Report: Guitar Summit - die Effektpedale!
Inhaltsverzeichnis
Gitarrenpedale waren 2019 eins unserer zentralen Themas bei der Guitar Summit. Auch dieses Jahr gab es einige Aussteller, doch mein Eindruck war, dass es ein bisschen spärlicher zuging. Es hat ein bisschen der „totale“ Hingucker gefehlt, bzw. die Geschäftigkeit und Dichte des Geschehens von 2019. Nichtsdestotrotz – einige Namen konnten Akzente setzen, und es liegt auf der Hand, dass sich noch in diesem Jahr einiges tun wird. Wir hatten bereits einen ausführlichen Blick auf die wichtigsten Pedalerscheinungen des Jahres geworfen – und zwar hier:
Also, ohne weitere Umschweife: Folgende Effektpedale und -firmen kamen vor unsere Linse und überzeugten entweder mit bewährtem oder neuem Material.
- Guitar Summit 2022 – Report Gitarren Part 1
- Guitar Summit 2022 – Report Gitarren Part 2
- Guitar Summit 2022 – Report Amps & Gitarrenverstärker
DSM & Humboldt
Wir hatten vor geraumer Zeit den DSM & Humboldt Simplifier DLX im Test – und für unsereins, neben dem Walrus Audio ACS1, handelt es sich um die beste Amp-in-a-box-Lösung, die man kriegen kann für Bares. Wer den DLX nicht kennt – eine kleine Rückbesinnung auf den ursprünglichen Simplifier ist an Stelle sicher nicht verkehrt:
Die DSM & Humboldt Jungs waren sehr freundlich und zuvorkommend – und ließen mich auch prompt wissen, dass man aktuell an etwas ganz neuem arbeitet, das auf dem Erfolgsrezept des DLX aufbauen soll.
JPTR FX
Selbstverständlich darf JPTR FX auf einer deutschen Musikmesse nicht fehlen. Dabei fiel mir erneut auf, dass sich im Laufe der letzten Jahre dann doch ein ordentliches Portfolio der Firma etabliert hat: Vom Kaleidoskop über die Jives bis hin zum Super Weirdo, dem Katastrophe und vor allem dem fantastischen Warlow hat JPTR FX eine echte Nische etabliert, die inzwischen international Wiederkennungswert hat.
Die ultraschweren JPTR Gitarren waren ebenfalls am Stand zu begutachten. Wer da nicht Rücken kriegt – keine Ahnung. Zitat Chris Jupiter: „Ich liebe es einfach, wenn Gitarren besonders schwer sind“ – im wortwörtlichen wie übertragenem Sinne. Die Dinger röhren.
Eins meiner persönlichen Messe-Highlights: Nevermore-Legende Jeff Loomis besuchte den JPTR FX Stand und setzte sich an den neuen TITAN 250 der Firma. Nachdem Jeff erstmal das enorme Gewicht der Custom Guitars anerkannte, ließ er sich von Chris durch die Soundpalette des Titan führen. Jeff nickte, kommentierte, und war nach ein paar Minuten bereits wieder völlig in seinem Instrument vertieft.
Was die Interaktion von JPTR FX Pedalen mit dem Amp angeht, muss man ganz klar sagen, hier ist der Firma ein Schlüsselmoment gelungen. Der Titan ist bereits eine Nummer für sich: Das Low End des Amps ist so wuchtig, dass JPTR FX einen High Pass Filter eingebaut haben, der sich jedoch ausschalten lässt. Wer im Anschluss an den normalen Bass-Faktor noch die Katastrophe oder den Warlow einschaltet, darf sich freuen. Selten etwas so Brachiales gehört. Das Profil von JPTR FX bekommt immer mehr Kontur – Hut ab.
Lehle Effects
Lehle Effects sind so etwas wie das Schweizer Taschenmesser der Pedalwelt – und vor allem für Gitarristen oder Bassisten mit einem Multi-Channel Setup, einem Stereo-Setup, einem Vier Kabel Setup oder einem Setup mit mehreren Amps einfach eine unverzichtbare Ergänzung. Lehle Pedale helfen nicht nur aus, sie ermöglichen bestimmte Setups überhaupt erst.
Auch das legendäre Lehle Volume Pedal darf natürlich nicht fehlen.
VS Audio
VS Audio aus Griechenland haben im Laufe der letzten Jahre uns mit ein paar richtig tollen Schönheiten beehrt. Wir hatten mit dem VS Royal Flush Dual, dem Aftermath, dem Straight Flush und der Pandora Fuzz Box eine Menge Spaß. Es war auch schön, an diesem Punkt die alten Bekanntschaften mit den Gesichtern hinter der Marke auffrischen zu lassen. Das erfreuliche hierbei ist, dass die Firma sich selbst einfach weiter treu bleibt – und wir uns allein schon deshalb den Blackbird als nächstes ansehen werden.
Strymon
Tja, was lässt sich zu Strymon sagen? War mal wieder eine Art Vergegenwärtigung, sich an das Strymon-Board zu setzen und zu merken, dass die Firma eines, wenn nicht sogar das beste Pedal-Portfolio auf dem Markt hat. Mir wäre es zum Beispiel nicht in den Sinn gekommen, den Volante und das Iridium mal zusammen zu probieren – ein absoluter Wahnsinnssound, den man so direkt an eine P.A. rausschicken kann.
