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Special: Alles rund um den Technics SL-1210GR

(ID: 221871)

Ein Blick in das Innere des Technics SL-1210GR

Wie schon erwähnt, die wichtigen Neuerungen befinden sich unter der Oberfläche.
Die erste Neuheit fällt jedem direkt zu Beginn auf, eigentlich zwei. Da der Plattenspieler nicht mit montiertem Plattenteller geliefert wird, ist es unausweichlich, diesen einmal in die Hand zu nehmen und wow, der wiegt was. 2,5 kg bringt der Plattenteller auf die Waage, rund 1 kg mehr als der Plattenteller des 1210MKII. Der Grund dafür? Eine deutlich dickere Kautschuk-Beschichtung an der Unterseite. Diese sorgt in Kombination mit dem eigentlichen Plattenteller aus Aluminium-Druckguss für eine enorm hohe Steifigkeit, wie auch für eine gute Vibrationsdämpfung. Das verringert stark die Ausbreitung von Resonanzen über den Plattenteller und sorgt für mehr Laufruhe, verringert natürlich aber auch die Übertragung von Vibrationen über die Platte auf den Tonabnehmer.

Technics SL-1210GR

Massiver als vorher, der Plattenteller mit 2,5 kg Gewicht

Die höhere Masse des Plattentellers sorgt zudem für weniger Gleichlaufschwankungen, bringt in der richtigen DJ-Praxis aber auch noch eine Eigenschaft mit sich, an die man sich gewöhnen muss.

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Hat man den Plattenteller nämlich einmal beschleunigt, um ein kleines Stück vorwärts zu kommen, ist dieser nicht so schnell zum Stillstand zu bringen, nicht so schnell wie gewohnt. 1 kg Gewicht mehr, man kennt das, Kraft = Masse * Beschleunigung. Da steckt mehr Kraft hinter und die will verringert werden als bei den Modellen vorher. So muss auch der Druck auf die Platte / den Plattenteller deutlich kräftiger ausfallen als gewohnt. Aber man gewöhnt sich um.

Das Gute an gleicher Stelle ist, dass der Plattenteller bei Weitem nicht so einfach abbremst oder zum Stillstand kommt, wenn die Hand zum Scratchen ansetzt, Back-Cueing betrieben wird oder auch mal ein gutes Stück zurückgedreht wird. Hier sorgt das höhere Drehmoment in Kombination mit dem höheren Gewicht des Plattentellers dafür, dass dieser fleißig unter der Platte weiterdreht und sofort auch wieder die gewünschte Geschwindigkeit besitzt und die Platte direkt wieder mitnimmt ohne „Anlaufgeräusche“.

Doppelt so hohe Dämpfungscharakteristika wie beim SL-1210MK5 verspricht Technics und liefert auch eine Grafik mit, die dies veranschaulicht. Deutlich zu sehen der Unterschied ab 0,1 Sekunden. Hier wird die Vibration mit dem neuen Teller deutlich stärker gedämpft als beim „Vorgänger“.

Technics SL-1210GR

Dämpfungscharakteristik Technics SL-1210GR vs. 1210MK5

Mehr Kraft für den Technics 1210GR?

Auffällig neben der starken Gummimatte auf der Rückseite des Plattentellers ist auch das Fehlen des klassischen Ringes mit den Polschuhen unter dem Plattenteller. Nun befindet sich hier ein großer und flacher Magnet.

Dieser findet sich in der Darstellung des neuen Motors wieder, zu dem man wissen sollte, dass Rotorabdeckung und Magnet an der Unterseite des Tellers zu finden sind, die Schicht zwischen den Spulen und dem Magnet ist, was wir sehen, wenn man ohne Plattenteller auf den 1210GR schauen. Die Verbindung zum Rest des Gerätes, Strom- und Kontroll-Leitungen sitzen, das ist in der Grafik nicht korrekt, auf der Unterseite dieser Ebene. Unter dieser befinden sich die Wicklungsspulen, Statorträger und das Lager.

