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Interview: John Bowen, Mister Solaris, Teil 1

(ID: 129986)

Klaus:
Nicht nur. Aber kommen wir nochmal zurück auf die Sequential Zeit. Wann genau bist du eigentlich mit Dave Smith und seiner Company Sequential Circuits in Kontakt gekommen? Und was war der Anlass für euch beide, eine Kooperation bei SCI zu beginnen, was genau dein Job? Und bitte erzähle noch ein paar Anekdoten.

John:
Wie du weißt, hatte ich einige Sachen ja schon vorhin angesprochen. Aber los ging es so: Es war ja nach meinen Moog Clinics im Sommer 1975, wo ich dachte, ich müsste meine Präsentationen mit einigen Erweiterungen aufpeppen. Ich hatte die Moog Sample & Hold Unit, um damit Patterns zu erstellen, zu denen ich dazuspielen konnte. Aber eigentlich wollte ich so was wie einen Sequencer. Der große Moog Modular Sequenzer war lediglich die Moog Option, und sie gaben kein weiteres Modular Equipment mehr heraus, seit Roger Powell ein großes System auf Moog Kosten „for free“ bekommen hatte, und sie wollten kein weiteres teures Gear auf Leihbasis herausgeben.

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Es muss so um den Oktober 1975 gewesen sein, jedenfalls wollte ich einfach mal einen Blick ins Keyboard Magazine werfen, um zu schauen, was so die Werbeanzeigen hergaben. Und siehe da – zwei Companies, beide unten in San Jose, nur 30 Minuten Autofahrt von meinem Appartment in Oakland entfernt. Eine war von Emu Systems, die andere von Sequential Circuits, Inc..

Klaus:
Wen hast du als erstes kontaktiert?

John:
Zuerst rief ich bei Emu an, führte mich ein als von Moog kommend und „Ich würde gerne vorbeikommen, um einen Rundgang durch die Factory zu machen und mal schauen, ob es irgendwas gibt, was wir zusammen machen könnten, wovon wir beiderseits profitieren würden.“, also im Zusammenhang mit Sequencer Produkten. Na ja, rate mal was die mir sagten? „Oh, wir haben keine Factory, es ist hier ein 2-Bedroom Apartment, und gerade mal ein System gibt’s und das steht im Wohnzimmer.“ Ich fuhr also runter zu denen und besuchte sie in ihrem Apartment in der Homestead Road.

Daves Rossums E.-Mu Modular

Daves Rossums E-Mu Modular

Das war in einem Apartment Komplex, wo Dave Rossum und Scott Wedge gewohnt haben, zusammen mit der Freundin von einem der beiden. In diesem Wohnzimmer stand eine Couch, und auf einem niedrigen Tisch stand ein großes Emu Modular System. Sie zeigten mir, wie der Sequencer funktionierte. Aber es war ziemlich offensichtlich, dass es keine Möglichkeit gab, das in mein kleineres Setup einzubinden und für die Demos meines Moog Equipments mitzuschleppen. Am Ende bedankte ich mich bei ihnen und fragte, ob sie was über diesen „Sequential Circuits Guy“ wüssten. Einer von ihnen lachte, ich glaube es war Rossum, und sagte: „Oh, der weiß gar nichts über Synthesizer, wir haben ihm sogar den Clock Chip beschafft, den er für seinen kleinen Sequencer braucht.“

Klaus:
Das war’s? Und wie lief es mit Sequential?

John:
Ich bin dann gegangen, und rief gleich unter der Telefonnummer an, eine Frau antwortete und ich machte wieder die gleiche Gesprächseröffnung: „Ich komme von Moog Music, und bin interessiert, ihre Company zu besuchen …“, und so weiter. Sie sagte, „Oh, da gibt’s keine Factory, es ist ein 2-Bedroom Apartment!“ Und Dave war auch gar nicht zuhause. Ich machte mich auf den Weg rüber zu dem Apartment Komplex, im Rainbow Drive, und lief zur Eingangstür. Ein großer bellender Hund begrüßte mich, zusammen mit Daves Frau, die mir sagte, dass er immer noch nicht da sei. Ich ging also zurück zum Auto und wartete eine halbe Stunde, und bin dann wieder hin. Dave war mittlerweile eingetroffen, ich ging rein und wir sprachen über das, was ich so machte, sowohl das für Moog als auch das mit der Band. Und was es über das Model 800 zu sagen gab.

