Klaus Schulze verhalf zum Karriere-Kick
Robert Schroeder, geboren 1955 in Aachen, gehört zu den Pionieren der EM-Musik und ist uns als Interviewpartner in den Sinn gekommen, als wir vor wenigen Wochen sein neues Album AMBIENT OCCLUSION zugesandt bekamen. Ein wenig Web-Recherche und schon kamen spannende Details zu Tage, wie die Tatsache, dass er seinen zweiten Sohn nach Klaus Schulze benannt hatte und ihm dies darüber hinaus zu einem enormen Karriereschub verhalf. Unser Interesse war also geweckt – und wir wurden nicht enttäuscht. Robert Schroeder ist mit gut sechzig Jahren immer noch so umtriebig wie in seiner Jugend und kann die Finger nicht von den Tasten lassen.
Peter:
Hallo Robert, du bist seit gefühlt einer kleinen Unendlichkeit Komponist elektronischer Musik – um das erst mal ganz weit zu fächern. Ich möchte das Interview gerne beginnen mit einem einschneidenden Erlebnis, der Geburt Deines zweiten Sohnes, den du nach deinem musikalischen Vorbild Klaus Schulze, Klaus genannt hast. Wow! Demnach müsste einer meiner Söhne heute Vangelis Grandl oder Kraftwerk Grandl heißen.
Robert:
Hi Peter, ja, daraus lässt sich unschwer schließen, dass die Idole in meiner Jugend stark genug waren, meine Kinder zu Ehren dieser Künstler auch so zu benennen. Mein ältester Sohn Marc wurde seinerzeit ebenso nach Marc Bolan benannt.
Und in dem speziellen Fall bei meinem jüngeren Sohn Klaus war es tatsächlich ein einschneidendes und entscheidendes Ereignis, das von da an mein ganzes zukünftiges Leben bestimmt hat. Der Erfolg meines Lebens als Musiker konnte tatsächlich nur funktionieren, weil eine Reihe von bestimmten Komponenten zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zusammen trafen. Und das war in meinem Fall glücklicherweise so.
Peter:
Na dann erzähl mal.
Robert:
Es war 1977, ich war fanatischer Fan von Klaus Schulze und von dieser Art Musik und natürlich besuchte ich Schulze-Konzerte und schrieb ihm auch hin und wieder einen typischen Fanbrief.
Mit dem Ziel, selbst auch solche Musik machen zu wollen, baute ich schon seit ein paar Jahren meine ersten Synthesizer. Ich wollte Synthesizer und Geräte für Musiker und Tonstudios bauen und sah Klaus Schulze da als ideales Sprungbrett. Dazu musste ich ihn persönlich kennenlernen. Berufsmusiker war zu dieser Zeit noch nicht mein Ziel.
Glücklicherweise stand zu dieser Zeit die Geburt meines Sohnes kurz bevor. Klaus Schulze gab am 17.9.1977 ein Konzert in der Grugahalle in Essen, die Eintrittskarte habe ich noch heute. Da wollte und musste ich unbedingt hin. Mit meiner damals hoch schwangeren Frau sind wir dann in einem ziemlichen kaputten VW-Käfer zu diesem Konzert nach Essen gefahren. Mein Plan war, Schulze nach diesem Konzert einfach anzusprechen. Mein Traum war, ihn als Taufpaten für meinen kommenden Sohn zu gewinnen und ihn so auf diesem Wege persönlich kennenzulernen. Und so klappte das auch.
Nach dem Konzert war Schulze von einer Menschentraube umstellt und ich rief durch die Menge zu ihm: „Klaus, mein Sohn wird in Kürze geboren, ich würde mir dich zum Taufpaten wünschen.“ Diese Idee fand er spitze und sagte tatsächlich spontan zu. Ich konnte es kaum glauben. Damals wohnte Klaus in Berlin und ich in Aachen und mein Idol und Gott wollte nur wegen der Taufe meines Sohnes nach Aachen kommen. Und tatsächlich, er war gekommen.
