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Workshop: Schalter an Mikrofonen, Mikrofoneinstellungen richtig verwenden

Der Mikrofonschalter-Guide

2. Juli 2021
Workshop: Schalter an Mikrofonen - Mikrofoneinstellungen richtig verwenden

Schalter an Mikrofonen, Mikrofoneinstellungen richtig verwenden

Wenn ich gerade mal nicht für AMAZONA.de Testberichte schreibe, produziere ich hin und wieder auch Podcasts für meine Kunden. Was auch unter Corona-Bedingungen eigentlich gut funktioniert, auch wenn es etwas umständlicher ist: Ich zeichne meinen Part in meinem Studio auf, der Gesprächspartner sitzt Hunderte von Kilometern entfernt vor seinem Mikro und spricht dort seinen Part ein (während wir per Whatsapp oder Zoom mit Kopfhörern verbunden sind). Und am Ende schneide ich beide Teile mit Wavelab zusammen, füge noch Jingles, O-Töne und Musikbett hinzu, fertig.

Letztens aber bekam ich dann ein Audiofile, das seltsam dumpf klang – ganz anders als sonst. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass mein Podcast-Gesprächspartner einfach mal wild an den Schaltern am Mikrofon herumgestellt hatte („Ich hab mich schon immer gefragt, wozu die eigentlich da sind“), um den Klang zu verbessern – und dabei Richtcharakteristik, Pad-Absenkung und Low-Cut-Einstellungen verändert hatte. Und das leider nicht zum Vorteil. Ich mache ihm da keinen Vorwurf: Nicht jeder kennt sich mit den Feinheiten der Mikrofoneinstellungen aus, auch wenn wir das in unserem nerdigen Elfenbeinturm gerne voraussetzen. Deshalb möchte ich hier mal erklären, was es mit den Schaltern am Mikrofon auf sich hat, wie diese zu betätigen sind, dass es am Ende wirklich besser oder zumindest gut klingt und was da alles schieflaufen kann. Dabei richtet sich dieser Artikel ausdrücklich an die Mikrofon-Anfänger; hier geht es also um Grundlagen und nicht um ausgefallene technische Tricks und Kniffe.

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Behringer C-3

Was wollen uns diese Symbole sagen?

Welche Schalter finden wir an Mikrofonen?

Vorab: Jedes Mikrofon ist anders, es gibt da keine Norm, welche Schalter an ein Mikrofon gehören. Wer sich also vielleicht fragt, warum er den Pad-Schalter an seinem Mikro nicht findet, so könnte die Antwort eventuell lauten: Weil dein Mikro keinen hat (oder weil er im XLR-Stecker versteckt ist, aber dazu gleich mehr). Andererseits ist die Zahl der möglichen Schalter aber auch durchaus überschaubar und keine Geheimwissenschaft. Zu den Schalter-Top 3 gehören:

  • Richtcharakteristik
  • Pad
  • Low Cut

Insbesondere an Gesangsmikrofonen finden wir auch des Öfteren

  • Ein/Aus-Schalter

Hin und wieder finden sich an einigen Mikrofonen auch …

  • speziellere Schalter für Sonderfunktionen

… etwa zur Klangveränderung, um bestimmte Frequenzen zu boosten oder zu filtern.

„An meinem Mikrofon habe ich aber auch ein Pegelrad!“ Ja, dann ist es mit ziemlicher Sicherheit ein USB-Mikrofon. Das hat Mikrofonvorverstärker und Audiointerface schon mit im Gehäuse – und deshalb dann auch (noch) andere Regler.

Dazu gehören:

  • Gain-Regler
  • Regler für Kopfhörerlautstärke

Wozu diese Regler und Schalter benötigt werden, das schauen wir uns gleich einmal an. Vorher werfen wir aber noch einen Blick darauf, wie die Schalter überhaupt aussehen.

Wie sehen die Schalter aus? Und was ist beim Schalten zu beachten?

In den meisten Fällen handelt es sich um mechanische Schiebeschalter direkt am Mikrofongehäuse, wie zum Beispiel hier am Rode NT2-a.

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Rode NT2-A

Die gibt es auch in einer flachen Kunststoffausführung, wie beim Austrian Audio OC18 bzw. bei dessen größerem Bruder, dem OC818.

