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Test: Erica Synths Pico Eurorack Synthesizer

(ID: 219272)

Erica Synths Pico

Erica Synths Pico Sytem 2

Während der Testphase für diesen Artikel hat man sich bei Erica entschieden, die Konfiguration des Erica Synths Pico Systems leicht zu ändern: Im Pico System 2 finden sich neu zwei Mischer-Module, während die Hüllkurve und der VCA für ein kombiniertes Modul ausgetauscht wurden. Am auffallendsten ist jedoch, dass ein Oszillator durch das VOICE-Modul ersetzt wurde: eine digitale Synthesizer-Stimme samt eigener Release-Hüllkurve. Folgerichtig ist auch ein Trigger-Eingang vorhanden. Die Klangerzeugung basiert auf 8 Grundalgorithmen, die über jeweils zwei Parameter editiert werden können. Mit ein bisschen Hall aus dem DSP-Modul sind durchaus interessante Klänge möglich:

Und so klingt ein Mini-System, bestehend aus Sequencer, Voice-Modul und DSP:

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Das Voice-Modul: eine komplette Synthesizer-Stimme samt einfacher Hüllkurve

Die acht Modi des Voices-Moduls

Praxis und Klang

Digital, präzise, zuweilen kühl. Und trotzdem sehr fett. Das Erica Synths Pico System bewegt sich in einem eigenen, sehr zeitgenössischen Klang-Kosmos. Das Oszillator-Modul (es fällt mir schwer, es “VCO” zu nennen) deckt einen weiten Bereich von pseudo-analogen Schwingungsformen bis zu harschen, digitalen Spektren ab; die Drum-Sounds sind druckvoll und die Effekte sehr räumlich. Einzig das Filter klingt richtig analog, und passt gerade deshalb so gut zum Rest. Das Pico-System überzeugt durch einen – drücken wir es mal esoterisch aus – ganzheitlichen Ansatz. Man bekommt eine vollständige, modulare Groovebox mit zwei Sequencern. Was hingegen fehlt, ist eine MIDI-Verbindung, die zugegeben auch nicht essentiell ist, solange man mit den eingebauten Sequencern arbeitet.

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Mit den Pico Modulen ist den Leuten von Erica Synths ein weiterer großer Wurf gelungen. Die Pico Baureihe umfasst mittlerweile 27 Module, darunter einige interessante Spezialisten wie ein Ringmodulator, der auch mit Steuerspannungen umgehen kann (“LOGIC A”), ein CV-Mischer oder der MSCALE, der als Ergänzung zum Moog Mother 32 entwickelt wurde und dessen -5 bis +5 Volt Steuerspannungen an die Eurorack-üblichen 0 bis 10 Volt angleicht.

Für mich sind die Erica Synths Pico sozusagen die Antithese zu den Fusion-Modulen, die ich vor ein paar Monaten testete: viel kleiner und ohne Scheu vor digitalen Schaltungen. Und an Röhren ist sowieso nicht zu denken. Es ist bemerkenswert, mit welch unterschiedlichen Ansätzen die Erica Leute arbeiten.

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Fazit

In seiner Grundausstattung ist das Erica Synths Pico System ein komplexes Modularsystem mit digitalen Oszillatoren, Filtern, Sequencer, Drum-Stimmen (samt eigenem Trigger-Sequencer) und sogar einer eigenen Effekteinheit. Respekt. Und klanglich gibt es nichts zu meckern. Das Pico System besticht durch druckvolle, zeitgenössische Sounds auf höchstem, professionellem Niveau.

Ob die kleinen Potis ein Manko oder ein Charakteristikum sind, liegt im Auge des Betrachters. Zweifellos zwangen die kompakten Maße die Designer zu speziellen Lösungen, die manchmal sehr originell (Sequencer-Modul) und zum Teil leider nicht praxistauglich (VCO-Frequenzen) sind. Größe ist relativ und in diesem Fall definitiv Geschmacksache.

 

Plus

  • Klang
  • vollständiges Konzept mit Oszillatoren, Drum-Modulen, Sequencern und Effekten
  • kompakte Maße

Minus

  • Tuning der Oszillatoren ist de facto unmöglich
  • kein MIDI-Modul

Preis

  • ca. 1.340,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    fkdiy

    Super Test, vielen Dank! Ich bin gerade dabei den kompletten DIY Polyvoks von Erica zusammenzubasteln, und den werde ich anschließend sicher noch mit ein paar Pico-Modulen erweitern.

    Eine sehr sympathische Firma mit prima Support, guten Preisen, und die Kits sind ebenfalls sehr gut durchdacht.

    Wenn jemand vor hat etwas Geld zu investieren, egal für das Pico-System oder etwas anderes: Die Letten haben es redlich verdient!

