Analog vs Digital - wer tremoliert besser?
Die winzigen Tretminen von Mooer haben sich schon seit geraumer Zeit eine feste Fangemeinde unter Gitarristen geschaffen. Nicht nur durch ihre Größe, die etwa die Hälfte Platz gegenüber den herkömmlichen Bodentretern auf dem Pedalboard benötigt, haben sich viele Gitarristen für die Effekte des chinesischen Herstellers entschieden. Auch in unseren Tests schnitten die Pedale in ihrem Klangverhalten stets gut ab und bieten dabei das typisch günstige fernöstliche Preis-Leistungs-Verhältnis.
Vergleichstest Tremolo-Pedale
In unserem heutigen Review widmen wir uns dem Vergleich zweier Tremolopedale von Mooer, die bereits durch ihre kreativen Modellbezeichnungen ein Lächeln in das Gesicht des potenziellen Käufers zaubern. Namentlich wäre das zum einen das Mooer Varimolo und zum anderen der Mooer Trelicopter. Wir werden im Rahmen dieses Artikels Aufschluss darüber geben, an welchen Stellen die Unterschiede liegen und welche Zielgruppen vom Hersteller angepeilt werden. Für welches der beiden Minipedale man sich schlussendlich entscheidet, ist wohl wie so oft eine Frage des Einsatzgebietes und natürlich auch des persönlichen Geschmacks.
Facts & Features
So verschieden, wie die zwei Probanden grundlegend sind, einiges haben sie dann doch gemeinsam. Beide besitzen weder ein Fach für eine 9-Volt-Batterie, noch gehört ein passendes Netzteil zum Lieferumfang. Man sollte also am besten gleich eines mitkaufen, auch bei Mooer scheint sich der IBZ/BOSS Standard durchgesetzt zu haben, sodass hier die handelsüblichen, recht günstigen Adapter ihren Anschluss finden können.
Auf den ersten Blick scheinen sich die beiden Pedale optisch sehr zu ähneln, denn abgesehen vom farblichen Unterschied – das Varimolo wurde mit einem orangebraunen Farbton versehen während der Trelicopter klassisch schwarz lackiert wurde – ist sowohl die Anordnung aller Potis als auch die Bauform gleich. An der jeweiligen Stirnseite finden wir den Eingang für ein klassisches 9-Volt-Netzteil. Ein Monoeingang auf der rechten sowie ein Ausgang auf der linken Seite erlauben das Anschließen der kleinen Kästchen an den Verstärker. Ein True-Bypass sorgt für eine verlustfreie Signalführung bei deaktiviertem Effekt.
Mittig sitzt eine kleine, rote LED, die mit ausreichender Leuchtkraft Aufschluss über die Aktivierung liefert und selbst auf dunklen Bühnen aus größerer Entfernung gut wahrgenommen werden kann. Abgesehen von einem schmalen Aufkleber an der Unterseite, der einige Anmerkungen zur Garantie und Grundinformationen trägt, ist die gesamte Unterseite gummiert und hält daher selbst auf glatten Oberflächen bombenfest. Die Metallverkleidung scheint unverwüstlich zu sein und sollte bei gewöhnlichem Gebrauch jede Art von Strapazen überstehen.
Alle Potis, Regler und Schalter hinterlassen einen robusten Eindruck, was im Preisbereich unter 90,- Euro nicht unbedingt selbstverständlich ist. Einen Nachteil hat die kleinere Bauweise dann aber doch: Obwohl der Fußschalter bereits am untersten Rand platziert wurde und somit der größtmögliche Abstand zu allen Bedienelementen entsteht, ist dieser nicht größer als zwei Zentimeter. Daher ist bei Gebrauch stets Vorsicht geboten, um nicht versehendlich mit dem Fuß mehr zu erwischen, als man eigentlich wollte.
Kommen wir nun zu den kleinen, aber feinen Unterschieden. Das Varimolo hat im Gegensatz zum analogen, optischen Trelicopter eine digitale Klangverarbeitung und besitzt zusätzlich ein Filter. Der wird mit einem kleinen Schalter am oberen Rand betätigt und fügt dem gewöhnlichen Tremoloeffekt einen „Sweepeffekt“ hinzu, der etwas zusätzliche Abwechslung im Sound ermöglicht. Dazu kommt noch das Setting „Variable“, das mit dem gleichen Schalter angewählt werden kann und dem Effekt mit kleinen rhythmischen Variationen versieht. Direkt unterhalb sitzen zwei Kontrollrädchen für Rate und Shape, mit denen sowohl die Wiederholungsrate verändert als auch zwischen verschiedenen Kurvenformen gewählt werden kann.
