R.I.P. Vangelis
Vollkommen überraschend erfuhren wir soeben, dass Vangelis verstorben ist. Ein herber Verlust. Sven Rosswog sitzt bereits an seinem Nachruf. Bis dahin erinnern wir an den Ausnahmekünstler mit unserem Interview, dass Peter 2016 mit ihm führen durfte.
THE STORY BEHIND – VANGELIS THE INTERVIEW
Bevor es mit dem eigentlichen Interview losgeht, möchte ich nochmals Revue passieren lassen, wie es zu dem Interview kam. (Das Interview mit Vangelis beginnt auf Seite 3.)
Als ich mit AMAZONA.de im Jahr 1999 begonnen hatte, wollte ich vor allem Teil einer Community sein, die eine ganz besondere Vorliebe für Synthesizer hat. Ich hatte nicht im Geringsten erwartet, dass sich das ganze SOOO entwickelt.
Heute ist AMAZONA.de längst kein reines Synthesizer-Magazin mehr, im Gegenteil, die Synth-Gemeinde macht nur noch 30% der Gesamt-Performance der Seite aus. Aber zumindest für mich sind die Bereiche Vintage, Keys & Beats eine ganz persönliche Sache, die ich hege, pflege und vor allem aktiv lese.
Mit der Zeit wurde aber auch klar, es war nicht nur die Leidenschaft für Synthesizer, die man auf AMAZONA.de (in den oben genannten Redaktionen) teilt, sondern selbstverständlich auch für Musik, die synthetisch geprägt ist.
Ich begann also damit, Interviews zu machen – mit Synthesizer-Enthusiasten, mit Entwicklern, eben mit Menschen, zu denen ich relativ einfach Kontakt aufnehmen konnte und die eine spannende Geschichte zu erzählen hatten. Nicht mehr und nicht weniger wollte ich …
… bis sich eines Tages die Gelegenheit ergab, Hans Zimmer persönlich in Los Angeles zu interviewen. Damit wurde mir plötzlich bewusst, es würde die Möglichkeit bestehen, all die Heroes aus meiner Jugend zu treffen – und diesen Legenden Löcher in den Bauch zu fragen.
Das klappte soweit auch hervorragend – und regelmäßige AMAZONA.de-Leser haben meine Begegnungen mit Harold Faltermeyer, Reinhold Heil und ein weiteres Mal Hans Zimmer sicher aufmerksam verfolgt, doch das Projekt „Vangelis“ musste ich nach Monaten verzweifelter Versuche, einen Kontakt herzustellen, aufgeben.
Da empfahl mir ein guter Freund: „Warum bindest du nicht die AMAZONA.de-Community mit ein?“ Ja, wieso eigentlich nicht?
Am 30. September starteten wir auf AMAZONA.de-Facebook einen Hilfeaufruf unter unseren Followern: Wer irgendeinen Hinweis habe oder einen Kontakt, der möge sich doch bei uns melden!
Ich war nicht besonders optimistisch, dass eine solche Aktion am Ende zum Erfolg führen würde, ich lag falsch.
Binnen kürzester Zeit wurde der Post Dutzende Mal geteilt und die Suche breitete sich aus wie ein Lauffeuer. Innerhalb weniger Tage kam es zu zahlreichen Meldungen wie diesen:
„Vangelis lebt in Athen. Angeblich verkehrt er immer in ein und demselben Restaurant mit Namen …“
„Vangelis ist gerade in Los Angeles und macht dort einen neuen Film mit …“
Doch schließlich eine erste heiße Spur (- ach – hatte ich erwähnt, dass der direkte Draht über Universal scheiterte), die unser Synth-Autor Marko Ettlich legte – zu einem belgischen Programmierer, der für Vangelis einen individuell erstellen Keyboard-Controller erbaut hatte, der seit vielen Jahren der Masterarbeitsplatz von Vangelis ist – und z.B. gut in diesem YT-Video von 2015 zu sehen ist:
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Er war es auch, der uns versicherte, dass Vangelis nach wie vor in Paris lebt und dort auch sein Studio hat. Er versprach uns, bei der nächsten Gelegenheit Vangelis auf unseren Interview-Wunsch anzusprechen – und hielt sein Versprechen. Doch erst einmal vergeblich.
Parallel dazu ergab sich ein anderer Kontakt über eine griechische Fan-Website. Ein sehr netter und überaus hilfsbereiter Grieche nahm sich die Zeit und telefonierte ausgiebig mit mir, doch noch war ich nicht wirklich überzeugt, dass jener wohl gesonnene, in Athen lebende Gesprächspartner tatsächlich mit Vangelis in Paris in Kontakt stand.
Inzwischen meldete sich unser Belgier von seinem Paris Besuch zurück. Er hatte die Bitte an Vangelis weitergetragen, doch der bat darum, mit einem engen Vangelis Freund in Athen Kontakt aufzunehmen. Und siehe da – es handelte sich um denselben Kontakt und Namen des Mannes, mit dem ich bereits lange telefoniert hatte.
Nach gut zwei Monaten nach meinem Facebook-Aufruf hatten wir unser Ziel erreicht. Zunächst wurde das Interview allerdings nur per Mail geführt. Erst Monate später kam es dann zu einem persönlichen Treffen zwischen Vangelis und mir.
Ich war sehr angenehm überrascht mit welcher Herzlichkeit ich empfangen wurde und wieviel Zeit sich der Maestro am Ende für mich nahm. Unser Treffen begann am Nachmittag und endete spät in der Nacht, im Kreis seiner Familie und Freunden, nach einem gemeinsamen Abendessen. Viel Spaß nun bei diesem außergewöhnlichen Interview mit einem außergewöhnlichen Künstler.
INTERVIEW MIT VANGELIS, DEZEMBER 2016
Das Interview wurde auf Englisch geführt. Die englische Version finden Sie hier. Auf Wunsch von Vangelis haben wir die Übersetzung bewusst nicht glatt gebügelt, sondern entsprechend seinem „Englisch“ belassen.
Peter:
Um einen Musiker zu verstehen, ist es glaube ich wichtig, seinen Antrieb zu verstehen oder besser gesagt, den Ursprung zu kennen, aus dem heraus sich die Kreativität in Musik ausgedrückt hat. Gab es da bei dir ein Schlüsselerlebnis?
