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Workshop: Tipps zum Kauf von PA-Lautsprechern, Bühne

So setzt ihr beim Kauf von Aktivboxen den richtigen Fokus

13. Mai 2021
Workshop: Tipps zum Kauf von PA-Lautsprechern, Bühne

Wer die Wahl hat … Wie finde ich da die passenden Lautsprecher?

Wenn der Kauf einer Aktivbox oder eines Pärchens ansteht, kann man vom anscheinend endlosen Angebot und der unendlichen Modellvielfalt schnell überwältigt sein. Wir wollen hier einige Begriffe klären und euch den Auswahlprozess erleichtern.

Am Anfang steht immer der geplante Einsatzzweck. Muss nur ein Rentnertreff behutsam mit Musik von Karel Gott untermalt werden oder sollen 250 Leute mit brachialer Lautstärke bei einem Livekonzert versorgt werden? Die Einordnung, welche Box denn nun kräftig genug für welchen Anlass ist, ist anhand der angegebenen Daten nicht immer leicht.

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Sinn und Unsinn der Leistungsangabe

Zu allererst muss mit dem landläufig verbreiteten Irrglauben aufgeräumt werden, die Leistungsangabe ließe einen Rückschluss auf die Lautheit eines Lautsprechers zu. Lautsprecher haben generell sehr niedrige Wirkungsgrade von unter 1 %, auch gern mal 0,1 %. Die elektrische Leistung aus der beworbenen Angabe hat also fast nichts mit der abgestrahlten akustischen Leistung zu tun. Sie sollte generell nur „Belastbarkeit“ heißen. Bei Passivlautsprechern ist sie immerhin wichtig, um die vorgeschaltete Endstufe zu dimensionieren. Bei einem aktiven Vertreter hingegen hat sie praktisch keine Bedeutung mehr, auch wenn noch immer vornehmlich damit geworben wird. Tatsächlich ist aber nur wichtig, was aus dem Lautsprecher rauskommt – welchen Schalldruck er erzeugt. 1000 W können an einem Lautsprecher genauso laut klingen wie 100 W an einem anderen. Lassen wir also die Leistung bei unserer Entscheidung außen vor.

Schalldruckangaben der Hersteller einordnen

Wenn ich eine kräftige Aktivbox suche, muss ich also nur die Schalldruckangabe beachten und damit bin ich auf der sicheren Seite … nun, eigentlich sollte es so einfach sein. Aber ich kenne meine Pappenheimer (finde den Spruch im Zusammenhang mit Lautsprechern äußert passend). Leider sind Herstellerangaben oft nicht das Papier wert, auf das sie gedruckt sind. Als Faustregel gilt hier: Je billiger der Lautsprecher, desto stärker wurden „alternative Messmethoden“ verfolgt. Als Beispiel möchte ich hier mal zwei Aktivboxen in 2-Wege-Bestückung mit 12“-Tiefmitteltöner angeben: Die Behringer DR112DSP hat mit ihrer wahnsinnig hohen Schallpegelangabe von 134 dB die Nase ganze 4 dB weit vorn gegenüber dem 3x so teuren Modell aus selbem Hause, der Turbosound iQ12. Wer beide Lautsprecher real miteinander vergleicht, wird einen anderen Eindruck gewinnen. Warum man innerhalb von Music Tribe die Produkte so platziert, kann ich nur mutmaßen. Es werden eben verschiedene Zielgruppen angesprochen.

Behringer-B12X-Aktivbox zum derzeitigen Preis (Mai 2021) von rund 250,- Euro

Aber auch abgesehen vom Marketing sind Pegelangaben nicht immer direkt vergleichbar. So stellt man z. B., um die rückwärtig abgestrahlte Energie eines Lautsprechers für ein besseres Messergebnis zu nutzen, den Lautsprecher vor eine Wand. Und erhält etwa 3 dB höhere Werte. Diese Art der Messung sollte mit dem Zusatz „halfspace“ gekennzeichnet sein, was oft aus „Bequemlichkeit“ weggelassen wird. Wenn man noch 3 dB mehr haben will, stellt man den Lautsprecher noch auf den Boden und misst im „quarterspace“. Oder gleich in eine Raumecke für 9 dB mehr. Und was genau gemessen wurde, taucht im Verkaufsangebot nicht mehr auf. Vergleichbarkeit ade. Nun wäre es aber schön, wenn es ein Kriterium gäbe, das uns hilft, zumindest die Leistungsklasse eines Lautsprechers einzugrenzen. Was jetzt kommt, tut mir Leid.

