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Musikmesse 2019, Rundgang News: Keyboards & Pianos

Digitalpianos, Flügel und Keyboards, oder sonst noch was?

5. April 2019

Ein Report, der sicher keiner wäre, wenn man nicht flexibel denkt und sich in Halle 3 auf der Frankfurter Musikmesse 2019 etwas anders orientiert. Peter Grandl hatte es in seinem letztjährigen Musikmessereport schön beschrieben, dem man allerhöchstens hinzufügen könnte: Noch leerer, noch weniger Aussteller, noch breitere Gänge und vor allem viel weniger Synthesizer. Herrschte in der Bläser- und Schlagzeughalle zuvor ein regelrechtes Getöse, konnte man sich dieses Mal fast in normaler Lautstärke unterhalten. Auch in der Klavierhalle 3 war das nicht anders, selbst gewichtige Flügel wurden weniger. Selbst Waldorf und Korg waren dieses Jahr nicht vertreten, für Hersteller von Synthesizern ist die SuperBooth inzwischen klar die Messe schlechthin. Dabei hätte Korg den überarbeiteten Pa1000 mit HDMI-Videoausgang zeigen können, der bis auf eine andere Firmware-Ausgabe und Stützbatterie identisch bleibt. Den Test von Felix Thoma könnt ihr hier nachlesen, die Musikant-Erweiterung für Pa700 und Pa1000 wurde bereits letztes Jahr vorgestellt und seit Ende letzten Jahres ausgeliefert. Die neue Version erkennt man übrigens an der Seriennummer ab 40000.

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korg pa1000

Kurzweil zeigte fast als Einziger mit dem Performance Controller PC4 zur Musikmesse eine neue Synthesizer-Workstation mit 88 Tasten, hier unsere Ankündigung. Die Besonderheit neben einem 16-spurigen MIDI-CC-Stepsequencer ist eine FM-Engine mit sechs Operatoren, die auch FM-SysEx-Daten der Instrumente aus den 80er und 90er Jahren versteht. Gerne hätten wir ein Bild erhascht, doch war das Instrument stets mit Aufsicht versehen.

Mit dem kompakten und günstigen Entertainer-Keyboard Kurzweil KP-300 X präsentiert man ein solides Alltagswerkzeug, das über die internen Lautsprecher gar nicht mal schlecht klingt.

Kurzweil KP-300

Das Kurzweil M70 scheint ein neues Digitalpiano zu sein, näheres im Netz ließ sich derzeit nicht ausmachen.

Kurzweil M-70

Kawai goes öko und erklärt, dass alle für ihre Produkte verwendeten Hölzer nachhaltig und ökologischen Standards entsprechen und nach DIN EN 13986 E1 zertifiziert sind. Gemäß CITES erklärt man weiterhin, dass keine geschützten Hölzer in der Produktion mit einfließen. Wird beispielsweise der Begriff Mahagoni in der Beschreibung verwendet, entspricht dies dem Synonym für nicht geschützte Hölzer – sehr sympathisch. Hier das Shigeru SK-3, für diesen Flügel muss man knapp 50.000 Euro hinblättern.

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Kawai SP-3

Das Kawai NOVUS NV10 ist ein Digitalpiano und bietet einen Touchscreen mit 5 Zoll und verfügt als erstes über die Millenium III Hybrid Flügelmechanik sowie die SK-EX Rendering Klangerzeugung. Für dieses Digitalpiano mit ONKYO-Soundsystem sind fast 10.000 Euro fällig, dafür sieht es aber auch sehr schick aus und die Fichtentasten fühlen sich auch gut an. Innen sorgen solide Komponenten aus ABS Carbon für lange Haltbarkeit, hochpräzise optische Sensoren ersetzen die Saiten und wandeln jeden Anschlag entsprechend um. Schon spannend, wie mechanisch ein Digitalpiano sein kann.

Kawai Novus NV-10

Die Aures-Serie von Kawai umfasst digitale und hybride Klaviere, die sich auch fürs Wohnzimmer eignen. Hier das Kawai Aures K-200 ATC.

