Guitar Summit Reportage zu Pedals
Die Guitar Summit 2019 hat in Sachen Pedale eine ordentliche, große Riege eingeladen aus der ganzen Welt. Viele Hersteller aus dem Ausland können natürlich nicht persönlich erscheinen – entsprechend sind viele Vertriebe und Händler vor Ort und stellen die Pedale der Hersteller vor. Ein paar Highlights von persönlich anwesenden, europäischen Herstellern gab es trotzdem – und eine spiel- und austauschfreudige Atmosphäre. Das ist prinzipiell auffällig: Die kollegiale, offene und bisweilen auch herzliche Stimmung. Von Konkurrenzdruck ist hier zumindest auf der Oberfläche wenig zu spüren – es herrscht gegenseitiger Respekt, man besucht gegenseitig die Stände und tummelt sich wo man kann.
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – Darkglass Electronics
Darkglass Electronics haben sich eine feine Pedal-Reihe aufgebaut, die sich vor allem unter Bassisten einer großen Beliebtheit erfreut. Doch die Jungs aus dem beschaulichen Finnland haben hier vor allem zwei Aushängeschilder, die präsentiert werden wollen: Das Microtubes 900 V2, den Nachfolger ihres ersten Bass-Tops, der mit 900 Watt Power mit digitaler Speaker-Simulation daherkam und inzwischen eine kleine, aber feine Anhängerschaft genießt.
Ebenso dabei: Das Alpha Omega 900, ebenfalls ein überaus elegantes Bass-Top mit 900 Watt und ähnlichen Features wie der Microtube. MIDI, USB, FX-Loop sowie ein schönes Artwork auf dem Top inklusive.
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – Boss
Boss sind zweifelsohne die Firma der Stunde – sehnsüchtig warten die ersten bereits auf die Auslieferung des Synth-1 und auch wir freuen uns darauf, den kleinen, wegweisenden Synthesizer-Treter genauer unter die Lupe zu nehmen. Darüber hinaus haben wir uns bereits das Boss DD-200 Delay sowie den Equalizer 200 der Firma in aller Ruhe angesehen – überzeugende Pedale, mit einer der größten Stärken der Boss in Vollendung: Das Preis-Leistungsverhältnis.
Doch Boss können und tun mehr. In unserer Verstärker-Reportage gehen wie auf die Eindrücke vor Ort durch die Boss Katana-Reihe ein, aber neben dem Synth-1 ist eine der weiteren, herausragenden Neuerungen der Firma zweifelsohne die Überarbeitung der alten Digital Delay-Reihe.
„Millions of them have been sold„, sagte Cliff zu mir, der den Boss Booth betreut und meinte damit das Boss DD3, das eins der ersten Compact Delay Pedale überhaupt darstellt, das nun in überarbeiteter Version mit einem einfachen, aber entscheidenden Feature daherkommt: Tap-Tempo. Auch das kompakte DD8 kommt mit seinen Neuerungen auf nun insgesamt zwölf Delay-Modi sowie einem Looper, der bis zu 40 Sekunden Aufnahmezeit aufweist. Wie bereits also erwähnt: Best Buck for the Buy, wie gewohnt bei Boss. Insgesamt hat Boss vielen anderen Firmen voraus, dass sie ihr Gespür für das Preis-Leistungs-Verhältnis gekonnt auf den Zeitgeist anwendet. Es ist jedenfalls verdammt viel los im Booth der Firma und die allgemeine Neugier auf die kommenden Jahre spürbar vorhanden.
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – Zoom
Zoom sind eine der preiswertesten, am einfachsten zugänglichen und verlässlichsten Kompaktlösungen für Gitarristen und Basser. Wir hab uns zuletzt das Zoom G1X Four ausführlich angesehen und dabei verstärkt festgestellt. Dass Zoom neben Pedalen vor allem formidable und portable Aufnahme-Jocks im Repertoire haben, dürfte den meisten bewusst sein. Der Fokus auf der Guitar Summit 2019 liegt jedoch bei den kompakten Pedalboards – das G1X, das G3Xn sowie das G5n, die allesamt im Booth angespielt werden konnten.
