noch einen Laden namens »Fun/Filou« in Kolbermoor, den ich vor 25 Jahren mangels Alternativen wie verrückt frequentiert habe. Das »Fun« war eher so die härtere Gangart für die jüngere Klientel (aber immer noch weitab von angesagter Musik, eher eben das Kirmes-Zeugs) und das »Filou« war dann eher eine klassische Disco. Beide Läden waren Do., Fr. und Sa. BUMBVOLL! Das war wie in einer Sardinendose.

    Dann kam 2001 der Euro, die vorraussichtigen und gottgleich weisen Club-Besitzer haben bei allen Preisen die »DM« gestrichen und stattdessen das »EUR«-Zeichen hingesetzt … und der Laden war binnen zwei Monaten mausetot. Und hat sich auch nie wieder davon erholt.

    Das endgültige Aus gab es dann, als in dem Laden ca. 1 Jahr lang eine Russen-Disco war (inkl. Einlasskontrolle mit Metalldetektoren). Völlig herunter gekommen danach … Schlaglöcher in der Tanzfläche, viel Spaß mit den Absätzen der Mädels.

    P.S.: Super Artikel nebenbei bemerkt!

    • Profilbild
      Larifari AHU

      @Flowwater Das Ultraschall war seinerzeit genau so bekannt wie ein Tresor oder das Omen. Hat man über München gesprochen, dann übers Schall und/oder DJ Hell.

    • Profilbild
      Gigolo Style

      @Flowwater München war in den 60ern und 70ern mal das Zentrum der Clubkultur in Deutschland („New Yorks große Diskoschwester“). Als der Techno anfing gab es als erste bekannte Clubs unter anderem das Tanzlokal Größenwahn und das Babalu, im Parkcafé wurde House aufgelegt. Spätestens aber in der zweiten Hälfte der 90er Jahre mit Großraves wie Tribal Gathering am alten Flughafen Riem und den großen Industrieanlagen-Technoclubs wie Ultraschall, KW – Das Heizkraftwerk oder Natraj Temple und Labels wie Disko B und Gigolo wurde München zum zweiten Zentrum der Technokultur in Deutschland. Die Leute sind damals von überall her zu diesen Clubs angereist, übrigens auch aus Berlin, nachdem Planet, Bunker und E-Werk dann schon geschlossen waren.

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    Filterspiel AHU

    Das Aufschwung Ost, Laurent Garnier, Carl Cox, da hat die Zeit für mich einfach gepasst und war nicht weit weg, obwohl man ja manchmal auch mehrere hundert Kilometer ins Niemandsland gefahren ist. Ich lese die Artikel immer wieder gerne und hoffe die Partypeople heute feiern genauso ab, wie wir damals.

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    chain25

    Danke für den spannenden Bericht.
    Weiß noch, wie ich 1991 mit dem Hamburger „Unit-Bus“ zusammen mit 100 anderen Begeisterten nach Berlin in die Industriehalle zur ersten Mayday Party gepilgert bin.
    Nach der Mayday war natürlich noch nicht Schluss und es sollte weiter gefeiert werden. Zur Auswahl standen Tresor und Planet, der Bus hatte sich demokratisch fürs Planet entschieden. War wohl auch ziemlich angesagt zu der Zeit.
    1989 bis 1991 waren tolle Jahre, was Musik und Subkultur betraf.
    1993 war ich dann noch einmal auf der Mayday, dieses Mal in der Dortmunder Westfalenhalle. Und das war ziemlich schlimm in Bezug auf viele Dinge, u. a. Publikum und auch Musik. Gebe dem Autor recht, 1993 war es irgendwie durch. Natürlich wurden auch danach noch zahlreiche tolle Tracks produziert, aber das „Techno Lebensgefühl“ – wenn man es so nennen mag – ist 1993 gestorben.
    Passt aber! Es wird immer weitergehen, Musik als …. usw.

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Eine Erklärung des „Sound Of Frankfurt“ ohne Erwähnung von Planet Core Productions, zumindest The Mover oder Marc Acardipane, ohne Erwähnung von „Mescalinum United – We Have Arrived“ im „wichtigsten Jahr“ der Techno-Anfänge, wenigstens ein Hinweis auf die „nächste Station, … “ ist leider keine korrekte Beschreibung des S.O.F. …. Marc / PCP I-S-T der Sound Of Frankfurt.

    • Profilbild
      Larifari AHU

      Das ist falsch. Marc Acardipane stammt zwar aus der Ecke – hat mit dem typischen „Sound of Frankfurt“ aber soviel zu tun wie die Söhne Mannheims.

