Recording Klassiker zum Schnäppchenpreis
Wer träumt nicht davon, einen der berühmten Universal Audio oder API Recording-Klassiker sein Eigen zu nennen? Oder benötigt ihr für die nächste Aufnahme etwa ein originales Neumann U67 oder gar ein AKG C414 EB? Mal abgesehen davon, dass ein Großteil dieser Recording-Legenden natürlich nur noch gebraucht zu bekommen sind, ist der Zustand der gebrauchten Produkte eine Sache für sich. Viele dieser Geräte haben teils mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel, wer weiß da schon, ob alles regelmäßig gewartet, repariert und im Ganzen pfleglich behandelt wurde. Denn wenn man schon vierstellige Summen für den geliebten Recording-Sound ausgibt, sollte es doch bitte ein Gerät sein, was nicht nach dem ersten Einsatz im wahrsten Sinne des Wortes abraucht. Eine gute Alternative sind Klone, d.h. Nachbauten der originalen Produkte, nur eben deutlich günstiger, inklusive Garantie und in der Regel mit modernen Features ausgestattet. Wir haben für euch die aktuellen Klone samt zugehörigen Testberichte, Fotos und Audiobeispielen zusammengestellt. Denn die Frage bleibt: Wie nah kommen die Klone ihren originalen Vorbildern?
Spricht man von Klonen, muss zugleich der Name Warm Audio fallen. Die amerikanische Firma hat sich nahezu komplett dem Nachbauen von berühmten Recording-Klassikern versprochen und um es vorweg zu nehmen, die Produkte sind in der Regel allesamt sehr gut verarbeitet, bieten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis und sind klanglich oft sehr nah am Original dran, wenn auch in der Regel nicht zu 100%. Und da ergibt sich die nächste Frage: Müssen die Klone klanglich zu 100% mit ihren Vorbildern übereinstimmen bzw. was ist überhaupt das „Original“? Oft gibt es ja diverse Revisionen oder Bauteile werden aufgrund fehlender Verfügbarkeit im Laufe eines Produktlebens abgeändert, so dass sich der Klang ändert. Puristen mögen den ersten Teil dieser Fragestellung eindeutig mit ja beantworten, Musiker und Produzenten, die Musik nur nebenbei als Hobby oder semi-professionell betreiben, können im Hinblick auf die deutlich niedrigeren Anschaffungskosten der Klone vielleicht mit 80-90% des Originalsounds leben.
Nun aber genug der Vorworte, hier unser Marktüberblick der aktuellen Klone für den Bereich Studio und Recording, alphabetisch sortiert nach den Herstellern der Originale.
Klone von AKG Produkten
AKG C12
Beim Warm Audio WA-CX12 handelt es sich um ein Röhren-Großmembran-Kondensatormikrofon in Anlehnung an das legendäre AKG C12, von dem zwischen 1953 und 1963 lediglich 2500 Stück in Österreich gebaut wurden.
Das WA-CX12 bietet einen schönen, weichen und ausgewogenen Klang mit einem kräftigen Sättigungseffekt und einer ausgeprägten Färbung. Die Nieren- und Kugelcharakteristik hat Warm Audio gelungen umgesetzt, während die Acht etwas nasal und unausgewogen klingt, ebenso treten manche Plosivlaute unvermittelt hervor. Es eignet sich laut unserem Autor besser für lautere Klangquellen, da bei einer hohen Verstärkung der Nebengeräuschanteil deutlich hörbar wird.
AKG C414 EB
Nein, Kopfhörer von AKG sind bis dato noch nicht geklont worden, auch wenn man aufgrund der Anzahl der aktuell erhältlichen Kopfhörer davon ausgehen könnte. Dafür aber das AKG C414 EB. Warm Audio hat sich diesem Mikrofon angenommen, im speziellen der selteneren EB-Version mit der CK12-Kapsel.