Guitar Summit 2019 – Walrus Audio Effects
Walrus Audio Effects sind für mich persönlich ein schwieriges Thema. Ähnlich wie bei Earthquaker Devices habe ich oft den Eindruck. dass tolle Konzepte auf mäßige Klangqualität stoßen. Zugegeben – die distinkte Optik kann mehr als die von Earthquaker Devices und die meisten Geräte haben durchaus ihre Daseinsberechtigung. Doch auch nach einer halben Stunde am Booth von Face Music wurde mir wieder bewusst, dass sich zunächst in Sachen Vorlieben bei mir nichts ändern wird. Die große Descent-Reverb-Maschine ist ein umständlich und oft kontra-intuitiv funkltionierendes Pedal, der Iron Horse ein sehr kratziges High Gain-Distortion-Pedal und das Slö seltsam dünn. Wofür ich persönlich immer einen soft spot haben werde: Das toll klingende Chorus-Pedal Julia. Aushängeschild von Walrus Audio ist aktuelle das Defcon sowie das EB-10, ein durchaus leistungsfähiger 3-Band-EQ und Preamp.
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – JPTR FX
Für Chris Jupiter und JPTR FX dürften die letzten zwei Jahre etwas Besonderes gewesen sein. Die junge Pedal-Firma ist im Pedal-Mainstream angekommen. Davon zeugt die Thomann-Platzierung und die Tatsache, dass die populärsten Youtube-Kanäle, die mit Pedals zu tun haben, sich den Jungs und Mädchen aus Wilhelmshaven inzwischen gewidmet haben. Das Fernweh und den Super Weirdo hatten wir bei uns bereits im Test. Harte Arbeit zahlt sich eben aus. In unserer Verstärker-Reportage gehen wir auf den Apollo ein – das erste Topteil der Firma, das Chris gedenkt, hoffentlich bald in Serie zu bringen. Darüber hinaus werden zwei neue Pedale pro Jahr nun angepeilt – ein beträchtliches Pensum, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit hinter einem Pedal steckt und die meiste Arbeit von Chris höchstpersönlich reingesteckt wird. „Die Welle reiten und soviel mitnehmen, wie geht“, meinte Chris hierzu. Jptr FX haben definitiv ein Momentum aktuell und wir natürlich den Neuerscheinungen mit Freuden auf den Zahn fühlen.
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – Crazy Tube Circuits, VS Audio
Wie eingangs erwähnt, sind die meisten nicht-deutschen Hersteller aus der unmittelbaren europäischen Nachbarschaft eingeflogen. Sowohl Crazy Tube Circuits als auch VS Audio sind beides griechische Firmen, die aus Athen stammen. Das Gespräch mit den Jungs verlief anregend – da wurde darüber sinniert, dass die zweitgrößte Stadt Griechenlands, Thessaloniki, gerade dabei ist, ein kleines Mekka für experimentierfreudige Musiker und Hersteller zu werden, wie sie es schafften, sich trotz der Krise über Wasser zu halten und wie man es am besten schafft als Hersteller von Stompboxen bestimmte Meilensteine zu erzielen. Es ist ein hartes Brot, das zweifelsohne nur mit viel Leidenschaft erworben werden kann. Was dabei mitunter rumkommt?
Der Sidekick von Crazy Tube Circuits beispielsweise: Ein Miniatur-Pedalboard, wenn man so will, mit integrierter Cab-Simulation und DI-Out, den typischen Effektgerät-Sektionen, die separat geroutet werden können und mit ordentlicher Klangqualität daherkommen. Statt wie die meisten Pedalboard-Kompaktlösungen braucht das Sidekick kein Display und spielt auch im Design nicht mit futuristischen Assoziationen. Es ist und bleibt ein Pedal, ein feines, ungemein intuitives Gerät, das einen Review wert ist.
Auch die Jungs von Tsakalis Audio Works haben beachtliches in den letzten Jahren vollbracht. Den Dual Channel Overdrive Royal Flush dürfte ein paar kennen: den Medusa-Kopf auf dem Panel und den sehr weichen, differenzierten Low Gain-Sound in einem und den Medium Gain Sound im anderen Kanal. Doch auf dieses Pedal mögen sich die Jungs nicht ausruhen. Das Project Diana und das Alchemy-Pedal sind ein Delay/Reverb- und ein Modulations-Pedal, die gemeinsam per CV-Befehle gegenseitig ihre Parameter beeinflussen können. Interessant!
