Big Budget, big Sound?
Nachdem wir die besten monophonen Synthesizer unter 1000,- Euro beschrieben haben, sind nun die dicken Bretter dran, will sagen, wir widmen uns der Premiumklasse. Wichtiges Nebenkriterium: Die vorgestellten Synthesizer sind zum Erscheinen dieses Artikels als Neuware noch im Handel erhältlich.
Wir beginnen mit zwei Konzepten, die unterschiedlicher nicht sein können. Der Neuauflage des Moog Minimoog Model D, Reissue genannt und der Korg Neuauflage des ARP Odyssey Fullsize mit den Revisionen 1-3.
Und nun noch ein Wort zur Wertung der Charts und warum diese Modelle hier auftauchen. Der Minimoog Model D ist am Markt noch erhältlich und der ARP Odyssey Fullsize ist auch am Markt seit ca. Mai 2018 erhältlich, bei kosten eindeutig über 1000,- Euro und gehören somit ins Kandidatenfeld. Damit die Diskussion spannend wird, gibt es die Chartposition erst wieder am Ende.
Moog Model D Reissue
Ob es betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, einen Moog Model D zu haben, muss hier nicht betrachtet werden, auch nicht, ob es denn ein Clone tut. Wie schrieb ein Kommentator so schön knackig und saftig, wie ein auf der Bioweide gezüchtetes Alpenrind. Das ist der Minimoog Model D. Dennoch der Moog Model D ist ein traditioneller Synthesizer, dessen sollte man sich bewusst sein. Moog hat hier nichts zugedichtet. Florian Anwander bring es in seinem Fazit zum Test auf den Punkt. Und mehr ist dem hier auch nicht hinzuzufügen.
ARP Odyssey FS Rev. 1-3
Die Korgies kommen hier aus einer ganz anderen Ecke und legen hier keinen Klassiker aus der durchaus erwähnenswerten eigenen Geschichte auf, sondern hier die Fullsize-Version des ARP Odyssey. Hier liegt noch kein Test vor. Aber Korg stiftet hier auch ein wenig Verwirrung, Technisch sind alle Revisionen identisch. Optisch nicht. Da die Umschaltung der Revisionen 1 – 3 geschieht über VCF-Mode. Klanglich wäre anzumerken, der Autor hört kaum einen Unterschied, was nicht am Ohr, sondern an der Detailverliebtheit und sauberen Kalibrierung liegt. Selbst mit dem SQ1 als Sequencer gelingen alle Tricks und Soundverläufe, die wir aus den 80ern und 90ern kennen und auch lieben. Auch hier gilt: Achtung, wer so einen Synthesizer kauft, muss wissen, was er tut. Denn ist gibt keine Presets, stattdessen eine Handvoll Fader und ein Blockschaltbild.
Studio Electronics
Zitat Falconi: „Am späten Nachmittag in einer ehemaligen Lagerhalle an einer der südlichen Ausfallstraßen von L.A.: Auf wahllos im Halbdunkel des Control Rooms A verteilten Polstermöbeln kauern ein paar leger gekleidete Typen mit Snapback Caps und Oversized Boots, aber ohne Regelschulabschluss. Dazwischen: ein paar krasse Babes.
In sechs martialisch anmutenden Racktürmen glimmen, in einer Nacht und Nebel-Aktion aus dem Trümmern der Wolfschanze geborgene, vier Dutzend New Old Stock-Röhren. Eiswürfelbereiter, Sechsmetermischpult, MPC.“
Dem Autor kommt hier Das Bild von John Carpenter beim Schrauben eines Soundtracks in den Kopf. Und wem Gevatter Tod hier einen Besuch abstatten möchte?
Studio Electronics – und da sollte ein Licht auf gehen – haben angefangen mit einem Sakrileg und sich aus der Zombierolle rausgewachsen und liefern hier mit dem Boomstar einen „Entscheidend ist ja, was hinten raus kommt. Yo.“ Synthesizer ab. Wer den Clone vom Clone möchte, greift zum Roland SE-02 und alle anderen zum Original.
Studio Electronics SE1X
Immer noch erhältlich und doch schon 8 Jahre auf dem Markt, das Bassmonster aus dem Hause SE. Hier gilt: Es war schon immer etwas teurer, einen guten Geschmack zu haben. Siehe Testbericht. Hier hielt der Autor fest: „Der austauschbare Name verkörpert dabei nichts weiter als pures Understatement. Denn wer sich schon immer gefragt hat, wie zum Henker Fatboy Slim, Dr. Dre oder Timbaland ihre ultradicken Bässe und brettharten Leads schrauben, tja, der kann sich nun endlich wieder etwas locker machen, denn die Jungs haben schlichtweg SEs in den Regalen stehen und somit der Konkurrenz gegenüber einen nicht ganz unerheblichen Vorteil. Die Geräte sind nämlich beileibe klanggewaltig – das kann jetzt schon vorweggenommen werden.“
Tom Oberheim SEM
Der Sound von Oberheim war für den Autor bestimmt von diversen Trance- und High-Energy-Titeln. Ab und an tauchten Simple Minds auf. Das war‘s dann auch mit Oberheim. Unter den Synthbauern war Oberheim immer „Der das stumpfe Messer durch die weiche Butter drückt“. Dies bitte nicht als Kritik verstehen. Der Klang des SEM ist sehr speziell und eigen. Und hat zwar eine Ahnenschaft zu den alten Oberheim Sachen, ist aber dennoch in erster Linie eigenständig. Hier noch mal der Testbericht.
