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Test: MOTU Digital Performer 11, Digital Audio Workstation

So performt die digitale 11

28. Februar 2022
MOTU digital performer 11 test

MOTU Digital Performer 11, Digital Audio Workstation

MOTUs Digital Performer ist ein Klassiker im Sequencer-Markt. Einst hatten wir in Europa hauptsächlich Logic und Cubase, während der US-Markt vom Digital Performer dominiert zu sein schien. Damals gab es Logic auch noch auf dem PC und DP nur für den Mac. Das ist allerdings etliche Jahre her. Heute ist der Digital Performer auf beiden Plattformen (seit Version 8 auch auf dem PC) zu Hause und ebenso eine transatlantische Angelegenheit. Mit der kürzlich erschienenen Version 11 haben ein paar Neuerungen Einzug gehalten, die natürlich getestet sein wollen.

Erster Eindruck zur DAW MOTU Digital Performer 11

Wie heute üblich, ist der Aufwand der Installation nur ein einfacher Mausklick (Doppelklick auf den Installer). Eine Produkt-Management-Software ist weder notwendig noch verfügbar, dazu kommt MOTU Digital Performer 11 ohne Dongle aus. Dazu gibt es geteilte Meinungen: Manch eine (oder manch einer) wünscht die Option einen Dongle für die Lizenzierung zu nutzen, auf der anderen Seite gibt es eine erkleckliche Zahl von Mitmenschen die mit Challange/Response oder Aktivierungs-Codes arbeiten wollen und gerne gänzlich Dongle-frei leben wollen. Der Digital Performer bietet hierbei nur die Option mit einem Lizenzcode zu operieren. Dieser erlaubt es zwei Rechner zu aktivieren, danach müsste eine Installation deaktiviert werden, wenn ein weiterer Rechner mit Digital Performer beglückt werden soll. Wer das vor dem neuen Aufsetzen der Betriebssystem-Installation vergisst oder wem der Massenspeicher (SSD/HDD) mit der Aktivierung „über die Wupper“ geht, soll einen Aktivierungsreset bekommen können. Trotzdem wäre eine Dongle-Option praktisch. Daher: MOTU, macht doch bitte beides möglich: Dongle und/oder Serial!

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MOTU Digital Performer 11

So wird aktiviert!

Die Oberfläche wirkt teilweise ein wenig aus der Zeit gefallen. Das ist allerdings bei etlichen Marktbegleitern so und kein wirkliches Manko: Sequencer können praktisch gar nicht auf die Standard-Bedienelemente in Betriebssystemen zurückgreifen, so dass alles beim Hersteller neu erdacht und programmiert werden muss: optisch wie von der Funktionsseite her.
Andererseits unterstützt die Oberfläche das Handling in nur einem Fenster, was bis heute nicht jeder Sequencer unterstützt.

MOTU Digital Performer 11

Die Spurtypen…

Alles neu macht Version 11 des Sequencers?

Der Nanosampler geht in Version 2.0, er ist ein einfacher Sampler in MOTU Digital Performer 11. Vergleichbar ist das Ganze mit den Sampler-Spuren bei bspw. Cubase. Ganz so nahtlos wie eine Sampler-Spur integriert sich der Nanosampler nicht, der Funktionsumfang ist trotzdem (oder gerade deswegen) für sehr viele Szenarien ausreichend.

MOTU Digital Performer 11

So bietet er mittlerweile drei Wiedergabemodi. Der Nanosampler kann nun auch einfache One-Shots abspielen oder komplexere Samples in Slices zerteilen. Neben Beat-Slicing à la Stylus RMX sind somit auch einfache Multisamples möglich, sogar Drumkits könnten so mit einer Nanosampler-Instanz aufgebaut werden. Das Editing der Slices ist nicht so recht vergleichbar mit der zitierten Sampler-Spur oder gar Tools wie Recycle – kein Beinbruch: Das Tool heißt Nanosampler und nicht Gigasampler.

