Flexibel modulierbare Filtersammlung
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Wir testen für euch heute das TheWaveWarden Filter Force Pro. TheWaveWarden, die Ein-Mann-Softwareschmiede von Fred aus Karlsruhe dürfte einigen schon bekannt sein durch seinen tollen Freeware-Softwaresynthesizer ODIN, der mittlerweile schon in Version 2 von sich reden macht. Was? Ihr habt den noch nicht in eurer Plug-in-Sammlung? Dann aber nichts wie hin auf die Website von Fred und den Download angestoßen, denn der lohnt sich garantiert! Halt! Halt! Halt! Wartet doch erst mal noch diesen Test ab, dann könnt ihr womöglich gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Wir klären deshalb an dieser Stelle erst mal, um was es in diesem Test eigentlich geht und fragen:
Was ist das TheWaveWarden Filter Force Pro?
Das TheWaveWarden Filter Force Pro ist das erste in einer Serie von Plug-ins, die auf die Modulation von Effekten ausgelegt sind. Dieses erste Plug-in fokussiert sich dabei auf die Modulation von Filtern. Es handelt sich hier im Kern um eine flexible Dual-Filterbank, die von vier unabhängigen Stereo-Modulations-Sequencern angetrieben wird, um Audiospuren mit interessanten rhythmischen Mustern aufzupeppen.
21 (in Worten: Einundzwanzig!!!) Filtertypen, von analogen Klassikern wie LowPass-/HighPass-Filtern bis hin zu exotischeren Varianten wie Kamm- oder Formantfiltern bieten für die Klangformung eine breite Grundlage als Spielwiese für die Modulations-Sequencer. Eine intuitiv bedienbare Modulationskurvenbearbeitung per Editor bis hin zum Zufall per Random-Button und eine perfekte Synchronisation der Modulationen in der DAW mit verschiedenen Laufmodi runden die enorme Feature-Liste ab.
Filter Force Pro ist erhältlich als VST3 und AU-Plug-in für Windows (x64) und MacOS (x64 / arm). Es läuft auf dem PC ab Windows Vista oder höher und auf MacOS 10.11 oder höher. Voraussetzung ist eine Grafikkarte, die OpenGL ab Version 3.0 unterstützt.
Installation von Filter Force Pro
Der Download und die Installation sind kein Hexenwerk. Wie üblich, folgt der Bezahlung ein Link mit den Optionen zum gewünschten Installer für das jeweilige System. Die Installationsdatei dann einfach ausführen und beim ersten Start des Plug-ins die per E-Mail mitgelieferte Lizenznummer eingeben. Bis hierhin war das alles normaler Installationsalltag. Was dann aber folgte, war für mich eine dicke Überraschung.
Das Filter Force Pro bietet mir doch tatsächlich ein Tutorial zum Einstieg an. Wow! So was habe ich bisher noch nicht gesehen. Das kannte ich bis dato eher von Smartphone-Apps und dergleichen. Ich finde das mal richtig gut! Es ist doch viel interessanter, direkt am Objekt den Einstieg mit visuellen Hilfsmitteln interaktiv zu erlernen, als ein dröges PDF halbherzig zu überfliegen. Eine wirklich coole Idee von Fred, die den Einstieg in die Arbeitsweise und die Bedienung des Plug-ins enorm erleichtert. Dafür gibt es von mir schon mal einen ersten dicken Pluspunkt!
Wer lieber PDFs liest, kann das Tutorial natürlich auch überspringen und es sich mit der sehr gut beschriebenen englischen Bedienungsanleitung zum Filter Force Pro vor dem Rechner bequem machen.
Bedienelemente und Funktionen des Filter Plug-ins
Das Filter Force Pro ist fertig installiert, Cubase Pro ist offen, das Tutorial absolviert und nun werde ich mein frisch erworbenes Wissen gleich an meine werten Leser hier weitergeben. In meinen Tests zu Eurorack-Modulen hat es sich bewährt, einen kleinen virtuellen Rundgang über die Frontplatte des Probanden zu absolvieren und dabei alle Bedienelemente und Funktionen zu erklären. Ich denke, das funktioniert hier auch ganz gut.