Kawai Aures K-200 ATC

Symbiosen sind gut, wenn zwei Hersteller ihre Expertise bündeln können. So kommt von Clavia aus Schweden das Nord Grand, dessen gewichtete Klaviatur in Zusammenarbeit mit Kawai entwickelt wurde. Es kommt ohne Lautsprecher, diese sind als Zubehör erhältlich. Dadurch kann es als Stage Piano und Klavier zu Hause verwendet werden. Hier lesen Sie unsere News dazu.

 

Für asiatische Hersteller sind Messen in Europa eine gute Möglichkeit, ihre Produkte hier zu etablieren. Das gilt auch für den mir bis dato unbekannten Hersteller Hangzhou Worlde Digital Piano, der seine Masterkeyboards unter der Marke Blue Whale vorgestellt hat. Dazu gesellt sich auch ein Padcontroller, Klangerzeuger gehören ebenfalls zum Angebot.

Worlde Padcontroller

Haptisch hinterlassen die Geräte einen wirklich guten und soliden ersten Eindruck. Aluminiumfront, 25 bis 88 Tasten mit Aftertouch und integriertes USB-Interface klingen für mich wirklich ansprechend. Das gilt leider nicht für die Website, hier ist es eher Kraut und Rüben.

Worlde Blue Whale 25

Der Markt elektronischer Orgeln ist seit Jahren rückläufig und bis auf Bühneninstrumente quasi nicht vorhanden. Roland verkauft die Atelier-Serie nicht mehr in Europa, somit ist die Orla-Ringway RS1000 E mit rund 9.000 Euro eines der wenigen Instrumente und das Spitzenmodell der italienischen Orgelfamilie. Für mich so etwas wie ein kleiner großer Traum, jedoch darf man bei den Klängen nicht die Qualität eines Pa4X oder Genos erwarten. Das Notenpult ist praktischer Deckel und kann über die Tastatur geklappt werden. Orla fertigt übrigens auch Digitalpianos und Keyboards. Die RS1000 E ist übrigens schon einige Jahre am Markt. Das ist auch vermutlich ein Grund, warum Keyboards deutlich flexibler und fortschrittlicher sind, wenn man die Instrumente einzig auf die Klangerzeugung runterbricht. Immerhin wiegt so ein Trümmer auch rund 80 Kilo.

Orla RS1000 E

Gerade Yamaha zeigte sich noch vor einigen Jahren richtig groß, inzwischen ist aber auch nur noch ein kleiner Bereich für Professionals in der Networking-Area in Halle 4.1 übrig geblieben. Neben akustischen Instrumenten gab es weder Genos noch Montage, dafür aber einige Flügel und Silent Pianos.

Yamaha Silent Piano

Bei TransAcoustic-Pianos lässt sich die physikalische Resonanz des Gehäusebodens antriggern, so dass man es auch als Digitalpiano nutzen kann und dank Silent Piano wahlweise elektronisch spielen kann. Äußerlich merkt man davon allerdings recht wenig.

Yamaha TransAcoustic Piano

In Halle 8 präsentierte MakeProAudio den LEGO-Synthesizer, der auf dem vorgestellten Dino Park Modeling-Synthesizer basiert, wir haben hier darüber berichtet. Dabei handelt es sich um kein komplettes Gerät, sondern um eine Plattform, aus der die verschiedensten Produkte entstehen können.

MakeProAudio Dino Park Lego-Synthesizer

Dino Park kann auch anders, wie wäre es mit einem Synthesizer in der Zigarrenkiste?

MakeProAudio Dino Park in Zigarrenkiste

Und so sieht das Ganze innen aus.

MakeProAudio Dino Park in Zigarrenkiste innen

Beschränkt auf Tasteninstrumente abseits von Klavieren und Sakralorgeln war die Musikmesse 2019 kein wirklich großes Ereignis, schon gar nicht für Synthesizer-Freunde. Diese wanderten alle auf die SuperBooth ab, aus meiner Sicht eine logische und nachvollziehbare Konsequenz. Es bleibt zu hoffen, dass es der Musikmesse im Ergebnis nicht so ergeht wie der CeBIT. Doch sind wir ehrlich, ein häufiger Imagewechsel ist nichts, was nachhaltig bleibt und sicher tragen auch die zum immens hohen Kosten für Hersteller und Distributoren dazu bei. Apple erlebt schließlich auch gerade, dass man ein Smartphone preislich auch nicht unbegrenzt teurer machen kann.

