Das Flightcase, das zum DJ-Pult wird - ob das taugt?
Zuklappen, einpacken, losfahren, auspacken, aufklappen: fertig. Vor Ort: Kabel rein, Strom an und alles fertig. Also, ALLES fertig. Ach wäre das schön, doch so klappt das eigentlich nie. Dem perfekten Zustand jedoch kommen einige große Multi-Cases sehr nahe, die versprechen, dass gesamte Equipment in einem einzigen Case verpackt und verkabelt transportieren zu können und dann sogar noch zugleich der DJ-Tisch selbst zu sein. Das Flyht Pro Case CD DJ Booth Universal ist so ein Case, das ein Case für den DJ-Mixer und zwei Pioneer DJ / Denon oder Numark Player bietet, verkabelt und spielbereit, während das Case zugleich zur DJ-Booth werden kann, zum DJ-Arbeitsplatz, in dem man mit Teilen des Cases eine Tischkonstruktion bauen kann.
Kosten tut das Case/DJ-Pult rund 400,- Euro. Kein geringer Preis, verglichen jedoch mit den Kosten für drei Cases plus Tisch kein Preis, der besonders hoch ausfällt.
Die großen Fragen, die sich mir stellen, sind: Klappt das? Steht der Tisch stabil? Wie klappt das mit dem großen Gewicht in der Praxis? Und kann man wirklich die Geräte voll verkabelt im Case belassen und transportieren?
Viele Fragen, denen sich das Case im Praxistest stellen muss.
Flyht Pro Case CD DJ Booth Universal – ein erster Blick
Es dürfte wirklich niemanden verwundern, Flyht Pro Case CD DJ Booth Universal ist groß, nicht kleiner demnach der Karton.
30 kg bringt das Case alleine auf die Waage, bei Abmessungen von 1200 x 270 x 670 mm im gepackten Status. Damit ist schon das Case ein Schwergewicht. Je nach Bestückung kommen da noch schnell knapp über 20 kg durch zwei Player und einen Mixer dazu.
Fassen soll das große Case das klassische DJ-Setup, bestehend aus zwei Pioneer DJ CDJ-2000NXS2 (NXS, CDJ-900 oder CDJ-850), Denon DJ SC5000 (DN2900 oder DN3700) oder Numark NDX500 / NXDX900 zusammen mit Mixern wie Pioneer DJ DJM-900NXS2 (NXS), DJM-850 / DJM-750MK2 / DJM-700 / DJM-600, Denon DJ X1800 / X1850 oder Allen & Heath XONE:96 / XONE:92 / XONE:DB2 / XONE:DB4, wie alle weiteren klassischen Mixer dieser Größe.
Hergestellt ist das Case aus Multiplex mit Aluwinkeln sowie Kugelecken, alles vernietet. Die Innenräume sind mit Schaumstoffpolstern ausgeklebt. Außen befinden sich zwei Fächer für die Player, mittig das Fach für die DJ-Mixer, das anhand zweier mit Klett befestigter dünner Polster passend gemacht werden kann – auch für die schmalere Mixer (z. B. Unterschied zwischen XONE:92 und XONE:96). Letzterer passt nur mit Kraft hineingedrückt und stellt damit von den Außenmaßen (Breite) das Maximum dar, was in das Case passt.
Hinter den Fächern für die Geräte befinden sich ein breites, schlankes Fach sowie zwei weitere kleinere zur freien Nutzung. Im breiten der beiden Fächer befinden sich bei Auslieferung vier Bretter mit Alukanten, die für den Aufbau benötigen werden.
Aufbau des Case-Monsters für DJ-Mixer und DJ-Player
Zeit für den Aufbau – bevor die Geräte das erste Mal im Case platziert werden. Aufgebaut beziehungsweise aufgestellt wird das Case, indem die Oberseiten, die das Case verschließen, als Beine genutzt werden. Zudem befinden sich im Case vier weitere Seitenteile, die die „Vorderbeine“ verbinden und in die Seitenteile eingesetzt werden, um die notwendige Höhe zu erreichen. Die vier, nennen wir sie einmal Standhelfer, werden im Case mitgeliefert, eingesteckt in dem bereits erwähnten Fach an der hinteren Oberseite.