Vangelis:
Einen Musiker zu verstehen, ist nicht wirklich das Einfachste. Was versucht man hierbei zu verstehen? Den Musiker als Person oder seine Musik? Wahrscheinlich ist es am Sinnvollsten, ihn über seine Musik erfahren. Den ersten Teil der Frage kann ich wohl nur so beantworten. Zum zweiten Teil kann ich nur sagen, bei mir war mein Schlüsselerlebnis mein erster Schrei nach der Geburt, denn es scheint fast, als wenn ich kurz danach bereits auf Musik fokussiert war. Das Verständnis von der Welt um mich herum erfolgte wirklich durch die Musik, die mir die Schlüssel zum Dekodieren der unendlichen Wunder der Natur gab.
Peter:
Aus dem unbekannten Musiker Vangelis wurde irgendwann der Star Vangelis. Wie bist Du damit umgegangen? Hat das dein Leben verändert oder deine Art Musik zu komponieren? Ist Ruhm nicht auch sehr kreativitätshemmend?
Vangelis:
Soweit es mich betrifft, hat sich nicht wirklich etwas geändert. Ich muss zugeben, dass ich relativ früh das Empfinden hatte, dass Ruhm eine ernste Hürde für die Kreativität ist. Kreativität ist die Frucht der Freiheit, weil der Ruhm das Ergebnis eines gesellschaftlichen Systems ist und auch der Mode. Obwohl es nicht einfach ist, habe ich immer die Kreativität bevorzugt.
Peter:
Große Plattenlabels nehmen irgendwann mehr und mehr Einfluss auf einen erfolgreichen Künstler, um die wirtschaftliche Rentabilität auszuschöpfen. War das jemals bei dir ein Thema oder hat man Dir immer die freie Wahl gelassen?
Vangelis:
Es ist offensichtlich, dass die Industrie alles daran setzt, ihre Profite zu maximieren. In der Plattenindustrie wird einem nichts geschenkt. Was immer man erreicht, muss man sich erkämpfen.
Peter:
Es gibt einige Alben wie Beaubourg, die damals – sagen wir mal – aus der klassischen Vangelis Welt ausgeschert sind. War das eine Rebellion, ein Experiment, eine Selbstfindung?
Vangelis:
Das Centre Pompidou [ein bekanntes Kunstmuseum in Paris, das wegen seines Aussehes von den Parisern auch „die Raffinerie“ bezeichnet wird. Anm.d.Red.] ist eine architektonische Monstrosität [in dem Stadtteil Beauborg, Anm.d.Red.] was wiederum zu einer musikalischen Monstrosität geführt hat. Ich habe dieses Projekt niemals wirklich ernst genommen und bin darauf auch ehrlich gesagt nicht besonders stolz. Am besten sprechen wir hier nicht weiter drüber.
Peter:
Die Begriffe VANGELIS und SYNTHESIZER sind heute fest miteinander verschmolzen, obwohl es auch eine Zeit vor den Synthesizern gab und Du heute bei manchen Werken mehr nach einem klassischen Orchester klingst, statt nach Synthesizern. Welche Rolle spielten Synthesizer für dich in Deiner Synthesizer-Hochphase und welche Rolle spielen sie heute?
Vangelis:
Während all den Jahren habe ich gesagt, dass die Musik die wichtigste Kraft des Universums ist und auch ihr Antrieb. Es ist für mich bemerkenswert, dass der frühzeitliche Mensch, der ums Überleben kämpfen musste, gleichzeitig die Zeit gefunden hat, die ersten Instrumente zu entwickeln. Aus einer gespannten Haut wurden Trommeln, ein paar Löcher in einem Bambusrohr wurden zur Flöte und ein paar gespannte Saiten wurden zur Harfe und so weiter. Ich betrachte dies [die Musikinstrumente bzw. Musik] nicht als überflüssigen Luxus für diese Menschen, sondern als ein Grundbedürfnis. Dies hat sich fortgesetzt bis in unsere heutige Zeit. All diese Instrumente bezeichnen wir als akustische oder natürliche Instrumente. Meine Frage hier ist, was ist mit dem Donner, dem Regen, dem Wind, dem Wald und dem Meer? Selbst unsere Körper oder die Erde sowie jeder andere Planet? Kommen diese Geräusche nicht von der Natur? Alles in der Natur ist ein Herzschlag, eine Welle und Vibration. Es ist nachweislich so, dass von jeder Quelle ein Klang ausgeht. Es langweilt mich, das Offensichtliche erklären zu müssen, denn ich sehe hier keinen Unterschied – wenn es überhaupt einen gibt – in der Art und Weise, wie wir Klang verwenden. Die Grundsatzdiskussion entsteht, wenn wir Elektrizität verwenden, um einen Klang zu generieren. Alle vorher erwähnten Instrumente werden im Allgemeinen als natürlich bezeichnet, während Synthesizer, weil sie Strom benötigen, um den Klang zu schaffen, als unnatürlich betrachtet werden. Was für ein Gedanke! Wer will mir weismachen, dass Elektrizität kein natürliches Element ist? Ich betrachte es als glücklichen Umstand, in einem Jahrhundert zu leben, wo Wissenschaft und Technologie mehr Möglichkeiten bieten, die Bedürfnisse der Musik zu erweitern. Ich halte es für einen großen Fehler, diese beiden Quellen zu differenzieren.
Peter:
Bitte lass mich doch nochmals zurück gehen in Deine Geschichte und nach diesem Moment fragen, als du erstmals die Faszination eines Synthesizers für dich erkannt hast.
Kannst du dich an diesen Moment noch erinnern?
Vangelis:
Es war um 1973-1974, als ich zum ersten Mal einige „KORG“ monophone Synthesizer erhielt und sofort das Gefühl hatte, dass sich eine neue Welt für mich auftut. Das ist etwas, was ich einen positiven Fortschritt bezeichne und nicht eine so unmenschliche Architektur wie das Beaubourg [das Centre de Pompidou Gebäude in Paris; Anm. d. Red].
Peter:
Und nun aber auch ganz profan die Frage nach Deinem ersten Synthesizer. Ich möchte behaupten, dass jeder von uns noch ganz genau weiß, welcher Dein erster Synthesizer war.