Mit der Integration der Slice-Funktion gehört man bei MOTU nicht unbedingt zu den Ersten. In Digital Performer wird bereits seit Version 10 die von der deutschen Software-Schmiede Zynaptiq entwickelte ZTX-Technologie für qualitativ hochwertiges Timestreching eingesetzt. In Nanosampler 2.0 steht diese Timestreching-Methode ebenso diesem Plug-in zur Verfügung. Die Benutzeroberfläche wurde gleichfalls etwas modernisiert und der Support von 32 und 64 BIT FP Files eingeführt. So rudimentär wie bisher ist der Nanosampler nun wirklich nicht mehr, gut gemacht.

MOTU Digital Performer 11

Der Nanosampler 2.0

Cubase hat damit angefangen, die Community um Reaper hat mit einer Erweiterung nachgezogen: Das Steuern von Artikulationen (Spielweisen) unterschiedlicher Klangerzeuger. In der aktuellen Version hat der MOTU Digital Performer 11 diese Funktion auch in der Werkzeugkiste mit dabei. Ein Wunder, dass diese Option nicht bereits alle großen Sequencer am Markt bereitstellen. Die Lösung von Cubase ist okay, aber nicht ganz ausgereift. Die Umsetzung in Reaper ist da sehr viel mächtiger, aber nicht so einfach zu programmieren und einzurichten.

Die Articulation Maps in Digital Performer hingegen sind einfacher einzurichten als die Lösung in Reaper, flexibler als VST-Expressions (Cubase), dazu auch zuverlässiger als letztere, zumindest im Test. Bravo, gut gemacht. In Cubase können beispielsweise keine Verzögerungen (Delays) in den Artikulationen programmiert werden (oft gefordert). DP11 kann es. So geht das! Hier müsste Steinberg (und die Reaper-Community) langsam ins Handeln kommen.

MPE (kurz für MIDI Polyphonic Expression) wird nun auch in DP11 unterstützt. MPE ist nun keine neue Entwicklung mehr und sollte längst Teil aller Sequencer sein, somit ist man bei MOTU hier endlich up to date. Da zum Test kein MPE-Keyboard vorlag, kann über die Qualität der Implementierung keine Aussage getroffen werden.

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MOTU Digital Performer 11

Diese Klangerzeuger sind beim DP11 mit an Bord

Welche sonstigen neuen Features bietet Digital Performer 11?

Wie bei einem Sequencer dieser Gewichtsklasse, gibt es in jedem Major-Update auch diverse kleinere Verbesserungen und Änderungen. So ist das auch beim MOTU Digital Performer 11.

Für die optimale Steuerung der Sequencer-Funktionen und Plug-ins hat MOTU neue Bedienoberflächen-Plug-ins für Native Instruments und iCON in diesen Release integriert.

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Die aktuellen iCON-Controller werden (so MOTU/Klemm) vollständig unterstützt, gleiches gilt für das MK2-Sortiment der Native Instruments Geräte.

Ebenso ist der MOTU Digital Performer 11 nativ auf dem M1-Chip lauffähig und Rosetta 2 wird nicht mehr benötigt. Damit gehört MOTU in diesem Bereich zu den ersten Sequencer-Herstellern, denn noch nicht alle haben nachgezogen! Die Akai-APC-Controller-Serie fügt sich nun auch nahtlos in die Steuerung des Clip-Fensters ein. So ist die Zuweisung der Clips automatisch gegeben und keine mühevolle Einrichtung des Controllers ist notwendig. Ebenso ist Softubes Console 1 nun vollständig in DP11 integriert.

MOTU Digital Performer 11

Die Unterstützung fürs EuCon-Protokoll wurde aktualisiert, was der Artist-Serie und dem großen S6 zugute kommt. Ebenso läuft EuCon im Digital Performer auch unter Windows, sehr gut. Den Windows-Support gab es bereits vorher, allerdings wurde der Umfang in diesem Update laut deutschem Vertrieb Klemm Music deutlich erhöht. Auch wurde die Unterstützung von MCU und Mackie HUI verbessert.

Neben Verbesserungen in der Skalierbarkeit wird ebenso die neue Text-Rendering-Engine von Windows unterstützt. Texte sollten nun (gerade beim Skalieren) deutlich schärfer erscheinen.
Alle Neuerungen finden sich auf den Seiten des Vertriebs.

