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Test: Behringer RD-9 Drumcomputer, Hardware-TR-909 Klon

909-Sound zum Schnäppchenpreis

9. Juli 2021

behringer-rd-9-drumcomputer-aufmacherLange wurde gebastelt, angekündigt, verschoben – und nun ist er endlich da: der Behringer RD-9 Rhythm Designer, der in die Fußstapfen des legendären Roland TR-909 Rhythm Composers treten möchte. Ich halte mich aus der immer wieder aufkeimenden Diskussion rund um das Thema Produktkopien heraus und nehme stattdessen das Produkt unter die Lupe. Dies geschieht in zwei Teilen: Im ersten Teil sehe ich mir den Behringer RD-9 Rhythm Designer als eigenständiges Produkt an. Ein direkter Klangvergleich mit dem Roland-Original findet nicht statt, es gibt lediglich Hinweise zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten hinsichtlich des Designs.

Im einem zweiten Test muss sich der Behringer RD-9 Rhythm Designer dann der buckligen Verwandtschaft stellen, wie einst Luke Skywalker Darth Vader. Möge die Macht mit ihm sein! DIESEN VERGLEICHSTEST FINDET IHR HIER.

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Doch nun hinein ins Vergnügen und viel Spaß beim Lesen!

Drum-Computer? Nein, Rhythm Composer!

In einer längst vergessenen Zeit sollten Maschinen die Kontrolle übernehmen und Funktionen ausfüllen, die sonst Menschen ausgeübt haben. Was heutigen Generationen irgendwie seltsam anmutet, war für einen Jugendlichen, der mit Terminator und War Games sowie einem VC20 und C64 groß geworden ist, eine zugleich faszinierende wie beängstigende Vorstellung. Und so sparte ich damals mein Taschengeld und kaufte als Ergänzung zur analogen, aber immerhin midifizierten Böhm TopSound DS Orgel, einen Roland TR-505 Rhythm Composer. Zusammen mit einem Casio CZ-1, später einem Kawai K1 und dann einem Roland D-110 Expander hing dieser lange Zeit an einem C-Lab MIDI Interface meines Commodore C64. So ähnlich dürfte der Karrierestart vieler Musiker meiner Generation ausgesehen haben.

Drumcomputer prägten in den 1980er- und 1990er -ahren den Sound so ziemlich jeder Pop Chart-Produktion, und man munkelt, dass so mancher Studio-Drummer stempeln gehen musste, weil die technischen Kollegen angeblich doch ein viel besseres Timing besaßen und außerdem nicht so viele wertvolle Spuren auf der Bandmaschine für sich beanspruchten. Eine Timecode-Spur und später zwei Spuren zur Aufzeichnung des fertig gemischten Drum-Sounds reichten aus. Doch das ist natürlich nur ein winziger Teil der Wahrheit, denn die Klangästhetik der Kisten spielte eine wesentlich größere Rolle in der durch Synthesizer geprägten Popmusik der 80er und 90er. Die Roland TR-808 und TR-909 Drum-Computer zeigten sich gemeinsam mit der auf Sample basierenden LinnDrum für die große Mehrheit der Songs in den Charts verantwortlich. Der große Durchbruch der Roland Maschinen kam jedoch erst in den 1990er-Jahren, mit House und Techno. Doch was machte die Drum-Computer so begehrt?

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Das Original: die Roland TR-909

Lauflichtprogrammierung & Soundmanipulation

Die von Roland favorisierte Lauflichtprogrammierung ist ein wichtiger Bestandteil der Erfolgsgeschichte. Durch eine gut durchdachte Programmierstruktur wurde es Musikern möglich, schnell Drum Patterns und Songs zu erstellen oder zu manipulieren. Man merkt hier noch einmal deutlich, dass Roland die Nicht-Schlagzeuger im Blick hatte. Die Bezeichnung Rhythm Composer trifft es genau, denn jedes Drum-Pattern wurde Schritt für Schritt durch die Lauflichtprogrammierung zusammengestellt. Nach kurzer Einarbeitungszeit gelang das in atemberaubender Geschwindigkeit.

Da die Roland TR-909 auf einen Mix aus analoger Klangerzeugung plus 6 Bit Samples für HiHat und Cymbals setzte, gab es immer noch genügend Möglichkeiten, den Klang zu „tweaken“. Einzelausgänge für die Instrumente, MIDI, Speichermöglichkeit auf Cartridges und die Möglichkeit, ein Triggersignal für die damals noch allgegenwärtigen Analogsynths mit CV-Anschlüssen über die Rim Shot zu programmieren, gehörten zu den weiteren Besonderheiten der TR-909.

