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Interview: Andreas Rieke alias And.Ypsilon, Teil 1

(ID: 129269)
Selbstgebastelter Drumcomputer und ein Commodore Rechner.

Selbstgebastelter Drumcomputer und ein Commodore Rechner.

Amazona.de:
In welchem Stil hast Du Dich da bewegt?

And.Ypsilon:
Das Musikmachen ging für mich richtig los, als ich von Hiphop Musik erfasst war. Zunächst mal drehte es sich weniger um den MS-20 und das Synthesizing, sondern um Drummachines. Die erste Drummachine, die ich kaufte, war der Boss Dr. Rhythm DR-110.
Grandmaster Flash war die erste Hiphop Musik, die ich mitgekriegt habe. Das kam ja auch im Radio. Das war zwar eine Initialzündung, andere Musik in diesem Stil habe ich aber nicht mitgekriegt. Erst als Smudo Kassetten angebracht hat, die er von GIs kopiert hatte, da war aktuelle Hiphop Musik drauf. Das war so ein, zwei Jahre später als Grandmaster Flash. Ab da war ich total erfasst. Das war die Old School Hiphop Musik, die sich schon unterscheidet von Grandmaster Flash. Denn Grandmaster Flash ist eine Bandproduktion: Die Sugar Hill Gang. Das sind alles Musiker, die das spielen. Und dann ist dieser kleine Gap in meiner Wahrnehmung, und weiter ging’s für mich mit maschinenproduzierter Musik. Das war der Gamechanger und hat ‘ne wirklich neue Musikrichtung für mich aufgemacht. Denn da war sie wieder, die Ästhetik von Kraftwerk, die Kraft der Maschinen, aber jetzt eingesetzt in schwarzer Musik, was echt einen Unterschied macht. Weiße machen das anders als Schwarze. Sie haben andere Prioritäten oder Präferenzen. Und da kam diese extrem kraftvolle Maschinenmusik.
Als Achtjähriger wollte ich ja gerne Schlagzeug lernen, ich durfte es aber nicht. Eine rhythmische Präferenz war stark in mir, schon frühzeitig. Und dann kam der Hiphop mit dieser starken Maschinenmusik, und dann hab ich angefangen, Beats zu programmieren und hab mein Rhythmikfaible eben auf diese Art ausgelebt. Zunächst mit dem Dr. Rhythm. Danach eine RX-21, eine etwas billigere Yamaha Drummachine, die zwar nicht wirklich befriedigend war, aber immerhin eine gewisse Palette an Sounds bot. Als nächstes hab ich mir einen Drumcomputer selbst gebaut, der all diese Maschinen vereint. Mein eigenes Drum Soundmodul! Bestehend aus Eproms mit LinnDrum Sounds, die ja im Kern schon akustische Sounds sind, aber so bearbeitet sind, dass sie auch elektronisch sein könnten. Die legen sich nicht fest, sind aber so fundiert, dass man sie noch heute einsetzen kann. Bumm-Zack-Bumm-Zack … das funktioniert einfach.

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Forum
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    AMAZONA Archiv

    Geschichten die das Leben schreibt…Sehr interessante Story. Danke.

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    Joghurt AHU

    Ach, das waren noch Zeiten. Ich erinnere mich an ein RUN DMC-Konzert in Berlin, ganz zu Beginn der 90er-Jahre. Da waren die Jungs deren Vorband – ich fand sie deutlich besser als den Hauptakt.

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    TobyB RED

    Klasse Interview :-) Ich finds interessant und inspirierend zu sehen, wie viel man aus wenig machen kann :-) Klasse (Y)

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    AMAZONA Archiv

    Ich höre Fanta 4 seit „Jetzt gehts ab“ und halte diese Scheibe nach wie vor für eine der besten Fanta-Alben neben „Die vierte Dimension“ und „Lauschgift“. Ich hatte mich immer gewundert wer sowas produziert weil es sehr eigen war aber immer einen etablierten Mastermind im Hintergrund vermutet. Falsch gelegen! So kann es gehen wenn alles passt und ich nehme mal bewusst das Wort Schicksal in den Mund. Da ich nun selber Papa bin, sehe ich mal wieder wie (teils nerdige) Interessen zu echten Pionierleistungen führen können. Wie standen denn deine Eltern zu deinen Interessen? ;) Diese Programmierleistung selber zu entwickeln war selbst mit der damaligen Standardlektüre „Happy Computer“ schon eine echte Leistung. Die Hard/Software/Musiker als ein Instrument zu verstehen die Gedanken in Minuten zu Klängen und Beats formen können, das ist worum es geht. Schade das du nicht bei Logic/Steinberg angeheuert hast. Musiksoftware sähe heute anders aus, jede Wette! Die Musik/Welt vom Kern als ganzes verstehen und nicht auf der Oberfläche schwimmen und konsumieren. Danke das es das noch gibt. Ich ziehe jetzt eine schneise durch die Scheisse und verweis im Kreis auf die Beweise!