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – Electro Harmonix
Auch am Start, selbstredend: EHX. Der Stand der amerikanischen Firma war einen Großteil der Zeit über nahezu überlaufen, da es einige Neuheiten zu bestaunen gibt. Zum einem durften einige Pedale über die Neuauflage des Klassikers, den Dirt Road Special gespielt werden, den wir hoffentlich bald bei uns im Test haben werden. Darüber hinaus waren natürlich die kleinen 11er Reihen von Interesse.
Kleiner als die Boss-Treter, aber ähnlich umfangreich fällt beispielsweise das MOD 11 aus, das wir bald unter die Lupe nehmen wollen und das mit einer lückenlosen Riege an Modulationen aufwartet: Tremolo, Univibe, Chorus, Flanger – alles dabei. Beim Anspielen überraschte mich dann doch die sehr klare und satte Klangqualität der Modulationen. Alles andere als dünn oder künstlich und das obwohl soviel auf so kleinem Raum passiert. Ob das an den hochwertigen Kopfhörern lag oder nicht – das wird erst noch nachvollzogen, wenn das Testgerät bei uns eintrudelt. Auch angespielt – das Bass 9, das kommende Woche in einer Rezension unseres Autoren Johannes Krayer ausführlich vorgestellt wird. Aber ehrlich gesagt sollte bei so einem legendären Namen ein schönerer Stand drinnen sein – zwei Tisch und ein Banner und weit und breit keinen Ansprechpartner zu finden: ein bisschen wenig.
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – Gamechanger Audio
Die vielleicht spannendste Firma unter den persönlich präsenten Booths sind zweifelsohne Gamechanger Audio gewesen – mal wieder. Ich habe die Jungs in der Vergangenheit gerne in Schutz genommen und werde es auch weiterhin tun. Der gängige Vorwurf, dass GA einfach eine kleine Gimmick-Firma sind, ist Blödsinn und unfair. Die Jungs nehmen ihre Sache ernst: jeder trägt Anzug, mit Augenzwinkern natürlich. Der Andrang spricht auch für sich und ziemlich groß. Das Plasma-Pedal ist eins dieser klanglich distinkten Produkte, die dafür sorgen, dass sich eine Firma in die Wahrnehmung der Menschen drängt: Mit nichts vergleichbar, mutig, nicht unbedingt jedermanns Sache, aber vor allem auch handwerklich groß. Was als nächstes bei Gamechanger passiert, durfte am Booth bestaunt werden.
Zum einem war da das Plasma-Rack – eine U1 Effekteinheit für den Studio-Gebrauch, bei dem ich ein derart schlechtes Timing erwischte und keine Sekunde vor Ort damit verbringen konnte. Das spielt letzten Endes keine Rolle – das Testexemplar hat uns erreicht und wird von mir demnächst ausführlich auf Herz und Nieren überprüft – worauf ich äußerst gespannt bin. Doch was man am wenigsten am Booth der Pedal-Bauer hätte erwarten können: Dass sich die Jungs die letzten zwölf Monate doch tatsächlich in die Synthesizer-Welt eingearbeitet haben und ein eigenes Synthie-Monster erschaffen haben.
Für mich persönlich erfolgt die Einarbeitung in die Synthesizer Welt schleppend – sie passiert, aber es ist eben doch eine eigene Welt. Also war einer der Jungs so nett und demonstrierte mir die Kapazitäten des Motor Synth. „When did you build this?“, fragte ich die Jungs. „Last year. With no prior knowledge about Synthesizer.“ Die Demonstration verläuft jedenfalls eindrucksvoll. Ein analoger, elektro-mechanischer, der die Oszillatoren mit kleinen Elektromotoren betreibt. Irre spannend – bin gespannt, was die Kollegen der Synthesizer-Abteilung zu dem Gerät zu sagen haben werden.