Vangelis:
Es ist nicht schwer, diese Frage zu beantworten. Die ersten Firmen, die in dieser Zeit Synthesizer herstellten, waren Korg, Roland, Yamaha, Oberheim, Arp und natürlich der beliebte Minimoog. Ich möchte auch noch erwähnen, dass vor all diesen neuen Instrumenten es auch zwei Synthesizer gab, das Ondioline und das Clavioline, beide sehr fortschrittliche Geräte für ihre Zeit. Es ist kaum zu glauben, dass das Ondioline bereits mit einem Touch Respond Keyboard [auch als Aftertouch bekannt, Anm. d. Red.] ausgestattet war!
Peter:
Gab es eine Zeit, bei der du die technische Entwicklung von Synthesizern aktiv verfolgt hast und Neuheiten auf dem Markt unbedingt ausprobieren musstest? Die Frage mag merkwürdig erscheinen, aber in den bisherigen Interviews mit Dir, kennt man dich vor allem als „musikalischen Philosophen“, was wirklich faszinierend ist, aber gibt es auch einen Vangelis, der hinter der ganzen Musik auch eine Faszination für Technik besitzt?
Vangelis:
Während der Synthesizer Ära, die seit ihren Anfängen immer stärker wurde, nahm das Produkt-Marketing immer mehr zu, ohne deswegen mehr Kreativität zu schaffen. Es gab Zeiten, da fand ich mich in der Mitte von einer Vielzahl von unterschiedlichen Synthesizern, die sich nicht wesentlich voneinander unterschieden. Und allen war gemein, dass sie nicht besonders spielbar waren und wenig Ausdrucksmöglichkeiten boten. Die merkwürdige Sache dabei ist, dass während dieser Zeit, zwischen den 80er und 90er Jahre, alle diese Firmen die Technologie besaßen, wesentlich bessere Synthesizer zu bauen. Aber wie ich schon vorher erwähnt habe, das Marketing orientierte sich an unnötigen Dingen und Entwicklungen, um Käufer anzuziehen, nicht aber unbedingt dem Künstler weiterzuhelfen. Nichtsdestotrotz habe ich versucht, diese Probleme zu umgehen und mir die Sachen zu beschaffen, die ich zu der damaligen Zeit benötigt habe. Man sollte nicht vergessen, dass zu dieser Zeit Synthesizer etwas Besonderes waren und so auch vermarktet wurden.
Peter:
An dieser Stelle muss ich jetzt über den Yamaha CS80 sprechen. Du musst mir die Frage einfach erlauben, denn Vangelis ohne CS80 und CS80 ohne Vangelis ist einfach nicht vorstellbar. Kein Musiker vor oder nach dir war mit einem elektronischen Instrument jemals so verbunden wie Du und dem Yamaha CS80. Diese „Liebe“ hält ja bis heute an und auch bei Deinem aktuellen ROSETTA Projekt sieht man Dich in den Videos wieder am CS80 sitzen. Bitte erzähl uns doch davon, wie Du und der CS80 euch kennengelernt habt und wie daraus über viele Jahre eine so tiefe Verbundenheit geworden ist.
Vangelis:
Der Yamaha CS80 war der erste und letzte ernsthafte Versuch, einen Synthesizer mit einem musikalischen und expressiven Ansatz zu schaffen. Es war der erste Synthesizer, der mir die Möglichkeit gab, Sachen zu verwirklichen, die ich mit keinem anderen Synthesizer umsetzen konnte. Wenn man ein Saiteninstrument spielt, ein Holzblasinstrument oder auch ein Blechblasinstrument, hat man die Möglichkeit, den Klang beim Spielen zu verändern. Der CS80 erlaubt es, wie bei einer Violine, den Klang beim Spielen zu beeinflussen. Dies ist der wesentliche Unterschied zwischen Synthesizern und akustischen Instrumenten. Zu der damaligen Zeit war der CS80 kein besonders erfolgreicher Synthesizer und nur wenige Menschen haben ihn gekauft, da man, um ihn spielen zu können, erst lernen musste, wie man sich hiermit ausdrückt. Wie bei einem konventionellen Instrument muss man sich also den CS80 als eigenständiges Instrument erarbeiten. Zu der damaligen Zeit hatten die Leute weder das Verständnis noch die Geduld, sich hiermit zu beschäftigen, wenn alle anderen Instrumente damals bereits Werksklänge anboten. Und es gibt noch einen anderen Grund, einen ziemlich banalen … es war ein sehr schweres Instrument und umständlich auf Tour zu nehmen.
Peter:
Eines Deiner bemerkenswertesten Werke, bei denen du den CS80 zu außergewöhnlicher Ausdrucksweise eingesetzt hast, ist der unvergleichliche Soundtrack zu Ridley Scots BLADE RUNNER. Oder war es Vangelis BLADE RUNNER zu der Ridley Scott einen Film gemacht hat? (Augenzwinkern) Die Geschichte einer Maschine, die halb menschlich ihren Schöpfer sucht, um das ewige Leben zu bekommen, am Ende scheitert, seinen Schöpfer ermordet und im Sterben liegend das Leben als Heiligtum zu schätzen weiß.
Was hat Dich an diesem Projekt fasziniert und wie ist es an dich herangetragen worden?
Vangelis:
Als allererstes hat mich die prophetische Geschichte fasziniert. Zudem der Umstand, dass Ridley [Scott] und ich auf der gleichen Wellenlänge lagen. Und zuletzt die Möglichkeit, mit dem CS80 Sachen zu machen, die ich woanders gar nicht hätte machen können.
Peter:
Im „Making Of“ zu BLADE RUNNER erfährt man, dass Du bereits während der Dreharbeiten die Musik live am Set gespielt hast. Ist das nur eine Legende oder hast du wirklich am Set deine Kompositionen vorgestellt?
Vangelis:
Es wäre sicherlich eine tolle Erfahrung und auch Vergnügen für mich gewesen – möglicherweise sogar für die Schauspieler, wenn ich während der Drehaufnahmen komponiert hätte. Aber unglücklicherweise gibt es hier zu viele technischen Probleme, weswegen wir das nicht gemacht haben. Stattdessen habe ich, was ich bei jedem Film so mache, mir den Film angesehen und gleichzeitig komponiert. Oftmals verwende ich hier bereits die erste Aufnahme.
