EMT 140
Die Hallplatte aus Deutschland ist die älteste emulierte Software in der UAD Reverbpalette. Dabei haben es die Softwareentwickler nicht bei einer Platte belassen. Nein, gleich drei Exemplare wurden in das Plug-in integriert.
Vorgeschaltet ist ein Filter. Hier kann gewählt werden zwischen einem LowCut bei 80 Hz, der mit 4, 10 und 16 dB Steilheit greift oder einem Shelf-Filter, das bei 12 dB in sechs Stufen von 90 – 360 Hz einzustellen ist. Es folgt die Auswahl der drei Platten, die sich auf eine Reverbtime von 0,5 bis 5,5 Sekunden einstellen lassen. Stereobreite und Balance ist ebenso vorhanden wie eine semiparametrische Klangregelung mit Low und High. Eine Modulationseinheit und ein Predelay-Regler sind auch vorhanden. Abgeschlossen wird mit dem Dry/Wet-Poti.
Nicht umsonst ist auch heute noch in nahezu jedem Hallgerät ein Plate Reverb integriert, der Effekt ist universell einsetzbar. Ob auf Stimme, Strings, Gitarre, Drums, die Platte passt eigentlich immer und wird mit ihrer angenehmen Klangästhetik nie aufdringlich.
Die Variationsmöglichkeiten des EMT 140 sind groß. Da wären zunächst die drei verschiedenen Plates, von denen C heraus ragt, da sie nicht mit der originalen EMT Elektronik arbeitet, sondern mit Martech. Sie klingt deutlich dichter und dunkler. Sehr gut reagieren das Input Filter und die Klangregelung, hier lässt sich der Reverbsound optimal formen. Eher dezent arbeitet die Modulationseinheit.
Mit dem Predelay ist der Hall schön vom Originalsignal zu selektieren, mit Stereo Width und Balance lassen sich auch Monoreverbs und gewünschte Panoramazuordnungen gut realisieren.
Um die Qualität einschätzen zu können, habe hier zum Vergleich mal ein Plate Programm aus Logics Space Designer daneben gestellt, es ist nur das Hallsignal aufgezeichnet.
Sound 4a Violin_EMT140
Sound 4b Violin_Space Designer
Nun nehmen wir unseren Drumbeat, das komplette Set außer der Snare erhält einen kleinen Raum, die Snare wird mit einem Monohall mit ca. 1,3 sec ausgestattet.
Sound 5a Drums_dry
Sound 5b Drums_Reverb
Nun noch eine Akustikgitarre, die mir freundlicherweise mein lieber Kollege Adax für einen Mikrotest eingespielt hatte, mit und ohne Effekt. Zum Schluss wieder Gesang mit ähnlichen Einstellungen wie beim BX 20 Federhall. Hier schneide ich zum Vergleich die drei Plattenvarianten hintereinander.
Sound 6a AdaxGit_dry
Sound 6b AdaxGit_Reverb
Sound 7 Female Voice_2,8sec_0ms_stereo
Auch der EMT 140 ist eigentlich kein natürliches Reverb, dafür fehlen ihm die Early Reflexions und er hat im Grundklang eine recht lange Decayzeit in den Höhen. Durch den gut greifenden EQ lässt sich hier aber schön gegen steuern, anderseits sind durch den Zugriff auf die Stereoparameter und Predelay auch gut klingende Spezialeffekte möglich. Wer gerne Plattenhall einsetzt, für den ist der EMT 140 ohnehin ein Muss.
Danke für detaillierten Erläuterungen, Armin, auch wenn diese mich nicht zum Kauf der Simulationen animieren können. Ich schätze, es gehört eine große Portion Nostalgie dazu, sich solcher Produkte zu bedienen. Was dies mit Kreativität zu tun haben könnte, wäre noch eine ganz andere Frage, besonders, falls man damit die Schaffung von Neuem anvisieren würde. Ich muss gestehen, mir fehlt ein Hang zu Nostalgischem – und nutze als Musiker weiterhin primär die mir zur Verfügung stehenden IRs des Lex 960 L.
@MidiDino Ein Lexicon Hall mit einer IR zu simulieren mag ja funktionieren, die spezielle und stilprägende Modulation im Hallsignal geht aber verloren. IRs sind für statische Reflektionsmuster geeignet, wie sie in Räumen auftreten, leider aber nicht adequat für die Simulation algorithmischer Reverbs.
@swissdoc Danke swissdoc, für den Einwand. Aber: Vermutlich möchte niemand, der IRs nutzt, algorithmische Reverbs simulieren, nicht einmal ein Lex 960 L ließe sich mit IRs hinreichend simulieren, berücksichtigte man die Vielzahl an Einstellungen, die möglich sind. Man ist auf die Auswahl an IRs angewiesen; für mich reicht die mir zur Verfügung stehende Auswahl vollkommen aus.
Weil Modulationen angesprochen worden sind: mich interessiert eine relative Natürlichlichkeit in Bezug auf Rauminformationen, in Abhängigkeit von der Musik, die im Zentrum steht. Ich weiß, dass andere Musiker andere Präferenzen haben. Mit Absicht sprach ich von mir. Ich habe dazu einen Leserartikel vorbereitet, der aktuell noch ‚in Prüfung‘ ist.
Hinsichtlich der besprochenen PlugIns bleibe ich dabei: ich halte sie für nostalgisch. Spaß kann man freilich auch damit haben, wenn man es drauf anlegt ;-)
@MidiDino Mir geht es um den bekannten und typischen Lexicon bigger-than-life Wölkchen-Wohlfühl-Hall, der eben von den Modulationen lebt und somit von einer IR nicht nachgebildet werden kann. Das ist etwas prinzipielles und hat mit modern oder nostalgisch erstmal nicht viel zu tun. Was man dann bevorzugt, ist Sache des persönlichen Geschmacks, wie Du schon richtig anmerkst.
@swissdoc Dieser „Lexicon bigger-than-life Wölkchen-Wohlfühl-Hall“ wurde von einigen Musikern ja bei den neueren Modellen vermisst, gerade auch beim 960 L gegenüber dem 480er, aber nicht von mir. Ich bin hingegen von der plastischen Natürlichkeit des 960-L-Klanges sehr angetan und nutze ihn für zeitgen. Jazz / zeitgen. Klassik. Und dann auch bislang nur die Chambers und relativ dezent.
UAD macht hier wirklich einen TopJob! Ich werde mir diesen XmasSale das EMT140 gönnen. Am letztjährlichen Kauf des Lexicon erfreue ich mich bei jedem Einsatz. Das AMS gewinnt hier folgend auch bei mir, ist mir aber für ein PlugIn noch zu teuer. Danke dir!!!
Hi tomk,
danke für dein Feedback, ist immer wichtig zu hören, dass mein Eindruck vom Produkt geteilt wird.
Bei dem AMS habe ich stark die Befürchtung, dass ich mich zu sehr daran gewöhne, solange meine Testlizenz noch läuft.
Mit dem EMT140 wirst du sicher deinen Spass haben.