Doch es gab auch Nachteile: So war es z. B. nicht möglich, live zwischen den verschiedenen Programmiermodi zu wechseln, ohne die Wiedergabe zuvor zu stoppen. Das schränkte den Nutzen auf der Bühne leider sehr ein. Außerdem ließen sich Claps und Rimshot nicht transponieren.

Behringer RD-9 Rhythm Designer

Dass Behringer hier keine 1:1 Kopie angefertigt hat, sieht man schon auf den ersten Blick, denn die Oberfläche des Behringer RD-9 Rhythm Designers sieht zwar ähnlich, aber dennoch deutlich anders aus. Um genau zu sein, reicher bestückt als die einer TR-909. Besitzer eines Behringer RD-8 hingegen werden sofort die Ähnlichkeiten entdecken, denn weite Teile von RD-9 und RD-8 sind bis auf die Farbgebung und die veränderten Step-Tasten identisch. Für Besitzer der RD-8 dürfte sich das Lesen des Handbuchs (es gibt es wirklich!) wahrscheinlich erübrigen.

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Endlich erhältlich: der Behringer RD-9 Rhythm Designer

Die Roland TR-909, aber modernisiert

Die Behringer RD-9 ist also keine originalgetreue Kopie, sondern eine Weiterentwicklung, die auf den heutigen Markt abgestimmt ist. Obsolete Funktionen wie zum Beispiel die Speicherung von Daten auf Cartridges wurden weggelassen und stattdessen durch moderne Features wie USB ersetzt. Die alte Roland Sync DIN-Buchse, die zur Synchronisation von anderen Roland Geräten diente, musste Sync IN und OUT Buchsen im 1/8 Zoll TRS-Format weichen. Außerdem stehen drei 5V Trigger Outputs zur Verfügung.behringer-rd-9-drumcomputer-6

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Die Anschlüsse

Ausgangsseitig notiere ich 10 Einzelausgänge für die einzelnen Sounds, einen Mono-Ausgang sowie einen Kopfhörerausgang. Alle sind als Klinkenbuchsen ausgeführt. Mich verwundert etwas der Mono-Ausgang, denn die Roland TR-909 besaß meines Wissens im Vergleich zum Vorgänger TR-808 bereits einen Stereoausgang. Vermutlich kommt hier das gemeinsame Design mit der Behringer RD-8 zum Tragen. Leider gibt es keine Möglichkeit, die Audio-Signale per USB an den Computer zu übertragen. Schade, denn das hätte die Integration des Behringer RD-9 Rhythm Designers in eine DAW noch leichter gemacht, vermutlich aber auch den Preis durch die dann benötigten A/D-Wandler in die Höhe getrieben.

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Alle Ein- und Ausgänge des Behringer RD-9 Rhythm Designers im Überblick

Ein nettes Feature ist der symmetrische Return-Eingang (TRS-Klinke). Er ermöglicht das Ausspielen eines Signals über einen Einzelausgang und das anschließende Zurückführen über den Return, um den bearbeiteten Sound  über den Mono-Output gemeinsam mit den anderen Sounds auszugeben. Eine Einsatzmöglichkeit wäre zum Beispiel ein Kompressor für die Bass-Drum oder ein Delay-Effekt für die Snare. Der Audio-Return liegt dabei hinsichtlich der Signalführung nach der Effektsektion mit Wave Designer und VCF, durchläuft diese also nicht.

Die Effekt-Sektion des Drumcomputers

Wer beim Lesen von „FX“ auf der RD-9 Oberfläche Effekte wie Reverb oder Delay erwartet, wird enttäuscht. Behringer hat stattdessen die von der RD-8 bekannte FX-Sektion mit Wave Designer und Analog Filter eingebaut. Der Wave Designer bearbeitet die Transienten und die die Dynamik eines Sounds, indem dessen Attack- und Sustainphase verändert wird. Bearbeitet werden kann entweder ein einzelner Sound oder eine Summe mehrerer Sounds, die über einen FX-Bus auf die FX-Sektion geschickt werden. In der Mittelstellung beider Regler ist der Wave Designer im Bypass-Modus.