Abschließend noch eine persönliche Anmerkung: Für mich als stark sehbehinderter Mensch ist eine große Messe wie diese eine Herausforderung. Daher gilt ein ganz besonderer Dank an meine „engagierten Engel“ Hannah und Laura, die zum einen für die Fotos verantwortlich zeichnen und zum anderen auch für mich die Augen offen gehalten haben. Somit sei mir verziehen, wenn die eine oder andere Neuheit unterging, aber dafür ist schließlich auch die Kommentarfunktion gedacht. Wir lesen uns gleich wieder im Studio-Report 2019.

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 Beats  DJ  Gitarre & Bass  Keys  Stage  Studio  Vintage
Forum
  1. Profilbild
    Martin Andersson RED

    Danke für Deinen Messebericht, Stephan.
    Da hab ich wohl nicht viel verpasst. Es war einmal eine wichtige Messe für Musik… es ist sehr schade, dass die Messe-Organisatoren die Zeichen der Zeit nicht erkannten und mit überhöhten Ausstellerpreisen die kleinen und innovativen Firmen abschreckten. Vor ein paar Jahren gab es an der MusikMesse eine Art Super-Booth im Kleinformat, wo die Leute von SchneidersLaden ein paar richtig schöne Geräte zeigten. Darauf hätte man aufbauen können.
    Für mich als Keyboarder lohnt sich der Weg nach Frankfurt nicht mehr, wobei… einen Shigeru Kawai würde ich gerne anspielen. Die bekommt man sonst nur selten zu Gesicht.

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @Martin Andersson Hallo Martin, ich bin bei Flügeln nicht im Thema, aber vom Fleck weg wirkte das Instrument auf mich sehr positiv, für den würde ich mich glaube entscheiden können. Wobei ich die 41.000 Euro Differenz sparen würde, mit der Orla RS 1000 E könnte ich glaube mehr anfangen. ;) Was SuperBooth angeht, hast Du sicher Recht, die Konsequenz werden sicher nicht nur die Preise, sondern auch Anfahrtswege sein. Ich kenne diesen Effekt von Blindenhilfsmitteln, die bis Anfang des Jahrtausends auf der RehaCare in Düsseldorf ausgestellt und seit über 10 Jahren in die SightCity nach Frankfurt verlagert wurden. Das Ding brummt seitdem und die haben aktuell mehr Anfragen, als Ausstellerplätze. Der Trend geht sicher weg von den Global Playern, hin zu thematisch beschränkten Events. Zur SuperBooth kommen eben nur diejenigen, die sich für Keys und Synthesizer interessieren. Man könnte ja von der CeBIT lernen, da gab es ja auch genügend Abspaltungen. Seit dem WMC ist der Mobilfunkmarkt aus Hannover auch verschwunden.

  2. Profilbild
    Violator

    Die Superbooth ist mir leider zu weit weg. Sowohl von der einfachen Fahrtstrecke von 500km die ich zu bewältigen hätte, als auch von dem dort Gebotenen. Ich bin in der „Modular-Synthetischen-Baukastenecke“ überhaupt nicht unterwegs, ist aber meiner Meinung nach Hauptbestandteil der Superbooth und somit für mich unattraktiv.
    .
    Schade ist es, daß auf der MM in Frankfurt die Musikelektronik so gut wie gar nicht mehr vertreten ist. Das war immer ein Tagesauflug wert und auch fahrtechnisch für mich kein Problem. (280km einfach)
    Als Posaunist konnte ich mich vor ein paar Jahren wenigstens noch in der Brass-Abteilung vergnügen.
    Aber dort habe ich inzwischen auch das Gefühl, durch einem chinesisch/koreanischen Billigbazar zu schlendern.
    Deshalb auch kein Tagesausflug mehr nach Frankfurt zur MM.

