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Making of: Kraftwerk, Electric Café (1986)

Mit Technicolor und Techno Pop ins Electric Café

18. September 2021

Kraftwerk - Electric Café

Das Interesse an der Düsseldorfer Band Kraftwerk ist – auch wenn seit den „Tour de France Soundtracks“ im Jahr 2003 kein Album mit neuem Material mehr erschienen ist – ungebrochen. Das zeigt auch das große Echo auf unseren Artikel „Making of: Kraftwerk, Autobahn (1974)“. Wo dann auch mehrfach der Wunsch geäußert wurde, doch bitte auch das Making-of des Kraftwerk-Albums „Electric Café“ näher zu beleuchten. Ein Album, das wie kein anderes aus dem Kraftwerk-Oeuvre sehr kontrovers diskutiert wurde und wird und dessen Entstehungsgeschichte viele kleine und größere Umwege und Ungereimtheiten aufweist – wie etwa die mehrfache Namensänderung des Albums und die ungewohnt langjährige Produktionszeit von über fünf Jahren – und dem in der Rezeption auch gerne mal eine gewisse Konzeptlosigkeit vorgeworfen wurde und wird. „Im Werk von Kraftwerk nimmt das Ende 1986 veröffentlichte Album Electric Café, das heute unter dem Namen Techno Pop firmiert, eine Sonderstellung ein“, schreibt Sean Nye, Musikwissenschaftler an der USC Thornton School of Music, der 2013 zum Thema „Deutsche Elektronische Musik seit den 1960er-Jahren promoviert hatte, in seinem Artikel „Von Electric Café zu Techno Pop – Versuch einer Kritik eingefahrener Rezeptionsmuster“ (in „Mensch. Maschinen. Musik – Das Gesamtkunstwerk Kraftwerk, S. 140). Dann machen wir uns mal auf die Suche nach Antworten. Wie ist das Electric Café entstanden? Warum die Namensänderungen und die langjährige Produktionszeit. Und – hat dieses Album tatsächlich kein Konzept? (Was ja eigentlich unvorstellbar wäre angesichts des Kraftwerk’schen Eifers für Details und große Zusammenhänge.)

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Was bisher geschah …

So beginnen oftmals die Folgen einer TV-Serie, um die Zuschauer an das zu erinnern, was sich in der Vergangenheit ereignet hat und um den aktuellen Teil aus Gründen der besseren Verständlichkeit in einen Kontext zu bringen. Und auch ein Musikalbum muss immer in einem Kontext gesehen werden, ist Teil einer Entwicklung, sei sie nun musikalischer oder menschlicher Natur. „Für mich ist unser Werk ein Kontinuum“, erklärte Ralf Hütter 2017 dann auch folgerichtig in einem Interview mit dem Musikexpress. Ohne die drei Vorgänger-Alben hätte es das bahnbrechende „Autobahn“ nie gegeben, auch wenn diese später aus dem Kraftwerk’schen Gedächtnis gestrichen wurden – weshalb Ralf Hütter diese dann später auch als eine Art Skizzenbuch bezeichnet hat. Ohne das Wissen um die Entstehungsgeschichte dieser drei Alben und die Machart und Wirkung ihrer Tracks wäre das Verständnis des Autobahn-Albums nur sehr unzureichend. Weshalb ich dann auch hier wieder etwas (ok – sehr viel) weiter ausholen und beleuchten möchte, was zwischen Autobahn und Electric Café geschah. Wie hat sich die Band verändert, wie ihr Equipment, ihre Ansichten, ihre Arbeitsweise? Wem das zu viel Kraftwerk ist, der mag auch gleich zum Überschrift gebenden Abschnitt springen, wird diesen dann aber wohl mit einigen Fragezeichen lesen. Selber schuld.

Kraftwerk - Autobahn

Über die Autobahn in die Radio-Aktivität

Vorab: Die ersten drei Kraftwerk-Alben („Kraftwerk“, „Kraftwerk 2“ und „Ralf und Florian“) sowie „Autobahn“ habe ich bereits recht ausführlich im bereits erwähnten Artikel „Making of: Kraftwerk, Autobahn (1974)“ vorgestellt. Nachfolgend geht es daher allein um die Entwicklung zwischen Autobahn und Electric Café und um das Album Electric Café selber.

Kraftwerk Postkarte aus den USA

Diese Postkarte schickte Florian Schneider am 9. April 1975 aus den USA an Dirk Matten, der sie uns freundlichweise zur Verfügung stellte

„Autobahn“ bedeutete 1974 die endgültige Abkehr vom Krautrock und die Geburtsstunde des Elektro-Pop – und war zudem auch das Album, das Kraftwerk aus der Special-Interest-Nische holte. Plötzlich besaß Kraftwerk nicht nur kreatives, sondern auch ein großes kommerzielles Potential, nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, wo das Album 22 Wochen lang in den Charts blieb und dort bis auf Platz 5 kletterte. Als genialer Schachzug erwies sich, dass Capitol Records Manager Ira Blacker speziell für den US-Markt eine vierminütige Single-Version des 22-minütigen Titeltracks produzieren ließ, die dort dann monatelang in den Radiostationen rauf und runter lief (und es als erste Single mit einem deutschen Text in die amerikanischen Single-Charts schaffte). Dieser Erfolg bewog Kraftwerk zu einem für sie ungewöhnlichen Schritt: Sie gingen im Frühjahr 1975 auf Tournee. Nach einigen Stationen in Europa – unter anderem in 3x Paris (und dort dann auch im Bataclan) und in Lyon – startete im April die erste US Tour mit über 50 Konzerten, die bis in den Juni hinein dauerte. Kraftwerk war angesagt in den Staaten: „Spät abends hielten wir an einem Lokal an einer Straße in einem abgelegenen Teil von Florida an, und aus der Jukebox ertönte Autobahn“, erinnert sich Ralf Hütter in einem Interview mit der „Rock & Folk“ ein Jahr später. Auch wenn sich Kraftwerk vorher nicht ganz sicher war, was sie dort erwartete: „The experience was incredible. We were very afraid to come to America because we only had 8 or 10 or 9 songs in our package. But we had something else, because we had four different colored neon lights, that’s not pretty good, isn’t it, you know”, verrät Wolfgang Flür in diesem Video, das auch sehenswerte Ausschnitte aus den US-Konzerten zeigt.

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Für die Equipment-Spezialisten: Kraftwerk reisten laut Flür mit Minimoog, ARP Odyssey, Farfisa Organ, Tape Echo Machine, elektronischen Eigenbau-Drums und elektrisch verstärkte Flöte durch die Staaten, mehr habe man nicht auf der Bühne gehabt. Mehrere vollständige Konzertmitschnitte von dieser Tournee gibt es auch, zum Beispiel den hier (Aragon Ballroom, Chicago, 19.April 1975):

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Wieder zurück, machten sich Kraftwerk gleich daran, das nächste Album namens „Radio Aktivität“, aufzunehmen. Die Autobahn-Einnahmen steckte man in den Ausbau des eigenen Kling-Klang-Studios in der Mintropstraße 16 in Düsseldorf, so dass Kraftwerk autark wurde und nicht mehr auf die Produktion in fremden Studios angewiesen war. „Das Gute daran, Geld zu haben, ist, dass es dich unabhängig macht. Du musst nicht Teil eines Musikbusiness sein, in dem jeder von dir lebt. Du kannst ein Band abliefern, wann immer du willst“, erklärte Karl Bartos in einem Interview mit Pascal Bussy (Pascal Bussy, Neonlicht – Die Kraftwerkstory, S.71). Für die Aufnahmen zu Radio-Aktivität fehlte allerdings zu der Zeit (ab Juli 1975) eine Mehrspurmaschine; daher lieh man sich kurzerhand aus Otto Waalkes Hamburger Rüssl Studio ein 8-Spur-Tonbandgerät aus.

Kraftwerk - Radio Aktivität

Bereits im Oktober kam „Radio-Aktivität“ auf den Markt; es war nicht nur das erste Kraftwerk-Album, das ausschließlich elektronische Instrumente verwendete, auch Florian Schneiders alte Querflöte wurde durch eine elektronische Flöte ersetzt (die auch auf der Rückseite des Covers zu sehen ist), sondern es ist auch das erste Album in der Besetzung Hütter, Schneider, Bartos und Flür. Und schließlich war es auch das erste echte Konzeptalbum von Kraftwerk: Alle 12 Songs hatten entweder etwas mit Radioaktivität oder mit dem Medium Radio/Hörfunk zu tun.

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Vor allen in Frankreich war das Album ein Riesenerfolg: Dort erreichte es Platz eins in den Charts und verkaufte sich mehr als 250.000 Mal; von der Single-Auskopplung wurden dort sogar mehr als 400.000 Stück verkauft. In Deutschland und den USA konnte es nicht in die großen Fußstapfen von Autobahn treten (Platz 22 in Deutschland, Platz 140 in den USA), vielleicht auch, weil Radio-Aktivität weniger „poppig“ war als Autobahn. Karl Bartos hatte einen anderen Verdacht:“ Trotz des Erfolges in Frankreich: Im Rest Europas fiel Radio-Aktivität eher durch. Ein Grund dafür könnte durchaus gewesen sein, dass wir mit der deutschen Symbolik und einer Rhetorik, die die Technik unachtsam thematisierte, in eine Sackgasse geraten waren“. (Bartos, Der Klang der Maschine, S 205)

Für Depeche Mode Manager und Labelchef Daniel Miller unerklärlich: „Meiner Meinung nach war Radio-Aktivität vom Konzept her ausgefeilter noch als Autobahn, ohne Zweifel ist es die stringenteste und konzeptionellste Kraftwerk-LP“ (Esch, Electri_City, S. 135). David Bowie spielte auf seiner Station to Station-Tour eine komplette Seite des Albums vor seinem Konzert (und hätte Kraftwerk gern als Vorgruppe, was die aber ablehnten) und Iggy Pop schwärmte: „Ich bin abends sogar zu den Sounds von „Geiger Counter“ eingeschlafen“ (Esch, Electri_City, S. 136).

