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Green Box: Yamaha TX816, TX416, TX216, TF1 Synthesizer (1984)

Yamaha TX816 - King of FM

12. November 2022

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Der Yamaha TX816 im Einsatz

Der Yamaha TX816 – Europe „The Final Countdown“, Harold Faltermeyers „Top Gun“, der gesamte Jerry Goldsmith Soundtrack des Filmes Runaway, Queen, Michael Jackson, Chicago, Berlin, Mr. Mister, Richard Marx, Herbie Hancock, Chick Corea, Genesis, Alphaville, Ultravox, Elton John, Madonna, Toto, Tina Turner, Phil Collins, Tears For Fears, Depeche Mode, Whitney Houston, Alan Parsons Project, Rick Astley und die weiteren 70 Nummer-1-Hits von SAW/PWL, Level 42, REO Speedwagon, Luther Vandross, Steve Miller, Sting, Mariah Carey, Dire Straits, Kitaro, der japanische Fusion-Kult Casiopea – die Liste ließe sich schier endlos fortsetzen. Vielleicht wäre es leichter aufzuzählen, welche Stars der 80er und 90er ihn nicht irgendwann im Einsatz hatten. Der Yamaha TX816 aus dem Jahre 1984 genießt im heutigen Soul, R’n’B und Gospel immer noch hohes Ansehen, auch wenn die Geräte am Gebrauchtmarkt immer seltener werden.

Yamaha TX816 front view closeEinordnung des FM Synthesizer-Expanders

Der Yamaha TX816 war und ist von seinem ersten Erscheinen bis heute eines der eindrucksvollsten Soundmonster digitaler Klangerzeugungskunst. Als Bestandteil der Yamaha „X-Serie“ (QX-1 Sequencer, KX88 Masterkeyboard, CX5M „Computer“, DX Synthesizer) stellte der TX816 seinerzeit das potenteste Klangerzeugungs-Werkzeug für den anspruchsvollen Einsatz dar.

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Funfact: Der TX-186 war der einzig wirklich „modulare“ Digitalsynthesizer – wenngleich die Formulierung etwas trügerisch sein mag, da jedes Modul identisch aufgebaut war. In vielen Universitätskellern stehen TX816 Modelle aus den Zeiten, in denen John Chowning, der Urvater der FM-Synthese, noch regelmäßige Vortragsreisen in wissenschaftlichen Kreisen unternahm. Der Yamaha TX816 ist ein modularer Rahmen für bis zu acht TF1 Einschübe – jeder TF1 entspricht technisch gesehen einem DX7 aus der ersten Generation (16 Stimmen, 6 Operatoren, 32 FM-Algorithmen), jedoch ohne dessen Bedienelemente und Cartridge-Einschub. Dafür aber mit einem symmetrischem XLR-Audioausgang pro Modul und einem für alle acht Slots gemeinsamen und zugleich leider unterdimensioniertem Netzteil. Ein vollbestückter TX816 bringt stolze 10 kg auf die Waage!

Yamaha TF1 module

Unverständlicherweise verfügt der TX816 über keinerlei Performance-Mode, was bedeutet, dass jedes einzelne TF1 Modul separat mit Sounddaten versorgt sein will. Die bis zu acht einzelnen TF1 Module können auf unterschiedlichen MIDI-Kanälen empfangen oder auch auf einem gemeinsamen, was gigantische Stack-Sounds ermöglicht. Tatsächlich weist das Bedienhandbuch des TX816 explizit auf diese Möglichkeit des „Luxus-Chorus“ hin, nämlich denselben Sound in alle acht TF1 Module zu laden und leicht gegeneinander zu verstimmen.

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Yamaha selbst empfahl als ideale Hardware-Ergänzung für den TX816 das Rack-Mischpult MV802 und die digitalen Multieffektprozessoren SPX90 (1985) und Rev5 (1987). Dieses Gesamtpaket wurde kurze Zeit an Highend-User unter dem Marketingtitel TX1 (nicht zu verwechseln mit dem samplebasierten Pianomodul TX1P) angeboten. Es finden sich dazu aber kaum Informationen.

Gerade das Rack-Mischpult MV802 scheint mir die Audiowerte des TX-816 nicht adäquat abzubilden. Es verzichtet auf symmetrische Eingänge und ist (trotz guter Dynamikwerte und geringen Grundrauschens) leider hinsichtlich THD und Frequenzgang nicht wirklich das, was wir heutzutage „studiotauglich“ nennen würden. Interessant: Der MV802 hatte vor seinem symmetrischen Summenausgang einen zuschaltbaren VCA. Ursprünglich für manuelles Ducking bei Alleinunterhaltern gedacht, ließe sich damit mittels heutiger Eurorack-Helferlein ein effizienter Expander zur Rauschminimierung der 12 Bit DACs des TX816 realisieren (keine Angst, jeder dieser DACs verfügt ohnehin schon über einen eigenen Compander). In Sachen Hall und Modulationseffekten kann ich auch nur sagen, dass mir mein älterer Yamaha Rev1 (1983) deutlich besser am TX816 gefällt als ein Rev5, Rev7 oder SPX90. Der Symphonic Chorus des SPX90 hingegen ist und bleibt ein Klassiker, der von keinem anderen Yamaha Serienprodukt übertroffen wurde. Lediglich der MN3009 BBD-basierte Symphonic-Effekt im GS1/2 und der BBD YM 35100 im CE20/25 (hier leider nur mono) ist klanglich noch überzeugender.

Unterschiede zwischen TX816, TX416, TX216 und TF1

Yamaha TF1 FM Tone Generator Module

Die modulare Yamaha TX-Reihe konnte man in ihrem Erscheinungsjahr in diversen Ausbaustufen käuflich erwerben: Zumeist in Form eines TX216 – sozusagen ein doppelter DX7 MkI oder als Vollausbau mit acht TF1 Modulen und damit seinerzeit unglaulicher 128-stimmiger Polyphonie! Die Quellenlage hinsichtlich weiterer kommerziell vertriebener Produktausbaustufen variiert stark: Ein Yamaha-Katalog listet gar ein Modell TX116 auf – in der Praxis ist dies aber wohl kaum jemals aufgetaucht. Viele Nutzer berichten von der Existenz eines vierfachen TX416 und fünffachen TX516 – diese beiden „logischen“ Modelle findet sich jedoch in den originalen Yamaha Werbebrochuren nicht. Viele Händler hatten aber wohl einen „TX416“ im Portfolio. Das war vermutlich ein TX218 mit zwei weiteren regional ergänzten TF1.

