NAMM SHOW NEWS 2013 - VINTAGE SYNTHS
Da die Winter-NAMM die erste Leistungsschau der Musikbranche im Jahr ist, sind die Erwartungen besonders hoch. Und die Prognose für dieses Jahr lautet: Im Bereich analoger und anderer richtiger Synthesizer verspricht das Jahr 2013 spannend zu werden.
Korg – MS-20 mini
Geburtstagskinder haben natürlich den Vortritt. Korg wird 50 und stellt zwei Synthesizer vor, die Begehrlichkeiten wecken. Zwar hatten wir Korgs Überraschungscoup schon vorab vermeldet, aber hier noch mal die offiziellen Daten.
Für die Wiederauferstehung von Korgs Kultsynthesizer haben mit Fumio Mieda und Hiroaki Nishijima die beiden gleichen Ingenieure beim MS-20 mini die Feder geführt, die auch schon 1978 das Original entwickelt hatten. Ich denke, der Sound dürfte klar gehen. Passend dazu sind auch Verpackung, Handbuch und Patch-Schablonen im Originalstil gehalten.
MS-20 mini besitzt zwei VCOs, ein Hoch- und ein Tiefpassfilter, zwei VCAs, zwei Hüllkurven und einen LFO. In den halbmodularen Signalweg kann über ein Patchfeld eingegriffen werden. Der typische MS-Charakter wird hauptsächlich durch das Dual-Filter, welches schnell zur Übersteuerung neigt, bestimmt. Eine andere MS-20-Eigenheit war der External Signal Processor, mit dem man beliebige Audiosignale durch den Synthesizer jagen konnte. Das findet sich hier natürlich auch wieder. Neu hingegen ist das MIDI-Interface mit einem klassischen 5-Pol MIDI-Eingang und USB-I/O. Nach den ersten Informationen scheinen nur Notenbefehle umgesetzt zu werden, Velocity oder Aftertouch sind ausgenommen. Andere Controller werden dann wohl auch wegfallen.
Das Gehäuse des MS-20 mini ist dem Namen entsprechend etwas kleiner ausgefallen als beim Original und die Patchbuchsen als 3,5 mm Klinken ausgeführt. In einem Amazona-Test werden wir sehen, wie sich der MS-20 mini im Verbund mit einem Modularsystem oder einem Stepsequencer schlägt. Apropos – war die MS-Familie seinerzeit nicht größer?
Preis: 713,- Euro UVP / ab April lieferbar
Korg – KingKORG
Ja, eigentlich gehört dieser Virtuell-Analoge nicht unbedingt hier dazu, aber als waschechter Synthesizer, der darüber hinaus über CV/Gate-Ausgänge verfügt, soll er uns dennoch willkommen sein.
Der 24-stimmige KingKORG soll die Nachfolge von Prophecy, Z1 und Radias antreten. Die Möglichkeiten wirken potent. Drei Oszillatoren (VA, PCM, DWGS) mit über 100 Schwingungsformen, ein Multimodefilter mit 18 verschiedenen Typen sowie drei Effektblöcke mit je sechs Algorithmen und ein Vocoder versprechen einen abwechslungsreichen Sound.
Die Bedienung wirkt auf den ersten Blick gut gelöst, u.a. weil Oszillator und Filter separate Minidisplays haben und die Effekte eigene Wahlregler. Da wird es wohl nur wenige Menüstepperei geben. Passend zum MS-20 mini sind Ausgänge für CV und Gate vorhanden.
Preis: 1.427,- Euro UVP / ab März lieferbar
Moog – Sub Phatty
Auch Moogs neuesten Synthesizer hatten wir schon beizeiten vorgestellt. Deshalb hier nur in Kürze alles Wissenswerte. Sub Phatty ist zwar ein Ableger des Little Phatty, jedoch wurde die Schaltung in einigen Punkten gänzlich neu konzipiert. Und vor allem ist er mit 44 Reglern und Schaltern voll beknopft. Wobei die Bedienelemente aufgrund des kleinen Gehäuses mit seinem 25-Tasten-Keyboard teils eher niedlich ausfallen.
Die beiden VCOs, die von einem Suboszillator ergänzt werden, sollen überaus stimmstabil sein und benötigen fast gar keine Aufwärmzeit. Neu ist die Multidrive-Sektion, eine zweistufige Verzerrerschaltung, die vor und hinter dem Filter, einem klassischen Moog-Tiefpass, den Sound auf verschiedenste Weise verbiegen kann. Sub Phatty kann 16 Presets speichern, die über eine 4-Tasten-Matrix anwählbar sind.
Europreis liegt noch nicht vor, 1.099,- US-Dollar / ab März lieferbar
Dave Smith Instruments – Prophet 12
Was von Moog erwartet wurde, wird von DSI umgesetzt: ein polyfoner Analogsynthesizer. Und was für einer! Der 12-stimmige Prophet 12 stellt wohl die Krönung des bisherigen Schaffens von Dave Smith dar. Mit vier Oszillatoren, separaten Hoch- und 12/24 dB-Tiefpassfilter, je vier LFOs und Hüllkurven und 4-Tap-Delay pro Stimme (!) haben wir ein echtes Soundmonster vor uns. Stimmbares Feedback und verschiedene Verzerreroptionen kommen noch dazu. Sicherlich wird einiges davon, z.B. die synchronisierbaren LFOs und Delays, in digitaler Technik ausgeführt sein, anders wäre es zu einem erschwinglichen Preis auch nicht realisierbar. Aber die wichtigen Elemente wie Filter und VCAs sind natürlich analog.
