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Test: Crumar Seventeen, Stagepiano

Cooler Sound für Puristen

21. Juni 2023

Im Jahr 2018 hatte die Firma Crumar das Vintage-Stagepiano Seven auf den Markt gebracht, eine  Nachbildung eines Rhodes im typischen Suitcase-Look mit 73 Tasten, mit dem Schwerpunkt auf E-Pianos und Pianos. Eine Reminiszenz an die 70er, gefüllt mit Technik von heute.

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Der italienische Hersteller Crumar, gegründet von den Brüder Mario und Piero Crucianelli (daher der Name „CruMar“), war in den 70er-Jahren bekannt für seine Synthesizer, z. B. den Performer, ein String & Brass-Synthesizer oder den Multiman. Anfang der 2010er-Jahre wurden die Namensrechte vom Elektronikunternehmen V. M. Connection gekauft. Seitdem wurden unter der technischen Federführung des Gründers und Hauptprogrammierers der Firma GSi mit dem wohlklingenden Namen Guido Scognamiglio Produkte wie der Performer, die Mojo-Orgeln (61, Classic und Desktop) und das E-Piano Seven herausgebracht. 2022 erschien dann das Crumar Seventeen Stagepiano.

Innere und äußere Werte des Crumar Seventeen

Beim Herausnehmen aus der Verpackung fällt auf, dass das Crumar Seventeen Stagepiano ein echtes Leichtgewicht ist. Nur 12 kg bringt es auf die Waage. Die Unterseite und Seitenteile bestehen aus einer Art schwarzem Suitcase-Nachbau aus Holz, der überzogen ist mit einem grob struktiertem Plastik (fachmännisch „Tolex“ genannt und üblicherweise bekannt als Bezugsstoff von Verstärkern), allerdings ohne die Möglichkeit, ein Top aufzulegen, um es wirklich zu einem echten Kofferpiano zu machen. Die Schlaufen für den Transport rechts und links, die das Rhodes hatte, gibt es dementsprechend auch nicht. Auch die Möglichkeit, einen Notenständer zu befestigen, fehlt. Das wäre ja nun auch wirklich nicht vintage! Die Kanten unten am Gehäuse haben alle einen kleinen silbernen Schutzbeschlag. Das kleine Bedienfeld, das in dem dunkelblauen Top mit leichter Schrägneigung mittig über der Tastatur sitzt, enthält einen Lautstärkeregler, acht Speicherplatztaster und einen Bank-Auswahl-Schalter, ein doppelzeiliges LC-Display mit je 18 Zeichen pro Zeile, ein Value-Rad und zwei zusätzliche Tasten für Edit und Exit bzw. Enter/Yes und Back/No, um im Menü zu navigieren oder das Instrument zu transponieren. Auf der Rückseite des Gerätes prangt der dicke Crumar-Schriftzug.

Alle Anschlüsse hat man auf der linken Seite untergebracht. Auch hier ist nichts zu viel: Die Ausgünger sind „TRS balanced“, also symmetrische Kabel mit zwei Leitern und einem Schutzleiter, damit es nicht brummt, einmal für das rechte und einmal für das linke Signal. Darunter sitzt der Stecker für das Stromkabel; rechts davon  ein Kopfhörerausgang, ein Anschluss für ein Sustain-Pedal, MIDI Out, System-USB-Port, USB-MIDI-Port (In und Out) und die Netztaste. Ein Eingang fehlt.

Crumar Seventeen Stagepiano

Die seitlichen Anschlüsse des Crumar Seventeen – mehr gibt’s nicht!

Wer den Retro-Look noch komplettieren will, kann sich die vier Füße oder genauer gesagt Chromstelzen bestellen, die als optionales Zubehör mit circa 100,- Euro zu Buche schlagen und direkt in das Gehäuse eingeschraubt werden.

Das Display ist klar und eindeutig und auch bei schwierigen Lichtverhältnissen gut ablesbar. Aber selbst bei diesem Thema haben die Macher mitgedacht: Die Beleuchtungsintensität lässt sich im Menü einstellen.

Die acht Taster für die Auswahl der Sounds ragen nur ganz leicht aus den Ausstanzungen im Gehäuse. Während der Exit- und der Edit-Taster einen deutlicher hör- und spürbaren Auslöser haben, sind sie etwas wackliger. Ob sie dem Auftrittsalltag lange standhalten, muss die Zeit zeigen. Während des Tests gab es keine Ausfälle oder Schwierigkeiten.