Der Motor wurde für die neuen SL-1200 und SL-1210- Modelle komplett neu überarbeitet. Nach dem Vorgänger folgt nun ein kernloser Direktantriebsmotor – aufgebaut als Zwillingsmotor mit Statorspulen an zwei Seiten, das wohlgemerkt nur beim SL-12100GAE und G. Das Wegfallen des Eisenkerns bei den Statorspulen sorgt dafür, dass der Cogging-Effekt unterbunden wird. Zugegeben, das wird kaum einen DJ bisher aufgefallen sein. Cogging beschreibt einen minimalen Rastmoment, oder die Bewegung des Plattentellers in kleinen Schritten samt einer kontinuierlichen, runden Bewegung. Ich wiederhole mich, das wird mit Sicherheit noch keinem Nutzer eines Vorgänger-1210ers aufgefallen sein.
Der ein oder andere wird aber vielleicht einen Effekt davon schon einmal gesehen haben, wenn der Plattenteller am Anfang kurz in die falsche Richtung ruckt. Das ist nicht der Effekt, aber eine Folge davon. Für den normalen Rundlauf ist das für einen DJ-Plattenspieler unerheblich, erst Recht bei den technischen Daten. Auf den Wert der Gleichlaufschwankung nimmt dies aber natürlich Einfluss.
Bei dem neuen Modell gehört nun auch dies der Vergangenheit an und man merkt, dass der neue Motor auch für die Ansprüche von Hi-Fi-Kunden entwickelt wurde.

Wie erwähnt und auch zu sehen, der SL-1210GR hat diesen Zwillingsrotor nicht. Hier wurde ein etwas einfacheres Modell eines Direktantriebes verbaut mit einem Einzelrotor, der jedoch ebenfalls frei von Cogging und somit den minimalen Rastmomenten ist.

Technics SL-1210GR

Der Blick auf das, was man vom Motor sieht. Wenig.

Kontrolliert wird der Motorlauf von einer Motoransteuerung, die die Drehzahl des Gerätes durchgehend überwacht – mit der Technologie von Panasonic Blu-Ray Playern.

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Sinuswellenformen, die in einem ROM gespeichert sind, steuern den Motor mit konstanter Drehzahl an. Dadurch ist die Rotation gleichmäßiger als bei einem einfachen Sinuswellengenerator mit externer Spule, wie er beim SL-1200MK5 eingesetzt wurde.“

Die sich daraus ergebene Sinuswelle zeigt einen deutlichen Unterschied zu der eines 1210MK5 – grafisch. Akustisch muss ich zugeben, erkenne ich keinen Unterschied, das übersteigt vielleicht einmal meine auditive Kompetenz.

Technics SL-1210GR

MK5 vs. GR

UPDATE ENDE 2018: Erwischt wurden wir ein wenig später, als ein Freund und DJ-Kollege, der seit mehr als einer Dekade mit Platten spielt mit zwei GR zuhause verzweifelnd um Hilfe rief. Manuelles Beatmatching, es machte ihn wahnsinnig. Die Frage kam auf, ob es der Pitch sein könnte. Aber warum? Nein, nach vielen Ideen kann es das nicht sein, etwas anderes fiel auf und wurde sofort klar: Die hochgelobte Motorkontrollsteuerung mag den Hi-Fi-Enthusiasten glücklich machen, den DJ nicht. Wieso? Nun, die extrem präzise Kontrolle der Drehgeschwindigkeit ist schön und gut, doch was passiert, wenn eine manuelle Einwirkung auf den Plattenteller stattfindet? Was, wenn der DJ den Plattenteller mit der Hand ein wenig bremst oder abschiebt? Bei einem MK bisher passiert nichts. Der Motor läuft unbeeindruckt weiter und man kann mit einem solchen Eingriff den Beat anpassen. Der GR jedoch ist technisch versiert, stellt diese Veränderung umgehend fest und wir durch Abbremsen des Motors oder durch Ausüben von mehr Kraft versuchen dieser Auswirkung von außen entgegen zu wirken. Im Klartext: Der DJ bremst, der Motor beschleunigt. Mir selbst ist es im Test nicht aufgefallen. Vielleicht, weil ich man es erst beim längeren Spielen merkt, vielleicht, weil ich nur einen GR stehen hatte und nicht zwei, oder vielleicht auch, weil es nicht jedem auffällt. Wie auch immer, man muss leider sagen, dass diese Kontrollsteuerung wunderschön ist, für DJs jedoch leider Mist. Und zwar so großer Mist, dass man dies abschalten können müsste. Hier hat Technics leider einen Bock geschossen, gepennt beim Wechsel von den Hi-Fi G-Modellen zum GR oder den GR zu wenigen oder keinem DJ vor die Hände gestellt über einen ausreichenden Zeitraum.