Der TX816 gehörte wie der DX7, TX7, DX1 und DX5 genau genommen zu Yamahas zweiter Generation der klassischen 6-Operator-FM-Synthesizer. Seine direkten Vorfahren aus den Jahren 1981/82 waren die Schlachtschiffe GS1/GS2 (4 Operator-Paare und 16 Stimmen) und die besagte kompakte CE20/CE-25 Serie (2 Operator-Paare und 9 Stimmen). Erst die dritte Generation brachte dann 16 Bit Wandler, jedoch bei fester 16-stimmiger Polyphonie (ein Fakt, der von Fans des TX802 gern übersehen wird).

Empfohlene Panoramazuordnung

In einem zusätzlichen Teil der originalen Dokumentation ist ersichtlich, wie Yamaha das Stereo-Panning der maximalen (und selbstverständlich empfohlenen) Ausbaustufe mit acht TF-1 Module ursprünglich empfahl:

Module 1 – 100 % left
Module 2 – 100 % right
Module 3 – 50 % left
Module 4 – 50 % right
Module 5 – 25 % left
Module 6 – 25 % right
Module 7 – center
Module 8 – center

Yamaha TX816 side view

Editierbar waren die Sound-Parameter des Yamaha TX816 via MIDI-SysEx entweder über einen angeschlossenen DX7 oder über dedizierte Editor-Software von Drittherstellern wie MOTU Unisyn oder Emagic SoundDiver. Extrem selten waren hingegen die beiden Hardware-Programmer von Drittanbietern, mit denen man den TX816 vollständig editieren konnte: Der Beetle PR-7 war eine 19“ Rack-fähige Oberfläche aus Kalifornien, die dem DX7 Layout mit seinen unbeliebten Folientastern mit Data-Entry-Fader und dem typischen LC-Display nachempfunden war und sogar über einen ROM/RAM-Cartridge-Port verfügte.

Hardware-Editoren zum Yamaha TX816

Der deutsche Jellinghaus DX Programmer aus dem Jahr 1987 bot 148 Drehregler und Schalter. Nur 50 Exemplare wurden davon gebaut. Jellinghaus DX-Programmer

Seit etwa zwei Jahren ist der holländische DTronics DT-7 erhältlich – eine beeindruckende moderne Kopie des Jellinghaus mit einigen Detailverbesserungen, die ich jedem FM-Fan nur wärmstens ans Herz legen kann – eine Zierde meines Studios!

Dtronics DT7 Controller

Der Yamaha TX816 kann im Übrigen auch über die aktuelle VST-Freeware Dexed oder die veraltete, aber auf aktuellen Rechnern lauffähige Editor-Software Midiquest 12 Pro editiert werden.

Klangfutter

Patches finden sich wie Sand am Meer – das Problem ist oftmals eher, unbeabsichtigte Dopplungen zu umgehen, da etliche Patches in mehreren Bänken parallel vorkommen. Manche Patch-Bänke sind inzwischen Freeware, andere sind nach wie vor an Urheberrechte gebunden und werden teils noch neu verkauft. Eine fast komplette Freeware-Sammlung findet sich hier: http://bobbyblues.recup.ch/yamaha_dx7/dx7_patches.html

Eine qualitativ besonders herausragende Sammlung inkl. Librarian mit ausgefuchsten Such-, Bewertungs- und Sortierfunktionen mit Editor und sogar einer Online-Vorhörfunktion gibt es hier: https://dx7.vstforx.de/

Die interessantesten Patches sind für mich dabei diejenigen, die ihre FM-Quelle nicht primär erkennbar werden lassen. „Dr. Synth“ Manny Fernandez hatte für die Firma Sound Source Unlimited sogar mit großem Erfolg Patches kreiert, welche die Werksklänge des Roland D50 (!) emulierten. Sound Source Unlimited Disketten werden auf eBay und Reverb.com zu teils absurd hohen Liebhaberpreisen angeboten.

Meine Lieblings-Patches sind demnach LA-Synthese, PPG- und Synclavier-Ähnliches. Wer einen FM-Synth mit Cartridge-Slot sein Eigen nennt, ist mit den modernen „HCards“ von Hypersynth gut beraten, denn sie werden bereits mit einer großen und sehr gut sortierten Library ausgeliefert.

Mein besonderer Dank gilt hier auf AMAZONA.de unserem Community-Mitglied Sudad G, der mich auf die Fährte eines kaum bekannten Ansatzes aus den späten 80er-Jahren gesetzt hat: Eine Softwarefirma hatte anscheinend an einem unveröffentlichten Konzept gearbeitet, mit Computers Hilfe aus AIFF-Samples FM-Patches nach der Component Synthesis Idee zu generieren. Wer seiner Zeit dahinter steckte und ob das jemals sinnvoll lief, kann nicht beantwortet werden. Selbst die FM-Insider Manny Fernandez und „Failed Muso“ Rob Puricelli wußten hier nicht weiter, obwohl mir Manny auf meine direkte Nachfrage bestätigte, davon auch schon mal gehört zu haben.

Yamaha YM2128 FM-Chip

Yamaha YM2128 FM-Chip – der Kern eines DX7

Audioqualität

Yamaha TX816 Grundrauschen und 440 Hz Sinus Maximalplegel. Deutlich zu erkennen ist der Kompander des 12 Bit DA-Wandlers: Das Grundrauschen steigt mit an, sobald der Sinus ausgelöst wurde.

In diversen Forendebatten erörtern etliche Anwender die angebliche audiotechnische Überlegenheit der dritten Generation der Yamaha FM-Synthesizer, explizit des TX802, gegenüber dem TX816. Als langjähriger Anwender beider Geräte kann ich dies persönlich nicht nachvollziehen. Klar rauschen die 16 Bit DA-Wandler etwas weniger, jedoch ist Rauscharmut kein absoluter Garant für Klangqualität. Ich habe mir erlaubt, mal nach zu messen: Mein TX816 rauscht bei -65 dBm im „Leerlauf“, ein großer Teil davon geht auf das Konto einer einzelnen, unhörbaren HF-Störspitze bei 50 kHz, die auch die moderneren FM’ler zeigen.