MOTU Digital Performer 11

Chunks und Live-Performance in MOTU DP11

Digital Performer 11 bietet umfassende Funktionen für die Live-Performance, die den wenigsten unter uns bekannt sein dürften. Der Name ist Programm: Es ist ein Performer, nicht nur ein Sequencer. Diese Optionen sind allerdings nicht erst mit dem Update zur Version 11 integriert. Besonders sind die Chunks hervorzuheben. Hier lassen sich mehrere Projekte (Songs/Sequenzen) in eine Art Playlist laden.

MOTU Digital Performer 11

Chunks!

Wer auf der Bühne Audio- oder MIDI-Spuren zuspielen will (und sei es nur ein Click-Track) kann das zwar mit jeden Sequencer tun, muss allerdings jeden neuen Song händisch nachladen. Mit DP11 ist das Weiterspringen zum nächsten Stück nicht mit dem aufwändigen Laden über den entsprechenden Dialog verknüpft, sondern in einer Art Playlist, den Chunks.

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MOTU Digital Performer 11 (E) Download
MOTU Digital Performer 11 (E) Download Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Es braucht also keine Operator-Person, sondern das Weiterschalten zum nächsten Song kann bequem per MIDI-Trigger erledigt werden. Auch das kurzfristige Ändern der Reihenfolge der Stücke ist keine Herausforderung. Hinzu kommt, dass über das MOTU Showcontrol System zwei DP-Systeme parallel laufen können. Das zweite übernimmt, wenn das erste ausfallen sollte – so geht computergestützte Live-Performance heute. Das gibt es – genau so – sonst bei keinem Mitstreiter.

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Seit MOTU Digital Performer 10 ist auch ein Clip-Fenster integriert, das stark an Ableton Live erinnert. Selbstverständlich lassen sich diese Clips mit den bekannten Controllern triggern. Somit baut Digital Performer seine Möglichkeiten für die Live-Performance immer weiter aus, gut!

MOTU Digital Performer 11

Um zu verhindern, dass virtuelle Instrumente für jedes Projekt im Chunk neu geladen werden müssen, lassen sich diese Song-übergreifend in den V-Racks organisieren. Vergleichbar ist das Konzept mit Lösungen wie Vienna Ensemble Pro oder auch FX Teleport – zumindest in Teilen. Somit können mehrere Songs auf dieselben Klangerzeuger zugreifen. Das spart Ladezeit und bringt Übersichtlichkeit. Sogar der Master-Fader lässt sich in die V-Racks verlegen. Somit sind die Summen-Effekte in einer Chunk-Sequenz immer identisch. Auch diese Funktion ist nicht gerade Standard bei den konkurrierenden Systemen.

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Gesamteindruck zur DAW MOTU Digital Performer 11

Die Bedienung erscheint an manchen Stellen nicht mehr auf der Höhe der Zeit zu sein: So benötigen bspw. Instrumentenspuren noch immer MIDI-Spuren. Der Marktbegleiter Reaper trennt praktisch gar nicht mehr nach Spur-Typen und Cubase hält sich bspw. eine ganze Armee an Spurtypen (auch eine Kombination aus MIDI- und Instrumentenspur), Pro Tools liegt dabei irgendwie dazwischen. Mir erscheinen beide Wege zeitgemäßer als der DP-Weg.

Die Plug-in-Fenster (besonders die der mitgelieferten Plug-ins) erscheinen recht klein, lassen sich aber nicht individuell zoomen. Das Skalieren der Oberfläche bezieht sich nur auf das Gesamtfenster von DP11 – schade. Zugegebenermaßen ist das aber Jammern auf recht hohem Niveau.

MOTU Digital Performer 11

So funktionieren die Articulation Maps

Schade ist, dass in Digital Performer 11 bei 10.2-Sound Schluss ist und Immersive Audio (DTS:X, Dolby ATMOS, MPEG H etc.) keine Chance haben.