Und auch in anderer Hinsicht war Kraftwerk seiner Zeit voraus: Bereits Anfang 1976 – also fünf Jahre vor MTV – ließen sie ein Musikvideo zur Single produzieren, wobei sie sich am deutschen Film der 1920er-Jahre orientierten. Damit wollten sie – laut Karl Bartos – „die visuelle Ebene auch dafür nutzen, das Image der Gruppe zu formen“ (Bartos, Der Klang der Maschine, S. 193)

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Kraftwerk - Trans Europa Express

Mit dem Trans-Europa-Express zur Mensch Maschine

Nachdem Radio-Aktivität zwar bei der Kritik, nicht aber bei den Käufern (bis auf Frankreich) gut ankam, wollte man es beim nächsten Album besser machen. „Die Perspektive für das nächste Album sollte offener sein“ (Bartos, Der Klang der Maschine, S. 193). Nach weiteren längeren Tournee durch Großbritannien im September 1975  mit knapp 20 Konzerten (eine geplante Deutschlandtournee im Oktober wurde wegen schwacher Vorverkäufe abgesagt wieder abgesagt), begannen 1976, acht Monate nach dem Release von Radio-Aktivität, die Arbeiten am „Trans Europa Express“. Die Aufnahmen fanden im Kling Klang Studio in Düsseldorf, abgemischt wurde im Studio Record Plant in Kalifornien – dann aber, zurück in Deutschland, noch einmal in Hamburg und Düsseldorf nachgemischt. Kraftwerk hatten inzwischen eine analoge 2-Zoll-16-Spur Bandmaschine von MCI und ein Mischpult von Allen & Heath angeschafft und waren damit endgültig autark.

Die größte technische Neuerung aber war die Spezialversion des „Synthanorma Sequenzers“, gebaut vom Synthesizerstudio Bonn. Der wurde in der Standardversion auch von Tangerine Dream und Klaus Schulze eingesetzt (den Prototypen hatte Hajo Wiechers noch auf dem Küchentisch seiner Mutter zusammengebastelt); die  weiterentwickelte  Version (Synthanorma Modell 316)  speziell für Kraftwerk mit dem „Intervallomat“ genannten Zusatz „bot erstmalig die Möglichkeit, jederzeit reproduzierbare und schnell einstellbare Tonfolgen zu programmieren. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten Tonhöhen an kontinuierlich arbeitenden Potentiometern langwierig eingestimmt werden“, so Dirk Matten. Während beim Autobahn-Album noch jede Note von Hand eingespielt werden musste, ließen sich jetzt Notenfolgen beliebig oft und vor allem auch exakt wiederholen. Was schon im ersten Song auf der A-Seite, „Europe Endless“, gut zu hören ist. Hier die Remaster-Version des kompletten Albums von 2009:

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Die Idee zu dem Album könnte der französische Journalist Paul Alessandrini geliefert haben, der Kraftwerk bei einem Treffen im Gare de Lyon in Paris nach eigener Aussage gesagt haben will „In eurem Universum und für die Musik, die ihr macht (…) spielen Bahnhöfe und Züge eine große Rolle. Ihr solltet ein Lied über den Trans Europa Express machen.“ Für diese Behauptung spricht, dass Kraftwerk sich auf der Innenhülle des Albums bei Alessandrini und seiner Frau bedankt haben. Mit dem Album greifen Kraftwerk – nach Autobahn –  erneut das Thema „Fortbewegung mit Verkehrsmitteln“ auf, mit „Tour de France“ folgte später noch ein weiterer Vertreter. „Für uns ging es immer um die Bewegung als solches, um einen Schwebezustand. Es geht gar nicht darum, irgendwo anzukommen, sondern um unablässiges Fortbewegen. „Endlos, Endlos“ (ein Song auf dem Album Trans Europa Express – Anm. des Autors) ist der Song, der es auf den Punkt bringt. Statik passt einfach nicht zu unserer Musik.“, antwortete Ralf Hütter 2009 in einem Interview mit dem Stern auf die Frage, warum dieser Aspekt immer so wichtig war für die Band. Wie bei Autobahn auch startet auch hier der namensgebende Song mit Zuggeräuschen, ähnlich zum im Januar 1976 erschienenen Album Station to Station von David Bowie. Und auch an andere Stelle beziehen sich Kraftwerk eindeutig auf Bowies Album: So heißt es im Songtext:

From station to station
Back to Düsseldorf City
Meet Iggy Pop and David Bowie

Funfact am Rande: Die Innenaufnahmen im Musikvideo zu dem Song entstanden aber nicht in einem TEE quer durch Europa, sondern auf einem Kurztrip von Düsseldorf nach Duisburg.

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Die Streicher bei diesem Song stammen übrigens vom Violinen Preset des Vako Orchestrons. Hier ein Video zu diesem relativ unbekannten Sample Players.

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Industriegeräusche und deren Nachbildung spielten auch beim Song „Metall auf Metall“ eine große Rolle, in den der Trans Europa Express Song nahtlos übergeht. Das bekannte Riff wurde übrigens 1982 dann von Afrika Bambataa ungefragt für die Maxi „Planet Rock“ ziemlich ähnlich übernommen (und mit der Rhythmusspur aus „Numbers“ vom Album „Computerwelt“ unterlegt). Die Platte erschien, als die Discowelle in den USA gerade mächtig Fahrt aufnahm (während England noch schwer im Punkfieber darniederlag), so dass besonders diese beiden Songs – weil extrem tanzbar – dann in den angesagten Discos des Big Apple gerne gespielt wurden. Das Konzept der tanzbaren industriellen Rhythmen übernahmen in der Folgezeit auch Bands wie DAF, die Einstürzenden Neubauten, Die Krupps,  Pyrolator oder Test Department, um nur einige zu nennen. Martyn Ware (Human League, Heaven 17) erinnert sich an eine Gartenparty in Sheffield in den 70ern: „Das erste, was sie auflegten, war die brandneue Scheibe von Kraftwerk. Sie wollten unbedingt, dass ich mir das auf der Riesenanlage anhörte: Transs Eu-roh-pah-Exx-press zum ersten Mal, im fettesten Sound. Da ging mir ein Licht auf. Darauf hatte ich die ganze Zeit gewartet. So etwas wollte ich auch machen.“ (Esch, Electri_City, S.174). Und: „ Trans Europa Express war alles: retro, futuristisch, melancholisch, technisch, zeitlos, modern, traditionell, zukunftsweisend – you name it.“

In Amerika hatte das Album großen Einfluss auf die schwarze Musik: „I don’t think they even knew how big they were among the black masses back in 77 when they came out with Trans Europe Express“ (Afrika Bambaata). „Mit Trans Europa Express wurde Kraftwerk Teil der internationalen Musikkultur“ ist Daniel Miller sogar überzeugt. Die Verkaufszahlen lagen aber trotzdem nur wenig höher als bei „Radio Aktivität“.

Kraftwerk - Mensch Maschine

Erfolgreicher war ein Jahr später die „Mensch Maschine“. Während ihrer US-Tournee wurde Kraftwerk mit „Kraftwerk – The Man-Machine“ plakatiert, und auch bei Konzerten wurde die Band von einer Roboterstimme als Mensch-Maschine Kraftwerk“ angekündigt. „Die Automation unseres eigenen Musikherstellungsprozesses im Kling Klang führte uns schließlich zu dem eigentlichen Roboterthema“, wie Wolfgang Flür später anmerkte. (Esch, Electri_City S.191). Der Albumtitel war zugleich ein Statement und wird deshalb nicht selten als „Schlüsselwerk“ der Band bezeichnet. Weg vom herkömmlichen Begriff des Musikers, hin zum Musikarbeiter, die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verschwimmen komplett. „Wir spielen die Maschinen, und die Maschinen spielen uns. Das ist wirklich so. Wenn wir die Konzertbühne verlassen, machen die Maschinen weiter. Aus diesem Gedanken heraus haben wir auch die Roboter entwickelt. Es ging da um Austauschbarkeit, Arbeitsteilung, Duplikation, Automatismen und ähnliche Gedanken“ – erklärte Ralf Hütter 2003 in einem Interview mit dem Spiegel. Sie überlegten sogar, mehrere Konzerte parallel stattfinden zu lassen, nur mit Robotern auf der Bühne. „Das ist doch blöd, so eine Tournee, auf der du ständig die gleichen Sachen runterspielen musst, das ist stupide. Wenn Roboter diese Reproduktion übernehmen können, dann entsteht Freiheit, mehr Zeit für Kreativität“, sagte Ralf Hütter einmal 1991 in einem Interview mit dem Musikexpress.

Wir funktionieren automatik
Jetzt wollen wir tanzen mechanik
Wir sind die Roboter

Das Maschinenhafte spiegelt sich auch im von Karl Klefisch entworfenen Cover wieder, das ganz (in Rot, Weiß und Schwarz) im Stil des russischen Konstruktivismus gehalten ist und die Musiker im uniformierten Outfit zeigt.