  2. Profilbild
    herw RED

    Vielen, vielen Dank für diesen wundervollen Test! Mit viel Freude habe ich gelesen und gleichzeitig die sehr intensiven Klangbeispiele gehört. Sie wurden mit sehr viel Liebe zur Musik und Klangerzeugung gespielt und sind geprägt von Ausführlichkeit und der Inspiration der zugrunde liegenden Verschaltung.
    Die sehr sachliche Kritik (positiv wie negativ) war umfassend und schafft einen Überblick, den ich selten in einem Test gelesen habe – großes Lob an den Autor.
    Das kleine Modularsystem bringt erstaunliche Klangvielfalt. Die Kritik an den VCOs würde mich aber davor zurückschrecken, ein Komplettsystem zu kaufen.

    • Profilbild
      Martin Andersson RED

      @herw Vielen Dank, das liest man natürlich gerne.
      Die Stimmung der Oszillatoren ist allerdings die Achillesferse des Pico Systems und verdirbt einem schnell die eigene. So lange man mit nur einem Oszillator arbeitet und auf die gängige 440 Hz Stimmung pfeift, ist es auch kein Problem. Ob man sich daran stört oder nicht, kommt auf die eigene Arbeitsweise an, doch sollte man sich bewusst sein, dass ein sauberes Tuning kaum möglich ist.

      Andere Module des Pico Systems sind hingegen gut gelungen (DSP, VCA, RND etc.) und sind konzeptuell interessante und platsparende Alternativen im Eurorack Dschungel.

      • Profilbild
        wadj

        @Martin Andersson wie wäre es mit dem endorphine.se autopilot, mit dem modul kann man alles tunen … natürlich ist es dann extern und nicht in der pico kiste, aber ich glaub es kann dar problem aufheben

        • Profilbild
          Martin Andersson RED

          @wadj Not macht erfinderisch, und jedes Problem hat eine Lösung. Was Du beschreibst, wäre technisch bestimmt möglich. Dennoch ist es etwas paradox, wenn zur sauberen Stimmung eines Musikinstrumentes die eigenen Ohren nicht ausreichen, sondern zusätzliches Equipment notwendig ist, zumal es beim Pico System auch darum geht, Platz zu sparen.

          • Profilbild
            wadj

            @Martin Andersson haha Martin , nicht alle sind fähig mit den Ohren zu stimmen, ich verstehe , aber ich finde das Autopilot ein super einfaches modul, VCO bleiben gestimmt und noch kann man ziwschn 440 und 432 wechseln, was an sich eine super Sache ist

            • Profilbild
              Martin Andersson RED

              @wadj Das Endorphin.es Autopilot sieht sehr spannend aus. Bestimmt ein sehr nützliches Tool. Dennoch würde es einem beim Pico nur bedingt weiterhelfen, denn manchmal möchte man einen Oszillator ein kleines Bisschen verstimmen, sagen wir ‚mal um 5 Cent gegenüber dem anderen VCO. Das kriegt man beim Pico mit dem besten Willen nicht hin, weil man dazu das Poti um einen Bruchteil eines Millimeters drehen müsste. Ist vielleicht etwas für Feinmechaniker und Uhrenmacher, die meisten Musiker werden damit nichts anfangen können. Ich frage mich einfach, was sich die Erica Leute dabei gedacht haben, einem Miniatur Poti einen Reglerbereich von 8 Oktaven zuzuweisen.

  3. Profilbild
    Tai AHU

    Ich finde Modularsysteme ziemlich spannend, aber im Gegensatz zu vielen finde ich Strippen die wild über Potis laufen überhaupt nicht sexy, sondern einfach nur nervend. Kreuzschiene wäre mein Favorit, geht das nicht, ist die Lösung wie bei Erica die beste: Potis ÜBER den Buchsen. Hilft zwar nicht viel, wenn das nächste Modul drunter ist, aber da könnte man sich mit arrangieren

    • Profilbild
      Basicnoise AHU

      @Tai Ich hab gerade gedacht, warum bloß sind die Potis alle oben? Für ein Desktopsystem wäre für mich viel praktischer, da ich sonst immer über die Kabel greifen muss. Naja, wie mans macht… :)

        • Profilbild
          Green Dino AHU

          @Basicnoise Weil sonst die Kabel über den Potis hängen wohl. Gut, man könnte eventuell die Kabel auch über die Kante oben legen, aber das kommt dann immer drauf an wo das Teil steht.
          Patchbuchsen unten ist eigentlich praktisch.

          • Profilbild
            Son of MooG AHU

            @Green Dino Bei meinem MFB Microzwerg MK ll sind die Patch-Buchsen über den Potis angeordnet, was okay ist, solange er vor meinem Eurorack liegt. Den Dark Energy dagegen kann ich oben draufstellen; dessen Buchsen sitzen unter dem Bedienpanel. Bei Modulen in einem mehrstöckigen System spielt das eigentlich kaum noch eine Rolle; hier bevorzuge ich es, wenn die Buchsen bei ihren zugehörigen Reglern sind. Oft sind diese auch in einer vertikalen Linie angeordnet, was bei einem durchschnittlichen Modul bis 12HP Breite auch sinnvoll ist.

  4. Profilbild
    digital-synthologie AHU

    Nur zwei Punkte wegen des Oszillatortunings find ich schon etwas wenig. 2,5 hätten es schon sein können. :-)
    Aber davon ab: Bei der Größe muß man eben mit Einschränkungen leben. Dafür schleppt man nicht so schwer.