Nun, mehr Kraft? Schnippisch könnte man sagen, weniger geht auch nicht. Ohne Frage sind die 1,2 kg/cm überholt, die ein 1210MKII bot. Heutige Modelle wie ein Pioneer PLX-1000 bieten > 4,5 kg/cm, ein Denon VL-12 bietet 3,4 kg/cm (geringe Einstellung) bis zu 5,0 kg/cm (stärkste Einstellung). Im Hause Technics geht man diesen Weg nicht mit, sondern verbaut einen Motor mit einem Drehmoment, welches im mittleren Bereich liegt. Gut oder schlecht? Nun, die Frage stellt sich im Praxistest erneut und muss vielleicht auch für jeden selbst beantwortet werden. Klar ist, mehr Kraft ist nicht immer besser und nicht immer ein Zeichen von höherer Qualität, vielleicht auch deswegen kann man die stärkeren Modelle alle manuell drosseln.

Gehäuse und Füße

Ebenso wie Plattenteller und Motor wurde auch das Chassis überarbeitet. Oben befindet sich die Druckguss-Oberschale (Aluminium), verbunden mit der Unterschale aus BMC – Bulk Molding Compound. Zwei Schichten, anstatt drei wie beim Vorgänger. Das ist nicht ganz korrekt, denn die ersten Baureihen besaßen auch nur Oberschale und Unterschale, so wie nun, erst später wurde das Gewicht-bringende Unterteil in zwei Teile getrennt.

Die neue Konstruktion verspricht nun noch mehr Steifigkeit und Dämpfung.

Wer um dies zu testen, einmal am Gehäuse ruckelt, wird eine besondere Eigenschaft der neuen Füße erkennen. Diese bieten weitaus mehr Flexibilität und damit auch Dämpfung als die bisherigen, sowohl in horizontaler wie auch in vertikaler Richtung.

Auch diese wurden für die neuen Modelle neu entwickelt, ein neuer Silikon-Kautschuk wird hier genutzt, um mehr Dämpfung zu ermöglichen.
Selbstverständlich sind auch diese Füße wieder verschraubt und können somit ein wenig herausgedreht werden. Das Risiko, dass die Füße das Unterteil des Gehäuses berühren, ist aufgrund der Konstruktion sowieso verringert worden, ein paar Millimeter Luft schaffen aber ist immer gut. Zudem kann der Plattenspieler auf diese Weise waagerecht ausgerichtet werden.

Technics SL-1210GR

1210MKII vs. 1210GR

Resultat? Deutlich mehr Flexibilität und deutlich mehr Absorption von Vibrationen, spürbar, nicht nur, wenn man am Gerät wackelt.

Der neue Tonarm und die Frage nach dem Klang

Natürlich wurde mit den neuen Modellen auch der Tonarm überarbeitet. Der s-förmige Tonarm des 1210GR hängt in neuer erkennbar massiveren Aufhängung, statisch ausbalanciert durch die Kardanaufhängung. Der Tonarm selbst besteht aus Aluminium, nicht kaltgezogen wie beim Technics SL-1200G. Klar, der Preisunterschied muss sich an verschiedenen Stellen bemerkbar machen. Der Arm wirkt stabil, dennoch leicht. Dass er verbiegt, wenn etwas auf diesen fällt, wird auch wie bei den Vorgänger-Modellen der Fall sein, sicherlich früher als bei den Vorgängern mit dem etwas massiveren Tonarm. Bei mir in der Reparatur ab und an vorkommend, für den normalen Nutzer sicherlich kein Punkt, über den man sich Sorgen machen muss. Und selbst wenn, fällt etwas auf den Tonarm, ist es sowieso nicht Schuld des Plattenspielers. Dagegen muss der Plattenspieler nicht gewappnet sein. Ach ja, CD-Mappen, Laptops und Controller haben auf einem Plattenspieler sowieso nichts verloren.

Technics SL-1210GR

Massiver: Die Halterung des Tonarms

Nach wie vor findet sich am Ende des Tonarms natürlich der altbewährte SME-Verschluss für Headshells wie aber auch Ortofon Concorde Systeme.

Macht sich das beim Klang bemerkbar? Ich muss zugeben, ich höre keine Unterschiede. Wie auch, wenn ich das so offen fragen darf. Vom Tonarm wandern die Kabel auf eine kleine Platine und von dort zu den Cinch-Buchsen. Es gibt keine Verarbeitung, keine Wandlungen, keine möglichen Latenzen. Dass ein Hersteller hier so schlechte Kabelqualität verbaut, dass ein hörbarer Unterschied entsteht, das ist kaum zu erwarten. Hi-Fi-Enthusiasten mögen das anders sehen und es gibt vielleicht auch Beispiele, zwischen einem 1210MK5 und einem 1210GR muss ich aber sagen, höre ich beim besten Willen keinen Unterschied. Ich muss aber auch zugeben, dass ich alle meine Platten mit dem gleichen Tonarm und dem gleichen Ortofon System abspiele. Etwas, was für einige Hi-Fi-Enthusiasten schon ein Verbrechen ist.