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Schon wenige Wochen nach der Veröffentlichung von TEE begannen die Arbeiten an der Mensch-Maschine. Als Inspiration für das Album diente der Stummfilm „Metropolis“ von Fritz Lang, den Kraftwerk bei einer Vorstellung in der Landesbildstelle in der Düsseldorf gesehen hatte – „im Stehen an der Tür“, weil die Vorstellung ausverkauft war, wie Karl Bartos sich erinnert; so findet sich dann auch ein gleichnamiger Titel auf der Platte. Aufgenommen wurde sie vollständig im Kling Klang-Studio; man hatte sich extra dafür ein Aufspielpult konstruieren lassen, „ein stabiler schwarzer Plexiglaskasten – etwa so groß wie der Synthanorma – mit der Funktion einer Matrix. Dort wurden die ankommenden Signale der Instrumente ausgesteuert und auf die unterschiedlichen Spuren des Magnettonbands geroutet.“ (Bartos, Der Klang der Maschine, S.243). Auch der genannte Synthanorma war zu einem 16-Step-Modell weiter entwickelt worden – „was wesentlich sinnvoller für die vom Viervierteltakt geprägte Popmusik war“ (Bartos, S.245). Zudem konnten Tonfolgen damit dank des neuen Intervallomat nun schnell und reproduzierbar eingestellt werden, auch gab es jetzt eine Sync-to-Tape-Funktion, mit der sich die Spuren endlich auch synchron eine nach der anderen aufnehmen ließen. Das Orchestron wurde durch einen Polymoog ersetzt, dazu kamen unter anderem zwei Minimoogs zum Einsatz und der Sennheiser VSM 201 Vocoder. Abgemischt wurde dann aber im Rudas Studio in Düsseldorf (die dort eine 24 Spur MCI Multitrack Maschine hatten) – das eigene Pult war schon wieder zu klein geworden. Die Mischung übernahmen Joschka Rudas und Leanard Jackson vom Disco-Label Whitefield Records, der extra dafür von Kraftwerk aus LA eingeflogen wurde. Das spiegelt sich auch in den Songs wider: Die Mensch-Maschine wird als erstes richtiges Pop Album von Kraftwerk bezeichnet. Kein Song (bis auf Neonlicht) ist länger als etwa sechs Minuten, allesamt griffiger, weniger hart, einprägsamer. So wurden dann „Die Roboter“, aber vor allem „Das Model“ bis heute zu den bekanntesten Kraftwerk-Tracks. Letzteres wurde dann drei Jahre später dann auch der einzige Nr. 1 Hit von Kraftwerk – nicht mit diesem Album, sondern als Single. „The Model“ war erst als B-Seite der Computerwelt-Auskopplung „Computer Love“, die EMI speziell für den britischen Markt pressen ließ, erschienen, und dann – nachdem die B-Seite beliebter war als die A-Seite, noch einmal als besagte Single. Die dann endlich 1982 den ersten Platz der britischen Single Charts erreichte.

Hier das offizielle Video dazu:

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Nerdwissen: Der Rolling Stone führt „Man Machine“ in seiner Liste der 50 besten deutschen Alben übrigens auf Platz 2, nur übertroffen von Fehlfarbens „Monarchie und Alltag“, und als wichtigstes Kraftwerk-Album; „Autobahn“ kommt auf Platz 9, TEE auf 10 und Computerwelt auf Platz 13.

Kraftwerk - Computerwelt

Computerwelt – Die Geburt des Techno

Nachdem die vorherigen Alben in engen Abständen entstanden waren, dauerte es drei Jahre bis zum nächsten, bis zur „Computerwelt“, das im Mai 1981 veröffentlicht wurde und erneut ein Konzeptalbum war. In dieser Zeit fanden (ab dem 22. Juni 1978) nicht nur rund 400 „Writing Sessions“ in den Kling Klang Studios statt (bei denen es um Ideenfindung und erste Entwürfe ging und wo sowohl Material für Computerwelt, aber auch für Electric Café entstand, wie Karl Bartos schreibt), sondern es wurde auch aufgerüstet. „Florian legte sich den polyphonen Synthesizer Prophet-5 von Sequential Circuits zu, ich mir einen ebenfalls polyphonen Korg PS-3100 Synthesizer, für den Wolfgang [Flür] eine zusätzliche Klaviatur konstruiert hatte, auf der ich wie auf einem Vibraphon mit Mallets spielen konnte“ (Bartos, Der Klang der Maschine, S.306). In dieser Zeit entstand auch die Liebe von Kraftwerk zum Rennrad, die mit der Zeit zu einer Obsession wurde und für die Entstehung des Electric Café Folgen haben sollte – aber dazu gleich mehr.

Und auch das Kling Klang Studio wurde aufgerüstet. Zum einen, um das nächste Album selber abmischen zu können, zum anderen aber auch das Studio-Equipment bühnentauglich zu machen, Studio und Bühne wurden zwischen November 79 und Mai 80 eins. „Das Studio ist unser elektronisches Wohnzimmer, unser Häuschen, und deshalb nehmen wir es mit.“ (Ralf Hütter in einem Interview mit Radio Nova im November 1991). Und Peter Glaser schrieb später: „Das Kraftwerk-Konzert in der Philipshalle [5. Dez.1981] war für mich ein einschneidendes Erlebnis (…) Die haben ihr Kling  Klang Studio tragbar gemacht und einfach auf die Bühne mitgenommen. Und das war schon der erste Knaller, weil ich da begriffen habe: „Klar, das Studio ist ja das Instrument!““ (Esch, Electri_City, S.319).

Das Album ist eine konsequente Weiterentwicklung der Mensch-Maschine, noch strukturierter und durchkonzeptionierter, noch minimalistischer. Was sich auch in der Länge des Albums widerspiegelt: Die Gesamtlaufzeit beträgt gerade mal 33:40, also knapp 17 Minuten pro Seite, verteilt auf sieben Tracks, mit denen sie Segen und Gefahren der zukünftigen Welt thematisierten.

Interpol und Deutsche Bank, FBI und Scotland Yard
Flensburg und das BKA, haben unsere Daten da

… heißt es da, aber auch:

Automat und Telespiel
Leiten heute die Zukunft ein
Computer für den Kleinbetrieb
Computer für das eigene Heim
Reisen, Zeit, Medizin, Unterhaltung
Computerwelt

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Das Album hatte enormen Einfluss auf die elektronische Clubmusik; besonders in der Detroiter Szene lief die Computerwelt rauf und runter und war Vorbild für Musiker wie Juan Anderson, Derrick May oder Charles Johnson. Tracks wie „Heimcomputer“ mit seinen synkopierenden Rhythmen oder „Numbers“ gelten als Vorboten von Techno und Acid House.

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Minimalistisch auch das Cover: Auf der Vorderseite (in Gelb und Schwarz) die Reproduktion der Köpfe der vier Bandmitglieder auf einem Computerterminal, auf der Rückseite die vier Dummies an ihren Konsolen, auf dem Inlay die vier Dummies mit tragbaren Geräten in der Hand. „Wir fanden, dass Fotosessions sehr zeitraubend waren, und deshalb machten das vornehmlich unsere Dummies. Wir konnten dann inzwischen mit unserer Studioarbeit weitermachen“, so Ralf Hütter. Wenn schon keine Konzerte komplett mit Dummies, dann doch wenigstens die Fotosessions.

Kraftwerk - Computerwelt

Das Inlay der Computerwelt

Der Veröffentlichung des Albums folgte eine Welttournee, für das man ja vorab das Studio schon bühnentauglich gemacht hatte, die Kraftwerk – neben den USA und Europa – auch nach Japan, Australien, Südamerika und sogar nach Indien führte. Sie begann im Mai 1981 in Edinburgh und endete (offiziell) – nach rund 90 Konzerten – erst am 10. Dezember in Utrecht (rechnet man das nachgeholte Konzert am 14. Dezember in Oyte /D nicht mit (https://concerts.fandom.com/wiki/Kraftwerk). Die Tournee war ein voller Erfolg und da sich auch das Album – das als deutsche, englische, französische und japanische Version veröffentlich wurde – lange Zeit in den Charts hielt (25 Wochen in Deutschland, wo es bis auf Platz 7 kam, 22 Wochen in UK (Platz 15) und 42 Wochen in den US Top 100), waren Kraftwerk auf dem Höhepunkt ihrer Bekanntheit angekommen. Da galt es, möglichst schnell nachzulegen. Aber es kam anders.

Kraftwerk - Electric Café

Das Mysterium Electric Café

Um die Entstehung dieses Albums (je nach Zählweise das sechste bzw. neunte von Kraftwerk) ranken sich mehr Geschichten als um jedes andere. Eine davon ist die um die Wirren der Namensgebung. Der ursprüngliche Arbeitstitel zu Beginn war „Technicolor“. Aus Urheberrechtsgründen (Technicolor war ein amerikanisches Unternehmen, das Farbkopien für Kinofilme herstellte) änderte man den Albumtitel erst auf „Techno Pop“, um dann kurz vor der Veröffentlichung auf „Electric Café“ umzuschwenken – wohl auch, weil sich das Konzept des Albums und die Songauswahl in den Jahren geändert hatte. „Irgendwann kam Hütter rein und meinte, sie hätten sich umentschieden, es hieße jetzt nicht mehr Techno Pop, sondern Electric Cafe. Wie kann man ein Album bloß Electric Cafe nennen? Techno Pop war doch perfekt! Zumal es Techno ja noch gar nicht gab! Das wäre der perfekte Titel gewesen, ich habe das überhaupt nicht verstanden.“ (Jürgen Engler, Electri_City, S.375) Denkbar ist, dass die Idee zu dem Titel vom 1927 erschienen Stummfilm „Café Electric“ herrührte, in dem Marlene Dietrich ihre erste Hauptrolle spielte; die Sympathie für derartige Filme seitens Kraftwerk war ja bekannt, siehe Metropolis. 2009 schließlich wurde das Album im Zuge einer Wiederveröffentlichungskampagne von Kraftwerk wieder in Techno Pop zurück benannt.

Alle Zeichen stehen auf Release. Eigentlich.

Nachdem Autobahn (1974), Radio-Aktivität (1975), Trans Europa Express (1977) und Mensch Maschine (1978) fast im Jahresabstand produziert worden waren, die dreijährige Pause zwischen Mensch Maschine und der Computerwelt (1981) hinreichend mit dem notwendigen Umbau des Studios erklärt ist und in der Zeit dann zudem massig neues Material und Ideen gesammelt worden war, war es eigentlich naheliegend, dass Kraftwerk nun schnell wieder nachlegte – auch, um die Welle der augenblickliche weltweite Bekanntheit zu reiten. Und so begann man dann auch bereits im Februar 1982 mit den Aufnahme-Sessions für das nächste Album. Bereits in dieser Frühphase wurde die Basis für den Titelsong, Techno Pop, geschaffen. „Die Arbeitsatmosphäre fand ganz im Geist unserer früheren Writing Sessions statt. Wir sprangen zwischen Instrumenten und Mischpult hin und her, probierten alternative Motive aus, modulierten Klänge, paraphrasierten zum Schema der Musik, machten Aufnahmen – eine lebendige Anspannung lag in der Luft“ erinnert sich Karl Bartos (Der Klang der Maschine, S.397). Auch rudimentäre Versionen von Tour de France und Sex Objekt existierten bald schon, dessen eingängiges Riff Karl Bartos schon während der Tournee in London entwickelt hatte. Einer schnellen Veröffentlichung des nächsten – insgesamt neunten – Albums stand also eigentlich nichts im Weg. Eigentlich.

