Böse Beats aus dem UFO
Wenn Aufmerksamkeit das Ziel der Casio Produktdesigner war, dann haben sie es zweifelsohne erreicht. Mit seiner ungewöhnlichen Form und dem satten Rot springt der/die/das XW-PD1 sofort ins Auge – aber auch ins Ohr?
Casio wagte mit den XW-Keyboards vor einiger Zeit die Rückkehr zurück in synthetische Gefilde. Zwar sind die XW-Keyboards mittlerweile schon wieder vom Markt verschwunden, doch im XW-PD1 lebt, wie auch der Name es verrät, die Soundengine weiter. Diesmal in Gestalt einer kompakten Groovebox mit MPC-Style Drumpads.
Äußerlichkeiten
XW-PD1 fällt genauso wie sein schwarzer Bruder XW-DJ1 vor allem durch die ungewöhnliche Gehäuseform auf. Die runde Hälfte des Gerätes soll wohl Assoziationen zu Vinylplatten erwecken, der linke Bedienteil mit seinen zwei Crossfadern offensichtlich die Nähe zu DJ-Mixern demonstrieren. Die Zielgruppe scheint somit klar zu sein: Leute, die sich mit Club Music beschäftigen und zwischen Auflegen, Remixen und Produzieren keine großartigen Abgrenzungen ziehen.
Dem Beat-Programmierer sticht gleich das Sequencer-Konzept ins Auge. Um das Feld mit den 4×4 Drumpads sind kreisförmig Step-Tasten angeordnet. Diese Pads kennen wir inzwischen von unzähligen MIDI-Controller und Keyboards. Und auch ein 360°-Sequencer ist nichts wirklich Neues, beispielsweise Future Retro hatte es beim TB-Clone Revolution und dem Minisequencer Orb ebenso gemacht.
XW-PD1 ist mit Batteriefach und internem Lautsprecher auch für den mobilen Betrieb ausgelegt. Das Anschlussfeld präsentiert ein buntes Sammelsurium: Cinch-Ausgänge, 3,5 mm Kopfhörerbuchse, 6,3 mm Mic-Eingang, 3,5 mm Line-Eingang und USB.
Meine Fresse. Das Ding klingt ja genau so plastikmäßig wie es aussieht.
Die Zeiten des Trash-Electro sind doch glücklicherweise schon einige Jahre vorbei. Droht hier vielleicht ein Revival?!
Da wird einem ja schlecht, die Kiste zieht das allgemeine Testniveau hier ganz schön runter. Sowas gehört eigentlich in die Beats oder Keys Zeitung.
@bytechop Deiner Meinung nach sollen wir also nur Geräte testen die wirklich richtig gut sind? Ich bin allerdings der Meinung, dass es sich immer auch lohnt Low Budget Produkte zu testen. Und mit Testniveau hat das meiner Meinung nach nichts zu tun, sondern mit Bandbreite ;-)
Oh jeh, da hat aber jeders Casio MT – irgendwas aus den 80ern auch heute noch viel mehr Charme. Selbst die frühen Fruity Loops- Geschichten klangen besser und die mochte ich auch nie :)
Ich denke das hier Casio den selben Markt anspricht, wie es in den 90ern erfolgreich der Fall war. „Kaufhaus-Kunden“, die ein Musikinstrument für spontane Beatbastler suchen mit schnellem Ergebnis und weniger den experimentellen, anspruchsvollen Studio/Live-Musiker. Da finde ich es viel schlimmer das große Namen wie Roland oder Yamaha irgendwie Instrumente bauen, die ebenfalls in das „Regal“ passen würden! Zugegeben, etwas ‚harsch‘ formuliert, aber den Eindruck erwecken die neuen Mini-Kistchen! Casio hat hier alles richtig gemacht. Man muss es ja nicht kaufen bzw. in seine Produktionen mit einfließen lassen.
@Filterpad UVP 269,-, also Straßenpreis dann irgendwo so um die 220,-. Das ist für dich ein Mitnahmeartikel im Nicht-Fachverkauf? Da frag ich mich gerade ganz spontan, warum man die Volcas nicht bei Penny an der Kasse in der Quengelzone stehen sieht :)
Yamaha DJX war damals ja auch nicht unbedingt an das Fachpublikum gerichtet und preislich auch auf dem Niveau eines Einsteiger Entertainment Keyboards.
Zu einer anderen Zeit zugegeben, als Software noch nicht so stark in Mode war ;-)
@richard DJX, ein Verbrechen an der Tastenwelt, das ich bis eben gerade leidlich erfolgreich verdrängt hatte…..
Mich erinnert das Gerät an die Omnichords.
http://www.suzukimusic.co.uk/omnichord-heaven/models/om36-84.html
Auch nicht wesentlich teurer, nur wesentlich älter. Ich erinnere mich das ein Kollege mit dem Omnichord, die kompletten Leadparts für ein Album benutzt hat.
@TobyB Hallo Toby, ab dieser Version sogar mit Midi out:
http://www.suzukimusic.co.uk/omnichord-heaven/models/om100-200m.html
was dem Casio leider abgeht.
Die Omnichords immer noch ganz witzige Gimmiks.
Aber das Casio klingt trotzdem eher ausbaufähig ;-)
@richard Hallo Richard,
klar ist das ausbaufähig. Ich finde das Konzept des Casio XW-PD1 nicht übel, nur zu schnell und technisch unausgereift umgesetzt.
Die Omnichords waren ursprünglich mal zum lernen von Akkorden gedacht. Insofern würde ich das nicht als Gimmick bezeichnen, das studieren von Akkorden geht mit den Dingern echt gut. Und das die Akkorde auch via Midi rausgehen ist so dumm nicht. Etliche „Pop“ Musiker in UK haben so ihre Akkorde „erarbeitet“.
Ich finde manche der Kommentare hier einfach unpassend. Jeder sollte sich überlegen, mit was er angefangen hat, hoffentlich kein MT-Keyboard oder C64, sonst müsste man ja anfangen über sich selbst zu lachen. Warum muss man so ein Gerät so plump aburteilen? Es gibt natürlich Besseres und die Folcas wurden Anfangs ähnlich so verlacht, heute trauen sich alle zu schreiben, wo man sie alles einsetzt. Und jeder Electro-Musiker sollte im Kopf haben, wie Orchester-Musiker und Solosisten über Computer-Nerds und DJs schmunzeln: „Das Gejaule hat mit Musik nichts zu tun sondern ist Spielerei“. Ich denke, man kann so ein Gerät nicht gut finden, sollte aber respektable Kommentare mit Blick über den Tellerrand verfassen. Es muss solche Geräte geben, und sei es nur fürs Kinderzimmer. Ich hatte ein PT-31 von Casio unterm Weihnachtsbaum Anfang der 80er Jahre vorgefunden und hatte Jahrelang damit Spaß. Und ich bin stolz drauf! Im Übrigen, danke für den schönen Testbericht.