Zugleich liegt der maximaler Ausgangspegel einer einzelnen Sinusschwingung des TX816 bei -4 dBm. Mein TX7 hat eine deutliche Brummstörung bei 50 Hz und zugleich einen niedrigeren Maximalpegel. Das niedrigste Grundrauschen zeigt tatsächlich der TX802, jedoch zugleich auch den leisesten Maximalpegel. Die Differenz aus Grundrauschen und Maximalpegel-Sinus liegt bei allen Kandidaten zwischen 60 und 65 dBm. Daraus lässt sich zwar keine gültige SNR ableiten, da man sich in der Praxis selten auf monophone Sinus-Sounds beschränken wird. Aber es zeigt, dass die Vorurteile gegen die frühen FM-Synths unberechtigt sind. Wer die klassischen FM-Sounds von Whitney Houstons „Greatest Love Of All“ oder Matt Biancos „Summer Song“ sucht, wird mit dem cleanen und leicht grell-tönenden DX7 MkII oder TX802 ohnehin nicht glücklich werden. Aus klangästhetischen Gesichtspunkten ist der Yamaha TX816 für mich die erstrebenswerteste Lösung auf der Suche nach dem archetypischen FM-Sound der 80er. Seine Klarheit, sein dynamischer Punch und seine Direktheit sind auch heute noch absolut beeindruckend. Der TX816 „müllt“ nie einen Mix zu, seine Ausgänge klingen immer aufgeräumt, professionell und souverän. Durch seinen lebendigen und extrem dynamisch spielbaren Grundsound weiß er auch an der Seite akustischer Instrumente zu gefallen, vgl. Steve Millers Song „Just A Little Bit“.

Rauschspektrum und Verzerrungsartefakte von TX816, TX7 und DX7II ähneln sich deutlich, hier wieder mit 440 Hz Sinus mit Maximalpegel eines einzelnen Operators

Obwohl MIDI-Timing nicht gerade die Stärke früher Digitalsynths war, erscheint mir mein TX816 kaum aus der Ruhe zu kommen – zumindest solange man ihn nicht während einer schnellen MIDI-Sequenz mit zusätzlichen SysEx-Daten bombardiert.

Der Yamaha TX816 lässt sich sehr gut mit externen Effekten verfeinern. Ein netter Chorus (Roland Dimension-D Hardware oder der erwähnte Yamaha SPX90) plus ein stilistisch passender Hall (z. B. Roland SRV-2000, Lexicon 200 oder Quantec QRS) werten die ausdrucksstarken Klänge des TX816 deutlich auf.

Yamaha TX816 Midi-Trio and PSU

Alternativen zum FM-Synthesizer TX816

Versuche, das Soundmonster in die virtuelle Gegenwart zu retten, gibt es wenige. Die Schweizer Anbieter Audiolounge-pro haben mit Rhodes Affair 3 Classic Blend einen klanglich sehr überzeugenden samplingbasierten Ansatz im Programm, der allerdings systemimmanent kaum editierbar ist und nur über wenige Grundklänge verfügt. Plogue haben mit ihrem Chipsynth OPS7 eine der bislang präzisesten virtuellen Implementationen der DX7-FM-Synthese in Plug-in-Form veröffentlicht.

Rhodes Affair 3 Classic Blend:

https://youtu.be/-kS-FLX-rmY

FM Plug-in Dexed:

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Plug-in Arturia DX7V:

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Plogue Chipsynth OPS7:

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Im klanglichen Direktvergleich mit dem Yamaha TX816 schlagen sich sowohl Dexed als auch Arturias DX7V oft ganz wacker. Dexed hat dabei leider etwas Probleme mit der Interpretation der Hüllkurvenzeiten und Verläufe – es klickt und schmatzt bei vielen klassischen DX-Patches, wo der TX816 bei Weitem kontrollierter und souveräner und gemächlicher tönt (vergleiche Klangbeispiel 05 vs. 01 oder auch 10 vs. 08). Auch scheint mein TX816 im Bassbereich ausgewogener und vor allem im Ausklang fetter zu tönen, während Dexed eher etwas zum Nasalen neigt.

Der Arturia DX7V klingt hingegen mit identischen Einstellungen immer weitaus dunkler und bedeckter als mein TX816 (vergleiche Klangbeispiel 06 vs. 01). Die Umschaltung der Velocity-Sensitivity im Arturia DX7V zwischen dem DX7-Mode (Velocity 1-100) und dem modernen Standard bringt eine kleine Verbesserung in der „modernen“ Stellung. Ein tolles Feature des Arturia DX7V ist hingegen die unkomplizierte Möglichkeit, in der unteren Menü-Leiste einen Unisono-Modus zu aktivieren (vergleiche Klangbeispiel 07 vs. 06). Diesen eben mal kurz auf vier Voices gestellt, rechts in Overview-Panel bei Unison-Detune 50 % angewählt und fertig ist der TX816 für Arme! Im Direktvergleich verliert der virtuelle Versuch hinsichtlich Charakterstärke freilich sofort – im Gegensatz zur Hardware tönt hier einfach so gar nichts nach „fertig produced“.Arturia DX7V screenshot

Die Aliazing-Emulation ist bei Arturia viel näher am Original als bei Dexed: Mein Yamaha TX816 ist weit von moderner Perfektion entfernt – aber das macht schließlich auch einen Teil seines Charmes aus. DX7V zirpt ähnlich offensiv, vielleicht sogar einen Tick zu prominent (vergleiche Klangbeispiel 12 bis 14). Ein weiteres Problem liegt bei Arturias Interpretation noch beim modellierten Grundrauschen: Dieses ist auf einen einzelnen DX7 der ersten Generation abgestimmt. Acht davon rauschen unnatürlich arg. Bei meinem TX816 erhöht sich der gleichmäßige und nahezu brummfreie Noisefloor nur minimal, je nachdem wie viele TF-1 Module man einsetzt.

Plogue Chipsynth OPS7 tönt wirklich sehr überzeugend, kann aber weder die cineastische Breite noch die Lebendigkeit des TX816 erreichen. Sein Höhenbereich wirkt zwar entspannt, aber leider auch recht statisch – und das unabhängig von den zahlreichen Optionen im Setup-Menü (vergleiche Klangbeispiel 20 vs. 15).Plogue Chipsynth OPS7 screenshot

Native Instruments FM8 ist zwar schon ein wenig in die Jahre gekommen, kann aber mit manchen Patches immer noch mit einem interessant dreidimensionalen und fast vokalem Grundklang punkten (vergleiche Klangbeispiel 19 vs. 15). Er neigt in den Höhen allerdings zu einer seltsamen Brüchigkeit, die im Klangbeispiel auch deutlich dokumentiert ist.Native Instruments FM8 screenshot

Auch andere digitale Hardware-Synthesizer nach der DX7 MkII Generation konnten in manchen Fällen auf mehr oder weniger komplexen Umwegen die alten Original-Sounds importieren. Leider ließen die klanglichen Ergebnisse oft zu wünschen übrig:

Yamaha SY77

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Kurzweil K2700

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Korg Kronos

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Korg OPsix

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Freilich eignen sich auch alle modernen Synthesizer mit FM-Möglichkeiten zu einem Vergleich: Kodamo Essence MkII, Yamaha Montage, ASM Hydrasynth, Clavia Nord Modular G2, Yamaha Reface DX; Elektron Digitone, Korg Volca FM, Waldorf Quantum und Iridium – die Liste ließe sich lange fortsetzen. Aber wie ein vintage FM-ler der ersten Generationen klingt keiner von diesen.

