Die besten Effektgeräte für DJs - Teil 2
Den ersten Teil von zwei Berichten über DJ-Effektgeräte habt ihr hoffentlich schon gelesen. Dieser zeigt einige starke Geräte wie das Teile Elektronik Teil1, die Pioneer RMX-500 und RMX-1000 FX-Units oder das eher unbekannte Valeton CoralMod 16. Wer den Artikel noch nicht gelesen hat, ihr findet ihn HIER. Weiter geht es nun weiter mit dem zweiten Teil…
Empfehlung: DJ Delay, DJ Reverb, DJ-Effektgeräte
In dieser Übersicht: Hardware DJ Delay, DJ Reverb, DJ Effekte wird es noch umfangreicher mit einem Blick auf die Reverbs von Boss, die Effektgeräte von Eventide oder das hochpreisige Strymon Big Sky.
DJ Reverbs: Boss RV-5 und Boss RV-6
Ein Klassiker unter den Reverbs, nicht nur bei DJs. Mit einem Preis von unter 150,- Euro ist ein Boss RV-6 absolut erschwinglich und ein Reverb ein gern genutzter Effekt – sofern richtig eingesetzt. Das Boss RV-6 als aktuelle Version ist ein klassischer Bodentreter, Stomp-Box. Eigentlich ein Effekt-Pedal für Gitarristen oder Bassisten eignet es sich auch hervorragend für den Einsatz im DJ-Set. Unter anderem, da es nicht nur in Mono, sondern auch in Stereo nutzbar ist.
8 verschiedene Hall-Algorithmen bietet das RV-6, darunter Modulate, Spring, Room, Plate, Hall, Dynamic, Shimmer und +Delay.
Alle Effekte davon sind einstellbar in Time und Tone, wobei gerade der Time-Regler entsprechend Reverb-Länge für DJs ein sehr gutes Spielzeug sein kann. Auch dabei, vermutlich eher wenig genutzt, ein Dry/Wet-Regler. Nicht so verkehrt jedoch, wenn man das Reverb mal auslaufen lassen möchte – wobei es dazu am DJ-Mischpult ja normalerweise den Send-Regler zum Runterdrehen gibt.
Gibt es den nicht und das Reverb hängt aus welchem Grund auch immer auf einem Master-Insert oder als ein Effekt in der Kette von mehreren, dann ergibt der Dry/Wet-Regler natürlich einen wichtigen Sinn.
Meine Lieblinge beim RV-6 sind Hall und Room für einen deutlich hörbaren, kraftvollen Einsatz eines Reverbs auf eine Snare, Hat oder sonstiges Perkussives. Hier kann man schön mit der Länge des Reverbs als weiteren Parameter spielen.
+Delay ist ebenso ein schöner Algorithmus für ein länger laufendes Reverb, das deutlich hörbar ist, aber doch eine gewisse Modulation mit sich bringen soll. Das Delay auf dem Reverb sorgt dann für „Bewegung“ im laufenden Sound.
Wichtig: Das RV-6 wird ohne Netzteil geliefert, dafür mit einem 9 Volt Block. Der hält allerdings nicht sehr lange. Entweder man bleibt beim Batteriebetrieb, was gerade im Club einfach ist, da man keinen weiteren Stecker braucht, oder man kauft ein passendes Netzteil für ca. 10,- Eur
DJ Delay Eventide Timefactor
Das Eventide Time Factor ist mein Lieblingsspielzeug und deswegen würde ich für das Ding jederzeit jede Lanze brechen. Klanglich und funktionell sehe ich das digitale Delay jedem Konkurrenzen überlegen, allerdings haut das Gerät mit einem Preis von 439,- Euro auch ein wenig mehr rein als einige günstige Bodentreter Konkurrenten. Dafür kann es aber auch deutlich mehr. Neun Delay-Typen gibt es. Digital-Delay, Vintage-Delay, Tape-Echo, Mod-Delay, Ducked-Delay, Band-Echo, Filter-Pong, Multi-Tap, Reverse und sogar einen Looper.
Einstellungen gibt es viele, nicht nur Dry/Wet, sondern auch einen Mix-Regler, der zwischen zwei unterschiedlichen Einstellungen für ein Delay mischen lässt, Delay-Time und und Feedback, jeweils A und B, für eben genannte zwei unterschiedliche Einstellungen, Depth, Speed und Filter. So kann man zum Beispiel bei Nutzung des Band-Delays das Tempo in Millisekunden oder Beats einstellen, dank der guten Tempoerkennung auch sehr genau, kann man zwischen zwei Beat-Einstellungen des Delays wechseln oder mischen, kann man ein Filter setzen (HPF, BPF oder LPF) und die Resonanz verändern. Es gibt viele Möglichkeiten zum Eingreifen und Klang verändern.