Hierzu werden die beiden Oberseiten über die Butterfly-Verschlüsse gelöst und abgenommen. Rückseitig an diesen zu finden sind Polster, die auf die Jog-Wheels der Player aufliegen / den Mixer aufliegen und die Gerät an der richtigen Position halten, sobald das Case transportiert wird.
Die beiden eingesteckten Teile werden herausgezogen und dort zwei der mitgelieferten Standhelfer eingesteckt. Wie es später aussehen soll, dazu hilft ein Blick auf ein Foto, denn eine Aufbauanleitung fehlt. Wer jedoch einer Vorgabe folgen mag, der schaut auf die kleinen aufgeklebten farbigen Punkte auf den Teilen. Setzt man das Case so zusammen, dass die an den Kanten aufgeklebten Punkte aneinander liegen, so hat man es richtig gemacht.
Nun, die kleinen Bretter eingeschoben, danach die ursprünglich dort platzieren Bretter ebenso einführen. Darüber bekommt man die Höhe für das stehende Case. Die beiden Oberseiten werden nun aufgestellt und vorn wie hinten anhand der weiteren zwei „Standhelfer“ verbunden. So wird aus den Oberseiten zusammengefügt die Unterkonstruktion.
Die zwei verschraubten Holzleisten kommen an dieser Stelle ins Spiel, denn sicher wird sich der eine oder andere schon gefragt haben, wie das Case auf den beiden „Stelzen“ ohne Haken halten soll. Diese Frage habe ich mir zumindest gestellt. Die Antwort findet sich in den Holzleisten, die über eine Fuge verfügen, in die die beiden Stelzen reinpassen – sobald man das schwere Case auf sie gezirkelt hat. Das ist ohne Frage bei dem schweren Case nicht ganz einfach, aber machbar. Hat man dies einmal erledigt, sitzt das Case hier erstaunlich fest auf dem Gestell und droht weder herauszurutschen noch zu Kippen, auch wenn man am Case rüttelt. Hierbei ist die Konstruktion stabiler als gedacht, auch wenn das gesamte Konstrukt dabei natürlich in der Gesamtheit leicht wackelt, wenn man an diesem ruckelt.
Roadtauglich? Ich habe Zweifel!
Ist das Case roadtauglich? Vielleicht sogar für eine Person? Nun, die Antwort lautet ja und nein zugleich.
Zwei Rollen an der Unterseite lassen das Rollen des Gewichtsmonsters zu. Immerhin ist der Transport auf flachem Untergrund mit einer Person realisierbar.
Der Aufbau? Nun, das Standgerüst aufzubauen, ist ebenso für eine Person kein Problem, das Case allerdings auf diesem zu platzieren, ist nicht nur aufgrund des Gewichts, sondern auch aufgrund der beiden Beine, die getroffen und in der Fuge ihren Patz finden müssen, sehr schwierig. Machbar ist es, realistisch aber kann das nicht die Lösung sein. Der Aufbau-Part müsste also von zwei Personen übernommen werden.
Was dem „roadtauglich“ in meinen Augen jedoch entgegensteht, ist die Unterbringung der „ Standhelfer“, der vier beigelegten Bretter. In unbestückter Form sind diese einfach in dem hinteren Fach unterzubringen, auch wenn dieses bereits dafür knapp bemessen ist. Denn geliefert wird das Case so und da passen die vier Bretter auch perfekt in das Fach:
Hat man jedoch in diesem die Kabel untergebracht und dafür gibt es schlicht keine andere Möglichkeit, so wird es eng. Minimal würden dort liegen: eine Steckdosenleiste, die Enden von drei Gerätekabeln, das Kabel der Steckdosenleiste und zwei XLR-Kabel.
Das bedeutet jedoch, dass die vier Brettteile dort auf keinen Fall und auch nicht mit Gewalt mehr reinpassen. Denn dann sieht es so aus:
Diese müsste man gesondert transportieren, denn im Case ist für diese kein Platz mehr. Eigentlich jedoch sehe ich das als Grundanforderung, aber auch Funktion des Cases.
Roadtauglich? Ein Case, alles drin? Das ist in jedem Fall nicht mehr gegeben und dafür gibt es einen soliden Abzugspunkt.