Bitte allerdings stets beachten: Wir hören alle Vergleiche auf YouTube immer mit Datenkompression – im wahren Leben liegen die Klangunterschiede im Tonstudio noch weitaus deutlicher auf der Hand. Erschwerend kommt hinzu, dass wir selten etwas über die verwendete umgebende Tontechnik erfahren: Einen Klangvergleich, der die letzten 0,5 % Unterschied hörbar machen soll, sollte man besser nicht auf einem Mittelklasse-Audiointerface durchführen. Meine Klangbeispiele habe ich mit einem älteren (2016) Lynx Aurora 16 Interface über meine RME AES32 Karte bei 48 kHz Samplingrate aufgezeichnet, der TX816 war dabei symmetrisch mit acht einzelnen Eingängen des Lynx-Wandlers verbunden.

Yamaha TX7

Eine Hardware-Alternative für Geduldige besteht in einem gebrauchten Yamaha TX7, quasi die Budget-Version eines einzelnen TF-1 Moduls. Wenn man diesen einfach fünf- bis achtmal nacheinander leicht verstimmt aufnimmt, erhält man auch ziemlich exakt den TX816 Sound. Allerdings brummte mein TX7 im Direktvergleich deutlich mehr als mein TX816 und der TX816 erschien mir in den Höhen eine Spur unangestrengter und offener. Der TX7 wirkt klanglich dafür einen Hauch wärmer und näher (vergleiche Klangbeispiel 04 vs. 01). Schaltungstechnisch ähneln sich die beiden stark, jedoch gibt es auch Unterschiede, wie hier in der Ausgangsstufe erkennbar:

Yamaha TX816 vs TX7 output stage

Ein DX7II oder TX802 erscheint mir hingegen kein valider Vergleichspartner, zu unterschiedlich klingen doch die höher auflösenden Wandler der zweiten Generation und zeigen damit mehr Parallelen zu Native Instruments FM8 (vergleiche Klangbeispiel Nr. 16 und 19).

Yamaha TX802

Aber wie steht es mit Einzelklängen, die nur ein TF-1 Modul nutzen? Auch dies habe ich untersucht. Erwartungsgemäß fallen hier die Klangunterschiede kleiner aus. Dexed clickt wieder auffällig hell am Tonansatz, Arturia trifft die Note ganz gut mit leichtem Hang zur Dunkelfärbung. TX7 Hardware und TX816 tönen sehr ähnlich, TX7 wirkt dynamisch sprunghafter, TX816 ist wieder gleichmäßiger und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Witziges Detail: Wenn man sich auf das Clicken des Hüllkurvenstarts konzentriert, so hört man deutlich, wie die Hardware-Geräte recht „lebendig“ agieren – es klingt fast, als würde ein Bassist beim Zupfen den Pickup streifen. Arturia und Dexed knacken dagegen konstant grell, eher wie ein technischer Schnittfehler (vergleiche Klangbeispiel 08 bis 11).

Yamaha YM2129 EGs

Der Yamaha YM2129 stellt die recht spezifischen Hüllkurven für die Operatoren zur Verfügung.

FM bis der Arzt kommt

In meinem vollbestückten Yamaha TX816 werkeln acht TF-1 Module tapfer vor sich hin. Der Zahn der Zeit ging auch an ihnen nicht vorüber: Oft fallen bei mir eines, zwei oder drei davon aus. Alle Kondensatoren sollten dringend getauscht werden und das akustisch im Gehäuse vor sich hin pfeifende Schaltnetzteil verträgt auch dringend ein Upgrade. Die problematische Bedienung am Gerät ohne Performance-Memories tut ihr Übriges, um dem Anwender oft den Spaß zu vermiesen. Wäre da nicht dieser umwerfende Klang. Viele moderne User belächeln heute vielleicht die veraltete Technik mit ihren 12 Bit Wandlern. Aber 12 Bit ist nicht gleich 12 Bit. Yamaha hat einiges an Schaltungstricks angewendet, um eine wirklich beachtliche Gesamtdynamik zu zaubern. Und die interne Samplingrate liegt bei außergewöhnlichen 50 kHz! Die Sinusschwingungen für die FM-Synthese sind in dieser frühen Generation noch in sehr großzügig dimensionierten Tabellen gespeichert – kein Vergleich zu späteren günstigeren FM-Implementationen. Der größte Charme des TX816 besteht aber in seiner Multitimbralität. Und damit meine ich nicht, acht verschiedene Sounds auf acht verschiedenen MIDI-Kanälen abzufeuern, um das ultimative Mockup eines Frühachtziger-Gaming-Soundtracks ins heimische Bedroomstudio zu ballern. Alle acht auf denselben Kanal gestellt, leicht unterschiedlich gestimmt und dann mit gleichen Patches beladen – das nenne ich mal nen Choruseffekt! Oder auch die höheren Weihen der Component-Synthesis, also wenn man die einzelnen Bestandteile eines Klanges großzügig auf mehrere Patches verteilt. Das klingt dann plötzlich recht modern und vor allem extrem ausdrucksstark. Die Stärken der FM-Synthese in Potenz.