Während das Seven noch mit allerlei RGB-Lampen und Reglern arbeitete, wurde beim Seventeen nochmal kräftigt abgespeckt. Äußerlich ist das Crumar Seventeen Stagepiano wirklich sehr spartanisch. Aber es gefällt mir. Das echte Rhodes Mark I hatte immerhin auch nur einen kippbaren Ein-/Ausschalter sowie einen Volume- und einen Bass-Boost-Regler. Ich finde, wer sich für so ein Gerät entscheidet, will Musik machen und braucht keine zusätzlichen Schnörkel und Spielereien. Auf meinem musikalischen Weg von der Keyboard-Burg zum Wesentlichen, fühle ich mich hier irgendwie angekommen. Das kleine LC-Display erinnert mich zudem an meinen heißgeliebten Roland JV-80, den ich jahrzehntelang gespielt habe – da werde ich schon fast etwas wehmütig.

Crumar Seventeen Stagepiano

Das Bedienfeld und Display des Crumar Seventeen – hier wird alles eingestellt. Wenig Knöpfe, dennoch viele Möglichkeiten. So sieht Understatement aus.

Technisch allerdings ist das Instrument so gar nicht vintagemäßig unterwegs. Es bietet als Tonerzeugung für die E-Pianos immerhin Physical-Modeling an. Im Bereich der Pianos, der sogenannten „Combos“ und „Synth Piano“-Sounds, setzt man auf klassische Samples. Interessanterweise steckt – wie schon oben erwähnt – hinter der Soundsoftware die Technik von GSi, die unter dem Namen GEMINI seit 2003 unterwegs sind.

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Neben 28 ROM-Sounds in 64 Presets gibt es vier vorinstallierte Expansions (für Piano-Samples), die ausgetauscht werden können. Die Piano- und Electric-Grand-Samples sind ungeloopt, bestehen laut Hersteller aus sechs bis zwölf Velocity-Layern und werden noch mit nachgebildeten Seitenresonanzen abgerundet. Das ist wirklich State of the art.

Die Sounds im Überblick:

  • Physical Modeling Tine Piano
  • Acoustic Grand Piano D-274 & C5 (mit Saitenresonanz-Nachbildung)
  • Electric Grand Pianos 70 & 80 (mit Saitenresonanz-Nachbildung)
  • Reed EP, DX EP, Clavi EP (inkl. verschiedener Pickup-Kombinationen, MKS EP + AP, Vibraphone, Harpsichord
  • Combo pianos & Combo Piano+Strings
  • Vorinstallierte Expansions: Venice Grand, Venice Grand Open, Venice Grand Breeze, Vertical Electric Grand

Der User-Flash-Bereich besteht aus amtlichen 7,1 GB Speicher, von dem 5,2 GB bei Auslieferung noch unbelegt sind und mit weiteren Wavetable-Expansions ergänzt werden können, beispielsweise einem Upright-Piano – diese Samples sind kompatibel mit dem „Seven“ von Crumar und sind  auf der Homepage der Firma zu finden.

Auch die Effektsektion spart nicht an Möglichkeiten: Neben zwei klassischen FX-Wegen für Tremolo, Auto-Stereo-Panner, Wah-Wah, Chorus, Phaser, Flanger, Delay und Reverb stehen fünf Amp-Modelle samt Overdrive zur Verfügung. Last but not least ein parametrischer 3-facher Stereo-EQ. Was will man mehr?

Uff, die Features klingen wirklich mächtig. Ich bin schon ein wenig beeindruckt. Das hatte ich nicht erwartet. Aber wie klingt das Crumar Seventeen Stagepiano und wie lässt es sich spielen?

So klingt das Crumar Seventeen Stagepiano

Der erste E-Piano-Sound, der an meine Ohren dringt, ist, ich kann es nicht anders sagen, einfach bezaubernd. Von lieblich streichelnd bis hart schlagend kann man alles rausholen aus dem Preset namens „Modeled Tine EP“; das Spiel mit den Effekten und dem Amp macht Spaß, denn mit ihrer Hilfe lassen sich alle nur erdenklichen Anpassungen vornehmen, so dass für jeden etwas dabei sein dürfte. Der Sound wird dadurch universell einsetzbar
Wem das nicht gefällt, der kann auch zum Wurlitzer-Sound greifen. „Wurli 206A“ nennt sich der Sound, der das gleichnamige Instrument aus den 70er-Jahren nachbildet. Hart, knackig bis klebrig. Auch hier ist alles herauszuholen, was das Herz begehrt.
Auch dabei: Zwei Samples der Roland MKS-Serie, einmal als „MKS E.Piano“ und einmal als „MKS A. Piano“. Selbstverständlich darf auch das klassische „DX E.Piano“ mit seinem glockigen FM-Klang nicht fehlen.

