Die kleinen Racker
Bei den Modulen HIGH_GAIN und the eternal spring filter gibt es nicht mehr viel zu erklären. Sie sind augenscheinlich dafür ausgelegt, auch bei schon geringen Anhebungen des Gains voll in die Sättigung zu gehen. Dabei gefällt mir die Art der Verzerrung, zumal sie auch für Signale im Bassbereich geeignet ist und dort nicht „aufbröselt“, zu hören in den Beispielen. Beim Filter gefällt mir die Parametrisierung des Q-Faktors, also der Resonanz, nicht. Diese fängt schon sehr früh an, in die Eigenschwingung zu gehen – noch bevor man die 12-Uhr-Position erreicht hat. Andererseits lässt die Resonanz auch bei tiefen Frequenzen nicht nach, sodass man das Filter sehr gut für alles Subbassige nutzen kann. Zusätzlich ist das Filter auch bei CUT auf Rechtsanschlag bei Weitem nicht ganz geöffnet. Erst wenn man zusätzlich in den CV volle +5 V gibt, ist das Filter ganz geöffnet.
KICK_ME ist ebenfalls ein Fall für sich, denn auch hier ist die Parametrisierung, sagen wir, gewöhnungsbedürftig. Gerade beim Poti KICK B setzt sehr schnell eine Eigenschwingung ein. Das ist auch die einzige Einstellung für den Ausgang OUT B, alle anderen betreffen das Signal am Ausgang OUT A. Der BEATER sorgt dafür, dass die erste Transiente gegen die Wand gefahren wird und sich somit eine Art Doppel-Kick einstellt. Mit DECAY wird die Schnelligkeit der Pitch-Hüllkurve bestimmt. DAMP bringt die KICK A beim Öffnen wiederum schnell in die Eigenschwingung, deren Pitch dann über den Regler PITCH oder den CV-Eingang gesteuert werden kann. Über einen CLIP-Schalter kann man die ausgegebene Schwingungsform in die Sättigung fahren.
kitty eyes bietet keine echte Random-Funktion, sondern, wie das Oszi zeigt, lediglich eine unregelmäßige, aber dennoch zyklische Schwingungsform. Dabei nimmt die Amplitude stark ab, wenn man die Frequenz über den SPEED-Regler erhöht. Es existiert also keine Amplituden-Kompensation. Über den CV-Eingang kann die Frequenz verändert werden. Der Trigger-Eingang startet die Schwingungsform entsprechend neu. Dieses Modul ist mir ein bisschen rätselhaft. Es kommt weder eine echte Zufallsspannung, noch ist diese konsistent über den Frequenzbereich. Der zweite Ausgang bietet eine identische Schwingungsform, lediglich mit einer höheren Amplitude und um 90 Grad in der Phase verschoben. Am „zufälligsten“ klingt kitty eyes, wenn man komplexe Audiosignale, wie komplette Mixe, in den TRIG- oder den CV-Eingang speist.
Der Telefon-Joker
TELEPHONE GAME ist komplexer. Es handelt sich um ein Shift-Register (ein mächtiges Shift-Register stellt z. B. der Future Retro Zillion dar). Was macht ein Shift-Register eigentlich? Grob gesagt: Es ist in der Lage, in einer Anzahl an Registern bestimmte CV-Werte zu speichern und nacheinander durch Schieben der Werte von ein ins andere Register (deswegen Shift) auszugeben. Die Schiebeaktion erfolgt dabei jeweils durch einen Triggerimpuls, hier am clock-Eingang. Netterweise wird dieser Impuls auch wieder am clk out ausgegeben.
Üblich sind dabei Shift-Register mit einer musikalisch gängigeren Anzahl an Registern wie vier oder acht. Snazzy FX TELEPHONE GAME will aber auch hier unbedingt anders sein und bietet deren fünf an.
Um gleich eine Spannungsquelle zu haben, die die Register füllen kann, ist ein Rauschgenerator an Bord. Steckt kein Kabel im input, so wird automatisch noise an das aktuelle Register gegeben, also eine zufällige Spannung gesampelt.