Korg MS-20M Kit
Mick Moogulatur schrieb: „Endlich finden sich hier die Synthesefähigkeiten, die man so lange vermisst hat. Er macht sie so selbstverständlich, als wären sie immer da gewesen. Jetzt suchen wir nach eine polyphonen Version oder einer ganz modularen. Bis dahin ist das hier die Beste und Interessanteste.“ Wer hier wieder mit Nostalgiewelle anfängt, denkt zu kurz. Diese Neuauflagen sind notwendig. Und Korg liefert hier ab.
Macbeth Elements
Wer diesen Synth schon mal anspielen durfte, weiß was feuchte Hände bekommen bedeutet. Dieser Synth hat seine Eigenheiten und Kanten, weil er nicht nach einem straffen Marketingplan, sondern nach den subjektiven Gesichtspunkten von Ken Macbeth selbst konzipiert wurde.
MFB Dominion 1
Wer hätte es gedacht, dass es mal eine Zeit ohne analoge Synthesizer gab. Und wer hätte gedacht, dass Manfred Fricke Berlin einer der Vorreiter des analogen Revivals ist. Der Dominion wird seinem charaktervollen Namen gerecht. Klanglich schafft Fricke wie Vermona was Eigenes, hier finden wir keine Moog Anbiederung, sondern man hat sich um Klang und Eingriffsmöglichkeiten Gedanken gemacht und geht eigene Wege. Was sich beim Dominion im Sequencer und Arpeggiator ausdrückt.
Arturia MatrixBrute
Niemand Geringeres als Bernd Kistenmacher schrieb das Review zum Arturia MatrixBrute. Und spart auch nicht mit Kritik. Wenn auch klanglich schwerlich Minuspunkte am MatrixBrute, so ist es auch eher der Zeitraum von Ankündigung bis zu den ersten Auslieferungen, der sauer aufstößt. Bernds Test war so umfagreich, dass für den eingemachten Teil noch ein zweiter Artikel folgte.
Moog Voyager XL
Hat sicherlich sicher den Sonderpreis massivster Synth in den Charts verdient, auf der einen Seite mit 23 kg Lebend-Synthgewicht, der Schwerste in diesem Feld und optisch nicht weniger eindrucksvoll und auch preislich beeindruckend. Dennoch, ist der Minimoog Model D der Ursynth, ist der Voyager XL einer der flexibelsten Synthesizer, Zitat Moogulator:“ Die XL-Möglichkeiten sind mit dem Begriff „smart“ hervorragend umschrieben. Wer das braucht? Spieler, Frickler, Leute, die schnell etwas umpatchen wollen und eher gern intuitiv arbeiten möchten, Bühnentiere und Studiobastler – so wie einst mit dem MS20 ohne Jodeldiplom-Pflicht. Auch wenn weder MS20 noch Moog Voyager XL nicht ganz ein Modularsystem waren, der Voyager hat dafür FM und Sync und klingt eben nach Moog. Ob man Joe Zawinul, NIN, Aphex Twin oder doch eher Air sein möchte, ist egal. Es funktioniert jedenfalls wunderbar und sieht verdammt gut aus. Smart eben.“
Moog Subsequent 37
Und hier heißt es aufpassen, denn der Moog Subsequent 37 ist als ebenda Variante und als limitierte Moog Subsequent 37 CV Variante zu haben. Was für die Altvorderen das Model D, für die Generation Ableton Mother 32 ist, stellt der Moog Subsequent 37 für die Dazwischen-Generation dar. Wer den Moog Phatty kannte, dem wird dieser hier bekannt vorkommen. Und wird sich heimisch vorkommen. Gleichzeitig waren Phatty, Sub37 – und hier zähle ich Mother32, DFAM und was noch im Laufe des Jahres kommt – doch immer Beweise, dass Moog behutsam mit seinem Erbe umgeht und dennoch zu Innovationen bereit und fähig ist. Denn das gilt für den Moog Subsequent 37 auch, er ist nicht einfach nur ein Moog, er ist innovativ.
Vermona 14
Der Blaue aus Germany, schrieb Onkel Siggi. Die Gefahr beim Schreiben von Tests ist immer, dass man am Thema oder am Leser vorbei arbeitet. Siggis Test ist hier eine wahre Freude, auch wenn Bernd Haller die Geburt seines Babys Vermona 14 nicht mehr erleben konnte. Der Vermona bietet vieles, was wir bei anderen Synths vermissen, vom Kern ein analoger, monophoner Synthesizer mit 2 Oszillatoren (plus 2 Sub-Oszillatoren), 44-tastiger Klaviatur mit Anschlagsdynamik und Aftertouch sowie einem eingebauten Arpeggiator. Und eben Vermona Klang.