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        ollo AHU

        @Larifari Vielleicht nicht der typische Sound of Frankfurt aber da er und viele aus der Ecke dort ihren Sound gemacht haben und das ganze auch als Frankfurt Trax veröffentlicht wurde, muss das definitiv mit erwähnt werden. Wobei man mit PCP und dem ganzen Beginn von Hardcore als Genre eigentlich einen eigenen Artikel füllen könnte. Gehört aber auf jedenfall mit dazu.

  9. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Vielen Dank für diesen toll recherchierten und sehr informativen Beitrag.
    Subjektiv muss ich für mich sagen, daß ich in meiner damaligen und heutigen Wahrnehmung allerdings nicht diese Jahre als goldenes Zeitalter des Techno betrachte. Anfang der Neunziger war Techno für mich nicht sehr interessant, weder die Partys noch die Musik. Zu kindisch, nicht innovativ genug, einfach nicht interessant. Meine Musik war damals EBM und Industrial.
    Dies änderte sich Mitte der Neunziger, als Techno wieder in kleineren Clubs lief und der Sound auch wirklich differenzierter und erwachsener wurde.
    Da wurde Techno für mich interessant, als Musik und auch als Clubbesucher. Mein Lieblingsclub war das Aufschwung Ost, das spätere Stammheim in Kassel. Dort fühlte ich mich musikalisch und auch feiertechnisch zu Hause.
    But, Just my 5 Cent, das waren für mich die goldenen Jahre des Techno.

  10. Profilbild
    Mr.Ketoujin

    Eine vermutlich nicht ganz so wichtige Anmerkung: My Mine lautete der Projekt-/Bandname und „Hypnotic Tango“ der Titel.

  11. Profilbild
    Gigolo Style

    In dem Artikel ließt es sich ein bisschen so, als wäre das Konzept der Großraumdiskothek irgendwann in den späten 70ern in den USA erfunden worden, und dann später nach Deutschland gekommen. Die erste Großraumdiskothek in Deutschland war allerdings ab 1967 das Blow Up in München, ein Club der damals international für ähnlich viel Furore sorgte wie heute das Berghain, und der manchen als Blaupause für das Studio 54 gilt, welches erst ein Jahrzehnt später auf den Plan trat. Mit dem „Munich Sound“ von Giorgio Moroder und insbesondere dem Track „I Feel Love“ fand auch in München ein entscheidender Beitrag zur Entwicklung der elektronischen Tanzmusik statt, was man im Artikel auch mal hätte benennen können. Zu den Clubs in München in der Anfangszeit des Techno gehört natürlich unbedingt noch das Tanzlokal Größenwahn, wo unter anderem DJ Hell und Tom Novy ab Ende der 80er Jahre Platten aus Detroit auflegten. Der große Techno-Boom kam in München zwar erst ab 1994, dafür aber umso gewaltiger mit Großraves wie Tribal Gathering auf dem alten Flughafen Riem, den großen Techno Clubs wie Ultraschall, KW – Das Heizkraftwerk oder Natraj Temple, der Technoparade Union Move und einflussreichen Labels wie Disko B, Gigolo, Kurbel, Compost Records, Kosmo Records oder Musik aus Strom.

  12. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sehr schöner Artikel
    Für mich war es wie eine Zeitreise und auch eine Ehre mit meinem Projekt von damals in einem Satz mit Anne Clark und Yello gennant zu werden.
    (Oliver Langbein – Tribantura)

  13. Profilbild
    jesusmariajosef

    Ich hab jetzt nichtmal die erste Hälfte geschafft, mir den Artikel aber für später aufgehoben.

    Nach den erbärmlichen, armseligen Dokumentationsversuchen vor 1-2 Jahren ist das hier ein wirklich schicker, guter Artikel. Sehr geil, weiter auf diesem Niveau!

    BRAVO!

  14. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum ein solcher guter Artikel in der Community/Leser Ecke landet und die deutlich schlechteren Artikel zu dem Thema (Vetter und Co.) Artikelstatus bekamen.