Das Original ist nur noch gebraucht erhältlich, die Preise liegen im unteren vierstelligen Bereich. Da scheint das Warm Audio WA-14 mit 479,- Euro Anschaffungspreis fast ein Schnäppchen zu sein.
AKG D19
Mit dem Warm Audio WA-19 hat sich der US-amerikanische Hersteller einem weiteren Mikrofon von AKG angenommen. Dieses u. a. auch von den Beatles genutzte Mikrofon hatte seine Hochzeit in den 1960er-Jahren und kam erstmals 1957 auf den Markt.
Das Warm Audio WA-19 ist neben seinem kultigen Äußeren und seiner ihm eigenen Haptik ein echter Geheimtipp für die Aufnahme von Akustikgitarren, während es bei der Aufnahme von verzerrten Gitarrensounds eher farblos und harsch klingt. Wie so oft ist die Anwendung entscheidend, nicht jedes Mikro ist für alle Zwecke die richtige Wahl. Wie die Beatles klingt man damit natürlich nicht, nur weil man zufällig mal das gleiche Mikro benutzen. Aber gewisse Eigenarten im Sound sind schon erkennbar. „Vintage“ – und das hat seinen Reiz.
Das Mikrofon gibt es in den Farben Schwarz und Nickel zum Preis von 219,- Euro.
Klone von Ampex
Von früherem Ampex-Equipment gibt es lediglich von Warm Audio einen Nachbau – bzw. zwei, denn die Preamps WA-MPX und WA-2MPX gibt es in einer 1-Kanal- und 2-Kanal-Version zu kaufen. Das Original wurde ursprünglich als Vorverstärker für eine Ampex Bandmaschine konzipiert, dieses sollte das Eingangssignal optimal für die Bandaufnahme vorbereiten. Die beiden mächtigen Mono-Einschübe im Rack-Format hatten jeweils ein großes zentrales VU-Meter, vier Bakelit-Drehregler und einen Input-Transfer-Switch. Dazu noch Schalter für Phase, PAD und Instrumenten-Level (HI-Z) und sogar ein Kopfhörerausgang.
In unserem Test überzeugten die beiden aktuellen technisch blitzsauber und sehr gut verarbeiteten Preamps mit einem warmen und dichten Röhren-Mojo. Die Vorverstärker sind ordentlich ausgestattet, machen in unterschiedlichsten Studio-Settings eine gute Figur und die Tape-Saturation erfüllt selbst sterile Klänge zum Leben.
Klone von API Audio Produkten
API Audio 312
Auch zwei API Audio Produkten hat sich Warm Audio bereits angenommen. Einem Preamp, genauer genommen, dem API 312, hat der Hersteller zwei Klone gewidmet. Der einkanalige WA-12 MKII, der aktuell sogar den ersten Platz in unserer Charts Mic Preamps im Einsteigersegment einnimmt. Darüber hinaus bietet Warm Audio mit dem WA-412 eine 4-kanalige Version davon an.
Auch Black Lion Audio hat sich dem API 312 gewidmet. Und zwar in Form des kompakten B12A Mk3 und des 4-Kanälers B12A Quad.
Klone von Fairchild
Fairchild 670
Sicherlich war die Herchild-Serie von Heritage Audio eines der aufwändigsten Nachbauten, die der spanische Boutique-Hersteller jemals angegangen ist. Herausgekommen sind zwei Rack-Geräte der Extraklasse: Heritage Audio Herchild 660 und Herchild 670. In einem aufwändigen Vergleichstest mit dem Original haben wir uns dem 670 angenommen und es wurde schnell klar: Der Heritage Audio Herchild 670 schaut seinem Fairchild 670 Vorbild nicht nur in fast jeder Nuance zum Verwechseln ähnlich, auch die so wichtigen inneren Werte überzeugen auf ganzer Linie. Außerdem hat der Herchild durch eine „modernisierte“ Mid-Side-Schaltung eine Stereoverbreiterung on top. Das handwerkliche Können, in Kombination mit den zu erzielenden Ergebnissen, lassen nur die glatte 1 als Bewertung zu.
