EMT 250
Der nächste EMT-Knaller, das EMT 250, das erste Digitalreverb und, wenn man so will, zugleich das erste Multieffektgerät der Welt. Neben Reverb kann das 250er Delay, Phaser, Chorus, Echo und Space erzeugen, jedoch jeweils nur einen Effekt zur selben Zeit.
Gesteuert werden die Effekte über vier spacige Hebel und den Front/Rear Output-Schalter.
Hebel 4 ist in allen Programmen immer für das PreDelay zuständig, das 0, 20, 40 und 60 ms lang sein kann.
Im REVERB Programm steuert Hebel 1 die Decayzeit, die von 0,4 – 4,5 Sekunden reicht. Hebel 2 beeinflusst die Decayzeit bei 300 Hz und bietet die Multiplikatoren des Hauptdecays um 0,5, 1,0, 1,5 und 2,0. Auch die Höhen können am dritten Hebel separat bearbeitet werden, hier ist das Originaldecay in den Schritten 0,25, 0,33, 0,5 und 1,0 einstellbar, wobei hier die maximale Decayzeit von ca. 3 Sekunden nicht überschritten wird. Mit dem Front/Rear Switch werden zwei verschiedene Effektklänge umgeschaltet. In der originalen Hardware-Unit waren für quadrophonische Anwendungen zwei Ausgangspaare vorhanden, die klanglich unterschiedlich beschickt wurden.
Ein Sonderprogramm ist SPACE, hier ist die Decaytime fest bei 10 Sekunden und das über sämtliche Frequenzen. Das PreDelay und das Ausgangspaar sind die einzigen Beeinflussungsmöglichkeiten.
DELAY ist in 20 ms Schritten von 0 – 300 ms einstellbar. Dies kann für L und R separat geschehen. Das Finetuning geschieht mit Hebel 2, der 5 ms Schritte erlaubt. Der Rear/Front Switch schaltet den Ausgang von stereo auf mono um. Feedback gibt es nicht.
Dafür ist das Programm ECHO zuständig. Es arbeitet mono mit denselben Verzögerungszeiten wie das Delay. Das Feedback wird über ein HF Decay gesteuert, das in vier Stufen anwählbar ist. Der Rear/Front schaltet in der Frontposition den Effekteingang stumm.
Recht einfach parametrisiert sind PHASE und CHORUS. Bei Beiden ist das PreDelay einstellbar, bei Phase ist noch die Phasenverschiebung von 0 -15 ms in Bezug zum ersten Delay mit fixen 15 ms und das Ausgangspaar zu wählen. Chorus begnügt sich mit vier Variationen und einem Stereo/Mono-Schalter.
Klanglich bietet das EMT 250 einen sehr schönen, dichten Hall, der sich auf einfache Weise anpassen lässt. Hier zunächst ein Saxofon-Beispiel mit der maximalen Decaytime von 4,5 sec und 60 ms Predelay. Bei Beispiel 1 ist das LF Decay auf 0,5 und das HF Decay auf max. gestellt, Beispiel 2 arbeitet mit einem LF Decay von 1,5 und HF Decay von 0,33.
Sound 8a Saxofon_1
Sound 8b Saxofon_2
Nun bearbeite ich ein Bongo-File. Der Hall ist mit 0,8 sec recht kurz, das Predelay bleibt bei Null. Zuerst hören wir die Spur ohne Effekt, dann zwei Mal mit Hall, der einzige Unterschied besteht hier aus der Benutzung des Front/Rear-Ausgangs.
Sound 9 Bongos
Natürlich darf auch unser Gesangs-Beispiel nicht fehlen.
Sound 10 Female Voice_2,8sec_0ms_stereo
Das EMT 250 Reverb entpuppt sich als gut einsetzbarer Effekt mit einer natürlichen Hallsimulation und eigener Klangästhetik. Beeindruckend ist die einfache Anpassung mittels weniger Parameter.
Danke für detaillierten Erläuterungen, Armin, auch wenn diese mich nicht zum Kauf der Simulationen animieren können. Ich schätze, es gehört eine große Portion Nostalgie dazu, sich solcher Produkte zu bedienen. Was dies mit Kreativität zu tun haben könnte, wäre noch eine ganz andere Frage, besonders, falls man damit die Schaffung von Neuem anvisieren würde. Ich muss gestehen, mir fehlt ein Hang zu Nostalgischem – und nutze als Musiker weiterhin primär die mir zur Verfügung stehenden IRs des Lex 960 L.
@MidiDino Ein Lexicon Hall mit einer IR zu simulieren mag ja funktionieren, die spezielle und stilprägende Modulation im Hallsignal geht aber verloren. IRs sind für statische Reflektionsmuster geeignet, wie sie in Räumen auftreten, leider aber nicht adequat für die Simulation algorithmischer Reverbs.
@swissdoc Danke swissdoc, für den Einwand. Aber: Vermutlich möchte niemand, der IRs nutzt, algorithmische Reverbs simulieren, nicht einmal ein Lex 960 L ließe sich mit IRs hinreichend simulieren, berücksichtigte man die Vielzahl an Einstellungen, die möglich sind. Man ist auf die Auswahl an IRs angewiesen; für mich reicht die mir zur Verfügung stehende Auswahl vollkommen aus.
Weil Modulationen angesprochen worden sind: mich interessiert eine relative Natürlichlichkeit in Bezug auf Rauminformationen, in Abhängigkeit von der Musik, die im Zentrum steht. Ich weiß, dass andere Musiker andere Präferenzen haben. Mit Absicht sprach ich von mir. Ich habe dazu einen Leserartikel vorbereitet, der aktuell noch ‚in Prüfung‘ ist.
Hinsichtlich der besprochenen PlugIns bleibe ich dabei: ich halte sie für nostalgisch. Spaß kann man freilich auch damit haben, wenn man es drauf anlegt ;-)
@MidiDino Mir geht es um den bekannten und typischen Lexicon bigger-than-life Wölkchen-Wohlfühl-Hall, der eben von den Modulationen lebt und somit von einer IR nicht nachgebildet werden kann. Das ist etwas prinzipielles und hat mit modern oder nostalgisch erstmal nicht viel zu tun. Was man dann bevorzugt, ist Sache des persönlichen Geschmacks, wie Du schon richtig anmerkst.
@swissdoc Dieser „Lexicon bigger-than-life Wölkchen-Wohlfühl-Hall“ wurde von einigen Musikern ja bei den neueren Modellen vermisst, gerade auch beim 960 L gegenüber dem 480er, aber nicht von mir. Ich bin hingegen von der plastischen Natürlichkeit des 960-L-Klanges sehr angetan und nutze ihn für zeitgen. Jazz / zeitgen. Klassik. Und dann auch bislang nur die Chambers und relativ dezent.
UAD macht hier wirklich einen TopJob! Ich werde mir diesen XmasSale das EMT140 gönnen. Am letztjährlichen Kauf des Lexicon erfreue ich mich bei jedem Einsatz. Das AMS gewinnt hier folgend auch bei mir, ist mir aber für ein PlugIn noch zu teuer. Danke dir!!!
Hi tomk,
danke für dein Feedback, ist immer wichtig zu hören, dass mein Eindruck vom Produkt geteilt wird.
Bei dem AMS habe ich stark die Befürchtung, dass ich mich zu sehr daran gewöhne, solange meine Testlizenz noch läuft.
Mit dem EMT140 wirst du sicher deinen Spass haben.