Ein Meilenstein, der Sequential Prophet 5

Klaus:
Und, habt ihr Euch auf Anhieb verstanden?

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John:
Na ja, wir waren uns auf der Stelle einig! Wir hatten auch gemeinsame Interessen, er spielte ebenfalls Bass, allerdings nicht professionell. Er hatte den 800er nur kurze Zeit gebaut, ich glaube er hatte gerade mal zwei Geräte verkauft. Aber es war klar, dass dieses kleine Modul perfekt für meine Moog Demonstrationen war, und es war ebenso klar, dass ich dafür nichts bezahlen wollte. Denn alle Moog Sachen gingen auf mein Konto, das war ja einer der Benefits bei der Arbeit für solche Companies. Also machte ich ihm Vorschläge, die gedacht waren als Gegenleistung für ein Gerät. Ich würde Broschüren mitnehmen und sie in jedem Shop auslegen, in dem ich Vorführungen machte. Dazu denen, die sich dafür interessierten, auch Erklärungen abgeben, wo sie das Produkt finden können. Und dass ich es auch zu den großen Trade Shows mitnehmen würde, das war etwa die NAMM, und ihm damit für exponierte Positionierung verhelfen. Ich sagte ihm auch, dass ich versuchen würde, es den Norlin Leuten zu zeigen. Das machte ich dann auch während der NAMM Show im Juni 1976 in Chicago. Wo mein Zimmergenosse dann Roger Powell war. Unglücklicherweise, und aus irgendeinem Grund, konnte ich das Triggering mit den Synths, die wir in diesem Raum hatten, nicht zum Funktionieren kriegen. Und so hatte ich dann keine wirkliche Gelegenheit, es vorzuführen.

Es war dann während der Winter NAMM Show Januar 1977 in Los Angeles, ich war in der Norlin Booth, also Moog, hatte aber SCI Model 800 Literatur dabei. Eben erinnere ich mich gerade an einen der leitenden Angestellten von Norlin. Der sah nämlich die SCI Drucksachen und fragte mich drüber aus, das war mir dann schon ein bisschen unheimlich. Norlin bezahlte ja mein Hotelzimmer, und ich hatte ausgerechnet dort auch noch im eher Daves privates Model 800 gezeigt! Ich wollte Leute, die sich dafür interessierten, dann dort hinschicken. Tja, somit war das also Daves und Sequential Circuits erste NAMM Show, ganz geheim!

Kurz danach, ich glaube es war im März, entschied Norlin, alles in Chicago zu zentralisieren. Und mich brauchten sie dann nicht mehr. Wenn ich jetzt so drüber nachdenke, könnte es etwa daran gelegen haben, dass sie was über meine Aktivitäten mit dem Model 800 rausgefunden haben? Könnte irgendwie sein.

Dave übernahm eine Booth für die Sommer NAMM in Atlanta, und so ging ich zusammen mit ihm und zwei anderen hin. Barb Fairhurst, und ich glaube es war Scott Peterson, wir alle bekamen große Aufmerksamkeit während der Show. Den Rest der Story habe ich dir ja vorhin schon erzählt, wo es um die Prophet-5 Sachen geht.

Der Prophet-5 (Foto: Theo Bloderer)

Klaus:
Und wie ging es dann nach der NAMM weiter?