    • Profilbild
      herw RED

      @digital-synthologie apropos Bewertung: wie ist die Wertung gemeint?
      Es werden 1-5 Punkte angeboten im Sinne von Schulnoten, also 1 ist das Beste oder andersherum 5 Punkte für vollste Zufriedenheit?

  5. Profilbild
    joachim@pearldiver-records.com

    Ich möchte das etwas kritischer betrachten, ich finde das dieses Gerät sehr teuer ist. Die Sounds sind jetzt nicht wo ich sagen wooow, super abgefahren und ultrafett. Es klingt weder neu noch orginell. Dann diese Minipotis, tut mir leid dafür gebe ich keine 1300 Euros aus. In der Preisklasse wünsche ich mir eine adäquate Bedienung. Dann lieber weniger Funktionen und haptisch ein würdiges arbeiten, wie soll man denn da vernünftig regeln. Geht das nur mir so, oder ist dieser verrückte Trend alles zu minimalisieren schick. Ich brauch doch kein Modularsynth für die Westentasche. 500 Euro wäre mir persönlich sowas wert und dann ist schluss. Alles andere ist für mich leider Spinnerei. Modularsynths, sind meiner Meinung nach eh total überteuert….So, das wollte ich immer schon mal loswerden. Vor allem wenn ich Netz diese ganzen Frickler Kackophonien an 5-10000 Euro Wänden höre, frage ich mich was das soll. Das mal am Rande.

  6. Profilbild
    dr w

    hab jetzt mehrere liveacts mit dem picosystem bei uns im club gehoert und jedesmal waren alle (inklusive mir) baff was aus dem kleinen kasterl kommt.

  7. Profilbild
    swellkoerper AHU

    Ich würde mich neben anderen vor allem an zwei Dingen stören: Erstens das fast völlige Fehlen von Steuerspannungseingängen. Das Potenzial der Kiste erschöpft sich so auf eine relativ teure und unflexible Groovebox mit Subtraktivsynth und ein paar Drumstimmen. Das kann man mit einem Monophonen und nem Volca auch wesentlich billiger haben. Zweitens finde ich „Menüs“ oder Statusanzeigen über wechselfarbige LEDs höchst fragwürdig. Bei einem Modul mag das noch intuitiv sein, bei zwei oder mehr muss dann schon das Manual immer in Reichweite sein. (Es sei denn man nutzt das Teil täglich exklusiv, dann mag das gehen.) Mein Fazit: die Pico-Module sind super in kleinen oder grösseren Systemen, um ein Loch mit einem Utility-Modul zu stopfen, als Standalone-System aber ungeeignet.

  8. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Ich sehe die Pico-Module als platzsparende Ergänzungen für bestehende Systeme, so habe ich mir gestern auch den Sequencer bestellt. Der kann sich nun im Zusammenspiel mit meinen anderen Sequencern schön entfalten und da auch mal für Spezial-Anwendungen herhalten. Ein reines Pico-System wäre mir auch zu eingeschränkt.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @fkdiy Kann man so sehen. Allerdings sind die Module nicht nur klein sondern auch extrem flexibel.
        Der Pico Mod z.B. ist EG, VCA und quasi LFO in einem. Die Klangqualität von VCO (ist auch ein LFO) und VCF3 ist fantastisch clean. Der VCO läßt sich zwar nicht leicht (ver-)stimmen, hat aber seiner digitalen Natur wegen bei linksanschlag immer eine top genaue Stimmung, was bei vielen anderen VCO’s schon mal nerven kann. Ich kann da fast kein Haar in der Suppe finden, jedenfalls nicht für Preis, Größe, Funktionalität und Klang. Lediglich die Bautiefe einiger Module sollten einige Flat-Case/Skiff-Jünger abchecken.

  9. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Nach einigen Tagen Spielerei mit Pico Seq und Pico Drums kann ich bestätigen, dass diese Module so ziemlich das Maximum an Funktionalität bieten, das die 3HP-Breite zulässt. Dabei ist die Bedienung immer noch erstaunlich einfach; nach einigen Stunden hatte ich auch die Farben für die Funktionen drauf. Ich werde mir sicher auch noch das Pico MScale für meine Mother-32 zulegen (wenn es dann mal erhältlich ist) und vielleicht noch das Pico Random oder Pico Mod…

  10. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Jetzt habe ich auch noch den Pico Random und Pico MScale, wobei letzterer ja etwas aus der Reihe fällt, weil er lediglich die -5/+5V des Mother-32 in Eurorack-übliche 0-10V wandelt und umgekehrt. Eigentlich sollte Moog selbst ein solches Modul anbieten; umso erfreulicher, dass es nun Erica Synths zu einem moderaten Preis tut. Pico Random erweist sich u.a. als perfekter Partner für Mutable Instruments Clouds, dessen Soundscapes stark von Zufalls-Modulationen profitieren. Pico Random ist ebenso randvoll mit Features gespickt wie meine anderen Picos, ohne an der Bedienung zu sparen.

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