    • Profilbild
      Stephan Merk RED

      @Violator Du sprichst einen wichtigen Punkt an, den ich selbst übersehen habe: Synthesizer ist nicht nur Bastelecke und natürlich waren schwarz/weiße Tasten von Novation, Waldorf oder sonstwem für mich auch eher Anziehungspunkt, als eine LED-Blinkstation, obwohl auch faszinierend. Du täuschst Dich aber, die SuperBooth ist nicht nur Bastelecke, dort gibt es alles das, was auf der Musikmesse zu sehen war, also auch Keys. Nur E-Pianos weniger, auch die Home- und Entertainer-Keyboards, da wird man künftig wohl zum Musiker-Treff nach Erfurt fahren müssen. Was die chinesischen Hersteller angeht, sind solche Messen natürlich eine große Chance, Distributoren zu finden. Für die lohnt sich das offenbar auch preislich, wenn sie in Europa Produkte absetzen wollen.

    • Profilbild
      k.rausch AHU

      @Violator Die Superbooth ist ab dieses Jahr wesentlich attraktiver für Keyboarder auch abseits von Euroracks, denn zahlreiche Hersteller, die der Musikmesse fernblieben, sind auf der SB Ausstellerliste zu finden. Die SB kommt zu diesem Vergnügen wie die Jungfrau zum Kind, denn es ist dem mangelnden Musikmesse-Charme zu verdanken, dass die sich alle nach Berlin auf die Socken machen. Wir hatten den Niedergang Musikmesse hier bei Amazona seit 2016 in nahezu jedem Messereport aller Rubriken beschrieben und auch den Missmut, der sich bei uns Autoren dadurch einstellte. Trotzdem hat die Messegesellschaft dieses Jahr nochmal einen draufgesetzt und in Sachen Unattraktivität neue Maßstäbe gesetzt. Selbst Veranstaltungen wie letztes Jahr Gino Vanelli und diesmal Tony Carey waren wegen ungekonnter Werbung eher Wohnzimmerkonzerte. Da die Musikmesse interdisziplinär ist, Superbooth und Guitar Summit aber nicht, müssen sich Multiinstrumentalisten und Bands, die solche Shows besuchen, damit abfinden, nicht mal eben von den Drums rüber zu den Keys und dann den Gitarren zu laufen. Tja.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @k.rausch k.rausch: „Die Superbooth ist ab dieses Jahr wesentlich attraktiver für Keyboarder auch abseits von Euroracks“
        Auch wenn ich kein großer Freund von zu sehr spezialisierten Messen bin, wird das für mich der Grund, im Mai zum ersten Mal zur Superbooth zu gehen. Eine große Multiinstrumentmesse ist für mich nicht durch mehrere kleine zu ersetzen.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Die MM ist nicht mal mehr ein Schatten ihrer selbst. Vom absolutem Highlight zum traurigem Event der Bedeutungslosigkeit in nur wenigen Jahren. Die Hallen leer. Kaum noch Aussteller und ein paar einsame Besucher. Ich war seit 1991 jedes Jahr in Frankfurt. Für mich war das ein Highlight im Jahr. Treffpunkt mit Gleichgesinnten, rammelvolle Hallen, man konnte kaum noch treten. Alles was Rang und Namen hatte war hier vertreten. Wie kann man so etwas Großes in so kurzer Zeit zu Grunde richten? Das ist mir ein Rätsel.

    • Profilbild
      fragment

      Der Verfall der Musikmesse ist eigentlich überhaupt kein Rätsel, wenn Du „heute“ mit „damals“ vergleichst und noch berücksichtigst, welche Kundschaft auf der MM hauptsächlich unterwegs war.
      HEUTE werden wir auf Gearnews, Bonedo und Amazona tagesaktuell ganzjährig über alle (!) Branchenneuigkeiten informiert und in Reviews mit Bild, Video und Audio versorgt. Wer mehr braucht, schaut sich YT an – in-depth tutorials, in-depth reviews, interviews, shoot outs, etc.
      DAMALS gab es im Monatsrhythmus eine Handvoll Zeitschriften, die jeweils nur einen kleinen Teil des Marktes mit Text (!) darstellen konnten.
      Kleine Messen wie die Superbooth transferieren das, was wir heute über das Internet geboten bekommen, in eine kompakte Veranstaltung für Gleichgesinnte.