Auf diesem Niveau gibt es auch keine Aussetzer wie hörbares Rumpeln – auch dazu gibt es ja im DJ-Bereich Beispiele, bei denen man nicht einmal mehr die Nadel auf die Platte setzen braucht, um zu wissen, dass der Plattenspieler nichts taugt.

Falls nun also jemand wissen möchte, ob man einen Unterschied zum 1210MKII oder einem Pioneer PLX-1000 hört. Es tut mir leid, ich höre keinen, nicht einmal mit meinem eigenen Hör- statt DJ-Tonabnehmer, also einem Hi-Fi-Abnehmer. Messwerte mögen unterschiedliche Werte zwischen einzelnen Geräten zeigen, aber solange wir hier nur über den Klang reden, der kurze Kabelweg vom SME-Verschluss durch den Tonarm zur Platine und von dort zu den Cinch-Buchsen, der macht klanglich nicht den Unterschied aus.
Sollte jemand den Unterschied klanglich hörbar machen können, ich bin sofort dabei und höre es mir an!

Wie schlägt sich der neue Technics 1210GR in der Praxis?

Nun, in der Praxis gilt, was für das Visuelle auch schon gilt: Kennt man einen Technics, kennt man einen Technics. Klar, bezogen auf die 1200er und 1210er Modelle, aber genau hier liefert Technics mit dem 1210GR ein neues Modell ab, welches nicht nur von der Oberfläche, sondern auch von der Haptik ansetzt, wo Jahre vorher aufgehört wurde.

Niemand, der einen 1210 gewohnt ist, wird hier nicht den ersten Mix direkt sitzen haben.
Kraft. Das war bereits ein Stichpunkt und neben den Fakten ist auch ein Blick auf das Handling wichtig, vielleicht sogar am Wichtigsten. 2,2 kg/cm Drehmoment, das ist gerade einmal im mittleren Bereich, schaut man sich die aktuellen DJ-Plattenspieler auf dem Markt an. Ich für meinen Teil bin sehr glücklich mit meinem 1210MKII – ein wenig mehr aber könnte nicht schaden. So dachte man wohl auch im Hause Technics und hat das Drehmoment erhöht, ist jedoch keinen Wettbewerb mit anderen Herstellern eingegangen. Man muss hier nicht an der Spitze liegen, es funktioniert auch so. Und es funktioniert sehr gut. 0,7 Sekunden braucht der Plattenteller um auf 33 1/3 Umdrehungen zu sein. Oder, um es bildlicher darzustellen, eine Platte dreht von 12 Uhr bis 12 Uhr und 20 Minuten. Nicht einmal eine halbe Umdrehung also.

Für den DJ, der nun einen 1210MKII gewohnt ist, für den ist das Drehmoment am neuen Technics zu viel? Kann ich mir nicht vorstellen – und selbst wenn: Problem? Nein. Nimmt man den Plattenteller ab, findet man in der Blende zu Motor kleine Löcher, unter denen Taster sitzen. Hier kann sowohl das Start-Drehmoment als auch die Intensität der Bremse eingestellt werden. Ersteres in drei Stufen, letztere in fünf Stufen. Ein kleiner Schraubenzieher oder ähnlich ist von Nöten, auch ein Blick in die Bedienungsanleitung könnte nicht schaden. Mangels Anzeige gibt es von der einen verbauten LED zwar eine Rückmeldung über den Status, den muss man aber kurz verstehen. Eigentlich ganz einfach, wenn man sich kurz die Information geholt hat wie. Das Gute an der Einstellungsmöglichkeit ist, dass man diese überall in wenigen Sekunden durchführen kann und die gerasterten drei Schritte auch für eine Vergleichbarkeit der Stufen sorgen. Spielt man gern auf Stufe 2, kann man diese an jedem Gerät einstellen und sich darauf verlassen, dass man auch exakt das gewohnte Drehmoment geboten bekommt.

Technics SL-1210GR

Durch die Blende kann das Start-Drehmoment und die Bremse eingestellt werden

Verringert man das Start-Drehmoment nun, verlängert sich natürlich die Anlaufzeit des Plattentellers. 0,7 Sekunden wurden eben gesagt als Anlaufzeit bei stärkster Kraft, eine Drittel Umdrehung. Geht man eine Stufe herunter, also auf die mittlere Einstellung, bedarf es einer 7/12 Umdrehung bis zur gewünschten Geschwindigkeit. Bei niedrigster Stufe ist es eine 5/6 Umdrehung.
Im Vergleich dazu, ein Technics SL-1210MKII braucht von Ruhe bis zu 33 1/3 ebenfalls rund eine drittel Umdrehung.