Klone von Gates Radio Company Produkten
Gates Radio Company Sta Level Limiting Amplifier
Die Gates Radio Company gehört sicherlich zu den weniger bekannten Herstellern, dafür ist der Klon Wes Audio Timbre umso interessanter. Sein Vorbild „Sta Level Limiting Amplifier“ war einer der ersten Pro Audio Kompressoren überhaupt und wurde ab Mitte der 1950er Jahre produziert. Der polnische Hersteller Wes Audio widmet sich diesem Vari-Mu-Kompressor, der zumindest optisch nicht ganz weit weg von dem rund 20 Jahre später erschienen LA-2A weg war.
Klone von Neumann Produkten
War die Anzahl der Mikrofon-Klone früher noch recht überschaubar – Nachbauten von Preamps, Kompressoren oder Equalizern waren deutlich in der Überzahl – so hat sich das mittlerweile stark geändert. Neben dem bereits erwähnten WA-14 als Klon des AKG C414 EB hat beispielsweise Warm Audio etliche weitere Mikrofon-Klone im Programm.
Neumann U47
Von seinen U47-Nachbauten hat Warm Audio mittlerweile einige Exemplare und Varianten im Angebot. Nach den ersten Versionen namens WA-47 und WA-47 jr. kam im Jahr 2022 die FET-Variante WA-47F auf den Markt. Dazu gibt es aktuell eine Limited-Edition.
Neumann U67 und Neumann U87
Darüber hinaus haben sich die US-Amerikaner mit den Produkten Warm Audio WA-67, WA-87, WA-Classic den beiden Neumann-Mikrofonen U67 und U87 gewidmet.
Neben Warm Audio haben sich aber auch andere Hersteller den berühmten Neumann-Sound zum Vorbild genommen. So u.a. Peluso mit dem 2247 oder Stam Audio mit dem SA-47. Beide findet (und hört) ihr im folgenden Vergleichstest im direkten Vergleich mit einem U47:
Neumann KM84
Auch dem Kleinmembraner KM84 hat sich Warm Audio bereits angenommen und bietet diese unter dem Namen Warm Audio WA-84 seit 2019 an. Laut unserem Autor zeigt das WA-84 definitiv eine gewisse Ähnlichkeit zum Original, wobei das Neumann KM-84 im direkten Vergleich aber detaillierter auflöst und bietet sehr fein klingende Höhen, während das WA-84 dazu neigt, hier eher bedeckt abzubilden. Wer gerne die Höhen seines Instruments bändigen will, für den kann das WA-84 eine gute Wahl sein. Es klingt tendenziell “warm” und ist ein “Weichzeichner”, was in bestimmten Situationen gut passen kann.
Klone von Neve Produkten
Im Jahre 1970 stellte Rupert Neve & Co den Mikrofonvorverstärker/Equalizer Neve 1073 vor, der im Zuge der Erstauslieferung einer A88 Konsole erstmals zum Einsatz kam und schnell zu einem der wichtigsten Preamps wurde. Unter dem Firmennamen AMS Neve bietet das Unternehmen auch heute noch 1073 Preamps in allerlei Versionen an.
Neve 1073
Gerade in den letzten Jahren gab es eine wahre Flut an 1073 Klonen. Neben dem von uns bereits im Jahr 2018 getesteten WA-73 EQ gibt es mittlerweile vielfältige Ausführungen diverser Hersteller. Die Optik des Warm Audio Pendants, das in Mono, Stereo, mit und ohne EQ erhältlich ist, ist dabei klar am originalen Neve 1073 angelehnt. Hier geht’s zum Test des WA-73 EQ.