Weiterhin im Schnelldurchlauf? 100 Presets und die Möglichkeit, diese am Rechner in einer Eventide Software nach eigenen Wünschen zu gestalten, Anschluss für Expression-Pedal (und natürlich kann dieses nahezu jeder Funktion zugewiesen werden), Tap-Tempo oder eine sehr tighte BPM-Erkennung, MIDI-Clock Sync/Generate, komplett analoger Bypass, nicht nur Gitarren-, sondern auch Line-Level-Eingänge und ehrlich gesagt noch sehr viel mehr.
Dieses Delay braucht auf jeden Fall Aufmerksamkeit, Zeit zum Basteln des eigenen Wunsch-Presets, Ausprobieren und Lernen, aber das Ergebnis ist das Beste, das ich je bei einem externen Delay gesehen habe, kurz vor dem Teile Elektronik Teil 1 wohlgemerkt. Dieses lebt mehr von dem organischen Sound, während das Time Factor, zumindest wie ich es nutze, einfach verdammt tight und sauber ist. Und ich muss zugeben, ich habe selbst nach einigen Jahren noch nicht alles ausprobiert, was das Delay kann!
DJ Delay Eventide Space
Wo jetzt schon von Eventide geschwärmt wurde, geht es doch gern direkt weiter. Auch dieses ist eigentlich ein Gitarren-Effektpedal, kann aber wunderbar zweckentfremdet werden, man frage mal den &me von der Keinemusik Crew zum Beispiel.
Das Eventide Space ist ein Reverb/ Hall-Gerät im gleichen Design wie das Time Factor, also auch ebenso massiv gebaut, mit Klinkeneingängen wie Ausgängen, analogem Bypass.
Auch hier gibt es wieder 100 Presets und die Möglichkeit, eigene Presets zu basteln und zu speichern via Eventide Software. Dazu sind folgende Delay- und Reverb- Kombinationseffekte an Bord: Plate, Spring, Hall, Blackhole™, Shimmer, Reverse Reverb, ModEchoVerb, DualVerb, MangledVerb™, DynaVerb, TremoloVerb.
Am Gerät kann man dann Decay, Size, Delay, Low- und High-EQ, FX-Mix, Contour und andere Variablen einstellen. Natürlich gibt es auch hier einen Dry/Wet-Regler, Tap-Tempo oder Auto-BPM-Erkennung, MIDI-Clock Sync und Generate und Gitarre- wie auch Line-Level-Inputs.
Das Eventide Space zeichnet vor allem durch sehr warme, natürlich Hall-Fahnen aus, die nicht unbedingt endlos im Rausch verlaufen, sondern eher prägnant, aber dennoch nicht aufdringlich wirken.
Wie das Ganze bei einer Gitarre klingen kann, sehr ihr hier. Man muss dann ein wenig die Kreativität im Kopf ausleben, um dies klanglich auf den Sound eines DJ-Sets und einzelne Musikereignisse zu übertragen.
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So großartig ich das Eventide Space finde, ein großes Manko gibt es, den Preis. 521,- Euro kostet das Space im Moment und das ist ein ziemlicher Broken für eine eine Hall-/Reverb-Maschine.
+Delay ist ebenso ein schöner Algorithmus für ein länger laufendes Reverb, das deutlich hörbar ist, aber doch eine gewisse Modulation mit sich bringen soll. Das Delay auf dem Reverb sorgt dann für „Bewegung“ in laufenden Sound.
150 Effekte in einem: Korg Kaoss Pad KP3+
Ohne Frage ein Klassiker, wenn auch heute immer weniger zu sehen im DJ-Set. Ab und an sieht man ein Kaoss Pad noch im Live-Set von einem Act. Das Korg Kaosss Pad 3 gibt es bereits seit 2006, lang ist die Historie von Kaoss Pads aus dem Hause Korg. Das KP3+ als Effektgerät wird nach wie vor optisch wie funktionell on dem großen Touch-Pad dominiert, das für den bekannten Sound als Folge der Bedienung verantwortlich ist.
