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Interview: Andreas Rieke alias And.Ypsilon, Teil 1

(ID: 129269)

Amazona.de:
Und dann …?

And.Ypsilon:
Ab 1993 sind wir mit dem Sequencer auf die Bühne, weil wir mehrspurige Outputs brauchten, um sie besser zu mischen. Ich hatte einen Akai S1000 Sampler auf der Bühne und einen Atari Computer mit einem ebenfalls selbst geschriebenen Sequencer-Programm. Das Programm hatte einen grafischen Editor, mit dem ich die Songs nachprogrammiert habe. Der Vorteil des Systems war, dass alles auf eine Diskette passte. In anderthalb Minuten war das komplette Konzert spielfertig auf dem Rechner geladen. Es stürzte niemals ab. Ich konnte im laufenden Betrieb mit einem MIDI-Controller Loops setzen und die Einzelausgänge des S1000 muten. Dazu hatte ich mir eine passende Tastatur bauen lassen aus Spielautomaten-Tasten, die beleuchtet sind. Alle Funktionen des Sequencers konnte ich so steuern und musste niemals auf der Computer-Tastatur irgendwas machen.
Und das Ganze ohne Harddisk, alles von einer Diskette. Mir war das sehr unheimlich mit einem Computer auf der Bühne. Das war damals, 1993, wirklich früh. Mit einem Hardware-Sequencer hätte man es wohl auch machen können. Aber das war nicht mein Ansatz.

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Die erste Platte der Fantas anno 1991.

Die erste Platte der Fantas anno 1991.

Amazona.de:
Ihr hattet Anfang der 90er Jahre auch eigens produzierte Videos auf der Bühne gezeigt. Wie hast Du damals das Problem der Synchronisation gelöst?

And.Ypsilon:
Unsere Videos wurden von VHS-Tapes abgespielt, VHS hat eine Time-Code Spur, aber Time-Code konnte mein Atari Sequencer nicht lesen. Irgendwie mussten wir den Time-Code in MIDI-Events umwandeln, also Note On oder MIDI-Clock. Und dazu nutzten wir dann einen kleinen Macintosh Rechner mit Logic drauf als Zeitquelle. Und als ich dann im Lauf der Jahre merkte, dass dieser Rechner auch nie abstürzt, bin ich irgendwann komplett auf Logic umgestiegen, um die Samples zu triggern. Ab da war die Selbstbau-Ära vorbei!
Ich hab dann den Atari umprogrammiert, dass er meine tolle Controller-Tastatur in MIDI-Messages umsetzt und diese Daten an den MacIntosh schickt. So hatte ich meinen eigenen Controller für Logic. Der Atari war also weiterhin im Rack, aber nur als MIDI Umsetzer für die Tastatur.

Amazona.de:
Mc Solaar hatte damals einen DJ mit den eigenen Instrumentalversionen auf Vinyl auf der Bühne.

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And.Ypsilon:
Das wollten wir nicht. Zur gleichen Zeit kam Flo Dauner als Drummer zu uns. Und mein System konnte natürlich auch den Click für Flo generieren. Mit diesem Verfahren waren wir damals 1993 früh dran. Wir haben Sequencer-Spuren, und die Band spielt mit dem Sequencer zusammen. Es ist ganz wichtig, dass das als Einheit begriffen wird und dass es da nicht irgendeinen Background gibt, während vorne die Helden spielen. Das würde nicht funktionieren.

Die Fortsetzung dieses Interviews findet ihr HIER.

Sennheiser_Interview

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Forum
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    AMAZONA Archiv

    Geschichten die das Leben schreibt…Sehr interessante Story. Danke.

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    Joghurt AHU

    Ach, das waren noch Zeiten. Ich erinnere mich an ein RUN DMC-Konzert in Berlin, ganz zu Beginn der 90er-Jahre. Da waren die Jungs deren Vorband – ich fand sie deutlich besser als den Hauptakt.