  15. Profilbild
    Tom_Petzinna

    Danke für Euren positiven Zuspruch! Der Artikel basiert auf jahrelange Recherche und eigene (natürlich subjektive) Erfahrungen. Mit anderen Worten: Das Thema ist ein weites Feld und man könnte noch viel mehr dazu schreiben. Aber es freut mich, wenn ich Euch eine Freude machen konnte. @Oliver Langbein – für mich auch eine Ehre, dass Du meinen Artikel kommentierst. @Gigolo Style: Danke für Deine Infos zu den Großraumdiscos – habe ich noch gewusst. Und in der Tat: Die Clubszene von München kenne ich nur vom Hörensagen – alleine damit könnte man vermutlich ein ganzes Buch füllen. @SynergyMan Ich habe es abgelehnt Artikelstatus zu bekommen. War also meine Schuld ;-) Und noch etwas: Für mich waren 1989-93 die goldenen Jahre, aber danach gab es natürlich auch noch richtig geniale Tracks und Clubs.

  16. Profilbild
    ISE500 AHU

    Danke für einen Artikel zu Frankfurt Techno. Leider wird hier versucht, auch den Rest der Welt mitzudokumentieren. Der Abschnitt, der sich mit US Techno beschäftigt, lässt hier stark zu wünschen übrig. Mich hätte allerdings mehr Underground-Sound aus FFM interessiert und eine Beschreibung desselben.

    “ Der Song „Mr. Vain“ (meistverkaufte Single in Europa 1993) gefiel alten und neuen Techno-Fans gleichermaßen. Der Song schlug Brücken und konnte die neue und alte Techno-Szene beim Feiern vereinen. “

    – Das wage ich stark zu bezweifeln, denn das ist einer der übelsten, kommerzigsten, nervtötendsten Tracks aller Zeiten … Bisschen schade, daß hier auch so Überkommerz erwähnt unter dem Label TSOF – manches wird auch zu Pop und muss dann eben in einem anderen Rahmen besprochen werden.

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    iggy_pop AHU

    „Im gleichen Jahr, 1976, gab es bei den elektronischen Musikgeräten einen Quantensprung: Die Stringmachine Korg PE-1000 stattete den Keyboarder mit Sounds wie Brass und Strings aus und ermöglichte ihm das Erstellen eigener Sounds. Besonders aber der für polyfones Spielen ausgelegte, kommerziell vertriebene Synthesizer Yamaha CS-80 bedeutete einen Meilenstein in der Erzeugung analoger Klangerzeugung. Der besondere Sound ist z. B. bei Vangelis zu hören, dessen Song „Pulstar“ 1976 erschien. Im gleichen Jahr machte ein weiterer Wegbereiter der elektronischen Musik Furore: Jean Michele Jarre schuf mit Oxygène (Part IV) ein Jahrhundertwerk.“ —

    Au.

    Erstens: Das PE-1000 war gerade hierzulande sowas von irrelevant, daß es zu Recht eine Rarität ist (und bleiben sollte). Wenn ein String-Ensemble Kultstatus erreicht und in der Discomusik seine Spuren hinterlassen hat, dann ist es das von Solina.

    „Pulstar“ von Vangelis kam 1976 heraus, den CS80 verwendete der Grieche allerdings erst ab dem 1977er Album „Spiral“. „Pulstar“ ist noch eine Mischung aus monophonen Tröten wie Roland SH-1000/2000, ARP Pro-Soloist, Dubreq Stylophone, Korg 700S oder simplen polyphonen Gerätschaften wie Elka Rhapsody, Farfisa Synthorchestra und — Korg PE-1000.

    Johannes Michael Gurkenglas heißt nicht „Michele“…

    Schade. Verschenktes Potential.

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      AMAZONA Archiv

      @iggy_pop Boah bist Du fies …. aber was hat denn der Mann ? Recht hat er leider ….

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    AMAZONA Archiv

    „Johannes Michael Gurkenglas heißt nicht „Michele“…“

    Vielleicht hat der Autor da irgendwas durcheinandergebracht mit W. Carlos oder so.

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      iggy_pop AHU

      Ich glaube, der Autor wollte alles reinschmeißen außer der Küchenspüle und hat dabei das anvisierte Ziel aus den Augen verloren. Die ganze Einleitung mit der Entstehung der „Clubszene“ hätte man sich getrost sparen können — oder es hätte ein Abriß der Disco-Geschichte werden müssen, aber dann bitte ohne historischen Abriß der elektronischen Musik (zum Tanzen oder auch nicht).

      So wirkt das Ganze ein bißchen wie eine Fleißarbeit in Schönschrift, damit das Frollein Lehrerin auch ja ein lächelndes Mondgesicht unter die Arbeit setzt. Mit Rotstift. Und „fein“ steht daneben.