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Alte Bekannte: Wie die RD-8 verfügt auch die RD-9 über die FX-Sektion bestehend aus Wave Designer und Analog Filter

Anschließend durchlaufen die dem FX-Bus zugeordneten Signale das Analog Filter. Das Filter kann als Low Pass oder High Pass arbeiten. Cutoff bestimmt die Filter-Eckfrequenz. Mit dem Resonance-Regler wird eine Resonanz an der per Cutoff-Regler eingestellten Frequenz erzeugt. Eine Besonderheit ist die Aufzeichnung der Cutoff-Reglerbewegungen, um Sweeps beim späteren Abspielen des Patterns zu automatisieren.

Wichtiger Hinweis: Soll die FX-Sektion des Behringer RD-9 genutzt werden, darf das betreffende Signal nicht per Einzelausgang abgegriffen werden. Sobald ein Einzelausgang belegt wird, liegt die betreffende Voice dort exklusiv an und wird vom Mono-Summenbus entfernt und damit auch aus dem Signalweg, in dem die FX-Sektion liegt. Schade, denn so wäre auch ein paralleles Processing möglich gewesen.

Klangerzeugung der Behringer RD-9

Der Behringer RD-9 Rhythm Designer bietet 11 Drum Sounds (Voices). Die Voices Bass Drum, Snare Drum, Low/Mid/High Tom, Rimshot und Clap sind analog erzeugt, während für HiHat und Cymbals Samples abgespielt werden. Dies entspricht dem Layout des Originals. Bei einer Roland TR-909 werden 6 Bit Samples genutzt. Über die Auflösung der von Behringer verwendeten Samples schweigen sich die Bedienungsanleitung und die Produktseite im Internet leider aus.

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Ähnlich und doch grundverschieden: die Oberfläche des Behringer RD-9 Rhythm Designers

Behringer hat das Original-Layout etwas ergänzt. Dazu gehören zum Beispiel Pitch und Pitch Depth der Bass-Drum-Voice sowie der Tune-Parameter der HiHat. Diese Neuerungen lassen sich aber durch Auswahl des „Authentic Mode“ umgehen und stehen nur im „Enhanced Mode“ zur Verfügung.

Im Einzelnen regeln lassen sich:

  • Bass-Drum: Tune, Level, Attack, Decay, Pitch Depth, Pitch
  • Snare: Tune, Level, Tone, Snappy
  • Low Tom: Tune, Level, Decay
  • Mid Tom: Tune, Level, Decay
  • High Tom: Tune, Level, Decay
  • Rimshot: Level
  • Clap: Level
  • HiHat: Tune, Level, Closed HiHat Decay, Open HiHat Decay
  • Cymbal: Level Crash, Level Ride, Crash Tune, Ride Tune

Der Accent-Regler bestimmt die Stärke des globalen Akzents, der alle Voices eines Steps beeinflusst. Der Stärke des individuellen Akzents ist hingegen fest programmiert und lässt sich nicht beeinflussen. Über eine DAW lassen sich per USB oder MIDI auch ein Crescendo oder Decrescendo programmieren, indem man über Note Velocity die Lautstärke einer einzelnen Note beeinflusst.

Die neu hinzugefügten Parameter zur Bass-Drum-Voice bestimmen per Pitch die Frequenz des Oszillators und per Pitch Depth den Anteil der Pitch Hüllkurve am Sound. Letztere wird wiederum per Tune gesteuert. Auch der HiHat Voice hat man einen Tune-Regler spendiert, was diese universeller einsetzbar macht, wenn die anderen Sounds entsprechend verstimmt wurden. Sie fügt sich dann unter Umständen besser in den Gesamtklang ein. Warum man bei dieser Gelegenheit nicht auch gleich den Voices für Rimshot und Clap einen Tune-Parameter spendiert hat, bleibt schleierhaft. Schließlich ist der starre Clap-Sound doch einer der größten Kritikpunkte des Originals und beliebtes Ziel von Modifikationen.

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The glowing Drummachine

Die HiHat-Sektion ist monophon ausgelegt, was bedeutet, dass entweder eine offene oder eine geschlossene HiHat erklingen können. Wird eine geschlossene HiHat direkt nach einer offenen HiHat als Step gesetzt, wird Letztere also abgeschnitten.