Austrian Audio OC818

Um zu verhindern, dass Studioamateure am Mikro an den Schaltern herumspielen oder diese im Eifer des Gefechts betätigen, sind die mitunter auch im Gehäuse versenkt, wie beim Kondensatormikrofon Sanken CU 55.

Sanken CU 55

Noch einen Schritt weiter geht da Neumann zum Beispiel mit seinem BCM-104, das die Schalter für Pad und Low Cut auf der Platine der XLR-Buchse versteckt; an die kommt man nur, wenn man eine Schraube löst.

Neumann BCM 104

Noch sicherer geht es nicht? Doch – nämlich dann, wenn man die Schalter am Gehäuse des Netzteils unterbringt, weit entfernt vom Künstler. So zum Beispiel am Netzgerät N248 für die Neumänner TLM 127 und TLM 170 R oder bei der Floorbox des sE Electronics RNT

Floorbox sE Electronics RNT

Auch aufgesetzte Kippschalter kommen mitunter vor, wie hier am Chandler Limited TG

Chandler Limited TG

Und auch Drehregler sind möglich. Beim Manley Reference Silver muss der mit einem mitgelieferten Schlüssel bewegt werden.

Manley Reference-Silver

Zwei Dinge sollte man bei jedweden Schaltvorgängen an Mikrofonen beachten: Zum einen ist es ratsam, zuvor den Gain-Regler auf Null zu stellen, um das Mikrofon nicht durch dabei eventuell auftretende Pegelspitzen zu beschädigen. Zum anderen ist zu berücksichtigen, dass mechanische Schalter, die am/im Gehäuse des Mikrofons an-/untergebracht sind, auch Geräusche verursachen; daher ist es keine gute Idee, da während einer Aufnahme herumzuspielen.

Welche Richtcharakteristiken gibt es für Mikrofone? Und welche soll ich einsetzen?

Ob auf der Straße, in der Natur oder auf der Bühne: Der Schall kommt von allen Seiten. Der Mensch ist zum Glück in der Lage, ganz automatisch und unbewusst wichtige Geräusche bzw. Schallereignisse von unwichtigen zu unterscheiden und letztere einfach auszublenden; funktioniert das nicht, kann das sogar gesundheitliche Folgen haben – „Hyperakusis“ nennen Mediziner diese Geräuschüberempfindlichkeit. So nehmen wir viele Sachen (wie etwa Straßenlärm oder das vielstimmige Gerede auf einer Party) gar nicht mehr bewusst wahr, sondern konzentrieren uns auf für uns Relevantes.

Mikrofone sind aber nun mal hirnlos; weshalb sie dann alles aufnehmen, was auf ihre Membranen trifft. Manchmal ist das durchaus gewollt, oft aber eben auch nicht. Das ist der Punkt, an der die Richtcharakteristik ins Spiel kommt. Diese legt nämlich fest, aus welcher Richtung das Mikrofon den Schall besonders empfindlich registriert. Dabei sollte man daran denken, dass Schall ein dreidimensionales Ereignis ist, also nicht nur von rechts/links oder vorne/hinten kommt, sondern auch von oben oder unten, auch wenn die schematischen Darstellungen der Richtcharakteristiken bzw. die „Polar Pattern“ eine Zweidimensionalität suggerieren.

Unterschieden werden folgende Grundformen der Richtcharakteristiken:

Rode Reporter

Kugelcharakteristik des Rode Reporter (Quelle: Rode)

Kugelcharakteristik (engl: omnidirectional)

Wie der Name schon sagt, nehmen Mikrofone mit Kugelcharakteristik den Schall aus allen Richtungen gleichermaßen auf. Eingesetzt werden sie zum Beispiel für Background-Chöre (wo sich mehrere Sänger um ein Mikro scharen), im Orchester, für Atmo-Aufnahmen oder dort, wo – zusätzlich zum Instrument – auch der Raumklang mit aufgenommen werden soll, weil das Instrument dadurch dann voller klingt. Der Vorteil der Kugel: Man muss das Mikro nicht exakt auf eine Schallquelle ausrichten, zudem sind die Mikrofone mit dieser Charakteristik relativ unempfindlich, was Wind- oder Popp-Geräusche (hier geht’s zu unserem großem Vergleichst Wind- und Popschutz) angeht. Auf der anderen Seite sind sie aber auch recht anfällig für Rückkopplungen und daher auf (lauten) Bühnen nicht zu empfehlen.