Analogue Solutions Fusebox
Analogue Solutions Fusebox, hier noch mal der Test. Hier möchte ich als Verfasser des Berichtes auch nichts mehr hinzufügen! Denn der Test spricht für sich.
Was fehlt?
Moog Grandmother, hier müssen wir uns noch gedulden, bis ein Test und der endgültige Preis vorliegt, da auf Grund der handelspolitischen Implikationen durchaus die Möglichkeit besteht, dass Moog Grandmother entweder im unter 1000,- Euro oder über 1000,- Euro Feld starten wird. Die ersten Eindrücke lassen jedoch die Vermutung zu, dass die Großmutter im oberen Mittelfeld landen wird.
Nun und endlich die Charts. Auch wenn es hier einen Sieger gibt, wichtig ist, dass die Auswahl und somit die Wahlmöglichkeit vorhanden ist. Wer hätte das gedacht!
Wo sind denn GRP A2 und Tom Oberheim´s Two Voice Pro ???
@justme Der Two Voice ist ja zumindest in der Chart mit drin, sind ja im Prinzip zwei SEM in einem Gehäuse plus Tastatur plus Sequenzer. Beim GRP A2 gebe ich Dir recht; aber der ist nicht mal bei Schneiders Laden derzeit gelistet, den müsste man wohl direkt in Italien bestellen (derzeitiger Preis 1.200 Euro plus Mehrwertsteuer).
@costello Hallo,
Der Two Voice ist auf Grund des Wortes „polyphonic“ ursprünglich nicht in der Liste gewesen. Der GRP A2 ist in Deutschland wohl in München verfügbar. Und sonst wohl eher Warteliste bei GRP.
Wem da das Wasser nicht im Mund zusammenläuft…
Dem 14 gönne ich den 1. Platz, aber dem Minimoog Reissue die „Best Buy“-Plakette aufzukleben, wundert mich etwas. Abgesehen vom Kult-Faktor ist er doch eher ein sehr teurer Simple-Synthesizer mit nachgereichtem LFO (nicht falsch verstehen; ich mag Moog). Weitaus vielseitigere Synthies wie der Pro 2 tummeln sich dagegen im Mittelfeld. Dass MFB am analogen Revival beteiligt ist, erstaunt mich nicht so sehr wie die Tatsache, dass sie mit dem Dominion 1 (nicht die aus dem Gamma-Quadranten) im Bereich über 1000,-€ vertreten sind. Als man sich mit den Mk ll-Gehäusen für Ur- und Microzwerg von den Plastikwannen verabschiedete, deutete sich schon ein Image-Wechsel an, der mit den Tanz-Tieren und Dominion Club fortgesetzt wurde. Dennoch bleiben auch die neuen Eurorack-Module sehr preiswert…
@Son of MooG Beim Minimoog denke ich manchmal: den kaufen sich irgendwann die alten Knacker (also Leute wie ich ;-) weil sie denken, er gehört nun mal dazu, um dann festzustellen, dass der Prodigy eigentlich völlig ausgereicht hätte.
@costello Ein Minimoog ist ein Minimoog. Ich hatte den KARP Oddy FS in der Liste, unter den Top 5, weil es schon noch ein Unterschied zum Desktop KARP ist, klanglich weniger aber das Spielgefühl ist gegenüber dem MiniKARP wesentlich besser. Würde ich Fusion, Funk, Prog machen, sehe es anders aus. Wobei ich bei Grandmother auch überlege und den eigentlich gut finde, im Sinne von Habenwill. Für mich reicht bis dato noch die Mother 32. Aber ich ertappe mich schon, wie ich die einfach anstöpsel und dann als Soundmodul nehme.
Für mich wäre der Dominion auf dem ersten Platz bei den ü-1000ern, selten so einen toll klingenden und vor genialen Funktionen nur so strotzenden Synth zum Test gehabt. Ich wollte ihn eigentlich in einem Track verwenden, stattdessen hab ich vier Tage lang nur daran rumgeschraubt und haufenweise Samples gemacht. Mit dem Teil kann man so richtig auf Reisen gehen.
Den Dominion sähe ich auch oben, ganz weit. Hab‘ da zwar nur die Review und Demos von Sonicstate im Kopp. Aber was ich da hörte, hat mich echt geflasht.
Mir gefällt vor allem, daß der Dominion kein Clon von irgendwas ist, sondern ein klanglich wie funktionsmäßig eigenständiges Instrument. Paraphonie, ein super-multi-Filter, das auch auf 6db gehen kann, der Sequenzer, Modulationsmöglichkeiten ohne Ende, und dann erstmal die auch roh richtig gut klingenden VCOs, FM, rauf und runter ein geniales Teil. Mit dem Gerät könne ich ein ganzes Album machen.
„Wie schrieb ein Kommentator so schön knackig und saftig, wie ein auf der Bioweide gezüchtetes Alpenrind.“ — Wo holt Ihr Eure Kommentatoren her?
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Hmmm… Rindsviecher. Am liebsten schön knusprig mit einer scharfen Soße.