Peter G:
Lass uns nochmals über Deine CD „LP“ sprechen. Warum CD – warum nicht eine Landingpage, ein Soundcloud-Account oder ein USB-Stick?
Peter M:
Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer ist, dass ich mir Musik prinzipiell kaufe und wenn sie mir besonders gut gefällt, dann auch als CD. Da ist der haptische Aspekt, die Hülle, das Cover, Du musst die CD in die Hand nehmen, einlegen … Du hast mit dem Booklet eine zusätzliche gestalterische Möglichkeit, aber auch mit der Hülle,… Und dann wollte ich natürlich denen, die mitgewirkt haben, sowie meinen nicht musizierenden Freunden etwas in die Hand drücken, quasi als kleines Dankeschön. Bei einem USB-Stick da kommt dann vielleicht noch schnell das eine Excelfile drauf oder der Scan fürs Finanzamt, weil der Stick gerade herum liegt … Vinyl wäre natürlich auch überlegenswert, aber heute hat ja noch nicht einmal jeder mehr einen CD-Player. ;)
Peter G:
Die CD war ein kostspieliges Projekt. Du hast dir professionelle Hilfe geholt bei der Gestaltung, beim Mastering und dann wären da noch die Herstellungskosten für Deine CD und die Box. War es den Aufwand Deiner Ansicht nach wert?
Peter M:
Absolut. Die letzten Tage vor Erhalt waren zwar alles andere als stressfrei, aber was Gestaltung und Mastering betrifft, bin ich sehr zufrieden. Die Gestaltung hat 8660.at übernommen. Michael (Holzer), den ich seit unserer Zusammenarbeit für die damalige Andre Heller Website zu meinen Freunden zählen darf, genießt mein volles Vertrauen, weshalb schnell klar war, dass ich ihn fragen werde. Und wie zu erwarten, war die Entscheidung die richtige. Genau dasselbe kann ich über Dan (D’Ascenzo) von RB Mastering sagen.
Peter G:
Obwohl die Songs ja aus verschiedenen Schaffensphasen stammen, klingt die CD doch recht homogen und wie aus einem Guss. Wie kommt’s?
Peter M:
Das ist in erster Linie Dans Verdienst. Was Du ansprichst, war übrigens mit ein Grund, warum ich die Stücke professionell gemastert haben wollte.
Natürlich habe ich selbst im Rechner probiert und die Ergebnisse waren durchaus passabel … aber ich bin kein Fan davon, alles selbst zu machen. Selbst beim Mischen könnte ich mir vorstellen, das aus der Hand zu geben, aber nur unter bestimmten Bedingungen. Im Falle des Masterns würde ich zur Gänze die Finger davon lassen, weil vor der CD-Produktion einfach jemand die Stücke hören muss, der keinerlei emotionale Bindung dazu hat. Also mit diesem unheimlich „geilen“ Basssound zwar etwas anfangen kann, aber merkt, dass er zu laut und dem Song nicht dienlich ist. Außerdem sollte es jemand sein, der das tagtäglich macht und somit die entsprechende Erfahrung mitbringt. Wenn ich für ein Stück eine Gitarre benötige, würde ich mir auch kein Plug-in nehmen – wenn es wirklich nach Gitarre klingen soll – sondern mich nach einem Gitarristen oder einer Gitarristin umsehen, mit der es Spaß macht, zusammen zu arbeiten und das einbringt, was ich suche. Und genau so ist das für mich beim Mastern.