Viele Hersteller versuchen, mit möglichst vielen Presets zu punkten, leider sind die aber nur mittelmäßig bis schlecht programmiert. Im Seventeen finden sich meines Erachtens gute Basis-Presets für die weitere Arbeit, große Ausreißer sind nicht dabei, weder nach oben noch nach unten. Die Combosounds sind mir persönlich ein bisschen zu beliebig in ihrer Auswahl, vor allem, weil ich den Eindruck habe, dass ich sie mit wenigen Handgriffen aus den Basis-Sounds selbst herstellen kann.

Was Flügel-Samples angeht, bin ich ziemlich wählerisch. Oft sind mir die Loops zu kurz oder die Grundabmischung ist mir zu unausgewogen, zu blass oder dann wieder zu wenig durchsetzungsfähig. Mal sehen, was mir hier zu Ohren kommt: Auf den ersten Blick sind drei Flügel-Samples an Bord.
Das Crumar Seventeen Stagepiano hat als erstes ein „D-274 Grand“ im Repertoire, also einen Steinway Konzertflügel, der in vielen Konzerthäusern der Welt zum Inventar gehört. Die Samples in Seventeen sind gut gemacht: Ein Flügel, der gut ausgewogen spielbar ist. Sowohl für klassische Musik als auch für jazzige Nummern oder bei Balladen ist er gut einsetzbar und hat eine dennoch einen breiten Dynamikumfang von pianissimo bis fortissimo.
Der zweite Flügel, ein Yamaha C-5, hat eine etwas härtere Gangart. Er ist präsent, zackig mit einem leichten Ansatz von Drahtigkeit. Ein Rock-Piano, das sich besonders im Bandgefüge gut durchsetzen kann.

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Crumar Seventeen
Crumar Seventeen
Kundenbewertung:
(5)

Der dritte Flügel im Bunde, das sogenannte „Venice Grand“, ist ein kleiner Etikettenschwindel, denn hinter dem Namen verbergen sich nicht weniger als drei komplett unterschiedliche Flügel-Samples. Es ist also eher eine Kategorienbezeichnung, wahrscheinlich deswegen gewählt, weil die Samples dort aufgezeichnet wurden. Die Firma hat als Firmensitz Roncade angegeben, was ungefähr eine halbe Stunde von Venedig entfernt liegt, aber das nur am Rande für alle, die Fragen zum Thema nutzloses Wissen beantworten möchten. Zuerst das „Venice Grand“ (ohne weiteren Namenszusatz), offensichtlich eine weitere Variation des bereits erwähnten D-274 von Steinway mit aufgestelltem Deckel, dann das „Venice Grand open“ – das gleiche Instrument? – ich nehme mal an, gesampelt am komplett offenen Flügel, das heißt, Deckel, Vorderdeckel und Notenhalter abgebaut und mit zwei Mikrophonen über den Seiten aufgenommen. Beide sind in mehreren Layern gesampelt, das bedeutet, die dynamische Bandbreite ist bei beiden sehr hoch; erfreulicherweise sind sie extrem unterschiedlich im Charakter. Die erste Variante klingt sehr präsent, aber ohne die Drahtigkeit des C-5, eher wie ein Flügel mit geschlossenem Deckel, nie jedoch stumpf oder reduziert. Eine schöne Abwechslung zu den ersten beiden Flügeln. Das „Venice open“ hingegen klingt, als wäre das Mikrophon ganz nah am offenen Klangkörper, ein unmittelbarer, trotzdem warmer Klang. Die dritte Variante ist das „Venice Grand Breeze“. Dahinter verbirgt sich ein komplett anderer Flügel, ein Petrof P-173. Er klingt ordentlich, ist aber im Gegensatz zu den anderen Samples etwas schwach auf der Brust. Aber falls man mal variieren will, ist genug Material vorhanden. Insgesamt bietet das Crumar Seventeen eine Reihe sehr guter Flügel-Samples. Es soll italienische Hersteller geben, die sich da deutlich schwerer tun. Und wem es noch nicht reicht: Crumar bietet auf der Homepage mehrere Sounds zum Nachladen für den Flash-ROM an. Nice!
Alle Piano-Samples werden übrigens verfeinert mit Saitenresonanzen und einem Haltepedalgeräusch, deren Intensität sich auch noch regeln lässt. Wieder einmal überrascht mich das Instrument, denn auch das hatte ich jetzt nicht erwartet!