Schließlich bietet noch das Depth-Poti die Möglichkeit, die Intensität des gewählten Effekts zu variieren und somit den ursprünglichen Klang der Gitarre etwas mehr oder weniger mit dem Tremolosound zu versetzen. Der Trelicopter ist durch seine analoge Bauweise etwas einfacher konstruiert. Der Schalter für das Filter fehlt natürlich und in der Belegung der Potis finden wir ebenfalls einige Unterschiede. Auch hier gibt es, wie für Tremolos üblich, eine Kontrolle für Depth, die jedoch von einem der beiden Nebenpotis übernommen wird. Der andere trägt die Bezeichnung „Bias“ und wird vornehmlich dafür verwendet, den Effekt in seinen verschiedenen Facetten zu färben. Dabei wird die Oszillation durch Anheben beziehungsweise Senken der Verzerrung beeinflusst – fast so, als würde man einen Vorhang vor den Amp ziehen.
Den Abschluss bildet das große Hauptpoti, das die Geschwindigkeit des Tremoloeffektes bestimmt und somit an die gewünschten musikalischen Gegebenheiten anpasst.
Sound & Praxis
Mooer Varimolo
Widmen wir uns zunächst dem Mooer Varimolo, das vom Hersteller als sehr „psychedelisch“ im Sound angepriesen wird. Nach kurzem Testspielen wird auch schon schnell ersichtlich, warum diese kleinen Pedale in letzter Zeit so populär geworden sind. Die einzelnen Wiederholungen sind sehr knackig, klar und verlieren auch nach einiger Zeit nichts von ihrer Dynamik. Das Filter erzeugt dabei wie gewünscht einen psychedelischen Effekt, der alle Pink Floyd oder Rush Fans zum Experimentieren einladen dürfte.
Und auch für Experimentierfreudige ist der Modus „Variable“ wärmstens zu empfehlen. Durch diesen wird der Effekt ein Stück weit unvorhersehbar und bringt eine Menge Abwechslung mit sich. So zwingt das Varimolo seinen Benutzer fast schon dazu, kreativ zu reagieren und sich auf spielerische Art und Weise mit diesem zu beschäftigen. Das Shape Poti versetzt den Spieler in die Lage, viele verschiedene Variationen im Effekt zu erzielen, die sich sowohl im Grundklang und Frequenzbild bemerkbar machen, als auch das Filter modulieren. Alles in einem ist der Klang als klar und perlend zu bezeichnen, womit er sich sehr gut dazu eignet, mit anderen Pedalen zusammenzuarbeiten um fantastische, neue Sounds zu kreieren. Gerade als Writingtool große klasse!
Sound & Praxis
Mooer Trelicopter
Im Gegensatz zum Varimolo klingt der Trelicopter um einiges wärmer und bewegt sich durch die bereits erwähnte analoge Bauweise deutlich mehr im Vintage Sound Bereich. Wird der angeschlossene Gitarrenamp etwas über gewöhnliche Zimmerlautstärke gefahren, macht sich allerdings ein ganz minimales Störgeräusch im Rhythmus des eingestellten Tremolos bemerkbar. Der Bias Regler erlaubt auch hier weitere Variationen im Sound, die von sehr dumpfen, stark rhythmisch orientierten Klängen, bis hin zu sehr höhenreicheren Wiederholungen reicht. Das Speed Poti ermöglicht dabei eine große Bandbreite an Geschwindigkeiten, bei der garantiert die gewünschte dabei sein wird!
Beide Modelle glänzen durch ihre Regelmöglichkeiten, durch die jede noch so kleine Umdrehung eines Potis direkten Einfluss auf den gewünschten Klang hat. Daher dürften beide Pedale viele Musiker ansprechen, die sich nicht nur mit einem reinen Tremoloeffekt einschränken oder festlegen möchten, sondern offen für Neues und Kreatives sind.
Für Menschen mit Schuhgröße jenseits der 45er-Marke ist bei beiden Pedalen allerdings Vorsicht geboten, denn selbst bei vorsichtigem Zutreten kommt man leicht versehentlich an die jeweiligen Hauptregler, die sich in nur kleinem Abstand zum Metallswitch befinden. Durch die robuste Bauweise dürfte dieser zwar nicht unmittelbar einen Schaden davontragen, jedoch kann dadurch leicht eine ungewollte Veränderung des eingestellten Sounds entstehen. Gerade beim Trelicopter, bei dem ja der Hauptregler die Geschwindigkeit des Tremolos regelt, könnte das im Liveeinsatz unter Umständen zu unangenehmen Situationen führen.
Zum Abschluss ein wichtiger Hinweis:
Die Menge an AMAZONA.de-Artikeln rund um Effektpedale, ist enorm umfangreich. Hier eine kleine Auflistung der wichtigsten Reportagen und Workshops zu den beliebten Effekt-Pedalen – sowohl für Gitarristen, aber auch für Keyboarder und Liebhaber modularer Systeme.
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