Mit viel Hype erwartet – und dann auch abgeliefert: Der NightSky war die letzte wirklich größere Veröffentlichung der Firma. Leider ist mein Eindruck, dass viele immer noch nicht verstanden haben, wieviel Potential in dem Pedal steckt. Die MIDI-fähige Modulationen der Hallsounds, die auch noch sequenziert werden können – das ist schon was ganz besonderes, und diese Erinnerung hat der Besuch am Strymon Stand ebenfalls nochmal aufgefrischt.
Nobels
Nobels und der ODR-1 – the gift that keeps on giving? Ganz klar eine besondere Angelegenheit, halten doch viele das ODR-1 für eins der besten Overdrive-Pedale aller Zeiten. Leider fehlt mir die persönliche Erfahrung mit dem ODR-1, etwas, das ich gerne ändern möchte. Der Stand war dicht belaufen – was für sich spricht. Immerhin gab es auch ein Gewinnspiel für einen ODR-Mini – leider hatte ich da aber kein Glück.
NUX
Eins der spannendsten neueren Pedale dürfte das Nux Tape Echo Delay sein. Es verspricht – für einen vergleichsweise lächerlichen Preis – feinste, analoge Delay-Wärme. Wir haben das Pedal am Sonntag im Test. Mein Eindruck am Board war jedoch positiv: das Pedal klingt hervorragend, super transparent und super warm. Aber dazu mehr am Sonntag.
Dreadbox
Warm & dreamy, analog goes screamy – kann man so stehen lassen. Die Dreadbox-Pedale haben einfach Charme und schaffen den Sprung vom Synthie-Namen zum relevanten Pedaltreter-Hersteller mehr und mehr. Guter Preis für Gitarrenpedale mit Charakter – das ist Dreadbox für die Gitarrenwelt.
Catalinbread Effektpedale
Nun zu Catalinbread, die – das geben wir freimütig zu, in unserer Redaktion zuletzt ein wenig zu kurz kamen. Wir gedenken das, spätestens im kommenden Jahr zu ändern und die Firma im Rahmen eines Porträts vielleicht umfangreicher zu beleuchten – verdient haben sie es alle Male. Ist gar nicht so lange her, da hat unser Autor Stephan Güte eine Liebeserklärung an das Catalinbread Echorec geschrieben. Auf der Guitar Summit dieses Jahr kam ich endlich dazu, das Callisto ein biscchen zu testen sowie das ziemlich fantastische Fuzzrite-Pedal. Insgesamt also eine Firma, die weiter relevant bleiben wird.
Caroline Guitar Company
Erinnert sich noch jemand an Caroline Guitar Company? Es gab eine Zeit vor ein paar Jahren, als der Hype um die Firma vor allem aufgrund des Haymakers und des Meteore fast schon bisschen absurd anmutete – immerhin handelt es sich weitgehend immer noch um Boutique-Kunst mit Ecken und Kanten. Trotzdem ist davon etwas im „Pedal-Mainstream“ angekommen, und ich kann mich durchaus an eine Zeit erinnern, als man auf vielen Boards das Meteore antraf. Von dem Hype ist heutzutage nicht mehr ganz so viel übrig – nichtsdestotrotz war das Anspielen der Pedale eine schöne Erinnerung daran, dass es diese besondere Pedalfirma nach wie vor gibt und sie uns hoffentlich bald mal wieder mit einer Neuheit vom Hocker haut.
Walrus Audio
2021/2022 waren die Jahre für Walrus Audio – die Firma hat einen enormen Output an den Tag gelegt und dabei einen hohen qualitativen Standard eingehalten. Ich kann nur nochmal sagen – das Lore von Walrus Audio ist eine besonders feine Ambient-Maschine, das ACS-1 eine sensationelle Amp-in-a-box-Lösung und der Luminary eins der schönsten und ansprechendsten Octave-Generator auf dem Markt, dessen zweite Version wir demnächst im Test haben werden. Man kann nur hoffen, dass sie dran bleiben, ohne übers Ziel hinauszuschießen. Quo Vadis, Walrus Audio? Wir sind gespannt!
Beetronics
Die Fuzz-Abrissbirnen der letzten zwei Jahre haben zweifelsohne Beetronics geliefert – meine Güte, was hatte ich meinen Spaß mit dem Vezzpa und dem Beetronics Fatbee. Zuletzt hat uns auch das Zzombee überzeugen können – es ist einfach pure Fuzz-Kunst, was Beetronics uns da präsentieren. Und vor allem – man hat das Gefühl, dass das letzte Worte diesbezüglich noch lange nicht gesprochen ist. Die Firma hatte zuletzt eine leichte Renaissance in Sachen Output zu verzeichnen und das Profil der Firmenidentität mit coolen Promoaktionen zusätzlich geschärft. Auch hier also – man bleibt sehr gespannt, was es noch geben wird von Seiten Beetronics.
Eventide
Eventide bleiben relevant – auch nach all den Jahren, als sie uns mit den ersten, flächendeckenden Multieffektpedalen beehrten. Durch das TriCera Chorus, das Rose, das Blackhole und das Micro Pitch Delay hat die Firma einen Hammer nach dem anderen rausgehauen. Ehrlich gesagt, war man irgendwann fast schon überfordert – immerhin hat die Firma mit dem H9 die ultimative Effektkiste bereits vor Jahren rausgebracht. Es bleibt also fraglich, ob es möglich ist, daran je anzuknüpfen. Nein – und das will die Firma auch gar nicht eigentlich. Man merkt im Zusammenspiel des TriCera mit dem MicroPitch zum Beispiel, dass trotz des enormen Umfangs des Ganzen keinerlei Redundanzen bestehen – und dass das alles irgendwie ganz besonders ineinander greift.