Mit Dan zusammenzuarbeiten war aber auch auf menschlicher Ebene sehr angenehm. Das ist für mich ein weiteres wichtiges Kriterium. Vielleicht sollte ich aber auch noch erzählen, wie ich auf Dan kam …
Ziemlich genau vor einem Jahr habe ich mich entschieden, dieses Projekt durchzuziehen. Ursprünglich war geplant, neues Material gemeinsam mit Freunden einzuspielen, aber die jeweiligen Berufe aller Beteiligten sowie positive familiäre Veränderungen haben offenbar ihren Tribut verlangt bzw. natürlich Priorität. Na jedenfalls habe ich mir letztes Jahr zum Geburtstag einen Betrag X geschenkt und den dafür verwendet, zwei aktuelle Stücke von verschiedenen Studios professionell mastern zu lassen. Eines war übrigens das Abbey Road. Als ich dann die Ergebnisse miteinander verglich, waren schnell zwei Favoriten gefunden, das angesprochene Abbey Road und eben RB Mastering, sprich Dan.
Peter G:
Wie kam es zur finalen Entscheidung?
Peter M:
Als ich noch in Österreich gelebt habe, haben meine Freunde und ich („die Herrenrunde“, wie wir uns nannten) einander mindestens ein Mal pro Monat getroffen, um gemeinsam Musik zu hören. Das lief nach ganz strengen Regeln ab, zum einen gab es immer ein Thema, zu dem man Stücke auswählen und dann den anderen vorstellen musste. Das lief so ab: Jeder hatte vor dem Abspielen Zeit, ein paar Worte zu verlieren und danach war Stille bis auf die Musik. Vom ersten Rauschen oder Ton bis zum Ende. Selbst Husten gab böse Blicke, obwohl die Abhörlautstärke schon etwas weiter oben anzusiedeln war. Anschließend gab es dann Diskussionen. Da jeder von uns einen anderen musikalischen Hintergrund hatte und wir einander schätzen, hat jeder von uns an dem Abend mindestens eine neue Nummer mitgenommen, die ihm gefallen hat, er aber noch nicht kannte oder ist auf einen neuen Musiker oder Band aufmerksam geworden … Somit war klar, dass ich meine Freunde darum bat, mir bei der Entscheidung zu helfen. Und das Erstaunliche war, anhand einer Nummer „PiKay“ ist die Entscheidung bei uns allen auf Dan gefallen. Natürlich war die Abbey Road Version unheimlich gut, sehr gut, druckvoll, da das Klavier und dort der Bass … aber in Dans Version war es ein Musikstück. Es bildete eine Einheit. Außerdem bin ich kein Fan des „loudness war“… tja, sorry, das war jetzt ein ziemlicher Monolog. [lacht]
Peter G:
Was ist Dein Antrieb, wenn Du dich hinsetzt und komponierst? Gibt es Songs auf dem Album, wo du noch genau weißt, was Deine Inspiration war?
Peter M:
Eigentlich bei fast allen. Oft ist es ein Bild (Nice Sunday), dann wieder eine Melodie, die mir spontan einfällt (In Rain), das Arbeiten an einem der Synthesizer (z.B. Escape am OASYS oder Stockholm, welches auf das Prophet-12 Arpeggio zurückgeht oder Blue Darkness, das auf dem Voyager Bass basiert) oder einfach das Spielen am CP1 und MPC4000 (PiKay). Bei „Stockholm“ war es amüsanterweise umgekehrt, erst als das Stück fertig war, habe ich beschlossen, dazu ein „Video“ zu gestalten. Es ist also sehr unterschiedlich. Ich glaube, ich muss immer in einer bestimmten Stimmung sein, um mich zu den Instrumenten zu setzen und ab da führe ich nicht Regie. Zumindest nicht bewusst. Ich habe keinen rationalen Zugang, wenn Du darauf hinaus willst. Was zwar sehr wohl passieren kann ist, dass ich mir einmal etwas überlege, Notizen mache, mich also mit der Materie auseinandersetze, um am Ende dann doch alles anders zu machen. Ich vermute aber, dass das Beschäftigen mit der Materie dazu führt, unterbewusst einen Weg einzuschlagen … jetzt wo ich so darüber nachdenke, könnte das bei „In Rain“ der Fall gewesen sein. Was ich mir ganz abgewöhnt habe, ist mich hinzusetzen, nur weil ich gerade Zeit habe oder es halt jetzt gut passen würde. Nein, da muss schon ein innerer Drang sein und den gibt es zum Glück. Immer noch.