      • Profilbild
        FlippDurch

        @fragment Trotzdem wäre es ja eine super Sache wenn die Superbooth gleichzeitig am gleichen Ort mit dem Rest wäre.
        Ab und an fahre ich zum BIG T und das ist ja auch schon fast wie ne kleine Messe für mich und auch wenn mich hauptsächlich Synthies und ähnliches interessieren, so freue ich mich trotzdem den ganzen Rest anzusehen und auch zu testen.
        Gitarren z. B.
        Schade eigentlich.
        Berlin ist mir auch einfach zu weit zu fahren, genau aus dem Grund den du beschreibst…. Man kennt ja eh alles bis ins Detail aus den Medien.
        Sonst wäre ich bestimmt da hin.

  4. Profilbild
    Son of MooG AHU

    Ich war in den 90ern einige Male bei der MusikMesse und, obwohl mich Synthies am meisten interessieren, machte immer wieder Zufalls-Entdeckungen in anderen Sparten, die mir sonst entgangen wären. Diesen Blick über den Tellerrand verliert man leider bei Fach-Messen wie der Superbooth.

    • Profilbild
      hauserj

      @Son of MooG Da stimme ich 100%. Abseits der eigenen Instrumente was Neues zu sehen und hören fand und finde ich das eigentlich spannende.

  5. Profilbild
    dr w

    schade dass diese „diskussion“ hier so versteckt ablaeuft.
    eigentlich sollten die verantwortlichen der MM das mal in voller schoenheit unter die nase gehalten bekommen.

    irgendwie istz doch so dass alle – naja: einige – jedes jahr hinrennen zur seit-ewiger-zeit-aufgebahrten-oma um zu gucken ob sie durch irgendeinen kosmischen zufall wieder lebendig geworden ist.

    ist sie aber nicht. sondern der gestank der verwesung wird staerker und staerker.
    wir sollten die toten ruhen lassen – das leben geht weiter…

    und wir koennen am lagerfeuer davon schwaermen wie toll es damals war – in den 80er und 90er jahren auf der mm frankfurt.

      • Profilbild
        Stephan Merk RED

        @Violator Was ich mich nur frage ist, ob es sein kann, dass sich einfach der Schwerpunkt verlagert hat. Weg von Instrumenten, ausgenommen der chinesischen Hersteller, hin zu einer Art Spartenmesse. Anders formuliert, gibt es nicht Bereiche im Musik-Business, die weniger auf Hard- und Software ausgerichtet sind, aber dennoch mit dem Angebot zufrieden sind, was man in Frankfurt liefert? Wir hatten dieses Jahr zum zweiten Mal an einer Umfrage der Messe mitgemacht. Da werden wir sicher nicht die einzigen kritischen Stimmen gewesen sein.

        • Profilbild
          AMAZONA Archiv

          @Stephan Merk Wenn man die Musikmesse nur aus einer Richtung betrachtet, nämlich der von Keyboardern/Synth-Spielern, dann hat sie definitiv nachgelassen. Das liegt meiner Meinung nach an der mittlerweile schieren Masse der Hersteller und Angebote, die nicht alle Platz auf der MM finden. Dass viele enttäuscht sind, wenn „ihre“ Hersteller nicht vertreten sind, ist die logische Folge, was wiederum dazu führt, dass diese Besucher nach und nach ausbleiben. Das führt dazu, dass immer weniger Keyboard-/Software-Hersteller zur MM kommen usw. Ein Teufelskreis.

          Betrachtet man jedoch die vielen unterschiedlichen akustischen Instrumente, ist es dort nach wie vor so, dass man sich gegenseitig auf die Füße tritt. Bei Yamaha sind die Flügel so dicht gestellt, dass man kaum Platz zum Sitzen hat um ein Instrument anzutesten. Vier Kontrabasse werden in einem Messestand von gefühlten eineinhalb Quadratmetern präsentiert. Ebenso die Cembali. Bei den Blasinstrumenten klebt ein vollgestopfter Ministand am anderen.

          Was ich sagen will, die Antwort auf diesen Satz von Dir, Stephan
          „gibt es nicht Bereiche im Musik-Business, die weniger auf Hard- und Software ausgerichtet sind, aber dennoch mit dem Angebot zufrieden sind“
          ist, dass die anders ausgerichteten Bereiche gerade deswegen mit dem Angebot zufrieden sind.