Das Korg Kaoss Pad KP3+ bietet 150 Effekte für DJs, Live-Acts, Produzenten. Ob klassischer DJ-Effekt wie Delay, Reverb, Filter oder Effekte für Sänger wie ein Vocoder, das Kaoss Pad bietet eine große Bandbreite an Variationen, inklusive Effekten wie Vinyl-Break, Ducking Compressor oder Looper. Es gibt die Möglichkeit, das Originalsignal komplett stummzuschalten und auf das reine Effektsignal zu wechseln (geil als Effekt oder zur Nutzung des KP3+ als Send/Return-Effekt), es gibt Release-FX und natürlich die Möglichkeit, über das Touch-Pad verschiedene Parameter auf dem Pad mit dem Finger gleichzeitig und intuitiv zu steuern. Es gibt einen Programmspeicher zum sofortigen Abrufen von bis zu 8 Effekten, eine Hold-Funktion für die Effekte, natürlich Tap-Tempo und Auto-BPM und Speicher für Samples auf einer SD-Karte. Samples können direkt aufgenommen, bearbeitet und wiedergegeben werden, ohne Frage eine der wichtigsten Funktionen des Kaoss Pads.
Ein Korg Kaoss Pad ist in jedem Fall multifunktionell einsetzbar, bedarf aber definitiv auch Vorbereitung und Übung. Ohne Frage ist es ein Klassiker. Der Preis hierfür liegt bei rund 330,- Euro.
Hall- & Modulationseffekte: Strymon – Big Sky
Das Strymon Big Sky ist definitiv ein weiteres Schwergewicht des Hall-Effekt-Marktes neben einem Eventide Space. Auch preislich, das kann man vorweg nehmen, dass das Big Sky schlägt mit rund 500,- Euro zu Buche. Zu sehen ist des dennoch im DJ-Setup des ein oder anderen DJs. Zu Recht, denn Strymon ist dafür bekannt, Geräte von hoher Qualität zu produzieren.
Das Strymon Big Sky bietet diverse Hall-Effekte wie auch Modulationseffekte, Overdrive oder Echo. 12 Effekte sind vorprogrammiert ( z. B. Hall, Plate, Room, Spring), dazu gibt es 300 programmierbare Slots für eigene Presets. Verschiedene Regler lassen jederzeit verschiedene Parameter steuern, zusammen mit der übersichtlichen Gestaltung bietet das Strymon Big Sky daher einen sehr guten Workflow. So können die verschiedenen Effekte nach Wunsch über diverse Parameter verändert und angepasst werden, klanglich an die eigenen Wünsche, aber auch während des Einsatzes. So kann man die Länge der Hall-Fahne bestimmen, es gibt einen Pre-Delay-Regler, einen EQ für den Eingriff auf den Klang. Das ist wohlgemerkt nur ein Bruchteil der Funktionen, die das Strymon Big Sky bietet, genauer auf alle Möglichkeiten einzugehen, würde aber den Rahmen sprengen. In jedem Fall sollte man das Gerät einmal ausprobieren, sobald man die Möglichkeit dazu hat.
Dazu bietet das Strymon Big Sky eine sehr gute Klangqualität: 24 Bit und bis zu 96 kHz, das kann kaum ein anderes Effektgerät bieten. So wird das Big Sky ohne Zweifel Studio-kompatibel, besticht aber in jedem Einsatzgebiet durch einen sehr guten Klang.
Was am Ende als Kontrapunkt bleibt, ist ohne Frage der Preis. Über 500,- Euro für ein Hall- und Reverb-Gerät ist für den Einsatz in einem DJ-Setup ein stolzer Preis, der nichts für den Einsatz im Stil von „ich möchte ein wenig Hall haben“ ist.
Gute Idee, diese Übersicht. Die Stereo-Bodentreter drängen sich ja förmlich für den Einsatz als Desktop-Performance Box auf. Die Eventides arbeiten übrigens mit variabler Samplerate, je nach Algorithmus auch mit 96kHz. Viele Presets sind keine reinen Delays, Reverbs, etc. , sondern Multieffekt-Verkettungen. Mit etwas Geduld und Jagdinstinkt kann man die Factor-Peale auch recht günstig schiessen. Es hat eine ganze Weile gebraucht, aber ich konnte TimeFactor, Pitchfactor, Space und Powerfactor-Netzteil für insgesamt weniger als 1000€ erlegen. Eine Frage für die Experten: wie sieht es eigentlich bei Pedalen ohne Inputgain-Regler mit Line-Pegeln und Impedanzen aus? Braucht man für den optimalen Sound nicht ein DI/Re-Amping-Set?