Rein der Vollständigkeit halber: Es gibt hier auch eine Schnittstelle zur Software-Wartung des Gerätes.

Natürlich macht sich hier der massive Plattenteller bemerkbar. Wie schon erwähnt braucht es ein wenig mehr Kraft, um diesen zu stoppen, bei laufendem Motor oder nach größerer Beschleunigung.

Das mag kurz ungewöhnlich sein, irritiert aber eigentlich nur das erste oder zweite Mal, dann hat man sich daran gewöhnt. Dafür lässt sich der Teller nicht so leicht aus der Ruhe bringen und das wiederum ist sehr angenehm.

Dahingehend gab es ja viele Frage. Nun, wie soll ich es beantworten? Auch auf stärkstem Drehmoment war der Mix wie gewohnt für mich kein Problem, keine wirkliche große Umgewöhnung. Klar, Plattenteller und Motor in der Kombination fühlen sich straffer an als bei einem 1210MKII. Es ist jedoch nicht so, als würde der Technics SL-1210GR ein Kraftmonster sein, welches nicht zu bändigen ist. Das kann der neue 1210er mit 2,2 kg/cm nicht bieten. Und das möchte er auch nicht.

Sehr positiv fällt der unglaublich weiche Fader-Lauf auf, schöner Widerstand, dennoch butterweich. Eigentlich keine große Sache, dennoch erwähnte ich es. Es war einfach schön.

Die wechselbare Pitch-Range zwischen 8 % und 16 % gibt eine Menge Spielraum, ohne auf Extremwerte wie +/- 50 % zu setzen. Ich denke, mit 16 % in jede Richtung müsste (fast) jeder auskommen. Sicherlich wünscht sich der ein oder andere häufiger ein wenig mehr Luft als 8 %. Das löst Technics nun galant mit einem Tastendruck.

Für den exakten 0 % Lauf gibt es nicht wie früher den mechanischen Klick, sondern den Reset-Button, der sofort den Motor auf die richtige Geschwindigkeit regelt, so dass man Platten auch wirklich auf der exakt richtigen Abspielgeschwindigkeit hören kann.

Technics SL-1210GR

Wer es genau mag: Die Reset-Taste hilft

Qualität und Haptik

Dieser Punkt kann nur in zwei Richtungen gehen – und damit genau die Grundfrage beantworten. Panasonic und damit Technics verhaut es mit dem neuen Modell komplett oder man legt ein verdammtes Brett auf die Straße. Rein dem Eindruck nach, den ich nach nun gut zwei Wochen mit dem Gerät zu Hause habe, ist die Antwort die Letzte der beiden Möglichkeiten. Verhauen wurde hier nicht, gelitten und massenkompatibler „wir machen es allen Recht“ Ausrichtung oder Sparpotentialen hat hier in meinen Augen auch nichts. Orientiert am alten Modell hat man sehr viel verbessert und einen Player geschaffen, der sich nicht nur wie gewohnt (und damit klasse) anfühlt, sondern der sich auch so spielt.

Motor, Plattenteller und Gehäuse wurden verbessert, an vielen Stellen spürt man dies auch. Die eigentlich Haptik ist geblieben, besser geworden sind Kleinigkeiten. Tasten lassen sich schöner drücken, sie fühlen sich weniger leicht an. Die Nadelbeleuchtung kommt fast majestätisch aus dem Gehäuse geglitten und auch der Pitch-Fader ist eine glatte 1.

Gehäuse, Tonarm und Füße absorbieren spürbar (und messbar) mehr Vibrationen, auch der Tonarm wurde verbessert.

Ohne die vorher genannten Punkte nun hier noch einmal aufzuzählen, ich finde in Bezug auf Qualität und Haptik keinen negativen Punkt. Selbst von zu viel Kraft kann nicht die Rede sein und, wem es zu viel ist, der packe einen kleinen Phasenprüfer in seine Plattentasche und nehme die 30 Sekunden Zeit um überall, bei jedem Gerät, schnell und einfach das Drehmoment einstellen zu können – in genormten Schritten.

Technics SL-1210GR

Technics 1210GR

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Fazit

Abgeliefert mit voller Kraft. Der neue Technics SL-1210GR ist ein Brett, nicht nur ein würdiger Nachfolger für alle Modelle, sondern das Ergebnis der Verschmelzung von bester neuer Technik mit Hi-Fi-Touch und dem soliden Vorbild, dem Club-Standard, der Marke, dem Technics 1210MKII und allen Folge-Modellen. Wer denkt, hier gäbe es nichts draufzusetzen, der hat den Technics 1210GR noch nicht gesehen.

