Handgefertigter Extremist
Warum kommen die heftigsten Filterbänke aus so beschaulichen Gegenden wie Belgien oder Nord-Italien? Geht es noch „schlimmer“ als Sherman? Vielleicht mit der E.S.L. Vertice Filterbank.
Die massiv gebaute, 4 HE große Vertice Filterbank, die von Stefano Bersanetti in Handarbeit gefertigt wird, klingt so brachial, wie man es bei ihrem Anblick mit den robusten Bedienelementen erwartet.
In Vertice sind drei Multimodefilter nach Sallen Key-Filterschaltung vereint, die seriell oder parallel betrieben werden können. Eine Besonderheit sitzt im Feedbackweg, also der Resonanz. Bei jedem der drei Filter kann separat zwischen Transistoren und Dioden umgeschaltet werden. Bei letzteren wird die Resonanz ziemlich instabil und erzeugt einen chaotischen Klang. In der Kombination ergeben sich so äußerst ungewöhnliche Sounds.
Eine ADSR-Hüllkurve kann vom Audiosignal getriggert werden und wahlweise die Filter oder den VCA steuern. Der Bereich kann zwischen Percussive, Smooth und Ultra-Slow umgestellt werden. Die Hüllkurve lässt sich auch in einen Loop-Modus setzen. Für jedes Filter ist ein CV-Eingang und zusätzlich ein globaler V/Oct-Eingang für die Modulation durch externe Quellen vorhanden.
Für alle drei Filter sind separate, übersteuerbare Cambridge Audio Eingangsstufen vorhanden, so dass man wahlweise ein Signal auf alle drei Filter schicken, drei Signale einzeln oder Stereosignal über zwei Filter bearbeiten kann. Über verschiedene Ausgänge auf Vorder- und Rückseite lassen sich die Signale in Mono oder Stereo abgreifen.
Die zuschaltbare Verzerrerstufe ist mit einer Transistorenschaltung aufgebaut.
Das Signal auf dem Summenbus kann nachträglich mit einem Kompressor/Expander, der von DBX bzw. SSL inspiriert ist, nochmals recht drastisch bearbeitet werden.
Beim ersten Hörtest auf der Superbooth erwies sich Vertice als erstaunlich vielseitig, doch ihre wirkliche Stärke liegt bei brachialen Klängen mit Verzerrung und unsteter Resonanz. Trotzdem bleibt der Klang sauber und lässt sich dank der dreifachen Filterung bei Bedarf leicht zähmen.
Für die Schaltung kann man bei der Bestellung auch aus zwei Optionen mit verschiedenen Vintage-Bauteilen wählen, die den ohnehin deftigen Klangcharakter noch ein bisschen weiter treiben.
E.S.L. Vertice ist nur im Direktvertrieb erhältlich, Vorbestellungen können bereits getätigt werden.
Hehehe, der Titel ist gut. Ein handgefertigter Nobel. und Salonextremist sozusagen. Müsste man mal hören, wie crank die Filter so tönen.
Ein bißchen zu saftig im Preis, aber bestimmt auch im Klang und dazu 60ties Laboroptik – wie viel besser kann’s denn noch werden? :)
Hab ich mir auch angehört: Echt massiver Klang. Schön roh und erdig.
Puuh, bei dem Preis würde ich mir so ein teil selber löten wenn ichs bräuchte. Sallen-key filter sind keine komolizierten schaltungen, genauso wie die anderen bis auf den preamp. Das frontplattendesign ist cool. Aber auch schaffbar. Ich zeichne mir die teile in inkscape un lasse sie mir auf eine alucompoundplatte drucken(Macht jede onlinedruckerei.) löcher bohren, potis rein, knöppe druff, gut ists. Banzai music hat alles was das herz begehrt.