Test: Erica Synths Liquid Sky Dada Noise System, Eurorack

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Ingmar Koch aka Dr. Walker. Wer kennt ihn nicht? Kaum ein anderer hat sich Techno (als Lebensgefühl und als Musikform) so sehr verschrieben wie er. Sein Musikprojekt Air Liquide (zusammen mit Cem Oral) ist legendär und seit Kurzem auch wieder mit einer neuen Veröffentlichung (This Is A Mind Trip) am Start. Was in den Neunzigern mit Liquid Sky Cologne als Deutschlands erste Technobar begann, fand 2012 in Berlin unter dem Namen Liquid Sky Berlin als Künstlerkollektiv seine Fortsetzung. 2017 wurde das „Bar-Konzept“ Liquid Sky Berlin – #lsb02 als Nukleus für experimentelle, elektronische Musik und Videokunst in Zusammenarbeit mit dem Kreuzberger „MAZE“ Club fortgeführt. Ingmar Kochs wahre Liebe gilt aber der Musikform „Noise“. Mit „noise berlin“ hat er ein Kunstprojekt für „Krach, Verzerrung und verstörende Philosophie“ geschaffen. Da ist der inhaltliche Sprung zum Dadaismus nicht weit.

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Für Ingmar ist Dada sozusagen die Quelle allen Seins oder wie er es sagt „ohne Dada kein Surrealismus. Keine Popart. Keine Noise Musik. Kein Techno“. Diese Haltung hat natürlich Konsequenzen. Anderen würde das selbstauferlegte Arbeitspensum, das sich aus all den Aktivitäten ergibt, vielleicht ausreichen, doch für Ingmar Koch ist hier noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Noise ist nicht nur Musik und Lebenseinstellung, sondern nimmt – wie sollte es anders sein – auch Einfluss auf das verwendete Instrumentarium. Ein Umzug nach Portugal ist kürzlich erfolgt, um mit beinahe missionarischem Eifer die Noise Botschaft unter die Leute zu bringen. Mit „liquid sky instruments“ wurde eine neue Plattform geschaffen, um die Maschinen von Teenage Engineering, Radikal Technologies, Bastl Instruments und Erica Synths zu vertreiben. Gerade mit den Leuten der zuletzt genannten Company verbindet Ingmar eine langjährige Kooperation und Freundschaft. Und so ergab sich, was sich ergeben musste. Ingmar konnte seine Ideen und Vorschläge einbringen, wie ein echtes „Noise“ System seiner Ansicht nach aussehen und klingen sollte. Die Idee für das Liquid Sky Dada Noise System war geboren. Nun steht es vor uns.

Dada mit Verstand

Das Dada Noise System kommt als vorkonfigurierte Lösung in einem praktischen und schicken Skiff Case im 2x 84U Format daher. Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil. Man braucht den Synthesizer einfach nur aufzustellen, die nötigen Anschlüsse tätigen und es kann sofort losgehen. Bei der Modulbelegung hat man sich aus allen verfügbaren Serien, die Erica Synths anbietet, bedient. Dies sind aktuell die Black-, die Fusion- und die Pico-Serie. Module aus der neuen Drum-Serie oder andere Sequencer sind (zum Glück) nicht integriert worden. Wie gesagt, es dreht sich ja ausschließlich um Noise. Alle Module dieses Systems sind auch einzeln erhältlich. Für dieses System wurde nun folgende Auswahl getroffen: 1x Black Octasource, 1x Pico VCO, 2x Black Code Sources, 1x Code Source Expander, 1x Black Modulator, 1x Multimode VCF, 1x Black Dual EG/LFO, 1x Black Quad VCA, 1x Pico Drums, 1x Black Joystick Controller, 1x Fusion Ringmodulator, 1x Black Mixer, 1x Mixer/Splitter, 1xFusion Delay, 1xBlack Hole DSP + Expansion ROM, 1xBlack Output Module.

Der Erica Synths Pico VCO

Erica Synths Pico_VCO_1

Ganz ohne VCO funktioniert natürlich auch dieses System nicht. Irgendeine Klangquelle benötigt man halt. Obwohl der Pico VCO nur mit 3 HP Breite daherkommt, sollte man diesen Oszillator nicht unterschätzen. Er verfügt über zwei Bänke à 16 Schwingungsformen. Das Programm reicht dabei von den Standard-Analog-Schwingungsformen über speziell digital erzeugte bis hin zu Rauschen. Die Schwingungsformen können per Hand über den Wave-Regler durchgeschaltet oder über einen speziellen CV-Eingang (W-CV) durchsprungen werden (Wavesurfing). Dabei kommt viel Bewegung in die Sache. Der Oszillator kann über einen Kippschalter in einen LFO verwandelt werden. Im VCO-Bereich reicht der Frequenzgang von 30 Hz bis 5 kHz. Im LFO-Bereich reicht der Frequenzgang von 0,1 Hz bis 20 Hz. Darüber hinaus verfügt das Modul dann noch über einen CV-Eingang (1 V/Oct) zur Steuerung der Tonhöhe und einen Output. Das war es auch schon. Wer sich nun nicht vorstellen kann, was dieses Modulchen so alles drauf hat, dem sei folgendes Video dazu von Erica Synths empfohlen. Auch wenn man die Erklärungen des Moderators etwas schlecht verstehen kann, erklären sich viele Möglichkeiten von selbst. https://youtu.be/jeuHASq6xpY

Die Erica Synths Black Octasource

Die Erica Synths Black Octasource

Die Black Octasource ist sozusagen ein Super-LFO.  Das Ausgangssignal dieses Oszillators (der Frequenzgang reicht von 0,03 Hz- 30 Hz) wird an acht Ausgänge geleitet. Insgesamt 8 Schwingungsformen stehen zur Verfügung. Diese sind Sinus, invertierter Sinus, Dreieck, Puls, auf- und absteigender Sägezahn, S&H und weitere. Die Übergänge zwischen diesen Schwingungsformen sind stufenlos und können entweder manuell oder per Steuerspannung (Input Wave CV) geregelt werden. In der Betriebsart Single wird jeweils eine Schwingungsform an einen Ausgang geleitet. Die Signale werden dabei um 45° phasenverschoben an den acht Ausgängen ausgegeben.

Der Grad der Phasenverschiebung kann auch durch eine Steuerspannung extern verändert werden (Phase CV). In der Betriebsart Multi werden alle acht Schwingungsform an alle acht Ausgänge geleitet. Dreht man nun an dem Wave-Regler, werden die Schwingungsformen von einem Ausgang auf den nächsten „geschoben“. Der „Big Knob“ dieses Moduls ist der Rate-Regler. Dreht man ihn im Uhrzeigersinn, beginnt der LFO positiv zu rotieren. Die Phasen der Signale werden entsprechend verschoben. Das Gleiche geschieht in umgekehrter Richtung und Weise, wenn man den Rate-Regler im entgegengesetzten Uhrzeigersinn dreht. Steht er in der Null-Position, werden die an den Ausgängen anliegenden Signale „eingefroren“ (Freeze-Mode). Interessant wird dieses Modul, wenn man es in einem Multi-Oszillator Setup einsetzt. Man kann z. B. eine Art Wave-Sequencing generieren. Extrem schräge Sachen sind damit möglich. Daher unbedingt die Videos anschauen!