Auch der spanische Hersteller Heritage Audio hat sich dem 1073 gewidmet und mehrere unterschiedliche Versionen entwickelt. Mono, Mono samt Equalizer sowie eine Version in Stereo und eine Desktop-Version namens DTT-73. Die dazugehörigen Tests haben wir euch hier verlinkt:
- Test: Heritage Audio DTT-73, Mikrofonvorverstärker mit DI
- Test: Heritage Audio HA-73 EQ, Mikrofonvorverstärker mit Equalizer
Neve 1081
Dazu passend auch gleich der Link zu unserem Channelstrip-Test HA-81A:
Wer lieber seine API-500-Lunchbox mit neuen Geräten füllen möchte, wird ebenfalls bei Heritage Audio fündig. Hier geht’s zum Test des 73JR Preamp, dem 73EQ JR sowie dem 2264JR Kompressor, im übrigen ebenfalls ein Klon, in diesem Fall des Neve 2264 Limiters/Kompressors aus dem Jahr 1974.
Der mit der Auf- und Umrüstung bekannt gewordene Hersteller Black Lion Audio ist zwar kein Hersteller, der zu 100% auf Nachbauten ausgerichtet ist – mittlerweile widmen sich die US-Amerikaner vermehrt dem Thema Strom – die ersten Produkte des in Chicago, USA beheimateten Unternehmens waren jedoch Klone. Dazu gehört auch der B173 MK2, der einkanalige Mic-Preamp, der als Hommage an den 1073 von Neve gedacht ist, mit seinem Aufbau aber eine ganz eigene Version darstellen soll. Auch als 4-Kanal-Version Quad bietet Black Audio den B173 mittlerweile an.
Ebenfalls seit vielen Jahren im Bereich der Klone/Nachbauten aktiv, ist Stam Audio. Mikrofone, Equalizer, Preamps, Kompressoren etc. hat Joshua van der Stam im Angebot. So u. a. auch einen 1073:
Weitere Information zu Stam Audio findet ihr hier.
Sagt man Nachbau, muss sogleich auch der schwedische Hersteller Golden Age Project genannt werden. Die unterschiedlichsten Klone hat das Unternehmen im Angebot und natürlich gibt es auch diverse 1073 und 1081 Varianten:
- Test: Golden Age Project Comp-54 MK2, Vintage Style Kompressor
- Test: Golden Age Project EQ-73 Mk2, Equalizer
- Test: Golden Age Project EQ-81 Mk2, Equalizer
- Test: Golden Age Project Pre-73 DLX Mk2, PRE-73 DLX Premier, Mikrofonvorverstärker
Nicht vergessen darf man auch den Hersteller BAE Audio, der ebenfalls schon viele Jahre im „Klon-Markt“ aktiv ist. Hier geht es zur Website des britischen Herstellers.
Zu guter letzt noch der Hinweis auf unseren großen 1073-Klon-Vergleichstest:
1073 und 1081 sind bei weitem nicht die einzigen Recording-Produkte, auf die sich die aktuellen Neve-Nachbauten beziehen. So widmet sich Heritage Audio mit dem HA609 Elite beispielsweise dem Neve 33609 (hier der Testbericht zum Original). Ebenfalls daran angelehnt ist der Successor.
Eine interessante Kombination aus einem Mikrofonvorverstärker im Stil eines Neve 1073, einem erweiterten 3-Band-Equalizer, ebenfalls basierend auf dem 1073 bzw. 1084, einem Class-A DI-Eingang zum Direkteinspielen von Gitarren und Bässen sowie einen Dioden-Brücken-Kompressor bietet Heritage Audio mit dem Britstrip an.