Pattern-Song-Prinzip

Die Behringer RD-9 folgt dem Pattern-Song-Prinzip. Das ist recht einfach zu verstehen: Jeder Song besteht aus einer gewissen Abfolge an Patterns. Ein Pattern kann aus bis zu 64 Steps bestehen (16, 32, 48, 64 Steps wählbar). Dies ist ein Vorteil gegenüber dem Original, bei dem für ein längeres Pattern zwei Patterns verknüpft werden müssen.

16 Patterns können wiederum in eine der 16 Song Sections geladen und zu einem Song verkettet werden, wobei jedes einzelne Pattern bis zu 100 Mal wiederholt werden kann. 

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit des Song-Chainings, was bedeutet, dass bis zu 16 Songs in einer Kette nacheinander abgespielt werden können. Leider muss ein Song immer komplett gespielt werden, bevor der nächste beginnt. Während der Wiedergabe zwischen Songs zu springen ist nicht möglich.

Es gibt eine ganze Reihe an Parametern, die auf Pattern- und Song-Ebene gespeichert werden. Darunter gehören bei den Patterns zum Beispiel das Tempo, der Swing-Faktor, Probability (die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmter Step bei der Wiedergabe abgespielt wird), Flam (Simulation des Schlagens mit zwei Sticks auf das Fell, Flam definiert die Zeit zwischen beiden Anschlägen), Filter Mode, Filter Automation, FX Bus Sends und vieles mehr. Viele dieser Parameter können auch innerhalb eines Songs gespeichert werden und agieren dann als globale Parameter. Das ist eine prima Sache und macht den Sequencer der Behringer RD-9 sehr flexibel.

Nutzung mit der DAW

Es gibt zwei Möglichkeiten, den Behringer RD-9 Rhythm Designer innerhalb einer modernen Studioumgebung mit einer DAW zu nutzen:

Die erste Möglichkeit triggert lediglich die einzelnen Sounds der RD-9. Die Notenbelegung folgt dabei dem GM-Standard. Velocity wird übertragen. Die zweite Möglichkeit ist die Synchronisierung per MTC, um den internen Sequencer der RD-9 zum Arrangement der DAW zu synchronisieren. Das ist mit wenigen Clicks zu erreichen und das Handbuch beschreibt zumindest die Vorgehensweise in Logic.

Was mir fehlt, ist eine Möglichkeit, zusätzlich zur Synchronisierung per MTC die Pattern-Abfolge per Program Change aus der DAW heraus zu steuern, im Prinzip also den Song-Modus durch das Arrangement der DAW zu ersetzen. So könnte man die einzelnen Pattern an der RD-9 programmieren und trotzdem später mit der DAW die gewohnte Arbeitsweise beibehalten und das Arrangement komplett in der DAW aufbauen. Vielleicht wäre Behringer so nett, das mit einem Firmware Update nachzuliefern.

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Es stehen verschiedene Sync-Optionen zur Verfügung, darunter MIDI, USB und Trigger

Behringer RD-9 in der Praxis

Beim Auspacken aus der Umverpackung präsentiert sich mir eine Produktverpackung im typischen Behringer-Design: Weiß, kühles Produktfoto, schwarze Schrift und Behringer Logo. Das versprüht nicht gerade Retro-Flair. Innerhalb dieser Verpackung befindet sich dann auch nur der Behringer RD-9 Rhythm Designer, das externe Netzteil und das übliche Quickstart Manual. Die ausführlichere Bedienungsanleitung muss man sich von der Website herunterladen. Der Behringer RD-9 Rhythm Designer ist recht schwer, obwohl ein Großteil des Gehäuses aus Kunststoff besteht. Nur die Bodenplatte ist aus Metall, was der Abwärme dienen dürfte. Das Gerät wird im Betrieb etwas warm, aber nicht heiß.

Ich beschließe, mich zunächst einmal etwas ohne fremde Hilfe mit dem Gerät zu beschäftigen und begebe mich mitsamt einem Kopfhörer ins Wohnzimmer auf die Couch. Nach dem Einschalten wird man mit einer Lightshow begrüßt und nach wenigen Sekunden ist der RD-9 betriebsbereit.

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Hier wird Sound gemacht! Die im Vergleich zum Original etwas erweiterte Voice-Sektion

Der legendäre Klang der TR-909?