Kurzweiliges Interview, danke für das vorgezogene Osterei :-) Aber Peter, wenn die Frage erlaubt ist: warum „musstest“ Du denn den P-12 hergeben? Wo er nach Deinem eigenen Bekunden der vielseitigste DSI-Synth ist. Dass Du den KARP ziehen lässt, verstehe ich voll und ganz; den hätte ich mir gar nicht erst angeschafft ;-)
@costello Natürlich ist die Frage erlaubt, und die Antwort ist banal – ich habe zu der Zeit einen grösseren Geldbetrag benötigt. Deshalb habe ich fast alles verkauft. Ich überlege aber ob ich nicht wieder…
Ciao,
Peter
So bleibt wenigstens der Markt für Gebrauchtinstrumente in Bewegung ; -) Die Kombi aus DSI P-12 und OB 6 stelle ich mir sehr nett vor. Österliche Grüße aus Berlin
@costello > So bleibt wenigstens der Markt für Gebrauchtinstrumente in Bewegung ..
:)) Und ja, die von Dir angesprochene Kombination würde mich schon reizen.
Der Kommentar gibt mir Gelegenheit noch auf eine Sache hinzuweisen. Bei einigen Tracks sind Drum/Perkussionsspuren deswegen gut, weil das eine Kollaboration mit „The Headroom Project“ war.
Das Album von Peter M. Mahr ist wirklich eine tolle Sache, für mich garantiert kein übliches Elektronik-Album, sondern einfach gute Musik, die von seinem Spiel, von den Klängen und den damit geschaffenen Atmosphären lebt.
@a.jungkunst Danke Axel!
Liebe Grüsse,
Peter
Hi, ich kannte viele Titel im einzelnen. Habe mich über die CD oder besser die LP ;-) sehr gefreut, und war dann noch mal verblüfft. des Titel in der vorgegebenen Reihe zu hören, eben: das Konzept.
Bin gespannt wie lange erst noch dauert, bis große Filmemacher Pete entdecken.
Danke Hefterl! ;) Auch für die Möglichkeit die Du mir gibst noch zu erklären warum die CD überhaupt den Titel „LP“ trägt. Der Arbeitstitel lautete „The L of P“, wobei „L“ der lateinische Buchstabe für 50 ist und „P“ leitet sich von meinem Vornamen ab. Michael hatte die Idee daraus „LP“ zu machen, da er meine Vorliebe zu derartigen „Spielereien“ kennt hat er ins Schwarze getroffen. So hat z.B. auch „In Rain“ nichts mit „Regen“ zu tun, ebenso wenig handelt es sich bei „Nice Sunday“ um einen netten Sonntag.
Danke nochmals Ernst,
Liebe Grüsse,
Peter
Sehr schöne Musik Peter. Entspanned, leicht und was am Wichtigsten ist, absolut nicht langweilig. Super und weiter so!
Danke Marko!
Liebe Grüsse,
Peter
Hallo Peter und Peter,
ich finde ihr geht noch als sympathische Enddreißiger durch ;-) Das Interview ist Klasse. Ihr hattet Spass, man liest es :-)
@TobyB Haha….danke für die Blumen !!!!
@TobyB Doppeltes „Danke“ an Dich Toby! ;)
Liebe Grüsse,
Peter
Schöne sounds, schönes Interview.
Mir gefällt die Kombination von Rhodes und akustischem Piano (CP1) sehr gut.
@Organist007 Danke. ;) Ad Rhodes, das ist aktuell ein bisschen mein Sorgenkind. Derzeit bin ich auf der Suche nach jemandem, der es restauriert (und das auch wirklich kann!).