Yamaha TX816 rear

Meine Erfahrung zeigt, dass ein einzelner DX7 oft etwas dünn und cheesy klingen kann. Das wurde schon beim DX7II besser, als man zwei Patches simultan spielen konnte (dann aber bei halber Gesamtstimmenzahl). Diese Idee ist schon sehr alt – Rolands Jupiter-8 und MKS-80, aber auch der JX-10 respektive MKS-70 machten hiervon eindrucksvoll Gebrauch. Spätere Synths wie Roland D-50 bis hin zu moderneren wie dem JV-2080 boten dann bis zu vier diskrete „Tones“ (in der Roland Sprache), die gemeinsam ein Patch bilden. Mit dem TX816 waren bis zu acht Komponenten möglich und das ohne Einschränkungen der Polyphonie! Einige User nutzten ja aus Kostengründen nur den mit zwei TF-1 Modulen bestückten TX216. Das war dann klanglich so etwas wie ein direkter Vorläufer des DX7II (wenngleich ohne Fractional-Scaling und Performance-Memories). Ich finde meinen persönlichen klanglichen Sweetspot meist bei Einsatz von vier oder fünf leicht verstimmten und im Stereofeld gespreizten TF-1 Modulen. Wer also versuchen möchte, wie in meinen Klangbeispielen, typische TX816 Sounds virtuell am Rechner zu emulieren, braucht vermutlich gar nicht acht Instanzen seiner Lieblings-FM-Schleuder (vergleiche Klangbeispiel 03 vs. 02).Yamaha TF1 electrolytic capacitors and relay

Ausblick

An einem Yamaha TX816 kann man sicherlich noch einiges verbessern. Einerseits an der Hardware, wie z. B. das bereits genannte überfällige Upgrade des Netzteils oder der Tausch der Speicherbatterien und Elkos im Signalweg. Aber auch an der Grenze zwischen Hard- und Software – hier findet sich eine pfiffige Anleitung, um sich nicht jedes Mal die Finger auf der Frontplatte des TX816 wund zu tippen, wenn man allen acht Modulen unterschiedliche Sysex-Daten schicken möchte:

http://m.bareille.free.fr/synlibdxtx/midiswtx/midiswtx.html

Ein weiteres enorm großes Feld künftiger Chancen ergibt sich aus möglicher Drittanbieter-Software, die sich aus Erkenntnissen der künstlichen Intelligenz (KI) Forschung ergeben könnte. Frequenzmodulation ist und bleibt eine sehr potente Syntheseform, die noch lange nicht vollständig erforscht sein wird. Und das, obwohl ihre Erfinder seinerzeit schon sehr weit und abstrakt gedacht hatten, wie in Chownings epochalem und oft nicht leicht verständlichem Meisterwerk „FM Theory and Applications“ auf über 190 gedruckten Seiten ersichtlich wird (Link siehe unten).

Component-Modeling ist dabei nur eine von vielen und gar nicht mal so neuen Ideen, mit dem sich manche vermeintlichen Korsette der FM-Synthese leicht überwinden lassen. Andere spannende Forschungsfelder wären auch die klassische Resynthese oder die KI-gestützte Library-Optimierung (Links siehe unten).

Wer jetzt immer noch nicht genug hat, sei einfach auf die zahlreichen und herausragenden Arbeiten von „Power DX7“, „12OP“ und Dr. Manny Fernandez verwiesen. Das Internet ist voll von Artikeln und Video-Kollektionen dieser renommierten Demi-Götter der zeitgenössischen FM-Synthese und ein kurzer Click auf meine zahlreichen Hyperlinks in diesem Artikel offenbart viele Stunden lehrreicher Unterhaltung.

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Fazit

Für mich gibt es klanglich zum TX816 trotz seiner extrem umständlichen bis hin zu unmöglichen Bedienung keine echte Alternative. Ein TX816 (mit Programmer) für FM-Synthese, ein Waldorf Microwave 1 Rev A mit Programmer für Wavetables, ein Minimoog für Bässe und Leads und ein analoger Polyphoner – schon kann man alle klassischen Synthesizersounds der vergangenen 50 Jahre umsetzen. Der TX816 ist und bleibt einer der ganz großen klassischen Synthesizer und sollte in einem Atemzug mit den Titanen Yamaha DX1 und GS1 genannt werden. Er gehört für mich definitiv in eine Riege mit denjenigen Klangerzeugern, deren volles Potenzial immer noch nicht ausgeschöpft erscheinen mag, was immer wieder deutlich wird, sobald man überraschend PPG- oder D-50 ähnliche Klänge aus ihm hört. Es bleibt abzuwarten, ob moderne KIs die enorme FM-Power des TX816 effektiver entfesseln könnten – ähnlich wie es zu hoffen bleibt bei anderen Power-Synths mit beschränkten User-Interface à la DK Synergy, NED Synclavier, Kawai K5 oder Kurzweil K150.

Plus

  • einzigartiger Klangcharakter, bekannt aus zahllosen Hits
  • symmetrische Audioeinzelausgänge
  • beeindruckende Polyphonie
  • robuste Verarbeitung

Minus

  • keine Performance-Memories
  • umständlicher SysEx-Transfer in die einzelnen Module
  • Netzteil anfällig
  • schwer

Preis

  • stark schwankend
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    „der TX816 war dabei symmetrisch mit acht einzelnen Eingängen des Lynx-Wandlers verbunden.“ 👍
    Ich nehme gerne Klangbeispiele auf und packe interessante Schnipsel in den Sample-Ordner. Ist das eigentlich ok bei Amazona oder werden Rechte berührt? Einen Welthit werde ich natürlich nie basteln aber nur so als Info. 😁 Schade daß der OPS7 nur einmal vorkommt, soll ja wirklich gut sein. Und der Arturia? Deren Sammlung wird zu unrecht von einigen gemieden. Danke für den Artikel lieber Toni! Möge die Symmetrie ewig mit dir sein. 😄😉

    • Profilbild
      t-hiho RED

      Vielen Dank für die netten Worte. Jaja, ein weiterer symmetrischer Synth! :-)
      Das mit den Rechten bei Uploads bitte gegebenenfalls mit Tyrell klären. Die einfachste und „demokratischste“ Lösung ist meist Youtube, da es dann auch international offen zur Verfügung steht und das Rechte-Management ausgelagert ist.
      OPS7 habe ich erst ganz am Ende meines Artikels privat aus eigener Tasche gekauft, um wenigstens etwas davon zu demonstrieren. Ich denke man hört die klanglichen Eigenheiten in den Hörbeispielen gut. OPS7 hat so eine Tiefmitten-Direktheit, die echt toll sein kann. Die selbstverständliche Luftigkeit im Air-Band des TX816 höre ich jedoch nicht so eindeutig beim OPS7. Aber das mag auch Geschmackssache sein, sprich, nach welcher Art von Glanz man Ausschau hält… OPS7 ist in jedem Fall ein tolles Produkt und ich bin froh, es zu haben. Der Arturia DX7V ist auch toll, für mich gibt es aber ein paar zu viele ungelöste Fragezeichen beim Import alter Presets. Auch im unnötig komplizierten Preset-Verwaltungs-Procedere.