Alles eine Sache des Preises?

Für den Einsteiger- und Semi-Bereich sehe ich eine Preisspanne von, sagen wir, 79,- bis 790,- Euro pro Lautsprecher. In diesem hart umkämpften Marktsegment scheint es ein bisschen so zu sein: „You get what you pay for.“ Ich erschrecke vor mir selbst, denn ich bin kein Anhänger dieser Philosophie – weil es häufig einfach nicht stimmt. Aber bei Lautsprechern ist es nun einmal so, dass es eine Materialschlacht ist. Alle Hersteller kochen nur mit Wasser. Um einen kräftigen Lautsprecher herzustellen, braucht es eben beste Materialien und ausführliche Entwicklungsarbeit. Oder anders: Wenn es die Aufgabe ist, einen günstigen Lautsprecher herzustellen, muss am Ende jeder noch so renommierte Hersteller Kompromisse eingehen. So kann man letztlich festhalten, dass der Preis oft ein zuverlässigeres Kriterium für die Leistungsfähigkeit ist als die technischen Angaben. Dies ist natürlich nur als ganz grobe Richtschnur zu sehen. Auch Faktoren wie Ausstattung und Renommee des Herstellers spielen eine Rolle.

Mackie-DRM212-Aktivbox zum derzeitigen Preis (Mai 2021) von rund 780,- Euro

Beliebt sind 2-Wege-Systeme

Natürlich gibt es Aktivlautsprecher in allen Größen und Bauformen. Die üblichen Vertreter sind heute meist 2-Wege-Systeme mit einem Tiefmitteltöner von 8″, 10″, 12″ oder 15″ Durchmesser (20, 25, 30, 38 cm). Diese Klassifizierung gibt weiteren Aufschluss darüber, was man von einem Lautsprecher an Schalldruck erwarten kann, aber auch über das Vermögen, tiefe Frequenzen wiederzugeben. Diese Punkte stehen natürlich in Konkurrenz zur Kompaktheit und dem Preis. Je aufwändiger und teurer ein Lautsprecher realisiert ist, umso eher kann er auch kräftig sein oder klein. Sucht euch zwei Eigenschaften aus.

In der Regel haben 8“-Lautsprecher ihre Daseinsberechtigung eher da, wo tiefe Frequenzen nicht die größte Rolle spielen: Sprache, dezente Verstärkung für Alleinunterhalter und Duos. 10“-Lautsprecher gehen schon deutlich potenter zur Sache, stellen im Allgemeinen einen Kompromiss aus der Leistung eines 12“-Lautsprechers und Rückenfreundlichkeit dar. Die 12-Zöller sind dann die echten Performer. Hier werden enorme Schalldrücke erreicht; durch die zusätzliche Membranfläche können auch tiefere Frequenzen schon deutlich besser wiedergegeben werden. 15er 2-Wege-Lautsprecher sind ein zweischneidiges Schwert. Sie sollen auch ohne zusätzlichen Subwoofer eine kräftige Tieftonwiedergabe ermöglichen, dies geht aber auch auf Kosten der Impulstreue. Man kann sich vorstellen, dass so eine deutlich höhere Membranmasse erst einmal bewegt werden muss. Gerade am oberen Ende dessen, was der Tiefmitteltöner wiedergeben soll, macht sich dies eher nachteilig bemerkbar. Und auf der anderen Seite benötigt man fürs flatternde Hosenbein auch hier noch einen Subwoofer. Ohne dieser Gattung unrecht tun zu wollen – 15-Zöller sind ein wenig wie Ganzjahresreifen. Eigentlich im Sommer und im Winter ungeeignet. Nicht umsonst arbeiten professionelle Beschaller in der Regel mit 12-Zöllern und passenden Subwoofern.