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    Anthony Rother AHU

    Es gibt konstruktive Kritik die im besten Fall einen Artikel auf Amazona.de verbessert und es gibt destruktive Kritik die durchaus gute Artikel einfach zerstört und vielleicht die Motivation von Autoren herabsetzt, oft sogar unbewusst und so nicht gewollt.
    Ist mir mit Sicherheit auch schon passiert.

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    AMAZONA Archiv

    Naja, Kritik ist schon angebracht. Der Autor weiß nicht so wirklich, wo er eigentlich hin will. Vieles passt da nicht in den Kontext. Er mäandert da laufend rum. Dem Dingen fehlt ’ne Form, ist zum großen Teil nur ein Namedropping.
    Genannt sei z.B. das, was sich da tummelt zu „Techno-Musik 1989-93 International“. Da finden sich Lisa Stansfield Titel, etwas von Holly Johnson, Fine Young Cannibals oder The Cure usw.
    Das hat doch nix mit Techno zu tun. Da ist eine Menge einfach falsch gelabelt.
    Ist in etwa so, als ob man ein Special schreiben würde über die großen Crooner der Musikgeschichte und ballert da Dieter Bohlen rein.

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      TobyB RED

      Wenn man vor hat so einen Artikel oder Leserstory zu schreiben, macht es Sinn sich vorab noch einmal mit der Chronologie, den Protagonisten und Meilensteinen zu befassen. Und sich an diesen drei Hauptsträngen abzuarbeiten. Ich bin jetzt nur halbschlauer, gehts jetzt um Eurodance, Trance, Techno. Bin ich jetzt in Monnem oder Frankfurt am Main oder gar in Offenbach. Frei nach den Rodgau Monotones, Was kommt denn da für’n wüster Krach aus Frankfurt, Darmstadt, Offenbach? Dabei ist die Geschichte des Sounds of Frankfurt auch ohne Momen gut dokumentiert und zugänglich. Der Ansatz des Autors ist gut. Es zerfasert oberflächlich dann aber mit zunehmender Textlänge. Ich hätte drei Teile besser gefunden.

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    Tom_Petzinna

    Mein Artikel soll in erster Linie Erinnerungen an die sehr bewegte Technozeit von 1989-93 wecken (ich glaube das ist mir auch ganz gut gelungen). Sollten meine weiteren Ausführungen zu lang oder zu kurz sein, inhaltliche Fehler enthalten, nicht strukturiert genug sein, nicht zum Kontext passen o.ä. so seht es mir bitte nach. Es wird zu diesem Thema nie „den perfekten“ Artikel geben. Aber natürlich ist jeder dazu eingeladen sich daran zu versuchen. Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn es noch mehr Berichte aus dieser spannenden Technozeit geben würde,

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    AMAZONA Archiv

    Sound of Frankfurt und Oliver Lieb wird dann mal in einem Nebensatz erwähnt. WTF
    Der Mann war stilprägend.
    L.S.G, paragliders, the ambush, spicelab, etc.

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    AMAZONA Archiv

    BTW. Sich in Trance tanzen war im Dorian grey ein geflügeltes Wort welches es vor dem style gab.

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    AMAZONA Archiv

    Aber hardwax vs. Delirium ist ne lustige Geschichte
    Ich weiß noch wie ich mal im hardwax stand und nach irgendwas aus der Heimat gefragt hab
    Lol, entgeisterte Blicke, ich hab hier schön gebretter (so Berliner Stulle Techno) zu dem du ne halbe Apotheke schlucken musst, willste nich davon was?
    Wer will von dem Berliner Stulle techno heute noch was hören? ;)
    Die basic channel possy ist da ja wohl die einzige Ausnahme
    Man trug die Nase ganz schon hoch im hardwax, Obacht die style Polizei ?

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      Larifari AHU

      „Wer will von dem Berliner Stulle techno heute noch was hören?“

      Autsch…Leute die in Techno Clubs gehen ?! Dir ist schon klar daß dieser Sound aktueller denn je ist !? Junge Produzenten wie Fjaak, Ansome, Charlotte de Wilde beziehen sich bewusst auf diese Ära. Große DJs wie Ben Klock oder Nina Kraviz spielen Platten aus der Zeit vor zig tausenden Menschen.

      Das was du „hochnäsig“ nennst kann man auch regionalen Stil nennen. So war das früher ( vor dem Internet ). Für SOF musste man in den Delirium, bei Kompakt gab es minimal und bei Hardwax eben Techno. Heute gibts Beatport eca.