Klone von Pultec Produkten
Pultec EQP-1
Geht es um bekannte Equalizer, steht der Hersteller Pultec ganz weit oben auf der Liste. Dies haben sich auch mehrere Hersteller gedacht und widmen sich ihren ganz persönlichen Modellen des bekanntesten Pultec EQs, dem EQP-1. Dieser passive Equalizer ist für seine selektive Abschwächung und anschließende Aufholverstärkung bekannt; mehr zum Prinzip des EQP-1 findet ihr in den folgenden Testberichten der EQP-1 Klone:
- Test: Tegeler Audio Manufaktur EQP-1
- Test: WES Audio LC-EQP
- Test: Warm Audio EQP-WA
- Test: Klark Teknika EQP-KT
API oder Pultec: wieso sollte man sich entscheiden. wenn man beides haben kann? Das hat sich vermutlich auch Black Lion Audio gedacht und mit dem Eighteen eine passende Kombi entwickelt:
Klone von RCA
RCA 44BX
Das Warm Audio WA-44 ist eine originalgetreue Nachbildung des kultigsten Studio-Bändchenmikrofons aller Zeiten, so der übersetzte Beschreibungstest auf der Warm Audio Website. Der Urahn, das RCA 44BX, war in den 1920er-Jahren schon eine gesetzte Größe in den Aufnahmestudios auf der Welt und laut Warm Audio kann man erst jetzt mit neuesten Materialien und modernen Fertigungsmethoden einen adäquaten Nachbau herstellen. Das WA-44 ist in jeder Hinsicht ein mikrofongewordenes Superlativ.
Klone von Roland
Roland „Dimension-D“ SDD-320
In der Reihe seiner Nachbauten von legendären Geräten der 1970er- und 1980er-Jahre hat sich Behringer a.k.a. Klark-Teknik mit dem BBD-320 eines Effektgerätes angenommen, das es wert war, wieder aus der Versenkung geholt zu werden. Die Umsetzung ist wirklich hervorragend gelungen. Für all diejenigen, die eh schon immer in ihrem Rack dieses wunderbare Frontplatten-Understatement haben wollten, das fast nur noch von der Focurite Redseries-Blindplatte übertroffen wird, stellt sich die Frage nicht, ob sie den Sound in Software haben wollen.
Klone von SSL Recording Equipment
SSL G Bus Compressor
Der Warm Audio BUS-COMP ist ein komplett analoger, 2-kanaliger Stereo-VCA-Kompressor, basierend auf „klassischen Schaltungskreisen“ mit 2180 VCAs – als Vorbild diente hier der berühmte SSL G Bus-Compressor.
Klone von Sony
Sony C-800G
Vor allem im US-amerikanischen Bereich gilt das Sony C-800G als legendär und kam und kommt auf unzähligen Aufnahmen zum Einsatz. Vor allem Rapper, R&B und Hip-Hopper setzen auf das Mikrofon, aber auch Künstler wie Mariah Carey, Luther Vandross, Michael Jackson, Steely Dan, Dr. Dre, Rihanna, Eminem, Justin Bieber etc. schwören auf das Mikrofon. Mit dem WA-8000 hat sich Warm Audio diesem Mikro angenommen. Der Klang ist wunderbar ausgewogen, mit einer Spur Wärme, Sanftheit und Tiefe hat aber trotzdem die notwendige Klarheit, um die Stimme gut in den Vordergrund zu holen. Entsprechend hat man mit dem WA-8000 einen gelungenen Nachbau geschaffen, ohne bei der Technik oder der Ausstattung zu sparen. Nicht nur das Mikrofon selber, auch Netzteil, Shockmount und Kabel überzeugen da auf ganzer Linie.
Klone von Telefunken Mikrofonen
Telefunken ELA M 251
Das originale ELA M 251 wurde von 1960 bis 1965 von Telefunken verkauft. Entwickelt wurde das Großmenbran-Mikrofon von AKG, nachdem zuvor umgelabelte Neumann Mikros angeboten wurden. Das ELA M 251 war mit der berühmten CK-12 Kapsel aus dem C-12 ausgestattet, auch die Elektronik entsprach weitgehend dem C-12, wurde aber durch eine Telefunken AC-701 Röhre ergänzt. Originale ELA M 251 sind sehr selten anzutreffen, was sicher auch die Legendenbildung um das Mikrofon unterstützt. Entsprechend hoch ist der Gebrauchtmarktpreis, der sich in deutlich 5-stelligen Regionen bewegt. Selbst die überall hochgelobten Kopien der Telefunken Elektroakustik, einer amerikanischen Firma, die sich seit dem Jahr 2000 für den Bereich Mikrofone die Marken- und Lizenzrechte gesichert hat, knacken die 10.000,- Euro Grenze noch locker.
