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Interview: Andreas Rieke alias And.Ypsilon, Teil 1

(ID: 129269)

Klein Andi in seinem Studio.

Klein Andi in seinem Studio.

Amazona.de:
Welche Stile haben Dich damals interessiert?

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And.Ypsilon:
Die Vorbilder waren immer noch Kraftwerk. Kraftwerk ist sehr definierend für elektronische Musik überhaupt. Die haben ja auch einen sehr prägnanten Stil. Tangerine Dream und Eberhard Schoener waren vor meiner Zeit. Für mich ging’s los mit Kraftwerk, was definitiv eine andere Strömung ist als die ganzen Synthesizer-Pioniere davor, weil es da um Songwriting ging. Später keimte die elektronische Instrumentalmusik in der New Age Musik auf. Das war oft elektronisch und instrumental. Darum hab ich mich dann auch in dieser Plattenecke informiert. Und rückwirkend habe ich dann auch die älteren Alben von Tangerine Dream angehört, musste aber feststellen: Das ist nicht so mein Ding.
Da gab’s zum gleichen Zeitpunkt modernere Sachen, die dieses Feeling von Tangerine Dream, dieses spacige, dieses Cosmic Feeling, in einen neuen Sound bringen. In einen digitalen Sound, analog und digital gemischt. Viel klarer und weniger psychedelisch als Tangerine Dream. Dies war eine zeitgemäße Auffassung dieser Musik, und die alte Auffassung hat mich im Nachhinein nicht mehr erreicht. Es gab in der Zeit eine moderne Platte von Tangerine Dream namens Le Parc, die hat mich sehr wohl erreicht. Ein unglaublich gut produziertes, sehr durchkomponiertes Album.

Amazona.de:
Popmusik war schon wichtig?

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And.Ypsilon:
Ja, ich kam nicht aus der Psychedelic-Ecke. Das liegt sicher daran, dass ich als Kind angefangen habe, Radio zu hören. Das war meine musikalische Orientierung, weil meine Eltern nicht so die Musikkenner waren. Die hatten zwar die besagte Pink Floyd Platte, aber sonst relativ wenig Brauchbares. Also habe ich das meiste aus dem Radio aufgenommen.

Amazona.de:
Wie hast Du Deine ersten Aufnahmen mit dem MS-20 gemacht?

And.Ypsilon:
Mit dem Kassettenrekorder. Später mit zwei Rekordern, mit denen ich hin und her gespielt habe, also gelayert. Bis drei Layers kann man das machen, danach wirds unwitzig. Aber immerhin. Und es sind ja drei Stereo-Layers. Wenn man den Sound richtig einrichtet, kann man so etwas wie einen Mix schon haben. Das ergibt dann schon ein komplettes Klangbild, das stärker klingt als eine Multitrackaufnahme mit dem 4-Track-Rekorder, weil diese nur aus Monospuren bestehen. Bestenfalls ein Hall drauf. Dann ist es ein bisschen stereo. Das ist nicht so fulminant wie drei Stereo-Layers übereinander. Irgendwie war mein Verfahren schon mächtiger, weil man immer aufs Endresultat hinproduziert. Wenn man eine Vision verfolgt hat, hatte man am Ende auch tatsächlich ein Bild, das man als Mix durchgehen lassen kann.

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Forum
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    AMAZONA Archiv

    Geschichten die das Leben schreibt…Sehr interessante Story. Danke.

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    Joghurt AHU

    Ach, das waren noch Zeiten. Ich erinnere mich an ein RUN DMC-Konzert in Berlin, ganz zu Beginn der 90er-Jahre. Da waren die Jungs deren Vorband – ich fand sie deutlich besser als den Hauptakt.

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    TobyB RED

    Klasse Interview :-) Ich finds interessant und inspirierend zu sehen, wie viel man aus wenig machen kann :-) Klasse (Y)