Aufnahmen der ersten Demoversionen finden sich auf Youtube:

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Anfang 1983 waren vier Titel für das Album vorgesehen: Der Telefon Anruf, Tour de France, Sex Objekt und Technopop, was schon etwas dünn war. „Ich wurde das Gefühl nicht los, dass wir den Gedanken der Reduktion vielleicht etwas übertrieben“, schrieb Karl Bartos später. Trotzdem war man entschlossen, das Album noch 1983 auf den Markt zu bringen. Im Mai 1983 schalteten Kraftwerk als Guerilla-Aktion eine Anzeige im Düsseldorfer Magazin Select und veröffentlichten das bereits fertige Cover von Techno Pop, das vier Radfahrer zeigte. Die Idee dazu stammte von einer ungarischen 20-Forint-Briefmarke aus dem Jahr 1953, die Ralf Hütter im Schaufenster eines Briefmarkenladens auf der Düsseldorfer Graf-Adolf-Straße entdeckt hatte. „Es gibt noch eine ziemlich gute Geschichte aus der Lithoanstalt: Ralf Hütter kam und brachte das Design mit, das auch in ähnlicher Form für Tour de France verwendet wurde, vier Radfahrer, die hintereinander fuhren. Das Nachfolgealbum von Computerwelt sollte ursprünglich Techno Pop heißen, und wir sollten auch wieder die Lithos erstellen. Während des Produktionsprozesses haben wir mit dem Zeug dermaßen rumgeblödelt, das wir den Radfahrern größere Ärsche gemalt haben, das ganze Album von Techno Pop in Techno Popo umbenannt haben und uns für den Hausgebrauch Filme davon gezogen haben. Ein großes Poster hing noch lange an meinem Arbeitsplatz, sah super aus.“ (Jürgen Engler, Electri_City, S.375). Und auch EMI Electrola schaltete bereits eine Anzeige im Branchenmagazin „Der Musikmarkt“, in der das Cover, der Slogan „Es wird immer weiter geh’n – Musik als Träger von Ideen“ (Eine Textzeile aus dem Song Techno Pop) und bereits schon eine Katalognummer (Kling Klang 1C 064-65087) abgebildet waren. Der Release stand also eigentlich unmittelbar bevor.

Kraftwerk - Techno Pop

Die EMI-Anzeige für das Album Techno Pop

Tour de France und Rennrad-Besessenheit

Da die Arbeiten am Song „Tour de France“ weit fortgeschritten waren, kam die Idee auf, den Track dem Veranstalter der Tour für die mediale Berichterstattung als Signature Tune anzubieten; daher wurde der Song Anfang Juni im Kling Klang Studio als Single abgemischt und ein spezielles Cover entworfen, in das die Farben der französischen Trikolor eingearbeitet wurden. „Tour de France 83 – doch mit deutscher Teilnahme“ bewarb EMI die Scheibe, die als Single, Maxi und Single-Kassette auf den Markt kam, versehen mit Atem- und Fahrradgeräuschen. Die Platte floppte dann zwar in Frankreich (auch weil sie zu spät für die Tour erschien), erreichte aber in den USA Platz 4 der Billboard Charts und war auch in Deutschland und Großbritannien leidlich erfolgreich.

Auch ein offizielles Video zur Single entstand, mit Originalaufnahmen der Tour aus den 50er-Jahren.

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In einer alternativen Version des Videos saßen die vier Musiker selber auf dem Rennrad. „Wir trugen eng anliegende schwarze Ganzkörperanzüge, die erkennen ließen, wie schlank wir alle waren. Unsere Sturzringe trugen wir über den Kopfteilen der Anzüge. Und obwohl wir nur kurze Strecken fuhren und Handschuhe und gefütterte Radschuhe trugen, froren wir schon bei der ersten Fotosession erbärmlich“ (Bartos, Der Klang der Maschine, S.422) (Die Aufnahmen entstanden übrigens direkt bei mir um die Ecke, ich fahre die Strecke im Video selber fast täglich, aber das nur nebenbei.)

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Die Aufnahmen waren nicht gestellt, denn nach dem Ende der Welttournee 1982 hatte eine wahre Radsport-Begeisterung die Band erfasst, die besonders bei Florian Schneider und Ralf Hütter zu einer echten Besessenheit wurde, unter der auch die Arbeit der Band zunehmend litt. Immer wieder gab es längere Pausen, weil Ralf und Florian Originaletappen der Tour oder den Klassiker Paris-Roubaix nachfahren mussten. Die anderen zogen (bis auf Wolfgang Flür) mit, man nannte sich „Radsportgruppe Schneider“. „Er [Ralf Hütter] hat zunehmend mehr Zeit auf dem Fahrrad verbracht … Der ist zum Teil 200 Kilometer am Tag gefahren. Danach kannst du keine Musik mehr erfinden“ berichtete Karl Bartos später in einem Interview mit dem Groove Magazin. Und Wolfgang Flür schreibt in seiner Autobiografie „Ich war ein Roboter“, dass Ralf Hütter und Florian Schneider zunehmend seltener im Studio anzutreffen waren, sondern lieber mit ihren neuen Radsportfreunden die Gegend erkundeten. Statt das neueste Musikequipment zu kaufen, standen teure Rennräder auf der Einkaufsliste. Ralf Hütter habe sogar Reifen im Keller gelagert, um sie „reifen“ zu lassen. „Wir veröffentlichten unsere Tour de France Maxi und saßen Däumchen drehend im Studio, zumindest Karl und ich. Mittlerweile stapelten sich Rennradschläuche und Ersatzteile in unserem Kling Klang Studio, und alles drehte sich nur noch ums Radfahren. Das war schrecklich.“ (Wolfgang Flür, Electri_City, S. 358)

Mein Schwiegervater (heute 86), der damals beim größten Fahrradgeschäft in Düsseldorf arbeitete (Zweirad Schlembach, nur wenige Minuten vom Kling Klang Studio entfernt), erzählt: „Wir hatten unser Lager direkt neben dem Studio von Kraftwerk. Immer wenn ich da was holen musste, stand ich da mit den Jungs zusammen, um eine Runde zu quatschen, meist über Fahrräder – wir waren ja Nachbarn. Nur eine Stahltür trennte ihr Studio von unserem Lager. Die war auch oft offen, da standen viele Instrumente und so rum, hat mich aber nicht interessiert, ich wusste damals nicht mal genau, was die eigentlich gemacht haben – es waren einfach nette Jungs. Die waren auch oft bei uns im Laden, neue Räder kaufen, immer die teuersten, Gitane und Bianchi, Modell Bernard Hinault. Der Florian Schneider war aber der Fahrrad-bekloppteste von denen; den habe ich da mal auf der Fahrradmesse in Köln getroffen, wo er sich ein tonnenschweres chinesisches Stahlrad gekauft hat, der konnte an keinem Fahrrad vorbeigehen. Den Ralf Hütter hab ich dann vorletztes Jahr in Lank (Ortsteil von Meerbusch gegenüber von Düsseldorf) im Eiscafé getroffen, der hat mich auch wiedererkannt und wir haben uns wieder nett unterhalten.“

Im Zuge der Radsportbegeisterung hatte Ralf Hütter 1982 einen Fahrradunfall, als er bei einer Ausfahrt mit einem vor ihm fahrenden Radler kollidierte und ohne Helm mit dem Kopf auf den Asphalt schlug. Dass er dabei – wie mehrere Quellen berichten – eine schwere Schädelfraktur erlitt, kurzzeitig im Koma lag und wochenlang im Krankenhaus bleiben musste, streitet er selber ab. In einem Interview mit dem Spiegel im Jahr 2009 sagt er: „Ich war damals kaum eine Woche im Krankenhaus – mit einer leichten Gehirnerschütterung. Das ist so oft weitererzählt worden, dass erst ein Monat daraus wurde, dann ein Jahr, und dabei soll mir gleich auch ein neues Gehirn eingesetzt worden sein.“ Wie auch immer – der Release am Album Techno Pop / Electric Cafe verzögerte sich weiter.

Die Rückseite von Electric Café

Aufrüstung, immer neue Mixes und neue Songs

Schuld daran waren vor allem Zweifel, ob man immer noch in der Vorreiterrolle der elektronischen Musik war. Die Elektronik war inzwischen in der Popmusik angekommen, Drumsequencer und Bass-Pattern aus der Dose wurden rege genutzt.