Technics hat abgeliefert.Kostenpunkt: 1499,- Euro. Wer nun sagt: Aber der Preis… Ach komm, wirklich? Club-Standard Mischpulte oder Media-Player kosten teilweise über 2000,- Euro, gut 1000,- Euro mehr als ein Technics 1210GR und sind nach zwei bis drei Jahren vom Nachfolger überholt oder so durch, dass nicht einmal mehr eine Überholung etwas retten würde. Überholt und unüberholbar auf jeden Fall also.

Technics dagegen kauft man fürs Leben. Demnach, wie war die Frage noch? Der Preis ist zu hoch? Tut mir leid, die Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe meine MKII seit über 10 Jahren und nur weil ich es kann, habe ich mal die LEDs ersetzt und den Nullpunkt entfernt. Ansonsten? Laufen wie eine 1. Das Schönste war mal ein 1210er MKII mit über 30 Jahren auf dem Buckel, den ich zur Überholung hatte. Klar, es war ein wenig zu tun, aber primär Pflege statt Schäden. Neue Kabel, neuer Fader, fertig. Welches Gerät am heutigen Markt kann so etwas von sich behaupten?

Ob nun der Technics SL-1210GR auch nach vielen Jahren Nutzung noch so treu arbeiten wird, das wird sich zeigen. Ich werde es testen, denn ich werde einen meiner 1210 MKII tauschen gegen einen 1210GR. Ein weinendes Auge, weil einer meiner Ur-1210er geht, doch ein großes lachendes Auge im Hinblick auf das, was kommt.

Upate Ende 2018: Ich habe nicht gegen einen GR getauscht aufgrund der Motorkontrollsteuerung. Ich habe gegen einen 1210MK7 getauscht. Zum Test geht es HIER entlang.

Zwei Kritikpunkt gibt es. Zum einen die Motorkontrollsteuerung, die dem DJ entgegen wirkt und solange nicht deaktivierbar leider Mist ist, zum anderen jene, dass der Technics SL-1210GR als DJ-Plattenspieler nach wie vor über den Hi-Fi-Handel (und ausschließlich über den Hi-Fi-Handel) vertrieben wird. Das ist kein fairer Move dem DJ und dem Handel gegenüber, der die Menschen beliefert und unterstützt, die den Technics 1210 zu dem gemacht haben, was er ist. Sind wir ehrlich, ohne DJs wäre der 1210er/1200er schon lange vom Markt und niemals das geworden, was er heute ist: eine laufende Legende. Technics/Panasonic: Das hier ist ein Appell zu mehr Marktverantwortung.

Plus

  • massive Verarbeitung
  • Pitch-Range um 50 % vergrößerbar
  • drei Geschwindigkeiten: 33 1/3, 45 und 78 RPM
  • Drehmoment einstellbar in drei Schritten
  • deutlich mehr Dämpfung durch Gehäuse, Plattenteller und Füße
  • Anschlüsse statt feste Kabelverbindungen (Strom & Audio)

Minus

  • die Motorkontrollsteuerung wirkt manuellem Beatmatching entgegen
  • Vertrieb nur über den Hi-Fi-Handel

Preis

  • Ladenpreis: 1499,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    djroman@amazona

    Toller Bericht, doch, finde ich, dass nicht alles besser gemacht wurde.

    Also ich besitze zwei Technics 1210 GR seit fast 3 Monaten.
    Ich habe durchaus ein paar Kritikpunkte.

    1. Die neuen Füße, diese absorbieren zu stark in horizontaler Richtung. Das bedeutet, wenn man beim Beatmatching oder gerade dabei ist 2 Tracks synchron zu halten und dann etwas nachdreht, weil ein Track ein bisschen nachläuft, absorbieren eben diese Füße das Nachdrehen. Das äußert sich damit, dass der Plattenspieler sich beim Nachdrehen nach vorne bewegt und man dadurch mehr Kraft beim Nachdrehen braucht

    2. Das stärkere Drehmoment in Verbindung mit den Füßen erschwert das Ganze noch
    Ich habe das Drehmoment auf mittlere Stärke gestellt, so finde ich es ok

    3. Die Oberfläche des Plattentellers ist rau, nicht von Vorteil, wenn man Slipmats nutzt, da diese dann an der Unterseite Filz verlieren.

    Bitte nicht falsch verstehen, der SL 1210 GR ist ein Top Plattenspieler.
    Seit 1994 hatte ich immer zwei SL1210 MK2 und ab 2012 hatte ich zusätzlich noch zwei Sl1200MK5.
    Ich habe alle 4 Geräte verkauft und mir dafür 2 SL 1210 GR gekauft. Bereut habe ich es bisher nicht.