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Bei den aktiven Bässen hat man es meist mit Membrangrößen von 18“, 15“ oder 12“ zu tun. Der Gedanke „Bevor ich ein 12er System mit einem 15er Bass ergänze, kann ich doch gleich ein 15er Topteil nutzen“, trifft leider auch daneben. Trotz identischer Zollgrößen hat ein Tiefmitteltöner in einer 2-Wege-Box ganz andere Parameter und muss z. B. Frequenzen bis 1000 Hz wiedergeben, während ein Subwoofer für einen Bereich bis ca. 120 Hz verantwortlich zeichnet. Auch das Wirkprinzip der Gehäuse ist völlig verschieden. Halten wir also fest: Wer Bassgewitter benötigt, wird um die Anschaffung von Subwoofern nicht umhinkommen.

Akustische Qualitäten von Lautsprechern

Mal vom reinen Pegel abgesehen: Was können teure Boxen besser als billige? Gut klingen zum Beispiel. Ein Indiz ist der Frequenzgang. Wenn man sich ganz billige Lautsprecher ansieht, wie die Fun Generation aus unserem Test, kann man sehen, dass die Messung des Frequenzgangs eher eine Berg- und Talfahrt ergibt als eine möglichst flache Linie. Unser Gehör ist aber in der Lage, schon Abweichungen von 3-4 dB zu erkennen und den Klang als „schlecht“ abzuwerten. Jetzt kann man argumentieren, dass Topsound nicht für jeden im Vordergrund stehen mag. Aber schlechte Frequenzgänge bedeuten in der Regel auch eine höhere Rückkopplungswahrscheinlichkeit bei der Verstärkung von Mikrofonen. Dieser Aspekt wird oft unterschätzt, doch sind Rückkopplungen tendenziell eher auf die Wahl der Lautsprecher als auf die der Mikrofone zurückzuführen. Für wen sind also solche Lautsprecher von Fun Generation gemacht? Ganz klar, hier geht es weniger um Livemusik, eher um Konserve, den Partykeller, den Jugendclub – überall, wo es zwar schon etwas lauter gewünscht ist, aber die Ansprüche nicht zu hoch sind und kein Eintritt verlangt wird. So lange eine kleine Moderation am Mikrofon der einzige Livepart bleibt, werden die Benutzer solcher Systeme sicher glücklich.

Mit den Ansprüchen steigen auch die Preise. Wenn man z. B. 200-400 Euro pro Lautsprecher anlegen kann, wird man auf ein breites Angebot treffen. Hier ist nun die Frage: Investiert man alles in die rein akustische Performance oder legt man auch Wert auf bestimmte Ausstattung?

Mischer, Bluetooth, DSP, Apps, Flugösen …

Das Geringste, was eine Aktivbox an zusätzlicher Ausstattung haben kann, ist vielleicht ein regelbarer Eingang, der auch Mikrofonvorverstärkung ermöglicht. Wenn ich die Box also mal als Lautmacher für eine ganz kurze Rede einfach ohne Pult benutzen kann, ist das schon in manchen Situationen ein Gewinn. Dynamisches Mikro eingesteckt und los geht’s. Bei Lautsprechern wie der Alto TS 310 / TS 312 ist dies sogar für zwei Eingänge realisiert. Hier haben wir also bereits einen minimalistischen Mixer drin. Außerdem gibt es noch einen Contour-Schalter für eine grundsätzliche Anpassung des Klangcharakters. Bei der Proel V15Plus gibt es zwar nur einen Eingang, aber dafür eine analoge Klangregelung für Bass und Höhen.