Die großzügige Bedienoberfläche bietet zahlreiche Regler für jede Sektion, nur bei den viermal vorhandenen Elementen wie Oszillatoren oder LFOs muss man umschalten. Bei den vier Hüllkurven sind die für VCF und VCA direkt angegliedert, Hüllkurve 3 und 4 teilen sich ein Reglerset. Prophet 12 beherrscht auch zweifache Splits und Layer und ist natürlich vollständig speicherbar.
Europreis liegt noch nicht vor, 2.999,- US-Dollar / ab Sommer lieferbar
Module
Doepfer – A192-2
Jetzt wird der Spieß umgedreht! MIDI-to-CV-Interfaces gibt es viele. Das neue A192-2 hingegen wandelt CV- und Gate-Signale in MIDI-Befehle um. Das Modul beinhaltet zwei unabhängige CV/Gate-to-MIDI/USB-Interfaces. Jede Sektion kann Gate und Key-CV in MIDI-Notenbefehle sowie CV-Werte in Velocity und einen frei wählbaren MIDI-Controller wandeln. Die Daten werden parallel am MIDI-Ausgang und über USB ausgegeben. Das Modul scheint besonders im Zusammenspiel mit Analogsequencern sinnvoll zu sein.
Preis: 130,- Euro / ab sofort lieferbar
Pittsburgh Modular – Synthesizer Block
Bei diesem Modul, das eine komplette Synthesizerstimme bildet, möchte ich hier nur auf die separate News-Meldung verweisen, dort gibt es auch Informationen zu den neuen Synthesizersystemen Cell 48 und Cell 90 des Herstellers.
Synthesizer Factory – Synth Machine
Ein neuer Hersteller aus Deutschland meldet sich zu Wort. Hinter der Factory stecken Michael Schweikard und der von Anyware Instruments her bekannte Thomas Welsch. Das erste Produkt ist ebenfalls ein Modul, welches eine komplette Synthesizerstimme erzeugt. Doch im Gegensatz zu Doepfers A-111-5 oder Pittsburghs Synthesizer Block sind hier zwei VCOs mit Ringmodulation und ein Noise-Generator vorhanden. Ansonsten gibt es Tiefpassfilter, Hüllkurve und VCA sowie diverse Patchmöglichkeiten. Das Modul nimmt mit 42 TE die Hälfte eines Standardrahmens ein, ist aber sehr flach aufgebaut.
Preis: 450,- Euro / ab sofort lieferbar
Synthetic Sound Labs – 2260 Modulation Orgy LFO
Also wenn das nicht mal ein bezeichnender Name ist! Modulation Orgy ist ein sehr spezieller, Clock-synchronisierbarer LFO, der acht Schwingungsformen erzeugen kann, die sich über CV-steuerbare Funktionen vielfältig verbiegen lassen.
Preis: 250,- Euro / „demnächst“ lieferbar
TipTop Audio
Passend zu ihren 808/909-Drumsound-Modulen kündigen TipTop Audio mit Trigger Riot und Cyrcadian Rhythm zwei Sequencer-Module an, zu denen leider aber noch keine Spezifikationen veröffentlicht wurden.
Metasonix – S-2000
Eric Barbour beglückt uns wieder mal mit einem Röhren-basierten Synthesizer. Beim S-2000 handelt es sich um eine kleine, preiswertere (was auch immer das bei Metasonix heißt) Version der S-1000 Wretchmachine. S-2000 besitzt zwei Operatoren, die eigentlich selbstschwingende Filter sind und mit Waveshaping von „Sinus“ bis zur einer verzerrten Rechteckschwingung verändert werden können. Auch der VCA ist Röhren-basiert.
Mit einem Ribbon-Controller können die Operatoren angeregt werden, wahlweise als freies Spiel oder als Hold-Modus. MIDI ist nicht vorhanden, dafür besitzt S-2000 aber CV/Gate-Ein- und Ausgänge.
Noch keine Angaben zu Preis und Verfügbarkeit.
Studio Electronics – Boomstar
Bei Studio Electronics dauert es bekanntlich immer etwas länger – und dann noch mal eine Weile. Den monophonen Analogsynthesizer Boomstar haben wir auf Amazona bereits vor fast einem Jahr schon gemeldet, nun wird auf der NAMM ein Prototyp gezeigt, aber ohne konkrete Angaben über die Verfügbarkeit. Warten wir also weiter auf den Code-Abkömmling, den es in vier verschiedenen Filter-Versionen geben soll. Für die einst veranschlagten 800,- $ wird es sicherlich ein interessanter Desktop-Synth.
Buchla
Leider ohne offizielle News und mit einer kaum gepflegten Website meldet sich auch Veteran Don Buchla wieder einmal. Es handelt sich um die Neuauflage seines Klassikers Electric Music Box, auch Music Easel genannt. Leider ohne weitere Infos des öffentlichkeitsscheuen Don und mit einem unbestätigten Preis von 4.000,- $ wird das trotz des interessanten Konzepts wohl nur eine Angelegenheit für Liebhaber bleiben.
Synthetic Sound Labs 2260 Modulation Orgy LFO ist bei mir schon mehr als ein Jahr im Rack, ist also keine wirkliche Neuigkeit :-)
Der Prophet 12 sieht sehr vielversprechend aus, und ich bin gespannt auf einen Testbericht. Er hat allerdings durchgehend digitale Oszillatoren. Analog sind nur die Filter und VCAs. Man kann ihn also nicht wirklich analog nennen.