„Von Kraftwerk beeinflusste Bands wie Depeche Mode oder Human League waren längst größer (und produktiver) als ihre Vorbilder, und auch die von Kraftwerk angestoßenen Entwicklungen in der Black Music ließen – man höre etwa Herbie Hancocks Science-Fiction-Funk „Rockit“ (1983) – die deutschen Elektrogroßväter alt aussehen.“ schrieb der Tagesspiegel 2015 anlässlich des Electric Café-Konzerts in der Berliner Nationalgalerie. Die einstigen Wegbereiter sahen die Notwendigkeit, technisch nach- und aufzurüsten; so wurde zum Beispiel ein Emu Emulator (1) Sampler angeschafft, der unter anderem beim Song „Der Telefon Anruf“ zum Einsatz kamen. „Bei diesem Song erwies sich der neue Sampler von Florian als große Hilfe. Vermutlich wären wir bei der Materialsuche auch so auf den Gedanken gekommen, die Klänge eines Telefons zu verwenden und auf das Magnettonband aufzuzeichnen. Aber mit dem Sampler ging es dann doch um einiges einfacher. Der Emulator war das ideale Instrument, um ohne Einschränkungen mit Telefonklängen zu experimentieren.“ (Karl Bartos, Der Klang der Maschine, S. 406). Außerdem wurden (unter anderem) Yamaha FM-Engines wie das DX-7 mit einem TX-816 Rack mit acht DX7-Modulen, Linn Sequencer, eine TR-606 und eine TR-808 ins Equipment aufgenommen, beim Single-Mix von Telephone Call kam auch ein Synclavier-System zum Einsatz. Und auch das Kling Klang Studio wurde erneut komplett runderneuert (und durch das Anmieten weiterer Räume vergrößert) und von analoger auf digitale Aufnahmetechnik umgestellt, um den aktuellen Anforderungen zu genügen. Womit dann später sämtliche bis dahin getätigten Aufnahmen des Albums erneut überarbeitet werden mussten. „Ralf tat sich immer schwer, eine Arbeit loszulassen, und so wurde es auch diesmal eine Hängepartie. Eine Veröffentlichung war schon mit der EMI abgesprochen und katalogisiert. Eine offizielle Bestellnummer war ebenfalls an die Händler ausgegeben worden, sogar ein passendes Plattencover existierte bereits – da machte sich Ralf erneut an eine komplette Überarbeitung, und das Album wurde zurückgezogen.“ (Wolfgang Flür, Electri_City S.375, 376)

Im November 1983 flog Ralf Hütter mit den Bändern der vier Tracks nach New York neu abmischen zu lassen, aber auch damit waren sie nicht zufrieden. Immer wieder entstanden neue Mixes, die wieder verworfen wurden, da sie den eigenen, hohen Qualitätsansprüchen nicht genügten; zwei Mal, im März und April 1984, wurde Francois Kevorkian aus New eingeflogen, zuletzt noch einmal im September 1985. Auch wurde am Track Techno Pop gearbeitet, der im Mai um „Boing Boom Tschak“ erweitert wurde. „Tour de France“ wurde gestrichen, da es nicht mehr in das Konzept von Electric Café passte. Und auch das Cover – das ja schon auf der Tour de France-Single prangte –  musste neu gestaltet werden, 3D war mittlerweile angesagt. Die amerikanische Multimedia-Künstlerin Rebecca Allen, Spezialistin für 3D-Animationen entwickelte in zweijähriger Arbeit das Video zu „Musique Non Stop“, das gleichzeitig auch die Vorlage für das neue Cover lieferte. Übrigens stammt auch die weibliche Stimme in „Musique Non Stop“ von ihr.

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„Das Kraftwerk-Video prägte das MTV-Zeitalter und wurde zur Hymne des Musikkanals. MTV konnte sich so sehr mit der Aussage identifizieren, dass es auf Heavy Rotation gesetzt wurde.“ (Ralf Dörper (Die Krupps, Propaganda), Electri_City, S.398).

Am Ende gelangten sechs Songs auf das Album, das mittlerweile offiziell Electric Café heißen sollte: Boing Boom Tschak (2:59), Techno Pop (7:42 – ursprünglich war dafür mal die komplette A-Seite vorgesehen) und Musique Non-Stop (5:44) auf der A-Seite, Der Telefon-Anruf (8:03), Sex Objekt (6:51) und Electric Café (4:19) für die B-Seite. So ist Electric Cafe eine Fortsetzung der „Computerwelt“ – erneut geht es um eine von Technologie beherrschten Welt

Musique rythmique
Son electronique
L′art politique
A l’age atomique

Electric cafe

Und …

Music non stop, Techno-pop
Elektroklänge überall
Dezibel im Ultraschall

Wobei das Konzept hier doch wesentlich dünneren Boden hat als etwa bei Radio-Aktivität oder Computerwelt. „Weil dem Album scheinbar ein originelles, übergreifendes Konzept fehlt, gilt Techno Pop als eine meta-musikalische Panne in der Entwicklung von Kraftwerks Oeuvre“, meint Sean Nye sogar. Dem man da aber nicht unbedingt beipflichten muss. Vielleicht aber machte sich auch das Fehlen von Stammtexter Emil Schult bemerkbar (der 1982 auf die Bahamas übersiedelt war), der zuvor ja mit seinen Songtexten für eine gewisse Homogenität gesorgt hatte.

Vor allem die drei Songs der A-Seite bilden auch musikalisch/rhythmisch eine Einheit, da sie fast nahtlos ineinander übergehen – „Techno Pop-Suite“ wird die A-Seite daher auch gerne genannt. Auch enthält jeder der drei Songs den Titel eines anderen im Text: „Technopop“ erscheint in „Boing Boom Tschak“, der Song „Technopop“ die Zeile „Musique Non Stop“.„Mit der damaligen Album-Seite eins, bestehend aus dem Song-Triptychon „Boing Boom Tschak / Techno Pop / Musique Non Stop“, antizipierten Kraftwerk nicht nur die Soundästhetik, sondern auch Arbeitsweisen der elektronischen Musik der Neunziger, indem sie die Stücke modulierten, variierten, ineinander blendeten und den Remix gleich noch mitlieferten.“ (Tagesspiegel, 12.01.2015). So bilden/bildeten diese drei Songs auch zumeist den traditionellen Abschluss ihrer Live-Auftritte.

Die B-Seite dagegen fällt anders und weniger innovativ aus. Da ist der überlange, emotionale  „Telefon Anruf“ mit dem ungewohnt poppigen Gesang (der einzige Kraftwerk-Track übrigens, auf dem Bartos singt) und dem funkigen Rhythmus, der bei der Überarbeitung des Albums später auch radikal gekürzt und dafür um einen fünfminütigen Elektro-Remix namens House Phone ergänzt wurde. Die Frauenstimme am Anfang des Songs (The number you have dialed …) gehört übrigens Florian Schneiders Freundin Sandhya Whaley – könnte ja sein, dass der Jauch mal danach fragt. Unklar ist, ob der Anrufer vergeblich versucht, jemanden zu erreichen oder ob die Automatenstimme selber das Ziel seiner „Begierde“ ist. Hier das offizielle Video zur Single-Auskopplung:

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„Sex Objekt“ dagegen steht in der Tradition vom Model, ohne aber dessen Eingängigkeit zu erreichen und dessen Text eher zu Falco passt, wie der Tagesspiegel schreibt.

Ja! Ja! Ja!
Nein! Nein! Nein!
Ich bin nicht dein Sex Objekt
Zeig Gefühl, so ganz direkt
Ich bin nicht Dein Sex Objekt
Deine Tricks sind fast perfekt
Ich bin nicht Dein Sex Objekt
Du machst mich an und gehst dann weg

Lediglich der atmosphärische Titeltrack „Electric Café“ – der seltsamerweise als letzter auf der B-Seite erscheint – erinnert mit den minimalistischen Arpeggio-Synthie-Lines und den Vocoderstimmen ein wenig an alte Autobahn-Zeiten.

Hier das komplette Album zum Nachhören in der Remaster-Version von 2009:

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Release und Stimmen

Zwei Tracks wurden als Single ausgekoppelt, „Musique Non Stop“ und „Der Telefonanruf“. Letzterer wurde für die Single gekürzt und dafür um den Remix „House Phone“ ergänzt. Während sie in Großbritannien gerade mal Platz 89 erreichte, kletterte die 12‘‘ Maxi Single „The Telephone Call / House Phone“ mit dem alten „Numbers“-Track auf der Rückseite auf den 1. Platz der US Dance Charts.

Das Album erschien dann – nach einer letzten längeren Mix-Session in New York bei Francois Kevorkian – am 16. Dezember 1986, wie alle Kraftwerk-Alben seit TEE in einer deutschen und einer englischen Version; auch eine spanische Version war für kurze Zeit erhältlich.

Es erreichte in den englischen Charts nur Platz 58 und flog nach nur zwei Wochen wieder raus, in den US-Charts kam es gar nur auf Position 156 (und blieb 14 Wochen). In Deutschland erreichte „Electric Café“ immerhin Platz 23 (9 Wochen). Grund für den eher mäßigen Erfolg dürfte die große Erwartungshaltung der Fans gewesen sein, die nach dieser ungewohnt langen Entwicklungszeit des Albums ein mindestens ebenso bahnbrechendes Werk erwartet hatten wie es die Vorgänger waren – und dementsprechend enttäuscht waren. Hinzu kam, dass Kraftwerk sämtliche Einladungen in Fernsehshows, wo sie ihr Album promoten sollten, ablehnten. Das ganze Drumherum war nicht ihr Ding. „Normalerweise sind wir nicht an Preisen und diesen Partys interessiert, dafür haben wir auch nicht die Zeit“ sagte Ralf Hütter mal in einem Interview mit Radio Eins. „Für mich hat es den Anschein, bei keiner früheren Album-Veröffentlichung hätten wir weniger Rezensionen und Berichte bekommen als bei „Electric Café“. Die großen Medien ignorierten uns“, stellt Karl Bartos in seiner Autobiografie enttäuscht fest. Und die Kritiken, die erschienen, waren durchwachsen. „Tolles Video, todlangweilige Platte“ schrieb ME/Sounds, das Ruhrgebiets-Magazin Marabo fand das Album „geradezu altmodisch“ und die Rheinische Post stellte fest: „Die vier aus Düsseldorf (…) können jedoch kaum darüber hinwegtäuschen, dass ihnen die gelobten Ideen längst ausgegangen sind und sie heutzutage selbst von nachhinkenden Künstlern wie Rheingold oder Orchestral Manoeuvres in the Dark noch etwas vormachen lassen müssen.“

Ob letztendlich nun die (zu) lange Arbeit an dem Album und der ausbleibende Erfolg am Ende schuld daran waren, dass Flür 1989 und Bartos 1990 die Band verließen, ohne dass ein weiteres Album entstanden war – an der Frage scheiden sich die Geister. Fest steht jedenfalls, dass Electric Café das letzte Album von Kraftwerk in dieser Besetzung war.