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    TobyB RED

    Klasse Interview :-) Ich finds interessant und inspirierend zu sehen, wie viel man aus wenig machen kann :-) Klasse (Y)

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    AMAZONA Archiv

    Ich höre Fanta 4 seit „Jetzt gehts ab“ und halte diese Scheibe nach wie vor für eine der besten Fanta-Alben neben „Die vierte Dimension“ und „Lauschgift“. Ich hatte mich immer gewundert wer sowas produziert weil es sehr eigen war aber immer einen etablierten Mastermind im Hintergrund vermutet. Falsch gelegen! So kann es gehen wenn alles passt und ich nehme mal bewusst das Wort Schicksal in den Mund. Da ich nun selber Papa bin, sehe ich mal wieder wie (teils nerdige) Interessen zu echten Pionierleistungen führen können. Wie standen denn deine Eltern zu deinen Interessen? ;) Diese Programmierleistung selber zu entwickeln war selbst mit der damaligen Standardlektüre „Happy Computer“ schon eine echte Leistung. Die Hard/Software/Musiker als ein Instrument zu verstehen die Gedanken in Minuten zu Klängen und Beats formen können, das ist worum es geht. Schade das du nicht bei Logic/Steinberg angeheuert hast. Musiksoftware sähe heute anders aus, jede Wette! Die Musik/Welt vom Kern als ganzes verstehen und nicht auf der Oberfläche schwimmen und konsumieren. Danke das es das noch gibt. Ich ziehe jetzt eine schneise durch die Scheisse und verweis im Kreis auf die Beweise!

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    Filterspiel AHU

    Im Andreas einen der (sicherlich) wenigen Kollegen zu finde, die den C64 in Assembler programmiert haben, war auf jeden Fall eine Überraschung. Ich habe das immer sehr gezielt eingesetzt, also nur die zeitkritischen Teile in Assember und so Sachen wie Laufwerk öffnen und Daten dumpen in Basic gelassen, das war schnell genug und in ein paar Sekunden geschrieben. Coole Info auf jeden Fall!

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Über den Produzenten der F4, und seine Kompetenzen, zu lesen ist sehr interessant! GI´s prägten selbst erlebt das musikalische Bild des damaligen Undergrounds. Funk & Soul, Hip Hop , Rap und folgend Elektro, teilweise extrem von Kraftwerk inspiriert, waren u.a. auch der Soundtrack meiner Jugend. Der erste erworbene Atari mit Cubase die Offenbarung! Der damalige Durchbruchtrack mit „Die Da“, war persönlichen Geschmack folgend eher eine Lachnummer.

  7. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Richtig fettes Interview, mit sehr interessantem Einblick in die Anfangstage! Für mich sind solche Interviews meist viel interessanter, als die wo es nur um das aktuell verwendete Equipment geht. Denn in den Anfangstagen, haben ja die allerwenigsten meist alles was sie brauchen. Dann zu lesen, wie solche Leute improvisiert haben, oder welche Lösungsmöglichkeiten sie gefunden haben (die eventuell später sogar zu einem Markenzeichen geworden sind), ist oft auch ziemlich inspirierend! Auf den Fotos kann man übrigens sehr gut sehen: Andy hat’n dicken Pulli an, mann ;)

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Super interessanter Betrag. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

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    Stephan Merk RED

    Mir wird beim Lesen wieder mal bewusst, wie überladen die heutige Technik ist. So ein Sequenzer, der einfach und für mich übersichtlich ist, sah ich im Voyetra Sequencer Plus. Das bietet mir aktuell keines meiner Software an. Und das geht bei mir zumindest deutlich zu Lasten der Kreativität. Wenn ich schon eine halbe Stunde ein Sample aus der 5 GB und größeren Library der MPC suche, habe ich schon keine Lust mehr und mache was anderes. Als ich Mitte der 80er meinen DDM-110 von Korg hatte, konnte ich mich mit dem Teil ganze Wochen am Stück beschäftigen.

  10. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Genau! Alles überladener Kommerzscheiss der alles macht nur keinen Spass. Aus dem Beitrag inspiriert habe ich gestern Cubase SX3.1 wieder installiert und seitdem richtig Spass. Seit Cubase 4 habe ich irgendwie die Lust verloren und alleine der Waldorf A1 mit seinen FM-Leads machen so richtig Laune. Mein Profire2626 mit Windows 10 läuft übrigens super unter SX3.1.
    Wenn es so weiter läuft tausche ich gerne mein 8.0 Dongle gegen eine SX3.1-Lizenz! Alleine das kontrastreiche Raster im Midi-Editor habe ich trotz allerlei Spielereien nie mehr so hingekriegt. Wäre jetzt noch die Toolbar aus Cubase VST da….. Und es bootet wie sau innerhalb von Sekunden. Bei 8.5 kann ich dabei Kaffee trinken. :)

  11. Profilbild
    micromoog AHU

    Super! Da kann man so richtig mitfühlen.

    Wie von einem anderen Stern muss unsere Combo (Keys/Dr/Git/Voc) rübergekommen sein als wir 1988 mit Atari St und Creator mangels 2. Keyboarder und Bassist die Bühnen „stürmten“.
    Die Zeit war außerhalb der EM noch nicht reif für Computer in der Live-Performance.

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