  • Bevorzugter Einsatzzweck: Chöre, Orchester, Atmo, sich bewegende Schallquellen
  • Vorteile: keine exakte Ausrichtung nötig, unempfindlich gegen Wind/Popp-Geräusche, geringes Eigenrauschen
  • Nachteile: anfällig für Rückkopplungen
Nierencharakteristik

Nierencharakteristik des Rode NT 1000 (Quelle: Rode)

Nierencharakteristik (eng.: cardioid)

Die Niere ist die am weitesten verbreitete Charakteristik. Im Gegensatz zur Kugel nimmt sie bevorzugt den Schall von vorne auf, während Klangereignisse von der Seite wesentlich leiser erfasst werden; für rückwärtigen Schall ist die Niere am unempfindlichsten. Eingesetzt wird sie überall dort, wo der Raumanteil möglichst klein gehalten werden soll und Schallreflexionen von hinten und von den Seiten unerwünscht sind. So zum Beispiel für Vocals, Sprachaufnahmen und alle Instrumente, die unverfälscht und direkt klingen sollen. Dabei kann man sich auch den Nahbesprechungseffekt der Niere zunutze machen: Je geringer der Abstand zum Mikro, desto voller und basslastiger klingt der Sound. Gerade bei der Sprache kann man so relativ dünne Stimmen aufwerten.

Da die Niere relativ unempfindlich für Rückkopplungen ist, wird sie bevorzugt auch auf der Bühne eingesetzt. Der Nachteil: Verlässt man das optimale Aufnahmefeld vor dem Mikro („Off-Axis“) oder ändert stetig die Distanz (wie zum Beispiel unbedarfte Interviewpartner es gerne machen), dann kann es zu klanglichen Verfärbungen kommen.

  • Bevorzugter Einsatzzweck: Sprache, Vocals, Drums, Live-Aufnahmen
  • Vorteile: relativ unempfindlich gegen Schall von hinten und von den Seiten, unempfindlich für Rückkopplungen, Nahbesprechungseffekt
  • Nachteile: Klangveränderungen bei Off-Axis-Einsatz, Nahbesprechungseffekt
Hypernierencharakteristik

Hypernierencharakteristik des Neumann BCM 705 (Quelle: Neumann)

Von der Nierencharakteristik gibt es noch einige weitere Spielarten. Da ist zum Beispiel die Hyper- und die Superniere. Hier ist das vordere Aufnahmefeld schmaler als bei der herkömmlichen Niere, so dass von der Seite noch weniger eingestreut werden kann, dafür sind sie aber etwas anfälliger für den Schall von hinten. Da die Richtwirkung hier stärker ist, ist sowohl der Nahbesprechungseffekt größer als auch die Empfindlichkeit für Rückkopplungen noch geringer. All das kommt bei der Superniere noch etwas mehr zum Tragen als bei der Hyperniere. Ihre Vorteile (Rückkopplungsfestigkeit, gezielte Aufnahme eines sehr engen Ausschnitts) machen diese Form der Niere zu einem beliebten Bühnenmikro; auch zum Angeln von Filmtönen oder bei Straßeninterviews in lauter Umgebung werden sie gerne eingesetzt. Allerdings sind Hyper/Supernierenmikros dafür auch etwas empfindlicher für Popp- und Windgeräusche.

Eine weitere Steigerung von Hyper- und Superniere ist die Richtcharakteristik Keule, die äußerst trennscharfe Aufnahmen aus größeren Entfernungen ermöglicht; allerdings fallen dann auch die oben angesprochenen Nachteile noch mehr ins Gewicht. Eingesetzt wird die Keulencharakteristik in erster Linie in Richtmikrofonen.

Die Richtcharakteristik Breitniere (auch „Breite Niere“ genannt) schließlich ist eine Mischform aus Kugel und Niere.

