4 Rundum-Sorglos-Keyboard-Controller
Nach der Veröffentlichung der Keystation 88 MK3 konnte man fast schon vermuten, dass M-Audio sich nun wieder den kleineren Controllerkeyboards widmet, allen voran der Oxygen-Serie. Diese gehört schon lange zum Repertoire des US-amerikanischen Unternehmens und wurde letztmals im Jahr 2014 runderneuert. Doch die kürzlich vorgestellte Version Oxygen Pro läutet nicht zwangsläufig das Ende der Oxygen MK4-Keyboards ein, sondern stellt eher eine Erweiterung nach oben hin dar. Mit etlichen neuen Features ausgestattet, man möchte dem PRO im Namen ja gerecht werden, wird die neue Serie ausgeliefert und wir haben uns das Oxygen Pro einmal näher für euch angeschaut.
Überblick zur Oxygen Pro Serie
Die neue Oxygen Pro-Serie umfasst insgesamt vier Keyboardcontroller. Mit 25, 49 und 61 Tasten sowie in einer Mini-Ausführung ist das Keyboard erhältlich. Für den Test stellte uns M-Audio das Oxygen Pro 49 zur Verfügung, was entsprechend des Namens über 49 anschlagsdynamische Tasten verfügt. Löblicherweise sind diese auch gleich mit Aftertouch ausgestattet – ein Feature, auf das auch im Jahr 2020 nicht alle Hersteller setzen.
Der erste Eindruck des Keyboards ist sehr gut. Im schicken, bunt bedruckten Pappkarton liefert M-Audio das Oxygen Pro 49 aus. Im Karton findet man neben dem Keyboard ein USB-A-auf-USB-B-Kabel. Das man bei einem solch neuen Keyboard nicht gleich auf USB-C-Anschlüsse setzt, ist mir schleierhaft, denn zukunftsorientierter wäre es allemal.
Hinzu kommt ein mehrsprachiger Quick Start Guide, die Sicherheits- und Garantiebedingungen sowie eine Karte, mit dem Hinweis, dass man sich nach Registrierung des Keyboards auf M-Audios Website das zugehörige Software-Paket herunterladen kann.
Neben den DAWs Pro Tools First M-Audio Edition, Ableton Live Lite und MPC Beats erhält man zum Oxygen Pro Keyboard die Software-Instrumente und Effekte Hybrid 3, Velvet, Mini Grand, Xpand!2, Vacuum, Boom und DB-33. Hinzu kommen diverse Expansion-Packs, bestehend aus Samples und Loops.
Tastatur und Anschlüsse
Wie eingangs bereits erwähnt, hat M-Audio die Tastatur der Oxygen Pro Serie mit Channel-Aftertouch ausgestattet. Dies trifft allerdings nicht für die Mini-Ausführung zu, erst ab der 25er Version bietet die Serie Aftertouch.
Die 49 Tasten lassen sich gut spielen, man bekommt schnell ein Gefühl dafür, mit wie viel Druck man auf die leichtgewichteten Tasten einwirken muss, damit der Anschlag ausgelöst wird. Insgesamt eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorgängerversionen der Oxygen-Serie, aber meiner Meinung nach nicht auf dem gleichen Niveau wie bei Novation, Native Instruments oder auch beim Konzernbruder AKAI – die Tastaturen der MPKs empfinde ich beispielsweise als hochwertiger.
Mit Ausnahme der Mini-Version verfügen die Tasten über Normalgröße und bieten einen guten Grip, hier rutscht man auch bei schweißtreibenden Passagen nicht ab. Störend sind die Tastaturgeräusche bei vollem Anschlag, das hört man schon relativ laut. Das habe ich bei vergleichbaren Keyboards schon leiser erlebt.
Ein Plus-Punkt stellt die Tatsache dar, dass sich die Tastatur des Oxygen Pro Keyboards splitten lässt. Auf den 49 Tasten lassen sich maximal zwei Zonen einrichten.
Die Anschlüsse des Oxygen Pro 49 sind schnell abgehandelt. MIDI-Daten sendet das Keyboard wahlweise über MIDI-DIN oder einen USB-Port – der gleichzeitig für die Stromversorgung sorgt – aus, das Eigentum am Keyboard sichert man über ein Kensington Lock, Fußbefehle nimmt es über den Sustain-Anschluss an und ob das Keyboard überhaupt aktiv ist, entscheidet der Power-on/off-Schalter.
Oxygen Pro Rundgang
Auf einer Fläche von 80,0 x 26,4 x 8,3 cm (Gewicht: 4,2 kg) hat M-Audio eine Vielzahl von Bedienelementen untergebracht. Links der Tastatur befinden sich zunächst jeweils ein Pitchbend- und Modulationsrad sowie zwei Oktavierungsbuttons. Auf dem oberen Drittel der Bedienoberfläche befinden sich dann die eigentlichen Elemente für die Steuerung von Hardware- und Software-Instrumenten. Neun Fader mit zugehörigen Buttons, alle mit den vorgesehenen Parametern und Funktionen beschriftet, werden von dem mittig angebrachten OLED-Display und den zugehörigen Buttons für die globalen Funktionen, der Transportkontrolle, bestehend aus Play, Stop, Forward, Rewind, Record und Cycle flankiert.