    • Profilbild
      Bolle / Johann Boll RED

      @djroman@amazona Danke für das Feedback – schön, auch mal eine andere Sicht zu haben. Das mit dem Beatmatching und den Füßen ist mir nicht aufgefallen, macht aber Sinn. Ändert sich wohl auch nicht, wenn man die Füße reindreht, da diese dann immer noch viel Flexibilität bieten, wenn ich das richtig erinnere, oder?

      Ich werde einen MK2 gegen einen GR tauschen demnächst, auch natürlich, weil ich den mal komplett zerlegen will :)

      • Profilbild
        djroman@amazona

        @Bolle / Johann Boll Nein, es ändert sich nicht, wenn man die Füße reindreht (gibt auch schon einige Videos die das Problem beschreiben).
        Habe mich am Anfang wirklich schwer getan, musste sehr viel Kraft aufwenden um den Plattenteller anzuschubsen. Deshalb habe ich den Motor nur auf mittlere Leistung gestellt, aber dafür läuft er, wie du bereits beschrieben hast, nicht so schnell an.
        Man könnte ja MK2 Füße nehmen ;-)
        Das ist wohl der Kompromiss zwischen HiFi – und DJ Gerät.

  2. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Kleine Korrektur, Technics war seit eh und je der Markenname für Lautsprecher und HiFi-Produkte der Panasonic Corporation. Jener Plattenspieler wurde ursprünglich auch nicht für den DJ entwickelt.

    • Profilbild
      Bolle / Johann Boll RED

      @Stephan Merk Das stimmt nicht ganz. Technics gehörte schon von Anfang an zu einem Konzern, war also nur Marke, nicht jedoch hieß dieser Konzern von Beginn an Panasonic Corporation.
      Und ja, der 1200 war nicht als DJ-Plattenspieler geplant und das erste Modell war auch keiner, exakt das ist aber im Artikel auch genannt ;)

    • Profilbild
      TobyB RED

      @Stephan Merk Hallo Stephan,

      lies mal genau nach. Die Panasonic Corp. gibts erst seit 2008. Technics wurde als Marke 2010 eingestellt, die HiFi Branch ging 2002 in Panasonic auf und lebte dann nur noch für den 1210. Zwischenzeitlich wurde Technics aber wieder für Hochpreis HiFi reaktiviert. Während Panasonic den Unteren bis Mittleren Audio Bereich bedient. Technics findet man in DE und AT allerdings nicht in Elektronikmärkten.

      • Profilbild
        Stephan Merk RED

        @TobyB Es ist nach wie vor derselbe Konzern, aber bis 2010 unter dem Namen Matsushita. Wikipedia schreibt: „Technics ist wie Panasonic und National einer der Handelsnamen bzw. -marken der in Kadoma (Präfektur Osaka) ansässigen japanischen Panasonic Corporation, die bis zur Umbenennung 2008 Matsushita Electric Industrial Co. Ltd. hieß.“ Es handelt sich also nie um ein eigenständigews Unternehmen, das wollte ich damit ausdrücken. Vor Allem auch, weil die Handelsmarken stets denselben Besitzer hatten. In der Einleitung könnte man den Eindruck gewinnen, Technics heute sei nicht mehr Technics damals und das ist so nicht richtig. Auch wurden 2002 weitere Entscheidungen getroffen, denn die Technics Musical Instruments wurde ebenfalls eingestellt, für Kopfhörer hat man den Namen Technics allerdings weitere Jahre verwendet. Das Problem von Panasonic ist, dass das Image der Marke Panasonic im oberen Preissegment keine Chance hätte. Es dürfte heute ohnehin schwer sein, diese höherpreisigen (so hochpreisig wie andere schließlich auch nicht) Geräte am Markt zu etablieren. Es gab bei Panasonic den Effekt öfters, dass man einen riesigen Werberummel veranstaltete und plötzlich war wieder Ruhe. Ich sehe zumindest kaum noch Technics HiFi.

      • Profilbild
        Tinotik

        @TobyB @TobyB keine ahnung wo du nachliest, aber Panasonic Corporation wurde 1918 gegründet und auf keinen fall 2008, wo her stammt die zahl?