Neben dem Rhodes, dem Wurlitzer und den Pianos gibt es noch Electric Grands in zwei Modellen („El. Grand 70“ und „El. Grand 80“) und Clavinet-Sounds (in den dafür typischen Clavi Tab-Einstellungen bzw. Pickup-Variationen CA, CB, DA, DB). Sowohl die Electric Grands als auch die Clavsounds sind sehr gut gemacht. Da gibt es einfach nix zu meckern.
Ein Sound, der leider etwas aus dem Rahmen fällt, ist das Italian Harpsichord. Es klingt nach einem ganz billigen Sample. Für schnell gespielte Phrasen wie bei „Golden Brown“ sollte es aber noch reichen.

Samples von Orgeln, Brass oder Strings sind nicht vorhanden.

Angesichts der überschaubaren Bedienelemente gibt es nicht so vieles, was nicht selbsterklärend wäre. Die Bedienung ist intuitiv. Daher gibt es auch keine Bedienungsanleitung, nur einen Quick-Start-Guide, der auf zwei Seiten passt. Wer editieren will, muss ein bisschen drehen und fummeln, aber das ist dem Bedienkonzept geschuldet und angesichts der überschaubaren Soundmenge völlig okay.

Die Tastatur des Crumar Seventeen

Die mit einer Hammermechanik versehene Tastatur mit 73 Tasten ist straff, wackelt oder wabert nicht und ist persönlich nicht zu schwer und nicht zu leicht. Nun weiß ich, dass das wirklich absolute Geschmackssache ist und vor allem eine Frage der Gewohnheit. Wer zu Hause einen alten Blüthner-Flügel streichelt, hat einen anderen Eindruck als jemand, der die Tasten eines fabrikneuen Yamaha-Flügels aus der C-Serie runterdrücken muss, wenn er spielt. Im Vergleich zu den Mitbewerbern, zum Beispiel der GHS-Tastatur von Yamaha oder der RH3 von Korg, muss sie sich für mein Gefühl nicht verstecken. Auf Premium-Gadgets wie Ivory-Touch oder Druckpunktsimulation verzichtet Crumar. Ob die Gewichtung der Tasten skaliert ist, ist weder in den Spezifikationen beim Hersteller noch irgendwo anders zu entdecken. Ich kann jedenfalls in der Anschlagsstärke zwischen Bass und Diskant keinen echten Unterschied feststellen. Wer es härter oder weicher mag, kann die Velocity-Kurve im Menü in fünf Stufen einstellen.

Was mir sehr schnell auffällt: Eine der Tasten, das eingestrichene Fis rein mechanisch, also jenseits der Tonerzeugung, schlägt etwas lauter an. Es klingt fast so, als wäre irgendein Filz oder Gummi verrutscht. Das hat keinen Einfluss auf die Anschlagsdynamik, die Taste bereitet diesbezüglich keine Probleme – ein Wermutstropfen ist das, finde ich – aber schon. Wäre das Gerät meins, ginge es in diesem Moment an den Händler zurück. Ein klassischer Garantiefall, der mir schon einmal mit einem sehr teuren Modell von Roland und ein paar Jahre später mit einem Korg SV2 passiert ist. Beide wurden jeweils anstandslos umgetauscht, auch wenn mir der Postbote leidgetan hat, der die schweren Kisten mehrfach bringen musste. Ansonsten macht die Tastatur einen soliden und guten Eindruck auf mich.
Es wackelt nichts und die Umsetzung der Dynamik ist, vor allem was das Spiel mit den Flügelsounds angeht, wirklich sehr gut. Ein bisschen nörgeln muss ich allerdings schon: Hauptaufgabe des Seventeen Stagepianos ist ja nicht das Reproduzieren von Klaviersounds, sondern von E-Pianos. Und deren Tastaturen sind normalerweise etwas leichter zu spielen als eine harte Hammermechanik. Aber genug gemault. Alles eine Frage der Gewohnheit. Und wäre die Tastatur leichter zu spielen, gäbe es ganz sicher wieder Kritik, dass das Spielen von Piano-Sounds in voller Dynamik erschwert wird. Also, wo Hammermechanik draufsteht, ist eben auch eine Hammermechanik drin. Punkt.