Achtercharakteristik

Achtercharakteristik des Rode NT2a (Quelle: Rode)

Acht, Achtercharakteristik (engl.: bidirectional“, „Figure 8“)

Wie der englische Name „bidirectional“ es schon andeutet, nimmt die Acht aus zwei Richtungen gleichermaßen auf, ist sowohl für frontseitig als auch für den rückwärtig auftreffenden Schall zuständig, während sie relativ unempfindlich für Geräusche von den Seiten sind. Mit Achter-Mikrofonen (die Achtercharakteristik ist vor allem in Bändchenmikrofonen zu finden) kann man beispielsweise zwei Sänger gleichzeitig aufnehmen, einer steht vor, einer hinter dem Mikro. Da der Nahbesprechungseffekt bei der Acht extrem groß ist, eignet sich diese Charakteristik aber auch für Solo-Sänger, denen es an Volumen im Bassbereich fehlt. Während die Achter wegen ihrer sehr hohen Anfälligkeit für Rückkopplungen auf der Bühne fast gar nicht vorkommen, sind sie im Studiobetrieb recht beliebt. So wird die Achtercharakteristik zum Beispiel für die Mitten/Seiten-Stereophonie benötigt, bei der ein Mikrofon auf die Schallquelle gerichtet wird (meist eine Niere) und ein zweites – das Achter – im 90 Grad-Winkel über dem ersten angebracht ist.

  • Bevorzugter Einsatzzweck: Aufnahme zweier Sänger/Instrumente, dünne Solostimmen, Stereoaufnahmen, Sprache, als Overheads bei Drums
  • Vorteile: große Isolation von Off-Axis-Geräuschen, sehr starker Nahbesprechungseffekt, frequenzstabiler als andere Charakteristiken
  • Nachteile: extrem hohe Anfälligkeit für Rückkopplungen, sehr starker Nahbesprechungseffekt, rückseitiges Signal phaseninvertiert

Besitzen alle Mikrofone verschiedene Richtcharakteristiken?

Nein. Um mehrere Richtcharakteristiken anbieten zu können, muss ein Mikrofon eine Doppelmembran besitzen, was bauartbedingt nur bei Kondensatormikrofonen möglich ist; die Membranen sind dabei „Rücken an Rücken“ mit einer gemeinsamen Gegenelektrode in der Mitte angebracht, jedes Einzelsystem hat die Charakteristik „Niere“. Spannung und Polarität der vorderen Membran ist dabei fest, die der hinteren dagegen können verändert werden (was auch aus der Ferne – etwa aus dem Regieraum – funktioniert).

Bei gleich hoher Spannung, aber unterschiedlicher Polarität zum Beispiel entsteht einer Acht, bei gleicher Spannung und gleicher Polarität eine Kugel. So lassen sich fünf verschiedene Variationen von Richtcharakteristiken realisieren; da die sich prinzipiell sogar stufenlos überblenden lassen, sind es praktisch sogar (mit allen Zwischenstufen) noch mehr. So hat das Lewitt LCT 441 Flex acht Richtcharakteristiken

Lewitt LCT 441 Flex

Das Lewitt LCT 441 Flex mit acht Richtcharakteristiken

… das Neumann M149 sogar deren neun (Kugel, Breite Niere, Niere, Hyperniere, Acht plus vier Zwischenstufen). Normalerweise sind aber eher zwei oder drei Richtcharakteristiken an einem Mikrofon, viele sind auch auf eine Charakteristik festgelegt, die sich nach ihrem Einsatzzweck richtet. Gesangsmikrofone zum Beispiel.

Wozu benötige ich am Mikrofon einen Pad-Schalter?

Pad hat in diesem Fall weder etwas mit dem Flächensound bei Synthesizern noch mit Drumpads zu tun, sondern ist die Abkürzung von „Passive Attenuation Device“ – ist also eine Vorrichtung bzw. Schaltung, die Signale dämpft (Attenuation), ohne dafür zusätzliche Energie zu benötigen (Passive).

Eine Pad-Schaltung am Mikrofon schwächt also das eingehende Signal um die angegebene Dezibelzahl ab, um eine Überlastung des Mikros durch einen zu hohen Schalldruck zu verhindern, wenn die Schallquelle einen zu hohen Ausgangspegel für das Mikrofon hat; in dem Fall nämlich kann es zu einer unschönen Verzerrung kommen.