Peter:
Es gab zum Kinostart von BLADE RUNER ein Soundtrack-Album, auf dem man Deine Musik durch ein Orchester ersetzt hat. Erst viele Jahre später erschien die Original-Musik auf CD und wurde weltweit gefeiert. Was war passiert?
Vangelis:
Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, die Gründe hierfür waren rein kommerzieller bzw. geschäftlicher Natur und hatten nichts mit künstlerischen Beweggründen zu tun.
Peter:
Lass uns mal zu einem ganz anderen Thema wechseln: Warum Paris? Ein Grieche aus der kleinen Stadt Agria bei Volos entscheidet sich für Paris als Wahlheimat. Was ist es, was Dich nach Paris gezogen hat?
Vangelis:
Obwohl deine Frage sehr poetisch klingt, funktioniert dies im realen Leben oftmals nicht so. Ich wollte einfach kein Fischer werden, sondern im Gegenteil, bereits in meinen jungen Jahren zog es mich zur Musik. Dies hat dazu geführt, dass ich in verschiedenen Städten gelebt habe, wo mich die Musik hingezogen hat.
Peter:
Dass Deine Wurzeln aber unverkennbar in Griechenland geblieben sind, erkennt man auch an den beiden Alben, die Du mit der griechischen Schauspielerin Irene Papas aufgenommen hast. Für mich ein Meisterwerk, das eindrucksvoll zeigt, wie sich folkloristische Musik und synthetische Klänge zu einem Gesamtkunstwerk verbinden. Wie kam es denn zu diesem erneuten Richtungswechsel 1977 (Odes) und 2 Jahre später zum Nachfolger Rhapsodies?
Vangelis:
Es gibt hier keinen speziellen Grund. Wir haben es einfach gemacht. Aber ich muss sagen, obwohl diese traditionellen Lieder mit einer ganz neuen Herangehensweise angegangen wurden, werden diese in Griechenland selbst von alten Menschen in Dörfern akzeptiert und angenommen. Dies bedeutet für mich, dass wir niemals unsere Wurzeln leugnen sollen, bei allem, was wir tun. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, hier zu erwähnen, dass es mehrere Beispiele gibt auf verschiedenen meiner Alben, wo der Einfluss meines Landes ebenso deutlich ist.
Peter:
Seit Aphrodites Child hattest du auch mit Deinem Landsmann Demis Roussos gearbeitet, der 1973 in Deutschland sehr erfolgreich war als Schlagersänger, dann aber bei Deinem BLADE RUNNER Score wieder seine außergewöhnliche Stimme einsetzen durfte. Gab es nie wieder Ansätze, mit ihm gemeinsam ein ganzes Album aufzunehmen?
Vangelis:
Wir hatten auch andere sehr erfolgreiche Zusammenarbeiten wie bei “Mourir Auprès De Mon Amour/Because”.
Peter:
Mit Jon Anderson [Sänger der Gruppe Yes] hat Deine Musik auch über die Textebene eine neue, teils philosophische Ebene erklommen, in der auch die Themen Liebe, Leben und Tod eine Rolle spielten. Wie muss man sich Eure damalige Zusammenarbeit vorstellen? Hast du erst die Musik geschrieben und Jon hat daraufhin die Texte kreiert?
Vangelis:
Mein System ist es, kein System zu haben. Und mit Jon kann ich es in einem Wort zusammenfassen: Spontaneität. Wenn wir ins Studio gegangen sind, wussten wir niemals im Voraus, was wir machen würden und anschließend wussten wir nicht, was wir getan hatten.
Peter:
Und auch hier stellt sich natürlich die Frage, warum es nach vier gemeinsamen, einzigartigen Alben, nach 1991 nie wieder zu einer Zusammenarbeit kam. Sind solche Dinge dann künstlerisch einfach zu Ende oder fehlte die Gelegenheit dazu?
Vangelis:
Wir haben darüber nicht nachgedacht. Es hat aufgehört, wie es angefangen hat … ohne speziellen Plan.
Peter:
Ich muss nochmals auf Synthesizer zu sprechen kommen. Bis Mitte der 90er war Deine Musik eindeutig geprägt von synthetisch anmutenden Klängen. Doch mit dem Soundtrack zu 1492 änderte sich das nach und nach. Immer mehr klangen Alben von Vangelis wie Orchester-Musik, mit großen Streichersätzen, akustischen Bläsern und breiten Chören. Warst du dem klassischen Synthesizerklang überdrüssig oder hattest du das Gefühl, ein klassischer Orchesterkörper könnte Deine Musik besser zum Ausdruck bringen?
Vangelis:
Die Schaffung dieses Klangbildes, das du ansprichst, war nichts weiter als den Bedürfnissen des Filmes zu genügen. Abgesehen von einem spanischen Gitarristen und einem klassischen Chor auf einem der Stücke, habe ich die Filmmusik ohne zusätzliche Musiker geschaffen und 90% der Filmmusik wurden, wie bereits erwähnt, im ersten Durchgang aufgenommen ohne zusätzliche Spuren.
Peter:
Oder anders gefragt? Hätte es 1970 schon die technischen Mittel von heute gegeben, hätte Vangelis jemals synthetisch klingende Musik gemacht? Oder hätte Vangelis auch damals schon das Symphonie-Orchester aus dem Sampler gezaubert?
Vangelis:
Für mich ist ein Klang ein Klang, egal wo er herkommt. Wie bereits angesprochen, halte ich die Trennung von akustischen Klängen und der Synthesizer für einen großen Fehler.
Peter:
Ich weiß, am Ende geht es um die Musik. Aber viele Deiner erstaunlichsten Stücke sind nun mal auch erstaunlich, weil der Klangkörper einzigartig und seinerzeit neu war – und auch deine BLADE RUNNER 25-Jahr Jubiläums-Zusammenstellung von 2007 enthielt viele neue Stücke, in denen der synthetische Klang wieder im Fordergrund stand, während viele Elemente auf dem neuesten Werk ROSETTA wiederum „orchestral“ klingen. Was macht heute den Sound von Vangelis aus?
Vangelis:
Das müssen die Hörer entscheiden, nicht ich. Dies hängt auch von der Zeit ab.
Peter:
Bleiben wir bei ROSETTA. Angeblich hat einer der Astronauten direkt aus der ISS Weltraumstation mit dir Kontakt aufgenommen. Eine schöne PR-Story, aber wie bist du tatsächlich zu diesem Projekt gekommen und was hat dich daran fasziniert?