Zunächst höre ich mir die einzelnen Sounds an und spiele damit etwas herum. Das macht Spaß, und mit etwas Schrauberei finde ich den einen oder anderen bekannten Sound wieder. Behringer hat auch das Phasing bei gleichzeitigem Spiel von Snare und Clap übernommen. Snare und Clap teilen sich bei der TR-909 einen Noise Generator, was dann im Ausklang zum Phasing führt. Auch beim Platinendesign der RD-9 scheint das so zu sein.

Die Samples für Crash und Ride sind aber bei gleicher Position der Level-Regler deutlich leiser als die beiden HiHat Samples. Für ein ausgeglichenes Klangbild muss man die Level-Regler der anderen Instrumente etwas zurücknehmen.

Verarbeitung

Ich mache mich an die Programmierung einiger Patterns, um die Lauflichtprogrammierung zu erkunden. Gut: Die einzelnen Step-Taster haben einen deutlichen Druckpunkt. Nicht so gut: Leider haben sie etwas viel Spiel in ihrer Aussparung und kippen beim Drücken leicht nach vorne. Dadurch wird die Bedienung recht schwammig und beim schnellen Setzen oder Löschen von Steps reagieren sie manchmal auch nicht sofort oder gar nicht. Das schränkt den Live-Einsatz etwas ein.

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Die 16 Step-Taster sind von mäßiger Qualität. Sie haben zu viel Spiel im Gehäuse und fühlen sich etwas schwammig an. Bei schneller Betätigung reagieren sie deshalb nicht immer sofort wie gewünscht

Immerhin sind die Drehregler der Behringer RD-9 stramm und die Achse wackeln nicht. Die beleuchteten Buttons hingegen machen auch einen besseren Eindruck. Allerdings ragt auch hier ein Button schräg aus dem Gehäuse. Die Verarbeitung würde ich in Schulnoten insgesamt mit gut bis befriedigend bewerten. Hier müsste ein Langzeittest zeigen, in welche Richtung es geht.

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Kleinere Verarbeitungsmängel sind in dieser Preisklasse nicht unüblich: hier der schräg sitzende Data Mode Button

Behringer RD-9: Programmierung

Zurück zur Programmierung eines Pattern: Zunächst wähle ich den Step-Modus und schalte den RD-9 auf Aufnahme. Dann selektiere ich das Instrument über einen der Voice Buttons, dessen Steps ich setzen möchte. Ein Druck auf Play und das Lauflicht signalisiert, welcher Step gerade abgespielt wird. Über die 16 Step-Taster setze ich nun die einzelnen Steps. Per Length kann ich bis zu 64 Steps pro Pattern eingeben. Auto Scroll aktiviert den automatischen Seitenwechsel durch die vier Step-Seiten, wenn ich mehr als 16 Steps nutzen möchte. Habe ich einen Step gesetzt, leuchtet die betreffende LED des Step-Tasters – allerdings noch nicht mit voller Stärke, denn es gibt noch eine zweite Stufe, den Akzent. Betätige ich den gleichen Taster noch einmal, setze ich einen Akzent. Betätige ich ihn zum dritten Mal, wird der Step gelöscht. Dieses Verfahren entspricht dem einer TR-909.

Leider sieht man das Leuchten der halbhellen LEDs nur, wenn man von oben auf die Step-Taster schaut oder der Raum sehr dunkel ist. Steht die Behringer RD-9 auf einem Tisch und man schaut von schräg vorne auf die Taster, sieht man das Leuchten der LEDs fast gar nicht. Das ändert sich auch nicht bei den mit Akzent versehenen Steps. Die übrigen Signal-LEDs sind demgegenüber erheblich heller.

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Die LEDs in den 16 Step-Tasten sind nicht aus jedem Blickwinkel zu erkennen. Hier die Ansicht von schräg vorne…

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…und das gleiche Bild von oben. Hier sind die leuchtenden LEDs dann deutlicher sichtbar

Der Swing-Modus der Behringer RD-9 greift sehr stark ins Geschehen ein. Neutral ist er bei einem Wert von 50 Prozent. Einstellbar ist der Bereich von 25 Prozent (negativer Swing) bis 75 Prozent (kompletter Swing). Bis 57 Prozent klingt es meines Erachtens gut. Darüber hinaus gefällt mir das Ergebnis nicht mehr so gut. Schaue ich mir Demonstrationen des berühmten Swings der Original TR-909 auf YouTube an, scheint diese subtiler und musikalischer zu „swingen“. Ich bin auf den direkten Vergleich des Kollegen gespannt.