  2. Profilbild
    Sudad G

    Sehr schöner und ausführlicher Artikel!
    Ja, der TX-816 gilt immer noch als das Soundmonster der 80s.
    Damals waren solche Klangerzeuger wie TX-816 oder TX802 teilweise eine echte Alternative zum Sampling, da sie in Sachen Polyphonie und Dynamikumfang den meisten preiswerten Samplern überlegen waren. Wenn man sich den TX-816 mit 8 Modulen vorstellt, von denen 4 Module für die Attack-Phase zuständig sind und 4 für die Sustain-Phase, kann man bei geschickter Programmierung sehr gut Natursounds imitieren.

    • Profilbild
      t-hiho RED

      @Sudad G Genau, die Dynamik und Schnelligkeit ist das was mich auch heute noch am meisten fasziniert an den alten FM’lern. Ein EMU Emulator II, Emax, Yamaha TX16W oder Roland S50 und ein TX816, das war schon echt ne vielseitige Kombi damals! Ich finde es sehr spannend, dass heutige FM Softwareimplementationen meist auf die simultane Nutzung genau EINES klassischen DX-Algorithmus abzielen. Die Idee des TX816, mehrere unabhängige Module für verschiedene Klangbestandteile zu nutzen, greift bestenfalls der OPS7 auf (Dual-Mode wie beim DX7II). Nicht nur Natursounds profitieren von dem Ansatz. Ich mache grade das Sounddesign für eine Goethe Faust Inszenierung und bastle mir extrem dynamisch spielbare Patches auf meinem Nord A1. Der hat leider nur sehr rudimentäre FM-Möglichkeiten, aber man kann vier Patches mit unabhängigen Effekten und Velocity-Modulatorzielen zugleich spielen. Daher gleicher Ansatz: Zwei Patches machen die Sustain-Phase, einer den Attack, eines den Key-Off. Klingt ziemlich beeindruckend und irgendwie so gar nicht typisch nach A1! Auf dem TX816 würde das Ganze weit mehr Spaß machen, aber der ist mir zu schwer für den modernen Tour-Betrieb… Laptop (mit OPS7) scheidet für mich live leider aus, nach vielen unangenehmen On-Stage-Überraschungen der letzten 20 Jahre…

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    So dürften gern alle Synthesizer klingen: Mächtig, lebendig, organisch, so unglaublich druckvoll, amtlich, the real thing. Plugins oder moderne FM synths können da nicht mithalten.
    Das Musikmachen damit ist – für mich – aber leider so unspontan, dass ich meinen TX816 weggegeben habe. Andere könnten damit sehr glücklich werden, das Teil ist einfach nochmal eine andere Hausnummer als ein DX7.

  4. Profilbild
    bluebell AHU

    WIeder ein „echter Toni“, d.h. ein ausführlicher und fesselnder Artikel, dem man Tonis Herzblut und Erfahrung anmerkt.

  5. Profilbild
    toneup RED

    Hatte einen mit 2 Modulen von einem Kollegen leihweise bekommen, da defekt. Nach Tausch der Speicherbatterien und Reinigung der Kontakte hat er mir lange viel Freude bereitet. Der Druck des Klanges war sensationell. Mit „nur“ zwei Modulen waren die Möglichkeiten bezüglich Stereo Spread und detuning natürlich nicht so umfangreich. Habe ihn dann dennoch zurückgegeben, weil die Programmierung über meinen DX-5, den ich damals auch noch hatte, zwar funktioniert hat, aber eben nur über die Bedienoberfläche des DX-5. Midi Quest habe ich nie probiert, das wäre eine gute Alternative gewesen. Zu spät. Werden nur noch selten angeboten, und wenn zu exorbitanten Preisen.

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      t-hiho RED

      @toneup Ich sags ungern, aber Midi Quest ist für mich eh keine echte Alternative, obwohl ichs aus eigener Tasche gekauft hab. Zu viele Bugs und unpraktische Eigenheiten. Beispiel: Midi Quest 12 Pro schnappt sich auf meinem PC (Win 10) die Midi Ports meines TX816 exklusiv, d.h. mein Cubase Pro 12 kann den TX nicht mehr sehen, solange Midi Quest offen ist. Vollkommen nutzlos dadurch Aber Midi Quest hat ne tolle und große PD Library mit DX Patches.

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        AMAZONA Archiv

        @t-hiho Bist du sicher, daß es an Midi Quest liegt, und nicht an deinem Midi Interface?
        Welches benutzt du, und hat es auch Multiclient Treiber?

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          t-hiho RED

          Ich nutze ein altes Steinberg Midex 8 unter Win 10 mit 64bit Treiber Version 1.9.64.4 von 2011. Laut Steinberg Midex 8 Manual ist es theoretisch Multiclient-fähig – ob es das auch unter Win 10 noch ist, bleibt fraglich. Ich kauf mir auch gern ein neues USB-Interface, sobald mir jemand eines empfehlen kann, das min. 8 Outs und 8 Ins hat und auf allen 8 Outs Noten zeitgleich (!) ausgeben kann. Mein (zugegebenermaßen altes) Motu am Mac hat diesbezüglich kläglich versagt – da musste man immer höllisch aufpassen, dass man nicht versehentlich Hihat und Bass aus Port 1 an den JV2080 sendet, während Bassdrum und Snare aus Port 2 an den Emu E64 gingen. Unbeabsichtigtes „Humanizing“ sag ich da nur…

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            TobyB RED

            @t-hiho Du brauchst unter Windows ein MIDI Loopback, https://bit.ly/3WZ8Z6s
            Windows kann das so nicht. Das ändert nix an der schlampigen Programmierung von MIDI Quest. Beseitigt aber viele Stolpersteine in Windows. Bezüglich Interface, ich hab das Mio XL als zentrale Anlaufstelle. Die Konfiguration geht mit Auracle fix von der Hand. Ich fahr das hier via RTP MIDI und zwei zusätzlichen Blokas MIDI Hubs. Da ich hier drei Macs habe die alle im Takt mitarbeiten sollen.