@swellkoerper Absolut ja, die Eventide Dinger haben eine Tiefe hinsichtlich von Funktionen, die echt enorm ist. Ich hab mein Factor damals defekt gekauft, sehr günstig, gehofft, dass ich es hinbekomme und es geschafft :)
Aber ich würde heute auch den vollen Preis bezahlen, ich habe es wirklich schon lange.
Thema Pegel: Eventide hat ja die kleinen Kippschalter für Line / Gitarre Pegel. Bei denen ohne Wahlmöglichkeit, z.b. Boss oder Eventide, birgt das aber keine Probleme. Du meinst DI/Re-Amping im Sinne von DI Pegel runter ins FX rein und danach Re-Amping? Ja streng genommen wäre das wohl richtig, ich hab aber noch kein FX-Gerät selbst gehabt, welches mit dem Line-Pegel nicht umgehen konnte. Der ist ja über den Send regelbar (normalerweise) und zumeist ja nicht full-scale. Damit passt das bisher immer. Klar ist, fahr ich den Send voll auf und hab beim Eventide Guitar-Level beim Input eingestellt, clipped das Ding schneller, als auf Line-Level. Der Unterschied ist ja, wenn ich das richtig erinnere „nur“ 10 dB. Bei allen, die diesen Wahlschalter nicht haben, klar, hast du Recht, müsste man dämpfen und anbheben. Oder die 10 dB Headroom minimum haben ;)
@Bolle / Johann Boll Was Du beschreibst, entspricht auch ungefähr meinem Kenntnisstand. DI/Reamping macht eben nicht nur Pegel- sondern auch Impedanzanpassung. Inwieweit man das hört – who knows. Bei den „reinen“ Tretminen, die ich bis jetzt austesten konnte, hatte ich immer das Gefühl, dass da beim Sound noch Luft nach oben ist. Irgendwann werde ich mich in diese Re-Amping Geschichte vertiefen, einfach weil ich unbedingt wissen möchte, wie meine Synths klingen, nachdem sie Luft und Mikrophon-Membranen bewegt haben :-) Ich kann dann ja berichten.
@swellkoerper Sehr guter Plan, lass mich davon wissen!! :) Spannendes Thema, zu dem mir aktuell aber klar die Zeit fehlt. Und auch ein wenig die Motivation, denn es funktioniert ja…
Ich habe übrigens auch sehr gute Erfahrungen mit älteren Lexicon-Rackunits im Live-Kontext mit Modularen gemacht. Bypass-Switch und Tap-Tempo per Gate-Input, CV-Signale per VCA moduliert und auf Expressionpedal-Niveau gebracht – funktioniert ganz wunderbar. Die Teile kann man so konfigurieren, dass bei aktiviertem Bypass Ein- oder Ausgänge einfach stummgeschaltet werden – so können sie prinzipiell immer mitlaufen und der Effekt kann per Gate hinzugeschaltet werden, ohne die im Artikel beschriebenen Phasenauslöschungen. So ein VCA-modulierter Effekt einer 90er Rackmaschine klingt dann ganz schön modern.
Apropos Neunziger: der Augenöffner damals für effektlastige DJ-Sets – noch vor der Minimal-Welle – war für uns Richie Hawtins Mix Mag Live 20 von `95. Höre ich heute noch gern.
Moin Bolle,
für ein hybrides Set mit Loops und Stems würde ich den Roland MX-1 noch mit anführen, der kann auch pro Steps FX, kann Hall, Flangen, Filtern, Delay, MFX, BFX etc.
@TobyB Oh ja, den müsste ich auch mal testen! :)
Die Links funktionieren nicht.
@BÄM Welche Links?
@Bolle / Johann Boll Moin Bolle, er meint wohl die Thomann Links auf Seite 3.
Die führen alle ins nichts.
@Coin Oh yeah, sehr gut aufgepasst. Vielen Dank. Ist repariert :)
Am Besten finde ich beim Korg Kaoss Pad, dass man Pad Motions aufnehmen kann. Damit kann man ziemlich abgedrehte Sachen machen :-)
Ich habe mir kürzlich zwei der hier vorgestellten Geräte gekauft, um damit mein Live-Setup (Drumcomputer, Synthesizer) etwas intuitiver mit Effekten zu versehen… Das Eventide Timefactor und auch das KP3+ von Korg.
Beide Geräte sind sehr vielseitig aka voller Features und wollen nun erstmal erlernt werden, hehe.