„Die Odyssee von Electric Café – das einst hoffnungsvoll als Techno Pop mit einem authentischen Artwork begann – erscheint mir auch noch 30 Jahre später wie ein unaufgelöstes Rätsel. Nach einem vielversprechenden Start stolperten wir über die Vorab-Single „Tour de France“ und verzettelten uns dermaßen, dass es uns nicht gelang, dem Album eine durchgängig kohärente Gestaltung zu geben (…) Die aktuellen Produkte des Musikmarktes, der Verlust unseres Alleinstellungsmerkmals wie auch der Technik, die sich rasant zu entwickeln begann, brachten starke Irritationen mit sich, die uns den Blick auf unser konkretes Kapital versperrten: die autonome Phantasie.“ (Karl Bartos, Der Klang der Maschine, S.448).

Aber um diesen Artikel versöhnlich zu beschließen, soll noch einmal Ralf Dörper zu Wort kommen: „Rückblickend kann man wohl sagen, dass Electric Café bei weitem kein schlechtes Album war; nicht so schlecht, wie es angenommen wurde.“ (Esch, Electri_City, S.398)

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Forum
  1. Profilbild
    herw RED

    Wow, was für ein wunderbarer Artikel. Ich habe zunächst mal nur diagonal gelesen und gehört. Da lohnt es sich, sich Zeit zu nehmen.
    Komischerweise schwanke ich bei meinem persönlichen Urteil über Kraftwerk immer zwischen den Extremen voll trivial und genial, sogar bei ein und demselben Stück und meiner persönlichen Hör-Tagesform ;) .

    Ein dickes Dankeschön an Matthias!

    • Profilbild
      zeitlos

      @herw Ich habe mich mal in den Neunzigern nach einem Kraftwerkkonzert mit Ralf Hütter unterhalten. Ich meinte, ihre Musik sei „genial trivial“. Hütter überlegte ne Weile und nickte dann.

  2. Profilbild
    Flowwater AHU

    Mal wieder ein Artikel, den ich mit äußerster Begierde Verschlungen habe. Ich – damals noch glühender Kraftwerk-Fan – habe das Album sofort gekauft und wieder einmal zum Leidwesen meiner Eltern bis zum irre werden von vorne bis hinten und wieder zurück und nochmal und hasdunichtgesehen, bis zum MACH DAS ENDLICH LEISE!!! gehört. Ich hatte vom ersten Ton an das Gefühl »Ja, das ist Kraftwerk, wie ich sie liebe« und damit eine logische Fortsetzung von »Computerwelt«. Auch ich habe mich gewundert, dass zwischen den beiden Alben eine so ungewöhnlich lange Pause lag. Das Ergebnis hat mich allerdings über alles hinweg getröstet (bis heute).

    Karl Bartos äußert in seinem Buch – vielleicht auch scherzhaft – dass die Veröffentlichung sich wohl auch deshalb so lange hinzog, weil Kraftwerk sich eben jenes »Synclavier« gekauft hätten und damit alles noch einmal digitalisiert wurde. Was bei der Technik des Synclaviers wohl kein leichtes Unterfangen war.

    • Profilbild
      Flowwater AHU

      @Flowwater Nachtrag zum Song »Telefonanruf«

      Ich privat persönlich habe damals schon für mich entschieden, dass sich hier tatsächlich jemand in die Telefonansage verliebt hat. Das würde für mich zum Charakter der Musik von Kraftwerk passen.

      Ich selber habe mich mal fast in der virtuellen Welt »Second Live« verliebt. Und auch Freunden von mir erging es ähnlich. Und wenn ich mir Filme wie »Matrix (1)« und »Her« und viele andere ähnliche Werke ansehe, die sich mit philosophischen und sozialen Implikationen virtueller Welten und Personen befassen, dann lag Kraftwerk damals schon mit dem Song goldrichtig.

  3. Profilbild
    teofilo

    Ausführlicher Kraftwerk-Artikel. Die Platte aus der Überschrift hätte jedoch auch einen eigenen Artikel verdient. (Gerne auch mit Interpretationen, gerne auch zu den minimalistischen – aber präzisen – Lyrics, gerne zu den Mems, die man damals noch nicht kannte „boom tschack“.)

    • Profilbild
      m.steinwachs RED

      @teofilo Ja, ich hatte tatsächlich überlegt, ob ich den Part mit dem Electric Café noch ausführlicher machen sollte (man könnte ja zu jedem Kraftwerk-Album ganze Bücher schreiben), aber dann fand ich den Weg dorthin doch noch etwas interessanter als mich in den Mikrokosmos vom Café zu begeben und dort jedes Detail zu analysieren.

      • Profilbild
        DANIEL FISCH

        @m.steinwachs Danke für den Beitrag und dafür dass der ganze Weg der Kraftwerker ab der ‚Autobahn’ behandelt wurde, da ‚Electric Café’ das schwächste und uninteressanteste Album auf der Liste ist. Ich weiss, es ist immer eine Frage des persönlichen Geschmacks, aber viele Fans sind derselben Meinung, und die Verkaufszahlen hatten das ja auch bewiesen. ‚Computerwelt’ war der letzte echte Klassiker, der den Namen verdient und die Musikwelt nachhaltig beeinflusst hat (danach noch der Tour de France Song, der unleugbar von Paul Hindemith (1936) inspiriert wurde…).

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    toneup RED

    Danke für diesen tollen Artikel. Electric Cafe war mein erstes Kraftwerk Album, ich habe mir den Backkatalog dann Retour bis zu den Anfängen zu Gemüte geführt. Electric Cafe war sicher nicht der Höhepunkt des Kraftwerk’schen Schaffens, aber es hat gegrooved wie die *** (808?) und das Musikvideo mit der 3DVektorgrafik war damals absolut herausragend. Ich habe zu der Zeit Architektur studiert (wie auch Herr Hütter , Herrn Schneiders Vater war ein erfolgreicher Architekt) und konnte aus ersten bescheidenen CAD Gehversuchen durchaus beurteilen wie weit das technisch voraus war. Boing Boom Tschak!
    Auch die Bearbeitungen und Verfremdungen der Stimmen waren einfach cool – wie langweilig das heute oft eingesetzte Autotune – Genudel im Vergleich dazu. Auch beeindruckend der Mix mit den sehr dynamisch eingesetzten (Hall) Effekten. Es wird im Artikel sehr schön herausgearbeitet, das Kraftwerk ihr musikalisches Alleinstellungsmerkmal langsam aber sicher verloren haben, umso konsequenter daher die Entwicklung zum multimedialen Gesamtkunstwerk auf höchstem Niveau.

  5. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Dieses Album nehme ich heute genauso wie 1986 als irgendwie unbefriedigend und unfertig wahr — ich bilde mir ein zu hören, daß die ewig lange Produktionszeit nebst Rückschlägen und technischen Irrungen der Gesamtstimmung und der Haltung dem Album gegenüber nicht zuträglich war und es am Ende nur noch klingt wie „laßt es uns bloß fertigstellen, die Tür dahinter schließen und weiterziehen“.

    Ich habe mir redlich Mühe gegeben, es genauso gernhaben zu wollen wie „Computerwelt“ oder „Menschmaschine“, aber das scheitert einfach für mich daran, daß diese Produktion an allen Ecken und Enden für mich klingt wie ein fauler Kompromiß, eine lustlos absolvierte Pflichtübung und ein Strecken der Waffen vor den eigenen Ansprüchen — ein Eindruck, der im Buch von Karl Bartos bestätigt wurde (davon und von ihm kann man halten, was man will — er war in den Entstehungsprozeß eingebunden).

    In gewisser Hinsicht ebenso unfertig und ungeliebt wie die ersten drei Alben (oder vier, will man „Organisation“ noch mit einrechnen). Mit „The Mix“ und „Tour de France Soundtracks“ könnte man also von den drei Ausstiegsalben reden (die Livealben zähle ich mangels neuen Materials nicht dazu).

    Was ich am Artikel nicht verstehe: Ist das nun eine Werkschau von Kraftwerk oder ein Making-Of von Electric Café? Sollte es — wie es die Überschrift nahelegt — Letzteres sein, so kommt das doch mehr als nur ein bißchen zu kurz und hat für
    mich — als Schulaufsatz — das Thema verfehlt.

  6. Profilbild
    HoWi

    Korrigiert doch bitte mal Juan Anderson in Juan Atkins oder Kevin Saunderson je nachdem wen ihr meint 😉

  7. Profilbild
    Sensimood

    Wie sich die Eindrücke und Geschmäcker doch unterscheiden. Für mich war die Electric Cafe der Einstieg in das Kraftwerkuniversum, hab mich dann auch durch den Backkatalog gehört, aber umso weiter ich zurückgegangen bin umso weniger hat mich der Sound berührt. Bin halt Kind der 80er. Für mich persönlich hat Electric Cafe Kultstatus und stellt für meinen Geschmack das rundeste und kompletteste Werk der Formation dar. Computerwelt folgt unmittelbar danach.

    • Profilbild
      toneup RED

      @Sensimood Schön, das ich da nicht alleine bin, geht mir ganz genau so. Übrigens ein sehr schönes Detail im Artikel, das Otto Waalkes mit einer 8 Spur Maschine aus dem Rüssel-Records Studio den Kraftwerken ausgeholfen hat, genial.

  8. Profilbild
    Anthony Rother AHU

    Vielen Dank für den tollen Artikel.

    Das Electric Cafe Album ist für mich das beste Kraftwerk Album.

    Es ist bis heute futuristisch und klingt nicht Retro (im positiven Sinne) so wie z.B. mittlerweile Computerwelt.
    Electric Cafe hat noch lange nicht seine Zeit erreicht.

