Optigan/Orchestron-Sounds per MIDI spielen
Vergangenes Jahr wurde auf der NAMM der Prototyp des Panoptigons gezeigt, einem Player für optische Discs für die Vintage-Geräte Optican und Orchestron. Nun verkündet der Entwickler Robert Becker von Quilter Labs, dass eine erste Serie im Laufe dieses Jahres produziert werden kann. Allerdings nur eine limitierte Auflage von 25 Stück, die auch nur in den USA verkauft werden. Interessenten aus Europa müssen auf die nächste Produktionsrunde warten. Der Preis wird stolze $3.999 betragen. Das Panoptigon wird auf der NAMM in Halle 4, Stand 4144 zu sehen sein.
Ab hier die Meldung von Januar 2018:
Es ist erst einmal nur ein “proof-of-concept”-Gerät, also ein Prototyp, der lediglich zeigen soll, dass es geht. Mit dem Panoptigon lassen sich die optischen Discs der Geräte Optigan und Orchestron abspielen und der Clou dabei ist: Das geht über MIDI.
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Die Geräte Optigan und Orchestron sind wenig verbreitet und daher nicht so bekannt. Sie stellten seinerzeit den Versuch dar, dem Melloton ein anderes und nicht zuletzt auch preiswertes Konzept entgegenzusetzen. Das Orchestron kennen wir am ehesten noch von dem Kraftwerk „Radioaktivität“-Album.
Ähnlich wie beim Mellotron gab es Aufnahmen einzelner Töne von Instrmenten, die dann über ein Keyboard abgerufen wurden. Der Unterschied war, dass die optischen Discs Endlos-Loops spielten, aber dafür die Attackt-Phase der Klänge fehlte. Außerdem waren die Discs mechanisch nicht sehr widerstandsfähig, wodurch die Klangqualität mit Verschmutzung und Kratzern immer mehr abnahm.
Doch es gibt einen Fankreis von diesen Geräten und es werden sogar wieder neue Discs hergestellt. Mit dem Panoptigon können sowohl alte als auch neue Discs beider Geräte abgespielt werden. Als Ansteuerung kann jedes MIDI-Keyboard oder ein Sequencer verwendet werden. Die Tonhöhe kann frei justiert werden, ebenso das Übersprechen der Kanäle. Auch ein Effektprozessor mit den Basiseffekten wie Hall, Delay, Chorus ist eingebaut. Interessante Glitch-Effekte und Verfremdungen ergeben sich, wenn die Abspielmodi für Optigan- und Orchestron-Discs falsch verwendet werden.
Sicherlich ist das Panoptigon ein sehr spezielles Gerät für eine kleine Nische. Aber trotzdem ist es sehr schön, dass es so etwas gibt.
Der Choir-Sound bei „Radioaktivität“ kommt wohl vom Orchestron mit seiner charakteristischen Gate-Hüllkurve. Dass es jetzt wieder eine Möglichkeit gibt, diese Sounds wieder spielen zu können, finde ich toll; vor Allem, wenn’s bezahlbar ist. Hätte ich mir vor 30 Jahren nicht dieses Variophon-Set für 300,-DM ausreden lassen…
Eine Alternative findet sich aber auch bei GForce. Voraussetzung dafür ist allerdings das M-Tron Pro. Wer das hat, ist mit 19,99 br. Pfund dabei plus MWST.
Da ich mittlerweile fast gänzlich auf den Computer verzichte (außer für einige Editor-Programme), war meine Alternative mit dem Nord Electro 4D etwas teurer. Die Mellotron-Samples (besonders die unlooped Versions) aus der Clavia Sample Library sind allererster Güte (und kostenlos), und während die aktuellen Trons alle nur darauf spezialisiert sind, bietet der Nord noch hervorragende Pianos und die drei besten Orgel-Modelle, die ich kenne.
(jetzt bin ich aber ganz schön abgeschweift…)
Dafür muß man auch erstmal die passenden Lichttonplatten haben.
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Ein liebenswerter Anachronismus, eine Schrulligkeit, die sogar noch ein originales Mellotron übertrumpft, was praktischen Nutzen von Tonbändern in waschmaschinenschweren Gehäusen angeht.
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