Um das Signal abzugreifen, gibt es fünf verschiedene Buchsen: 1, 3, 5, sum und slew. Am Ausgang 1 kann mit jedem Clock-Impuls der aktuelle Register-Wert abgenommen werden. Ausgang 3 ändert seinen Wert nur alle drei und Ausgang 5 alle fünf Clock-Impulse. Am Summenausgang liegt immer das Summensignal aller aktuellen Register an.
Der Slew-Ausgang ermöglicht ein graduell abklingendes Signal abzunehmen, dessen Zeitkonstante über den SLEW-Regler bestimmt wird. So wird aus dem Eckigen das Runde. Aber auch hier wieder wird mit der Brechstange versucht anders zu sein: Die Glides zwischen zwei Noten werden langsamer bei einer Bewegung im Uhrzeigersinn – intuitiv hätte ich das Gegenteil erwartet.
Die Regler FIVE und SUM, der Kategorie depth dämpfen oder verstärken dann die gesamt ausgegebene Spannung an den jeweiligen Ausgängen 5 und sum. Ach ja, wer hätte es gedacht, beim SUM-Regler wird die Dämpfung natürlich höher im Uhrzeigersinn.
Nun bleiben noch die drei Schalter übrig: CLK MODE lässt das Shift-Register entweder bei jedem Clock-Step voranschreiten (Modus b) oder lässt es abwechselnd fünf mal voranschreiten und fünf mal pausieren. Wobei die Clock auch in der Pause durchläuft – es wird in dieser Zeit einfach die letzte Spannung ausgegeben.
CLOCK steht, könnte man meinen, für Clock-Division, da dahinter ein Geteiltzeichen steht. Die Funktion ist jedoch eine andere. In der Stellung 0 wird für jeden Shift-Register-Step ein Clock-Impuls ausgegeben. In der Stellung 1 jedoch nur für das erste oder in Stellung 5 nur für das fünfte Shift-Register. Für mich etwas unverständlich, da fünf und eins ja direkt hintereinander folgen und es keinen großen Unterschied macht. Ein Impuls beim dritten Register wäre vielleicht sinnvoller gewesen?
Der Schalter SLEW kann die Ausgabe des SLEW-Ausgangs umleiten. Entweder liegt das SLEW-Signal an oder dasjenige Signal, das auch am Ausgang 5 liegen würde. Das kann in einer Performance durchaus hilfreich sein.
Ein Shift-Register wird eigentlich erst so richtig interessant, wenn es auch Feedback zulässt, d .h. dass irgendein Teil der aktuellen Kette auf den input zurückwirken kann. Dadurch ergeben sich ständig verändernde Sequenzen oder allgemeiner gesagt CV-Abläufe. TELEPHONE GAME beherrscht auch das. In der Sektion feedback kann man bestimmen, wie viel vom SUM- oder FIVE-Ausgang auf den Eingang zurückwirken soll. Dieser wird dann mit dem eigentlichen Eingangssignal vermischt.
Das ‚Telephone-Game‘ gefällt mir ausgesprochen gut. Ein toller Anrufbeanworter; dies war ernst gemeint!
Von den vorgestellten Modulen würde ich noch am ehesten das Filter nehmen; vielleicht noch die Kitty Eyes. Allerdings kann ich mit meinem Studio Electronics STE.16 Dual LFO auch recht komplexe Wellenformen kreiieren Das Telephone Game hört sich auch recht interessant an…
ich hab gestern mit dan von snazzy fx gesprochen.
er war recht ungluecklich ueber den kitty eyes test. es scheint sich um einen produktionsfehler oder transportschaden zu handeln.
und zwar bei dem testmodul. andere kitty eyes module schliessen buendig an das naechste.
die module selbst hab ich noch nicht getestet – bin aber ein GROSSER fan der wiederaufgelegten pedale. breadnbutter stuff gibtz ja ueberall – schoene kranke kaputtnickmodule bringen freude ins studio.
werd die dinger alsbald mal hinter drummachines und basslines haengen.