Vangelis:
Diese Begegnung ist weit davon entfernt, eine PR Geschichte zu sein. Der holländische ESA Astronaut, der Physiker André Kuipers, ist ein Fan und er hat mehrfach in der Vergangenheit versucht, mit mir in Kontakt zu kommen. Schlussendlich ist es uns gelungen, zum ersten Mal miteinander zu sprechen, als ich in London gelebt habe und er für einige Monate auf der International Space Station verweilte. Es war ein fantastisches Erlebnis für uns beide. Wir unterhielten uns fast eine ganze Stunde lang über eine Verbindung, die von der NASA hergestellt wurde. Dabei haben wir über viele Dinge gesprochen. Er zeigte mir die Raumstation, erzählte mir von seiner Arbeit dort und wir unterhielten uns über das Weltall. Wir stellten fest, dass wir beide ein gleichgroßes Interesse an diesen Themen haben. Daher kamen wir überein, uns persönlich zu treffen nach seiner Rückkehr zur Erde, um unsere Gespräche fortzuführen, was wir dann auch gemacht haben. Er hat mich besucht und mir unter anderem von der ESA erzählt. Kurze Zeit darauf habe ich mich mit einigen ESA Wissenschaftler getroffen, bei der sie die Rosetta Mission erwähnten. Daraufhin kam die Anfrage, eine Musik zu komponieren für die Begegnung des Rosetta Sonde mit dem Kometen und der Landung des Philae Lander. Allmählich reifte die Entscheidung, daraus ein gesamtes Album zu machen, um diese herausragende Mission zu zelebrieren. Es hat mir sehr viel Vergnügen bereitet, auf meine Art und Weise so die europäischen Weltraummissionen zu unterstützen. Vor diesem Zeitpunkt hatte ich das Gleiche bereits für die NASA getan, was ich übrigens immer noch tue.
Peter:
Der Stein von Rosetta war für die Wissenschaft der Durchbruch beim Entschlüsseln altägyptischer Schriften. Die Disc von ROSETTA soll Sprachen der Menschheit erhalten und wurde zum Beispiel auch mit der Rosetta-Mission ins All geschickt. Haben dich diese Aspekte bei deinen Kompositionen an Rosetta beeinflusst?
Vangelis:
Zusätzlich zu anderen Aspekten … ja. Aber für mich war die wichtigste Sache, das Bewusstsein der Probleme, die für unser tägliches Leben immer mehr Bedeutung gewinnen. Obwohl Technik und Wissenschaft sehr spät aufblühten wegen des sehr langen und finsteren Mittelalters, ist es dieser Tage sehr wichtig, dass wir unser Wissen erweitern, denn dies ist unser Sicherheitsventil in der Zukunft.
Peter:
Die Rosetta-Historie vom Stein zur Disc, bis hin zur Weltraum-Mission, die damit endete, dass der Satellit auf dem Asteroiden zerschellte, zeigt einmal mehr, wie vergänglich wir Menschen sind. Und auch die Musik dieser Welt wird eines Tages verklingen. Wie denkst Du darüber?
Vangelis:
Wenn ich an die Menschheit denke, dann gibt es Zeiten, wo ich mich zutiefst schäme und entsetzt bin über unsere Aktionen. Zu anderen Zeiten fühle ich mich wiederum stolz auf einige der herausragenden Errungenschaften. Wenn wir in der Zukunft ruhiger werden und die unnötigen dogmatischen Diskussionen vermeiden, das Monopol auf Geldgewinne [abschaffen], die Gier und den falschen Einsatz von Wissenschaft und Technik, dann hören wir vielleicht auf, gegeneinander zu kämpfen und werden überleben.
Peter:
Verehrter Vangelis, wir möchten uns herzlich für dieses Interview bedanken.
Ein toller Musiker, der auch als Mensch Wichtiges zu sagen hat. Etwas kurzes Interview, da möchte man gerne noch mehr über ihn erfahren.
Vielleicht etwas ernüchternd für einige, dass er den Synthesizern keinen allzu großen Stellenwert einräumt, sondern mehr oder weniger als Mittel zum Zweck benutzt.
Danke für das Interview!! Schöne feiertage wünsche ich alles und besonders dem Amazona Team!
Kann mich hier nur anschließen, danke für das Interview. Aber welcher Synth war denn nun sein allererster?
Allen Lesern und dem Amazona-Team frohe Feiertage!
@Filterspiel His first electric instrument was a Hammond B3 organ, while first synthesizer a Korg 700 monophonic
@Filterspiel „It was a small Korg, very humble.“
Gemeint war der 700S, den er später mit dem 800DV ergänzte. Dazu gesellten sich noch ein Korg PE-1000, ein Elka Rhapsody 610, EKO Stradivarius, Ondioline (nicht „Audioline“ wie im Text geschrieben), Elka Tornado, Hohner Clavinet, Bandmaster Rhythm Machine, mehrere Binson Echorecs, und fertig war „Heaven and Hell“.
… Ondioline (nicht „Audioline“ …)
Vielen Dank für den kompetenten Hinweis. Der Text wurde entsprechend geändert.
Es hat also doch noch geklappt! Super. Vangelis ist auch für mich einer der ganz großen Vorbilder. Eine lebende Legende. Ja Synthesizer sind für ihn „nur“ ein Werkzeug, aber er holt das Beste aus ihnen heraus und das hebt ihn von der Masse ab.
dem kann ich mir nur anschliessen, heutzugage herrscht einfach zuviel hype und neid.
evtl. noch interessant:
Vangelis setzt(e) häufig den Synthesizer Yamaha CS-80 ein, der prägend in den Filmmusiken zu Blade Runner und Die Stunde des Siegers zu hören ist. Zeitweise waren acht Synthesizer dieses Typs in seinem Besitz (einige fürs Studio, einige für Konzerte, die restlichen als Ersatzteilquelle). Der damalige Kaufpreis eines CS-80 betrug etwa 7000 US-Dollar (heute ca. 27.300 US-Dollar).