Qualität und Haptik
Qualitativ macht das Case einen soliden Eindruck eines klassischen Flightcases. Trotz der Konstruktion über die Deckel als Beine steht das Case als Tisch recht stabil. Natürlich ist es kein Ersatz für einen richtigen, soliden Tisch, aber es steht so fest, dass es bei einer Nutzung nicht zusammenbrechen wird. Das dürfte bei dem Wert und Gewicht der Geräte auch nicht im Ansatz den Eindruck erwecken, als könnte dies vorkommen.
Zum Aufbau habe ich ja bereits einiges gesagt, inklusive der Tatsache, dass das Auflegen des Cases auf die Beinkonstruktion als Einzelperson fast nicht möglich ist. Das gibt Abzüge bei der Haptik, ist aber wohl auch bei einem Ziel des Cases als eigener Tisch kaum anders möglich. Alternativen wären nur Cases, die als Tisch fungieren und auf die Geräte dann gestellt werden. Befinden sich die Geräte alle in einem Case, wird es unweigerlich schwer.
Positiv fällt die Polsterung ins Auge, die in den Fächern für die Player auch per Klett herausgenommen werden kann. Allerdings war hier nur Klett zu finden and den herausnehmbaren Polster-Teilen, nicht jedoch an dem Schaumstoff im Case. Den Original-Fotos nach zu urteilen, sollten diese auch eher für das Mixer-Fach sein, würden aber bei schlankeren Playern auch im Player-Fach benötigt werden.
Ich bin nicht zu 100 % überzeugt. Es fehlt Klett, es fehlen Polster. Zudem, einen XONE:96 muss man in das Mixerfach mit Kraft hineinpressen. Ich sollte nicht erwähnen, dass dieser Mixer seitlich Lüftungsschlitze hat? Man sollte sich also darauf einstellen, dass man eventuell ein klein wenig mit Schaumstoff und Klett basteln muss, um es perfekt zu machen!
Zum Thema Kabelfach wurde ja nun auch schon das eine oder andere gesagt, auch hier ist die Lösung nicht so glücklich. Ebenso ist es bei den Kabeldurchlässen. Zwischen den Fächern funktionieren diese gut, nach hinten raus ist es jedoch eher schwierig.
Klar, alle Geräte müssten an eine Steckdosenleiste. Ansonsten ist es sinnlos. Der Stecker, der ja mit Kabel aus dem Case geführt werden muss, passt leider nicht durch den Kabeldurchlass. Anmerkung: Durch diesen müssen ja auch noch mindestens zwei XLR-Kabel raus. Der ist schlicht zu klein. Auch das hätte besser gelöst werden können.
Ich würde da nicht für ca. 7000€ Equipment draufstellen…
Die Idee ist ja nicht verkehrt. Für n Liveset wäre das Oberteil schon cool. Aber da alle Grooveboxes und Synths unterschiedlich groß sind führt wohl kein Weg an diy vorbei. Das verkabeln im dunklen Club macht kein Spaß.
@Emmbot Voll. Darüber habe ich mit dem Toraiz SP-16 und externen Effekt-Geräten auch schon drüber nachgedachte. Kiste, alles drin, fest verkabelt. Haubencase und nur den Deckel abnehmen. Das wäre traumhaft. Neben DJs Sets in Clubs ist aber immer so wenig Platz oder „nicht planbar genug“ Platz, weswegen ich mich bisher immer dagegen entschieden habe. So muss man mehr Verkabeln, kann aber auch auf kleinerem Raum aufbauen. Das wird bei Live-Sets ja häufig ebenso sein…
Worst Case, man kommt in den Club, der DJ vor einem spielt schon und das Case passt nicht auf den Platz neben dem Setup :(
@Bolle / Johann Boll Haha…“worst case“…touche
Endlich hat das Jemand getestet, danke Bolle. Wirklich nur zu Zweit zu händeln. Wie du geschrieben hast, nicht zu Ende gedacht. Die Durchführung für die Kabel müssten größer sein.
Ich habe seit 2012 das „Abs DJ Bar case“ im Einsatz. Leider wird es nicht mehr produziert. Schön leicht und stabil. Das Stelle ich auf einen Spider und bin so schnell mit dem Aufbau fertig. Ist natürlich nichts für den Club.