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            AMAZONA Archiv

            @t-hiho Dieses Problem wird normalerweise mit virtuellen Midi-Ports (LoopBe/loopMIDI) und evtl. Routings (MidiOX) beseitigt. Da gibt es im Netz etliche Anleitungen. Zuletzt musste ich für die DSP56300-Emulation des Access Virus sowas machen, weil der Emulator als eigenständiges Programm lief und über einen Midi-Editor (Mystery Islands) angesteuert werden musste. Mittlerweile gibt es aber den OSIRUS wo alles all in one ist.
            Davor habe ich in Echtzeit meinen ehemaligen Yamaha DX11 mit o.g. Konfig und UniSynth-Editor angesteuert. Es geht also, ist aber nur zum frickeln geeignet, weil je nach Auslastung und System es wonky werden kann. Der DX11 war sehr gutmütig, könnte also auch für andere Yamaha-FMs gelten. Zum Midi-Interface: Wer irgendwo noch ein Midibox GM5x5x5 bekommen sollte, zuschlagen! Ist zwar „nur“ 5 In/Out aber eins der ganz wenigen interfaces, bei denen man seine Spuren im <1ms-Bereich anpassen kann. Die können auch mal teurer werden, wenn fertig zusammengebaut bei Ebay gekauft. DIY-Kits sind mittlerweile auch selten. Ansonsten geht fast jedes altes ESI 8x8 mit Ploytec-Chipsatz, wobei ich nicht wirklich akuell informiert bin. Hier läuft W11 mit GM5x5x5 und einem alten ESI 4x4 ohne Probleme. Die Serie von iConnectivity kommt meinen Infos nach nicht an die Leistung der o.g. heran. Viele sind aber damit zufrieden oder kennen es einfach nicht besser. Das Motu solltest du sofort entfernen. :) @TobyB: Moin!

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              TobyB RED

              Mahlzeit Kaziomoto, ich hab mit Windows wenig Erfahrung mit MIDI, Plattform der Wahl ist für mich MacOS und da macht sich das iconnectivity MIO XL sehr gut. Ich führe der Fairness halber an, das ich MacBookAir M1 und MacStudio M1Max nutze als Produktivsysteme nutze. Das funktioniert für mich sehr gut. Windows dient hier nur zum Konvertieren von Audio. Ich glaub Toni wird sich schon das richtige MIDI Interface aussuchen :-) MIDIOX ist auch eine sehr gute Software.

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    Tai AHU

    Ja, die Power der 48 Oszillatoren. Ich hatte ihn zwei mal. Mit 3 und mit 5 Modulen. Als FM Fan seit 40 Jahren finde ich ihn natürlich ähnlich wichtig in der Linie der ganz grossen Synths. Die Schnelligkeit der Tonerzeugung aller FM Synths der ersten Generation DX macht viel ihrer Pluspunkte aus.
    In der Synthese interessiert mich das x-fach Stacking weniger als die Synthesemöglich mit Teilklängen zu arbeiten und damit einen Gesamtklang zu erzeugen. Das geht bereits mit einer Einheit (3 Träger mit jeweils einem Modulator), Faktor 8 bringt da noch einige Optionen zusätzlich. Ich denke, das ist die Syntheseform, die du als Component Synthesis bezeichnest.
    MV802 war durchschnittlich oder etwas darunter, ganz deiner Meinung. Ein SPX 90 würde ich heute auch nicht mehr als Effektprozessor einsetzen, hier fährt noch einer rum. Und TX816…. geschenkt ja, günstig vielleicht. Er ist groß, umständlich, stromfressend, obwohl ich ihn auch für einen ganz Großen halte.

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      t-hiho RED

      @Tai Ja, das mit der Component Synthesis ist vielleicht kein echter fest definierter Begriff, aber Manny Fernandez und Yamaha nennen das auch so, daher meine Verwendung…
      SPX90 würd ich schon noch nehmen, allerdings nur wegen des Symphonic Ensemble Effektes. Den macht es echt gut. Wenn Du Deinen SPX verschenken willst, ich nehm ihn gern! Auch im Tausch gegen ein paar original Nürnberger Lebkuchen! :-)

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    Camel

    Vielen lieben Dank über diesen ausführlichen Artikel über einen „Dream Synthesizer“ meinerseits!
    Jetzt werden Erinnerungen wieder wach! :-)
    Es war für mich „die“ unbezahlbare Dream-Machine Mitte der 80’er, keine Frage!

    Kann mich gut an eine Instrumenten-Messe Mitte der 80’er in Düsseldorf erinnern…
    Keine Ahnung, wer diese Messe damals organisiert hatte, aber zentral in der Halle war der Yamaha Stand mit Dave Bristow und hatte den TX816 live vorgestellt. Es war der Hammer! Unvergesslich!

    Ein Bekannter von mir hatte das TX816 später auch, zusätzlich mit dem Yamaha DMP7 Digital Mischpult (SPX90?) erweitert. Als Masterkeyboard das Yamaha KX88.

    Wow, Presetwechsel 1-32 über das KX88 und zack:
    TX816 schaltete 8x auf die Presets, das Mischpult auf die voreingestellten Vol- und Pan-Werte etc. Das KX88 auf die vorprogrammierten SplitZones etc.
    Die Sounds waren einfach nur ein Traum der FM Synthese!
    Zur damaligen Zeit einfach genial!
    Über die damals mögliche MIDI Ansteuerung, lächelt man heutzutage.
    Bin ich froh, das ich meinen 1984 gekauften DX7 immer noch habe!

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    TobyB RED

    Sauber Toni! Ich sehe den TX816 auch in einer Reihe mit den DX, GS Klassikern. bewegt man sich mal abseits von den eingetretenen Wegen und offensichtlichen Sounds, wie DX Bässe, DX Rhodes etc. kann man viel entdecken. Und in Verbindung mit dem SPX90 und Symphonic geht die Sonne auf. Nehme ich auch immer gerne. ;)

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    Dirk Matten RED

    Ralf Hütter von der Düsseldorfer Musikgruppe Kraftwerk kaufte bei mir ein TX818 zum Sonderpreis, das wurde dann beim Album Electric Cafe eingesetzt.

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    Nik Elektrik

    Toller Artikel. Merke gerade, ich muss dringend meinen DX7 II mit Grey Matter Response E! reaktivieren. Da gab es auch wunderbares Layering und 8-Fach-Multimode. Ach ja, neue HyperCard wollte ich auch noch bestellen. 😎

  11. Profilbild
    Retrosteel

    Hallo liebe Leute,

    Ich möchte als Alternative gerne „microdexed“ und „minidexed“ in den Ring werfen. Das sind „Dexed“ (im Artikel erwähnt) ports für einmal teensy Plattform und der andere für Raspberry pi, mit verschiedenen Ansätzen und unterschiedlichem Funktionsumfang. Einfach mal googlen.