Ich finde, das Crumar Seventeen macht einen guten Eindruck. Ich mag das Instrument. Es ist solide gebaut und liefert einen guten, dynamischen Sound.

Crumar Seventeen Stagepiano

Das Crumar Seventeen und die Konkurrenz

Die Konkurrenz ist in den letzten Jahren ziemlich gewachsen. Das reicht von Viscount mit seiner Legend-Serie, über die roten Schweden von Nord mit der Piano- und Electro-Serie, Korg mit dem SV2, Roland mit dem VR730, Kurzweil mit dem Artis 7, das VOX Continental (aus dem Hause KORG) bis natürlich zurück Crumar selbst mit dem großen Bruder – oder sollte man eher sagen: der großen Schwester? – Seven.

Preislich allerdings kann in diesem Segment (das Gerät kostet 1300 Euro) keiner dem Crumar Seventeen so schnell das Wasser reichen. Die aus meiner Sicht unmittelbaren Konkurrenten von Nord, das Electro 6D mit 73 Tasten, das Korg SV2, ebenfalls in der 73-Tasten-Version, oder das Yamaha CP73 sind deutlich teurer als das Crumar. Und Physical-Modeling kann keiner von ihnen. Allerdings bietet das Nord bei einer Waterfall-Tastatur (es gibt noch die 76er HP-Variante, die aber noch mal ein paar Euro mehr kostet) noch eine komplette, sehr gut klingende Orgel- sowie eine Synthsektion. Das Korg ist im Falle des SV2 mit der bewährten, aber auch nicht ganz unanfälligen RH3-Tastatur, beim VOX Continental ebenfalls mit einer Waterfall-Tastatur und einer ganzen Menge zusätzlicher Sounds ausgestattet. Auch das Yamaha CP73 hat eine einfache Hammermechanik, eine große Soundauswahl und vor allem drei Sektionen, die im Expertmodus sogar beliebig untereinander zugeordnet werden können. Wenn einen also der eigene Purismus irgendwann doch mal nervt, bieten die Konkurrenten doch etwas mehr Sound-Material und die Möglichkeit, Splits und Layers zu nutzen. Alle anderen vergleichbaren Instrumente liegen meist über 2.000 Euro.
Apropos Kosten: Inzwischen ist übrigens auch Rhodes selbst wieder in den Markt eingestiegen. Doch liegt das MK8 in seiner Grundausstattung bei knapp 9.000 Euro und mit FX-Sektion und Beinen bei stattlichen 10.300 Euro. Die Tonerzeugung dazu kann man – ganz nebenbei bemerkt – als VST-Instrument für circa 300 Euro kaufen. Ich weiß nicht, ob Nostalgie wirklich so viel kosten darf, wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf.

Für ein paar hundert Euro mehr gibt es das Seven vom selben Hersteller. Die Editiermöglichkeiten sind bei diesem Instrument noch einmal potenziert. Wer also gerne an Sounds bastelt und schneller Zugriff haben möchte auf die Parameter seiner Sounds, dem sei das Seven zum Antesten ans Herz gelegt.

Crumar Seventeen – unterschätzt?

Fassen wir mal zusammen: Keine leichte Marktlage für ein Instrument wie das Seventeen. Und weit verbreitet scheint es noch nicht zu sein. Ich habe es noch nie irgendwo bei einem Kollegen gesehen und kennen tun es in meinem musikalischen Bekanntenkreis nur wenige. Ich finde aber zu Unrecht. Sowohl das Seven als auch das Seventeen sind für den Preis wirklich verdammt gute E-Pianos, die schnörkellos und einfach einsetzbar sind für Gigs und Auftritte, bei denen der Keyboarder nicht das Klangpotenzial einer Workstation braucht. Sie sind durchdacht und haben mit allen zu ändernden Parametern ein ganz schönes Potenzial unter der Haube. Mit dem Seventeen hatte ich richtig Spaß und fand es inspirierend, es zu spielen, die Sounds zu variieren und mich treiben zu lassen. So einfach es scheint, so inspirierend kann es sein. Und zudem sieht es auch noch einfach gut aus. Und wem es klangtechnisch partout nicht reicht, der kann ja zusätzlich noch einen Laptop mit VST-Instrumenten an den Start bringen. Von mir gibt’s auf jeden Fall ein „Daumen hoch“ für dieses Vintage-Instrument!