      Willst du den besten Burger der Welt essen fährst du auch nicht zu einem Fischlokal in Hamburg.

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        AMAZONA Archiv

        @Larifari Ich hab keine Ahnung was aktuell angesagt ist.
        Wenn ich heute in nen Techno club gehe schauen alle komisch: was will den Opa mit den grauen Haaren hier, lol ;)

  25. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Aber magst schon recht haben mit lokalen musikalischen Nischen, musikalische Vielfalt gabs weder im hardwax noch im Delirium,
    Kompakt und Wolfgang hab ich total vergessen, danke dafür.

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    AMAZONA Archiv

    BTW. Bei dem vorlauf von Techno fehlt dick fett SUICIDE.

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      AMAZONA Archiv

      Definitiv. Suicide inspirierten auch Soft Cell. Mal in Soft Cells „Memorabilia“ (vor allem die Maxiversion) reinhören, da haben wir auch schon einen frühen Technovorläufer. Dave Ball spielte später bei „The Grid“ eine relevante Rolle. Wer ganz, ganz frühe Vorläufer von Techno/House hören will, kann im Prinzip bis zum Jahr 1968 zurück und staunen über Silver Apples‘ „Oscillations“.

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      Larifari AHU

      @Phantomas …dieser Artikel…

      die „Finger Weg“ Bewertung hast du dir da übrigens auch hart verdient

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @Phantomas Wo gehts denn hier zum Techno?
      EBM ist noch kein Techno
      Wenn da einer ins Micro reinlabert oder schreit, nope.
      Keine vocals, nur sound = Techno

      Das ist doch das geile an Techno das einen keiner mehr mit Sinn, Botschaft … oder so belästigen will.

      Einfach nur Abfahrt bis die Schwarte kracht.

  27. Profilbild
    rasierklinge

    Ein paar Zahlen die hier noch dringend eingefügt werde sollten, denn wisset:
    303 + 808 + 909 = 2020
    Wurde ursprünglich, glaub ich, in FRA errechnet.

  28. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Oh la la, der Artikel rumpelt ganz schön…der Song von Liaisons Dangereuses heißt „Los niños del parque“, die Sendung von Marusha nicht DT64 (das war der Sender), sondern Dance Hall. Patrick Cowley als zweitwichtigster Synthesizerpionier neben Giorgio Moroder in den frühen 80ern wird gar nicht erwähnt…kommerzielle Charterfolge wie KLF oder OFF werden in einem Atemzug genannt mit (zu damaliger Zeit) absoluten Underground-Artists wie Nitzer Ebb und Anne Clark. Gar nicht herausgearbeitet wurde, wie sich Ende der 80er die Musikindustrie wie ein Geier auf das „Phänomen Acid“ stürzte und den Markt mit Produktionen überspülte -Hauptsache, es bleept- um ja den Hype nicht zu verpassen.

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    AMAZONA Archiv

    …Um 1993 nun als den Beginn der Krise zu wählen…die in diesem Abschnitt benannten Clubschließungen begannen 1997, dieses Jahr würde ich eher als Krisenstart benennen.
    MDR Sputnik war ebenfalls ein SendER, keine SendUNG.
    Bei Holland wurde Gabber komplett übergangen. Ob man Gabber nun mag oder nicht, der Stil hat sich schnell in Happy Hardcore und Hardcore/Speedcore/Frenchcore aufgespaltet und ist durchaus ein Erwähnen wert.
    Trotzdem ein sehr umfangreicher Artikel mit vielen (teils aber zu oft wiederholten) Details, insgesamt mit etwas zu viel Blick für die kommerzielle Seite und entsprechender Unterbeleuchtung des Undergrounds (aber er stammt eben aus der Feder eines Sound-of-Frankfurt-Fans). Hut ab vor der Recherche!

    • Profilbild
      iggy_pop AHU

      Anzumerken wäre in einem informativen Artikel außerdem noch, daß „Gabber“ nicht als „Gäbber“ ausgesprochen wird, sondern als „chabba“ — die Rotterdammer und Amsterdammer Szene verband ein sehr inniges Cliquendenken, ersichtlich durch äußere Merkmale wie rasierter Schädel, gympak („dschümpack“) und Turnschuhe ohne Senkel („gympen zonder veters“). Man verstand sich als Bollwerk gegen andere Vertreter der Technoszene.

      Daß „Gabber“ von allen falsch ausgesprochen wird, ändert nichts daran, daß „gabber“ („chabba“) vom Hebräischen „chavva“ stammt, was „Kumpel“ oder „Gefährte“ bedeutet.