Neben den akustischen Konzertflügeln von Steinway & Sons und Imperial von Bösendorfer nachstehend eine Auswahl der von Vangelis benutzten elektronischen Instrumente:
Fender Rhodes Stage 88 Electric Piano, Hammond B3 Organ, Hohner Clavinet, Korg 800DV, Korg Mini 700, Korg Poly Ensemble, Roland SH3A, Roland SH1000, Roland System 100, ARP 2600 modular, Korg PSS-3300, Moog Minimoog, Moog Satellite, Oberheim 4-Voice, Oberheim 8-Voice, Roland Jupiter 4, Sequential Circuits Prophet 5, Sequential Circuits Prophet 10, Yamaha CP80 Electric Grand, Yamaha CS40M, Yamaha GS1 FM synth, Korg Poly 800, Roland D50, Roland Juno 106, Roland Jupiter 6, Roland MKS20, Roland MKS70, Roland MKS80 Super Jupiter, Roland VP-330 Vocoder Plus, Sequential Prophet VS module, Yamaha DX7, Yamaha DX7II FD, Elka Rhapsody 610.
Hat er das Interview gegengelesen? :)
Vangelis war irgendwie immer da. Vieles habe ich verdrängt wie Albedo und Spiral, ABER!!!! Wenn ich Bladerunner die ersten 5 Minuten mir anschaue, dann weiß ich, das ist es! Die absolute Einheit von Film und Musik, mit einer Stimmung der man sich ergeben muss und die immer stärker wird, je älter man wird. Eine wahre Prophezeiung der Neuzeit. Ich bekomme Gänsehaut…..
Oh ja – und zwar nicht nur er, sondern auch ein enger Vertrauter von ihm. Es wurde GENAU darauf geachtet, dass sein Wortlaut nicht verbessert oder umgestelt wurde.
@Tyrell Hab es mir fast gedacht weil einiges doch sehr konstruiert klingt. Ist halt eine Diva aber er kann sich das auch erlauben. Manchmal wird es nur ein bischen too much wenn er an seiner Außenwirkung und freigeistlichen Message feilt. Für mich ist er vom künstlerischen Werk her unschätzbar aber von der Person her widersprüchlich. Er ist wohl in seiner Kunstfigur „Vangelis“ aufgegangen. Darf ihn überhaupt noch einer Evangelos nennen?
Als der Film Ende 1981 in die Kinos kam, war ich 18 und total beeindruckt. Damals war ich von der Story mit ihrem philosophischen Gehalt sowie der Synthese von Bildern und Musik unglaublich beeindruckt. Heute, 35 Jahre später, kann ich den Film kaum noch sehen, die Musik hingegen höre ich immer noch sehr, sehr gerne! Sie ist so stark, dass ich den Film dazu eigentlich nicht mehr brauche.
@moogist Zu den Bildern, die Teil der Synthese sind noch was Interessantes.
Die visuelle Inspiration für diesen Film kommt aus einem Comic. Geschrieben und gezeichnet von Dan O’Bannon (der auch die Vorlage und das Drehbuch für „Alien“ schrieb) und Moebius, bekannt für diverse Western und Sci-Fi Comics (zeitweise auch für Marvels „Silver Surfer“ verantwortlich).
Auch Moebius war Teil des „Alien“ Teams (gestaltete u.a. die Raumanzüge).
Die Geschichte und die Zeichnungen, die Scott zu „Blade Runner“(und vermutlich auch andere) inspirierte, ist diese hier:
https://www.youtube.com/watch?v=zXQbuqQ3wU0
The long tomorrow (’75 geschrieben, ’76 im französischen Comicmagazin „Metal Hurlant“ veröffentlicht. Später im angelsächsischen Ableger „Heavy Metal“)
Dan O’Bannon spielte übrigens in einem meiner Lieblingsfilme (auch hier schrieb er mit am Drehbuch, war dort u.a. nebenher für Schnitt und auch z.T. für die Technik verantwortlich) einen meiner Lieblingscharaktere.
https://www.youtube.com/watch?v=dSgmYWaQbR8
Sgt. Pinback
Zeichnungen von Moebius: https://www.youtube.com/watch?v=CiNsc2UjoqI
M.E. wären Ridley Scott (Sci Fi) Filme um einiges besser geworden, wenn er dieses Team (wie auch Giger) immer um sich herum gehabt hätte.
Na ja, welcher Ridley Scott SF-Film – außer vielleicht „Prometheus“ – hätte denn noch verbessert werden können? Und weiter: Die Ästhetiken von Möbius – den ich ich noch als Jean Giraud, den Zeichner von „Lieutnant Blueberry“, kenne – und H.R. Giger unterscheiden sich sehr voneinander. Künstler von diesem Rang in EINEM Team unter der Führung von Scott, der als kreativer Diktator bekannt ist? Das kann ich mir kaum vorstellen. Nun, leider sind beide (Möbius und Giger) schon seit Jahren tot.
Das Thema „Der Einfluß des Comic auf den zeitgenössischen SF-Film“ ist indes ein hochinteressantes: Was wären z.B. „Star Wars“ und „Das 5. Element“ ohne die Kreationen von Mérzières und Christin („Valerian und Veronique“)?
@moogist Auch Dan O‘ Bannon ist tot übrigens.
Unterschiede in Stil und Ausführung bedeuten lange nicht, dass da nix Fruchtbares zustande kommen könnte.
Für „Alien“ haben ja beide – Giger und Moebius – gewerkelt.
Giger und Sci-Fi setzte ich bewusst in Klammern. Giger geht ausschließlich für Sci-Fi.
Bannon und Moebius (Giraud) als Gespann (Drehbuch & visuelle Gestaltung) hätten vermutlich auch in anderen Genres funktioniert (die Historienfilme z.B.). Wie Comicartists in solche Genres Leben bringen, sieht man gut an Snyders Film „300“ nach Comicvorlage.
wow, danke für die Infos über Dan O’Bannon!
Ich liebe Blade Runner (Musik UND Film) und Dark Star!
Yes! Genau daran dachte ich auch gerade. Die Musik untermalt die Bilder, beschreibt sie, erfüllt und verstärkt sie und … Seufz … das gilt für den ganzen Film, den ganzen Soundtrack … Symbiose.
Yes! Genau daran dachte ich auch gerade. Die Musik untermalt die Bilder, beschreibt sie, erfüllt und verstärkt sie und … Seufz … das gilt für den ganzen Film, den ganzen Soundtrack … Symbiose.