Ich finde diese Interviews am Wochenende echt interressant. Wenn man jetzt noch bedenkt, dass diese gesamte Website für den Nutzer kostenlos ist, ist das ein super Service.
Bitte weiter so.
@Synthfreak kann mich synthfreak nur anschließen. sehr schöne sonntagmorgen-lektüre, danke :)
Dito. Das Bild mit der Heimorgel auf Seite 4 erinnerte mich an ein verschollenes Foto meines „Equipments“ von 1977: Eminent Orgel mit Akai Bandmaschine und ein alter Bass-Verstärker (Marke vergessen).
Von der Dash-Bass Drum zum Midi-Akkordeon. Robert Schroeder ist wirklich EM-Urgestein. Bei youtube findet sich einiges von ihm: Vom Mellotron-Bombast früherer Tage bis zu aktuelleren Sachen, die teilweise ziemlich chillig klingen. Schönes Interview!
dass der mann im besten sinne oldschool ist, beweist der atari-monitor in seinem heutigen studio :)
IC war übrigens auch das erste label von ideal, da wurde musikalisch also wahrlich ein weiter bogen gespannt…
@dilux oh bis vor ein paar jahren stand bei mir auch noch ein Atari ST denn das Timing ist einfach der Hammer. Aber irgendwann ist es halt auch der Moment da mit der Zeit zu gehen. Es ist halt einfacher günstiger und einfacher mit einem modernen Computer zu arbeiten. Ich finde auch wenn schon alles was Retro ist neuauferlegt wird das Atari sich aus ihrer Asche erhebt. Das wäre doch der Hammer eine Neuauflage des St oder Falcon mit modernen Aspekten..
Ist ein Wave 2, kein 2.2 — sehr schön zu hören auf Galaxie Cygnus-A.
Hi Iggy, schön, dich hier zu treffen.
Das mit dem PPG war wohl ein Fehler der Redaktion … ist natürlich der Wave.2 …
War schon ein feines Teil …
@RS Mea Culpa – habs soeben geändert!!!
@Tyrell besten Dank an AMAZONA.de und Peter Grandl … ihr macht schon einen tollen Job hier …
@RS Cool dass ihr gequatscht habt! Hat mich sehr gefreut dich mal in deinem Studio besuchen zu dürfen Robert – müsste auch so 2015/2016 gewesen sein, vielleicht erinnerst du dich? :)
Grüße, Vincent
Kurzweiliges Interview, freue mich auf eine Fortsetzung. Schulze und Schroeder sind musikalisch nicht ganz mein Ding, ihr Werdegang in der EM-Szene ist jedoch beispielhaft, und wer Synthies nicht nur spielen, sondern auch selbst bauen kann, hat bei mir sowieso schon mal einen schweren Stein im Brett.
Den Spirit des Selbermachens halte ich immer noch hoch, vielleicht nicht auf Bauteilebene, dafür aber umso mehr bei der Nutzung elektronischer Instrumente, die es nicht ins Rampenlicht oder Sammlerregal geschafft haben und daher auch für finanziell Unterbeeimerte wie mich bezahlbar sind. Die damit verbundenen Kompromisse werden durch kreatives Gebastel wieder wettgemacht. Das geht natürlich nicht so glatt ins Ohr wie Peter Alexander (schöne Grüße an Loriot), erfreut aber mein Musikerherz, das dem Sound der Hinfälligkeit schon immer mehr abgewinnen konnte, als seidiger Finesse. Das ist es, was ich aus den Anfangstagen der Szene mit in meine Jetztzeit nehme, und dafür danke ich den Pionieren aus jenen Tagen aus der Tiefe meines Herzens, ganz gleich, welche Musik sie auch machten und noch machen.
hallo lightman,
manchmal weiß man eben nicht, ob einem die Musik besser gefällt, oder die Technik dahinter. Für mich ist beides interessant und hat mir Lebensinhalt gegeben. Und dein Satzt stimmte auch bei mir: „Die damit verbundenen Kompromisse werden durch kreatives Gebastel wieder wettgemacht.“
Schönes Interview, aber mit der Musik kann ich gar nichts anfangen.