Nicht selbsterklärend ist die Programmierung im Song-Modus. Das kleine Display bleibt hier kryptisch und nur durch das Manual erfahre ich, was ich hier eigentlich mache. Es ist irritierend, weil oft irgendwo ein Button zu blinken beginnt und ich zunächst nicht weiß, warum er das tut. Mir fehlen einige eindeutig beschriftete Buttons des Originals, zum Beispiel „Enter“, um eine Eingabe zu bestätigen. Die zum Download angebotene englischsprachige Bedienungsanleitung sollte man besser ausdrucken und sich neben das Gerät legen und etwas Einarbeitungszeit einplanen. Wer schon einmal mit einer TR-909 gearbeitet hat, muss hier definitiv umlernen, denn Behringer geht eigene Wege. Hat man die grundlegenden Bedienschritte aber einmal verstanden, geht alles zügig von der Hand.

Wave Designer & Analog Filter

Der Wave Designer ist eine nette Zugabe und bei den Voices mit sehr kurzem Decay recht subtil. Vergleichbare Plug-ins greifen stärker ins Geschehen ein. Am deutlichsten arbeitet er, wenn die Voices ein längeres Decay besitzen. Besser gefällt mir das Analog Filter. Die Bewegungen des Cutoff-Reglers kann man sogar aufzeichnen. Damit lassen sich herrliche Effekte zaubern, die so gar nicht mehr an Drum-Computer erinnern.

Tipp: Per Trigger-Taster und Note Repeat-Funktion eine rasend schnelle Tonwiederholung mit der Rimshot oder Low Tom Voice erzeugen, diese auf den FX-Bus routen und dann mit Cutoff und Resonance spielen beziehungsweise mit dem Tune-Regler der Low Tom Voice. Damit lassen sich Bass-Synth ähnliche Figuren oder Drones erzeugen. Toll!

Hinweis: Der Abgriff für den Kopfhörerverstärker erfolgt vor der FX-Sektion. Der Effekt von Wave Designer und Analog Filter ist auf Kopfhörern nicht zu hören.

Gesamteindruck der Behringer RD-9

Leider hatte ich das Gerät nur für wenige Tage zur Verfügung, doch der erste grundlegende Eindruck ist recht positiv. Legt man den Verkaufspreis zugrunde, ist die Behringer RD-9 eigentlich ein typischer „no brainer“ für alle, die mit der Anschaffung eines Drum-Computers liebäugeln. Behringer weicht zwar vom Design der TR-909 ab, die Zugaben sind aber durchaus praktisch. Wenn man jetzt noch die Möglichkeit hätte, die vier Slots für HiHat und Cymbals mit eigenen Samples zu bestücken – doch man kann nicht alles haben…

Die Behringer RD-9 on YouTube

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Fazit

Lange mussten die Interessenten warten und nun ist der Behringer RD-9 Rhythm Designer endlich da. Zwar bekommt man für 349 Euro viel Plastik, doch der Klang der Behringer RD-9 weiß zu überzeugen, und seien wir mal ehrlich: Das Musizieren damit macht doch mehr Spaß als mit einem Plug-in. Die Klangerzeugung ist ohne direkten A/B-Vergleich zu einer echten TR-909 immerhin so nah dran, dass man den Klang der RD-9 sofort richtig zuordnet. Sie klingt schön druckvoll und die Ausstattung ist zeitgemäß, so dass sie sich gut in eine moderne Studioumgebung integrieren lässt. Wer nicht zwischen 3.000,- und 4.000,- Euro für ein gebrauchtes Original ausgeben möchte, findet zu einem Zehntel des Preises hier einen möglichen Ersatz. Zwar fühlt sich eine fast 40 Jahre alte TR-909 anders an und Besitzer des Behringer RD-9 Rhythm Designer atmen bestimmt keine Vintage-Luft, doch tolle Musik produzieren lässt sich damit trotzdem, wenn man denn des TR-909 Sounds noch nicht überdrüssig ist. Und mehr Spaß als das Durchforsten von Sample-Librarys macht die Behringer RD-9 allemal.

Plus

  • Preis
  • Klang
  • moderne Ausstattung

Minus

  • kleinere Verarbeitungsmängel
  • FX werden nicht auf dem Kopfhörer ausgegeben

Preis

  • 349,- Euro
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