Allerdings und Hand auf den Fader: Wer benötigt das wirklich? Eben! Und für diese Fälle stehen Tools wie der Spatial Audio Designer sofort bereit. Trotzdem irgendwie schade angesichts der Dolby Atmos Integration in Nuendo und ProTools (und Logic und Davinci Resolve …), dass MOTU hier nicht mitzieht.

Die mitgelieferten Plug-ins sind ordentlich. Andere DAWs (allen voran Logic, Cubase/Nuendo und Studio One) dürften auf diesem Sektor aber klar die Nase vorne haben. Gerade was die Reverb-Abteilung angeht.

MOTU Digital Performer 11

Der Nanosampler in Version 2.0

Etwas schade ist auch, dass MOTUs Digital Perfomer 11 nicht in einer „Light“- oder „Elements“-Version verfügbar ist. Das wäre fürs kleinere Budget eine gute Lösung.

MOTU Digital Performer 11

Vielleicht macht Digital Performer nicht auf alle den „hippen“ Eindruck wie Studio One, Ableton Live oder Cubase – wobei man hier trefflich streiten kann, ob die genannten Konkurrenten wirklich hipp sind – der Funktionsumfang ist mit den genannten DAWs auf Augenhöhe. Denn das, was Digital Performer evtl. nicht bietet, kann er prima mit den Dingen aufwiegen, die die anderen nicht bieten (Chunks, V-Rack …).

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Fazit

Wer zuvor mit Logic, Studio One oder Pro Tools gearbeitet hat, wird sich etwas umstellen müssen, denn der MOTU Digital Performer 11 macht einiges anders, aber eben nicht unbedingt schlechter.

Der Support für die Live-Performance ist beispielhaft. Ebenso machen die Articulation Maps einen sehr guten Eindruck. Die Bedienung erscheint an manchen Stellen nicht mehr ganz aktuell (siehe Instrumentenspuren/MIDI-Spuren). Der Workflow ist aber stets eine Individuelle Angelegenheit.

Eingefleischte DP11-Fans sollten updaten (schon wegen des Nanosamplers 2.0 und des Updates der Controller-Plug-ins).

Glasklare Kaufempfehlung für alle, die ihre (aufwändigen) Produktionen auch mit Rechner-Support auf die Bühne bringen wollen. Jedoch auch wer einfach nur nach einem neuen Sequencer sucht, kommt am Digital Performer 11 kaum vorbei und sollte mehr als einen Blick riskieren!

Plus

  • Live-Performance-Optionen
  • Chunk-Funktion
  • V-Racks zum Hosten der VSTi Sessionübergreifend
  • Stabilität
  • MPE-Support
  • Umsetzung der Articulation Maps
  • Update der Bedienoberflächen-Plug-ins (und EoCon unter Windows)
  • Läuft klaglos unter Windows 11

Minus

  • keine Dongle-Option/Deaktivierungszwang
  • Oberfläche nicht ganz auf der Höhe der Zeit (Fenstergröße der Plug-ins)
  • Plug-ins teilweise etwas hinter Mitbewerbern
  • nur eine Programmversion (keine "Elements" oder "Light" Version für Einsteiger)

Preis

  • Vollversion: 509,- Euro
  • Update: 199,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo Florian,

    hast du DP11 ausschließlich auf Windows getestet? Das wäre jedenfalls eine Erwähnung wert.

    „Neben Verbesserungen in der Skalierbarkeit wird ebenso die neue Text-Rendering-Engine von Windows unterstützt. Texte sollten nun (gerade beim Skalieren) deutlich schärfer erscheinen.“

    Das ganze User-Interface ist m.E. erst seit DP10 tatsächlich unter Windows benutzbar und seit DP11 gut geworden. Die Versionen 8 & 9 sahen dagegen grausam bis unbenutzbar aus. (kenne beide Plattformen).

    Das ist übrigens der erste DAW-Test, den ich gelesen habe, bei dem ein fehlender Dongle bemängelt wurde. ;-)

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Achso, und es gibt eine „Light“-Version von Digital Performer, nennt sich „Performer Lite“. Dafür muss man sich allerdings Motu-Hardware kaufen.

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