John:
Nachdem wir den Erfolg mit der Prophet-5 Prototyp Demo bei der Winter NAMM 1978 hatten, ließ uns Dave im Hinterzimmer zusammenkommen und kündigte an, dass er mehr Geschäftsanteile an Barb Fairhurst gab und die 4% an mich. Len Sasso war auch da, er war der erste Investor für Dave, und das waren 25%. Ich erinnere mich nicht genau, aber vielleicht bekam er auch welche zusätzlich. Noch immer arbeitete ich nicht für Dave, denn das Band Business war ja angestrebt und unser erstes Album kam im Sommer 1978 raus. Das war ganz schön aufregend. Wir hatten bereits drei Alben rausgebracht und die hatten sich nicht besonders toll verkauft, und ich war in L.A.. So versuchte ich Arbeit für Film Soundtracks und andere Recording Acts zu finden, Robert Williams etwa, als Dave anrief und fragte, ob ich nicht „müde vom Rock Star werden wollen“ wäre. Er bot mir eine Full-Time Position als Produkt-Spezialist an, und ich war über dieses Angebot total happy und nahm es direkt an! Mein erster Arbeitstag war der 23. August 1982.

Hier endet Teil 1 des Interviews. Freuen Sie sich auf Teil 2, denn da geht’s um die Korg Wavestation, um was es sich bei dem sagenumwobenen Yamaha F8 handelt, der nie auf den Markt kam, und wie die Samples für den Prophet-VS entstanden sind. Ja, und was seiner Ansicht nach am Creamware Scope so besonders ist. Erfahren Sie auch, was John Bowen von Vintage Synth Software Clones hält und warum er nach vielen Jahren endlich wieder seinen E-Bass in die Hand nahm – und vor allem, welche Folgen so was hat.

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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    John ist einer der sympathischsten in der Branche und es ist immer eine Freude ihn zu treffen und sich mit ihm zu unterhalten. Klasse Interview Klaus! Freue mich schon auf Teil 2.

    Und was die Instrumente betrifft an denen John mitgewirkt hat, da kann ich im Falle derer, die ich kenne, nur sagen, ein Segen, dass er aus Sicht eines Musikers an die Thematik herangeht.

  2. Profilbild
    TobyB RED

    Hallo Klaus,

    sehr sehr geniales Interview. Schade das es jetzt heisst, eine Woche warten.

    • Profilbild
      k.rausch AHU

      @TobyB Der zweite Teil setzt noch einen drauf, John packt in einigen Dingen aus, da war ich ziemlich überrascht über manche Sachen. Und ein kleines extra Special gibts dann noch, das hängt mit John, dem Musiker, zusammen.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Sehr interessantes Interview! Danke.
    Jetzt heißt es warten denn „wie die Samples für den Prophet-VS entstanden sind“ wollte ich schon immer wissen. War da nicht mal was mit der Gruppe The Fixx?

    • Profilbild
      k.rausch AHU

      Ja, auch für mich war das eine gewisse Sternstunde, denn ich konnte ihm genau solche Fragen stellen. Freu dich auf nächsten Samstag :)

  4. Profilbild
    0gravity

    Ich muss schon sagen: alle Achtung! Was da in letzter Zeit an ausführlichen Portraits und Interviews auf AMAZONA erscheint kann sich wirklich sehen lassen.
    Ich freue mich schon auf Teil2.

  5. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hammer Interview, sehr informativ und John bowen ist super, habe das sonic core Solaris auf der DSP Basis. Wow wasn Ultrading! Freue mich besonders auf den 2. TEIL, wann kommt dieser denn?

  6. Profilbild
    tomeso

    Klasse, tolles Interview mit einem sehr sympathischen Entwickler!
    An das besagte Dinner während der Musikmesse kann ich mich noch gut erinnern … fast zu spät gekommen und dadurch den besten Platz am Tisch erwischt. Schön, dass dadurch letztlich so ein interessanter Artikel entstanden ist. :-)

    • Profilbild
      k.rausch AHU

      @tomeso Stimmt! Was daran lag, dass ich nach einem langen Messetag mein Auto im Parkhaus nicht gefunden hatte und wir deshalb spät dran waren. Und uns dann genau darüber ziemlich kaputtgelacht hatten. Kann man mal sehen, wohin sowas führt :)

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