Wandert man weiter nach rechts, folgen 16 anschlagsdynamische und mit RGB-Farben hintergrundbeleuchtete Pads sowie zwei als Cursor ausgelegte Buttons. Oberhalb der Pads befinden sich schließlich acht Drehregler.
Das alles klingt nach mächtig viel Funktionen bzw. Steuerungsmöglichkeiten und tatsächlich sieht M-Audio die Oxygen Pro Serie als ganzheitliche Steuerungszentrale, über die neben dem klassischen Noten und Akkorde einspielen, auch Beats programmiert, DAWs gesteuert und jede denkbare MIDI CC-Formation gesteuert werden kann – und das sowohl bei Soft- als auch Hardware. Schauen wir einmal genauer, was alles damit geht.
Praxiseinsatz des Keyboardcontrollers
Bei der Nutzung der Oxygen Pro Serie gibt es grundsätzlich zwei Betriebsmodi: DAW und Preset. Der DAW-Modus sieht vor, dass man aus einer Liste von kompatiblen DAWs den passenden Modus aktiviert, wobei M-Audio bereits dafür gesorgt hat, dass die wichtigsten Funktionen und Parameter im Mapping hinterlegt sind. Ab Werk stehen Mappings für die DAWs Pro Tools, MPC Beats, Ableton, Studio One, Reason, Cubase, Logic, Bitwig, GarageBand, Reaper und FL Studio bereit, zusätzlich lässt sich ein zwölftes Preset nach den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen programmieren.
In der Praxis und im Zusammenspiel mit den DAWs Cubase und Studio One funktioniert das sehr gut und die Arbeit mit dem Oxygen Pro macht viel Spaß. Allerdings geht das Ganze im DAW-Modus nicht über den gewohnten Mackie HUI-Kontrollspaß hinaus, d. h. die wichtigsten Kommandos sind gemappt, darüber hinaus gehende Einstellungen müssen über MIDI-Learn zugewiesen werden.
In Ableton Live geht das Ganze aber glücklicherweise schon einen Schritt weiter, wenn auch noch nicht alle Features in der Praxis umgesetzt werden können. Nutzt man den Oxygen Pro Controller mit Ableton, lassen sich beispielsweise Clips triggern und Szenen steuern. Die 16 Pads des Controllers sind dabei so aufgebaut, dass die übereinanderliegenden Pads jeweils einer Spur zugeordnet sind und diese steuern. Über die Bank- und Pfeil-Tasten bewegt man sich entweder nach links/rechts oder nach oben und unten. Damit agiert man schon recht schnell in Ableton.
Die darüberliegenden Drehregler sind für die Markos zuständig, die acht Fader des Keyboards automatisch den Lautstärken der Spuren zugeordnet, der neunte stets mit dem Master verbunden.
Wie anhand der Beschriftung der Pads zu erkennen, gibt es darüber hinaus weitergehende Parameter und Funktionen, die gesteuert werden können. Pan, Device und Sends sowie die globalen Funktionen Save, Quantize, View und Undo sind zu erkennen, funktionieren derzeit aber noch nicht alle. Laut M-Audio soll da zeitnah nachgebessert werden, so dass der volle Funktionsumfang zur Verfügung steht. Auch soll das LED-Feedback der Pads noch verbessert werden.
Um Software-Instrumente zu spielen und zu steuern, wechselt man am Oxygen Pro in den Preset-Modus. 16 Presets stehen hier zur Auswahl, wobei die ersten acht ab Werk bereits mit den zum Lieferumfang gehörenden AIR Music Instrumenten belegt sind. Für den Einstieg sicherlich eine gute Möglichkeit, die Arbeitsweise kennenzulernen.
Die Mappings sorgen dafür, dass die Bedienelemente des Oxygen Pro Keyboards den wichtigsten Parametern des Software-Instruments zugeordnet sind, allerdings agiert man stets etwas im Blindflug, denn welcher Parameter auf Drehregler 1 anliegt oder mit Fader 4 gesteuert wird, wird nur ersichtlich, wenn man den Blick auf das GUI des Instruments gerichtet hat. Am Keyboard selbst ist es nicht zu erkennen bzw. hier wird nur das entsprechende Bedienelement und dessen Stellung im Display angezeigt. Neben einem Balken, der die Stellung des Reglers horizontal abbildet, wird auch der numerische Wert sowie Bank und Name des Elements angezeigt. Alle Bedienelemente des Oxygen Pro sind in vier Bänken progammierbar.
Mappings für eigene Instrumente müssen selbst programmiert werden und können dann im Keyboard gespeichert werden. Hierfür bietet M-Audio einen Software-Editor an, der es auch erlaubt, die DAW-Presets zu modifizieren. Mappings für Software-Instrumente, wie man es bereits aus AKAIs VIP-Software kennt, gibt es aktuell nicht. Über den Umweg der MPC Beats Software gelangt man zwar an einige vorgefertigte Presets von Software-Instrumenten, ideal ist das aber nicht.