      Aber, wie wir alle ja wissen, heißt der niederländische Produzent ja auch „Paul Fann Dück“… oder „Mick Fann Dück“, den gibt’s ja auch noch.

      Sprechen auch alle falsch aus, muß also richtig sein.

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        Larifari AHU

        @iggy_pop Paul van Dyk ist Beliner, hat mit den Niederlanden nichts zu tun, heißt eigentlich Matthias und der Künstlername wird tatsächlich „Dück“ ausgesprochen.

        Mijk van Dijk ist ein anderer Schuh / Name.

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          iggy_pop AHU

          @Larifari Daß „Dyk“ oder „dijk“ nicht als „dück“ auszusprechen ist — ob nun Niederländer oder nicht, spielt hier keine Rolle –, sondern als „deik“, ist leider eine linguistische Tatsache. Daß alle (vor allem Deutsche) es falsch machen, weil sie es nicht besser wissen, nicht besser wissen wollen oder einfach nur blöd sind, macht es nicht richtiger.

          Grüße an Mück Fann Dück.

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            Larifari AHU

            @iggy_pop Das es sich um eine linguistische Tatsache handelt ist einfach falsch – es kommt doch ganz auf die Sprache an – ( Bsp. Havanna / Abana ) tut aber auch nichts zur Sache.
            Da es sich aber um einen Künstlernamen der keiner Sprache entstammt handelt und der gute sich selber als „Dück“ bezeichnet wird man Ihm es zugestehen.

            Quelle : Paul van Dyk himself in x Raveline, Mayday oder Markus Lanz Interviews.

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          AMAZONA Archiv

          @Sevenofnine Ja, der Herr Rossi suchte einst das Glück,
          streckte und bückte sich dafür ein Stück,
          segelte bis Alaska und zurück.
          Mit einem Silberling von Paul van Dyk,
          kehrte er heim, der Herr, nach Osnabrück.

          Johann Willem von Strohm

  30. Profilbild
    Captain Franky

    Was ein geiler Artikel!!! Ich habe den Artikel geradezu verschlungen. Tolle Erinnerungen sind aufgepoppt. Eigentlich hatte ich bei google nur nach Clubs in den 90er Jahren in Wiesbaden gegoogelt. Zu Recht wurde dieser Beitrag ganz oben gerankt. Der Artikel dokumentiert ein Stück Zeitgeschichte und Popkultur. Danke an den Redakteur.

  31. Profilbild
    Stenz73

    Bin zufällig beim googeln nach Coxen’s Carl’s afterhour set der Mayday DO im Tarmcenter bei diesem Artikel gelandet. Alles in Allem eine cool recherchierte Reise zurück in die Zeit der Anfänge
    meiner Partyjahre.
    Die besten Parties habe ich damals eindeutig mit Sven Väth im Warehouse oder im U-Club in Köln erlebt…da hat auch schon mal zwischendurch die Nadel eine Spur übersprungen 🤭🕺🏻
    Meine anfangs genannte google-Suche sollte mir das genaue Jahr meiner wohl legendärsten Afterhour in Erinnerung bringen, als Carl Cox im grossen Saal des Tarmcenters nach der Mayday in Dortmund aufgelegt hat. U.a. auch, weil wir irgendwann zu später (oder früher) Stund‘ mit dem nur kurz erwähnten DJ Mate Galic und der damals gerade erst entdeckten Heike Makatsch jägermeistertrinkend am Pool und auf der kleinen Fläche abgefeiert haben. Kurzum: die zu dem Zeitpunkt ausgestrahlte Viva-Sendung mit den beiden als Moderatoren habe ich entweder überlesen oder wurde gar nicht erwähnt. Mir ist zwar der Name der Sendung entfallen, eine Erinnerung sollte hier aber m.E. seinen Platz erhalten.
    Ansonsten TOP 👍👍👍

  32. Profilbild
    Ez57erado19

    Vielen Dank für diesen sehr informativen Bericht! Ganz großes Kino! Aber warum wurde mit keinem Wort Marc Trauner alias Marc Acardipane mit seinem Mutter Label P.C.P. (Planet Core Productions) und seinen vielen weiteren Labels genannt?! Der Mann ist der Urvater vom Hardcore-Techno (spätestens seit Mescalinum United‘s „We Have Arrived“, produziert 1989, veröffentlicht 1990). Er müsste in Frankfurt eigentlich eine Statue stehen haben!!!

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