Das TheWaveWarden Filter Force Pro ist in drei Bediensektionen unterteilt. Ganz oben finden wir die Preset-Sektion, darunter die Filter-Sektion und ganz unten die Modulations-Sektion. Fangen wir oben mit der Preset-Sektion an.
Die Preset-Sektion
Ganz links das TheWaveWarden-Logo bringt uns auf die Website von Fred. Rechts daneben finden wir den Namen des aktuell geladenen Presets. Mit den linken und rechten Pfeilen können wir nun durch die Presets zappen. Ein Klick auf den Preset-Namen öffnet den Preset-Browser. Hier bekommt man einen detaillierten Überblick über alle abgespeicherten Presets, kann darunter seine Favoriten küren, diese filtern und gezielt nach Presets suchen.
Weiter rechts neben dem Preset-Namen finden wir eine Diskette. Ein Klick darauf öffnet den Dialog zum Speichern von Presets. Neben dem Namen, Autor und der Kategorie kann man hier auch Kommentare mit dem Preset speichern. Alle diese Informationen werden dann auch beim gespeicherten Preset im Preset-Browser angezeigt.
Neben der Diskette rechts finden wir das Filter-Routing. Zur Auswahl stehen Serial und Parallel. Bei Serial werden die beiden Filter hintereinander geschaltet und bei Parallel werden sie nebeneinander durchlaufen.
Ganz rechts hinter dem Button mit den drei Strichen verbirgt sich noch ein kleines Menü, über das man die Bedienoberfläche skalieren (Zoom), das Preset initialisieren sowie das Bedienungshandbuch und das Tutorial anschauen kann. Dort finden man dann auch das obligatorische About mit Infos zur Programmversion etc. Gehen wir nun ein Stockwerk tiefer in …
Die Filter-Sektion
Hier finden wir zwei identische Filterslots und den Bypass-Schalter, mit dem man das Plug-in an- und ausschaltet sowie den globalen Mix-Regler für das Dry/Wet-Verhältnis.
Jede Filtersektion hat links oben einen separaten Ein- und Ausschalter, ein Menü zur Auswahl des Filters, einen Input-Gain-Regler und darunter die Regler für Frequenz, Resonanz, Drive und Pan. Die Regler muss ich hier sicher nicht im Einzelnen beschreiben, denn Frequenz, Resonanz, Gain und Pan sollten im Zusammenhang mit Filtern als Begrifflichkeiten jedem, der bis hierhin mit Interesse gelesen hat, auch geläufig sein. Hinter dem Regler Drive verbirgt sich dann eine Sättigungsstufe, die bis in die Verzerrung gefahren werden kann.
Das Filter-Auswahlmenü stellt für jeden Filterslot als Dropdown-Menü 21 Filtertypen bereit, diese sind natürlich das Herzstück des TheWaveWarden Filter Force Pro. Kurze Aufzählung gefällig?
- LOW PASS 24
- LOW PASS 18
- LOW PASS 12
- LOW PASS 6
- BAND PASS 12
- BAND PASS 12/6
- BAND PASS 6/12
- BAND PASS 6
- HIGH PASS 24
- HIGH PASS 18
- HIGH PASS 12
- HIGH PASS 6
- NOTCH A
- NOTCH B
- AllPass 4
- AllPass 3
- AllPass 2
- AllPass 1
- FORMANT
- COMB +
- COMB –
Da dürfte doch für jede Kaffeesorte die richtige Filtertüte dabei sein – oder? Klasse finde ich, dass auch so ausgefallene Filtertypen wie das Formantfilter oder die Kammfilter dabei sind. Das Formantfilter hat dann auch eigene Regler. Statt Frequenz und Resonanz kann man hier die Vokale A-I-O-E-U einstellen und damit betonen, sehr coole Sache! Die Kammfilter wirken durch ihr Phasing sehr technoid, auch das kann für entsprechendes Audiomaterial sehr gewinnbringend eingesetzt werden.