Vielen Dank.
Diese Lektüre an Heiligabend ist schon etwas ganz besonderes, da bleibt nur die Frage, was dann erst morgen kommt…
Demis Roussos war übrigens ein Cousin von Vangelis.
Das Album mit Irene Papas heißt „Rhapsodies“, „Rhapsody“ wäre der Elka String.
Vangelis verließ 1967 Griechenland im Zuge des Militärputsches und zog nach Paris, weil es dort eine große griechische Exklave gab.
Fehler wurde ausgebessert- vielen Dank für die Korrektur.
Duscheinst sehr gut informiert zu sein. Bei der Vorbereitung zu diesem Artikel höätte ich deine Hilfe gut gebrauchen können. Kannst du mir deine Quelle nennen? Ist es ein Buch oder gar persönliche Informationen?
@Tyrell Es gibt ein quasi Standard Werk über Vangelis. Keine großartige Biographie, aber viele Infos.
https://www.amazon.de/Vangelis-Mark-John-Talbot-Griffin/dp/0952318725
Erst noch einmal ein großes Lob meinerseits, gepaart mit einer Nachfrage. Könntet ihr es nicht hinkriegen ein Interview mit Klaus Schulze zu führen? So für Heiligabend nächstes Jahr…
@Synthfreak Ich probiere das gerade, aber seine gesundheitliche Situation lässt es momentan nicht zu.
Zitat: „Alles in der Natur ist ein Herzschlag, eine Welle und Vibration.“ Und genau das ist der Kern seiner Musik. Super Interview!
Friedliche Weihnachten! Danke fuer das coolste deutsche Musik-Magazin!
Lieber Peter, eine Frage: Konntest Du/ Ihr Vangelis persoenlich treffen? Wie war denn Euer persoenlicher Eindruck/ Eure Erwartungen / Euer Gefuehl? Es ist doch auch ein Erlebnis, was man sich persoenlich vorher ausmalt.
Greetings marcus
Danke für die Blumen. Auf Deine Frage: Leider nein. Wir hatten unseren Fuß bereits im Flieger nach Paris, da wurde das persönliche Treffen abgesagt. Daher lief das ganze Interview dann über Schriftverkehr. Nach wie vor ist aber ein persönliches Treffen mit dem Meister im neuen Jahr geplant. Mal sehen ob es was wird.
Den Blick hat der Meister leicht entrückt in die Ferne gerichtet, das Interview ist insgesamt sehr kontrolliert, so richtig mag er sich nicht öffnen. Als er über seine Begegnung mit André Kuipers spricht, taut er auf. Interessant, dass er „Beaubourg“ so negativ abtut. Ist jetzt keine Musik zum 2. Weihnachtsfeiertag, aber wer Ringmodulation in Aktion erleben will und etwas avantgardistischeren Klängen aufgeschlossen gegenüber steht, kann dem durchaus etwas abgewinnen. Ich persönlich finde zum Beispiel Rosetta jetzt nicht so berauschend. Da gibt es einige typische Vangelis-Stellen, und andere, die klingen wie Fahrstuhlmusik zur Weihnachtszeit. Danke für das Interview und den nicht ermüdenden Eifer, dass es überhaupt zu Stande kam. Ich finde auch die Interviewhaltung gut, was gar nicht so leicht ist, wenn man erklärtermaßen Vangelis-Fan ist. Ich finde Peter zeigt Respekt, biedert sich aber in keiner Weise an. Sehr schöne Weihnachtslektüre!
@costello gut formuliert Costello, empfinde ich auch (etwa) so.
Rosetta läßt mich kalt…
Vangelis weicht viel aus, bleibt zu allgemein.
Und ich hoffe auf ein zweites, intensiveres Interview.
@krautkopf Hallo Krautkopf, drücken wir Peter mal die Daumen, dass es im neuen Jahr mit einem echten 1 zu 1-Interview mit Vangelis hinhaut. Dann kann er auch mal nachhaken, wenn eine Aussage zu schwammig bleibt. Ich denke niemand hier würde ein solches zweites Interview als Doublette empfinden.
@costello DEFINITIV!
Nur zu und ich drück auch die Daumen!
:-)
@krautkopf Sehr treffend bemerkt.
Rosetta klingt wie lustlose Plansollerfüllung und Funktionsmusik aus einem Library-Album. Dabei und deshalb bleibt sie klanglich wie musikalisch ziemlich unverbindlich. Wie würden die Leute es finden, wenn statt „Vangelis“ Kalli Schranz als Urheber draufstünde? „Solide Amateurproduktion mit ein paar Längen“ oder so.
Vangelis hatte nie Lust, sich in den Medien über sich und seine Arbeit zu äußern, und im Ernst: Was soll er den Leuten nach über 50 Jahren im Business noch erzählen bzw. möchte noch irgendjemand irgendwelche Benzingespräche hören? ICh glaube nicht, daß der Mann besonders technikaffin ist und seine Begeisterung für das Instrument über das hinausgeht, was der Synthesizer immer für ihn darstellte: Eine Erweiterung seiner klanglichen Ausdrucksmöglichkeiten. Kein Kultobjekt, kein „Was war das damals noch toll, als wir noch kein MIDI hatten und alles von Hand spielen mußten“ oder dergleichen.
Daß der CS80 sein Lieblingsinstrument ist und toll klingt… wissen doch eh schon alle.
„Beaubourg“ zeigt mal die andere Facette dieses Instruments, abseits von Fanfaren und Blade Runner und dergleichen.
Vielen Dank, Peter, für dieses tolle Interview mit dem wohl größten Synthesizer-Musiker aller Zeiten! Du hast definitiv die richtigen Fragen gestellt, Vangelis‘ Antworten waren und sind aber oft allgemein und unspezifisch: So zur Frage nach der Unterscheidung zwischen „Synthesizer-“ und „Orchester-“ orientierten Alben. Eine darin anschließende Frage hätte „analog oder digital?“ lauten können, die wäre wahrscheinlich ähnlich allgemein beantwortet worden. Es freut mich aber anhand der aktuellen Fotos zu sehen, dass es dem Meister gut geht und er nach wie vor (an seinem CS80) aktiv ist!
@moogist Ja, da ist er definitiv ausgewichen. Aber lieber so als gar kein Interview.