Das Crumar Seventeen on YouTube

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Fazit

Das Seventeen ist ein einfach gehaltenes, gut durchdachtes und sehr gut klingendes E-Piano im Retrostil zum tollen Preis. Die Tastatur ist gut, die Möglichkeiten der Editierung umfassender als erwartet. Es hat ein geringes Gewicht und bietet State-of-the-art-Technik zu einem sehr attraktiven Preis.

Plus

  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • geringes Gewicht
  • gute Tastatur
  • sehr gute Tonerzeugung
  • Wave-Memory ausbaubar mit neuen Piano-Samples

Preis

  • 1.299,- Euro (Gerät ohne Standfüße)
  • 1.409,- Euro (Gerät mit Standfüßen)
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Forum
  1. Profilbild
    bluebell AHU

    Erinnerungen an Crumar …

    Mein erstes Keyboard war der Crumar Multiman S, der mit seinen Strings Krautrock-amtlich klang und dessen Brass mit dem resonierenden Filter schon mal als Polysynth für Arme durchging.

    Ich war so stolz, dass ich an der Heckscheibe von Papas Auto den mitgelieferten Aufkleber „CRUMAR – Suond Design for the creative Musician“ anklebte – trotz falsch geschriebenem „Suond“.

  2. Profilbild
    gutomi

    Die Geschmäcker sind halt verschieden, finde es selbst richtig schick. Werde es mir wahrscheinlich zulegen, 12 kg!, ist nur schwer eines zum Anspielen zu finden. Oben könnte es etwas breiter für ein zweites Keyboard sein. Funktioniert der Presetwechsel im Seamless Transition Modus?

    • Profilbild
      Marcus Grube RED

      @gutomi Gute Frage. Ich hab vor lauter Begeisterung diese Frage nicht geklärt. Vielleicht kann jemand helfen, der ein Seventeen sein eigen nennt? :-)

  3. Profilbild
    bluebell AHU

    „Acoustic Grand Piano D-274 & C5 (mit Seitenresonanz-Nachbildung)
    Electric Grand Pianos 70 & 80 (mit Seitenresonanz-Nachbildung)“

    Damit ist bestimmt nicht das Klappern der Seitenteile sondern das Mitschwingen von Saiten gemeint :)

    • Profilbild
      Marcus Grube RED

      @bluebell Ärgerlicher Tippfehler. Saiten und Seiten, das ist schon noch ein Unterschied. Für Keyboarder allerdings weniger als für Gitarristen!

  4. Profilbild
    toneup RED

    Ich bin begeisterter Nutzer eines Seven. Es klingt gut, ist relativ leicht und macht auch optisch etwas her und im Gegensatz zum seventeen kann man auch einen Synth draufstellen. Die Direkteingriffsmöglichkeiten sind durchdacht, will man tiefer editieren kann man das über WLan im Browser, also z.B. über das Smartphone. Das fehlende Display ist also kein Manko. Einzig die Roadtauglichkeit ist so ein Thema, das mit Tolex überzogene Gehäuse ist nicht das dickste. Im Tourbus unten.mit drei Cases drauf sehe ich das Teil nicht.

      • Profilbild
        toneup RED

        @gutomi Nein, Patches mit Fußtastern blenden / schalten kann man nicht. Man kann dem expression Pedal diverse Parameter zuordnen, z.B. die Intensität des zumischbaren Pad Sounds

  5. Profilbild
    Michael 4711

    Ich ɓesitze das Seventeen und bin von dem Rhodesklang extrem begeistert. An der Stelle bedauere ich allerdings, dass ich mir nicht früher das Seven zugelegt habe, da die Zugriffsmöglichkeit auf Effekte durch das Interface wirklich eingeschränkt ist. Die Ausdrucksstarke beim Rhodes ist enorm gut. Das CP73 von Yamaha ist aber durchaus vergleichbar, beim Wurlitzer vielleicht sogar unübertroffen.

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