Die klassischen Filtertypen sind dann auch alle sehr musikalisch, packen ordentlich zu und können auch böse kreischen, kurz und gut: Sie meißeln mit ihrer guten Charakteristik tolle Facetten in das zu bearbeitende Audiomaterial. Ganz besonders natürlich, wenn wir die Seele des TheWaveWarden Filter Force Pro nutzen:
Die Modulations-Sektion
Jetzt wird es richtig spannend! Die untere Sektion widmet sich ganz der Modulation der oben ausgewählten Filtertypen. Hier finden wir ganz links die vier Modulations-Sequencer. Ein Klick auf den Halbkreis unter der Nummer und man kann nun bei abgeblendeter Bedienoberfläche die Modulationsziele für den Sequencer, sprich die angezeigten Regler auswählen.
Das können auch Mehrfachbelegungen sein. Eine Zahl im Halbkreis gibt dann an, wie viel Modulationsziele durch den Sequencer gesteuert werden. Mit Rechtsklick auf den Halbkreis werden die Ziele auch namentlich angezeigt und können in dem Menü auch wieder gelöscht werden.
Nun heißt es: Malen nach Zahlen und das machen wir im Modulationskurven-Editor rechts neben den Sequencer-Slots. Für das Malen der Modulationskurven gibt es zwei Modi. Der Point Edit Mode des TheWaveWarden Filter Force Pro wird über den ersten, ganz linken Brush-Mode-Button über dem Editor ausgewählt. Nun kann man im Editor per Doppelklick Punkte setzen, diese dann verschieben und auch mit Rechtsklick wieder löschen.
Der zweite Modus ist der Brush-Mode. Hier finden wir rechts neben dem Point-Edit-Mode-Button weitere sechs Buttons mit Grundkurvenformen, über die man dann die zu zeichnende Modulationskurvenform anwählt und dann in den Editor zeichnet. Das Einzeichnen der Kurven ist natürlich vom gewählten Grid abhängig, je höher die Auflösung, desto feiner werden die Kurven.
Das Zeichnen der Kurven ist tatsächlich schwieriger zu beschreiben, als es einfach zu machen, denn es ist absolut intuitiv gelöst. Es macht einfach Riesenspaß, diese Kurven zu platzieren und dabei zu hören, wie die Filter die gezeichneten Muster in das Audiomaterial meißeln, ein endloses Stundengrab. Und wenn uns dabei mal so gar nicht die Muse küssen will, dann lassen wir ganz einfach Mister Zufall für uns arbeiten, denn auch dafür gibt es ganz rechts einen Button, beschriftet mit Random.
Wo wir nun schon beim Zufallstaster stehen, laufen wir nach unten weiter um den Modulations-Editor und schauen uns noch die restlichen Bedienelemente und Einstellungen an. Unter Random finden wir den Regler Scale, über den man den Output im Bereich von 0 bis 2 skalieren kann. Auch dieser Parameter ist über die Modulations-Sequencer modulierbar.
Darunter finden wir dann den Regler Rate/Beat mit einem dazugehörigen Dropdown-Menü. Hier stellt man die Geschwindigkeit ein, mit der die Modulationskurven abgespielt werden. Das Verhalten dabei wird über das Menü eingestellt. Zur Auswahl stehen hier: Hz, Beat und Triplet. Bei Hz stellt man die Geschwindigkeit mit dem Regler Rate stufenlos in Hz ein. Bei Beat und Triplet wird das Tempo zur DAW synchronisiert, bei Beat regelmäßig und bei Triplet in Triolen.
Links neben Rate finden wir dann oben schon erwähntes Grid, mit dem die Rasterauflösung der Sequencer in X- und Y-Richtung eingestellt wird. Daneben links finden wir dann den Parameter Smooth, über den man die Ausgabe der Modulationskurve glättet und effektiv scharfe Kanten entfernt. Weiter links stellt man dann ein, ob die Modulationskurve bipolar oder unipolar sein soll. Und dann kommen links daneben die Laufmodi der Modulations-Sequencer. Hier hat man die Wahl zwischen Sync to Track, Free Running und vier über MIDI steuerbare Modi.
Noch gar nicht erwähnt hatte ich die Stereo-Modulation und das Phasing. Die Stereo-Modulation findet man links oben. Hier kann man über den Halbkreis auch dafür Modulationsquellen auswählen, abgefahren! Und ein wenig Stereophasing bringt man über die L- und R-Schieberegler im Modulationskurven-Editor ins Spiel.
