Nachfüllbare PCM-Karten für Korg M1
Die Korg M1 Music-Workstation aus dem Jahr 1988 war ein Meilenstein in der Geschichte moderner Synthesizer. Sie veränderte nicht nur die Klangästhetik einer ganzen Pop-Dekade, sondern auch den Umgang mit Synthesizern und die Erwartungshaltung, die man von da ab an Synthesizer stellte. Für Vintage-Freunde empfehlen wir zur Korg M1 und die Zeit der „Music-Workstations“ folgende Artikel:
- Green Box: Korg M1 bis T-Serie
- Die Geschichte der Music-Workstations. Von Fairlight bis Oasys
- Die Ultimative Music-Workstation Liste
Wir möchten euch heute eine Erweiterungskarte von WaveRex vorstellen, über die man per USB-Anschluss seine eigenen Samples in folgende Korg Klassiker verwenden kann: M1, M1R, M3R, T-Serie, Wavestation, Wavestation A/D und allen entsprechenden EX-Geräten. Aber erst mal ein kurzer Rückblick:
Der Sound einer ganzen Generation
Die Korg M1 hat nicht nur unmittelbar den Sound seiner Zeit geprägt, sondern auch den der nachfolgenden Geräte-Generationen, denn auch die Korg T-Serie, die 1989 erschien – und selbst die Workstation-Serie Korg 01/W von 1991 – baute auf der Soundengine der Korg M1 auf.
Und doch hat keine der folgenden Generationen, selbst nicht die Korg Trinity oder Korg Triton-Serie, jemals wieder so unverwechselbare Kultsounds hervorgebracht wie die Korg M1. Vielleicht ein Grund, warum selbst heute noch eine gut erhaltene Korg M1 mit der Ex-Erweiterung mehr am Gebrauchtmarkt kostet als einige ihrer Nachfolger.
Und auch wir haben eine Korg M1 in den Redaktionsräumen von AMAZONA.de stehen und freuen uns nicht nur an den Klängen, sondern auch an dem zeitlosen Design dieses Klassikers.
Wellenformnachschub für Korg Vintage-Workstation
Die Korg M1 setzte von Anfang an auf die Möglichkeiten, ihren limitierten (4 MB, später T-Serie und M1ex 8 MB) und fest im ROM verewigten Wellenvorrat erweitern zu können, durch flache PCM-Karten mit einem Volumen von 512 kB, die man auf der Rückseite der M1 einsteckt.
Erst ab der Korg T-Serie hatte man die Möglichkeit, weitere Samples per Diskette nachzuladen. Bis zu 1 MB konnte der interne RAM-Speicher der T1 und erweiterten Modellen T2ex und T3ex per Diskette laden.
Eine ganze Serie an Karten für die M1 und Disketten für die T-Serie brachte Korg in den Folgejahren auf den Markt. Heute sind die Karten selten und teuer am Gebrauchtmarkt zu haben (je nach Inhalt zwischen 50,- Euro und 200,- Euro) und die Disketten schwer zu bekommen.
Und genau hier setzt WaveRex mit seiner „Refill“-Karte an.
User-Samples in Korgs Synthesizer-Klassikern
Steigen wir doch erst mal bei den Eckdaten ein. Die WaveRex Refill-Karte entspricht in Größe und Haptik in etwa den PCM-Karten, die Korg meist in Verbindung einer Program-Karte herausgebracht hatte. Auf den Duos verteilten sich somit die neuen Samples auf der einen, die dazugehörigen Presets, auf der anderen Karte.
Ein Interview mit dem Entwickler Marco Pawlowski findet Ihr HIER.
Die WaveRex Karte ersetzt hingegen nur die Karte mit den Samples, Programme, die später auf diese Samples zugreifen, müssen im internen Speicher des Synthesizers abgelegt werden. Das ist systembedingt, aber laut WaveRex arbeitet man daran, auch Presets auf der WaveRex-Karte ablegen zu können.
Die WaveRex-Karte bietet zur Bereitstellung von Samples 512 kB. Das mag manchem extrem wenig erscheinen, aber das entspricht der Speichergröße der Originalkarten. Bei der vorgegebenen Sample-Frequenz von 31250 Hz bei 16 Bit Auflösung, mono, entspricht das einer Länge von 8,4 Sekunden. 29 Multisounds (bzw. Singlesounds) und 29 Drumsounds, können auf die Karte geladen werden.
Die Bespielung der Karte geschieht mit einer Software (siehe Download-Bereich des Herstellers), die für Windows ausgelegt ist. Wer Genaueres zu den Windows-OS-Kompabtilitäten oder einem Mac OS-Workaround wissen möchte, der wirft bitte einen Blick in die FAQs von WaveRex.
Der Preis für so viel Freiheit liegt aktuell bei 229,- Euro.