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      Camel

      @Retrosteel Hi Retrosteel, vielen lieben Dank für den Tipp!
      Bzgl. microdexed liest und hört sich das ja mega interessant an! 👍
      Joh, sobald die RaspBerry Boards wieder lieferbar sind, werde ich mir mal einen gönnen! :-)
      Wollte schon immer mal nen TX816 haben wollen. 😁

  12. Profilbild
    Organist007 AHU

    Yamaha TF 1 4 Module Rack 1.250,00

    im Musikhaus flash in Wien

    Ich wohne in Wien und es juckt mich sehr, glaube aber, die Bedienung ist mir doch zu heavy.

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    ach herrjemine

    Danke für den sehr informativen Bericht über den wunderbaren TX816!
    Ich finde übrigens die Gebrauchtmarktpreise immer noch halbwegs ok, wenn man sich die Materialschlacht mal vergegenwärtigt.
    128 Stimmen Hardware-FM mit 8 symmetrischen Ausgängen ist schon was.

    Meiner Erinnerung nach klingt schon ein einziger TF-1 besser (mehr Druck) als der Output des alten DX-7 und hat dabei, wie im Artikel beschrieben, im Gegensatz zum DX7 II trotzdem den 8 bit Charme.

    Gibt es eigentlich einen aktuellen Editor mit speziellem Modul für den TX816 (also nicht einfach ein DX7 Modul). Beim emagic Sounddiver konnte man alle 8 TF-1 übersichtlich in einem Parameterlayout editieren ohne das Editorfenster oder den Midikanal wechseln zu müssen. Falls Jemand da einen Tipp hätte wäre ich dankbar…

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      satchy

      @ach herrjemine „Gibt es eigentlich einen aktuellen Editor mit speziellem Modul für den TX816 (also nicht einfach ein DX7 Modul).“

      Versuch mal den XY Manager von FM-Alive. Der kann nicht nur „TX-816“! Es gibt eine 30-Tage free trial Version, welche vor dem Kauf uneingeschränkt ausprobiert werden kann. Die Trial Version kann nach einem evtl. Kauf auch frei- geschalten werden. Also, „keine Katze im Sack-Kauf“
      Kann ich nur Empfehlen, hab den selber auf dem Rechner.

      Hier mal den Link: https://www.fm-alive.com

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        ach herrjemine

        @satchy Danke Dir für den Tipp!
        Sieht auf den ersten Blick schonmal gut aus. Werde mir das mal näher ansehen.👍

  14. Profilbild
    Bluesman

    Bezüglich unterdimensioniertem Netzteil.
    Gibt es eigentlich irgendwo eine belastbare Quelle, was wirklich der maximale Last der einzelnen Spannungen im TX816 oder den einzelnen TF-1 Modulen angeht. Weder im Service Manual, noch in anderen Manuals von Yamaha habe ich einen konkreten Hinweis dazu gefunden.
    Die +-15V können max. 1A sein, da die 7815 und 7915 nicht mehr können, ist halt die Frage was der Trafo kann. Die Frage ist halt, was die 5V liefern müssen, da kann man aus dem Schaltplan nicht wirklich viel rauslesen kann, da wenig über die relevanten Bauteile zu finden ist um das mal durchzurechnen.
    Auch der Link zu Synclav hilft nicht wirklich weiter. Da wird zwar gesagt +15V wird schon im idle zu 80% und -15V zu 96% ausgelastet, aber woher kommen dort die Daten, mit denen man bewerten kann was 100% ist, wenn es nirgendwo spezifiziert ist?
    Das HBB1515A Netzteil, das die selbst einkaufen kann +15V 1,5A und -15V 1,5A, das scheint ja gut zu funktionieren. Aber was ist mit den 5V. Synclav gibt leider keinerlei Auskunft was ihr Umbausatz wirklich kann.
    Mein Netzteil läuft Gott sei dank noch rund und pfeift nicht, ist halt die Frage durch was ich das irgendwann mal ersetzen kann, wenn es erwartungsgemäß so weit ist.
    Ist halt die Frage übrig, wie üppig muss man die 5V ausstatten…

  15. Profilbild
    Uli23

    Vielen Dank für diesen tollen Beitrag, der mit viel Herzblut und Fachwissen geschrieben ist! Ich bin noch glücklicher Besitzer eines TX7 und eines TX802, zweier kleiner Geschwister des TX816. Auch nutze ich gerne Dexed, welches ich für eine gelungene und noch dazu kostenlose Emulation des DX7 halte. Dexed fällt klanglich zwar leicht ab, da es nicht soviel Druck aufweist wie die Originale, aber man kann über MainStage Klänge in ähnlicher Weise schichten wie es mit dem TX816 möglich ist. Das Urteil über den TX802 fällt mir persönlich etwas zu hart aus. Sicher ist er als DX7IIer cleaner und weniger digital schmutzig als der Vorgänger. Was ihn aber zu einem tollen Instrument macht, welches ausgesprochen lebendig und fast analog klingen kann, ist der Performance Modus. Hier kann man die 8 zweistimmigen Module dem gleichen Klang alternierend zuweisen, jedes der Module leicht verstimmen und den Ausgängen 1 oder2 bzw. 1 und 2 zuordnen. Der Klang ist dadurch weiterhin16stimmig spielbar, wird aber schwebend und lebendig. Vor allem bei Rhodes und Flächenklängen macht das den Choruseffekt überflüssig. Man kann das alternierende Zuweisen auch mit 2 Klängen oder mehr machen, dann reduziert sich entsprechend die Stimmenzahl. Der TX802 ist darüber hinaus ein Leichtgewicht im 19Zoll Format. Daher hatte ich ihn live gerne und über viele Jahre im Einsatz, zusammen mit Rolands MKS20 Pianomodul.

    • Profilbild
      t-hiho RED

      @Uli23 Danke für die netten Worte! Den TX802 schätze ich persönlich sehr, daher habe ich meinen auch stets behalten und nicht verkauft. Auch mich hat er – witzigerweise auch direkt neben meinem MKS20 – oft live begleitet. Eine Killer-Kombi, die genau deshalb auch viele große Popstars Ende der 80er live im Rack hatten! Daher schrieb ich ja auch nur, dass der TX802 insgesamt weniger Stimmen als ein vollausgebauter TX816 hat. Und eben andere Wandler, die sogar nachweislich weniger rauschen. Eine tolle Kiste, wenngleich sie eben nicht den ganz klassischen Old-Fashioned-FM Sound liefern kann. Der TX7 hingegen kann dies mit Leichtigkeit. Und meinen DX7II Centennial geb ich trotzdem sicher nie wieder her. 12-Bit vs. 16-Bit hin oder her – der ist eines meiner liebsten Keyboards. Selbst unsere 2-jährige Tochter liebt ihn. 😍

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