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    Filterspiel AHU

    Im Andreas einen der (sicherlich) wenigen Kollegen zu finde, die den C64 in Assembler programmiert haben, war auf jeden Fall eine Überraschung. Ich habe das immer sehr gezielt eingesetzt, also nur die zeitkritischen Teile in Assember und so Sachen wie Laufwerk öffnen und Daten dumpen in Basic gelassen, das war schnell genug und in ein paar Sekunden geschrieben. Coole Info auf jeden Fall!

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    AMAZONA Archiv

    Über den Produzenten der F4, und seine Kompetenzen, zu lesen ist sehr interessant! GI´s prägten selbst erlebt das musikalische Bild des damaligen Undergrounds. Funk & Soul, Hip Hop , Rap und folgend Elektro, teilweise extrem von Kraftwerk inspiriert, waren u.a. auch der Soundtrack meiner Jugend. Der erste erworbene Atari mit Cubase die Offenbarung! Der damalige Durchbruchtrack mit „Die Da“, war persönlichen Geschmack folgend eher eine Lachnummer.

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    AMAZONA Archiv

    Richtig fettes Interview, mit sehr interessantem Einblick in die Anfangstage! Für mich sind solche Interviews meist viel interessanter, als die wo es nur um das aktuell verwendete Equipment geht. Denn in den Anfangstagen, haben ja die allerwenigsten meist alles was sie brauchen. Dann zu lesen, wie solche Leute improvisiert haben, oder welche Lösungsmöglichkeiten sie gefunden haben (die eventuell später sogar zu einem Markenzeichen geworden sind), ist oft auch ziemlich inspirierend! Auf den Fotos kann man übrigens sehr gut sehen: Andy hat’n dicken Pulli an, mann ;)

  8. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Super interessanter Betrag. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil.

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    Stephan Merk RED

    Mir wird beim Lesen wieder mal bewusst, wie überladen die heutige Technik ist. So ein Sequenzer, der einfach und für mich übersichtlich ist, sah ich im Voyetra Sequencer Plus. Das bietet mir aktuell keines meiner Software an. Und das geht bei mir zumindest deutlich zu Lasten der Kreativität. Wenn ich schon eine halbe Stunde ein Sample aus der 5 GB und größeren Library der MPC suche, habe ich schon keine Lust mehr und mache was anderes. Als ich Mitte der 80er meinen DDM-110 von Korg hatte, konnte ich mich mit dem Teil ganze Wochen am Stück beschäftigen.

  10. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Genau! Alles überladener Kommerzscheiss der alles macht nur keinen Spass. Aus dem Beitrag inspiriert habe ich gestern Cubase SX3.1 wieder installiert und seitdem richtig Spass. Seit Cubase 4 habe ich irgendwie die Lust verloren und alleine der Waldorf A1 mit seinen FM-Leads machen so richtig Laune. Mein Profire2626 mit Windows 10 läuft übrigens super unter SX3.1.
    Wenn es so weiter läuft tausche ich gerne mein 8.0 Dongle gegen eine SX3.1-Lizenz! Alleine das kontrastreiche Raster im Midi-Editor habe ich trotz allerlei Spielereien nie mehr so hingekriegt. Wäre jetzt noch die Toolbar aus Cubase VST da….. Und es bootet wie sau innerhalb von Sekunden. Bei 8.5 kann ich dabei Kaffee trinken. :)

  11. Profilbild
    micromoog AHU

    Super! Da kann man so richtig mitfühlen.

    Wie von einem anderen Stern muss unsere Combo (Keys/Dr/Git/Voc) rübergekommen sein als wir 1988 mit Atari St und Creator mangels 2. Keyboarder und Bassist die Bühnen „stürmten“.
    Die Zeit war außerhalb der EM noch nicht reif für Computer in der Live-Performance.

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