        • Profilbild
          TobyB RED

          @Tinotik Hallo Tino,

          Die Geschichte von Panasonic geht zurück auf Konosuke Matsushita. Er gründete im Jahr 1918 die „Matsushita Electric Housewares Manufacturing Works“

          Aus der Firmenchronik. :) Panasonic Corp. entstand in Folge von Umfirmierungen erst 2008, vorher wars einfach eine Marke, wie Technics. Und wenn ich auf der Firmenseite nichts gefunden hätte, hätte ich da angerufen und gefragt. Ist doch ganz einfach.

  3. Profilbild
    Franz Walsch AHU

    Warum wurde der Technics nach 38 Jahren eingestellt? Dafür gibt es eine einfache produktionstechnische Antwort. Die zur Herstellung nötigen Werkzeuge waren am Ende ihrer Lebenszeit. Zu diesem Zeitpunkt sah man sich den Markt an und fand das es sich nicht lohnt die Werkzeuge, zu erneuern. Das passiert oft und wird nicht von den Herstellern kommuniziert.
    Jahre später gibt es eine Renaissance der Plattenspieler und so lohnt es wieder diesen Markt, zu beliefern. Dazu kommt das auch Konstruktion und Werkzeugbau sich stark weiter entwickelt hat.

      • Profilbild
        swellkoerper AHU

        @dilux Der Franz hat da schon recht. Dazu kommt, dass in der Zwischenzeit viele Ingenieure, die mit der Fertigung und den Tools betraut waren, in den Ruhestand getreten waren und die Produktionsstrassen abgebaut worden sind. Dies hat neben anderen Gründen eben dazu geführt, dass eine komplette Neuentwicklung nötig geworden war.

          • Profilbild
            swellkoerper AHU

            @Numitron Ich bin jetzt kein Finanzexperte, habe aber rausgefunden, dass der MK2 1979 einen Listenpreis von 750 Dollar hatte. Laut Inflationsrechner sind das heute so 2300€. Die MKIIs hatten über den enormen Produktionszeitraum auch ebensolche Preisschwankungen in Europa, warten wir ab, wie sich das mir der Zeit entwickelt.

            • Profilbild
              Numitron AHU

              @swellkoerper Es gab aber viele jahre da hat er ca 500€ gekostet. Ich glaube bei seinem lebensende auch. Ok, sind jetzt fast 10 jahre . Ein paar prozent inflation kann man abziehen.

  4. Profilbild
    Lopez

    Alle schreiben immer, dass ein MKII ein Leben lang halte würde… es gab Mitte der 2000er Jahre mal ein Liveset auf 1Live (also im Radio), wo ein MKII kaputt gegangen ist… plötzlich hatte er _sehr_ starke Gleichlaufschwankungen, also erst langsamer werden, dann schneller werdend, dann langsamer usw. Der DJ musste dann mit CDs weitermixen :D
    So ganz unkaputtbar sind die also nicht ;) Vermutlich waren das auch Modelle, die im Zeitraum 93-95 produziert wurden – siehe auch:
    https://www.amazona.de/community/technics-1210-historie

    • Profilbild
      Bolle / Johann Boll RED

      @Lopez Nichts ist unkaputtbar, aber der Technics gehört wohl zu den wenigen Geräten, die teils an die 30 Jahre halten ohne Reparatur. Das kann man wohl im heutigen Maßstab unkaputtbar nennen.

      Klar, dass es mal Schäden gibt, aber es gibt auch Modelle, die laufen 30 Jahre ohne Schaden. Und vor allem, meistens sind die altersbedingten Schwächen gut und günstig zu Reparieren. :)

  5. Profilbild
    Hagen

    Dass man das Cogging bei den alten 1210ern nicht bemerkt, kann ich nicht bestätigen. Vielleicht gewöhnt man sich einfach nur dran.
    Ich hatte früher andere Player. Als ich das erste mal an nem MKII stand, war ich erstaunt, wie spürbar die Rasterung ist.

  6. Profilbild
    RaHen

    Lieber Bolle, danke für den guten und sehr informativen Test. Könntest Du noch die Unterschiede zwischen dem GR und dem MK7 aufzeigen. Danke und Grüße, Ralf

    • Profilbild
      Bolle / Johann Boll RED

      @RaHen Hallo Ralf, nicht ausführlich leider, sonst müsste ich einen weiteren Bericht schreiben. Im Groben: Der GR ist die HiFi-Version mit der Motorkontroll-Steuerung als Problematik, siehe Bericht, jedoch sehr guter Verarbeitung und Materialien. Der MK7 ist die roughere DJ-Version zum „halben“ Preis, entsprechend also die Materialwahl. Es ist eine komplett andere Produktionstrecke, auf der der MK7 produziert wird. Keine Probleme hinsichtlich des Motors, aber halt auch von der Haptik her anders. Die DJ-Version halt.

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