Ist ein Pad-Schalter am Mikrofon vorhanden, ist 0/ -10 dB die häufigste Einstellmöglichkeit, einige wenige – wie das Austrian Audio OC818 – haben zusätzlich auch noch die -20 dB im Gepäck. Andere Mikrofone lösen wiederum etwas feiner auf: Das Lewitt LCT 540 etwa bietet da -6 /-12 dB an, das Rode NT2a -5/-10 dB oder das AKG C414 XLII -6/-12/-18 dB. Die „Null“ wird auf dem Mikrofon (oft auch zusätzlich) durch einen waagerechten Strich angezeigt, die jeweiligen Absenkungen durch eine „abgeknickte“ Linie.

AKG C414 XLII

Das AKG C414 XLII mit einer großen Bandbreite an Pad-Schaltungen

Hat man die Befürchtung, dass der Schalldruck zu groß für das Mikro sein könnte (etwa, wenn man zum Beispiel Drums aufnimmt und das eigene Mikro laut Datenblatt nicht für großen Schalldruck geschaffen ist), sollte man ruhig erst einmal auf Nummer Sicher gehen und den Pad-Schalter betätigen, um sich dann anschließend die Probeaufnahme anschauen; ist da noch viel Luft nach oben, kann man das Pad immer noch wieder herausnehmen.

An der Frage, ob eine zugeschaltete Pad-Schaltung wirklich hörbare negative Auswirkungen auf den Klang hat, scheiden sich ein wenig die Geister und ist wohl auch abhängig  vom eingesetzten Mikrofon. Angeblich könnte die Aufnahme unter Umständen ein klein wenig dumpfer klingen und das Eigenrauschen des Mikros ein wenig zunehmen; ich selber kann das bei meinen Mikrofonen (Rode NT2a, AKG C3000) nicht bestätigen – oder es liegt im (für mich) nicht wahrnehmbaren Bereich. Allerdings ist das Mikrofon nicht automatisch für jede Verzerrung verantwortlich: Moderne, hochwertige  Studiomikrofone können teilweise auch extrem hohe Schalldrücke verarbeiten (das Neumann TLM 102 schafft da zum Beispiel bis zu 144 dB SPL) – oftmals liegt das Problem auch weiter hinten in der Signalkette, etwa im Vorverstärker (die meisten bieten da wiederum auch eine Pad-Schaltung an) oder im Audiointerface. Da heißt es dann ausprobieren.

Wann soll ich den Low-Cut-Schalter am Mikrofon nutzen?

Vereinfacht gesagt: Immer dann, wenn im Bassbereich was weg soll, der Nahbesprechungseffekt gemindert werden soll, um Trittschall, Plopps, Wind- oder Handgeräusche am Stativ zu minimieren oder um bei der (Overhead) Drum-Mikrofonierung Überdeckungen durch die Bassdrum zu vermeiden. Der Low Cut ist nämlich ein Highpass-Filter (wird auch schon mal als Trittschallfilter oder Tiefensperre bezeichnet), das tiefe Frequenzen absenkt und hohe ungehindert passieren lässt.

Die häufigste Low-Cut-Frequenz bei Mikrofonen ist 80 Hz (alles darunter wird gedämpft). Warum? Nun, weil der Umfang der menschlichen Stimme zwischen 80 Hz und 12 kHz liegt; so läuft man nicht Gefahr, Stimmanteile auszulöschen. Werden mehreren Frequenzen angeboten, so sind diese zumeist ein Vielfaches oder die Hälfte der 80 Hz; das AKG 414 zum Beispiel kommt mit 40 / 80 / 160 Hz, das Neumann M149 gar mit 20 / 40 / 80 / 160 Hz. Oftmals finden sich statt einer Zahlenangabe auf einem Mikrofon nur die Symbole „gerader Strich“ für „Low Cut off“ und der abgeknickte Strich für „Low Cut on“; die dazugehörige Frequenzangabe entnimmt man in dem Fall dem Tech Sheet – meistens sind es da aber dann die 80 Hz. In einigen Fällen – wie etwa beim Shure SM81 wird beim Low Cut nicht die Frequenz, sondern die Flankensteilheit des Filters durch Symbole auf dem Mikrogehäuse angezeigt (in dem Fall 6 bzw. 18 dB/Oktave).