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – KMA Machines
KMA aus Berlin sind die vielleicht aktuell beliebtesten, deutschen Pedalbauer. Das ist zumindest mein Eindruck. In meinem persönlichen Umkreis kenne ich einige, die mit dem Astrospurt Phaser oder dem Fuzzly Bear arbeiten. Gute Qualität für einen guten Preis. Zuletzt machte man mit dem Horizont auf sich aufmerksam – ein etwas sperriges, aber potentiell großartiges Phaser-Pedal, das den Astrospurt nahm und ihn mit hundert multiplizierte. Digitales LFO, Sweep Mode, Batteriebetrieb – einiges dabei. Doch richtig der Durchbruch ist damit noch nicht gelungen. Das dürfte sich alsbald ändern: Das nun erschienen Cirrus-Delay wird von vielen Youtube-Channels als kleine Ambient-Wunderwaffe gefeiert. Die Höreindrücke sind vielversprechend und nachdem ich mich selbst ein wenig mit dem Gerät vertraut machte, verstand ich auch, woher der bisherige Hype rührt: Die Modulationen reagieren in Kombination mit dem Sensitivity-Regler ungemein fein – gab es in der Form, in Kombination mit diesen Parametern meines Wissens auch noch nicht. Ein ganz klarer Kandidat für ein baldiges Review!
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – Chase Bliss Audio
Ein kleiner, persönlicher Traum geht in Erfüllung: Nach Planung und Absprache mit dem sympathischen Andy Ebsen von der Effektboutique und Dany Meeuwissen von Pro Audio Sales haben wir uns ein Procedere ersonnen, um der deutschen Pedal-Welt eine der interessantesten Pedal-Firmen der Welt endlich näher zu bringen: Chase Bliss Audio. Das vorliegende Pedalboard der Firma wird mich nach der diesjährigen Guitar Summit erreichen und im Rahmen eines mehrteiligen Features seziert, auseinander genommen und vorgestellt. Man will nicht zuviel versprechen außer eins: CBA haben ein paar der besten Pedale aller Zeiten gebaut. Wie es trotzdem sein kann, dass hierzulande niemand von der Firma gehört hat – auch das werde ich in meinem ausführlichen Review der Produkt-Palette besprechen. Vorfreude en masse!
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – Focusrite Audio
Focusrite Audio stellen keine Pedale her, sondern die vielleicht beliebtesten Audio-Interfaces für Gitarristen und analog und digital arbeitender Musiker. Unsere Kollegen der Studio-Abteilung haben die dritte Generation der Focusrite Scarletts ausführlich getestet und im Zeichen dessen stand auch der Booth der Firma in der Guitar Summit. Besserer Klang – das hat die neue Generation dieser Audio Interfaces versprochen, was unser Amazona-Review entsprechend bestätigte. Auch weniger Latenz soll gegeben sein. Das Octopre, ein grundsolider und preislich angemessener Achtkanäler konnte hier mitunter mit einem Novation Launchpad in Sachen Klangqualität und -klarheit getestet werden.
Guitar Summit 2019, Gitarren Pedale – BluGuitar
Floorboards, Floorboards, Floorboards – wohin man auch guckt. Der Trend hält sich hartnäckig, wobei die Frage berechtigt ist, für wie lange noch. Immer bessere Software-Editoren sind oft platz- und preissparend und vor lauter Produktflut droht einem langsam ein bisschen die Übersicht flöten zu gehen. Aber das macht soweit nichts. Denn Tatsache ist: Jedes Floorboard hat seinen Charakter und zumeist jedenfalls seine Daseinsberechtigung. Bei BluGuitar gilt das alle Male. Die Mercury Edition der AMP1-Reihe hat einen guten Eindruck hinterlassen. Als nächstes ist das Iridium dran, das ich im Verlauf von einer halben Stunde anspielte und dabei, zugegebenermaßen, ein bisschen enttäuscht war. Der Vintage- und Classic-Kanal gefallen gut, aber der im Vorfeld hochgelobte Modern-Kanal kam mir dann doch etwas muffig vor. Das kann aber auch nur lediglich der Situation geschuldet gewesen sein – viel um einen herum, wenig Konzentration – ein eher flüchtiger Eindruck. Klar ist, dass wir uns das Iridium näher ansehen werden, um festzustellen, ob die Metal-Palette hier doch was taugt.