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    AMAZONA Archiv

    Ich höre Fanta 4 seit „Jetzt gehts ab“ und halte diese Scheibe nach wie vor für eine der besten Fanta-Alben neben „Die vierte Dimension“ und „Lauschgift“. Ich hatte mich immer gewundert wer sowas produziert weil es sehr eigen war aber immer einen etablierten Mastermind im Hintergrund vermutet. Falsch gelegen! So kann es gehen wenn alles passt und ich nehme mal bewusst das Wort Schicksal in den Mund. Da ich nun selber Papa bin, sehe ich mal wieder wie (teils nerdige) Interessen zu echten Pionierleistungen führen können. Wie standen denn deine Eltern zu deinen Interessen? ;) Diese Programmierleistung selber zu entwickeln war selbst mit der damaligen Standardlektüre „Happy Computer“ schon eine echte Leistung. Die Hard/Software/Musiker als ein Instrument zu verstehen die Gedanken in Minuten zu Klängen und Beats formen können, das ist worum es geht. Schade das du nicht bei Logic/Steinberg angeheuert hast. Musiksoftware sähe heute anders aus, jede Wette! Die Musik/Welt vom Kern als ganzes verstehen und nicht auf der Oberfläche schwimmen und konsumieren. Danke das es das noch gibt. Ich ziehe jetzt eine schneise durch die Scheisse und verweis im Kreis auf die Beweise!

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    Filterspiel AHU

    Im Andreas einen der (sicherlich) wenigen Kollegen zu finde, die den C64 in Assembler programmiert haben, war auf jeden Fall eine Überraschung. Ich habe das immer sehr gezielt eingesetzt, also nur die zeitkritischen Teile in Assember und so Sachen wie Laufwerk öffnen und Daten dumpen in Basic gelassen, das war schnell genug und in ein paar Sekunden geschrieben. Coole Info auf jeden Fall!

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Über den Produzenten der F4, und seine Kompetenzen, zu lesen ist sehr interessant! GI´s prägten selbst erlebt das musikalische Bild des damaligen Undergrounds. Funk & Soul, Hip Hop , Rap und folgend Elektro, teilweise extrem von Kraftwerk inspiriert, waren u.a. auch der Soundtrack meiner Jugend. Der erste erworbene Atari mit Cubase die Offenbarung! Der damalige Durchbruchtrack mit „Die Da“, war persönlichen Geschmack folgend eher eine Lachnummer.

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Richtig fettes Interview, mit sehr interessantem Einblick in die Anfangstage! Für mich sind solche Interviews meist viel interessanter, als die wo es nur um das aktuell verwendete Equipment geht. Denn in den Anfangstagen, haben ja die allerwenigsten meist alles was sie brauchen. Dann zu lesen, wie solche Leute improvisiert haben, oder welche Lösungsmöglichkeiten sie gefunden haben (die eventuell später sogar zu einem Markenzeichen geworden sind), ist oft auch ziemlich inspirierend! Auf den Fotos kann man übrigens sehr gut sehen: Andy hat’n dicken Pulli an, mann ;)

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    AMAZONA Archiv

    Super interessanter Betrag. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

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    Stephan Merk RED

    Mir wird beim Lesen wieder mal bewusst, wie überladen die heutige Technik ist. So ein Sequenzer, der einfach und für mich übersichtlich ist, sah ich im Voyetra Sequencer Plus. Das bietet mir aktuell keines meiner Software an. Und das geht bei mir zumindest deutlich zu Lasten der Kreativität. Wenn ich schon eine halbe Stunde ein Sample aus der 5 GB und größeren Library der MPC suche, habe ich schon keine Lust mehr und mache was anderes. Als ich Mitte der 80er meinen DDM-110 von Korg hatte, konnte ich mich mit dem Teil ganze Wochen am Stück beschäftigen.

  10. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Genau! Alles überladener Kommerzscheiss der alles macht nur keinen Spass. Aus dem Beitrag inspiriert habe ich gestern Cubase SX3.1 wieder installiert und seitdem richtig Spass. Seit Cubase 4 habe ich irgendwie die Lust verloren und alleine der Waldorf A1 mit seinen FM-Leads machen so richtig Laune. Mein Profire2626 mit Windows 10 läuft übrigens super unter SX3.1.
    Wenn es so weiter läuft tausche ich gerne mein 8.0 Dongle gegen eine SX3.1-Lizenz! Alleine das kontrastreiche Raster im Midi-Editor habe ich trotz allerlei Spielereien nie mehr so hingekriegt. Wäre jetzt noch die Toolbar aus Cubase VST da….. Und es bootet wie sau innerhalb von Sekunden. Bei 8.5 kann ich dabei Kaffee trinken. :)

  11. Profilbild
    micromoog AHU

    Super! Da kann man so richtig mitfühlen.

    Wie von einem anderen Stern muss unsere Combo (Keys/Dr/Git/Voc) rübergekommen sein als wir 1988 mit Atari St und Creator mangels 2. Keyboarder und Bassist die Bühnen „stürmten“.
    Die Zeit war außerhalb der EM noch nicht reif für Computer in der Live-Performance.

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