Neumann M 149

Der Low Cut am Neumann M 149

Gerade bei Störgeräuschen wie Trittschall oder Handgeräuschen ist der Low Cut aber nun keine hundertprozentige Allzweckwaffe. Er dämpft zwar den unteren Frequenzbereich ab und kann die störenden Sounds abmildern, ist aber kein Freibrief, um wild vor dem Mikrofon auf dem Parkettboden zu tanzen oder sich heftig an das Stativ zu klammern.

Welche Schalter finde ich sonst noch an Mikrofonen?

An manchen Mikrofonen lässt sich die komplette Charakteristik umschalten. Das Chandler Limited TG zum Beispiel hat einen Schalter für „System A / System B“ (einmal für clean mit mehr Schalldruck, das andere Mal ist der Sound etwas voller und beschönigender).

Chandler Limited TG

A/B-Schalter am Chandler Limited TG

Das Stealth von Aston Microphones hat im Sockel einen drehbaren Ringschalter, beziffert mit V1, V2, G, D, was für Vocal 1, Vocal 2, Guitar und Dark steht.

Aston Stealth

Das Aston Stealth hat den Dreh raus

Andere, wie etwas das Behringer B 906, bieten einen EQ Schalter zur Klangveränderung.

Behringer B906

Der EQ-Schalter am Behringer B906

Das Telefunken M82 kommt mit einem Schalter für „Kick EQ“ (aktiviert ein passives Filter, das einige der unteren Mitteltonfrequenzen reduziert) und „High Boost“ (kippt den oberen Mitteltonbereich und die hohen Frequenzen ab 2 kHz).

Telefunken M82

Kick EQ und High Boost am Telefunken M82

Besonders an Gesangsmikrofonen gibt es hin und wieder auch On/Off-Schalter, wie etwa beim Shure SM58 S, Beyerdynamics TG-X58, AKG D 88 S oder beim Sennheiser E 835 S oder E 865 S. Um einer versehentlichen Betätigung vorzubeugen, lassen sich die Schalter teilweise auch arretieren/sichern – was dem Techniker viele Nerven ersparen dürfte („Wieso geht mein Mikro nicht mehr?“)

Sennheiser e865s

On/Off am Sennheiser e865s

Oft sind die Schalter nicht beschriftet oder wenn, dann recht kryptisch: Da hilft dann nur ein Blick ins Handbuch.

Welche Einstellungsmöglichkeiten bieten USB-Mikrofone?

Wie eingangs schon geschrieben, haben USB-Mikrofone ein kleines Audiointerface gleich mit im Gehäuse; ansonsten könnte man die ja nicht direkt an den Computer anschließen. Daher ähneln die Bedienelemente eines USB-Mikrofons dann auch eher denen eines Audiointerfaces, wobei die Ausstattung da doch sehr unterschiedlich üppig ausfallen kann. Während das Rode NT USB Mini zum Beispiel lediglich einen Drehregler für die Kopfhörerlautstärke hat, verfügt das größere Rode NT USB (ohne Mini) außerdem auch über einen Mixregler zum Abmischen von Mikro-/PC-Signal.

Rode NT USB

Das Rode NT USB

Das Beyerdynamic Fox bringt überdies einen Mute-Button und einen rudimentären Gain-Regler (High/Low) mit.

Beyerdynamic Fox

Das Beyerdynamic Fox

… wobei es auch „ausführlichere“ Gain-Regler gibt. Faustregel: Je weniger Schalter und Regler am USB-Mikro, desto häufiger muss man im System regeln. Kann ich etwa den Eingangspegel nicht am Mikrofon nachjustieren, muss ich das in Soundeinstellungen des Betriebssystems machen – was immer etwas umständlicher und unübersichtlicher ist

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    AMAZONA Archiv

    Habe beim Lesen des headers kurz bemerkt wie der Mundwinkel arrogant zucken wollte. Habe es vermieden und den Artikel gelesen. Was soll ich sagen? Mag es manchmal noch so banal erscheinen, man lernt nie aus. Guter Artikel, praxisnah. Danke

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