Zusätzliche Ausstattung
Bei so vielen Funktionen darf ein interner Arpeggiator natürlich nicht fehlen. Vor allem in Verbindung mit den o. g. Instrumenten-Presets, aber auch angeschlossener MIDI-Hardware, ein gutes Feature. Hinsichtlich der Notenwerte lassen sich beim Oxygen Pro Notenwerte zwischen 1/4 und 1/32 (alternativ auch alle in Triolenform) einstellen. Darüber hinaus lässt sich über die Regler 1-4 die Abspielrichtung (Type), der Oktavenumfang (Octave), die Länge der Noten (Gate) und der Swing-Faktor (Swing) einstellen. Der Arpeggiator kann zur internen Clock des Keyboards oder zu einer DAW synchronisiert werden.


Damit man stets die richtigen Töne parat hat, kann man die Skalenfunktion des Oxygen Pro Keyboards bemühen. Neben Dur und Moll lassen sich im Menü 14 weitere Skalen auswählen, da sollte man in jeder musikalischen Stilrichtung immer mit den passenden Tönen dienen können.
Zu guter Letzt bietet das Oxygen Pro eine Chord-Funktion. Schön ist, dass man hierbei nicht nur die Art des Akkords und den Grundton, sondern auch das Voicing festlegen kann. Wie auf dem obigen Bild ersichtlich, lässt sich zwischen acht Voicings wählen, sogar eine Random-Funktion ist möglich.
Kann man mit den Reglern und Buttons unterschiedliche MIDI Kanäle ansteuern?
Hallo arsc. Ja, das lässt sich im Software Editor einstellen
@Felix Thoma Danke für die Antwort. Kann man das auch direkt am Keyboard ohne PC einstellen und eventuell sogar in Presets abspeichern?
Nein, ohne Computer geht es leider nicht. Presets mit Deinen eigenen Einstellungen kannst Du speichern!
Ein direkter Vergleich mit dem Launchkey wäre interessant. Wie es aussieht, kann man bei beiden den ARP nicht über Midi-In synchronisieren? Ist ja schon eine ziemliche Einschränkung bei ausgeschaltetem Rechner. „aber meiner Meinung nach nicht auf dem gleichen Niveau wie bei Novation“. mit welchem konntest du hier vergleichen, Launchkey oder SL?
@patilon Ja, Vergleich mit Launchkey mk3 wäre sinnvoll!
@patilon Hi Patilon. Die Oxygen Pro Keyboards können entweder zur internen Clock oder zur DAW gesycnt werden. Und vergleichen konnte ich zu den Launchkeys Mk3.
@Felix Thoma danke! ah.. und ich hab mir sync über midi-in gewünscht, was natürlich schwierig ist, wenn das Gerät eine dementsprechende Buchse gar nicht besitzt, merk ich grad :)
Sollte der Qualität der Klaviatur nicht das Hauptaugenmerk gelten? Was nützen alle Features, wenn die Tastatur nix taugt? Hinter Akai und Novation angesiedelt? Au weia, die finde ich beide nicht wirklich gut. Hat die M-Audio-Kiste wirklich 3 Sterne verdient?
Meiner Meinung nach gibt es eine (sinnlos) große Auswahl MIDI Keyboards mit wenig Tasten.
Ich vermisse schmerzlich Geräte mit 76 Tasten.
Diese kann man neben dem Einsatz zu Hause im Gegensatz zu einer 88er Tastatur auch hervorragend auf den Rücksitz eines Autos legen und hat fast eine vollwertige bzw vollumfängliche Tastatur.
@vssmnn Da gebe ich Dir Recht. 76 Tasten gibt es kaum (obwohl der Tastaturumfang für vieles reicht, 61 dagegen oft nicht)
Nachdem ich einmal ein m-Audio-Masterkeyboard besessen habe und die USB-Buchse trotz seltenster Neuverkabelung nach etwas über 2 Jahren defekt war, lasse ich von den Joghurtbechern dieser Firma die Finger…
Yes, mit Aftertouch!!
Das ist der einzige aktuelle Controller mit 61 Tasten, internem Arpeggiator und Aftertouch. (Oder?)
Bin sehr gespannt, wie wertig er wirkt.
Ich habe das Oxygen Pro 49 jetzt bei mir im Studio gehabt. Das Ableton Mapping funktioniert nich (weder Mackie Hui noch direkt), das habe ich auch an zwei verschiedenen Rechnern (Mac) mit zwei unterschiedlichen Live Versionen probiert. In der Bedienungsanleitung ist es zwar beschrieben aber führt nicht zum Erfolg. Auch der deutsche Support konnte bis (stand 27.12.2020) nicht weiter helfen.
Mich würde interessieren ob wie der Tester Felix Thoma das getestet hat, eventuell habe ich da ja was falsch gemacht.