          • Profilbild
            Stephan Merk RED

            Genau das habe ich nicht beobachtet. Gitarren und Schlagzeuge teilen sich inzwischen eine Halle, viele Gitarrenbauer fehlten, die in den letzten Jahren da waren, das Lautheitsniveau hat spürbar abgenommen, selbst in der Klavierhalle. Yamaha war doch nur in Halle 4.1 zugegen, für B2B und Presse. Man trifft mehr auf fernöstliche Hersteller, auch bei den Bläsern. Dort konnten wir uns dieses Mal normal unterhalten, vor zwei Jahren war das immer ein Tinitus-Effekt durch den Grundlärm. Ich sehe zumindest nicht, dass das im Akustikbereich anders ist, daher ja mein Gedanke. Das Anspielen von Instrumenten scheint generell nicht im Fokus zu stehen, was aber dann? Die Keys hat es spürbar heftiger getroffen, keine Frage, aber es trifft inzwischen doch alle Genres von Instrumenten. Dafür trifft man dann auf AIDA Cruises in Halle 4.1.

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Der Bedeutungsverlust der Musikmesse liegt auch an der Diversifizierung der Branche. Noch nie gab es so viele kleine Hersteller und öffentlich gesponserte Projekte (crowd funding) wie heute, von denen nicht viele überhaupt daran denken, ihre Produkte auf der MM zu präsentieren. Dafür gibts kompaktere Veranstaltungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, was auch den Besuchern zugute kommt, die sich konzentrierter informieren können.

    Allerdings hat das aus meiner Sicht auch Nachteile. Als ich noch nach Frankfurt fuhr, geschah das zwar hauptsächlich wegen der elektronischen Sachen, aber es war doch immer anregend, auch mal Produkte aus anderen Sparten anzusehen und zu testen. Auf diese Weise bin ich zu Effekt- und sonstigen Geräten aus dem Bereich Gitarre, Bass und Drums gekommen, die ich damals nicht auf dem Schirm hatte. Sowas passiert auf spezialisierten Messen eher nicht.

  7. Profilbild
    Monolith2063

    Auf Facebook wird auf Kritik von Seiten der Musikmesse nur damit reagiert, dass man an den neuen Konzepten arbeiten würde und nächstes Jahr wäre es wieder richtig gut. Aha, habe ich schon mal gehört. Letztes Jahr. Und im Jahr davor. Glaubt das noch jemand? Ja, neue Konzepte wie die Musikmesse Plaza, schön und gut. Aber wenn die Hersteller wegbleiben, dann verliert die Messe nun mal und dann kommt auch niemand mehr hin. Und ich denke nicht, dass man Hersteller nur mit einem neuen Konzept wieder zurückholt, sondern auch mit günstigeren Standpreisen. Denn dazu kommen noch die Hotelpreise. Ich wohne selbst in Frankfurt und kenne das von externen Kollegen in der Firma, dass die immer versuchen nicht nach Frankfurt zu kommen, wenn eine große Messe ist, weil dann wieder die Hotelpreise explodieren. Das alles zusammen macht die Musikmesse unattraktiv, wenn die Firmen nicht genügend Benefit wieder einholen. Oder sie bleiben nur noch im Händlerbereich.
    Dass die Musikmesse nur noch ein Schatten ihrer Selbst ist, scheint beim Management schon angekommen zu sein. Angeblich will man die Messe wieder zu der alten Weltbedeutung zurückführen, wo sie schon mal war. Allerdings glaube ich nicht daran. Dass die Messe mittlerweile nur noch ein Trauerspiel ist, kam ja nicht plötzlich, sondern hat sich über Jahre entwickelt. Man hat aber nur zugeguckt und ein wenig rumgedoktert.

  8. Profilbild
    defrigge AHU

    Die Fotos von der Messe vermiiteln den morbiden Charme eines Musikladens in der Vorstadt, in dem es neben der Piano-Abteilung eine kleine Synthesizer-Abstellkammer gibt. Diese Messe, die mal Plattform für wichtige Neugkeiten war, ist wohl auf Abschiedstour.

    Wenn die Superbooth dafür Jahr für Jahr richtig gut wird, soll’s mich nicht stören.

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