Über die Lust an Vintage
Wer bei Synthesizern Vintage hört, denkt vermutlich als erstes an Moog, Oberheim und Co. Aber wie unsere Green Box Serie zeigt, sind auch die digitalen Synthesizer und Sampler aus den 80ern und 90ern wieder stark im Kommen und gelten längst auch als Vintage. Sample-Auflösungen von 8 oder 12 Bit, lösen bei Liebhabern feuchte Hände aus und treiben die Preise von Sampler-Legenden wie AKAI S900 oder E-Mu Emax seit Langem wieder in die Höhe. Und auch eine Korg M1 oder eine Korg Wavestation haben auf Grund ihrer damals technischen Limitierungen, einen ganz besonders eigenen und durchaus reizvollen Sound. Ich bin z. B. ein großer Freund der Korg M1 Drumsounds (wie man sie auch in der Korg S3 findet), besonders in Verbindung mit den internen Effektgeräte der M1.
Obwohl ich die Plugin-Version der Korg M1 mit allen Sounds und damals optional verfügbaren Samples sehr schätze, habe ich doch die Originalversion lieber und bilde mir ein, dass sie auch anders klingt. Hier sind wir wieder im Reich der Synth-Nerds und Feinakustiker. Und als solcher habe ich mich sehr über die WaveRex-Karte gefreut und auch erworben. Dabei stellt sich überhaupt nicht die Frage, ob und ab welchem Preis eine Erweiterung der WaveRex-Karte sinnvoll ist. Der eine wird sich wohl nur an den Kopf fassen, der andere weiß die Entwicklungsarbeit und Umsetzung hinter dem Projekt zu schätzen und zahlt den aufgerufenen Obolus gerne. Zu Letzteren zähle ich mich.
Die WaveRex Karte in der Praxis
Als eingefleischter Apple-Mac-User war die Limitierung auf Windows-User schon ein schwerer Brocken. Zum Glück gibt es aber noch Menschen, die Windows benutzen und so haben wir bei einem Freund Software und Karte ausprobiert.
Wer nun wirklich im Detail wissen möchte, wie Software und Karte zusammenarbeiten und bedient werden, dem empfehle ich einen Blick ins deutschsprachige und sehr gut erklärte Handbuch.
In der Kurzfassung: Die Software erstellt ein Disc-Image der Karte, das Benennen kann nach Lust und Laune mit Samples und sogar Multisamples bestückt immer unter Berücksichtigung der oben genannten Vorgaben geschehen. Die Software kann WAV-, AIFF- und sogar MP-3 Dateien konvertieren und passt dabei auch die Auflösung an.
Sind im Ausgangsmaterial Loop-Punkte gesetzt worden, werdend diese übernommen, allerdings ohne Crossfades oder sonstige Loop-Tricks. Man kann aber auch Loop-Punkte in der Software manuell setzen und die Zero-Funktion zu Ermittlung geeigneter Nulldurchgänge zu Hilfe nehmen. Es erfordert aber eine Engelsgeduld, mit dieser Methode sauber Loops hinzubekommen.
Auch das Erstellen von Multisamples oder die Zuordnung von Drumsounds in Multisamples oder das Abspeichern von Drumsounds für M1-Drumsets ist machbar, ebenso wie das Umbenennen und Löschen von Sounds – aber eben alles nur im Disc-Image. Ein fertiges Disc-Image lässt sich anschließend speichern oder per USB in die WaveRex-Karte übertragen. Das geht relativ schnell. Das Ganze funktioniert sehr unkompliziert und wird durch Leuchtdioden an der Karte auch optisch unterstützt.
Ist die Karte mal bespielt, kann man keine Änderungen mehr „auf“ der Karte vornehmen. Gewünschte Änderungen werden am Disc-Image vorgenommen – anschließend überspielt man das Image einfach erneut in die Karte und löscht somit die vorhanden Einstellungen und Samples. Hier zählt also immer die Devise „alles oder nichts“.
Nach Einsatz der Karte in der M1 stehen die Samples wie normale Preset-Samples zur Verfügung.
Fertige Sample-Librarys von WaveRex
Waverex bietet jede Menge eigener Sample-Kreationen zum kostenlosen Download auf ihrer Website an, ebenso die Samples der T-Serie Disketten, Prophet VS Wellenformen, DW-8000 Wellenformen (DWGS), Adventure Kit Waveforms (Erklärung siehe Website) und jede Menge Drumsets.
Einsatz der Karte in Wavestation und Korg M3R
Den Einsatz der Karte bei Korg Wavestation oder M3R konnte ich mangels Hardware nicht testen. Ganz offensichtlich verhält es sich die Anwendung relativ identisch und unkompliziert. Das erwähnte Handbuch geht aber auch hier auf die Unterschiede ein.
Die WaveRex-Refill-Karte on YouTube
Zu guter Letzt möchte ich noch ein paar Tutorial-Videos zur Karte verlinken.
https://www.youtube.com/watch?v=5s8YydfrjSM&t=119s
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