@moogist Vangelis Äußerungen ist zu entnehmen, dass seine Perspektive sich weniger mit Details wie Synthesizer vs. Orchester aufhält. Der Mann denkt ganz offensichtlich weitgehend inhaltsbezogen, d.h. es kommt stets auf diesen an. Instrumentarium ist daher Mittel zum Zweck, nicht mehr und nicht weniger. Das erklärt seine Herangehensweise zu Mythodea, deren Live Umsetzung entsprechend war. Der damalige Dirigent Blake Neely beschrieb dieses Event als einmaliges Erlebnis, was sicherlich auch an Vangelis‘ Custom Equipment liegt, das in Realtime zu bedienen ist. Sein Kommentar zur Entstehung Blade Runner spricht Bände genau in dieser Richtung. Vielleicht kommt er ein bisschen zugeknöpft rüber, aber die Antworten haben zwischen den Zeilen eine Menge Inhalt. Siehe die Beschreibung seiner Arbeit mit Jon Anderson. Das ist genau genommen Hose runtergelassen, im positiven Sinn :)
Frohes Fest und Danke für dieses geniale Interview.
Ich finde das Vangelis-Interview gut. Kurz und knapp – wunderbar! Ich denke man interpretiert viel zu viel in die Sache hinein. Letztendlich war es die Zeit, sein Spirit zu der Zeit und natürlich sein Talent, das daraus diese tollen Alben entstehen konnten.
Der Yamaha CS80 war einfach auch sehr teuer. Aber gut – ein hochwertiges akustisches Instrument kann auch sehr teuer sein. Aber das war wahrscheinlilch das definitive Ausschlusskriterium, weshalb die wenigsten damit experimentieren konnten.
Mich würde mal interessieren welche Gerätschaften Vangelis in dem YT-Video verwendet, die mehrfach zu sehen sind und deren „Displays“ mechanisch umschalten.
Ich wüsste gar nicht was ich Vangelis fragen sollte. Ich würde wahrscheinlich die ganze Zeit nur erzählen wie toll ich sein Werk finde. Auch wenn das Interview nur wenig fruchtbar war, so gibt es einen (Ab-) Satz den ich sehr bemerkenswert finde.
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„Alles in der Natur ist ein Herzschlag, eine Welle und Vibration. Es ist nachweislich so, dass von jeder Quelle ein Klang ausgeht.“
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In diesem Absatz ist er ein wenig aus sich heraus gekommen. Und das auf eine Weise die tief blicken lässt. Vangelis hat mir gezeigt, das Synthesizer nicht das Gegenteil von Naturgeräuschen, bzw. nicht-elektrischen Instrumenten sein muss. Vangelis hat immer Klänge gefunden hat, die den Synthesizer dahinter vergessen lassen. Es sind „natürliche“ Klänge, die wir einfach nur noch nie gehört haben. Während alle anderen immer nur den Synthesizer benutzten.
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Vangelis hat mir klar gemacht, dass ein Synthesizer auch ein Instrument sein kann (bzw. soll). Er ruft nicht einfach bisher ungehörte Klänge ab und spielt Noten damit. Er spielt mit dem Klang, so wie ein Gittarist mit dem Klang spielt. Oder ein Cellist, ein Flötist, Trompeter …
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Allerdings komme ich mit allem seit „1492“ nicht mehr klar. Ist nicht mehr meine Welt. Ich muss dann immer „Direct“ auflegen, oder „Spiral“, dann kann ich seine Ausrutscher wieder vergessen. Und sogar verzeihen.
„We are living in a cultural dark age of musical pollution. You put the radio on, and five minutes later you need an aspirin.“ …
Soll Vangelis mal gesagt haben. :-D
Für mich gehört 666 zu meinen all time favs. Ich weiss, vor seiner Zeit mit Synthies. Aber vieles von deren personlicher Situation (junge Wilde in Paris, währen daheim die Militärjunta herrscht) schimmert bei deren Album durch. Auch beeindruckend, der orgiastische Track, den Irene Papas da hinlegt. Auch Demis Roussos, so gut wie nie mehr (The four horsemen). Ist einfach weniger pathetisch, als die spätere Musik
Danke fürs tolle Interview. Die Story darum liest sich auch fantastisch ;)
Vangelis ist am 17. Mai 2022 gestorben.
R.I.P. und danke für die einzigartigen Klänge und Melodien.
Man o man…es geht Schlag auf Schlag. Erst vor kurzem Klaus Schulze und jetzt Vangelis.
R.I.P. Vangelis
Besonders der Soundtrack zu Blade Runner war unvergleichlich.
R.I.P. Vangelis, du wirst uns ewig in Erinnerung bleiben.
Ein sehr schönes Interview!
Vielen Dank, dass Ihr das Interview nochmal vorgereiht hat. Lesenswert so wie damals.
R.I.P. Vangelis
Danke für das tolle Interview, was ich erst aus dem traurigen Anlass hier gefunden habe.
Möge er in Frieden ruhen!
Sehr interessantes Interview.
Leider auch erst durch die traurige Nachricht entdeckt.
Der Blade Runner Soundtrack fehlt mir noch in meiner Vinyl Sammlung.
Zu der Odyssey der Kontaktaufnahme hätte er sicher auch den passenden Score Komponieren können ;)
R.I.P
Ruhe in Frieden. 😥
Er hat sich selbst unvergessliche positive Denkmäler für die Ewigkeit gebaut.
Da gibt es sehr Wenige, die Derartiges zurücklassen.
😢
Danke, in dem Interview wurden Alben angesprochen, die ich jetzt erst entdeckt habe. Die Zusammenarbeit mit Irene Papas ist ganz grosse, zeitlose und unsterbliche Musik.
@mofateam Genau so sehe ich die Musik von Vangelis und Irene Papas – absolut passende Worte!
Ich habe das Interview erst jetzt gelesen, weil ihr das Interview aus Anlass seines Todes erneut auf die Startseite gestellt habt. Vielen Dank dafür! Es gibt wenige Künstler die für mich so wichtig sind, wir Vangelis. Ich finde faszinierend, wie wandelbar er gewesen ist und trotzdem immer erkennbar blieb. Ich freue mich, dass er bis zum Schluss noch so tolle Alben machen konnte.
Ich werde ihn vermissen.