Klone von Tube Tech
Tube Tech CL 1B
Der Heritage Audio Tubesessor ist ein guter Opto-Kompressor in Anlehnung an den Tube-Tech CL 1B. Seine Verarbeitung macht einen soliden Eindruck und auch die Bedienung gestaltet sich weitestgehend selbsterklärend. Klanglich überzeugt der Tubesessor mit dem für einen Opto-Kompressor typisch entspannten und musikalischen Regelverhalten, das sich dank der flexiblen Attack- und Release-Werte überaus vielseitig nutzen lässt. Seine Röhrentechnik und Übertrager sorgen für einen schönen, gefärbten Ton, der dem Eingangssignal stets einen runden, weichen und warmen Charakter verleiht.
Neben seiner Funktion als Kompressor kann der Tubesessor auch als Sättigungs- und Overdrive-Effekt genutzt werden, womit sich kräftige, organische Ergebnisse erzielen lassen. Während des Tests wirkten lediglich die festgelegten Regelzeiten des „Fixed-Settings“ etwas unausgewogen, da sie bereits bei leichten Kompressionswerten Verzerrungen auslösten.
Ein weiterer Nachbau ist der Warm Audio WA-1B, ein Mono-Kompressor mit optischem Element und Röhren gemäß dem Vorbild aus Dänemark: Dem Tube-Tech CL-1B. Technisch ist er bis auf wenige Details identisch. Dazu gleicht er ihm optisch wie ein Ei dem anderen und die Bedienung ist ebenso einfach und intuitiv. Die Verarbeitung ist sehr sauber. Wer auf der Suche nach einem Tube Tech Nachbau ist, der sollte sich den CL-1B unbedingt einmal anhören.
Klone von UREI/Teletronix/Universal Audio Produkten
UREI 1176 und Teletronix LA-2A
Auch die Limiter/Kompressoren 1176 sowie der LA-2A gehören mit Sicherheit zu den am bekanntesten Produkten aus dem Recording-Bereich. Dementsprechend verwundert es nicht, dass auch diesen Geräten bereits mehrere Klone gewidmet wurden und das obwohl Universal Audio beide Produkte in Form der aktuellen LA-2A Revision sowie des 1176LN weiterhin produziert.
Der WA76 von Warm Audio bildet einen UA 1176 Rev D nach. Nicht nur optisch kommt er seinem Vorbild nahe, denn er wartet mit allen charakteristischen Eigenarten des Originals auf.
Neben dem bereits erwähnten Timbre sowie dem EQP-1 hat der Hersteller Wes Audio auch einen 1176 Klon entwickelt. Der Beta 76 klingt sehr gut und ist flexibel einsetzbar. Seine nützliche Wahlmöglichkeit beim Eingangssignalweg bringt ihm ein gewisses Alleinstellungsmerkmal ein, alles Weitere dazu im Test des Wes Audio Beta 76.
Der zum Music Tribe Konzern (Behringer, TC Electronic, Midas etc.) gehörende Hersteller Klark Teknik hatte sich eigentlich einen Namen im Live-Sektor gemacht, stellt aber dank der weitreichenden Zusammenarbeit der einzelnen Unterfirmen des Konzerns auch Studio-Produkte her. Auch dieser Klon, Klark Teknik 1176 genannt, ähnelt seinem Vorbild von Universal Audio fast 1:1. Der Klang kommt zwar nicht an das Original heran, mit einem aktuellen Preis von 259,- Euro lockt er aber sicherlich den ein oder anderen Interessenten an.