Alto TS 310 Test

Die Aktivbox Alto TS 310 zum derzeitigen Preis (Mai 2021) von rund 240,- Euro

Ein wenig mehr Kontrolle über den Sound hat man mit einem integrierten DSP. Es erscheinen derzeit von sämtlichen Herstellern neue Generationen von Aktivboxen mit integrierten Soundprozessoren, die nicht nur gute Schutzfunktionen für den Lautsprecher bereitstellen, sondern häufig auch weitereichende Eingriffsmöglichkeiten in die Klangeigenschaften. Dies ist vor allem nützlich, wenn nicht immer das große Besteck davor hängt, also Digitalpult und Lautsprecher-Controller. Da ist es einfach praktisch, wenn man bei Vertretern wie der the box pro DSX112 vier Presets hat. So kann man für den Zweck (DJ, Livemusik, Sprache oder Handy direkt an Box) das Passende vorwählen.

the box pro DSP 115 Seitenansicht

the box pro DSP 115 zum derzeitigen Preis (Mai 2021) von rund 230,- Euro

Wer das Kabel zwischen Handy und Lautsprecher noch sparen möchte, für den dürften die Vertreter mit Bluetooth interessant sein. Getestet haben wir unter anderem die LD Systems ICOA 12 A BT, HK Audio Sonar 110 Xi, JBL IRX 112 BT, EV ZLX 12BT, Mackie Thump 12BST. Einige Kandidaten bieten zur Einstellung des DSP auch Apps an. Die einen schwören drauf, für die anderen ist es Spielzeug. Ehrlicherweise muss man sagen, dass viele Nutzer diese Einstellung ein einziges Mal vornehmen und nie wieder ändern werden, schon gar nicht während der Veranstaltung aus der Ferne.

ICOA

LD Systems ICOA 12 A BT zum derzeitigen Preis (Mai 2021) von rund 330,- Euro

Eine Besonderheit gibt es bei der Behringer B12X und B15X. Hier ist es sogar möglich, zwei Wireless Mikrofone des selben Herstellers anzubinden und die Mischung über eine App vorzunehmen. Zu den aufgerufenen Preisen sicher schon ein Ausstattungswunder. Über Design und Verarbeitungsqualität kann man wie immer streiten. Hier sollte man auf seine eigenen Ansprüche achten und nicht auf das, was am Stammtisch geredet wird.

Für einen 10-Zöller ungemein kräftig ist die Mackie SRM 210 V-Class. Hier hat man ein sehr kompaktes System, das Schalldrücke um 130 dB erzeugen kann.

Test: Mackie SRM 210 und SRM 212 V-Class Aktivboxen Test: Mackie SRM 210 und SRM 212 V-Class Aktivboxen Test: Mackie SRM 210 und SRM 212 V-Class Aktivboxen

Mackie SRM 210 V-Class (links) zum derzeitigen Preis (Mai 2021) von rund 500,- Euro. Die Mackie SRM 212 V-Class kostet derzeit rund 540,- Euro

Wer natürlich kompromisslos und brachial laut zur Sache gehen will, muss, wie bereits erwähnt, noch tiefer in die Tasche greifen. Bei Produkten wie der Yamaha DXR12 MKII oder der Mackie DRM212 steht sicher nicht die App-Spielerei und DSP-Steuerung im Vordergrund. Hier bekommt man eher traditionelle Werte wie Langlebigkeit, Betriebssicherheit und schlichtes professionelles Design.

Bei den letzten drei Modellen sind übrigens auch Flugpunkte vorhanden. Somit steht auch einer sicheren Aufhängung des Lautsprechers nichts im Wege – außer vielleicht die Qualifikation. Achtet darauf, dass Lasten über Personen im Veranstaltungsbereich nur von Rigging-Fachkräften angehängt werden dürfen.

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Fazit

Tipps zum Kauf von PA-Lautsprechern, Bühne: Es ist natürlich etwas Wahres dran: Wer viel will, muss auch mehr zahlen. Im mittleren Preissegment gibt es enorm viele Modelle, keines davon richtig schlecht. Hier sollte man seine individuellen Ausstattungswünsche als Leitlinie nehmen. Und dran denken: Nicht nach Leistungsangabe kaufen. Wichtiger ist, was rauskommt.

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