    Vielleicht ist gerade die nicht erreichte Kontrolle der Band Kraftwerk über die Produktion von Electric Cafe dass was dieses Album so mystisch macht.
    Die erste Seite vom Album ist rhythmisch komplex und im Sounddesign ein eigenes Universum das für mich klanglich z.B. den damals kommenden Cyberspace beschreibt.

    Als 14 jähriger habe ich das Vinyl auf meinem alten Blaupunkt Musikschrank gehört sowie auf’m Fahrrad mit einem Kenwood CP-80 Walkman.

    Meinen Sinn für Perfektion habe ich als Teenager vom Electric Cafe Album übermittelt bekommen.

    Erfolg oder Misserfolg von Electric Cafe sind für mich keine Kategorien die bei diesem Album als Maßstab angelegt werden können. Es thront in seinem eigenen Königreich.

    Über einen weiteren Artikel mit mehr Details zu Electric Cafe würde ich mich sehr freuen.

    • Profilbild
      Cavestudioschweiz

      @Anthony Rother Perfekt formuliert. Auch für mich ist dieses Album eines der besten von Kraftwerk. Ich war damals fasziniert von diesen Hallräumen und dem Sounddesign, da sich mehr und mehr erschloss, je mehr ich es hörte. Ich erinnere mich noch ein eine Nacht als das komplette Album am Radio lief – ich im Regen als Soldat auf meinem Panzer und dann dieser Sind, die digitale Kälte dieses Albums mit diesen Hallräumen- unvergessen.
      Irgendwie erinnert mich auch das spätere Depeche Mode Album Violator an dieses Sounddesign.

      • Profilbild
        LX@VM

        @Cavestudioschweiz „Voilator“ wurde ebenfalls von Francois Kevorkian gemischt. Ich erlebe beide Alben mit einer ähnlichen klanglichen Identität. Bemerkenswert finde ich, wie Kevorkian auf EC die repetitiven Elemente über lange Zeit interessant erscheinen lässt, indem er mit verspielten Delays, Phasern und diversen Hallräumen die räumliche Ästhetik konstant verändert. Alleine die HHs auf „Musique Nonstop“ sind großartig. Auch interessant, wie KW mit damaliger „Wald-und-Wiesen“-Elektronik (DX7, TR808, etc) ein ganz eigens akustisches Universum erschaffen haben. Für mich ist EC ein Meisterwerk. Apropos Hallräume: Mit der Quantec-Freeze-Funktion wurde hier offenbar auch viel gearbeitet. @ m.steinwachs: Toller Artikel – danke!

    • Profilbild
      Flowwater AHU

      @Anthony Rother > Es ist bis heute futuristisch und klingt nicht Retro (im positiven Sinne) […]
      > Electric Cafe hat noch lange nicht seine Zeit erreicht. […]

      So ist es!

  9. Profilbild
    chain25

    Toller Artikel, vielen Dank dafür!
    Electric Café ist für mich der Höhepunkt des kreativen Schaffens von Kraftwerk gewesen. Dabei geht es nicht nur um die Musik sondern um das audiovisuelle Gesamterlebnis.

  10. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Irgendwie kann ich es verstehen. Ich wäre auch lieber fahrradgefahren. Ich selber bin mit Mensch Maschine auf Kraftwerk aufmerksam geworden und war vom Samplegekloppe eher enttäuscht. Die schnellebige Zeit hatte Kraftwerk links überholt. Das war nicht mehr deren Ding. Super Artikel übrigens, es hat die Jungs von Kraftwerk mir persönlich ein bischen näher gebracht. Schade das von hier nur noch wenig einflussreiches kommt. Es wäre mal wieder Zeit.

    • Profilbild
      Flowwater AHU

      > […] Schade das von hier nur noch wenig einflussreiches kommt. Es wäre mal wieder Zeit.

      Wer meine Kommentare hier im Forum kennt, weiß, dass ich mit den jüngsten Veröffentlichungen nichts mehr anfangen kann. Und trotzdem würde ich mich wie ein kleines Kind freuen, wenn sich Herr Hütter mit seinen drei aktuellen Mitstreitern ins Studio begeben und ein neues Album produzieren würde.

  11. Profilbild
    0gravity

    „Again what learned“, wie ein berühmter Franke sagen würde. Toller Artikel.
    Ich bin mit EC nie so richtig warm geworden, zu stark und bahnbrechend erschienen mir dafür die drei Vorgängeralben.
    Ich denke, dass tatsächlich diese andere Passion, das Fahrradfahren, die Gedankenwelt und die Herzen von Ralf und Florian in dieser Zeit beherrschten und deshalb nichts ganz großes mehr entstanden ist.
    Trotzdem ist EC ein hörenswertes Album und produktionstechnisch deutlich besser als das Gros der zeitgenössischen Konkurrenz.

  12. Profilbild
    Everpure AHU

    Guter Artikel – auch wenn ich mir etwas mehr Fokus auf das eigentliche Thema (also die Entstehung von Electric Café) gewünscht hätte. Die Geschichte von Autobahn zu Electric Café wäre eigentlich einen eigenen Artikel wert.

    Obwohl für mich als Teenager damals das Video zu Musique Nonstop natürlich ein Urknall war, hatte Computerwelt vorher schon den tieferen Eindruck hinterlassen. Und ganz ehrlich: alles, was auf Computerwelt mit den analogen Synthesizern futuristisch und ihrer Zeit voraus klingt, fühlt sich auf Electric Café schon angestaubt und abgenutzt an. Die Art und Weise wie Samples, der DX-7, die gated Halleffekte auf den Drums usw. genutzt wurden… Da waren Depeche Mode und andere zu der Zeit schon Lichtjahre weiter.

    Ich glaube, das Album hätte ein wirklicher Meilenstein werden können, wenn sie fokussiert gearbeitet und die Rennräder erst nach Veröffentlichung rausgeholt hätten.

    Nichtsdestotrotz grooven einige Nummern schon höllisch gut. Und der Telefonanruf ist ein zeitloser Kraftwerk-Popsong.

    • Profilbild
      iggy_pop AHU

      @Everpure „[…] Und ganz ehrlich: alles, was auf Computerwelt mit den analogen Synthesizern futuristisch und ihrer Zeit voraus klingt, fühlt sich auf Electric Café schon angestaubt und abgenutzt an. Die Art und Weise wie Samples, der DX-7, die gated Halleffekte auf den Drums usw. genutzt wurden… Da waren Depeche Mode und andere zu der Zeit schon Lichtjahre weiter. […]“

      Ich denke, genau das ist das Problem — die Platte klingt altmodisch, unlocker, krampfig und klanglich (bis auf ein paar Gimmicks) nicht sonderlich originell. Zu diesem Zeitpunkt ließ sich nicht mehr verdrängen, daß die Epigonen, Nacheiferer und Amateure klanglich und technisch aufgeschlossen hatten zur Speerspitze.

      Das war aber nicht nur das Problem von Kraftwerk, sondern von allen, die in den 1970ern den Weg bereitet haben zu ihrer eigenen Redundanz — plötzlich können diejenigen, die sich früher die technischen Mittel nicht leisten konnten, auf (zumindest klanglich) ähnlichem Niveau produzieren. Tangerine Dream, Jarre, Schulze oder Vangelis stolperten allesamt in dasselbe Loch, das sie mit ihrer Arbeit zu graben geholfen haben.

      Vor gut 20 Jahren tauchte in einem Düsseldorfer Plattenladen in der Nähe des Worringer Platzes unter der Hand für 450DM eine mit Guerilla-Studio etikettierte Cassette auf, die angeblich eine alternative Fassung von Electric Café enthielt — wie die wohl klang? Wer weiß…

  13. Profilbild
    Everpure AHU

    Oh, und vielen Dank für den fun fact, dass Techno Pop der eigentliche Originaltitel des Albums hätte gewesen sein sollen! Das wusste ich bisher nicht. Ich hatte mich seit den Remaster Versionen immer gewundert, was für eine blöde Geschichtsneuschreibung der Hütter da am Start hatte… 🤦‍♂️

  14. Profilbild
    Marf

    Wirklich klasse Artikel, vielen Dank. Witzigerweise lese ich grad das Buch „Electri_city“ aus dem öfter zitiert wird. Ich ertappe mich andauernd dabei mich zu fragen, wie würde das heute aussehen bzw. was bräuchte man, müsste man machen, um nochmal was wirklich neues, eigenständiges und noch nicht da gewesenes zu generieren. War damals doch vieles von den technischen Möglichkeiten und deren Verfügbarkeit abhängig, ist heute alles in völliger Beliebigkeit produzierbar. Irgendwie frustrierend … Wahrscheinlich mag ich daher das Arbeiten mit der DAW auch nicht und schränke mich bewußt durch ausschließliche Verwendung von (weniger) Hardware ein. So entstehen meist die interessanteren Sachen, wenn auch sicher nichts wirklich neues.

  15. Profilbild
    Anthony Rother AHU

    Es ist nett gemeint :-)

    Kraftwerk’s Electric Cafe pauschal mit Depeche Mode und Anderen zu vergleichen ist für mich eine simple Diskussion über Musikgeschmack.
    Und man weiß ja wie es bei Geschmack ausgeht.

    Technischer Vorsprung bzw. Equipment ist nicht das einzige Kriterium mit dem man auf Electric Cafe schauen sollte.

    Ich versuche mal einen Film als mögliche Metapher für Electric Cafe zu nennen.
    Stanley Kubrick: 2001

    PS: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.

    • Profilbild
      schwarzMatt

      @Anthony Rother Stanley Kubrick: 2001

      Ich wäre nicht drauf gekommen, finde das aber einen gelungenen Vergleich. Ich hatte vor vier Jahren mal die BluRay gekauft und fand’s sensationell. 2001 ist ein richtig gut gealterter Film!

  16. Profilbild
    liquid orange AHU

    Ich kann gar nicht so viele Hüte tragen, wie ich für diesen hervorragenden Artikel ziehen möchte! Super interessant und das obwohl ich das Buch von Bartos erst gerade gelesen habe. Da steckt enorm viel Insiderwissen drin.