Auch von Wes Audio gibt es einen 1176-Nachbau, dieser hört auf den Namen Wes Audio ng76. Dieser. hält was er verspricht und verbindet das Beste aus der analogen und der digitalen Studioumgebung: druckvoller und transparenter Analog-Sound bei vollständiger DAW-Anbindung und Plug-in-Steuerung. Beide Ebenen wurden technisch auf durchgehend hohem Niveau realisiert und ergänzen sich in der Praxisanwendung reibungslos miteinander. Der Klang des ng76 ist sehr wandlungsfähig und vielfältig, die MODERN- und VINTAGE-Einstellungen, die sich auf die verschiedenen Revisionen beziehen, grenzen sich klanglich gut voneinander ab. Der ALL BUTTONS-Modus liefert ordentlich Verzerrung, wenn dies mal gewünscht ist.
Bei solch einem Recording-Urgestein wie dem LA-2A hat sich natürlich auch Warm Audio nicht lumpen lassen und vor mehreren Jahren ihre Version des optischen Kompressors in Vollröhrentechnik entwickelt. Entgegen vieler anderer Warm Audio Produkte wurde der WA-2A in unserem Test „nur“ mit zwei Sternen bewertet, die Gründe könnt ihr hier nachlesen.
Dem aus dem LA-2A entstandenen LA-3A widmet sich der Hersteller Golden Age Project mit seinem COMP-3A. Die Röhrenschaltung des LA-2A wurde seinerseits durch Class-A Transistoren ersetzt, was letztlich im LA-3A Modell mündete. Einige Jahrzehnte später mündete die „Entwicklung“ dann in der schwedischen Klon-Version; hier geht’s zum Test des COMP-3A und des später erschienenen Comp-3A Jr.:
Einem speziellen 1176 haben sich die US-Amerikaner Black Lion Audio mit dem „Bluey“ gewidmet:
Der „Seventeen“ soll eigentlich kein 1176-Nachbau sein, sieht aber dann doch irgendwie danach aus:
Eine interessante Kombination, die auf den häufigen Einsatz eines Universal Audio 1176 (FET) zusammen mit einem LA-2A Opto-Compressor zurückgeht, hat (wieder) Black Lion Audio mit dem B172A entwickelt.
Für den ein oder anderen handwerklich begabten Musiker könnte neben den fertig montierten Klonen berühmter Klassiker auch ein Selbstbau-Projekt in Frage kommen. Unser Autor Bernd Pfeffer hat sich beispielsweise einen Fairchild 670 Röhrenkompressor gebaut und sein DIY-Projekt für uns dokumentiert:
Wie anhand dieses Artikels klar wird, bieten die Hersteller derzeit etliche Klone an. Dabei scheint der Neve 1073 das Lieblingsprodukt zu sein, das es gilt, so nah am Original wie möglich oder aber mit eigenen Raffinessen ausgestattet zu klonen. In unserer Übersicht haben wir uns bewusst auf die Hardware-Klone beschränkt, denn die Hinzunahme von Software-Plug-ins, die Preamps, Equalizer oder Mikrofone simulieren, hätte sicherlich den Rahmen gesprengt. Stellvertretend für Plug-ins seien an dieser Stelle nur die Hersteller Universal Audio, Softube oder Waves genannt, deren Plug-ins Emulationen berühmter Klassiker wir teilweise bereits separat getestet haben.
Ich finde es klasse, dass 1. Warm Audio (in erster Linie) die ganzen Schätzchen wieder auflegt und 2. die ganzen Copyprotektoren und -Moralisten das noch nicht mitbekommen haben. Aber die Firma fängt ja auch mit w und nicht b an. 😛Weit hinten im Alphabet.
@Tai ROTFL
In diese Liste könnte man (oder sollte unbedingt!) auch die Mikrofone von JZ Mics aufnehmen. Vintage 67 soll ein TLM67 KLon sein.
Black Hole BH2 ein C800G Klon.
Vintage 11 ein U67 Klon
Vintage 12 ein AKG C12 Klon
@chalaco Wo hast du denn diese Info her?
Ich hatte die GAP Version des C800g hier im Test und besitze das JZ BH-2 schon ewig selbst. Die haben absolut nichts miteinander zu tun.