Kleiner Tipp: Man sollte ruhig öfter auch mal die rechte Maustaste benutzen. Meistens öffnet sich ein kleines Menü, das weitere Optionen bietet oder Zuweisungen anzeigt. Sehr clever gelöst, denn das entschlackt die Bedienoberfläche und reduziert sie auf das Wesentliche. Im Editor finden wir hier zum Beispiel dann zusätzlich Mirror X und Mirror Y für das Spiegeln, Repeat für das Wiederholen der eingezeichneten Kurve und sogar Copy and Paste der ganzen Modulationskurve (was sogar über verschiedene Instanzen des Plug-ins hinweg funktioniert).
Die Bedienung der Filterspielwiese
Die Bedienoberfläche ist sehr gut gelungen und über ein Extramenü auch in der Größe individuell anpassbar. Die Arbeitsbereiche sind übersichtlich angeordnet und in sich gut strukturiert, das Farbschema dafür ist optimal gewählt.
Alle Bedienelemente sind ausreichend groß und logisch gut bedienbar. Das alles hat zur Folge, dass die Bedienung des TheWaveWarden Filter Force Pro nach kurzer Einarbeitungszeit in Fleisch und Blut übergeht und man sich dann voll auf das Wesentliche, nämlich das kreative Durchmangeln von Spuren fokussieren kann. Auch in dieser Kategorie sammelt das Filter Force Pro weitere dicke Pluspunkte.
Filter Force Free zum Testen
Damit ihr euch selbst ein Bild von dem tollen Plug-in machen könnt, stellt Fred auch eine abgespeckte Version der Filter Force als Freeware zur Verfügung. Hier könnte ihr euch dann mit zwei Filtern und zwei Modulations-Sequencern ohne Funktionseinschränkung nach Herzenslust an euren Audiofiles austoben. Der Preset-Manager bleibt dabei der PRO-Version vorbehalten.
Noch mal zurück zu „zwei Fliegen mit einer Klappe“: Wenn ihr jetzt schon auf der Website von TheWaveWarden seid, dann vergesst den im Intro genannten Odin 2 Synthesizer nicht.
Die Klangbeispiele sind TheWaveWarden Filter Force Pro pur. Eine simple monophone String-Linie (Original) wurde durch verschiedene Presets der Filtermaschine geschickt. Ich hatte enorm viel Spaß mit der inspirierenden Filterspielwiese und empfehle an dieser Stelle gern den Kauf der Vollversion.
Nach dem durchlesen hatte ich mich schon auf einen unerreichbaren Preisschock gefreut. Aber 19€? Da kann man wirklich nicht meckern! Persönlich verwende ich bislang den internen Steinberg FX Modulator. Aber trotz des guten Funktionsumfang bin ich bislang nie zu den gewünschten Ergebnissen gekommen. Selbst wenn man diese hatte, war es klanglich kein „Aha“ und „Wow-Effekt“, sondern eher „reicht für’s erste“. Vielleicht kann es dieses Plug-in besser. Die Klangbeispiele klingen jedenfalls vielversprechend – Knackig und Exakt!
@Filterpad Als ich den Test geschrieben hatte, war der Preis 29€ (sieht man sogar auf dem Screenshot), da musste ich mir heute auch erst mal die Augen reiben, aber ja: die Filtersammlung ist im Sale für 19€ .. also für nicht mal einen Euro pro Filter kann man wirklich nichts verkehrt machen, zumal der Spaßfaktor und die klangliche Ausbeute wirklich enorm ist.
Diese Sachen finde ich super!
Benutze dabei aber die Produkte von Cableguys.
Hut ab! Super Tool, Klasse gemacht! Kann man gerade für den aktuellen Preis nur empfehlen :-)
Klasse, gekauft.
Jetzt bitte noch eine iOS Version…wäre schon cool!
Danke für den Test. Bei dem Preis kann ich nicht nein sagen 😄 wird heute Abend und übers Wochenende ausgiebig getestet. Und danke für den Tipp mit dem Odin Synth, den kannte ich garnicht 👍
@Mestersound Gern geschehen. :) Viel Spaß mit der Filterspielwiese und mit Odin.