    Danke…danke…danke… 👍

  17. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Alle Kommentatoren, egal welcher Meinung, haben keine Ahnung ! Hier kann es nur eine allgemeingültige Stellungnahme geben ! Herr Matten, die Massen warten auf IHR Urteil: Übernehmen Sie !!!

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      Inductor

      Ich sehe keinen Grund die Kommentatoren abzuqualifizieren, aber einen Kommentar von Dirk Matten fände ich hier jetzt spannend. Die Postkarte ist jedenfalls beeindruckend: “Lustig ist es”…

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        AMAZONA Archiv

        @Inductor Meine Fresse: Versteht keiner vor lauter PC und Gendern einen simplen Witz nicht mehr ? Man kann es auch übertreiben, ich denke ausser Dir hat jeder hier im Forum die Ironie verstanden.

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          Anthony Rother AHU

          Lieber SynergyMan,

          wenn man einen Witz macht und dann anscheinend „eine“ Person nicht lacht dann sollte man als Witzemacher darüber stehen oder eventuell die Qualität der Witze steigern.

          Zwinker Smily :-)

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            AMAZONA Archiv

            @Anthony Rother Hallo Anthony, da Du schon am belehren bist, mache ich mal mit: Dies hier ist kein Forum, sondern eine Kommentarfunktion. Wer hier kommentiert, muss mit einem Kommentar rechnen und den aushalten können.

            Grmpf !

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              schwarzMatt

              Warum so aggro, SynergyMan? Ich fand Deinen Ausgangskommentar unlustig und hab mir auch nen Kommentar dazu verkniffen. Aber jetzt…

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          Inductor

          Hallo SynergyMan,
          ich hatte eigentlich nur für mich gesprochen. Nicht aufregen. Schöne Grüße

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        Dirk Matten RED

        @Inductor Electric Cafe ist eine schöne Schallplatte und wer diese in erster Linie nach den Kriterien damals neuartiger vs. verstaubter Klänge beurteit, versteht vielleicht viel von Sounddesign, aber offensichtlich nichts von Musik. Der Höhepunkt des Schaffens von Kraftwerk ist für mich Computerwelt, diese Einstellung, so viel sei an dieser Stelle verraten, teile ich übrigens mit Florian Schneider, aber wer bin ich schon, hier eine allgemeinverbindliche Aussage zu treffen.

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          Inductor

          @Dirk Matten Danke sehr!
          Ich hatte mir die Platte damals gleich beim Erscheinen von meinem knappen Studenten-Taschengeld gekauft und war irgendwie etwas enttäuscht. Ich war eher auf dem Radioaktivität/Roboter/Numbers-Erwartungstrip und das war ja nun von der Klangästhetik tatsächlich ein Konzeptalbum. Dennoch fand ich die Platte damals innovativ (sage ich als Depeche Mode Fan…) und mag sie heute sehr, finde sie auch heute noch auf keinen Fall angestaubt.
          My penny

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          Stephan Merk RED

          @Dirk Matten Naja Dirk, ich zumindest teile diese Einschätzung. Wer sich wie ich mit TTS-Synthese immer wieder befassen musste, schaut da natürlich unter Anderem auf den TI Speak & Spell und dass die Synchronisation vermutlich ganz ohne Sampling schon recht komplex war – Nummern ist ein Meisterstück! Computerwelt habe ich hier auf LP und den Rest leider nur digital mit und ohne 3-D, dabei war für mich Techno Pop eigentlich ein Ausflug mehr in den Mainstream und es hat lange gedauert, dass ich das Album überhaupt bewusst angehört habe.

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            Dirk Matten RED

            @Stephan Merk Florian Schneider hatte bei mir zwei der ersten Emu Systems Emulatoren (Vorseriengeräte) erworben, die mit dem sauschweren Stahlgehäuse, damals noch zu einem recht hohen Preis.

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        DW71

        @Dirk Matten Dann komm mal hier in den Kreis Höxter, da lachen wir wieder nach außen ;]P
        „Musique Non Stop“ habe ich damals zum ersten Mal als Musikvideo in der Formel 1 gesehen (da lief auch Paul Hardcastle „19“) – immernoch auf VHS zuhause. Zwar hatte ich vorher mit „Das Model“ den ersten Berührungspunkt – was mein Bruder auf einer Bontempi-Orgel spielen konnte – aber von dem „Boing Boom Tschak“ kam ich nie richtig weg.
        Obwohl als Radsportfan natürlich die Tour de France-Platte einen besonderen Stellenwert hinlegt. Halt Expo2000! geil geil geil

  18. Profilbild
    Tai AHU

    Mann, wie viel besser der Gesang in Deutsch ist. Ok, das kann Hütter auch deutlich besser. Wie Mathias schon schrieb, ECs erste Seite ist gut, die zweite gefällt mir nicht. Wie bei Autobahn. Für mich immer noch Mensch Maschine und Computerwelt.

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      Tai AHU

      @Tai Geht mir seltsamerweise auch bei Bowie (Helden) und Peter Gabriels 3 und 4 so, die ja nicht original in deutsch waren, mir aber deutlich besser als in englisch gefielen

  19. Profilbild
    schwarzMatt

    Was ein Brett, dieser Artikel! Großes Kino, lieben Dank dafür!

    Ich war nie der Kraftwerk Fan, habe nie wirklich ihre Musik mit Begeisterung gehört, aber ich weiß, wie wichtig diese Band gewesen ist! Ja, ich oute mich, für mich war ihre Musik trivial. Vielleicht habe ich aber auch nie Zugang gefunden?

    Ich hatte mal die Autobiographie von Flür gelesen, die mir mega unsympathisch war. Was für ein selbstverliebtes Weiche…. Hätt ich mir mal seinerzeit die Bio von Bartos zugelegt. Die anderen, eigentlichen Kratwerker, haben ja keine geschrieben, was ich für sehr verständlich halte. Mal ehrlich, das sind ja keine Rock’n’Roll Bios, die die Vier gelebt haben.

    Nochmals, vielen Dank!

  20. Profilbild
    Atarikid AHU

    Es wird viel diskutiert, welches Kraftwerk-Album denn das Beste sei, welches Album den Höhepunkt der Schaffensphase darstellt. Ist das letztendlich nicht ein ganz subjektives Erleben ausgelöster Emotionen?
    Ich liebe die „Klassiker“ wie Menschmaschine oder Computerwelt, aber was die ersten Sekunden „Musique Non Stop“ (auf einer sehr guten und lauten Hifi-Anlage bei einem Freund gehört) bei mir ausgelöst haben, sucht ihresgleichen. Und zu dem Zeitpunkt war ich schon lange „Fan und Jünger“… Gerade weil es irgendwie steriler klingt, künstlicher, stellt es einen tollen Kontrast zu den älteren Alben her. Als würde man sich verschiedene Science-Fiction Filme aus verschiedenen Jahrzehnten ansehen…. Ist das nicht das Geniale an Kraftwerk? Dass man mit relativ wenigen Alben ein Wahnsinns-Universum geschaffen hat? Für mich persönlich ist es nicht schlechter, es ist anders…

  21. Profilbild
    PanAtlantik

    Magazin „Music Technology“, Dezember 1986 über „Electric Cafe“:

    „No matter, how thin Electric Cafe seems to be in the creativity department, Kraftwerk`s finesse at crafting (pun intendent) all-electronic pop is constantly in evidence. This album is appealingly sparse – everything serves a purpose, and everything works, from perfectly positioned beep to perfectly positioned beep.
    But the spareness is deceptive. Listen closely and you realise there`s an awful lot going on at any given moment, especially in vocal treatment and stereo panning.
    The real treat of Electric Cafe is the fact that it sounds as if it was recorded with a few Casio keyboards, a vast chunk of output gear, and some meticulous attention to detail. It`s enough to make you re-think not only all the music that`s been recorded in the last five years, but also all the music you`ve ever recorded. Maybe that`s what Kraftwerk have always done best.“

    oder wie es (noch gnadenloser) ein Autor einer Hamburger Tageszeitung nach dem ersten der zwei Konzerte im Herbst 1991 im Hamburger Docks auf den Punkt brachte:
    „Nach diesem Abend kann ein Heer überflüssiger Synthi-Bands ihren Gerätepark verschrotten.“

  22. Profilbild
    d_eric

    Ein großartiger Artikel, habe das Album lange vernachlässigt, jetzt beim Wiederhören muss ich sagen, dass die erste Albumseite für mich zu den besten Sachen gehört, die Kraftwerk gemacht hat.

  23. Profilbild
    Jens Barth

    Auch wenn der Artikel schon länger her ist habe ich ihn mit Genuss gelesen. Sehr schön geschrieben, ein herzliches Dankeschön.

    Zum Album Electric Café muß ich leider sagen, daß ich damit nie richtig warm geworden bin. Es war tatsächlich mach Computerwelt mein zweites vollständiges Kraftwerk – Album. Im Nachhinein gab es wohl zwei nachteilige Momente, zumindest für mich:

    Erstens kam das Album sehr spät, andere Bands wie Depeche Mode, Human League, OMD hatten gerade in der Synthesizer – Musik Anfang / Mitte der 80er die Latte verdammt hoch gelegt.

    Zweitens gibt es für mich in der Musik nichts mehr abtörnendes als Techno. Daher war Electric Café für mich in Teilen schon wieder zu minimalistisch, Techno halt.

    Das sie es anders können haben sie später mit „Tour de France“ eindrucksvoll gezeigt, auch wenn sicherlich viele musikalische Ideen davon schon Anfang der 80er entwickelt wurden.

  24. Profilbild
    claas

    Danke für diesen einordnenden Artikel. Für mich hat Techno Pop zwei Seiten – die gute spannende erste mit Boing Boom Tschak, Techno Pop und Music Nonstop und eine deutlich schwächerer zweite.

    Spannend wäre noch auch einen Artikel über die Entstehung von The Mix und Tour de France zu bekommen. Besteht da eine Chance?

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